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Lebensbedrohliche peri/(post)-partale Blutungen - Vascularcare.de

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Neben <strong>de</strong>r zeitnahen klinischen und sonografischen<br />

Diagnosestellung und <strong>de</strong>r Abschätzung<br />

<strong>de</strong>s Schweregrads (z.B. Volumetrie <strong>de</strong>s retroplazentaren<br />

Hämatoms durch Ultraschall) kommt<br />

einer raschen und differenzierten Gerinnungsanalytik<br />

analog <strong>de</strong>n Kriterien <strong>de</strong>r DIG prognostische<br />

Be<strong>de</strong>utung zu. Konsekutiv sollten die<br />

unverzügliche Beendigung <strong>de</strong>r Schwangerschaft<br />

(im Allgemeinen durch Sectio caesarea) und die<br />

rechtzeitige Substitution von Erythrozytenkonzentraten<br />

und Gefrierplasma, gegebenenfalls<br />

Fibrinogenkonzentraten, erfolgen. Keinesfalls<br />

darf in dieser Situation Heparin gegeben wer<strong>de</strong>n!<br />

Häufiger als bei vorzeitiger Lösung ist heute die<br />

Entwicklung einer DIG bei schwerer Präeklampsie<br />

(0,5 – 1%) sowie vor allem bei HELLP-Syndrom;<br />

bei Letzterem muss in Abhängigkeit vom<br />

Schweregrad und <strong>de</strong>r Latenzzeit zwischen Diagnosestellung<br />

und Schwangerschaftsbeendigung<br />

bei 4 bis 38% <strong>de</strong>r Patientinnen mit einer klinisch<br />

relevanten DIG gerechnet wer<strong>de</strong>n [10]. Der<br />

Schweregrad <strong>de</strong>r DIG korreliert mit <strong>de</strong>n laborchemischen<br />

Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s HELLP-Syndroms<br />

und <strong>de</strong>r mütterlichen Komplikationsrate. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

zerebrale <strong>Blutungen</strong> können durch eine<br />

Hämostasestörung infolge DIG verstärkt wer<strong>de</strong>n<br />

und zum Tod <strong>de</strong>r Mutter führen.<br />

In <strong>de</strong>r Initialphase <strong>de</strong>r Erkrankung sind die globalen<br />

Gerinnungsparameter nur in 10 bis 42%<br />

<strong>de</strong>r Fälle pathologisch verän<strong>de</strong>rt [15]; bei foudroyant<br />

verlaufen<strong>de</strong>m HELLP-Syndrom ohne<br />

rechtzeitige Beendigung <strong>de</strong>r Schwangerschaft<br />

kann es aber innerhalb von Stun<strong>de</strong>n zu einer<br />

massiven DIG mit Verbrauchskoagulopathie<br />

kommen. Dies ist insbeson<strong>de</strong>re dann <strong>de</strong>r Fall,<br />

wenn gleichzeitig eine vorzeitige Plazentalösung<br />

(Häufigkeit: 9 – 16% beim HELLP-Syndrom) vorliegt,<br />

die ihrerseits bei schwerer Ausprägung in<br />

bis zu 35% <strong>de</strong>r Fälle mit einer DIG assoziiert ist.<br />

Dynamisch abfallen<strong>de</strong> Thrombozytenzahlen,<br />

Erniedrigung <strong>de</strong>r Antithrombin-Spiegel und<br />

<strong>de</strong>r rapi<strong>de</strong> Anstieg <strong>de</strong>r D-Dimere (Verlaufskontrolle!)<br />

weisen noch am ehesten auf einen<br />

schweren Krankheitsverlauf hin und erfor<strong>de</strong>rn<br />

zur Vermeidung lebensbedrohlicher mütterlicher<br />

Komplikationen die unverzügliche Schwangerschaftsbeendigung.<br />

Diskutiert wur<strong>de</strong> in diesem<br />

Zusammenhang immer wie<strong>de</strong>r die Anwendung<br />

von Heparin. Nach unseren und <strong>de</strong>n Erfahrungen<br />

an<strong>de</strong>rer sollte auf die Heparingabe aus<br />

folgen<strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong>n verzichtet wer<strong>de</strong>n:<br />

Zum einen han<strong>de</strong>lt es sich in einer <strong>de</strong>rartigen<br />

geburtshilflichen Situation – vor allem dann,<br />

wenn ein Kaiserschnitt mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

zu erwarten ist – um ein offenes Gefäßsystem<br />

mit hoher Blutungsgefahr; zum an<strong>de</strong>ren<br />

gilt die Warnung vor Heparin in beson<strong>de</strong>rem<br />

Maße im Hinblick auf die bekannten, unvorhersehbaren<br />

Komplikationen <strong>de</strong>s HELLP-Syndroms<br />

und <strong>de</strong>r schweren Präeklampsie wie zerebrale<br />

<strong>Blutungen</strong>, Leberruptur und vorzeitige Plazentalösung.<br />

Darüber hinaus ist es zweifelhaft,<br />

ob in Fällen einer foudroyant ablaufen<strong>de</strong>n DIG<br />

die resultieren<strong>de</strong> Hämostasestörung überhaupt<br />

durch niedrig dosiertes Heparin effektiv kompensiert<br />

wer<strong>de</strong>n kann, zumal ohne <strong>de</strong>taillierte<br />

Kenntnisse spezifischer Gerinnungsparameter<br />

we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Beginn noch <strong>de</strong>r Schweregrad <strong>de</strong>r<br />

Verbrauchsreaktion in <strong>de</strong>r Akutsituation richtig<br />

abgeschätzt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Demzufolge ist die Definition einer adäquaten<br />

Heparindosis und <strong>de</strong>s effektiven Applikationszeitpunkts<br />

schwierig; einerseits sind daher Überdosierungen<br />

mit zusätzlicher Blutungsgefährdung<br />

<strong>de</strong>r Schwangeren oft unvermeidbar, an<strong>de</strong>rerseits<br />

wird bei bereits <strong>de</strong>fizitärem Hämostasesystem<br />

das Blutungsrisiko unkalkulierbar erhöht.<br />

Nicht zuletzt sprechen klinische Ergebnisse mit<br />

erhöhten Blutungskomplikationen gegen die<br />

Anwendung von Heparin [2]. Statt<strong>de</strong>ssen sollte<br />

bei einer AT-Aktivität unter 80% AT-Konzentrat<br />

zur Anwendung kommen. Das therapeutische<br />

Vorgehen bei Gerinnungsstörungen entspricht<br />

<strong>de</strong>m bei DIG.<br />

Neben <strong>de</strong>r zeitnahen klinischen<br />

und sonografischen<br />

Diagnosestellung und <strong>de</strong>r<br />

Abschätzung <strong>de</strong>s Schweregrads<br />

kommt einer raschen<br />

und differenzierten Gerinnungsanalytik<br />

analog <strong>de</strong>n<br />

Kriterien <strong>de</strong>r DIG prognostische<br />

Be<strong>de</strong>utung zu.<br />

Demzufolge ist die Definition<br />

einer adäquaten Heparindosis<br />

und <strong>de</strong>s effektiven<br />

Applikationszeitpunkts<br />

schwierig; einerseits sind<br />

daher Überdosierungen mit<br />

zusätzlicher Blutungsgefährdung<br />

<strong>de</strong>r Schwangeren oft<br />

unvermeidbar, an<strong>de</strong>rerseits<br />

wird bei bereits <strong>de</strong>fizitärem<br />

Hämostasesystem das Blutungsrisiko<br />

unkalkulierbar<br />

erhöht.<br />

Vascular Care 1/2009 Vol. 16 13

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