Download - juridikum, zeitschrift für kritik | recht | gesellschaft
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Merkwürdig<br />
ste, geht aber ursprünglich auf<br />
die Revisionsverhandlungen des<br />
Staatenbundes im Jahre 1832/33<br />
zurück, wo diese Asylbestimmung<br />
von den Waadtländer Abgeordneten<br />
erfolgreich urgiert<br />
wurde und sich seitdem in jeder<br />
Bundesverfassung fand. 1852<br />
stellte der Bundesrat fest: "Die<br />
absolute Pflicht zur Auslieferung<br />
ist eine zu harte Auflage, solange<br />
die Gesetzgebung in den Kantonen<br />
derartige Differenzen aufweist<br />
und da und dort Strafen<br />
existieren, die andernorts von<br />
der Öffentlichkeit mißbilligt<br />
werden" - womit damals zuvorderst<br />
auf die Todesstrafe abgestellt<br />
war. Der Staats<strong>recht</strong>Ier<br />
Bluntschli <strong>recht</strong>fertigte die Bestimmung<br />
mit dem be<strong>recht</strong>igten<br />
Mißtrauen in die Unvoreingenommenheit<br />
des von einern politischen<br />
Delikt betroffenen<br />
Kantons, wo öffentliche Meinung'und<br />
Politiker einen zu starken<br />
Einfluß auf das Gericht nehmen<br />
könnten. Bestrebungen, die<br />
Bestimmung nach Homogenisierung<br />
des Straf<strong>recht</strong>es fallen zu<br />
lassen, blieben erfolglos.<br />
Die Entscheidung darüber,<br />
ob Heche nun politischer Täter<br />
ist oder ob er ausgeliefert wird<br />
liegt nun wiederum beim Bundesgericht,<br />
das auch für die<br />
Klärung solcher prozeduraler<br />
Fragen zuständig ist.<br />
NS-Entschädigung<br />
Düsseldorf. (Ii/sz) Das Land<br />
Nordrhein-Westfalen will für<br />
Verfolgte des Nationalsozialismus,<br />
die bisher keine oder eine<br />
nur geringe Entschädigung erhalten<br />
haben, einen Härtefonds<br />
einrichten. Die Ausgestaltung<br />
dieser Regelung, für die im<br />
nächsten Jahr eine Million Mark<br />
vorgesehen sind, ist noch "in der<br />
Schwebe ". Landesregelungen<br />
für die sogenannten vergessenen<br />
NS-Opfer (Zwangssterilisierte,<br />
Homosexuelle, Zwangsarbeiterinnen,<br />
Roma und Sinti) gibt es<br />
zur Zeit in Berlin, Hamburg,<br />
Bremen, Hessen, Schleswig<br />
Holstein und Niedersachsen .<br />
Die Republik Österreich<br />
gewährt homosexuellen NSund<br />
KZ-Opfern immer noch keine<br />
Entschädigung, da das Totalverbot<br />
von Homosexualität ja<br />
keine spezifisch nationalsozialistische<br />
Strafbestimmung gewesen<br />
sei. Die unterschiedlichen<br />
Haftbedingungen in Gefangnis<br />
und KZ werden hiebei tunlichst<br />
außer acht gelassen.<br />
Nationalratswahlordnung<br />
beschlossen<br />
Wien. (li) Mit den Stimmen der<br />
Koalitionsparteien wurde nunmehr<br />
die rieue Nationalratswahlordnung<br />
beschlossen. Gegenüber<br />
dem Bericht im JURIDI<br />
KUM 2/92 haben sich folgende<br />
Änderungen ergeben: Der Grüne<br />
Parlamentsklub konnte sich<br />
mit der Forderung nach Abschaffung<br />
der Wahlpflicht für<br />
die Wahlen zum Nationalrat und<br />
Senkung des passiven Wahl<strong>recht</strong>es<br />
auf Vollendung des 19.<br />
Lebensjahres zum Stichtag der<br />
Wahl, sowie mit der Senkung<br />
der Zeit des Ausschlusses von<br />
der Wahl nach gerichtlicher Verurteilung<br />
von 5 Jahren auf 6<br />
Monate durchsetzen.<br />
Teilerfolge konnten bei der<br />
Zahl der Unterstützungsunterschriften<br />
(Senkung von 200 auf<br />
100 in Burgenland und Vorarlberg)<br />
sowie der Senkung des<br />
aktiven Wahlalters (Vollendung<br />
des 18. Lebensjahres im Jahr vor<br />
der Wahl) erzielt werden. Wie<br />
bereits berichtet gilt die 4%<br />
Hürde auch rückwirkend für<br />
Grundmandate, womit das Eintrittserfordernis<br />
drastisch erhöht<br />
wurde und Gelder für Parteienförderung,<br />
Klubfinanzierung,<br />
politische Akademien u. ä. wohl<br />
weiterhin nur unter den bisherigen<br />
Parlamentsparteien verteilt<br />
werden.<br />
Als flankierende Maßnahme<br />
wurde auch eine Verfassungsänderung<br />
beschlossen: die<br />
Regionalwahlkreise wurden ohne<br />
materielle Definition verankert,<br />
desgleichen ein bundesweiter<br />
Mandatsausgleich. Durch<br />
eine weitere Neuregelung wurde<br />
nun die neue restriktive niederösterreichische<br />
Landtagswahlordnung<br />
nachträglich verfassungskonform,<br />
ein Umstand,<br />
der auch in Tirol und der Steiermark<br />
großparteiliche Überlegungen<br />
über eine Verengung des<br />
Zugangs zu den jeweiligen<br />
Landtagen nährt.<br />
Voggenhuber-Floss<br />
Österreichs Europa-Integra.;.<br />
tion als Walze-Walzer<br />
210 S., ÖS 235,- M. Meyer( Hg.)<br />
Haftung und Pflichtversicl1erung:<br />
für Umweltschäden<br />
140 S., ÖS 190,<br />
Anregungen zur Diskussion um das<br />
neue Umwelthaftungsgesetz<br />
Krieg in Europa<br />
Analysen aus dem ehemaligen<br />
Jugoslawien*<br />
220 S., ÖS 230,-<br />
Den Folgen der offiziellen Integrationspolitik<br />
Österreichs gehen kompetente<br />
AutorInnen<br />
in 6 Bereichen nach:<br />
Demokratie (Ch. Burtscher)<br />
Transit<br />
(Lichtenberger/M eusburger)<br />
Wirtschaft (D. Schmidauer)<br />
Ökologie, Landwirtschaft<br />
(Ch. Nohel)<br />
Recht (F. Ehrnhöjer)<br />
•••••••<br />
Legal, Illegal, ••. *<br />
2. aktualisierte Auflage<br />
200 S~, ÖS 168,-<br />
Für alle mündigen Bürgednnen sind das<br />
neue Sicherheitspoliziegesetz und die<br />
weiteren Gesetzesänderung in dieses<br />
Standardwerk mit <strong>recht</strong>lichen<br />
Hilfestellungen zum Zeitung-Machen,<br />
für den Umgang mit Behörden, für<br />
Infotische, für Demos ... und ... und .. :<br />
eingearbeitet!<br />
* lieferbar ab Mitte Nov. 92<br />
Für diesen Band haben Serben, Kroaten,<br />
Slowenen geschrieben. Er bietet<br />
Übersetzungen von Texten aus erster<br />
Hand mit viel Hintergrundinfonnation.<br />
Eine Tatsache die das<br />
Buch besonders auszeichnet!.<br />
Gedanken und Artikel zum Thema<br />
Perspektiven für die Zukunft können<br />
die Weitverbreitete Ohnmacht gegenüber<br />
diesem "Krieg vor unserer<br />
Haustür" überwinden helfen.<br />
Seite 8<br />
JURtDIKUM<br />
Nr4/92