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UNIVERSITÄT DER BUNDESWEHR MÜNCHEN

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14<br />

Die Betriebswirtschaftslehre bedient sich bei der Entwicklung von Theorien fachübergreifender<br />

Erkenntnismethoden der Wissenschaft. Diese Erkenntnismethoden<br />

wurden insbesondere in den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts<br />

in der wissenschaftlichen Gemeinschaft thematisiert. Dabei war die Diskussion stark<br />

an der Erkenntnisgewinnung in der theoretischen Physik ausgerichtet. Im Folgenden<br />

werden einige wenige Teile dieser Diskussion nachvollzogen. Dies erscheint dem<br />

Autor zur Ausübung seiner eigenen Tätigkeit im Problemfeld von konkurrierenden<br />

Theorien und Methodologien unerlässlich. 43<br />

2.1.2. Forschungsprogramme der Betriebswirtschaftslehre<br />

Für die wissenschaftliche Erkenntnisgewinnung sind mit der Induktion, der Deduktion,<br />

deren Kombination und der von Popper thematisierten Hypothesenprüfung durch<br />

Falsifikationsversuch anerkannte methodische Grundsätze des Vorgehens verfügbar.<br />

44<br />

In einer historischen Perspektive wird jedoch erkennbar, dass diese Ansätze der<br />

wissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung nur eingeschränkt in der Lage sind, einen<br />

ordnenden Überblick auf größere Zusammenhänge zu gewährleisten. Auch wird<br />

bestritten, dass eine angemessene Beschreibung der Entstehung und Weiterentwicklung<br />

umfangreicher und wirklichkeitsnaher Theorien ausschließlich mit diesen Ansätzen<br />

möglich ist. 45 Diese zunächst anhand der Naturwissenschaften erarbeiteten<br />

Einsichten scheinen auch für die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften gültig. 46<br />

Zudem stellen umfangreiche Theorien Falsifikationisten, die ausschließlich auf die<br />

Methode der kühnen Vermutungen und rigorosen Überprüfung bauen, vor ein gravierendes<br />

Problem. Denn jeder Teil eines Hypothesensystems kann zur Falsifikation<br />

des Gesamtsystems herangezogen werden, da es für die Falsifikation bereits ausreicht,<br />

einen Teil zu widerlegen. „Für den Falsifikationisten endet die Unfähigkeit, den<br />

Ursprung der Schwierigkeiten auszumachen, in einem planlosen Chaos.“ 47<br />

43 Vgl. Spreer, F. Wissenschaftstheorie, 1974, S. 21f.<br />

44 Vgl. Lakatos, I., Methodologie, 1982, S. 109ff und 129ff, Chalmers, A.F., Wissenschaft, 1994, S.<br />

37ff und 63ff; Küpper, H.-U., Controlling, 2001, S. 144ff; Popper, K. R., Logik, 1994, S. 3ff und S.<br />

31f; Raffée, H., Methoden, 1993, S. 15f; Wöhe, G. /Döring, U., Betriebswirtschaftslehre, 2002, S.<br />

34f und 38.<br />

45 Vgl. Feyerabend, P. K., Empirismus, 1981, S. 62; Lakatos, I., Geschichte, 1982, S. 133. Nach<br />

Feyerabend ist Lakatos der einzige Wissenschaftstheoretiker in angloamerikanischer Tradition, der<br />

das Problem des Rationalismus als ein historisches Problem erkannt hat. Vgl. Feyerabend, P. K.,<br />

Empirismus, 1981, S. 64.<br />

46 Vgl. Chalmers, A.F., Wissenschaft, 1994, S. 79; Zinn, K. G., Wissenschaftstheorie, 1976, S. 61f.<br />

47 Chalmers, A.F., Wissenschaft, 1994, S. 86.

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