27.12.2014 Aufrufe

Prof. Dr. med. Marcus Siebolds - PWG-Seminare

Prof. Dr. med. Marcus Siebolds - PWG-Seminare

Prof. Dr. med. Marcus Siebolds - PWG-Seminare

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

FB Gesundheitswesen<br />

„Qualitäts“-Management<br />

oder<br />

„Du denkst du lenkst“<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. <strong>Marcus</strong> <strong>Siebolds</strong>


1. Schlaglichter<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. <strong>Marcus</strong> <strong>Siebolds</strong> 2


• QM-Einführung im SGB V und SGB XI<br />

gesetzlich vorgeschrieben<br />

• 2087 Krankenhäuser<br />

• Ca. 17 Mio Patienten, 126000 Klinikärzte, 679000<br />

Mitarbeiter im nichtärztlichen Dienst<br />

(Statistisches Bundesamt Pressemitteilung 473 vom 10.12.2008)<br />

• 435 KTQ zertifizierte Kliniken<br />

• 9743 stationäre Altenhilfeeinrichtungen<br />

• 713095 Bewohner, 510857 Beschäftigte<br />

(Erster bericht des BMSFJ über die Situation der Heime 15.8.2006)<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. <strong>Marcus</strong> <strong>Siebolds</strong> 3


• Anstieg der MRSA Isolate in Deutschland<br />

in der Zeit von 1998-2004 von 15% auf<br />

20% in Krankenhäusern<br />

• MRSA Isolate in Holland kleiner 1%<br />

(www.mrsa-net.org)<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. <strong>Marcus</strong> <strong>Siebolds</strong> 4


Aussagen aus dem Pflegethermometer 2010<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. <strong>Marcus</strong> <strong>Siebolds</strong> 5


Der Wahn<br />

- Geschichten von der fröhlichen<br />

Liniengaleere -<br />

• „Alle Mitarbeiter müssen für QM als wichtigste<br />

Zukunftsoption unseres Hauses motiviert<br />

werden.“ (aus einer Beraterbroschüre)<br />

Oder:<br />

• „Bei bester Laune sich auf der Liniengaleere zu<br />

Tode rudern, um dem Kapitän die potenzielle<br />

Möglichkeit des Wasserski-Fahrens zu geben...“<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. <strong>Marcus</strong> <strong>Siebolds</strong> 6


Persöhnliches, all zu<br />

persöhnliches<br />

– „Bei der letzten Zertifizierung haben wir 60<br />

Aktenordner mit unseren QM Dokumenten<br />

aufgebaut. (Stolzer Ärztlicher Direktor)<br />

– „In den nächsten drei Monaten können wir keine<br />

neuen Projekte planen, wir werden ja rezertifiziert<br />

– (Rel. Verlegener QMB einer Klinik)<br />

– „Da muß man schon mal die Dokumentation mit nach<br />

Hause nehmen und glätten, bevor der MDK<br />

kommt (Überforderte Wohnbereichsleitung in einem Altenheim)<br />

– „Es gibt bei uns ein zertifiziertes QM-System, bei dem<br />

es immer Sitzungen unserer Leitungen gab, aber<br />

genaueres weis ich auch nicht. (Krankenschwester in einer<br />

Klinik der Grundversorgung)<br />

– „Wir haben da einen Qualitätsbericht im Netz, aber ob<br />

den jemand liest und versteht (Kaufm. Direktor eines<br />

Klinikverbundes)<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. <strong>Marcus</strong> <strong>Siebolds</strong> 7


Das Modell QM-Moloch<br />

Studierende Pflegemanager in einer Gruppendiskussion<br />

– Man hat dauernd Sitzungen<br />

– Irgendeiner schreibt ein<br />

Qualitätsmanagementhandbuch (ca. 50 Seiten).<br />

– Auf einmal taucht ein Anhang auf, der<br />

Arbeitsprozesse beschreibt, die keiner kennt (ca. 200<br />

Seiten).<br />

– Alle waren irgendwie beteiligt, keiner weiß Bescheid,<br />

aber alle sind stolz auf die viele investierte Arbeit.<br />

– Das Zertifikat bringt Vergebung für Alle und erlaubt<br />

gnädiges Vergessen.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. <strong>Marcus</strong> <strong>Siebolds</strong> 8


Fazit I<br />

• Zur Effizienz von QM-Systemen im Kontext der<br />

Managementergebnisse liegen so gut wie keine<br />

belastbaren empirischen Forschungsergebnisse vor<br />

• Die beteiligten haben unterschiedliche Vorstellungen und<br />

Definitionen von QM<br />

• Klinisches QM ist mit der potentiellen Gefahr der<br />

Etablierung robuster Täuschungsstrukturen behaftet<br />

• Der Begrif Motivation im QM kann von Mitarbeitern als<br />

Aufruf zur nachhaltigen Selbstausbeutung und<br />

Selbstunterwerfung (miss)-verstanden werden<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. <strong>Marcus</strong> <strong>Siebolds</strong> 9


2. Was meinen wir eigentlich,<br />

wenn wir von QM sprechen<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. <strong>Marcus</strong> <strong>Siebolds</strong> 10


QM als Führungsinstrument<br />

„Die Leitungsaufgabe im Rahmen von<br />

klinischem Management besteht in der<br />

Sicherstellung eines hinreichenden und<br />

angemessenen Maßes der<br />

strukturellen Kopplung. Dabei stehen<br />

Vorhersehbarkeit und<br />

Vorherbestimmbarkeit von klinischen<br />

Prozeduren auf der Ebene von Strukturen,<br />

Prozessen und Ergebnissen im<br />

Mittelpunkt.“<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. <strong>Marcus</strong> <strong>Siebolds</strong> 11


Führungrealität und QM<br />

Im realen Qualitätsmanagement geht es<br />

nicht um die Verbesserung der<br />

Versorgungsqualität von Patienten……..<br />

sondern<br />

….um die Steuerung von klinischer<br />

Versorgung an die gesetzlich, im Sinne<br />

von WANZ, geforderten und tollerierten<br />

Grenzrisiken<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. <strong>Marcus</strong> <strong>Siebolds</strong> 12


Durchreichen der Erwartungsstrukturen<br />

unter den Beteiligten im<br />

Gesundheitssystem<br />

Gesellschaft KK<br />

SGB, BGB; STGB<br />

Klniken<br />

Budget / QM<br />

Cleit. Ärzte<br />

Kl. Führung<br />

Ass. Ärzte/<br />

Pflege<br />

Versorgung<br />

Patientn<br />

Sicherheit/<br />

Menschlichkeit<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. <strong>Marcus</strong> <strong>Siebolds</strong> 13


Balance zwischen Grenzkosten und Grenznutzen<br />

Kostenzuwachsfunktion<br />

(Grenzkosten)<br />

Luxus<br />

Redundanz<br />

Ziel QM<br />

Risiko<br />

Behandlungsintensität<br />

Funktionale<br />

Gesundheitsversorgung<br />

Ökonom.<br />

Behandlungsoptimum<br />

Med. Behandlungsoptimum,<br />

maximale<br />

Versorgung<br />

Modifiziert aus: www.<strong>med</strong>.uni-jena.de/apotheke/vorlesung/vorlesungstext.pdf


Fazit II: Zentralwertparadox und der<br />

<strong>Dr</strong>uck zur grenzrisikennahen<br />

Versorgung<br />

• Knapper werdende Ressourcen führen dazu, dass die<br />

Gesundheitspolitik mit immer rigideren<br />

ordnungspolitischen Lenkungsinterventionen die<br />

gesetzlich garantierte Versorgung der Bürger bei den<br />

Leistungserbringern durchsetzen muss.<br />

• Sie zwingt klin. Management in der Prozessteuerung<br />

immer näher an die gerade noch vertretbaren<br />

Grenzrisiken heranzugehen.<br />

• QM soll sicherstellen, das eine Annäherung an diese<br />

Grenzrisiken erreicht , aber die Diese im Sinne der<br />

Patientensicherheit, nicht überschritten werden<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. <strong>Marcus</strong> <strong>Siebolds</strong> 15


3. Warum ist QM ein bedeutendes<br />

Führungsinstrument<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. <strong>Marcus</strong> <strong>Siebolds</strong> 16


Was führt zur geplanten<br />

Wirkungslosigkeit von QM-<br />

Prozessen<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. <strong>Marcus</strong> <strong>Siebolds</strong> 17


Scheiterungsgründe<br />

• Das Problem der strukturellen Kopplung ist nicht<br />

bewußt<br />

• Keiner hat den Mut zur radikalen<br />

Komplexitätsreduktion von QM-Systemen<br />

– Ausser der ISO 9001:2008 erlaubt kein etabliertes<br />

QM-System diese Reduktion<br />

• Nachhaltiges Ignorieren der Führungsrelevanz<br />

von QM<br />

• Unausgesprochener partizipatorischer Anspruch<br />

von QM bei real zunehmendem ökonomischen<br />

Führungsdruck in der Hierarchie der<br />

Einrichtungen<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. <strong>Marcus</strong> <strong>Siebolds</strong> 18


4. Ansätze zur Problemlösung<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. <strong>Marcus</strong> <strong>Siebolds</strong> 19


Komplexitätsreduktion durch<br />

Prozessarchitektur<br />

• Unternehmen haben eine suprakomplexe<br />

Struktur von Prozesse<br />

– QMB´s wollen diese in der Regel umfassend<br />

durchadministrieren<br />

• Ein QMS kann nur so gut sein, wie es diese<br />

Komplexität rigoros reduziert<br />

– Unterscheidung von Kern-und Randprozessen<br />

• Der Maßstab ist die Mitarbeiterverständlichkeit<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. <strong>Marcus</strong> marcus <strong>Siebolds</strong> 20


• Führungsbreite:<br />

– Festlegung der Kernprozesse die, die in<br />

einem Unternehmensbereich nachhaltig und<br />

wirksam gelenkt werden sollen<br />

– Priorisierung von Kern-und Randprozessen<br />

• Kernprozess: Muß durch Führung im QM gelenkt<br />

werden<br />

• Randprozess: Kann in traditioneller Weise ohne<br />

selktive Lenkung im QM sich selbststeuern laufen<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. <strong>Marcus</strong> <strong>Siebolds</strong> 21


Vorbeugemaßnahmen Korrekturmaßnahmen <br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. <strong>Marcus</strong> <strong>Siebolds</strong> 22


Betriebsleitung, Chefärzte und QM-Kernteam<br />

erarbeiten die Inhalte der Kapitel 4 und 5 der ISO<br />

9001:2008. Für alle CÄ, PDL´s und<br />

Bereichsleitungen werden diese Leitungsprozesse<br />

abteilungsübergreifend Grundlage ihres<br />

Managementhandelns.<br />

Arbeitsanweisungen für jede Leitung!!!!!!<br />

Vorbeugemaßnahmen Korrekturmaßnahmen <br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. <strong>Marcus</strong> <strong>Siebolds</strong> 23


Arbeitsanweisungen für den Mitarbeiter einerStation<br />

Stationsleitung und interessierte Mitarbeiter der Bereiche<br />

beschreiben zusammen mit der QMB die Kernprozesse ihrer<br />

Arbeitsbereiche und setzen die entwickelten Verfahren in ihrem<br />

Bereich um.<br />

Vorbeugemaßnahmen Korrekturmaßnahmen <br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. <strong>Marcus</strong> <strong>Siebolds</strong> 24


Die QMBs der Kliniken entwickeln diesen Bereich,<br />

um das QMS zu unterstützen und kontinuierlich zu<br />

verbessern.<br />

Diese Arbeitsanweisungen sind sowohl<br />

abteilungsspezifisch wie abteilungsübergreifend<br />

Vorbeugemaßnahmen Korrekturmaßnahmen <br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. <strong>Marcus</strong> <strong>Siebolds</strong> 25

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!