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Kunst geht in die Natur

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Wir gehen <strong>die</strong> Straße h<strong>in</strong>auf nach Norden und biegen l<strong>in</strong>ks ab durch das grüne Gartentor<br />

mit den weißen Spitzen. Vorbei am Haus unseres Hofkünstlers Hans Gottwald (der<br />

von Anfang an dabei war und viele Spuren <strong>in</strong> Herrmannsdorf h<strong>in</strong>terlassen hat), gelangen<br />

wir <strong>in</strong> das „Dorf für K<strong>in</strong>der und Tiere“. Auch e<strong>in</strong> <strong>Kunst</strong>werk der besonderen Art. Hier<br />

verbr<strong>in</strong>gen im Sommer Dritt- und Viertklässler e<strong>in</strong>e Woche mit ihren Lehrern. Wir vermitteln<br />

ihnen pädagogisch sehr sorgfältig, was <strong>Natur</strong> ist und wovon wir eigentlich leben.<br />

Die Tiere <strong>in</strong> der benachbarten Symbiotischen Landwirtschaft helfen dabei, sie s<strong>in</strong>d<br />

<strong>die</strong> Lehrer! Sie brauchen ke<strong>in</strong>e Bücher und ke<strong>in</strong>e Vorträge, um K<strong>in</strong>dern zu lehren, was<br />

<strong>Natur</strong> ist und wer sie selber s<strong>in</strong>d. Leben wird durch Leben vermittelt. Da bekanntlich<br />

<strong>die</strong> Acht-, Neun- und Zehnjährigen noch genau so unverbildet und unverstellt s<strong>in</strong>d wie<br />

<strong>die</strong> Tiere, können sie auf gleicher Augenhöhe mite<strong>in</strong>ander kommunizieren. Sie wollen<br />

nichts vone<strong>in</strong>ander. In den Augen der Tiere erkennen <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der sich selbst. Sie ernten,<br />

was zu ernten ist, br<strong>in</strong>gen <strong>die</strong> Früchte des Feldes <strong>in</strong> <strong>die</strong> Scheune und stellen selber Brot,<br />

Butter, Käse, Würstchen und vieles mehr mit ganz e<strong>in</strong>fachen Geräten her und bereiten<br />

ihre Speisen selber zu. Das schmeckt. „K<strong>in</strong>der, ihr könnt eure Lebens-Mittel selber<br />

machen. Geme<strong>in</strong>sam schafft ihr das, es wird euch Spaß machen ... und wenn nötig,<br />

helfen wir Erwachsenen euch.“ Das ist e<strong>in</strong>e Pädagogik, <strong>die</strong> den K<strong>in</strong>dern Mut macht und<br />

Selbstvertrauen schafft. Und am Ende: „Wir brauchen eigentlich ke<strong>in</strong>e Supermärkte.“<br />

Neben der schönen mongolischen Jurte, dem Bedu<strong>in</strong>enzelt und dem <strong>in</strong>dianischen Tipi<br />

steht e<strong>in</strong> riesengroßes,<br />

35 „Gelbes Schwe<strong>in</strong>“ von e<strong>in</strong>em belgischen<br />

Künstler, dessen Namen ich vergessen<br />

habe. Die K<strong>in</strong>der lieben das Schwe<strong>in</strong><br />

zum Klettern und zum Reiten.<br />

Sie fressen Gras und Heu, was wir Menschen nicht verdauen können, liefern uns Fleisch<br />

und Milch und düngen dazu den Boden mit dem wertvollsten Dünger, den es gibt. Im<br />

Sommer und Herbst gesellen sich noch Enten, Gänse und Perlhühner dazu. Das sche<strong>in</strong>bare<br />

Durche<strong>in</strong>ander ist e<strong>in</strong> Abbild der <strong>Natur</strong>. Die <strong>Natur</strong> ist Symbiose zwischen Boden,<br />

Wasser, Pflanzen und Tieren zum gegenseitigen Nutzen und Wohlbef<strong>in</strong>den – <strong>die</strong> <strong>Natur</strong><br />

kennt ke<strong>in</strong>e Monokulturen. Man schützt sich und unterstützt sich. Jedes hat se<strong>in</strong>e Rolle,<br />

und allen <strong>geht</strong> es sichtbar gut. Bei Regen, W<strong>in</strong>d und Kälte f<strong>in</strong>den <strong>die</strong> Tiere Schutz <strong>in</strong><br />

den Hecken und Waldrändern sowie <strong>in</strong> den schwe<strong>in</strong>s-gemütlichen mobilen Hütten.<br />

Gehen Sie weiter durch das Tor, bis Sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er der Koppeln <strong>die</strong> Tiere f<strong>in</strong>den.<br />

„Schnecke“ von Hans Gottwald, <strong>die</strong> er<br />

wie e<strong>in</strong>e Spirale aus der Erde des Teichs<br />

geformt hat. Es lohnt sich, h<strong>in</strong>aufzugehen<br />

und oben auf der Bank zu verweilen,<br />

<strong>die</strong> Flow Forms neben sich plätschern<br />

zu hören und den Enten auf dem<br />

Teich zuzuschauen. Die Flow Forms<br />

re<strong>in</strong>igen das Teichwasser und reichern<br />

es durch ihre rhythmischen Schw<strong>in</strong>gungen<br />

mit Energie an.<br />

Neben dem schönen Ententeich sehen Sie <strong>die</strong><br />

36<br />

Wir gehen zurück auf <strong>die</strong> Straße, durch das schöne Tor, das so gemacht ist, wie früher<br />

Bauern das machten an langen, kalten W<strong>in</strong>tertagen. E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es <strong>Kunst</strong>werk aus natürlich<br />

gewachsenen Rundholzstäben sowie handgeschmiedeten Beschlägen.<br />

Gegenüber dem Tor liegen <strong>in</strong> dem Sauenauslauf <strong>die</strong><br />

Weiter <strong>geht</strong>’s <strong>in</strong> <strong>die</strong> „Erste private Versuchsanstalt für e<strong>in</strong>e symbiotische Landwirtschaft“,<br />

e<strong>in</strong> Altersprojekt von Karl Ludwig Schweisfurth, dem „Alten von Herrmannsdorf“.<br />

Hier leben unsere bäuerlichen Nutztiere mite<strong>in</strong>ander und friedlich wie im Garten Eden.<br />

Die Schwe<strong>in</strong>e verbr<strong>in</strong>gen dort <strong>die</strong> letzten Monate ihres Lebens, so, wie es ihnen <strong>in</strong> den<br />

Stammbaum geschrieben ist: E<strong>in</strong> Schwe<strong>in</strong>, das ke<strong>in</strong>en Schwe<strong>in</strong>sgalopp kennt und nicht<br />

im fetten Boden wühlen kann, weiß nicht, dass es e<strong>in</strong> Schwe<strong>in</strong> ist. Hühner, <strong>die</strong> ke<strong>in</strong>e<br />

Würmer aus dem von den Schwe<strong>in</strong>en aufgewühlten Boden picken und frisches Grünzeug<br />

fressen können, haben nicht gelebt. Da gibt es noch Schafe und manchmal R<strong>in</strong>der.<br />

22<br />

„Schwe<strong>in</strong>e-Ste<strong>in</strong>e“ von Florent<strong>in</strong>e<br />

Kotter. Sie bieten den Tieren Flächen<br />

zum Schrubbeln, was sie so gerne tun,<br />

sowie wohlige Wärme nach heißen<br />

Tagen. In <strong>die</strong> Ste<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d Zeichen und<br />

Symbole von Menschenhand geritzt:<br />

e<strong>in</strong>e Botschaft, von Schwe<strong>in</strong>erüsseln zu<br />

ertasten<br />

37<br />

*<br />

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