UNIVERSITÃT DER BUNDESWEHR MÃNCHEN
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26 auch andere als der kapitalistische Betriebstyp definiert werden. 85 Für freiberufliche, fremdbedarfsdeckende Arztpraxen lässt sich die Einhaltung der ärztlichen Berufsordnung als besonderes Prinzip an die Stelle des erwerbswirtschaftlichen Gewinnmaximierungsprinzips setzen. 86 Über diese Kombination von Bestimmungsfaktoren könnten Arztpraxen als in den Geltungsbereich der Betriebswirtschaftslehre fallender Betriebsstyp definiert werden. Damit wäre die Gesamtheit dieser Betriebe als ein Wirtschaftssubsystem zu definieren, in dem an Stelle des ertragswirtschaftlichen Finalziels eines „maximalen Gewinns“ die Prinzipien der ärztlichen Berufsordnung gelten, welche ertragswirtschaftliche mit humanitären Zielsetzungen kombinieren. 87 Für öffentliche Krankenhäuser und gesetzliche Krankenversicherungen kann ähnlich vorgegangen werden. Für diese Betriebe müssten dann auch die Merkmale des öffentlichen Eigentums und der Fremdbestimmung des Wirtschaftsplanes zugelassen werden. Diese Vorgehensweise erscheint auch nach Kosiol und Ulrich zulässig, die die Betriebswirtschaftslehre nicht nur auf die erwerbswirtschaftliche Zielsetzung der Gewinnmaximierung verfolgende Organisationen beschränken, sondern auch alle anderen ökonomischen Zielsetzungen und Organisationen einschließt, wobei der freie Beruf des Arztes explizit aufgeführt wird. 88 Insgesamt ist das Verständnis des Betriebes als Objekt der Betriebswirtschaftslehre weitgehend geklärt. Der Betrieb wird als eine planvoll organisierte Wirtschaftseinheit beschrieben, in der Sachgüter und Dienstleistungen erstellt werden. 89 Bezüglich dieser Erfahrungsobjekte betrachtet die Betriebswirtschaftslehre bestimmte Entscheidungsprozesse. Diese umfassen alle wirtschaftlichen Entscheidungen: 90 • über die Zielsetzungen des Betriebes, • über den Aufbau des Betriebes, • über die Durchführung von Leistungserstellung und Leistungsverwertung. 85 Vgl. Gutenberg, E. Betriebswirtschaftslehre, 1979, S. 510ff.; Gutenberg, E., Wissenschaft, 1967, S. 9ff., Schierenbeck, H., Betriebswirtschaftslehre, 2000, S. 24. Vgl. dazu für den Bereich der öffentlichen Verwaltungen und Betriebe Braun, G. E., Verwaltung, 1988, S. 30ff. 86 Vgl. Bundesärztekammer, Musterberufsordnung, 2004. 87 Diese Möglichkeit von erwerbswirtschaftlichen Unternehmungen, die neben einem „angemessenen Gewinn“ noch andere Ziele verfolgen, wird in der Literatur seit langem bestätigt und lässt sich in der Wirtschaftsrealität häufiger beobachten. Vgl. Ulrich, H., System, 1970, S. 189f. 88 Der Begriff der ‚Organisation’ wird an dieser Stelle verwendet, da er den Begriff des ‚Betriebes’ ebenso umfasst, wie auch den der ‚produktiv tätigen sozialen Systeme’ nach Ulrich. Vgl. Kosiol, E., Betriebswirtschaftslehre, 1961, S. 130f. Ulrich, H., System, 1970, S. 32f. 89 Vgl. Wöhe, G../ Döring, U., Betriebswirtschaftslehre, 2002, S. 2. 90 Vgl. dazu und zur folgenden Strichaufzählung Wöhe, G. / Döring, U., Betriebswirtschaftslehre, 2002, S. 4f.
27 Auch hinsichtlich dieser Entscheidungsfelder kann festgehalten werden, dass die Bestimmung von Zielsetzungen, Aufbau, Leistungserstellung und –verwertung der am Prinzip der ärztlichen Berufsordnung orientierten Betriebe der Betriebswirtschaftslehre zugeordnet werden können. 2.3.2. Medizinische Dienstleistungen in der Systematik der Wirtschaftsgüter Als zweites Argument für die Gültigkeit betriebswirtschaftlicher Theorien kann die Einordnung der von den Untersuchungsobjekten bereitgestellten Leistungen in die Typologie der Wirtschaftsgüter herangezogen werden. Die Betriebswirtschaftslehre umfasst als Erkenntnisobjekt u.a. Entscheidungen über die Erstellung von Dienstleistungen, die als Unterordnung der immateriellen Wirtschaftsgüter von den materiellen Wirtschaftsgütern unterschieden werden. 91 Ausgehend von diesem Verständnis hat sich eine eigenständige Betriebswirtschaftslehre der Dienstleistungsbetriebe herausgebildet, die im Rahmen einer derzeit wohl als beendet anzusehenden Diskussion verschiedene Ansätze zur Abgrenzung des Dienstleistungsbegriffs entwickelt hat. 92 Meffert und Bruhn schlagen eine Definition vor, die wesentliche Elemente dieser Ansätze vereinigt: „Dienstleistungen sind selbständige, marktfähige Leistungen, die mit der Bereitstellung (zum Beispiel Versicherungsleistungen) und/oder dem Einsatz von Leistungsfähigkeiten (zum Beispiel Friseurleistung) verbunden sind (Potentialorientierung). Interne (zum Beispiel Geschäftsräume, Personal, Ausstattung) und externe Faktoren (also solche, die nicht im Einflussbereich des Dienstleisters liegen) werden im Rahmen des Erstellungsprozesses kombiniert (Prozessorientierung). Die Faktorenkombination des Dienstleistungsanbieters wird mit dem Ziel eingesetzt, an den externen Faktoren, an Menschen (zum Beispiel Kunden) oder deren Objekten (zum 91 Vgl. Gutenberg, E., Wissenschaft, 1967, S. 30f; Gutenberg, E., Betriebswirtschaftslehre, 1979, S. 1; Corsten, H., Dienstleistungsunternehmungen, 1990 S. 16f; Meffert, H. / Bruhn, M., Dienstleistungsmarketing, 2000, S. 15f. Eine andere Abgrenzung läge im Begriff des „Vertrauensgutes“; dieser bezeichnet ein Gut, dessen Qualität erst sehr spät oder gar nicht festgestellt werden kann. Vgl. Beck, H. / Prinz, A., Soziallüge, 2004, S. 76. 92 Vgl. Witt, F.-J., Dienstleistungscontrolling, 2003, S. 3 ff; Wöhe, G. / Döring, U., Betriebswirtschaftslehre, 2002, S. 15 und die umfassende Zusammenstellung in: Corsten, H., Dienstleistungsunternehmungen, 1990, S.17ff.
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Auch hinsichtlich dieser Entscheidungsfelder kann festgehalten werden, dass die<br />
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Als zweites Argument für die Gültigkeit betriebswirtschaftlicher Theorien kann die<br />
Einordnung der von den Untersuchungsobjekten bereitgestellten Leistungen in die<br />
Typologie der Wirtschaftsgüter herangezogen werden. Die Betriebswirtschaftslehre<br />
umfasst als Erkenntnisobjekt u.a. Entscheidungen über die Erstellung von Dienstleistungen,<br />
die als Unterordnung der immateriellen Wirtschaftsgüter von den materiellen<br />
Wirtschaftsgütern unterschieden werden. 91 Ausgehend von diesem Verständnis hat<br />
sich eine eigenständige Betriebswirtschaftslehre der Dienstleistungsbetriebe herausgebildet,<br />
die im Rahmen einer derzeit wohl als beendet anzusehenden Diskussion<br />
verschiedene Ansätze zur Abgrenzung des Dienstleistungsbegriffs entwickelt hat. 92<br />
Meffert und Bruhn schlagen eine Definition vor, die wesentliche Elemente dieser<br />
Ansätze vereinigt:<br />
„Dienstleistungen sind selbständige, marktfähige Leistungen, die mit der Bereitstellung<br />
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(zum Beispiel Friseurleistung) verbunden sind (Potentialorientierung).<br />
Interne (zum Beispiel Geschäftsräume, Personal, Ausstattung) und externe Faktoren<br />
(also solche, die nicht im Einflussbereich des Dienstleisters liegen) werden im Rahmen<br />
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des Dienstleistungsanbieters wird mit dem Ziel eingesetzt, an den externen<br />
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91 Vgl. Gutenberg, E., Wissenschaft, 1967, S. 30f; Gutenberg, E., Betriebswirtschaftslehre, 1979, S.<br />
1; Corsten, H., Dienstleistungsunternehmungen, 1990 S. 16f; Meffert, H. / Bruhn, M., Dienstleistungsmarketing,<br />
2000, S. 15f. Eine andere Abgrenzung läge im Begriff des „Vertrauensgutes“; dieser<br />
bezeichnet ein Gut, dessen Qualität erst sehr spät oder gar nicht festgestellt werden kann. Vgl.<br />
Beck, H. / Prinz, A., Soziallüge, 2004, S. 76.<br />
92 Vgl. Witt, F.-J., Dienstleistungscontrolling, 2003, S. 3 ff; Wöhe, G. / Döring, U., Betriebswirtschaftslehre,<br />
2002, S. 15 und die umfassende Zusammenstellung in: Corsten, H., Dienstleistungsunternehmungen,<br />
1990, S.17ff.