Schwerpunkt: Funktionelle Lebensmittel ... - BMELV-Forschung
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Agrartechnik<br />
der Arbeitsproduktivität körperlich einfacher geworden. Die Aufgabenvielfalt<br />
hingegen hat sich reduziert.<br />
Eine in Schweden durchgeführte Befragung von Melkern hat gezeigt,<br />
dass die Befragten trotz gesunkener physischer Belastung heute<br />
stärker über Beschwerden im Muskel-Skelett-Bereich klagen als früher.<br />
Als Hauptproblemzonen im modernen Melkprozess gelten die<br />
oberen Extremitäten sowie die Lendenwirbelsäule, bedingt durch die<br />
auftretenden Belastungen im Zusammenhang mit dem Ansetzen des<br />
Melkzeuges (statische Haltearbeit sowie Drehbewegungen des ansetzenden<br />
Handgelenkes). Ein Melkzeug wiegt durchschnittlich 2 kg<br />
und muss für die Dauer von etwa 10 Sekunden auf passender Höhe<br />
unter dem Euter gehalten werden. Durch den Einsatz von Servicearmen<br />
kann das zu haltende Gewicht reduziert werden. Andere<br />
Maßnahmen, den Melkstand als Arbeitsplatz attraktiver zu gestalten,<br />
sind beispielsweise verschiedene unterstützende Techniken, wie<br />
Hubböden, Treibe- oder Positionierungshilfen. Auch sollte der Melkstand<br />
ebenerdig begehbar, hell und luftig sein. Dadurch wird die Arbeitsqualität<br />
deutlich verbessert.<br />
Erste ergonomische Untersuchungen am ATB zur Messung der Belastungssituation<br />
des Melkers haben ergeben, dass die Körperhaltung<br />
beim Ansetzen des Melkzeuges nach DIN EN 1005-4 verbesserungswürdig<br />
ist. In Abbildung 5 ist der Arbeitsprozess „Ansetzen des<br />
Melkzeuges“ dargestellt. Über Videoaufzeichnung der am Körper<br />
befestigten Marker (weiße Punkte) wurden deren Positionen in ein<br />
3-D-Koordinatensystem überführt.Auf diese Weise konnte beispielsweise<br />
für den ansetzenden Oberarm der im unteren Teil der Abbildung<br />
dargestellte Winkelverlauf errechnet werden. Es ergaben sich<br />
Werte, die laut DIN EN 1005-4 im nicht akzeptablen Bereich liegen.<br />
Bei der Bewertung ist das Gewicht der Melkzeuge noch nicht berück-<br />
Abb. 4: Automatische Reinigung und Desinfektion<br />
42<br />
Abb. 5: Messung der Körperhaltung im<br />
Fischgräten-Melkstand<br />
roter Balken = nicht akzeptabler Bereich<br />
sichtigt. Mit einem Servicearm, der das Melkzeug unter das Euter<br />
führt, kann eine erste Arbeitsentlastung erreicht werden. Wird der<br />
Melkbecher vom Sammelstück entkoppelt, wie beim „Multilactor“<br />
geschehen, reduziert dies ebenfalls das vom Melker zu hebende Gewicht.<br />
Die festgestellten Probleme am Arbeitsplatz Melkstand zeigen, dass<br />
auch der Melkerkomfort noch erhöht werden muss, wenn Berufskrankheiten<br />
vorgebeugt und das Berufsbild Melker wieder an Attraktivität<br />
gewinnen soll.<br />
Schlussfolgerungen<br />
Die untersuchten Melksysteme mit viertelindividueller Schlauchführung<br />
können als sehr positiv bewertet werden. Alle Zitzen werden<br />
mit der gleichen Vertikalkraft belastet, auch bei unterschiedlichen<br />
Euterformen und -größen. Dreh- und Horizontalkräfte werden im<br />
Vergleich zu konventionellen Melkzeugen deutlich reduziert. Dadurch<br />
ist eine Entlastung des Eutergewebes zu erwarten und der<br />
Melkprozess erfolgt euterschonender. Um auch den Melker ergonomisch<br />
zu entlasten, sollten bestimmte Ausstattungen wie ein guter<br />
Servicearm und eine bedienerfreundliche Melkplatztechnik heutzutage<br />
nicht mehr fehlen.<br />
Das viertelindividuelle Melken bietet eine neue Perspektive für die<br />
Zukunft, um eine gesunde Milchkuhherde und hochwertige Milch zu<br />
sichern. Mit dieser Melktechnik sind hohe Melkleistungen bei gutem<br />
Arbeits- und Tierkomfort zu erwarten.<br />
Weitere vergleichende Untersuchungen zum viertelindividuellen<br />
Melken werden in diesem Jahr folgen. Neue und ergänzende Informationen<br />
finden sich im Internet unter www.atb-potsdam.de. ■<br />
Dr. Sandra Rose, Dr. Martina Jakob,<br />
Prof. Dr. agr. habil. Reiner Brunsch,<br />
Leibniz-Institut für Agrartechnik<br />
Potsdam-Bornim e. V. (ATB), Max-Eyth-Allee 100,<br />
14469 Potsdam.<br />
E-Mail: srose@atb-potsdam.de<br />
FORSCHUNGSREPORT 1/2007