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UNIVERSITÄT DER BUNDESWEHR MÜNCHEN

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3.2.3.4. Informationsverarbeitungsdefizit<br />

Die aufgrund der Vielzahl von Beteiligten und Beziehungen entstehende wesenstypische<br />

Komplexität von Netzwerken ist eine ständige Herausforderung für das Netzmanagement.<br />

Da die Begrenzung der Komplexität über eine Einschränkung der<br />

Netzvielfalt grundsätzlich im Widerspruch zu dem übergeordneten Ziel der Vernetzung<br />

steht, sind andere Möglichkeiten zur Handhabung der Komplexität zu erwägen,<br />

welche sich u.a. im Informationsverarbeitungsprozess finden. 222<br />

Im Entscheidungsprozess des Managements wirkt sich die Komplexität eines Netzwerkes<br />

nicht nur auf die eigentliche kollektive Entscheidungsfindung aus, sondern<br />

auch auf den begleitenden Informationsverarbeitungsprozess. Mit der Netzgröße, der<br />

Unübersichtlichkeit von Umweltvariablen und der Ausdifferenzierung des Leistungsprozesses<br />

steigt die Informationsmenge und wächst der Anspruch an die mit der<br />

Informationsverarbeitung betrauten Teilsysteme des Netzes und die darin handelnden<br />

Personen. Seitens der technischen Komponenten der Informationsverarbeitung<br />

können inkompatible Methoden und Werkzeuge die Erfüllung dieser Ansprüche verhindern.<br />

Seitens der dargestellten Schranken menschlicher Rationalität ist davon<br />

auszugehen, dass die Komplexität der relevanten Informationen die Entscheidungsträger<br />

rasch überfordern kann. Aus diesen technischen und menschlichen Gegebenheiten<br />

kann hinsichtlich Unternehmensnetzwerken nicht davon ausgegangen werden,<br />

dass der Informationsverarbeitungsprozess Problemen, wie denen der ‚hidden information’<br />

bzw. ‚hidden-action’, uneingeschränkt gewachsen ist und generell vernünftige<br />

Entscheidungen bewirkt. 223<br />

Menschliche Rationalität und die Komplexität der entscheidungsrelevanten Informationen<br />

führen in einem Unternehmensnetzwerk schnell zu einem ungünstigen Verhältnis<br />

zwischen realer Komplexität und der Fähigkeit, diese abzubilden und zu verarbeiten.<br />

Das funktionelle Management müsste demnach Instrumente beinhalten, die<br />

diesen Widerspruch aufzulösen vermögen. Neben den personalwirtschaftlichen Anpassungsmöglichkeiten<br />

der Personalauswahl und Personalentwicklung kann die<br />

Angleichung der Kapazität an den Bedarf auch mit Erkenntnissen der Theorie sozialer<br />

Systeme erfolgen. Zur kapazitätsbedingt notwendigen Komplexitätsreduktion in<br />

sozialen Systemen kommen nach Luhmann neben den Vorteilen der gegenseitigen<br />

Vertrauensbildung auch Strategien der Differenzierung und Selektion in Frage. 224<br />

222 Vgl. Mayer, A., Unternehmensnetzwerke, 2000, S. 271; Reiß, M., Netzwerk-Kompetenz, 2001,<br />

S. 130ff.<br />

223 Vgl. Wall, F., Planungs- und Kontrollsysteme, 1999, S. 329ff und Abschnitt 3.2.2.3 dieser Arbeit.<br />

224 Vgl. Luhmann, N., Vertrauen, 1973, S. 23ff; Luhmann, N., Systeme, 1985, S. 262 und S. 460.

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