(NÖV) 2/2006 - Bezirksregierung Köln
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glieder schriftlich unter Beidrückung des<br />
Amtssiegels abgeben (§ 14 Satz 2 VVG). Bei<br />
dem Amtssiegel handelt es sich um das Kirchenvorstandssiegel<br />
(Umschrift: Kath. Kirchenvorstand<br />
St. N. zu (in) N.) und nicht um<br />
das Siegel der Kirchengemeinde, etwa das<br />
Pfarrsiegel (Umschrift: Sigillum Ecclesiae ad<br />
s. N. in N. oder Katholische(s) Kirchengemeinde/Pfarramt<br />
St. N zu (in) N. o.ä.; siehe<br />
auch Emsbach 2000, S. 95; Bauschke 2003,<br />
S. 96; Althaus 2004, S. 460). Zudem wird in<br />
den Geschäftsanweisungen für die Verwaltung<br />
des Kirchenvermögens, die die bischöfliche<br />
Behörde aufgrund der Ermächtigung in § 21<br />
Abs. 1 VVG erlassen hat, nochmals ausdrücklich<br />
klargestellt, dass Willenserklärungen des<br />
Kirchenvorstandes vom Vorsitzenden oder seinem<br />
Stellvertreter und zwei Mitgliedern<br />
schriftlich unter Beidrückung des Kirchenvorstandssiegels<br />
abgegeben werden, so zum Beispiel<br />
Art. 9 der Geschäftsanweisung für die<br />
Verwaltung des Vermögens in den Kirchengemeinden<br />
und Gemeindeverbänden der Erzdiözese<br />
<strong>Köln</strong> (abgedruckt in Emsbach 2000,<br />
S. 146 ff; für das Erzbistum Paderborn siehe<br />
Bauschke 2003, S. 127 ff; Althaus 2004,<br />
S. 397 ff).<br />
(Loggen 1990, S. 347) führt dazu aus, dass in<br />
der täglichen Verwaltungspraxis nahezu alle<br />
Geschäfte rechtsverbindliche Verpflichtungen<br />
zum Gegenstand haben und dementsprechend<br />
der Form des § 14 Satz 2 VVG bedürfen. Das<br />
Vermögensverwaltungsgesetz kennt dabei<br />
nicht den Begriff des Geschäftes der laufenden<br />
Verwaltung, so dass die beschriebenen formalen<br />
Anforderungen für alle Verpflichtungserklärungen<br />
gelten, also auch für solche<br />
Erklärungen, die ansonsten als Geschäft der<br />
laufenden Verwaltung anzusehen sind.<br />
Die Regelung des § 14 Satz 2 VVG bezieht sich<br />
dabei auf alle Willenserklärungen, also nicht<br />
nur auf die Fälle, wo schon nach bürgerlichen<br />
Recht die Schriftform verlangt wird (Wenner<br />
1954, S. 73). Wenn die Kirchengemeinde eine<br />
Willenserklärung abzugeben hat, ist die Form<br />
auch dann zu beachten, wenn die Erklärung<br />
nicht schriftlich im eigentlich Sinne, sondern<br />
in öffentlich beurkundeter Form – wie der<br />
Grenzniederschrift – abgegeben wird (Wenner<br />
1954, S. 75).<br />
Falls eine solche Willenserklärung des Kirchenvorstands<br />
in der Form des § 14 Satz 2<br />
VVG vorliegt, ist damit nach außen hin unwiderlegbar<br />
festgestellt, dass sie ordnungsgemäß<br />
durch einen entsprechenden Beschluss des<br />
Kirchenvorstandes zustande gekommen ist<br />
(Wenner 1954, S. 73, vgl. § 14 Abs. 3 VVG).<br />
Für Willenserklärungen ist somit einerseits die<br />
Form des § 14 Satz 2 VVG erforderlich, andererseits<br />
aber auch ausreichend; der Pfarrer als<br />
Vorsitzender des Kirchenvorstandes ist demzufolge<br />
zunächst nicht befugt, die Gemeinde<br />
und ihr Vermögen alleine zu vertreten.<br />
Die genannten Form- und Zuständigkeitsvorschriften<br />
des § 14 Abs. 2 VVG gelten auch für<br />
die zur Abgabe von Verpflichtungserklärungen<br />
erteilten Vollmachten, weil ansonsten der<br />
Schutzzweck des § 14 Abs. 2 VVG unterlaufen<br />
würde (Marx 1974, S. 68; Fritz 1983, S. 145;<br />
Busch 1995, S. 963; vgl. für politische<br />
Gemeinden § 64 Abs. 3 GO NRW, § 43 Abs. 3<br />
KrO NRW); diese gelten somit uneingeschränkt<br />
auch für Vollmachten (Spezial- oder<br />
Gattungsvollmacht), mit denen eine natürliche<br />
Person (im Einzelfall oder dauernd) bevollmächtigt<br />
wird, die Kirchengemeinde als Körperschaft<br />
öffentlichen Rechts oder die kirchlichen<br />
Institute im Grenztermin zu vertreten und<br />
die zur Feststellung, Abmarkung oder amtlichen<br />
Bestätigung der Grundstücksgrenzen<br />
notwendigen Anerkennungserklärungen abzugeben<br />
(vgl. § 21 Abs. 2 VermKatG NRW).<br />
Die Erteilung einer Gattungsvollmacht bedarf<br />
zu ihrer Rechtsgültigkeit zudem der Genehmigung<br />
der Erzbischöflichen Behörde (Generalvikariat),<br />
vgl. zum Beispiel Art. 7 Nr. 1 lit. n<br />
der Geschäftsanweisung für die Verwaltung<br />
des Vermögens in den Kirchengemeinden und<br />
Gemeindeverbänden des Erzbistums Paderborn<br />
(Bauschke 2003, S. 127 ff; Althaus 2004,<br />
S. 397 ff; siehe auch Bekanntmachung vom<br />
02.03.2003 zur Ausführung des Gesetzes über<br />
die Verwaltung des katholischen Kirchenvermögens<br />
vom 24.07.1924, GV. NRW. S. 215).<br />
Die vom Kirchenvorstand ohne Genehmigung<br />
durch die Bischöfliche Behörde getroffenen<br />
Beschlüsse verpflichten die Kirchengemeinde<br />
nicht und sind auch dann unwirksam, wenn der<br />
andere Teil, gegenüber dem der Bevollmächtigte<br />
Erklärungen abgegeben hat, von der<br />
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