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UNIVERSITÄT DER BUNDESWEHR MÜNCHEN

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disierten Leistungsprozessen, nimmt das Gesundheitswesen einen Paradigmenwechsel<br />

auf, der bereits in anderen Wirtschaftssektoren als strategisches Erfolgspotential<br />

angesehen wird. 723 Dieser methodische Wandel konzentriert sich in Deutschland<br />

bisher auf das Prozessmanagement und die Standardisierung im stationären<br />

Sektor, während die betriebswirtschaftliche Reflektion sektorenübergreifender Prozesse<br />

nur in geringem Umfang erfolgt ist. 724 Es verwundert daher nicht, dass im<br />

stationären Sektor die Analyse medizinischer Leistungsprozesse bereits seit längerem<br />

als ein geeigneter Einstieg in das Controlling im Gesundheitswesen gesehen<br />

wird. 725<br />

Dennoch wird der Standardisierungsansatz des Prozessmanagements mit einer<br />

starken Begrenzung von Leistungsvarianten im Bereich des Gesundheitswesens<br />

sehr kontrovers diskutiert. Aus der Perspektive der Betriebswirtschaftslehre ist dieser<br />

Ansatz zur Verringerung der Komplexität und Intransparenz in der „Gesundheitsbranche“<br />

ausgesprochen verlockend. Was könnte zur Vergrößerung der Patientensouveränität<br />

oder aus der Perspektive des Marketings erfolgversprechender sein, als<br />

die viel beklagte Angebotsintransparenz, mit kaum unterscheidbaren Leistungsvarianten,<br />

in eine überschaubare Auswahl „marktfähiger“ Leistungsbündel zu verwandeln.<br />

726 Ähnlich attraktiv erscheint ein weitgehend standardisiertes Leistungsbündel<br />

aus einer Anbieterperspektive, wenn die daraus resultierenden Einsparungsmöglichkeiten<br />

im Bereich der Leistungsvorhaltung oder der sinkende Koordinationsbedarf<br />

betrachtet werden. Für die Darstellung von Kennzahlen zur Versorgung ist eine gewisse<br />

Standardisierung eine offensichtlich notwendige Bedingung. Denn es wird<br />

nicht möglich sein, eine völlig unbegrenzte Behandlungsvielfalt in ein Kennzahlensystem<br />

abzubilden, welches dann die Versorgungssituation valide darstellen kann.<br />

Diese „Visionen“ eines Wirtschaftswissenschaftlers treffen auf eine gesellschaftliche<br />

Realität, in der den spezifischen Versuchen einer Standardisierung der Gesundheitsversorgung<br />

mittels sog. Leitlinien oder Behandlungspfade beträchtliche Widerstände<br />

entgegengestellt werden. Gegendruck seitens der Leistungserbringer bildet sich aus<br />

215<br />

723 Vgl. Goodman, J. C. Managed Care, 2004, S. 164;. Osterloh, M. / Forst, J., Prozessmanagement,<br />

2003, S. 209ff; Schlüchtermann, J. / Sibbel, R., Prozessmanagement, 2005, S. 29f.<br />

724 Vgl. Braun, G. E. / Güssow, J. / Ott, R., Krankenhaus, 2005, S. 1; Greiling, M., Pfade, 2004; Hellmann,<br />

W., Klinische Pfade, 2002; Kahla-Witzsch, H. A. / Geisinger, T.; Pathways, 2004.<br />

725 Vgl. Stelzer, R. J., Controlling, 2000, S. 315f.<br />

726 Diese Überschaubarkeit soll jedoch nicht überbewertet werden. Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen<br />

Medizinischen Fachgesellschaften benennt bereits 74 prioritär zu entwickelnde<br />

Angebote (Leitlinien) zur Behandlung von Krankheiten wie Asthma bronchiale, Diabetes mellitus<br />

und Essstörungen. Diese müssen wiederum eine hohe Binnenkompexität aufweisen und können<br />

demnach keine vollständig standardisierten Angebote sein. Vgl. Kopp, I. / Lorenz, W., Leitlinien,<br />

2004, S. 78f; Lohmann, H. Strategische Ausrichtung, 2003, S. 190f.

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