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RECHENSCHAFTSBERICHT - Knorr-Bremse

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2012<br />

<strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Global Care e. V.<br />

Rechenschaftsbericht


2<br />

Rechenschaftsbericht 2012 Der VErein stellt sich vor 3<br />

Rechenschaftsbericht 2012<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

Vorwort<br />

Gründungsgeschichte und Organisation<br />

Motivation und Handlungsgrundsätze<br />

Projektauswahlkriterien<br />

8<br />

Projekte weltweit in 2012<br />

10<br />

12<br />

14<br />

16<br />

Bildung und Erziehung<br />

Kenia: Handwerksschule für Jugendliche aus den Slums<br />

Kambodscha: Schaffung eines dauerhaften Lernumfelds<br />

Deutschland: Stadtteilarbeit in München<br />

18<br />

20<br />

22<br />

24<br />

Soziale Infrastruktur<br />

Äthiopien: Integriertes Entwicklungsprojekt einer von Dürren<br />

betroffenen Region<br />

Ungarn: Neues Zuhause für gefährdete Jugendliche<br />

Haiti: Wasser- und Biogasversorgung durch Wiederaufforstung<br />

26<br />

Soforthilfe<br />

28<br />

30<br />

Auswertung<br />

Ausblick


4 Rechenschaftsbericht 2012<br />

Der VErein stellt sich vor 5<br />

Vorwort<br />

Gründungsgeschichte<br />

und Organisation<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

mit 46 Projekten in 23 Ländern konnten wir in 2012 in einem nie dagewesenen<br />

Umfang helfen. Rund 52.000 Menschen begleiteten wir damit auf ihrem Weg in<br />

ein selbstbestimmtes Leben. Dieses Engagement wurde dank der großzügigen<br />

Spende des <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Konzerns in Höhe von 1,5 Millionen Euro möglich.<br />

Der Erfolg unserer Arbeit beruht auf dem persönlichen Engagement und der<br />

Überzeugung aller Projektbeteiligten sowie der vertrauensvollen Zusammenarbeit<br />

mit unseren Partnerorganisationen. Dafür danke ich allen von Herzen.<br />

In unserer Entwicklungszusammenarbeit sehen wir nicht nur die aktive Übernahme<br />

gesellschaftlicher Verantwortung, sondern vielmehr die Chance, mit unseren<br />

finanziellen Mitteln und persönlichen Fähigkeiten eine positive Veränderung im<br />

Leben hilfsbedürftiger Menschen zu bewirken. Gemeinsam mit den Projektbeteiligten<br />

setzen wir ökologische, soziale und wirtschaftliche Maßnahmen für eine<br />

dauerhafte Verbesserung ihrer Lebensbedingungen um.<br />

So initiierten wir in 2012, infolge der schweren Hungersnot in Ostafrika, insbesondere<br />

großvolumige und tiefgreifende landwirtschaftliche Projekte in der Region.<br />

Diese helfen den Betroffenen mittels Schulungen in ökologischen Anbaumethoden<br />

und Viehwirtschaft sowie mit verbessertem Pflanzen- und Saatgut, die Ernährungssicherheit<br />

dauerhaft zu steigern. Die Projektbegünstigten sollen so befähigt<br />

werden, sich aus eigenen Kräften gegen künftige Dürren besser zu wappnen und<br />

sich eine sichere Lebensgrundlage und hoffnungsvollere Zukunft aufzubauen.<br />

Doch Hilfe wird überall benötigt und so fördern wir weltweit, getreu unserem<br />

Vereinsnamen, soziale Infrastrukturmaßnahmen und Bildungsprojekte. Seit Gründung<br />

hat unser Verein insgesamt 110 Projekte in 39 Ländern verwirklicht. Mit<br />

einem Gesamtvolumen von 8,8 Millionen Euro haben wir rund 300.000 Menschen<br />

erreicht. Die in diesem Rechenschaftsbericht vorgestellten sechs Projekte stehen<br />

beispielhaft für die Vielfalt unserer Vereinsarbeit.<br />

Gründungsgeschichte<br />

<strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Global Care e. V. wurde nach der Tsunamikatastrophe vom<br />

26. Dezember 2004 in Südostasien am 18. Januar 2005 als gemeinnütziger Verein<br />

gegründet, um gezielt und effektiv Hilfe für die Opfer dieser Flutkatastrophe zu<br />

leisten. Hierfür stellte der <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Konzern zwei Millionen Euro zur Verfügung.<br />

Nach erfolgreicher Umsetzung ausgewählter Hilfsprojekte wurde die Arbeit<br />

von <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Global Care e. V. weltweit fortgesetzt und stetig ausgebaut.<br />

Organisation<br />

Der Verein setzt sich aus folgenden ehrenamtlichen<br />

Mitgliedern zusammen:<br />

Julia Thiele-Schürhoff<br />

(Vorsitzende des Vereinsvorstands)<br />

Christoph Günter<br />

(stellvertretender Vorsitzender des Vereinsvorstands)<br />

Dr. Sigurd Dahrendorf<br />

(Mitglied des Vereinsvorstands)<br />

Josef Arzberger<br />

(Buchhaltung des Vereins)<br />

Mario Beinert<br />

Alexandra Bräuer<br />

Eva Seifert<br />

Alle Vereinsmitglieder sind Mitarbeiter der <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Gruppe.<br />

Assistentin des Vereinsvorstands:<br />

Sylvia Bytow-Weissheimer<br />

Viel Freude beim Lesen und herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!<br />

Julia Thiele-Schürhoff,<br />

Vorsitzende des Vorstands von <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Global Care e. V.<br />

Die Vereinsmitglieder treffen sich alle sechs Wochen zu einer Mitgliederversammlung,<br />

um laufende Projekte zu besprechen, Projektanträge zu diskutieren und Vereinsangelegenheiten<br />

zu klären. Die Mitglieder des Vereinsvorstands tagen zusätzlich<br />

zu ausgewählten Themen.<br />

Einmal im Jahr findet eine zweitägige Klausur statt, auf der die Mitglieder die Vereinsarbeit<br />

des vorangegangenen Jahres analysieren, Prozesse und Strategie überprüfen<br />

sowie Ziele für das kommende Jahr verabschieden. Unternehmerisches<br />

Denken, professionelles Vorgehen und beherztes Handeln sind wichtige Grundsätze<br />

für die Vereinsarbeit von <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Global Care e. V.


6 Rechenschaftsbericht 2012<br />

Der VErein stellt sich vor 7<br />

Motivation und<br />

Handlungsgrundsätze<br />

Projektauswahlkriterien<br />

Der Verein <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Global Care<br />

wird überwiegend durch den <strong>Knorr</strong>-<br />

<strong>Bremse</strong> Konzern sowie einzelne Mitarbeiterspenden<br />

gefördert und lebt<br />

vom Engagement der Vereinsmitglieder<br />

und Mitarbeiter der Unternehmensgruppe.<br />

Wir ver stehen uns als<br />

lernende Organisation, die mit ihrer<br />

Strategie und ihrem Handeln den<br />

gesellschaftlichen Herausforderungen<br />

bestmöglich gerecht werden will.<br />

Motivation<br />

Die Verbesserung der Lebenssituation<br />

und Förderung der Eigenständigkeit<br />

bedürftiger Menschen ist unser zentrales<br />

Anliegen. Unverschuldet in Not<br />

lebende Menschen sollen die Chance<br />

erhalten, ein unabhängiges, selbstbestimmtes<br />

und eigenverantwortliches<br />

Leben zu führen. Dabei handeln wir<br />

stets nach dem Prinzip der Hilfe zur<br />

Selbsthilfe.<br />

Gleichzeitig möchten wir <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong><br />

Mitarbeiter für soziales Engagement sensibilisieren<br />

und dazu motivieren, selbst<br />

aktiv zu werden. Sie können so als Multiplikatoren<br />

wirken und die Idee des persönlichen<br />

Beitrags nach außen tragen.<br />

Wir verstehen uns als Partner, der über<br />

finanzielle Ressourcen hinaus auch<br />

Zeit, Kompetenz und Erfahrung in die<br />

Projekte einbringt.<br />

Die Erfahrungen unserer Partnerorganisationen,<br />

gepaart mit dem unternehmerischen<br />

Projektmanagement<br />

und -controlling des Vereins, sind<br />

wesentliche Faktoren für den Erfolg<br />

und die langfristige Wirkung unserer<br />

Kooperationen. Diese Herangehensweise<br />

unterscheidet <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong><br />

Global Care e. V. von vielen anderen<br />

Hilfsorganisationen.<br />

Handlungsgrundsätze<br />

Die sorgfältige Auswahl der Projekte<br />

erfolgt nach definierten und transparenten<br />

Kriterien, die im nächsten<br />

Kapitel näher dargelegt werden. Alle<br />

vom Verein geförderten Projekte<br />

müssen die Projektauswahlkriterien<br />

erfüllen.<br />

Der Verein arbeitet erfolgreich nach<br />

dem Prinzip der Projektpatenschaft.<br />

Die Vereinsmitglieder übernehmen<br />

persönlich Patenschaften für einzelne<br />

Projekte und begleiten diese aktiv.<br />

Besonders wichtig ist hierbei das<br />

Projektmanagement und -controlling.<br />

Der Projektpate hält engen Kontakt zu<br />

den Partnerorganisationen, erarbeitet<br />

mit diesen ein Finanzierungskonzept<br />

sowie einen Projekt- und Kostenplan.<br />

Während der Projektdurchführung<br />

behält er die Fortschritte im Auge und<br />

überprüft die Projektdokumentation<br />

sowie die Kostenabrechnung.<br />

Die Erfolgskontrolle und die Nachverfolgung<br />

der Projekte gewinnen zunehmend<br />

an Bedeutung. So wird stets<br />

ein detaillierter Abschlussbericht mit<br />

den Ergebnissen erstellt. Der Pate hält<br />

den Kontakt auch nach Projektabschluss<br />

über mehrere Jahre aufrecht<br />

und behält so den weiteren Verlauf im<br />

Auge.<br />

Alle Projekte werden darüber hinaus<br />

auch vom verantwortlichen Projektpaten<br />

oder von ausgewählten <strong>Knorr</strong>-<br />

<strong>Bremse</strong> Mitarbeitern besucht.<br />

Bevor <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Global Care e. V.<br />

die Förderung eines Projekts beschließt,<br />

wird das ihm zugrunde liegende<br />

Konzept sorgfältig überprüft.<br />

Dabei achten wir besonders auf die<br />

Umsetzung unseres zentralen Anliegens,<br />

die Eigenständigkeit und Eigenverantwortung<br />

bedürftiger Menschen<br />

zu fördern. Nur so können wir zu strukturrelevanten<br />

und breitenwirksamen<br />

Veränderungen beitragen, neue Perspektiven<br />

eröffnen und nachhaltig<br />

Wirkung entfalten. Die konsequente<br />

Projektcharakter<br />

>> Förderung der Eigenständigkeit bedürftiger Menschen<br />

>> Hilfe für Menschen in Not<br />

>> Unterstützung von Gruppen und Gemeinschaften<br />

>> Langfristig gesicherte Projektfinanzierung<br />

>> Integration von Mitarbeiterengagement<br />

Themenschwerpunkte<br />

>> Bildung und Erziehung<br />

>> Soziale Infrastruktur<br />

>> Soforthilfe<br />

Projektführung durch den Verein<br />

>> Aktives Projektmanagement<br />

>> Federführender Sponsor<br />

>> Zusammenarbeit mit <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Standort<br />

Umsetzung dieses Anliegens schließt<br />

die Förderung von Einzelschicksalen<br />

durch <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Global Care e. V.<br />

aus.<br />

Ein weiteres wesentliches Auswahlkriterium<br />

ist die unabhängige und<br />

langfristige Absicherung von Unterhaltskosten<br />

für Projekte. Diese werden<br />

von <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Global Care e. V.<br />

grundsätzlich nicht übernommen, um<br />

keine dauerhaften Abhängigkeiten bei<br />

den Projektbeteiligten zu schaffen.<br />

Darüber hinaus legt der Verein im<br />

Sinne einer bestmöglichen Mittelverwendung<br />

bei der Auswahl seiner Projekte<br />

folgende Kriterien zugrunde:<br />

Projektleitung durch lokale Partnerorganisation<br />

>> Verlässlicher und kompetenter Partner vor Ort mit lokaler Projektleitung<br />

>> Effektive und effiziente Projektumsetzung<br />

>> Detaillierte und transparente Projektdokumentation<br />

Berücksichtigung möglicher Risiken<br />

>> Vertretbare politische Risiken<br />

>> Überschaubare wirtschaftliche Risiken<br />

>> Verlässliche Rahmenbedingungen


8 Rechenschaftsbericht 2012<br />

Der VErein stellt sich vor 9<br />

Projekte weltweit in 2012<br />

Auf einen Blick – <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Global Care E. V. in 2012<br />

2012 förderte <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Global Care e. V. insgesamt 46 Projekte in 23 Ländern<br />

weltweit. Mit einem Gesamtfördervolumen von 1.564.977 Euro (ohne sonstige<br />

Kosten) konnten rund 52.000 Personen auf vier Kontinenten durch die Arbeit<br />

des Vereins erreicht werden.<br />

Europa<br />

Geförderte Projekte: 14<br />

Ausbezahlte Projektmittel: 468.026 Euro<br />

Projektländer: 6<br />

Deutschland, Italien, Republik Moldau,<br />

Russland, Ukraine, Ungarn<br />

Asien<br />

Geförderte Projekte: 10<br />

Ausbezahlte Projektmittel: 207.779 Euro<br />

Projektländer: 4<br />

Burma, Indien, Kambodscha, Malaysia<br />

Lateinamerika<br />

Geförderte Projekte: 5<br />

Ausbezahlte Projektmittel: 246.213 Euro<br />

Projektländer: 4<br />

Brasilien, Haiti, Honduras, Kolumbien<br />

Afrika<br />

Geförderte Projekte: 17<br />

Ausbezahlte Projektmittel: 642.959 Euro<br />

Projektländer: 9<br />

Äthiopien, Benin, Ghana, Kamerun, Kenia,<br />

Namibia, Ruanda, Südafrika, Uganda<br />

Projektländer 2012


Rechenschaftsbericht 2012<br />

Bildung und<br />

Erziehung<br />

Die Vertreter von 189 Staaten einigten sich im September 2000 in New York auf die<br />

UN-Millenniumerklärung. Sie bekannten sich zu einem Katalog von acht grundsätzlichen,<br />

verpflichtenden Zielsetzungen, darunter etwa Demokratisierung,<br />

Gleichberechtigung, Umweltschutz und die Verwirklichung der allgemeinen<br />

Grundschulbildung.<br />

Das zweite der acht Entwicklungsziele der UN-Millenniumerklärung gibt vor, dass<br />

bis zum Jahr 2015 Kinder in der ganzen Welt, Jungen wie Mädchen, eine Grundschulbildung<br />

vollständig abschließen können.<br />

Der Anstieg der Bildungsbeteiligung im Grundschulbereich hat sich jedoch seit<br />

2004 verlangsamt, trotz großer Fortschritte der Länder mit den gravierendsten<br />

Problemen. Im Jahr 2010 besuchten 61 Millionen Kinder im Grundschulalter keine<br />

Schule. Über die Hälfte davon lebte in Afrika südlich der Sahara, ein weiteres Fünftel<br />

in Südasien. Insgesamt betrachtet aber stieg der weltweite Anteil der Bevölkerung<br />

mit Zugang zu Bildung in den Entwicklungsregionen zwischen 1999 und<br />

2010 von 82 auf 90 Prozent.<br />

Die Vereinsmitglieder von <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Global Care e. V. sehen im Zugang zu<br />

guter Bildung ein entscheidendes Mittel zur langfristigen Bewältigung von Armut.<br />

Mit unseren Projekten im Bereich der Bildung und Erziehung investieren wir in die<br />

ökonomische und eigenverantwortliche Zukunft der Begünstigten.<br />

Im Berichtsjahr wurden insgesamt rund 220.000 Euro in 19 Bildungsprojekte in<br />

acht Ländern auf drei Kontinenten investiert. Mehr als 2.200 Schüler und Auszubildende<br />

erreichte diese Hilfe unmittelbar.<br />

10 11


12 Rechenschaftsbericht 2012<br />

Bildung und Erziehung 13<br />

Kenia: Handwerksschule<br />

für Jugendliche<br />

aus den Slums<br />

Berufliche Bildung eröffnet jungen Menschen die Chance,<br />

ein selbstständiges Leben zu führen, und befähigt sie, sich<br />

wirtschaftlich abzusichern. In Nairobi, Kenias Hauptstadt mit<br />

fast drei Millionen Einwohnern, sind die beruflichen Möglichkeiten<br />

insbesondere für Jugendliche mit schlechtem oder<br />

ganz ohne Bildungshintergrund rar. Der Besuch von Universitäten<br />

ist extrem teuer und nur für wenige bezahlbar. Es<br />

klafft eine gravierende Lücke im Ausbildungssystem. Daher<br />

reifte die Idee einer fachpraktischen Ausbildung nach Vorbild<br />

des dualen Systems in Deutschland.<br />

Gemeinsam mit dem Verein Promoting Africa e. V. aus Herrsching,<br />

der Technischen Universität München, der Technischen<br />

Universität JKUAT in Nairobi sowie dem lokalen Verein<br />

Youth Support Kenya nahm die Planung des Baus einer<br />

Handwerksschule konkrete Gestalt an. Das Konzept beinhaltet<br />

mehrere Klassenzimmer und Werkstätten, Schlaf-, Lehrer-,<br />

Essens- und Küchenräume sowie Funktions- und Sanitärräume,<br />

getrennt durch Höfe und Gartenanlagen. Für die Stromund<br />

Wasserversorgung wurden Solaranlagen und ein eigener<br />

Brunnen vorgesehen.<br />

Im September 2011 konnte mit dem Rohbau begonnen<br />

werden. Dabei wurde darauf geachtet, einheimische Baumaterialien<br />

und in der Region verfügbare Ressourcen zu verwenden.<br />

Bereits ein knappes Jahr später, im Juli 2012, waren<br />

Planung und Bau abgeschlossen.<br />

Erste fachpraktische Kurse im Bereich erneuerbare Energien<br />

(z. B. Windkraft, Solaranlagen) und im traditionellen Handwerk<br />

werden schon durchgeführt. Dabei bringen Fachleute<br />

aus Kenia und Deutschland ihr Wissen und ihre Erfahrung in<br />

die Ausbildung junger Menschen ein und helfen diesen so,<br />

ihre beruflichen Einstiegschancen zu verbessern. Die Studenten<br />

werden insbesondere aus den Slums der Region ausgewählt<br />

und erfahren durch das Erlernte auch ein neues<br />

Selbstbewusstsein.<br />

Themenschwerpunkt Bildung und Erziehung<br />

Projektort<br />

Nairobi, Kenia<br />

Global Care Region<br />

Afrika<br />

Schüler pro Jahr 50<br />

Projektierte Kosten<br />

30.000 Euro (Anteil <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Global Care e. V.)<br />

Global Care ProjektpatE Dr. Sigurd Dahrendorf<br />

Partnerorganisation Promoting Africa e. V.<br />

Koordination vor Ort Youth Support Kenya<br />

Laufzeit März 2012 – November 2012


14 Rechenschaftsbericht 2012<br />

Bildung und Erziehung 15<br />

Kambodscha:<br />

Schaffung eines<br />

dauerhaften<br />

Lernumfelds<br />

Über 30 Jahre nach der Herrschaft der Roten Khmer in Kambodscha<br />

sind die Folgen eines Regimes, das Intellektuelle<br />

getötet und zahlreiche Menschenrechtsverbrechen begangen<br />

hat, immer noch sichtbar.<br />

Das kambodschanische Ministerium für Bildung, Jugend<br />

und Sport muss viele Probleme lösen. Dazu zählt der Mangel<br />

an gut ausgebildeten Lehrkräften und Lehrmaterialien,<br />

aber auch fehlendes Engagement der Lehrer infolge niedriger<br />

Löhne. Oft fällt der Unterricht wegen Nebenbeschäftigungen<br />

des Lehrers aus. Auf dem Land müssen Kinder<br />

häufig bei der Feldarbeit helfen, weshalb der Schulbesuch<br />

begrenzt bleibt. Daraus resultieren unterschiedliche<br />

Bildungsniveaus zwischen städtischen und ländlichen<br />

Gebieten.<br />

<strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Global Care e. V. unterstützt zusammen mit<br />

dem Münchner Verein Hilfe für Kinder in Kambodscha e. V.<br />

und der Life and Hope Association, einer lokalen kambodschanischen<br />

Hilfsorganisation, die Bildungsentwicklung in<br />

der ländlichen Region um Siem Reap.<br />

Hilfe für Kinder in Kambodscha e. V. ist dort bereits seit 2006<br />

tätig. Hier baute der Verein mit der Unterstützung von <strong>Knorr</strong>-<br />

<strong>Bremse</strong> Global Care e. V. im Jahr 2008 eine Junior High<br />

School. Eine nahe gelegene kleine Grundschule bestand lediglich<br />

aus Bambus und Holz und diente aufgrund des Platzmangels<br />

nur wenigen Kindern zum Unterricht. Durch schwere<br />

Überschwemmungen Ende 2011 wurde diese Konstruktion<br />

schwer beschädigt.<br />

Da die Regierung für den Neubau der Schule keine Mittel<br />

hat, unterstützte <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Global Care e. V. im Berichtsjahr<br />

die Errichtung eines soliden Schulgebäudes. Im November<br />

2012 wurde die Schule feierlich eingeweiht. In den geräumigen<br />

und trockenen Klassenzimmern lernen nun rund<br />

60 wissbegierige Schüler.<br />

Themenschwerpunkt Bildung und Erziehung<br />

Projektort<br />

Peak Sneng, Kambodscha<br />

Global Care Region<br />

Asien<br />

Schüler pro Jahr 60<br />

Projektierte Kosten<br />

32.000 Euro<br />

Global Care Projektpatin Julia Thiele-Schürhoff<br />

Partnerorganisation Hilfe für Kinder in Kambodscha e. V.<br />

Koordination vor Ort Life and Hope Association<br />

Laufzeit März 2012 – März 2013


16 Rechenschaftsbericht 2012<br />

Der Bildung VErein stellt und Erziehung<br />

sich vor 17<br />

Deutschland:<br />

Stadtteilarbeit<br />

in München<br />

Armut und Bedürftigkeit zeigen in Deutschland ein anderes<br />

Gesicht als in Entwicklungsländern. Arme Menschen hierzulande<br />

können in der Regel ihre Grundbedürfnisse befriedigen,<br />

aber sie leiden am gesellschaftlichen Ungleichgewicht<br />

und einer damit zusammenhängenden Ausgrenzung. Für<br />

den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft ist es daher besonders<br />

wichtig, auch hier hinzusehen und zu helfen. <strong>Knorr</strong>-<br />

<strong>Bremse</strong> Global Care e. V. fördert deshalb mehrere Bildungsinitiativen<br />

in Deutschland. Zudem ist es den Mitgliedern des<br />

Vereins eine Herzensangelegenheit, sich in der Nähe der<br />

Standorte von <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> zu engagieren.<br />

Bereits seit einigen Jahren besteht eine Kooperation mit<br />

dem gemeinnützigen Verein Stadtteilarbeit e. V. in München-Milbertshofen.<br />

Diese wurde in 2012 unter dem Akronym<br />

„SKILL“ erneuert. Der Name steht für die Begriffe „Soziale<br />

Kompetenz“, „Integration“, „Lernen“ und „Lebensperspektive“.<br />

Ziel des Projekts ist, Jugendliche beim schwierigen Übergang<br />

von Schule zu Arbeit, Ausbildung und Beruf zu begleiten,<br />

sie zu unterstützen und zu fördern.<br />

In Milbertshofen, dem Wirkungsraum des Projekts, beteiligen<br />

sich vor allem Jugendliche mit Migrationshintergrund.<br />

Neben guten schulischen Leistungen, hängt der Erfolg meist<br />

von wichtigen sozialen Kompetenzen wie Zuverlässigkeit,<br />

Selbstständigkeit und Motivation ab. Diese Eigenschaften<br />

bei den Jugendlichen zu fördern und zu entwickeln, ist ein<br />

zentrales Anliegen des Projekts.<br />

Im Zentrum des methodischen Vorgehens stehen Beratung,<br />

direkte Lernförderung, Informationen zur Arbeitswelt, Trainings<br />

und die Förderung sozialer Kompetenzen. Auf der<br />

Grundlage dauerhafter und tragfähiger Beziehungen zwischen<br />

Betreuern und Betreuten werden die Jugendlichen<br />

auf dem Weg in ein selbstständiges und wirtschaftlich unabhängiges<br />

Leben begleitet.<br />

Themenschwerpunkt Bildung und Erziehung<br />

Projektort<br />

München, Deutschland<br />

Global Care Region<br />

Europa<br />

Auszubildende pro Jahr 50<br />

Projektierte Kosten<br />

60.000 Euro<br />

Global Care Projektpatin Julia Thiele-Schürhoff<br />

Partnerorganisation Stadtteilarbeit e. V.<br />

Koordination vor Ort Helmut Gmeinwieser<br />

Laufzeit November 2012 – Oktober 2013


Rechenschaftsbericht 2012<br />

Soziale<br />

Infrastruktur<br />

Ausbau und Förderung von sozialer Infrastruktur bilden oftmals die Basis für eine<br />

nachhaltige Veränderung in der Gesellschaft und sind daher wichtiger Bestandteil<br />

der Vereinsarbeit.<br />

Im Berichtsjahr wurden rund 1,3 Millionen Euro in 16 Ländern auf vier Kontinenten<br />

in 24 Infrastrukturprojekte investiert. 42.000 Menschen erreichte diese Hilfe in<br />

Krankenhäusern, Alters- und Kinderheimen sowie durch landwirtschaftliche Entwicklungsmaßnahmen<br />

unmittelbar. Durch die Entwicklung des ländlichen Raums<br />

in armen Ländern können dringende Probleme wie der Kampf gegen Armut,<br />

Unterentwicklung, Hunger und Mangelernährung gelöst werden.<br />

Vier der Infrastrukturprojekte in 2012 sind infolge der schweren Dürrekatastrophe<br />

in Ostafrika initiiert worden. Die Hungersnot bedrohte etwa elf Millionen Menschen,<br />

davon fast fünf Millionen allein in Äthiopien und knapp drei Millionen in<br />

Kenia. Man sprach von einer der schlimmsten humanitären Katastrophen weltweit.<br />

<strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Global Care e. V. spendete daher in 2011 insgesamt 200.000<br />

Euro an Soforthilfe. Doch wollte der Verein die notleidenden Menschen in der Dürreregion<br />

auch im Folgejahr 2012 nicht aus den Augen verlieren, auch wenn oder<br />

gerade weil das Thema nicht mehr in den Medien präsent war. Mit langfristig ausgerichteten<br />

landwirtschaftlichen Projekten wird versucht, die Ernährungssicherheit<br />

nachhaltig zu gewährleisten und die Projektbegünstigten gegen künftige<br />

Dürrekatastrophen zu wappnen. Unsere Arbeit in der Region wird beispielhaft an<br />

unserem Projekt in Äthiopien erklärt.<br />

18 19


20 Rechenschaftsbericht 2012<br />

Soziale Infrastruktur 21<br />

Äthiopien: Integriertes<br />

Entwicklungsprojekt<br />

einer von Dürren<br />

betroffenen Region<br />

Äthiopien hat mit etwa 85 Millionen Menschen ungefähr so<br />

viele Einwohner wie Deutschland, weist aber eine dreimal so<br />

große Fläche auf. In dem Binnenstaat am Horn von Afrika leben,<br />

trotz eines durchschnittlichen Wirtschaftswachstums<br />

von zehn Prozent seit 2005, noch immer schätzungsweise<br />

40 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Die<br />

chronische Dürre wird ohne dauerhafte, nachhaltige Lösungen<br />

eine große Herausforderung bleiben. Vor allem die<br />

ländliche Bevölkerung des äthiopischen Hochlands leidet<br />

seit Jahrzehnten unter einer wachsenden Nahrungsmittelknappheit.<br />

Diese ist Folge des starken Bevölkerungswachstums,<br />

der zunehmenden Waldrodung sowie ineffizienter<br />

Produktionsverfahren in der Landwirtschaft.<br />

Bauern müssen immer steilere Hänge bewirtschaften, um<br />

ihre Familien durchzubringen. Nach ein, zwei Jahren hat der<br />

Regen den Mutterboden weggeschwemmt und nackter<br />

Fels bleibt zurück. Der Untergrund vermag nur noch wenig<br />

Wasser zu speichern. Quellen versiegen, weshalb die Frauen<br />

immer weitere Wege gehen müssen, um an das tägliche<br />

Wasser zu kommen. Oft genug entnehmen sie es aus Bä-<br />

chen, aus denen das Vieh trinkt. Das schmutzige Wasser<br />

führt zu Durchfallerkrankungen, an denen vor allem Kleinkinder<br />

sterben. Die Eltern werden geschwächt und sind<br />

nicht mehr in der Lage, mit voller Kraft ihre Felder zu jäten<br />

und zu wässern – niedrige Erträge sind die Folge, wodurch<br />

sich die Armut weiter verschärft.<br />

Durch eine landwirtschaftliche Produktion mit ökologischer<br />

Orientierung, Terrassierung und Wiederaufforstung soll sich<br />

der Boden langfristig rehabilitieren und sichere Erträge einbringen.<br />

Die Landwirte erhalten überdies die Möglichkeit, an<br />

Fortbildungsprogrammen in verschiedenen Bereichen der<br />

Pflanzenzucht und Viehwirtschaft teilzunehmen.<br />

<strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Global Care e. V. arbeitet zusammen mit Karlheinz<br />

Böhms Äthiopienhilfe Menschen für Menschen daran,<br />

den aus der ökologischen Zerstörung resultierenden Problemen<br />

entgegenzutreten und den Menschen vor Ort langfristige<br />

Perspektiven zu eröffnen.<br />

Themenschwerpunkt Soziale Infrastruktur: Folgeprojekt Hungersnot in Ostafrika<br />

ProjektRegion<br />

Borecha, Äthiopien<br />

Global Care Region<br />

Afrika<br />

von der hilfe Erreichte 5.500<br />

Projektierte Kosten<br />

131.900 Euro<br />

Global Care ProjektpatE Christoph Günter<br />

Partnerorganisation Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe „Menschen für Menschen“<br />

Koordination vor Ort Ulrike Haupt<br />

Laufzeit Januar 2012 – Dezember 2013


22 Rechenschaftsbericht 2012<br />

Der Soziale VErein stellt Infrastruktur<br />

sich vor 23<br />

Ungarn:<br />

Neues ZuHause<br />

für gefährdete<br />

Jugendliche<br />

Die Einbindung von <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Standorten stellt bei der<br />

Umsetzung von Projekten eine große Stütze dar. Der Verein<br />

kann sich vor Ort auf vertrauenswürdige Mitarbeiter, deren<br />

Netzwerk und Know-how verlassen. Die Bereitschaft und<br />

Motivation von <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Mitarbeitern, sich sozial zu engagieren<br />

und ehrenamtliche Verantwortung zu übernehmen,<br />

ist eine große Freude.<br />

Ein Beispiel für ein von einem <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Standort betreutes<br />

Projekt wurde 2012 in Ungarn umgesetzt. Das Land<br />

hatte mit am stärksten unter der Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

gelitten. Allein in 2009 war die Wirtschaft des einstigen<br />

Hoffnungsträgers in Osteuropa um sieben Prozent eingebrochen.<br />

In 2011 wuchs sie wieder um etwas mehr als ein<br />

Prozent. Die Folgen äußern sich in einer besonders hohen<br />

Arbeitslosigkeit. Viele Haushalte rutschen in extreme Armut.<br />

Perspektivlosigkeit, Alkoholismus und auseinanderbrechende<br />

Familien sind keine Seltenheit.<br />

Besonders stark betroffen von diesen Umständen sind Kinder<br />

und Jugendliche, denen oftmals die Möglichkeit genommen<br />

wird, in einer behüteten und sorgenfreien Umgebung<br />

aufzuwachsen und durch den Zugang zu Bildung ihre eige-<br />

ne Situation zu verbessern. In Kecskemét, der achtgrößten<br />

Stadt Ungarns, 85 Kilometer südlich von Budapest, betreibt<br />

SOS Children’s Village ein Kinderdorf, in dem bislang 137<br />

Kinder leben. Aufgrund der geschilderten prekären Lage<br />

werden bis Ende 2013 insgesamt 250 Kinder dort untergebracht<br />

werden müssen, weshalb die Räumlichkeiten immer<br />

begrenzter werden.<br />

Mit der finanziellen Unterstützung von <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Global<br />

Care e. V. errichtete SOS Children’s Villages Hungary ein<br />

neues Gebäude, in dem zwölf bis 15 Jugendliche in der<br />

Altersgruppe von 14 bis 24 Jahren leben. Die Jugendlichen<br />

werden in sogenannten Jugendhäusern untergebracht. Dort<br />

werden sie professionell von Psychologen, Lehrern und<br />

Pädagogen betreut.<br />

<strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Global Care e. V. leistet durch sein Engagement<br />

einen elementaren Beitrag in der Gestaltung der Übergangsphase<br />

der Jugendlichen zwischen Kindheit und<br />

Adoleszenz und sorgt für die räumlichen Möglichkeiten, die<br />

eine gezielte und umfassende Betreuung und Bildung der<br />

Betroffenen im SOS Kinderdorf ermöglichen.<br />

Vor Ort begleitet Szilvia Papp von <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Fékrendszerek<br />

Kft. das Projekt. Sie übernimmt dabei das Controlling der<br />

Finanzen sowie die Koordination und Kommunikation zwischen<br />

<strong>Knorr</strong> <strong>Bremse</strong> Global Care e. V. und den Projektpartnern<br />

in Ungarn.<br />

Themenschwerpunkt<br />

Projektort<br />

Global Care Region<br />

Von der Hilfe Erreichte 15<br />

Projektierte Kosten<br />

Global Care Projektpatin<br />

Partnerorganisation<br />

Soziale Infrastruktur<br />

Kecskemét, Ungarn<br />

Europa<br />

219.740 Euro<br />

Julia Thiele-Schürhoff<br />

SOS Children‘s Villages Hungary<br />

Koordination vor Ort Szilvia Papp (<strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Fékrendszerek Kft.)<br />

Gábor Gosztonyi (SOS Children’s Villages Hungary)<br />

Laufzeit April 2012 – Dezember 2012


24 Rechenschaftsbericht 2012<br />

Der Soziale VErein stellt Infrastruktur<br />

sich vor 25<br />

Haiti: Wasser- und<br />

Biogasversorgung durch<br />

Wiederaufforstung<br />

Haiti gilt als das ärmste Land der westlichen Hemisphäre.<br />

Nach dem verheerenden Erdbeben von 2010 und der eingeschleppten<br />

Cholera hat Wirbelsturm Sandy den karibischen<br />

Inselstaat im vergangenen Jahr in große Not gebracht. Felder<br />

wurden überschwemmt, Ernten vernichtet. Für die Einwohner<br />

von Pilate, einer Kleinstadt im Nordosten des Landes<br />

in der Nähe zur Dominikanischen Republik, gibt es schon<br />

lange keine wirtschaftliche Perspektive mehr.<br />

<strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Global Care e. V. arbeitet daher gemeinsam<br />

mit der örtlichen Bevölkerung daran, eine durch großflächige<br />

Abholzung versteppte Landschaft mit einer Fläche<br />

von ca. 1.050 Hektar ökonomisch und ökologisch zu entwickeln.<br />

Durch Wiederaufforstung, bodengerechten Ackerbau<br />

und Viehzucht werden rund 7.300 Menschen dabei unterstützt,<br />

sich eine neue Lebensgrundlage und damit eine hoffnungsvollere<br />

Zukunft aufzubauen. Die Menschen vor Ort<br />

erhalten für ihre Mitarbeit beim Graben eine Entlohnung<br />

und zusätzlich Samen und Geräte, um ein kleines Stück Land<br />

bewirtschaften zu können.<br />

Der integrierte und nachhaltige Projektansatz, der nicht nur<br />

auf die Wiederbelebung zerstörter Natur setzt, beinhaltet<br />

auch den Bau von Biogasanlagen. Diese sollen die Verwendung<br />

von traditionellem Feuerholz verringern und damit einer<br />

weiteren Abholzung und Zerstörung des Grundwasserhaushalts<br />

entgegenwirken. Durch die Installation einer<br />

Wasserpumpe mit weitreichendem Bewässerungssystem<br />

und einem Reservoir für regenarme Zeiten wird eine wesentliche<br />

Voraussetzung für eine erfolgreiche Entwicklung der<br />

gesamten Region geschaffen.<br />

Unsere Partnerorganisation, die Jesuitenmission, hat in der<br />

Vergangenheit bereits ein ähnliches Projekt in Indien erfolgreich<br />

umgesetzt und sorgt für den Transfer des Know-hows<br />

nach Haiti. Vor Ort ist Pater Snell für die Umsetzung des Projekts<br />

verantwortlich und in Deutschland koordiniert Rudolf<br />

Schleicher zusammen mit Josef Arzberger, Vereinsmitglied<br />

von <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Global Care e. V., mit großem persönlichen<br />

Einsatz das Projekt.<br />

Themenschwerpunkt Bildung und Erziehung<br />

Projektort<br />

Pilate, Haiti<br />

Global Care Region<br />

Lateinamerika<br />

von der hilfe erreichte 7.300<br />

Projektierte Kosten<br />

100.000 Euro (Gesamtkosten 350.000 Euro)<br />

Global Care ProjektpatE Josef Arzberger<br />

Partnerorganisation Jesuitenmission<br />

Koordination vor Ort Pater Snell<br />

Laufzeit Januar 2012 – Dezember 2013


26 Rechenschaftsbericht 2012<br />

Soforthilfe<br />

Soforthilfe zu leisten, war der Anlass für die Gründung des Vereins <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong><br />

Global Care, als 2004 der verheerende Tsunami in Südostasien große Verwüstungen<br />

anrichtete und über 200.000 Menschenleben forderte.<br />

Auch in Zukunft wollen wir akut in Not geratenen Menschen schnell und unbürokratisch<br />

helfen. Deshalb bleibt das Instrument der Soforthilfe weiter wichtiger Bestandteil<br />

von <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Global Care e. V. Jedes Jahr wird daher ein Teil der<br />

Spendengelder für Soforthilfemaßnahmen eingeplant, um im Katastrophenfall<br />

schnell reagieren zu können.<br />

Gleichwohl können akute Soforthilfemaßnahmen meist keine strukturelle Verbesserung<br />

der Lebensumstände bewirken. Dementsprechend bemühten wir uns<br />

nach zwei Jahren ungewöhnlich vieler Katastrophen und hoher finanzieller Soforthilfen<br />

seitens des Vereins, im Berichtsjahr vor allem über langfristig angelegte<br />

Projekte nachhaltig zu helfen.<br />

<strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Global Care e. V. wendete daher im Berichtsjahr lediglich vier Prozent<br />

(rund 60.000 Euro) für Soforthilfemaßnahmen auf und konnte dadurch weit<br />

mehr Mittel in langfristig wirksame Projekte investieren.<br />

27


28 Rechenschaftsbericht 2012<br />

Der VErein stellt auswertung<br />

sich vor 29<br />

Auswertung<br />

Mit einem Volumen von 1,6 Millionen Euro wurden im Jahr 2012 46 Projekte in 23 Ländern<br />

gefördert. Die Hilfsmaßnahmen erreichten rund 52.000 Menschen.<br />

nach regionen<br />

nach schwerpunkten<br />

30 % Europa<br />

25 % Folgeprojekte<br />

Hungersnot in Ostafrika<br />

41 % Bildung und Erziehung<br />

25 % Soziale Infrastruktur:<br />

Folgeprojekte Hungersnot in Ostafrika<br />

11 % Lateinamerika<br />

3 % Sonstige<br />

15 % weitere<br />

Hilfe in Afrika<br />

13 % Bildung<br />

und Erziehung<br />

22 % Asien<br />

15 %<br />

Lateinamerika<br />

4 % Soforthilfe<br />

7 % Soforthilfe<br />

3 % Sonstige<br />

13 % Asien<br />

37 % Afrika<br />

29 % Europa<br />

52 % Soziale Infrastruktur<br />

55 % Weitere soziale Infrastruktur<br />

Projektverteilung<br />

Ausgaben<br />

Projektverteilung<br />

Ausgaben<br />

Wie in diesem Rechenschaftsbericht beschrieben, unterstützte<br />

<strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Global Care e. V. 2012 infolge der<br />

Dürre- und Hungerkatastrophe u. a. breit angelegte Projekte<br />

in Ostafrika (siehe Projektbeispiel Äthiopien, S. 20). Dementsprechend<br />

wurden in 2012 mehr Fördermittel (insgesamt<br />

40 %) in Afrika ausgegeben als in anderen Regionen. Mit<br />

17 Projekten auf dem afrikanischen Kontinent ergibt sich<br />

damit ein relativer Anteil an der Gesamtzahl aller Initiativen<br />

von 37 Prozent.<br />

In Europa engagierte sich der Verein im Berichtsjahr mit<br />

14 Projekten in Deutschland (siehe Projektbeispiel S. 16) und<br />

Osteuropa (siehe Projektbeispiel Ungarn, S. 22). Der Anteil<br />

von 30 Prozent für Projekte in dieser Region ist damit 2012 im<br />

Vergleich zum Vorjahr (21 %) gestiegen, was sich auch in einer<br />

Erhöhung der Ausgaben für die Region widerspiegelt<br />

(von 16 % in 2011 auf 29 % in 2012).<br />

Die Ausgaben für Hilfsprojekte in Asien und Lateinamerika<br />

sind im Betrachtungszeitraum annähernd gleich hoch. In<br />

2012 war <strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Global Care e. V. mit zehn Projekten<br />

in vier asiatischen Ländern aktiv (siehe Projektbeispiel<br />

Kambodscha, S. 14) und investierte 13 Prozent der Fördermittel<br />

in dieser Region.<br />

In Lateinamerika unterstützte der Verein im Berichtsjahr fünf<br />

Projekte (siehe Projektbeispiel Haiti, S. 24) bzw. elf Prozent<br />

aller Hilfsmaßnahmen. Dafür wendete er 15 Prozent der<br />

finanziellen Mittel auf (4 % im Vorjahr).<br />

<strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Global Care e. V. betreute in 2012 insgesamt<br />

24 Infrastrukturprojekte (52 %), davon vier Folgeprojekte in<br />

Ostafrika aufgrund der Hungersnot, 19 Bildungsprojekte<br />

(41 %) und spendete Geld für drei Soforthilfeinitiativen.<br />

Letztere wurden bewusst restriktiv durchgeführt, um Kapazitäten<br />

für nachhaltig wirkende Projekte zu nutzen.<br />

Der größte Teil der finanziellen Hilfe des Vereins floss in Projekte<br />

im Schwerpunktbereich soziale Infrastruktur (25 %<br />

davon für Folgeprojekte gegen den Hunger in Ostafrika und<br />

55 % für weitere Infrastrukturprojekte). 13 Prozent der Projektmittel<br />

wurden in reine Bildungsprojekte investiert und vier<br />

Prozent für Soforthilfemaßnahmen verwendet.


Rechenschaftsbericht 2012<br />

Ausblick<br />

Mit der bewussten Konzentration auf inhaltliche Schwerpunktthemen möchten<br />

wir in 2013 unser Engagement noch stärker fokussieren. Dabei wollen wir uns insbesondere<br />

zwei speziellen Bereichen widmen, die wir als Schlüssel zur Verbesserung<br />

der Lebenssituation notleidender Menschen erachten.<br />

Zum einen werden wir das Thema Wasser in den Mittelpunkt unserer Aktivitäten<br />

in 2013 setzen. Wasser bildet die Grundlage und Grundvoraussetzung allen Lebens.<br />

Auch die Vereinten Nationen haben dieses Jahr zum „Internationalen Jahr<br />

der Zusammenarbeit im Bereich Wasser“ ausgerufen, nicht zuletzt deshalb, weil<br />

Wasser ein Querschnittsthema der acht Millenniumsziele bildet. Die Situation der<br />

Wasserversorgung ist in manchen Teilen der Welt nach wie vor dramatisch. Aktuell<br />

leben 783 Millionen Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser. 2,5 Milliarden<br />

Menschen haben keine sanitäre Basisversorgung. Mangelnde Hygiene und<br />

verschmutztes Trinkwasser zählen zu den häufigsten Krankheitsverursachern in<br />

Entwicklungsländern. So sterben mehr Menschen an Durchfall, bedingt durch<br />

mangelnde Wasserqualität, als an AIDS, Malaria und Masern zusammen. Wir werden<br />

unsere Entwicklungszusammenarbeit und Projektauswahl deshalb verstärkt<br />

auf eine Verbesserung dieser Umstände konzentrieren.<br />

Ferner sehen wir im Rahmen der Förderung von Bildung allgemein einen Schwerpunkt<br />

insbesondere in der beruflichen Bildung. Sie eröffnet jungen Menschen<br />

die Chance, sich wirtschaftlich abzusichern und ein selbstständiges Leben zu führen.<br />

Unsere Projekte im Bereich der Bildung und Erziehung werden sich daher in<br />

diesem und den nächsten Jahren verstärkt darauf richten.<br />

Wir bedanken uns für Ihr entgegengebrachtes Vertrauen in unsere Arbeit und hoffen<br />

weiterhin auf Ihre engagierte Unterstützung.<br />

München, den 1. März 2013<br />

Julia Thiele-Schürhoff Christoph Günter Dr. Sigurd Dahrendorf<br />

Vereinsvorsitzende stellvertretender Vorsitzender Mitglied des Vorstands<br />

30 31


32 Rechenschaftsbericht 2012<br />

Kontakt<br />

<strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Global Care e. V.<br />

Julia Thiele-Schürhoff<br />

Moosacher Straße 80<br />

80809 München<br />

Tel.: +49 89 3547-180022<br />

Fax: +49 89 3547-2331<br />

E-Mail: global.care@knorr-bremse.com<br />

Spendenkonto<br />

<strong>Knorr</strong>-<strong>Bremse</strong> Global Care e. V.<br />

Deutsche Bank München<br />

Kto.: 18 501 71<br />

BLZ: 700 700 10<br />

IBAN: DE 50 7007 0010 0185 017100<br />

BIC: DEUTDEMMXXX<br />

Deutsche Spender erhalten eine Spendenquittung.<br />

Bitte geben Sie hierfür bei der Überweisung Ihre Adresse an.<br />

Weitere Informationen über den Verein erhalten Sie über die<br />

Internetadresse: www.global-care.knorr-bremse.com

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