Lebensbedrohliche peri/(post)-partale Blutungen - Vascularcare.de
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Geburtstraumatische Verletzungen (ca. 10%<br />
aller PPH) entstehen durch Uterusruptur, ausge<strong>de</strong>hnte<br />
Schei<strong>de</strong>nrisse, Verletzungen <strong>de</strong>r Zervix,<br />
parametrane <strong>Blutungen</strong> (Sonografie) o<strong>de</strong>r profuse<br />
<strong>Blutungen</strong> aus Episiotomien und Dammrissen,<br />
insbeson<strong>de</strong>re bei Varikosis. Klinisch<br />
richtungsweisend ist die Differenzierung zur Uterusatonie<br />
(schwallweise intermittieren<strong>de</strong> versus<br />
kontinuierliche Blutung) und die unverzügliche<br />
chirurgische Versorgung <strong>de</strong>r Läsionen unter optimaler<br />
Sicht, Volumensubstitution und rascher<br />
Narkosebereitschaft (Anästhesist im Hause).<br />
Retinierte Plazentareste betreffen 1: 300<br />
Geburten. Wegweisend sind verstärkte und<br />
anhalten<strong>de</strong> <strong>Blutungen</strong> nach Entwicklung <strong>de</strong>r Plazenta<br />
und eine mangelhafte Uteruskontraktion<br />
(nicht obligat). Die Diagnose wird gestellt durch<br />
<strong>post</strong><strong>partale</strong> Inspektion <strong>de</strong>r Plazenta (evtl. Zweitmeinung<br />
Geburtshelfer/Hebamme), Defekte in<br />
<strong>de</strong>r Plazentaoberfläche, <strong>Blutungen</strong> aus Plazenta<strong>de</strong>fekten<br />
sowie gegebenenfalls durch Sonografie<br />
<strong>de</strong>s Uterus. Um größere Blutverluste zu vermei<strong>de</strong>n<br />
ist die zeitnahe manuelle Austastung<br />
und Kürettage unter hoch dosierter Uterotonika-<br />
Gabe erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Lösungs(implantations)-störungen <strong>de</strong>r<br />
Plazenta: Je nach Invasionstiefe in das Myometrium<br />
wird zwischen Plazenta accreta, increta<br />
und percreta unterschie<strong>de</strong>n (Häufigkeit 1: 540<br />
bis 7.000 Geburten, zunehmen<strong>de</strong> Inzi<strong>de</strong>nz<br />
in Folge steigen<strong>de</strong>r Sectioraten). In 20% <strong>de</strong>r<br />
Fälle liegt zusätzlich eine Plazenta praevia vor.<br />
Dabei sind folgen<strong>de</strong> klinische Gesichtspunkte zu<br />
berücksichtigen [14]:<br />
– Prädisponieren<strong>de</strong> Faktoren antizipieren: z.B.<br />
vorangegangene Sectio, Kürettage, Myomenukleation,<br />
Plazentalösungsstörung in vorangegangener<br />
Schwangerschaft<br />
– Implantationsstörungen <strong>de</strong>r Plazenta sind<br />
heute mittels Sonografie und Dopplersonografie<br />
(z.B. Vor<strong>de</strong>rwandplazenta nach Sectio<br />
caesarea) bereits im II. Trimenon zu erkennen<br />
(typisch: Lakunenbildung und fehlen<strong>de</strong><br />
Abgrenzung zwischen Myometrium und Plazenta)<br />
→ Geburt in Perinatalzentrum!<br />
– Klinisches Vorgehen: Sofern sich die Plazenta<br />
nicht innerhalb von 30 Minuten nach <strong>de</strong>r<br />
Geburt <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s entwickeln lässt und/o<strong>de</strong>r<br />
Blutverlust > 500 ml: unverzügliche manuelle<br />
Lösung in Narkose/Regionalanästhesie, evtl.<br />
Nachkürettage (Ultraschall hilfreich), zusätzlich:<br />
hoch dosiert Uterotonika und Antibiotika<br />
– Bei frustranem Lösungsversuch und persistieren<strong>de</strong>m,<br />
Prostaglandin-resistentem Blutverlust:<br />
rechtzeitige operative Intervention, gegebenenfalls<br />
Hysterektomie, bei stabilem Kreislauf<br />
<strong>de</strong>r Mutter und radiologischer Interventionsbereitschaft<br />
beidseitige Uterinaembolisation erwägen<br />
– Mögliche operative Maßnahmen:<br />
*Sectiohysterektomie bei unstillbarer und<br />
anhalten<strong>de</strong>r schwerer Blutung aus <strong>de</strong>r<br />
Plazentahaftfläche<br />
* Kindsentwicklung unter Umgehung <strong>de</strong>r<br />
Plazentahaftfläche z.B. durch Fundusquerinzision<br />
(bei tief sitzen<strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rwandplazenta)<br />
und Belassen <strong>de</strong>r Plazenta in utero<br />
* bei gesicherter Diagnose: Hysterektomie<br />
nach Kindsentwicklung ohne Versuch <strong>de</strong>r<br />
Plazentalösung [17]<br />
Grundsätzlich ist ein exspektatives Vorgehen bei<br />
belassener Plazenta über mehrere Wochen möglich<br />
und es kann zweizeitig die Spontangeburt<br />
<strong>de</strong>r Plazenta erfolgen [17].<br />
Grundsätzlich ist ein exspektatives<br />
Vorgehen bei<br />
belassener Plazenta über<br />
mehrere Wochen möglich<br />
und es kann zweizeitig die<br />
Spontangeburt <strong>de</strong>r Plazenta<br />
erfolgen.<br />
Vascular Care 1/2009 Vol. 16 11