UNIVERSITÃT DER BUNDESWEHR MÃNCHEN
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48 dieser Komplexität als eine generische Herausforderung für das Management von Unternehmensnetzwerken verstanden werden. Netzwerkmanagement hat demnach u.a. die Aufgabe einer zweckmäßigen Gestaltung der Systemkomplexität in Abhängigkeit von der Komplexität des übergeordneten Systems. 169 3.2. Management in Unternehmensnetzwerken „In den beiden genannten Beispielen: kooperatives Handeln und koordiniert ablaufendes Einzelhandeln, erschließt Vertrauen durch die Reduktion von Komplexität Handlungsmöglichkeiten, die ohne Vertrauen unwahrscheinlich und unattraktiv geblieben, also nicht zum Zuge gekommen wären.“ 170 Niklas Luhmann, 1973 Nachdem im voranstehenden Kapitel wesentliche Grundlagen des Netzwerkgedankens dargestellt wurden, gilt dieses Kapitel der Frage nach dem „Wie“ und damit dem Management eines Netzwerkes: Wie kann die zielgerichtete Koordination von Strukturen und Prozessen erfolgen und ein dauerhafter Bestand gesichert werden Innerhalb der möglichen funktionalen bzw. institutionellen Untergliederung der Managementlehre wird in der vorliegenden Arbeit auf den funktionellen Aspekt des „Wie erfolgt die Gestaltung, Führung und Entwicklung des Netzwerkes“ und nicht auf den institutionellen Aspekt des „Wer tut es“ abgestellt. 171 169 Vgl. Ulrich, H., System, 1970, S. 153f; Reiß, M., Netzwerk-Kompetenz, 2001, S. 130f. 170 Luhmann, N., Vertrauen, 1973, S. 25f. 171 Vgl. Ahlert, D. / Evanschitzky, H., Dienstleistungsnetzwerke, 2003, S. 410. Dabei tut sich die Wissenschaft immer noch schwer, zur zielgerichteten Koordination von Unternehmenskooperationen geeignete Konzepte zu entwickeln. Vgl. Gaitanides, M. / Göbel, M., Controlling, 2005, S. 449.
49 3.2.1. Besondere Form des Kooperationsmanagements Wohlgemuth schlägt aus einem systemtheoretischen Blickwinkel eine im funktionellen Sinne umfassende Arbeitsdefinition des Netzwerkmanagements vor, in der sich mit der ‚Gestaltung’ auch der dispositive Faktor Gutenbergs wieder findet: „Netzwerkmanagement (im funktionalen Sinne) bezeichnet die kooperationsweite Gestaltung und Koordination aller zwischenbetrieblichen Abhängigkeitsbeziehungen in sachlicher, zeitlicher und sozialer Dimension, die zur Erreichung des gemeinsamen Kooperationszwecks unterhalten werden.“ 172 Management beschränkt sich also in einer vernetzten Struktur nicht nur auf die ökonomischen Handlungen der einzelnen Netzwerkmitglieder, sondern bezieht als Form des Kooperationsmanagements die anderen Mitglieder und gegebenenfalls sogar Wettbewerber mit ein. 173 Da die nichtmarktlich-gesteuerte Arbeitsteilung in Netzwerken die Unternehmensgrenzen prozessural überwindet, liegt im Management dieser Schnittstellen ein neues Forschungsobjekt. 174 Gerade an der Handhabung dieser Schnittstellen kann das Netzwerkmanagement von anderen Formen des Kooperationsmanagements abgegrenzt werden. Diese Abgrenzung kann in Tabelle 3-2 nachvollzogen werden. Grundtyp Merkmal Joint-Venture Management Netzwerkmanagement Allianzmanagement Kontinuität der Arbeitsteilung starr starr flexibel primär Ressourcen- Interdependenzen Art der Abhängigkeitsbeziehungen primär Prozessund Marktinterdependenzen primär Prozessund Marktinterdependenzen Strukturierungsgrad der Koordination hoch gering mittel Tabelle 3-2: Charaktaristika der Grundtypen des Kooperationsmanagements (In Anlehnung an Wohlgemuth, O., Kooperationen, 2002, S. 37.) 172 Wohlgemuth, O., Kooperationen, 2002, S. 42. 173 Vgl. Sydow, J., Netzwerke, 2003, S. 3; Wohlgemuth, O., Kooperationen, 2002, S. 71f. 174 Netzwerkmanagement ist dabei keine alleinstehende Disziplin, sondern hat konzeptionelle Verbindungen zum Supply-Chain Management, Konzernmanagement und Beziehungsmarketing, welche
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Wohlgemuth schlägt aus einem systemtheoretischen Blickwinkel eine im funktionellen<br />
Sinne umfassende Arbeitsdefinition des Netzwerkmanagements vor, in der sich<br />
mit der ‚Gestaltung’ auch der dispositive Faktor Gutenbergs wieder findet:<br />
„Netzwerkmanagement (im funktionalen Sinne) bezeichnet die kooperationsweite<br />
Gestaltung und Koordination aller zwischenbetrieblichen Abhängigkeitsbeziehungen<br />
in sachlicher, zeitlicher und sozialer Dimension, die zur Erreichung des gemeinsamen<br />
Kooperationszwecks unterhalten werden.“ 172<br />
Management beschränkt sich also in einer vernetzten Struktur nicht nur auf die ökonomischen<br />
Handlungen der einzelnen Netzwerkmitglieder, sondern bezieht als Form<br />
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Wettbewerber mit ein. 173 Da die nichtmarktlich-gesteuerte Arbeitsteilung in Netzwerken<br />
die Unternehmensgrenzen prozessural überwindet, liegt im Management dieser<br />
Schnittstellen ein neues Forschungsobjekt. 174 Gerade an der Handhabung dieser<br />
Schnittstellen kann das Netzwerkmanagement von anderen Formen des Kooperationsmanagements<br />
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Grundtyp<br />
Merkmal<br />
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Charaktaristika der Grundtypen des Kooperationsmanagements<br />
(In Anlehnung an Wohlgemuth, O., Kooperationen, 2002, S. 37.)<br />
172 Wohlgemuth, O., Kooperationen, 2002, S. 42.<br />
173 Vgl. Sydow, J., Netzwerke, 2003, S. 3; Wohlgemuth, O., Kooperationen, 2002, S. 71f.<br />
174 Netzwerkmanagement ist dabei keine alleinstehende Disziplin, sondern hat konzeptionelle Verbindungen<br />
zum Supply-Chain Management, Konzernmanagement und Beziehungsmarketing, welche