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UNIVERSITÄT DER BUNDESWEHR MÜNCHEN

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6.4.5. Steigerung des Patientennutzens<br />

Die Strategie der "Steigerung des Patientennutzens" zielt auf die wesentliche Kundengruppe<br />

der Modell-Versorgungsstruktur ab und ist das zweite Element des nicht<br />

dispositiven, gesellschaftlich zweckgebundenen Kerns des Geschäftsmodells. 956 Die<br />

Steigerung des Patientennutzens kann als besonderes strategisches Thema gelten,<br />

da aufgrund regional möglicher Fehl-, Über- und Unterversorgung im deutschen<br />

Gesundheitswesen noch von Optimierungspotential auszugehen ist. 957 Die Strategie<br />

der Steigerung des Kundennutzens verfügt über zwei in der Patientenstruktur wurzelnde<br />

Wirkungsketten.<br />

Die erste nur zweigliedrige Wirkungskette beginnt mit der Einschreibung in strukturierte<br />

Behandlungsprogramme nach § 137f SGB V. Die Einschreibung in ein derartiges<br />

DMP wirkt über das Instrument des Risikostrukturausgleiches unmittelbar auf<br />

den Beitragssatz der Krankenversicherung, da für eingeschriebene Diabetiker deutlich<br />

größere Zahlungen aus dem RSA an die Kasse erfolgen.<br />

Die zweite, stark verflochtene Wirkungskette beginnt mit den Eigenschaften des<br />

eingeschriebenen Patientenkollektivs. Denn in Abhängigkeit von Alter und Folgeerkrankungsmanifestation<br />

sind bei den Diabetespatienten unterschiedliche Therapieansätze<br />

angezeigt. Bei jüngeren Patienten ohne Folgeerkrankungen ist der Ansatz<br />

rational, über individuelle Anstrengungen und eine intensivere Arzneimitteltherapie<br />

das Eintreten von Spätfolgen zu verzögern oder zu verhindern. 958 Demgegenüber ist<br />

dieser, auf anspruchsvolle Mitarbeit des Patienten angewiesene, Ansatz bei älteren<br />

Patienten ggf. nicht mehr Erfolg versprechend. Bei diesen Patienten, insbesondere<br />

bei bereits eingetretenen Folgeerkrankungen, kann es demgegenüber zweckmäßiger<br />

sein, einen größeren Wert auf die wirksame und wirtschaftliche Behandlung der<br />

Spätfolgen zu legen. Von der Patientenstruktur aus verläuft die Wirkungskette über<br />

die Merkmale der Mitgliederstruktur, Marktanteile und die kooperative Leitlinienumsetzung<br />

durch Schlüsselaspekte anderer Strategien. Über den Auslastungsgrad des<br />

mit diesen anderen Strategien geschaffenen Leistungspotentials entsteht wiederum<br />

eine Rückwirkung auf die Strategie der Steigerung des Kundennutzens. Hinsichtlich<br />

956 Bei den angenommenen Versorgungsstrukturen sind die Krankenkassen Mitglieder der Kooperation<br />

und somit keine Kunden. Der Begriff des Patienten soll das besondere Vertrags- und Vertrauensverhältnis<br />

in der Beziehung zum Arzt betonen.<br />

957 Vgl. Abschnitt 1.1 und 5.1.<br />

958 "Diabetische Patienten müssen verstehen lernen, dass sie selbst für ihre Stoffwechselführung<br />

verantwortlich sind. Hierzu gehören nicht nur eine diabetesgerechte Ernährung und die regelmäßige<br />

adäquate Insulininjektion, sondern auch die regelmäßige Kontrolle und Steuerung der Stoffwechselparameter<br />

(Empowerment)." Diers, K. et al., Diabetes mellitus, 2001, S. 69.

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