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(NÖV) 2/2006 - Bezirksregierung Köln

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Aufsätze, Abhandlungen<br />

Der geodätische Raumbezug in Nordrhein-Westfalen<br />

– gestern, heute und zukünftig –<br />

Von Wolfgang Irsen<br />

Einleitung<br />

Der geodätische Raumbezug steht in Deutschland<br />

vor einem großen Umbruch. Die Auswirkungen<br />

des Global Positioning System (GPS)<br />

machen sich überall im Vermessungswesen<br />

bemerkbar, nicht zuletzt bei der Einführung<br />

eines einheitlichen, europaweiten Bezugssystems<br />

in allen Bereichen der Landesvermessung<br />

und des Liegenschaftskatasters. Die AdV hat<br />

2004 in einem Grundsatzbeschluss eine Strategie<br />

für den einheitlichen Raumbezug in<br />

Deutschland vorgeschlagen. Möglichkeiten für<br />

die in NRW beabsichtigte Umsetzung dieses<br />

Beschlusses werden vorgestellt und diskutiert.<br />

1 Wie war der geodätische Raumbezug<br />

bisher festgelegt und geregelt?<br />

Um Punkte in der Ebene oder im dreidimensionalen<br />

Raum untereinander in Beziehung zu<br />

bringen, werden bekanntlich Koordinaten und<br />

Höhen benutzt, die in einem festgelegten<br />

Bezugssystem bestimmt sind. Grundlegende<br />

Bedingung hierfür ist der Bezug auf eine einheitliche<br />

geodätische Grundlage. Diese<br />

Grundlagen ermittelten in zurückliegender<br />

Zeit die einzelnen Staaten jeweils für sich,<br />

sodass es für Europa über mehrere Jahrhunderte<br />

hinweg keine einheitlichen Festlegungen<br />

gab, sondern stets nur nationale Referenzsysteme.<br />

Dabei wurde die Positionierung von<br />

Punkten an der Erdoberfläche in die lagemäßige<br />

und in die höhenmäßige Bearbeitung aufgeteilt,<br />

bedingt durch verschiedene Messverfahren<br />

der Lage- und Höhenmessung wie auch<br />

durch die Tatsache, dass für beide Angaben<br />

völlig andersartige Bezugssysteme zugrunde<br />

liegen. Während Lageangaben stets auf einer<br />

mathematisch definierten, geometrischen Bezugsfläche<br />

basieren, gründen sich Höhensysteme<br />

meist auf physikalisch festgelegte<br />

Bezugsflächen. Die Realisierung der Bezugssysteme<br />

für die Lage, die Höhe und die Schwere<br />

erfolgte durch dauerhaft vermarkte Festpunkte<br />

an der Erdoberfläche, für die jeweils<br />

Koordinaten, Höhen oder Schwerewerte in den<br />

jeweiligen Bezugssystemen bestimmt und<br />

nachgewiesen wurden. Neben der Bestimmung<br />

der Referenzwerte dieser Punkte erforderte<br />

vor allem die Pflege und Erhaltung der<br />

Festpunkte einen großen und kostenträchtigen<br />

Personaleinsatz.<br />

1.1 Lagebezug<br />

Der heutige amtliche Lagebezug in Nordrhein-<br />

Westfalen geht zurück auf die Königlich<br />

Preußische Landesaufnahme nach 1875 und in<br />

einigen Bereichen sogar auf die Zeit davor, also<br />

datiert in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.<br />

Mehrfach wurde der Lagebezug im Laufe der<br />

Zeit erneuert und den Gegebenheiten und<br />

Erfordernissen abgepasst, vornehmlich in solchen<br />

Gebieten, in denen sich die Erdoberfläche<br />

als Auswirkung von Bergbauaktivitäten veränderte.<br />

So verzeichnen wir heute in NRW mehr<br />

als 20 unterschiedliche Lagebezugssysteme,<br />

die zwar zumeist nur regionale Bedeutung<br />

haben, aber oft nicht zueinander kompatibel<br />

sind und nicht miteinander vermischt werden<br />

dürfen. Eine durchgreifende Erneuerung erfuhr<br />

der Lagebezug in NRW in den 70er Jahren<br />

des 20. Jahrhunderts. Das bis dahin zugrunde<br />

liegende Lagefestpunktfeld war fast<br />

ausschließlich durch Winkelmessung entstanden,<br />

seinen Maßstab erhielt das gesamte trigonometrische<br />

Netz in Preußen lediglich durch<br />

einige wenige, über Preußen verteilte Basismessungen.<br />

Ein Maßstabsgefälle im gesamten<br />

Netz sowie Spannungen bei der Stückvermessung<br />

im Liegenschaftskataster im Detail waren<br />

die Folge. Durch die in den 1970er Jahren aufkommende<br />

elektronische Streckenmessung<br />

: <strong>NÖV</strong> NRW 2/<strong>2006</strong> 3

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