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DER DURCH FZ: Fertigungszentren von Chiron

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2<br />

TUTTLINGEN<br />

Der <strong>Chiron</strong>-Standort<br />

Auf dem Weg nach Wien und Budapest – Die Donau bei Tuttlingen<br />

Von welcher Seite man sich der<br />

lebendigen Kreis- und Industriestadt<br />

nähert, stets fällt der Blick<br />

auf die hoch über dem Häusermeer<br />

thronende Festung Honberg.<br />

Man betritt eine nach<br />

Jahren alte Stadt, durch deren<br />

Mitte die noch junge Donau<br />

fließt. Dieser große europäische<br />

Strom entspringt nur dreißig<br />

Kilometer westlich bei Donaueschingen,<br />

um später Städte wie<br />

Wien, Budapest, Belgrad zu<br />

durchfließen.<br />

In einer idyllischen Landschaft – Tuttlingen<br />

Zur reizvollen Lage Tuttlingens<br />

tragen auch die bewaldeten<br />

Hügel bei, die die Stadt umgeben,<br />

ebenso ihre zentrale Lage im<br />

europäischen Kontext: Stuttgart<br />

oder Zürich, München oder<br />

Straßburg sind jeweils gleich nah.<br />

Wer nun ein idyllisches Stadtbild<br />

erwartet, das der historischen<br />

Bedeutung entspräche, der<br />

sucht vergebens, denn in nur<br />

wenigen Stunden zerstörte der<br />

große Stadtbrand <strong>von</strong> 1803 alle<br />

Gebäude innerhalb der Stadtmauern.<br />

Verträumte Winkel waren<br />

im planmäßigen Wiederaufbau<br />

nicht vorgesehen.


Die neue Stadt ist geradlinig,<br />

nüchtern, mit Ecken und Kanten<br />

und spiegelt so auch den Charakter<br />

der Tuttlinger wider. Im<br />

Gegensatz dazu steht die prächtige<br />

Jugendstilfassade der Evangelischen<br />

Stadtkirche, ehedem<br />

das Zentrum Tuttlingens.<br />

Die Stadt wuchs dank der Leistungsbereitschaft<br />

ihrer Bürgerinnen<br />

und Bürger und zählt heute<br />

über 34.000 Einwohner. Fleiß,<br />

Zuverlässigkeit und Qualitätsbewusstsein,<br />

gepaart mit Unternehmergeist<br />

und dem Gespür<br />

für Innovation, sind die Eigenschaften,<br />

die heute ein Unternehmen<br />

und seine Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter auszeichnen.<br />

Erfolgreiches Handeln auf<br />

dem Markt und weltweite Präsenz<br />

sind sichtbare Zeichen für<br />

den Erfolg.<br />

Erinnerung an die Geschichte –<br />

Festung Honberg<br />

TUTTLINGEN<br />

„DIE STADT <strong>DER</strong><br />

HEILENDEN<br />

MESSER“<br />

Tuttlingens Industrialisierung hat ihren Ursprung in einem<br />

Hüttenwerk des Herzogs <strong>von</strong> Württemberg, das Ende des 17.<br />

Jahrhunderts gegründet wurde. Die Gegend war ein frühes<br />

Zentrum der Nagelschmiede und Messerschmiede, Gerber und<br />

Schuhmacher.<br />

1828 gab es bereits 53 Messerschmiedemeister in Tuttlingen, die<br />

während ihrer Gesellenjahre im Ausland ihre Handwerkskunst<br />

immer mehr verfeinerten. Eine besondere Art der Weltläufigkeit,<br />

die Kunst des Umgangs mit Menschen aus fernen Ländern, zog<br />

in die Stadt ein.<br />

Die Tuttlinger waren immer offen und flexibel, während sie die<br />

Märkte beobachteten. Die Messerschmiede spezialisierten sich<br />

und reagierten, als chirurgische Instrumente und medizinische<br />

Geräte nachgefragt wurden, die die moderne Medizin dank<br />

Anästhesie und Antiseptik nun in großem Maße brauchte.<br />

Wegbereiter dieser Spezialisierung auf die Medizinmechanik<br />

und -technik waren insbesondere Gottfried Jetter und Gustav<br />

Bofinger. Tuttlingen wurde zur „Stadt der heilenden Messer“<br />

und nennt sich heute stolz „Weltzentrum der Medizintechnik“.<br />

Welche Rolle spielte <strong>Chiron</strong> dabei? <strong>Chiron</strong>s Beitrag zur Entwicklung<br />

der Medizintechnik war beträchtlich.<br />

3


4<br />

DIE GRÜNDUNG<br />

Aus zwei mach <strong>Chiron</strong><br />

Geburtsstätte <strong>von</strong> <strong>Chiron</strong> –<br />

Gebäude Schützenstraße 18<br />

in Tuttlingen<br />

Am Anfang der 20er Jahre herrschten<br />

als Folgen des Ersten Weltkriegs<br />

politische Wirren und galoppierte<br />

eine gigantische Inflation<br />

in Deutschland – die Zeiten<br />

waren schlecht. Nur besonders<br />

Wagemutige stürzten sich in neue<br />

wirtschaftliche Abenteuer. Wer<br />

es wagte, der konnte sein Geschäft<br />

machen und mit seinen<br />

Waren im Ausland harte Dollars<br />

verdienen.<br />

„Fabriken feinmechanischer Apparate<br />

und chirurgischer Instrumente<br />

GmbH“ lautete der Name,<br />

den die beiden Gründer Gottfried<br />

Schnell und Otto Staebler<br />

am 18. Juni 1921 für das junge<br />

Unternehmen in das Handelsregister<br />

beim Amtsgericht Tuttlingen<br />

eintragen ließen. Unter diesem<br />

Firmendach befanden sich<br />

fortan zwei Tuttlinger Traditionsunternehmen,<br />

die <strong>von</strong> Gottfried<br />

Schnell eingebracht wurden: die<br />

Königlich Württembergische Hofmesserschmiede<br />

S. Manz und die<br />

Fabrik für chirurgische<br />

Instrumente Bühler und Schnell.<br />

Gottfried Schnell (1874-1953)<br />

hatte sein Handwerk bei Gustav<br />

Bofinger erlernt. Auf Grund seiner<br />

technischen Begabung gelang<br />

ihm schon in jungen Jahren der<br />

Schritt in die Selbständigkeit.<br />

1916 zählte sein Betrieb bereits<br />

103 Mitarbeiter. Schnell war Mitbegründer<br />

der Tuttlinger Chirurgiemechanikerinnung.


Die Gründer – (ovales Bild)<br />

Gottfried Schnell (2.v.r.) im Kreise<br />

seiner Familie und (darüber)<br />

Otto Staebler<br />

Der Kaufmann Otto Staebler<br />

(1890-1955) stammte aus dem<br />

Stuttgarter Umland und besaß<br />

dort zwei Handelshäuser. Er<br />

stand für die kaufmännische<br />

Geschäftsführung und für die<br />

Zuführung <strong>von</strong> Kapital.<br />

Stammhaus der Firma war das<br />

Gebäude Schützenstraße 18 in<br />

Tuttlingen, das Gottfried Schnell<br />

im Jahre 1904 erworben hatte.<br />

Ein halbes Jahr nach der Gründung<br />

änderten die beiden<br />

Gründer den Namen der neuen<br />

Firma in „<strong>Chiron</strong>“. Der <strong>von</strong> Otto<br />

Staebler als dem verantwortlichen<br />

Geschäftsführer geleitete<br />

Betrieb verlegte sich bald auf die<br />

ausschließliche Herstellung und<br />

den Vertrieb <strong>von</strong> Chirurgie- und<br />

Dentalinstrumenten. Von Anfang<br />

an war <strong>Chiron</strong> nicht einer der<br />

vielen kleinen Hersteller des<br />

Handwerkszeugs für Ärzte.<br />

Bereits ein Jahr nach der Gründung<br />

waren 56 Lohn- und 14 Gehaltsempfänger<br />

bei der Firma beschäftigt.<br />

Trotzdem wurde im ersten<br />

Geschäftsjahr ein satter Verlust<br />

eingefahren: 455.000 Mark bei<br />

einem Umsatz <strong>von</strong> 2.121.000<br />

Mark. Erst im dritten Jahr wurde<br />

die Verlustzone verlassen.<br />

Die „Schwerindustrie“<br />

<strong>von</strong> <strong>Chiron</strong> –<br />

Donauwerke – Stanz- und<br />

Hammerwerke GmbH<br />

5


6<br />

Die Firmenzentrale ab 1926 –<br />

Gebäude Untere Hauptstraße 3<br />

<strong>Chiron</strong>-Werbung in den 30er Jahren – „Auch das Luftschiff ‚Hindenburg’ ist<br />

mit <strong>Chiron</strong>-Instrumenten aus nicht rostendem Stahl ausgerüstet.“<br />

Mit Feuer und Eisen – Arbeitssituation in den Donauwerken um 1930<br />

Die beiden Gründer jedoch hatten<br />

Vertrauen in die Zukunft. Sie<br />

expandierten. Drei große Investitionsvorhaben<br />

fallen in jene<br />

Jahre, und zwar 1922 die Übernahme<br />

der Donauwerke – Stanzund<br />

Hammerwerke GmbH zur<br />

Sicherung der eigenen Versorgung<br />

mit Rohlingen und für die<br />

Zulieferung an fremde Firmen,<br />

1926 der Erwerb des Gebäudes<br />

Untere Hauptstraße 3,<br />

wo sich fortan der Sitz der Geschäftsführung<br />

befand, und 1929<br />

die Aufnahme der Produktion im<br />

Zweigwerk Brackenheim.<br />

Im November 1923 gab <strong>Chiron</strong><br />

einen stattlichen Katalog für<br />

chirurgische Instrumente heraus.<br />

Auf 200 Seiten wurden<br />

3.000 Abbildungen mit 24.000<br />

Artikeln präsentiert – eine stolze<br />

Leistung für die junge Firma.


Dabei war sie für Neuheiten<br />

jeder Art offen. Als erste Firma<br />

der Branche bot <strong>Chiron</strong> chirurgische<br />

Instrumente aus nicht<br />

rostendem Stahl an. 1925 trat die<br />

Firma mit „rostsicheren Tafelbestecken“<br />

an die Öffentlichkeit.<br />

Das Stammkapital betrug nach<br />

der Inflation 20.000 RM. Die<br />

Verluste wurden weniger, die<br />

Wertschöpfung stieg. Und auch<br />

die Zahl der Mitarbeiter nahm<br />

weiter zu. 1930 beschäftigte<br />

<strong>Chiron</strong> 142 Mitarbeiter.<br />

Nur wenige Jahre der Konsolidierung<br />

waren dem Unternehmen<br />

vergönnt, denn Ende der<br />

20er Jahre geriet auch Deutschland<br />

in den Sog der Weltwirt-<br />

Zeugnis für die Leistungsfähigkeit<br />

des jungen Unternehmens –<br />

Instrumentenkatalog <strong>von</strong> <strong>Chiron</strong><br />

mit Tausenden <strong>von</strong> Artikeln<br />

schaftskrise. Das junge Unternehmen<br />

hatte dadurch aber nicht<br />

nur mit inländischen Absatzschwierigkeiten<br />

zu kämpfen,<br />

sondern hatte auch den Verlust<br />

des amerikanischen Marktes zu<br />

verkraften, dem wichtigsten Exportgebiet.<br />

Gut ausgebildete Mitarbeiter<br />

mussten entlassen werden,<br />

um die Firma über Wasser<br />

zu halten.<br />

Die Gesellschafterversammlungen<br />

verliefen turbulent in jener Zeit.<br />

Der Mitbegründer Gottfried<br />

Schnell schied 1932 aus. Seine<br />

Gesellschaftsanteile gingen durch<br />

verschiedene Hände nach geraumer<br />

Zeit an Otto Staebler.<br />

Erfolgreich in der Medizintechnik – Instrumentenherstellung bei <strong>Chiron</strong><br />

CHIRON<br />

DIE GESCHICHTE<br />

VOM NAMEN<br />

Der junge Chirurgiebetrieb<br />

legte<br />

sich den Namen<br />

<strong>Chiron</strong> zu – deutlicher<br />

Hinweis auf<br />

den hauptsächlichen Produktionszweig<br />

und auf die<br />

Position, die man sich unter<br />

den Tuttlinger Instrumentenfabriken<br />

erkämpfen wollte.<br />

<strong>Chiron</strong>, griech. Cheiron, hieß<br />

ein Zentaur in der griechischen<br />

Mythologie, ein Wesen<br />

halb Mensch halb Ross <strong>von</strong><br />

göttlicher Abkunft. Kronos,<br />

der Vater des <strong>Chiron</strong>, habe sich<br />

in Gestalt eines Pferdes der<br />

Nymphe Philyra genähert, so<br />

erklärt sich <strong>Chiron</strong>s Pferdeleib.<br />

<strong>Chiron</strong> galt als gerecht, weise<br />

und unsterblich. Seine Kenntnisse<br />

in vielen Künsten wurden<br />

gerühmt. Sein Name,<br />

vom griech. Wort „cheir“ für<br />

Hand, weist auf seine künstlerischen<br />

und handwerklichen<br />

Fähigkeiten hin. In einer<br />

Höhle im Peliongebirge<br />

erzog er<br />

viele Helden wie<br />

Achill und Iason.<br />

Sein Unterricht<br />

umfasste alle Künste: die Jagd,<br />

der Umgang mit Waffen, das<br />

Leierspiel und die Heilkunst.<br />

<strong>Chiron</strong> gilt als Begründer der<br />

Heilkunst oder zumindest soll<br />

er sie <strong>von</strong> Zeus direkt gelernt<br />

haben. Nicht zuletzt war er<br />

auch der Lehrmeister des Heilgottes<br />

Asklepios, lat. Aesculapius.<br />

Als <strong>Chiron</strong> <strong>von</strong> einem vergifteten<br />

Pfeil des Herakles verwundet<br />

wurde, musste Asklepios<br />

ihn heilen, der seinen<br />

Lehrer in der Heilkunst schon<br />

übertroffen hatte. Nach einer<br />

anderen Sage war die Wunde<br />

<strong>Chiron</strong>s unheilbar. Er verzichtete<br />

zugunsten des Prometheus<br />

auf die Unsterblichkeit<br />

und wurde <strong>von</strong> Zeus in ein<br />

Sternbild verwandelt.<br />

7


8<br />

Zielgerichtet nahmen die Nationalsozialisten<br />

nach Hitlers Machtergreifung<br />

1933 Einfluss auf<br />

alle Bereiche des öffentlichen<br />

und privaten Lebens, wobei sie<br />

zunehmend auch den Unternehmen<br />

ihre Planvorgaben aufzwangen.<br />

Zunächst galt es aber,<br />

die Massenarbeitslosigkeit zu<br />

beseitigen, was durch die Belebung<br />

der Konjunktur, die Aufrüstung<br />

und die nicht zu unterschätzende<br />

Aufbruchstimmung<br />

unter den Deutschen vordergründig<br />

auch gelang. Die<br />

<strong>Chiron</strong>-Werke profitierten wie<br />

viele andere deutsche Firmen<br />

<strong>von</strong> dieser Entwicklung.<br />

Firmenintern standen wichtige<br />

Entscheidungen an. 1936 war<br />

Otto Staebler Alleininhaber aller<br />

zu <strong>Chiron</strong> gehörenden Firmen<br />

geworden. Dies hatte zur Folge,<br />

dass aus der GmbH eine Einzelfirma<br />

wurde, die <strong>Chiron</strong>-Werke<br />

Otto Staebler. Staeblers gute<br />

Beziehungen zu den Nationalsozialisten<br />

– ohne selbst Parteimitglied<br />

zu sein – und die daraus<br />

resultierenden finanziellen Möglichkeiten<br />

wirkten sich günstig<br />

auf den Unternehmenserfolg aus.<br />

Trotz aller Geschäfte mit den<br />

Nationalsozialisten hatte Staebler<br />

eine ganze Reihe <strong>von</strong> Gegnern<br />

des Nationalsozialismus eingestellt.<br />

Auch der spätere Ministerpräsident<br />

des Landes Baden-<br />

Württemberg. Dr. Reinhold Maier<br />

war in dieser Zeit Rechtsberater<br />

des Unternehmens.<br />

<strong>Chiron</strong> erlangte hohes Ansehen<br />

in der Herstellung chirurgischer<br />

Instrumente. Zahlreiche Sondermodelle<br />

und ein überdurchschnittlicher<br />

Kundenservice zeugen<br />

<strong>von</strong> Flexibilität, Qualitätsbewusstsein<br />

und Fleiß einer<br />

<strong>DER</strong> RÜS<br />

<strong>Chiron</strong> zwischen 1933 und<br />

Rüstungsschmiede – In der Fallhammerschmiede wurden Kettenglieder für Militärfahrzeuge geschmiedet<br />

hoch motivierten Belegschaft.<br />

Der viersprachige Hauptkatalog<br />

Nr. 10 <strong>von</strong> 1937/38 erregte in<br />

der Fachwelt großes Aufsehen.<br />

Auf 500 Seiten bot <strong>Chiron</strong> ca.<br />

30.000 Instrumente an. Größere<br />

Militäraufträge trugen zur Kapazitätsauslastung<br />

bei.<br />

Ab 1936 erhielt das Produktionsprogramm<br />

mit der Herstellung<br />

<strong>von</strong> Rüstungsgütern<br />

für die<br />

deutsche Luftwaffe<br />

ein zweites Standbein.<br />

Das stellte für<br />

das Unternehmen<br />

einen Ausgleich dar,<br />

denn die Exportquoten<br />

gingen durch<br />

die Skepsis, die das<br />

Ausland der NS-Regierung<br />

entgegenbrachte, drastisch<br />

zurück. Wer für die Aufrüstung<br />

produzierte, der genoss<br />

nicht nur das Wohlwollen der<br />

Machthaber, sondern auch deren<br />

Förderung. So erhielten die<br />

<strong>Chiron</strong>-Werke eine staatliche<br />

Beihilfe <strong>von</strong> 1.150.000 RM für<br />

Investitionen. Die Einstufung als<br />

„kriegswichtiger Betrieb“ gewähr-<br />

Werkstücke aus der Rüstungsproduktion<br />

Die Messerschmitt Me 262 hatte <strong>von</strong><br />

<strong>Chiron</strong> geschmiedete Teile im Strahltriebwerk<br />

leistete auch die bevorzugte<br />

Zuteilung <strong>von</strong> Material und Arbeitskräften.<br />

Renommierstücke der<br />

Rüstungsproduktion waren die<br />

gegen Ende des Krieges im Pressverfahren<br />

gefertigten Teile für<br />

Rissprüfgerät zur Massenprüfung <strong>von</strong><br />

Drehteilen<br />

die Triebwerke des ersten zweistrahligen,<br />

in Großserie gebauten<br />

Düsenjägers der Welt, die<br />

Messerschmitt Me 262. In der Gesenkschmiede<br />

schlugen, weithin<br />

hörbar, wuchtige Hämmer Panzerketten<br />

und Teile <strong>von</strong> Flügelgranaten.<br />

Gleichzeitig gehörten auch<br />

hochwertige Prüfgeräte zur Kriegsproduktion.


TUNGSBETRIEB<br />

1945<br />

Die neue Fabrik – 1940 bezog <strong>Chiron</strong> das Werksareal in der Tuttlinger Talstraße<br />

Diese erweiterten Kapazitäten<br />

erforderten auch umfangreiche<br />

bauliche Investitionen. So wurden<br />

in mehreren Bauabschnitten das<br />

Werk Brackenheim erweitert<br />

und Filialen in der Umgebung<br />

<strong>von</strong> Tuttlingen wie in Kolbingen,<br />

Irndorf und Hausen ob Verena<br />

errichtet.<br />

Unmittelbar nach Kriegsbeginn<br />

wurde mit Unterstützung des<br />

Göring’schen Reichsluftfahrtministeriums<br />

in Berlin das jetzige<br />

Fabrikgebäude Talstraße 23<br />

in Tuttlingen gekauft und binnen<br />

fünf Monaten erweitert.<br />

Am 2. Mai 1940 erfolgte der<br />

Umzug in das große Werk. Im<br />

Rahmen der Autarkiebestrebungen<br />

wurde sogar ein firmeneigenes<br />

Gaswerk installiert.<br />

Die Exporthoffnungen wurden<br />

jedoch nicht begraben und deshalb<br />

wurde im Kriegsjahr 1940<br />

in New York die Minerva Instrument<br />

Corp. gegründet, mit der<br />

versucht wurde, den Export<br />

nach Amerika anzukurbeln.<br />

Der Kriegseintritt der USA setzte<br />

allen Bemühungen ein Ende.<br />

Ende 1939 beschäftigte <strong>Chiron</strong><br />

mehr als 300 Menschen, und<br />

trotzdem reichte es nicht: Alle<br />

Reserven mussten mobilisiert werden,<br />

um die fehlenden Arbeitskräfte,<br />

die teilweise schon zum<br />

Kriegsdienst einberufen waren,<br />

zu ersetzen.<br />

Verhüllt zur Tarnung –<br />

Die Werksgebäude im Zweiten Weltkrieg<br />

9


10<br />

Der „Musterbetrieb“ –<br />

Lehrwerkstatt und Kantine<br />

im Zweiten Weltkrieg<br />

Die tägliche Arbeitszeit pendelte<br />

sich auf zwölf Stunden ein,<br />

Frauen wurden „kriegsdienstverpflichtet“<br />

und Studenten an die<br />

Werkbänke abkommandiert. Die<br />

Zahl der Beschäftigten schnellte<br />

in die Höhe: 1944 waren es 1.121.<br />

Ab 1940 arbeiteten Menschen<br />

aus zahlreichen Ländern in den<br />

Werkhallen, auch Kriegsgefangene<br />

aus Frankreich und Zwangsarbeiter<br />

aus Osteuropa. Waren<br />

schon die Lebensumstände der<br />

deutschen Zivilbevölkerung während<br />

des Krieges kärglich, so<br />

erging es den Menschen aus<br />

dem Osten noch viel schlechter.<br />

Sie wohnten in Firmenbaracken<br />

und wurden bewacht, durften<br />

mit den Deutschen keine Kontakte<br />

pflegen und erhielten noch<br />

weniger zu essen.<br />

Verschleppt nach Tuttlingen – Ankunft <strong>von</strong> Zwangsarbeiterinnen bei <strong>Chiron</strong> um 1942<br />

<strong>Chiron</strong> war in jener Zeit ein<br />

erfolgreiches Unternehmen, bei<br />

dem der Anteil der Rüstungsproduktion<br />

am Umsatz kontinuierlich<br />

stieg: 1938: 25 Prozent, 1940:<br />

60 Prozent, 1942: 83 Prozent.<br />

1944 erzielte <strong>Chiron</strong> lediglich<br />

noch 10 Prozent seines Umsatzes<br />

mit medizinischen Instrumenten<br />

und Geräten. <strong>Chiron</strong> war zu<br />

einem Rüstungsbetrieb geworden.<br />

1995 lud die Stadt<br />

Tuttlingen ehemalige<br />

Zwangsarbeiter zu<br />

einem Besuch ein.<br />

Der ukrainische Zwangsarbeiter<br />

Grigori Masur berichtet bei<br />

seinem Besuch:<br />

„Geboren 1924 in Kalinkowa /<br />

Ukraine, kam ich mit meiner<br />

Ehefrau am 28.7.1943 nach<br />

Tuttlingen zu <strong>Chiron</strong>, wo ich<br />

in der Kesselschmiede arbeitete.<br />

Später gab es auch Ausgang<br />

ohne Bewachung. Die Arbeitszeit<br />

betrug zwölf Stunden an<br />

sechs Tagen der Woche. Es gab<br />

zwei ‚gute‘ Meister, <strong>von</strong> denen<br />

der eine heimlich Lebensmittel<br />

auf die Werkbänke legte. Ich<br />

trug das Zeichen ‚Ost Nr. 169‘<br />

und habe monatlich 80,- RM<br />

verdient. Mein Sohn ist 1945<br />

im Tuttlinger Kreiskrankenhaus<br />

geboren worden.“<br />

Fabrikant Staebler verstand es<br />

durch seine Persönlichkeit und<br />

zahlreiche Sozialleistungen, seine<br />

Mitarbeiter zu motivieren. Kommunikative<br />

und soziale Einrichtungen<br />

wie Werkschor, Werkskapelle,<br />

Werkskantine, Betriebssport,<br />

Betriebsausflüge – selbst<br />

ein Kneippbad sowie eine<br />

Brunnen- und Liegehalle waren<br />

1940 auf dem Werksgelände<br />

geplant – und die 1940 eingerichtete<br />

Lehrwerkstatt für den<br />

gewerblichen Nachwuchs festigten<br />

den Korpsgeist der „Gefolgschaft“,<br />

wie es damals hieß.<br />

1941 wurde der erste Teil der<br />

Werkssiedlung in der Kreuzund<br />

Alexanderstraße fertiggestellt,<br />

ärztliche Leistungen und<br />

die <strong>Chiron</strong>-Hilfe taten ein Übriges.<br />

Wie viele andere deutsche<br />

Wirtschaftsunternehmen war <strong>Chiron</strong><br />

mit den Machthabern und in<br />

das System des „Dritten Reiches“<br />

tief verstrickt. <strong>Chiron</strong>, der damalige„Hermann-Göring-Musterbetrieb“,<br />

musste dafür teuer bezahlen.


NACHKRIEGSZEIT<br />

Demontiert und verkauft<br />

Der Rüstungsbetrieb <strong>Chiron</strong><br />

blieb während des Krieges <strong>von</strong><br />

Bomben verschont und wurde<br />

im Mai 1945 <strong>von</strong> französischen<br />

Truppen besetzt. <strong>Chiron</strong> war<br />

geteilt. Das Werk Brackenheim<br />

lag in der amerikanischen Zone<br />

und blieb <strong>von</strong> Demontagen verschont;<br />

das Werk Tuttlingen und<br />

seine Filialen in der französischen<br />

Zone traf es wesentlich<br />

härter. Nach der Besetzung<br />

kam die alliierte Vermögenskontrolle,<br />

unter die <strong>Chiron</strong> fiel.<br />

Der Firma wurde hart zugesetzt<br />

– durch die Demontage und <strong>von</strong><br />

den Zwangsverwaltern, die ab<br />

September 1945 in der Firma<br />

agierten. Kein Betrieb in Tuttlingen<br />

verlor so viele Maschinen<br />

wie <strong>Chiron</strong>: 90 Prozent des Bestandes.<br />

Allein vom Mai 1945<br />

bis Februar 1946 wurden bei<br />

<strong>Chiron</strong> über 240 Maschinen demontiert.<br />

Sie gingen nach Frankreich,<br />

in die Tschechoslowakei<br />

und in die Sowjetunion, wohin der<br />

mächtige Gegenschlaghammer,<br />

der die ganze Stadt erschüttert<br />

hatte, abtransportiert wurde. Hinzukamen<br />

Ablieferungen <strong>von</strong><br />

Fertigwaren und Rohstoffen an die<br />

Besatzungsmacht. Erst im März<br />

1950 wurde die Zwangsver-<br />

waltung über das Vermögen der<br />

<strong>Chiron</strong>-Werke und Otto Staeblers<br />

aufgehoben.<br />

Was produzieren? Zurück zur<br />

angestammten Chirurgiemechanik?<br />

Die Fertigungseinrichtungen<br />

für Instrumente waren im<br />

Großen und Ganzen noch vorhanden,<br />

noch mangelte es nicht<br />

an Rohwaren. Die produzierten<br />

Instrumente gingen fast ausschließlich<br />

an die französische<br />

Besatzungsmacht. Aber die alliierten<br />

Mächte forderten auch<br />

Nachschub <strong>von</strong> Militärprodukten<br />

an. Aus Material, das <strong>von</strong> der<br />

Rüstungsproduktion übrig geblieben<br />

war, wurden Ersatzteile für<br />

französische Militärfahrzeuge gefertigt.<br />

<strong>Chiron</strong> war schwer angeschlagen.<br />

Die kommissarischen Geschäftsführer,<br />

Zwangsverwalter und<br />

Treuhänder vermochten, weder<br />

die Demontage noch den Niedergang<br />

der Firma zu verhindern.<br />

Zwar wurde Otto Staebler im<br />

Januar 1948 als alleiniger Geschäftsführer<br />

wieder ins Handelsregister<br />

eingetragen, er hatte<br />

aber noch keine Verfügungsgewalt<br />

über das Unternehmen.<br />

Kochherd, Kompressor und Instrumente – <strong>Chiron</strong>-Produkte in der ersten Nachkriegszeit<br />

Besetzt – Französische Truppen in Tuttlingen<br />

Um <strong>Chiron</strong> stand es schlecht.<br />

Mit Medizintechnik – sie war mit<br />

einem Umsatzanteil <strong>von</strong> 25 Prozent<br />

wieder der größte Produktbereich<br />

–, Kompressoren, Heizplatten<br />

und anderem mehr versuchte<br />

man, ins Geschäft zu<br />

kommen. Es war die Zeit der<br />

Kompensationsgeschäfte. Man<br />

produzierte das, wofür man<br />

Material hatte. Gebraucht wurde<br />

alles: <strong>von</strong> Werkzeugen bis Kochplatten,<br />

<strong>von</strong> Fingerprothesen bis<br />

zu Backöfen. Und man tauschte<br />

das Produzierte ein. Das Werk<br />

Tuttlingen lieferte Kochplatten,<br />

das Werk Brackenheim „bezahlte“<br />

mit Bratpfannen.<br />

Bei 2,7 Mio. DM Umsatz betrug<br />

der Verlust 992.000 DM im Geschäftsjahr<br />

1948/49. <strong>Chiron</strong> war<br />

konkursreif. Die Beschäftigten erhielten<br />

keinen Lohn. Da erschien<br />

– als einer der führenden Nationalsozialisten<br />

Württembergs<br />

erst ein halbes Jahr zuvor aus<br />

der Haft entlassen – der Trossinger<br />

Zigarettenpapierfabrikant Fritz<br />

Kiehn und interessierte sich für<br />

<strong>Chiron</strong>. Staebler und Kiehn waren<br />

durch mancherlei Geschäfte in<br />

den 30er Jahren miteinander verbunden<br />

gewesen.<br />

Kiehn kaufte die hoch verschuldete<br />

und immer noch zwangsverwaltete<br />

Firma <strong>Chiron</strong> im<br />

Dezember 1949 und bekam zudem<br />

noch einen Drei-Millionen-<br />

Kredit des Landes Württemberg-<br />

Hohenzollern für die Sanierung<br />

des zahlungsunfähigen Unternehmens.<br />

Die Umstände der<br />

Kreditvergabe an Kiehn nur<br />

wenige Jahre nach Kriegsende<br />

erschütterten die politische Landschaft.<br />

Wegen des Kaufpreises<br />

zerbrachen die langjährigen geschäftlichen<br />

Beziehungen Staeblers<br />

zu Kiehn. Otto Staebler starb<br />

1955 in Tuttlingen.<br />

Mit dieser Firma wollte sich<br />

Kiehn als großer Sanierer profilieren,<br />

zum Großindustriellen<br />

aufsteigen und im sich ankündigenden<br />

deutschen Wirtschaftswunder<br />

kräftig mitmischen.<br />

11


12<br />

AUTOS<br />

Kleine Wagen mit großer Leistung<br />

Zu den großen Träumen des<br />

Firmeninhabers kam Hanns Trippel<br />

gerade recht. Dieser hatte es in<br />

den 30er und 40er Jahren mit<br />

meist mäßigem Erfolg als Autokonstrukteur<br />

und -hersteller versucht,<br />

zuletzt im Bugatti-Werk in<br />

Molsheim/Elsaß, wo er Amphibienfahrzeuge<br />

für die deutsche<br />

Wehrmacht baute. Er heiratete<br />

Kiehns Tochter Gretel, wurde<br />

Geschäftsführer bei <strong>Chiron</strong> und<br />

bescherte <strong>Chiron</strong> eine wenn auch<br />

kurze Autoepoche.<br />

Der Autobauer Trippel entwikkelte<br />

mit seiner Firma „Protek<br />

Gesellschaft für Industrieentwicklungen<br />

mbH“ einen Kleinwagen,<br />

den Trippel SK 10. Das<br />

Wägelchen war zuerst mit einem<br />

300 ccm-Einzylinder-Zweitakt-<br />

Motor ausgestattet, der <strong>von</strong><br />

einem DKW-Motorrad auf einem<br />

Schrottplatz organisiert worden<br />

war. Später hatte dieses Mini-<br />

Auto eine Zweizylinder-Viertakt-Maschine<br />

mit einer stolzen<br />

Leistung <strong>von</strong> 18 PS. An das<br />

Auto, das eine Spitzengeschwindigkeit<br />

<strong>von</strong> 95 km/h und<br />

eine „Autobahndauergeschwindigkeit“<br />

<strong>von</strong> 90 km/h schaffte<br />

und als Limousine auch mit Flügeltüren<br />

ausgestattet war, wurden<br />

große Erwartungen gestellt.<br />

„Der kleine Wagen mit der großen<br />

Leistung“, wie er in einem<br />

Werbeprospekt angepriesen<br />

wurde, sollte in größerem Stil<br />

produziert werden: 40 Fahrzeuge<br />

pro Monat waren geplant.<br />

Seine Eigenschaften wurden<br />

geradezu hymnisch besungen:<br />

„Bei dem geringen Fahrzeuggewicht<br />

und der relativ hohen<br />

Leistung des Antriebsaggregates<br />

sind Fahrleistungen garantiert,<br />

die auch verwöhnten<br />

Ansprüchen genügen“, schrieb<br />

eine Tuttlinger Lokalzeitung und<br />

weiter: „Damit tritt dieser Wagen<br />

in scharfe Konkurrenz zu den<br />

sonst üblichen Seitenwagengespannen“.<br />

Dieser Kleinwagen, made in<br />

Tuttlingen, wurde dann doch nicht<br />

in Serie gebaut. Der <strong>Chiron</strong>-<br />

Eigentümer Fritz Kiehn setzte<br />

seinen Schwiegersohn vor die Tür.<br />

Von nun an konzentrierte man<br />

sich auf andere Schwerpunkte im<br />

Produktionsprogramm. Am 8. Mai<br />

1951 zog der Autokonstrukteur<br />

Trippel mit seinen vier Vorführwagen<br />

<strong>von</strong> dannen. Aus den<br />

erhofften neuen Arbeitsplätzen<br />

war nichts geworden.<br />

Die Autoepoche bei <strong>Chiron</strong><br />

blieb kurz, doch vielen älteren<br />

Mitarbeitern der Firma unvergesslich.<br />

Manchmal meint man,<br />

wenn sie darüber reden, ein<br />

Leuchten in ihren Augen zu<br />

sehen...


BEI CHIRON<br />

13


14<br />

<strong>DER</strong> GEMISCHTW<br />

Auf der Suche nach Marktnischen<br />

Zerlegbar und mobil –<br />

Waschbecken für das Operationszelt<br />

Schnelltrockenofen<br />

<strong>Chiron</strong> musste den Kiehn’schen<br />

Efka-Werken zuarbeiten und<br />

deren Produktpalette ergänzen:<br />

Zigarettenpapier wurde in den<br />

Tuttlinger Werkhallen hergestellt,<br />

Raucherutensilien produziert<br />

und Kartonagen zusammengeheftet.<br />

Kiehns hektisches Bestreben,<br />

einen industriellen Großbetrieb<br />

zu schaffen, trieb seltsame<br />

Blüten: Eine Reiseschreibmaschine<br />

wurde entwickelt und<br />

unterschiedlichste Produkte wurden<br />

fabriziert: <strong>von</strong> praktischen<br />

Filtergeräten zum mechanischen<br />

Reinigen <strong>von</strong> Flüssigkeiten bis<br />

zu nützlichen Kleinschmelzapparaturen<br />

für die chemischtechnische<br />

und pharmazeutische<br />

Industrie, <strong>von</strong> soliden<br />

Seilwinden für Traktoren und<br />

erprobten Straßenmarkierungsmaschinen<br />

bis zu den fast schon<br />

legendären Autowaschanlagen,<br />

<strong>von</strong> denen eine, so die Firmenfama,<br />

den Weg auch in das<br />

wüstenheiße und staubtrockene<br />

Saudi-Arabien gefunden habe.<br />

Nicht nur hochfeine Instrumente<br />

für zarte Arzthände verließen<br />

<strong>Chiron</strong>s Werkhallen, sondern<br />

auch so robuste Dinge wie Heuwender<br />

für die Landwirtschaft.<br />

Unter die Rubrik Exotica fallen<br />

jene Huttrockner und Geräte für<br />

Kopfmassagen bei Haarausfall,<br />

die die findigen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter <strong>von</strong> <strong>Chiron</strong><br />

entwickelten und fertigten.<br />

Vieles konnte auf den Märkten<br />

nicht bestehen, wie das „Pneumoskop“,<br />

mit dem man auf ganz<br />

einfache Art und Weise die<br />

Reifenbelastung <strong>von</strong> Kraftfahrzeugen<br />

kontrollieren wollte. Die<br />

Abteilung Chirurgie, ehemals<br />

weltweit erfolgreich, erreichte<br />

bei <strong>Chiron</strong> nie mehr die Bedeutung,<br />

die sie vor dem Zweiten<br />

Weltkrieg besessen hatte.<br />

Ständig gab es Gerüchte über<br />

eine bevorstehende Einstellung<br />

der Instrumentenproduktion. Auch<br />

wenn der Koreakrieg noch einmal<br />

ein Nachfragehoch brachte,<br />

mussten doch häufig Chirurgie-<br />

Der Komplettausrüster – <strong>Chiron</strong> lieferte mehr<br />

als nur Instrumente, hier ein Operationszelt<br />

<strong>Chiron</strong> hatte für jeden etwas –<br />

Massagegerät bei Haarausfall<br />

arbeiter in anderen Abteilungen<br />

des Unternehmens beschäftigt<br />

werden. Der Anteil der Medizinmechanik<br />

am Umsatz sank stetig<br />

auf zuletzt 12 Prozent. Obwohl<br />

<strong>Chiron</strong> schon damals umfassende<br />

Komplettausrüstungen für Operationszelte,<br />

Klinikmobile oder<br />

Lazarettschiffe anbot.


ARENLADEN<br />

1976 trennte sich <strong>Chiron</strong> <strong>von</strong><br />

der angestammten Instrumentenfertigung.<br />

Der Zentaur legte<br />

das „Handwerkszeug der Ärzte“<br />

beiseite und konzentrierte sich<br />

auf den Maschinenbau.<br />

Hüftgelenkprothese<br />

Chiromot – Das <strong>Chiron</strong>-Klinikmobil<br />

Henschel-LKW mit fahrbarem OP-Auflieger<br />

15


16<br />

KEINE LUFTG<br />

Das Geschäft mit der Luft<br />

Einbaukompressoren für Lastkraftwagen<br />

wiesen in der schwierigen<br />

Nachkriegszeit den Weg zu<br />

einem neuen Geschäftsfeld. Mit<br />

viel Organisationstalent und Einfallsreichtum<br />

gingen die <strong>Chiron</strong>-<br />

Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter<br />

ans Werk. Die Gussteile für Zylinder<br />

und Kurbelwellen lieferte<br />

eine Tuttlinger Gießerei, Kolben<br />

und Ventile wurden selbst hergestellt.<br />

Sauerstofftanks der amerikanischen<br />

Luftwaffe wurden zu<br />

Druckluftbehältern.<br />

Die Druckluft- und Bremskompressoren<br />

gingen in größeren<br />

Stückzahlen an das Daimler-<br />

Benz-Werk, das sie sowohl in<br />

Lastkraftwagen der französischen<br />

Armee als auch in eigene Wagen<br />

einbaute.<br />

<strong>Chiron</strong> entwickelte aus diesen<br />

Bremskompressoren bald eine<br />

ganze Palette <strong>von</strong> Kompressoren:<br />

<strong>von</strong> Einbaukompressoren bis zu<br />

stationären Kompressorenanlagen.<br />

Die <strong>Chiron</strong>-Kompressoren<br />

hatten klangvolle Namen wie<br />

Minos, Dittos, Praktikos, Energos<br />

und Deinos – dem Griechischen<br />

blieb <strong>Chiron</strong> verbunden. Sie<br />

wurden zum Spritzen, Sprühen<br />

und Reinigen in vielen Lackierund<br />

Malerwerkstätten sowie in<br />

Tankstellen und in Betrieben der<br />

holzverarbeitenden Industrie verwendet<br />

und zu einem Begriff in<br />

der Fachwelt.<br />

<strong>Chiron</strong> stellte sich auch hier auf<br />

die Wünsche der Kunden ein.<br />

Die Kompressoren wurden ständig<br />

verbessert, stärker in der Leistung,<br />

in der Ausrüstung komplettiert.<br />

Ab den 1950er Jahren<br />

offerierte <strong>Chiron</strong> dem Markt ein<br />

sehr differenziertes, auf die<br />

Kundenbedürfnisse abgestimmtes<br />

Programm <strong>von</strong> Kompressoren<br />

mit Ansaugleistungen <strong>von</strong> 40<br />

bis 400 l/min und Druckluftbehältern<br />

<strong>von</strong> 33 bis 500 l<br />

Inhalt.<br />

Das Kompressorenprogramm<br />

wurde weiter entwickelt. Bei Industrie,<br />

Handel und Handwerk<br />

setzte eine starke Nachfrage<br />

nach den stationären und fahrbaren<br />

<strong>Chiron</strong>-Kompressoren ein.<br />

Ein Baukastensystem ermöglichte<br />

hohe Stückzahlen und dadurch<br />

eine rationelle Herstellung.<br />

Standard- und Sondermodelle<br />

der verschiedensten Kompressorentypen<br />

wurden in größerer<br />

Menge an namhafte Unternehmen<br />

der Energieversorgung,<br />

der Lebensmittel-, Bau-, Schuhund<br />

Textilindustrie geliefert. Sie<br />

fanden ihren Einsatz im Maschinenbau,<br />

in der Erdölindustrie<br />

und im Bergbau. Für die<br />

Arbeit „unter Tage“ war der<br />

stärkste Kompressor mit einer<br />

Leistung <strong>von</strong> 500 atü bestimmt,<br />

der mit Druckluft statt mit<br />

Sprengstoff das Gestein aufsprengen<br />

sollte.<br />

Schon Ende der 1940er Jahre<br />

entwickelte <strong>Chiron</strong> im damaligen<br />

Zweigwerk Brackenheim eine<br />

Niederdruck-Spritzpistole, mit<br />

der Farben, Lacke und andere<br />

Flüssigkeiten verspritzt und versprüht<br />

werden konnten. In Tuttlingen<br />

reifte die Niederdruck-<br />

Spritzpistole zur Serienherstellung<br />

heran.


ESCHÄFTE<br />

Der Farbauftrag mit dem neuen<br />

Spritzgerät hatte entscheidende<br />

Vorteile gegenüber dem bisherigen<br />

Spritzverfahren: Er war<br />

nebelarm und dadurch materialsparend.<br />

Das Bauhandwerk,<br />

Maler und Schreiner griffen<br />

gern und immer öfter zu dem<br />

neuen <strong>Chiron</strong>-Produkt. Auch<br />

hier wurde die Marke mit dem<br />

Zentaur zu einem Begriff.<br />

Durch die Übernahme der Stuttgarter<br />

Firma Rekord Farbspritzapparatebau<br />

G. Notz erweiterte<br />

<strong>Chiron</strong> seine Produktpalette im<br />

Bereich Niederdruck. Nun ergänzten<br />

Gebläse mit vielerlei<br />

Einsatzmöglichkeiten und neue<br />

Spritzgeräte das schon umfangreiche<br />

<strong>Chiron</strong>-Programm.<br />

Zum „Geschäft mit der Luft“<br />

gehörte auch der Produktbereich<br />

Pflanzenschutz. War<br />

die erste Produktgeneration noch<br />

auf die Bedürfnisse des Obstbaus<br />

ausgerichtet, so fanden<br />

später Pflanzenschutzgeräte, die<br />

zuerst <strong>von</strong> Kompressoren mit<br />

Hochdruckluft dann mit Niederdruckluft<br />

betrieben wurden, in<br />

Kaffee- und Baumwollplantagen<br />

ihre Einsatzorte. Viele Pflanzenschutzgeräte<br />

<strong>von</strong> <strong>Chiron</strong> wurden<br />

in ferne Länder, besonders auf<br />

dem afrikanischen Kontinent,<br />

exportiert. Der <strong>Chiron</strong>-Bereich<br />

Pflanzenschutz wurde 1971<br />

stillgelegt.<br />

1960 hatten Druckluftgeräte<br />

zwei Drittel am Umsatz, 1976<br />

immerhin noch 50 Prozent.<br />

Im Jahre 1999 trennte sich die<br />

Firma <strong>von</strong> ihrem „Geschäft mit<br />

der Luft“. Der Werkzeugmaschinenbau<br />

war zum Mittelpunkt<br />

aller Aktivitäten bei <strong>Chiron</strong><br />

geworden. Bemerkenswert wie<br />

innerhalb <strong>von</strong> 80 Jahren sich<br />

<strong>Chiron</strong> dreimal ein neues Produktprogramm<br />

erarbeitete: Chirurgiemechanik<br />

– Druckluftgeräte<br />

– Werkzeugmaschinen.<br />

17


Von den Sondermaschinen über<br />

18<br />

Geprüft – <strong>Chiron</strong>-Bohreinheiten auf dem Prüfstand<br />

Legendär –<br />

Die erste Maschine<br />

der 800er-Reihe,<br />

die 801<br />

Der Kauf der <strong>Chiron</strong>-Geschäftsanteile<br />

durch die Düsseldorfer<br />

Firma Hoberg und Driesch im<br />

Frühjahr 1957 markiert einen<br />

Wendepunkt in der Firmengeschichte:<br />

<strong>Chiron</strong> wurde langsam,<br />

aber zielbewusst zu einem Maschinenbauer<br />

umgestaltet. Mit<br />

dem Bau <strong>von</strong> Sondermaschinen<br />

für die spanende Fertigung<br />

schlug <strong>Chiron</strong> die Straße zum<br />

Erfolg ein. Fachwissen, Phantasie,<br />

Flexibilität, Innovationskraft und<br />

Realitätssinn waren bei den<br />

Technikern und Ingenieuren in<br />

den Entwicklungsabteilungen des<br />

Unternehmens schon immer vorhanden.<br />

Jetzt wurden die Kräfte<br />

konzentriert. <strong>Chiron</strong> kam aus den<br />

negativen Schlagzeilen heraus.<br />

Die Entwicklung und Herstellung<br />

<strong>von</strong> Baueinheiten zum Bohren,<br />

Fräsen und Gewindeschneiden<br />

legten den Grundstein für die<br />

Sondermaschinenproduktion.<br />

<strong>Chiron</strong>, aus Tradition immer<br />

„nah am Kunden“, lieferte<br />

Komplettlösungen. Die Baueinheiten<br />

zur Bearbeitung verschiedener<br />

Werkstücke konnten schon<br />

damals zu komplexen, ja verketteten<br />

Automaten zusammengefügt<br />

werden. Der Kunde beschrieb<br />

die Bearbeitungsaufgabe<br />

und <strong>Chiron</strong> lieferte die<br />

passende Maschine.<br />

Die erste Sondermaschine ging<br />

1959 an den Axel-Springer-<br />

Verlag. <strong>Chiron</strong> tüftelte und verbesserte<br />

seine Maschinen.<br />

Die erste Maschine der legendären<br />

800er-Reihe, die 801,<br />

wurde im Januar 1961 an die<br />

Roland-Werke ausgeliefert. Die<br />

<strong>Chiron</strong>-Sondermaschinen standen<br />

und stehen in den Fabrikhallen<br />

vieler namhafter metallverarbeitender<br />

Betriebe des In- und<br />

Auslands.<br />

Die organisatorischen und betriebswirtschaftlichenVoraussetzungen<br />

für weitere Aktivitäten<br />

des Unternehmens auf dem<br />

Sektor des Maschinenbaus wurden<br />

geschaffen: 1972 erhöhte<br />

<strong>Chiron</strong> sein Stammkapital auf<br />

4 Mio. DM.<br />

Die erste Revolverbohrmaschine <strong>von</strong> <strong>Chiron</strong>


<strong>DER</strong> AUFBRUCH<br />

die RBs zu den <strong>FZ</strong>s<br />

6-Stationen-Rundtisch-Sondermaschine<br />

Der Erwerb einer Konstruktion für<br />

Revolverbohrmaschinen stand am<br />

Anfang. Die Buchstabenkombination<br />

RB für Revolverbohrmaschine<br />

wurde bald zum Begriff.<br />

<strong>Chiron</strong> kam 1972 mit der RB 2 A<br />

und ein Jahr später mit der selbstentwickelten<br />

RB 32 NC auf den<br />

Markt – eine Reihung <strong>von</strong> Buchstaben<br />

und Zahlen, doch für die<br />

Geschichte des Unternehmens<br />

<strong>von</strong> großer Bedeutung: <strong>Chiron</strong><br />

wurde zum anerkannten Werkzeugmaschinenbauer.<br />

1976 folgte<br />

die RB 40.<br />

Chiromat - 8-Spindel-Revolverbohrmaschine RB 32<br />

19


20<br />

<strong>DER</strong> <strong>DURCH</strong><br />

<strong>FZ</strong>: <strong>Fertigungszentren</strong> <strong>von</strong> <strong>Chiron</strong><br />

Die Revolverbohrmaschine wurde<br />

1977 vom eigenentwickelten<br />

Fertigungszentrum abgelöst. Viele<br />

Neuentwicklungen – die Auflistung<br />

der Patente <strong>von</strong> <strong>Chiron</strong><br />

ist lang – machten die <strong>Chiron</strong>-<br />

<strong>FZ</strong>s immer passgenauer auf die<br />

Wünsche der Kunden.<br />

Den internationalen Durchbruch<br />

schaffte das Unternehmen mit<br />

der fast schon legendären <strong>FZ</strong> 16<br />

mit dem weltweit schnellsten<br />

Werkzeugwechselsystem. Dieses<br />

Fertigungszentrum stellte einen<br />

Neuanfang dar. Waren die bisher<br />

produzierten <strong>FZ</strong>s noch mit<br />

denen japanischer Wettbewerber<br />

vergleichbar, so beschritt <strong>Chiron</strong><br />

mit der <strong>FZ</strong> 16 einen neuen Weg<br />

und eröffnete neue Perspektiven<br />

in der industriellen Fertigung.<br />

Die <strong>FZ</strong> 16 war in der Tat eine<br />

Maschine für die rationelle<br />

Serienproduktion.<br />

<strong>Chiron</strong> hatte sich auf dem<br />

Markt durchgesetzt. <strong>Chiron</strong>-<br />

Maschinen und <strong>Fertigungszentren</strong><br />

erregten Aufsehen auf den<br />

Fachmessen in der ganzen Welt<br />

– und das mit Recht. Die CNC-<br />

<strong>Fertigungszentren</strong> <strong>von</strong> <strong>Chiron</strong><br />

werden in einer großen Variationsbreite<br />

hergestellt. Der<br />

Erfindungsreichtum der Ingenieure,<br />

der Sinn der Techniker<br />

für das Machbare und die Präzision<br />

der Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter in der Produktion<br />

schufen die <strong>Chiron</strong>-Oualität, um<br />

den „Vorsprung in Sekunden“ zu<br />

schaffen.<br />

<strong>FZ</strong> 32 –<br />

Das erste Fertigungszentrum<br />

<strong>von</strong> <strong>Chiron</strong>


BRUCH<br />

<strong>FZ</strong> 16 – Das ab 1982 produzierte Fertigungsszentrum:<br />

das schnellste der Welt<br />

Die enorme Ausweitung des<br />

Maschinenbaus machte hohe<br />

Investitionen erforderlich, insbesondere<br />

in baulicher Hinsicht.<br />

So wurden in den letzten 25<br />

Jahren mehrere Montage- und<br />

Fertigungshallen mit erheblichem<br />

Kapitalaufwand erstellt<br />

bzw. erworben. Ein großes Gebäude<br />

für die Logistik wurde<br />

1996 zum 75-jährigen Firmenjubiläum<br />

fertiggestellt.<br />

1987 erfolgte die Umstrukturierung<br />

der bisherigen <strong>Chiron</strong>-<br />

Werke GmbH in drei Gesellschaften:<br />

einer Verwaltungsgesellschaft<br />

mbH, einer Betriebsgesellschaft<br />

mbH und Co. KG<br />

und einer Beteiligungsgesellschaft<br />

mbH als Komplementärin.<br />

Doppelte Produktivität –<br />

Die DZ 12 W,<br />

das erste doppelspindelige<br />

Fertigungszentrum<br />

Der Maschinenbau brachte<br />

<strong>Chiron</strong> den Erfolg. Der Umsatz<br />

des Unternehmens hatte sich<br />

1995 gegenüber dem Jahr<br />

1960, in dem <strong>Chiron</strong> seine<br />

ersten Schritte in Richtung Werkzeugmaschinen<br />

machte, verzweiunddreißigfacht.<br />

Der große<br />

Sprung nach vorn fand in den<br />

1980er Jahren statt. Die Umsatzkurve<br />

stieg steil an.<br />

<strong>Chiron</strong> ist mit seinen CNC-<br />

Maschinen in aller Welt präsent:<br />

Sie stehen in Fabrikhallen<br />

in den USA ebenso wie in<br />

Japan und natürlich in ganz<br />

Europa. <strong>Chiron</strong> ist traditionell<br />

ein Unternehmen mit einer<br />

hohen Exportquote. Über die<br />

Hälfte seines Umsatzes macht<br />

<strong>Chiron</strong> im Export. Seit 1987 ist<br />

das Unternehmen im nordamerikanischen<br />

Markt vertreten, seit<br />

1993 mit einer eigenen Gesellschaft<br />

– <strong>Chiron</strong> America Inc.<br />

<strong>Chiron</strong> erwirbt die Firma Stama<br />

GmbH in Schlierbach; Hersteller<br />

<strong>von</strong> größeren vertikalen Bearbeitungszentren.<br />

2000 kamen Vertriebsgesellschaften<br />

in Asien/Australien<br />

<strong>Chiron</strong> Asia Pacific Pty. Ltd. und<br />

Frankreich <strong>Chiron</strong> Technologies<br />

de Production SAS hinzu. Die<br />

Firma CMS-GmbH betreibt die<br />

Generalüberholung, Modernisierung,<br />

Vermietung und Verkauf<br />

nicht nur <strong>von</strong> <strong>Chiron</strong>-Maschinen.<br />

21


<strong>Chiron</strong> setzte zu allen Zeiten in den Segmenten,<br />

in denen das Unternehmen tätig war, Standards:<br />

Ob in längst vergangenen Zeiten mit<br />

Medizintechnik, später mit Kompressoren oder<br />

heute mit superschnellen Hightech-Maschinen.<br />

<strong>Chiron</strong> hat den „Vorsprung in Sekunden“ –<br />

und hatte ihn zu allen Zeiten.<br />

1921<br />

Der aus dem Stuttgarter Umland<br />

stammende Kaufmann Otto<br />

Staebler und der Tuttlinger<br />

Gottfried Schnell gründen die<br />

„Fabriken für feinmechanische<br />

Apparate und chirurgische<br />

Instrumente GmbH“.<br />

1922<br />

Die Firma erhält den Namen<br />

„<strong>Chiron</strong>“.<br />

1923<br />

Übernahme der „Donauwerke“<br />

Stanz- und Hammerwerke<br />

GmbH. <strong>Chiron</strong> gibt einen<br />

Katalog heraus: auf 200 Seiten<br />

3.000 Abbildungen mit<br />

24.000 Artikelnummern.<br />

1925<br />

<strong>Chiron</strong> produziert erstmalig<br />

rostfreie Bestecke.<br />

1926<br />

Neuer Firmensitz in der Unteren<br />

Hauptstraße in Tuttlingen.<br />

1927<br />

Mehr als 100 Beschäftigte.<br />

1929<br />

Eröffnung des Zweigwerkes<br />

Brackenheim.<br />

1930<br />

142 Mitarbeiter sind bei<br />

<strong>Chiron</strong> beschäftigt.<br />

1933<br />

81 Prozent der Produktion<br />

werden exportiert.<br />

1937-1938<br />

<strong>Chiron</strong> erlebt als Hersteller<br />

chirurgischer Instrumente seine<br />

höchste Blüte. Der Hauptkatalog<br />

Nr. 10 enthält ca. 30.000 Artikel.<br />

<strong>Chiron</strong> expandiert und eröffnet<br />

mehrere Filialen in der<br />

Umgebung <strong>von</strong> Tuttlingen.<br />

1939<br />

<strong>Chiron</strong> erwirbt sein jetziges<br />

Stammhaus in der Talstraße und<br />

baut es großzügig aus.<br />

1939-1945<br />

<strong>Chiron</strong> wird während des<br />

II. Weltkrieges mehr und mehr<br />

zum Rüstungsbetrieb. Kriegsgefangene<br />

und Zwangsarbeiter<br />

arbeiten vor allem für die<br />

Kriegsproduktion. 1944 sind<br />

1121 Menschen bei <strong>Chiron</strong><br />

beschäftigt.<br />

1945<br />

<strong>Chiron</strong> wird <strong>von</strong> französischen<br />

Truppen besetzt und kommt unter<br />

alliierte Vermögenskontrolle. Die<br />

Firma verliert durch die<br />

Demontage 90 Prozent ihres<br />

Maschinenbestandes.<br />

1947<br />

Einbaukompressoren und kurz<br />

darauf Niederdruckspritzpistolen<br />

werden entwickelt.<br />

1949<br />

Der Mitbegründer Staebler<br />

verkauft seine Anteile an den<br />

Trossinger Zigarettenpapierfabrikanten<br />

Fritz Kiehn. Bei <strong>Chiron</strong><br />

werden kleine Automobile entwickelt.<br />

1950<br />

Verkauf des Werkes Brackenheim.<br />

1950 er Jahre<br />

<strong>Chiron</strong> verstärkt seine Entwicklungs-<br />

und Produktionsmöglichkeiten<br />

im Bereich Niederdruckgeräte<br />

und Kompressoren und<br />

steigt in den Bau <strong>von</strong> Pflanzenschutzgeräten<br />

und Straßenmarkierungsmaschinen<br />

ein.<br />

1957<br />

Hoberg & Driesch erwerben die<br />

Geschäftsanteile <strong>von</strong> <strong>Chiron</strong> –<br />

ein Wendepunkt in der<br />

Firmengeschichte.<br />

1958-1960<br />

Die Entwicklung und Herstellung<br />

<strong>von</strong> Baueinheiten zum Bohren,<br />

Fräsen und Gewindeschneiden<br />

beginnt – die ersten Anfänge des<br />

Werkzeugmaschinenbaus bei<br />

<strong>Chiron</strong>.<br />

1961<br />

Aus den Baueinheiten werden<br />

Sondermaschinen. Die erste<br />

Maschine der 800er-Reihe wird<br />

an die Roland-Werke ausgeliefert.<br />

Die Entwicklungsarbeiten für<br />

Straßenmarkierungsmaschinen,<br />

Huttrocknergeräte, Autowaschanlagen,<br />

Seifenspender und<br />

vieles andere mehr werden<br />

eingestellt.<br />

1962<br />

Langsam gewinnt der Bereich<br />

Bearbeitungs- und Sondermaschinen<br />

einen breiteren<br />

Raum bei <strong>Chiron</strong>.<br />

1969<br />

15 Millionen DM Umsatz, da<strong>von</strong><br />

12 Prozent chirurgische Instrumente,<br />

20 Prozent Gebläsegeräte,<br />

44 Prozent Druckluftgeräte,<br />

4 Prozent Pflanzenschutzgeräte,<br />

20 Prozent Bearbeitungseinheiten<br />

und Sondermaschinen.<br />

1970<br />

Vorstellung der schweren Reihe<br />

<strong>von</strong> Spindel-Schlitten- und<br />

anderen Normeinheiten auf der<br />

Hannover Messe.<br />

1971<br />

<strong>Chiron</strong> stellt seine Produktion<br />

um: Stilllegung des Bereichs<br />

Pflanzenschutzgeräte sowie des<br />

Hammerwerks.<br />

1972<br />

Kauf des Revolver-Bohrprogramms<br />

der Firma Häussler –<br />

die Geburtsstunde des Sektors<br />

vertikaler <strong>Fertigungszentren</strong>.<br />

Die erste „RB“ wird ausgeliefert.<br />

1973<br />

Auf die RB 2 A folgt die<br />

RB 32 NC.<br />

1976<br />

Die erste Revolverbohrmaschine<br />

RB 40 wird ausgeliefert und kurz<br />

darauf die RB 32 Doppelrevolver.<br />

1977<br />

Aus der Revolverbohrmaschine<br />

wird das erste vertikale<br />

Fertigungszentrum <strong>FZ</strong> 32.<br />

Der Bereich chirurgische<br />

Instrumente wird stillgelegt.<br />

1978<br />

Die <strong>FZ</strong>-Familie wächst:<br />

<strong>FZ</strong> 25, <strong>FZ</strong> 20, <strong>FZ</strong> 40.<br />

1981<br />

Die fast schon legendäre <strong>FZ</strong> 16<br />

wird entwickelt – die Maschine<br />

mit dem weltweit schnellsten<br />

Werkzeugwechsler. In Brasilien<br />

werden bei Wotan die<br />

Maschinen <strong>FZ</strong> 20 und <strong>FZ</strong> 25 in<br />

Lizenz gefertigt.<br />

1982<br />

<strong>Chiron</strong>s vertikale <strong>Fertigungszentren</strong><br />

erregen Aufsehen auf<br />

den Fachmessen in der ganzen<br />

Welt. <strong>Chiron</strong> schafft den<br />

„Vorsprung in Sekunden“.<br />

1986<br />

Die Firma Hamai in Japan erhält<br />

die Lizenz zum Bau <strong>von</strong><br />

<strong>Chiron</strong>-Maschinen.<br />

1987<br />

Umstrukturierung der <strong>Chiron</strong>-<br />

Werke in eine Verwaltungsgesellschaft<br />

mbH, eine Beteiligungsgesellschaft<br />

mbH und in die<br />

Betriebsgesellschaft <strong>Chiron</strong>-<br />

Werke GmbH & Co. KG.<br />

1990<br />

97 Prozent des Umsatzes erzielt<br />

<strong>Chiron</strong> mit seinen <strong>Fertigungszentren</strong>.<br />

587 Menschen arbeiten<br />

beim Maschinenbauer <strong>Chiron</strong>.<br />

1991<br />

Die Firma Lasercomb, Hersteller<br />

<strong>von</strong> Lasermaschinen für die<br />

Verpackungsindustrie, wird<br />

erworben.<br />

1992-1993<br />

Auch <strong>Chiron</strong> wird <strong>von</strong> der weltweiten<br />

Strukturkrise im<br />

Werkzeugmaschinenbau ergriffen.<br />

Die Tuttlinger können sie<br />

aber schneller als andere überwinden.<br />

1993<br />

<strong>Chiron</strong> gründet in den USA<br />

die <strong>Chiron</strong> America Inc. als<br />

Vertriebsunternehmen.<br />

1994<br />

Der Hyundai-Konzern in Korea<br />

erhält die Lizenz zum Bau <strong>von</strong><br />

<strong>Chiron</strong>-Maschinen.<br />

1995<br />

Das 5.000ste CNC-gesteuerte<br />

Fertigungszentrum wird ausgeliefert.<br />

<strong>Chiron</strong> wird nach<br />

DIN EN ISO 9001 zertifiziert.


1996<br />

Für die hochpräzise und wirtschaftliche<br />

Fertigung kleiner<br />

Werkstücke bringt <strong>Chiron</strong> die<br />

Baureihe <strong>FZ</strong> 08 auf den Markt.<br />

„Vielfalt fertigen ohne umzurüsten“:<br />

Unter diesem Motto<br />

präsentiert <strong>Chiron</strong> die Flexline.<br />

Mit einer großen Jubiläumsveranstaltung<br />

feiert <strong>Chiron</strong> das<br />

75-jährige Bestehen und die<br />

Einweihung des neuen Logistikzentrums.<br />

Bei der Tochter<br />

<strong>Chiron</strong> America Inc. wird<br />

mit der Produktion der <strong>FZ</strong> 12<br />

begonnen.<br />

1997<br />

<strong>Chiron</strong> erwirbt die Firma Stama<br />

GmbH in Schlierbach; Hersteller<br />

<strong>von</strong> größeren vertikalen<br />

Bearbeitungszentren.<br />

1998<br />

In Australien wird mit <strong>Chiron</strong><br />

Pacific Pty. Ltd. eine selbständige<br />

Vertriebsgesellschaft gegründet.<br />

Mit der Fokussierung auf High<br />

Speed Manufacturing, Trockenbearbeitung<br />

und maximale<br />

Verfügbarkeit wird die weltweit<br />

erfolgreiche Baureihe <strong>FZ</strong> 12 komplett<br />

überarbeitet und neu konzipiert.<br />

Das Ergebnis, die<br />

<strong>FZ</strong> 12 High Speed Plus, wird<br />

vorgestellt. Verkauf der Firma<br />

Lasercomb.<br />

1999<br />

<strong>Chiron</strong> entwickelt die zweite<br />

Generation der Doppelspindler<br />

und bringt die DZ 18 L neu auf<br />

den Markt. Mit der<br />

<strong>FZ</strong> 12 S five axis gelingt<br />

<strong>Chiron</strong> der Einstieg in die<br />

5-Seiten-Bearbeitung in einer<br />

Aufspannung.<br />

Verkauf des Geschäftsbereichs<br />

Druckluft.<br />

2000<br />

Vorstellung der neuen Baureihen<br />

<strong>FZ</strong> 15 und <strong>FZ</strong> 18 mit bis dahin<br />

unerreichten Leistungsdaten.<br />

Umwandlung der Vertriebsgesellschaft<br />

<strong>Chiron</strong> Asia Pacific<br />

Pty. Ltd in Melbourne, in ein<br />

<strong>Chiron</strong>-Tochterunternehmen.<br />

Übernahme der französischen<br />

Vertretung Klöckner I.S.I. und<br />

Gründung <strong>von</strong> <strong>Chiron</strong><br />

Technologies de Production in<br />

Frankreich. Gründung der<br />

CMS GmbH, die sich mit dem<br />

Handel, der Wartung und Überholung<br />

<strong>von</strong> Gebrauchtmaschinen<br />

befasst.<br />

Übernahme der Produktionshallen<br />

in Neuhausen zur Fertigung der<br />

Flexline.<br />

2001<br />

Jubiläum: <strong>Chiron</strong> wird 80 Jahre<br />

alt.<br />

Die Tochtergesellschaft <strong>Chiron</strong><br />

America in North Carolina<br />

bezieht eine neue Fabrik.<br />

Markteinführung der <strong>Chiron</strong><br />

MPS 08 für das Bearbeiten <strong>von</strong><br />

Profilen sowie der universellen<br />

MILL-Baureihe.<br />

EMO 2001: Die Redaktion der<br />

Fachzeitschrift Maschinenmarkt<br />

kürt die <strong>FZ</strong> 08.2 zur innovativsten<br />

Messeneuheit in der<br />

Kategorie spanende Werkzeugmaschinen<br />

und verleiht <strong>Chiron</strong><br />

den MM-Award.<br />

2002<br />

Die mit innovativer Parallelkinematik<br />

und Linearmotoren<br />

ausgestattete <strong>Chiron</strong> „Vision”<br />

beschleunigt vektoriell mit bis zu<br />

5,2 g und erreicht Vorschubgeschwindigkeiten<br />

<strong>von</strong> maximal<br />

120 m/min.<br />

Mit der <strong>FZ</strong> 08K S MAGNUM<br />

präsentiert <strong>Chiron</strong> ein<br />

Hochleistungszentrum mit bis zu<br />

7 CNC-gesteuerten Achsen für<br />

das Komplettzerspanen komplexer<br />

Werkstücke.<br />

2003<br />

<strong>Chiron</strong> komplettiert das umfangreiche<br />

Lieferprogramm durch<br />

Neu- und Weiterentwicklungen,<br />

wie das Profilbearbeitungszentrum<br />

MPS 15 sowie die<br />

Doppelspindelzentren<br />

DZ 15 W Magnum und<br />

DZ 12K W linear speed.<br />

<strong>Chiron</strong> erhält die Auszeichnung<br />

für „Successful Practices“ in der<br />

F&E vom Laboratorium für<br />

Werkzeugmaschinen und<br />

Betriebslehre (WZL) der<br />

RWTH Aachen.<br />

2004<br />

<strong>Chiron</strong> gründet das Shanghai<br />

Representative Office.<br />

Bildungsministerin E. Bulmahn<br />

überreicht das bundesweit ausgeschriebene<br />

Ausbildungs-Ass<br />

in Silber an <strong>Chiron</strong>.<br />

<strong>Chiron</strong> präsentiert zahlreiche<br />

Neuentwicklungen wie die<br />

„Flexcell Duo”, ein flexibles<br />

Fertigungszentrum, bei dem ein<br />

integrierter Roboter mit Palettensystem<br />

zwei <strong>Fertigungszentren</strong><br />

be- und entlädt.<br />

Weitere Neuentwicklungen<br />

sind die <strong>FZ</strong> 12K W linear speed,<br />

die DZ 18 W Magnum und die<br />

MILL 800 high speed für das<br />

Bearbeiten <strong>von</strong> Stangenmaterial.<br />

Spatenstich für das Kunden- und<br />

Technologiezentrum <strong>Chiron</strong><br />

Forum, eine der größten<br />

Einzelinvestitionen in der<br />

Unternehmensgeschichte.<br />

2005<br />

Gründung <strong>von</strong> <strong>Chiron</strong> China,<br />

Beijing.<br />

Das 5000 m2 große <strong>Chiron</strong><br />

Forum wird im September 2005<br />

offiziell eröffnet.<br />

Die neue „Quattrocell Duo” setzt<br />

Maßstäbe für das automatisierte<br />

Mehrspindelbearbeiten und<br />

erhält auf der EMO 2005 in<br />

Hannover den MM-Award für<br />

die innovativste Messeneuheit.<br />

Zu den Neuheiten gehört auch<br />

das vierspindlige Fertigungszentrum<br />

TZ 12K W für das<br />

Komplettbearbeiten und Tiefbohren<br />

sowie hauptzeitparalleles<br />

Be- und Entladen.<br />

2006<br />

<strong>Chiron</strong> erhält den Bosch Award<br />

und wird zum Exklusivlieferanten<br />

ernannt.<br />

Mit der <strong>FZ</strong> 12K S Schwenkkopf<br />

präsentiert <strong>Chiron</strong> ein<br />

Hochleistungszentrum für das<br />

6-Seiten-Komplettbearbeiten <strong>von</strong><br />

der Stange. Mit der Innovation<br />

„Spindle-Positon-Adjustment“, der<br />

Feineinstellung beider Spindeln<br />

eines Doppelspindelzentrums in Y<br />

und Z, lassen sich enorme Zeiten<br />

beim Rüsten und Qualifizieren<br />

der Aufspannsysteme einsparen.<br />

Im Rahmen der globalen<br />

Wachstumsstrategie gründet<br />

<strong>Chiron</strong> eine weitere Tochtergesellschaft<br />

in Polen.<br />

Geschäftsführer<br />

Dr. Hans-Henning Winkler wird<br />

für herausragende Verdienste um<br />

die Wirtschaft Baden-Württembergs<br />

mit der Wirschaftsmedaille<br />

des Landes ausgezeichnet.<br />

2007<br />

<strong>Chiron</strong> Italia SpA wird zu 100%<br />

eine Tochtergesellschaft.<br />

Zur EMO in Hannover präsentiert<br />

<strong>Chiron</strong> viele Neuheiten, insbesondere<br />

die schnellen<br />

5-Achs-<strong>Fertigungszentren</strong><br />

<strong>FZ</strong> 08K S Magnum five axis mit<br />

Palettiersystem und Hintergrundmagazin<br />

sowie die<br />

<strong>FZ</strong> 12K S five axis mit integriertem<br />

2-Achs-Schwenkrundtisch,<br />

das neue Multifunktionszentrum<br />

<strong>FZ</strong> 08K S Magnum mit Schwenkkopf,<br />

Dreh- und Gegenspindel<br />

und die neue Generation der<br />

Baureihe 08 W Magnum.<br />

Als global aufgestellter und<br />

marktführender Hersteller <strong>von</strong><br />

vertikalen <strong>Fertigungszentren</strong> und<br />

Turnkey-Lösungen wird <strong>Chiron</strong><br />

auch künftig die Standards im<br />

High Speed Manufacturing setzen<br />

und überzeugen durch:<br />

• Präzisionsmaschinen für<br />

höchste Ansprüche hinsichtlich<br />

Schnelligkeit, Qualität und<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

• Erfahrungspotenzial für<br />

kundenindividuelle,<br />

schlüsselfertige<br />

Komplettlösungen<br />

• weltweit, rund um die Uhr<br />

verfügbare Serviceleistungen.


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