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UNIVERSITÄT DER BUNDESWEHR MÜNCHEN

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menführt, auf eine sichere und transparente Datengrundlage stellt und die Verfügbarkeit<br />

der Informationen an den entscheidenden Stellen gewährleistet. 631<br />

Diese Forderung entspricht im Ansatz der in der vorliegenden Arbeit vorgeschlagenen<br />

Orientierung des Managements an der Bewältigung des Informationsdefizits<br />

durch Implementation eines komplexitätsreduzierenden Informationsinstruments.<br />

Von der Netzwerkkomplexität zum Koordinations- und Entscheidungsdefizit<br />

In Bezug auf die Entstehung des ‚Entscheidungs- und Koordinationsdefizits’ sind in<br />

Netzwerken des Gesundheitswesens keine grundsätzlichen Besonderheiten im Vergleich<br />

zu allen anderen Netzwerken zu erkennen. Allenfalls ist festzustellen, dass die<br />

Flexibilität der Arbeitsteilung durch die freie Arztwahl der Patienten geradezu chaotisch<br />

anmutende Verhältnisse annehmen kann.<br />

Die Komplexität 632 der Netzwerke des deutschen Gesundheitswesens entsteht als<br />

Managementproblem auch aus den Patienten. Dabei sind wiederum zwei Aspekte<br />

von besonderer Bedeutung. Auf der Patientenebene unterliegt der Gesundheitszustand<br />

des Individuums ständigen Änderungen. Die ohnehin gegebene Kompliziertheit<br />

und Intransparenz der individuellen sozialen Situation, der Erkrankungen und ihrer<br />

Behandlung sowie der persönlichen Präferenzen ist nicht statisch-stabil, sondern<br />

dynamisch-veränderlich. 633 Dieses gesellschaftliche Faktum bewirkt – begünstigt<br />

durch die aus dem Prinzip der freien Arztwahl entstehende besondere Flexibilität der<br />

Arbeitsteilung – eine ebenso ausgeprägte Komplexität und Intransparenz der Behandlungssituationen.<br />

Da ein Patienten ungesteuert Einrichtungen verschiedener<br />

Versorgungsstufen in Anspruch nehmen kann, also möglicherweise auch hinsichtlich<br />

derselben Erkrankung unkoordiniert von verschiedenen Einrichtungen parallel behandelt<br />

wird, stehen die Leistungserbringer einem außergewöhnlich komplexen und<br />

intransparenten ‚externen Faktor’ gegenüber. 634 Dieser ist in einen Leistungserstellungsprozess<br />

zu integrieren, der, wie dargestellt, von großer Flexibilität der Arbeitsteilung<br />

und, aufgrund einer bisher kaum realisierten Standardisierung, von bestenfalls<br />

631 Vgl. Baumberger, J., Managed Care, 2001, S. 86ff; Vgl. Braun, G. E., Prozessorientierung, 2005, S.<br />

20; Conrad, H.-J. Versorgung, 2001, S. 5ff; Mühlbacher, A., Integrierte Versorgung, 2002, S. 173;<br />

Preuß, K.-J., Managed-Care-Konzepte, 1997, S. 260ff; Sigterman, L. / Oosterom, W. / Lister, G. et<br />

al. , Informationsmanagement, 1996, S. 46; Szathmary, B., Versorgungskonzepte, 1999, S. 143<br />

und S. 162; Tophoven, C., Integrierte Versorgung, 2004, S. 239f.<br />

632 An dieser Stelle sei noch einmal das Verständnis von „Komplexität“ als eine sich ständig verändernde<br />

intransparente Kompliziertheit betont.<br />

633 Vgl. Kolkmann, F.-W., Erwartungen, 2004, S. 29f.<br />

634 Vgl. Gerlach, F. M., Standardisierung, 2004, S. 100.

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