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UNIVERSITÄT DER BUNDESWEHR MÜNCHEN

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Die Zwecke, Ziele, Strukturen und möglichen Zustände von dynamischen Systemen<br />

bringen eine große Systemkomplexität mit sich. Diese Komplexität ist eine in Abhängigkeit<br />

von Anzahl und Ausprägung der Systembeziehungen unterschiedlich stark<br />

ausgeprägte Eigenheit von Systemen. Dynamische Systeme, die im Zeitablauf eine<br />

sehr große Zahl unterschiedlicher Systemzustände einnehmen können, gelten als<br />

äußerst komplex und sind deswegen nicht vollständig beschreibbar. Für diese Systeme<br />

gilt, dass sie häufig nur mittels Abstraktionen zu erfassen sind, die Vorhersage<br />

ihres zukünftigen Verhaltens größte Schwierigkeiten bereiten kann und sie ein gewisses<br />

Eigenverhalten ihrer Elemente aufweisen. 159 Das Vorhersageproblem kennzeichnet<br />

die so genannten probabilistischen Systeme. Diese lassen keine genauen<br />

Vorhersagen zu, sondern nur die Berechnung von Wahrscheinlichkeiten. 160 Dies gilt<br />

auch für soziale Systeme, die durch extern vorgegebene Eigenschaften und durch<br />

die Verfolgung eigener Interessen der Mitglieder bestimmt sind. Gewährt ein System<br />

seinen Elementen Ermessensspielräume, kann aus derartigen Individualinteressen<br />

ein ausgeprägtes Eigenverhalten entstehen, das Möglichkeiten einer kybernetischen<br />

Systemsteuerung begrenzt. 161<br />

Auf die Verfolgung von Zielvorstellungen in Systemen kann die Kybernetik als zweite<br />

bedeutende formalwissenschaftliche Wurzel des Systemansatzes angewendet werden.<br />

Ein System erfüllt die Begriffsbestimmung eines ‚kybernetischen Systems’,<br />

wenn es verschiedene Zustände einnehmen kann und die Vorgänge des Steuerns,<br />

Regelns oder der Anpassung seiner Aktivitäten beherrscht. 162 Als ‚Steuerung’ kann<br />

definiert werden, wenn das Ziel eines Systems und das Verhalten zur Zielerreichung<br />

von außen vorgegeben werden. Als ‚Regelung’ gilt, wenn ein System einen von außen<br />

vorgegeben Sollwert anstrebt und dabei über eine negative Rückkoppelung sein<br />

Verhalten selbst verändert. 163 ‚Anpassung’ hingegen beinhaltet, dass ein System<br />

sein Verhalten so ändert, dass sich ein Gleichgewichtszustand zwischen System und<br />

Umwelt einstellt. Das System entwickelt bei dieser Art der Selbstregulierung den<br />

159 Vgl. Mayer, A., Unternehmensnetzwerke, 2000, S. 67; Thommen, J.-P., Betriebswirtschaftslehre,<br />

2004, S. 38; Ulrich, H., System, 1970, S. 115ff. Ringlstetter verwendet für den ‚Konzern’ als komplexes<br />

System an Stelle des ‚Eigenverhaltens’ den sehr menschlichen Begriff des ‚Eigensinns’, unter<br />

dem er den gesamten institutionenökonomisch fundierten Zusammenhang der ggf. auch opportunistischen<br />

Verfolgung des Eigeninteresses durch Systemelemente zusammenfasst, Vgl.<br />

Ringlstetter, M. Konzernentwicklung, 1995, S. 61ff.<br />

160 Vgl. Ulrich, H., System, 1970, S. 117f.<br />

161 Vgl. Ulrich, H., System, 1970, S. 114.<br />

162 Vgl. Hess, T., Netzwerkcontrolling, 2002, S. 104f; Müller, A., Grundzüge, 1996, S. 30f; Ulrich, H.,<br />

System, 1970, S. 115 und S. 119ff.<br />

163 Die ‚Regelung’ bildet aufgrund der in ihr enthaltenen Rückkoppelung und der Zielvorgabe von<br />

außen die beste Annäherung an das Controlling. Vgl. Schwarz, R. Controllingsysteme, 2002, S. VII.

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