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UNIVERSITÄT DER BUNDESWEHR MÜNCHEN

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304<br />

Ein zweiter – gesellschaftlich hochaktueller – Anknüpfungspunkt kann in der gesellschaftlichen<br />

Verantwortung eines Vertragspartners liegen, der die berechtigten Belange<br />

anderer sozialer Gruppen berücksichtigt. Denn die Lebenssituation der zu<br />

Bereitschaftsdiensten herangezogenen Krankenhausärzte gilt als gesellschaftliches<br />

Problem. 962 Die medizinische Versorgung des Diabetes mellitus ist dafür ein Einflussfaktor,<br />

da schwere, zu Krankenhauseinweisungen führende, hypoglykämische Stoffwechselzustände<br />

häufig in den durch Bereitschaftsdienste abzudeckenden Nachtstunden<br />

auftreten. Sie sind ein Grund für die Vorhaltung derartiger Bereitschaftsdienste<br />

und die damit einhergehenden Belastungen der Ärzte und deren sozialem<br />

Umfeld.<br />

Nach Angeben der Deutschen Krankenhausgesellschaft ist im Gültigkeitsbereich des<br />

Bundesangestelltentarifvertrages folgende Regelung sechsmal im Monat möglich.<br />

Ein zehnstündiger Arbeitstag kann mit einem anschließenden Bereitschaftsdienst<br />

kombiniert werden, wenn 49 % der erwartbaren Arbeitsleistung in der Bereitschaftszeit<br />

nicht überschritten wird. Mit dieser Beispielrechung möchte die DKG belegen,<br />

dass so genannte ärztliche 'Mammut-Schichten' nicht der Realität entsprechen. D.h.<br />

die DKG rechtfertigt eine Regelung, nach der Ärzte ca. 1,5 mal in der Woche Patienten<br />

im Rahmen eines Arbeitstages mit mehr als 16 Arbeitsstunden behandeln. 963<br />

Jenseits einer möglichen Beeinträchtigung der Behandlungsqualität durch lange<br />

Arbeitszeiten und Bereitschaftsdienste kann diese Belastungssituation als mögliches<br />

strategisches Unterthema herangezogen werden. Die Wirkungskette könnte dabei<br />

mit der Ausgestaltung des vertragsärztlichen Notdienstes an das eigene Leistungspotential<br />

und dessen Auslastung angeknüpft werden. 964 Ein funktionierender Notdienst<br />

kann die Inanspruchnahme stationärer Bereitschaftsdienste senken und so<br />

über eine Verringerung der dort anfallenden Belastung zur Zufriedenheit der Mitarbeiter<br />

von Vertragspartnern beitragen.<br />

Als originäre Unterziele der Strategie einer gesellschaftlich verantwortlichen Organisation<br />

können bei diesem Unterthema betrachtet werden:<br />

• als mögliche vorauslaufende Prozessziele die Verringerung der Belastungsintensität<br />

oder Häufigkeit von Bereitschaftsdiensten in Partnerkrankenhäusern;<br />

• als nachlaufendes Ergebnisziel die Zufriedenheit der Bereitschaftsdienst leistenden<br />

Ärzte mit der Belastungssituation.<br />

962 Vgl. Bundesarbeitsgericht, Pressemitteilung, 2006, S. 1.<br />

963 Eigene Berechnung auf Basis von: DKG, Arbeitszeit, 2006, S. 4.<br />

964 Als zweiter, aber erst langfristig wirkender Mechanismus, könnte auch die Senkung der Häufigkeit<br />

hypoglykämischer Notfälle herangezogen werden.

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