UNIVERSITÄT DER BUNDESWEHR MÜNCHEN

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250 Trotz dieser Schwierigkeiten wird die Notwendigkeit einer erfolgsabhängigen Vergütung mittels Boni von Wissenschaft und verschiedenen Interessengruppen im deutschen Gesundheitswesen vertreten. 841 Derartige Anreize führten beispielsweise in den Vereinigten Staaten von Amerika und in Großbritannien zu positiven Erfahrungen. Aus diesen Staaten wird von Erfolgen bei der Suche nach zweckmäßigen Indikatoren und von signifikant verbesserten Versorgungsergebnissen berichtet. 842 In Deutschland findet sich die Einführung ergebnisabhängiger Vergütungsanteile bestenfalls in den Anfängen. 843 Dies zeigen die neu entwickelten Vergütungsordnungen für den ambulanten und stationären Bereich. Es sind jedoch wissenschaftliche Arbeiten verfügbar, aus denen sich umfassende Modelle der ergebnisorientierten Vergütung entnehmen lassen. 844 Im Zusammenhang mit derartigen Instrumenten erzielte Erfolge werden oft kritisch kommentiert, was die folgende Schlagzeile der ärztlichen Fachpresse verdeutlichen kann: „Nordrheinisches Zuckerbrot für Arzneimittelsparer, jedem zweiten Arzt winkt ein Bonus. 845 Dennoch gilt die Anreizgewährung für eine individuelle Einhaltung von vereinbarten Therapieregeln bzw. eine Sanktionierung von Verstößen als notwendige Erfolgsvoraussetzung für Leistungsanbieter, wenn diese umfassende Versorgungsaufträge oder Budgetverantwortung anstreben. 846 Problematisch bleiben die mit der Gewährung von Anreizen einhergehenden Risiken. Diese liegen in Bezug auf die Entwicklung von dazu notwendigen Kennzahlen u.a. in der Methodik, der technisch schwierigen Bereitstellung von Daten mit hinreichender Güte und der Einhaltung der Bestimmungen des Datenschutzes. 841 Vgl. Köhler, A., Vergütung, 2003, S. 108; Schönbach, K.-H., Vergütung, 2003, S. 113f; Lindenthal, J. / Sohn, S. / Schöffski, O., Praxisnetze, 2004, S. 133ff. 842 Vgl. Landry, M. D. et al., Guidelines, 2004, S. 232; Marshall, M., UK Experience, 2003, S. 115ff; Stade, U. Anreizwirkungen, 2004, S. 188f. Das Gesundheitssystem in den USA ist stark marktwirtschaftlich geprägt und der National Health Service in Großbritannien ein steuerfinanziertes staatliches System. Die Erfolge der ergebnisabhängigen Vergütung in beiden Systemen sind ein Indiz für die weitgehende Systemunabhängigkeit von Leistungsanreizen. 843 Vgl. dazu als positives Beispiel die finanziellen Anreize zur Kosteneinsparung im Verbundsystem Prosper der Bundesknappschaft: Schlingensiepen, I., Netzärzte, 2002, S. 7. Zu Widerständen gegen derartige Vorhaben wie bonifizierte Arzneimittelzielvereinbarungen: Hohmann, U. H., Honorar, 2002, S. 35; o. V., Alarm, 2002, S. 18; o. V., Bonus, 2002, S. 17. 844 Vgl. Nowy, R., Vergütung, 2002; Stade, U., Anreizwirkungen, 2004. 845 o. V., Bonus, 2003, S.18. 846 Vgl. Bausch, J., Vertriebswege für Arzneimittel, 2003, S. 220; Tophoven, C., Integrierte Angebotsstrukturen, 2003, S. 254.

251 5.5. Methodik- und Technik zur Informationsgewinnung aus Daten der gesetzlichen Krankenversicherung Das in der „Standard-“Literatur zur Balanced Scorecard immanente Problem der kaum thematisierten grundlegenden theoretischen Konzepte und technischen Instrumente gilt auch für das betriebswirtschaftliche Controlling mit Kennzahlen im Gesundheitswesen. 847 Dass die bereits dargestellten methodischen und technischen Bezüge auch in diesem Umfeld relevant sind, lässt sich anhand der diesbezüglichen Merkmale des Untersuchungsobjektes leicht begründen. So muss das Controlling für die transparente Darstellung der Versorgung in vernetzten Versorgungsstrukturen des Gesundheitswesens auf die unterschiedlichen Datenquellen zurückgreifen. Dies sind zunächst die bei den Leistungsanbietern und Krankenversicherungen im Rahmen des operativen ‚Geschäfts’ anfallenden Patientenstamm-, Abrechungs- und Behandlungsdaten, die in der Regel in elektronischen Formaten abgespeichert und übermittelt werden. 848 Aus betriebswirtschaftlicher Perspektive beschreiben diese Daten vor allem den Input und Output der erbrachten Gesundheitsdienstleistungen. Sie können jedoch auch Rückschlüsse auf den Outcome ermöglichen. Dazu ist es notwendig, die zeitliche Dimension zu berücksichtigen: So ist beispielsweise wissenschaftlich nachgewiesen, dass eine angemessene Therapie des Diabetes mellitus positive Auswirkungen auf die medizinischen Endpunkte der Behandlung, d. h. auf Folgeerkrankungen und Morbidität hat. 849 Aufgrund dieser zumindest schwachen Kausalität können die in den Abrechungsdaten der Leistungserbringer enthaltenen Daten der Behandlung von Folgeerkrankungen als Indikatoren für den Outcome der vorangegangenen Versorgung der Grunderkrankung dienen. Aufgrund der schieren Menge verfügbar Daten und Datenquellen, der Komplexität der dahinter stehenden Sachverhalte und der gesetzlichen Rahmenbedingungen sind bei der Entwicklung von Kennzahlensystemen umfangreiche methodische und technische Bezüge zu berücksichtigen. 847 Vgl. zu den allgemeinen Methoden- und Technikbezügen Abschnitt 4.3 . 848 Vgl. KBV (Hrsg.), Informationstechnologie, 2002, S. 13; § 295 Abs. 2 SGB V; Lindenthal, J. / Sohn, S. / Schöffski, O., Praxisnetze, 2004, S. 107f. 849 Vgl. Abschnitt 6.3.

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Trotz dieser Schwierigkeiten wird die Notwendigkeit einer erfolgsabhängigen Vergütung<br />

mittels Boni von Wissenschaft und verschiedenen Interessengruppen im deutschen<br />

Gesundheitswesen vertreten. 841<br />

Derartige Anreize führten beispielsweise in den Vereinigten Staaten von Amerika und<br />

in Großbritannien zu positiven Erfahrungen. Aus diesen Staaten wird von Erfolgen<br />

bei der Suche nach zweckmäßigen Indikatoren und von signifikant verbesserten<br />

Versorgungsergebnissen berichtet. 842 In Deutschland findet sich die Einführung ergebnisabhängiger<br />

Vergütungsanteile bestenfalls in den Anfängen. 843 Dies zeigen die<br />

neu entwickelten Vergütungsordnungen für den ambulanten und stationären Bereich.<br />

Es sind jedoch wissenschaftliche Arbeiten verfügbar, aus denen sich umfassende<br />

Modelle der ergebnisorientierten Vergütung entnehmen lassen. 844 Im Zusammenhang<br />

mit derartigen Instrumenten erzielte Erfolge werden oft kritisch kommentiert,<br />

was die folgende Schlagzeile der ärztlichen Fachpresse verdeutlichen kann: „Nordrheinisches<br />

Zuckerbrot für Arzneimittelsparer, jedem zweiten Arzt winkt ein Bonus. 845<br />

Dennoch gilt die Anreizgewährung für eine individuelle Einhaltung von vereinbarten<br />

Therapieregeln bzw. eine Sanktionierung von Verstößen als notwendige Erfolgsvoraussetzung<br />

für Leistungsanbieter, wenn diese umfassende Versorgungsaufträge<br />

oder Budgetverantwortung anstreben. 846<br />

Problematisch bleiben die mit der Gewährung von Anreizen einhergehenden Risiken.<br />

Diese liegen in Bezug auf die Entwicklung von dazu notwendigen Kennzahlen u.a. in<br />

der Methodik, der technisch schwierigen Bereitstellung von Daten mit hinreichender<br />

Güte und der Einhaltung der Bestimmungen des Datenschutzes.<br />

841 Vgl. Köhler, A., Vergütung, 2003, S. 108; Schönbach, K.-H., Vergütung, 2003, S. 113f; Lindenthal,<br />

J. / Sohn, S. / Schöffski, O., Praxisnetze, 2004, S. 133ff.<br />

842 Vgl. Landry, M. D. et al., Guidelines, 2004, S. 232; Marshall, M., UK Experience, 2003, S. 115ff;<br />

Stade, U. Anreizwirkungen, 2004, S. 188f. Das Gesundheitssystem in den USA ist stark marktwirtschaftlich<br />

geprägt und der National Health Service in Großbritannien ein steuerfinanziertes staatliches<br />

System. Die Erfolge der ergebnisabhängigen Vergütung in beiden Systemen sind ein Indiz für<br />

die weitgehende Systemunabhängigkeit von Leistungsanreizen.<br />

843 Vgl. dazu als positives Beispiel die finanziellen Anreize zur Kosteneinsparung im Verbundsystem<br />

Prosper der Bundesknappschaft: Schlingensiepen, I., Netzärzte, 2002, S. 7. Zu Widerständen gegen<br />

derartige Vorhaben wie bonifizierte Arzneimittelzielvereinbarungen: Hohmann, U. H., Honorar,<br />

2002, S. 35; o. V., Alarm, 2002, S. 18; o. V., Bonus, 2002, S. 17.<br />

844 Vgl. Nowy, R., Vergütung, 2002; Stade, U., Anreizwirkungen, 2004.<br />

845 o. V., Bonus, 2003, S.18.<br />

846 Vgl. Bausch, J., Vertriebswege für Arzneimittel, 2003, S. 220; Tophoven, C., Integrierte Angebotsstrukturen,<br />

2003, S. 254.

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