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UNIVERSITÄT DER BUNDESWEHR MÜNCHEN

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Von Komplexität und divergierenden Strategien zu Transparenz-, Strategie- und<br />

Vertrauensdefiziten<br />

Die besondere Komplexität und Intransparenz der Netzwerke des deutschen Gesundheitswesens<br />

entsteht aus den starken unternehmenskulturellen, ausbildungsund<br />

sozialisationsbedingten Unterschieden zwischen niedergelassenen Ärzten,<br />

Krankenhausärzten und Krankenkassenmitarbeitern. Diese Ungleichheiten begünstigen<br />

in einem durch verschärfte Konkurrenz bestimmten Markt die Entstehung von<br />

Misstrauen zwischen diesen Erbringern von Gesundheitsdienstleistungen. 622 In Zusammenhang<br />

mit den oftmals unterschiedlichen individuellen Strategien ist ein ausgeprägt<br />

dynamisches ‚strategisches Eigenleben’ der Mitglieder einer vernetzten<br />

Versorgungsstruktur zu erwarten, das sich über fehlende Kommunikation in fehlender<br />

Kooperation (d.h. letztendlich fehlender Verfolgung kollektiver Strategien),<br />

intransparenten Schnittstellen und fehlendem Vertrauen niederschlägt. 623 Diese<br />

netzspezifischen Schwierigkeiten treffen auf die im deutschen Gesundheitswesen<br />

ubiquitäre Leistungs- und Datenintransparenz hinsichtlich erbrachter Leistungen,<br />

gewährleisteter Qualität, verbrauchter Ressourcen und verursachter Kosten, die eine<br />

besondere Anfälligkeit gegen – auch opportunistische – Strategieverfolgung bewirkt.<br />

624 So gilt für das Verhältnis von individuellen und kollektiven Zielen: „Solange<br />

diejenigen, die am Behandlungsprozess mitwirken, nicht einem gemeinsamen Ziel<br />

verpflichtet sind, wird jeder seine Binnenziele verfolgen – auch wenn dies für den<br />

Prozess selbst kontraproduktiv ist.“ 625 Als Orientierungspunkt für kollektive Ziele sind<br />

in diesem Zusammenhang die allen Leistungsanbietern gesetzlich auferlegten Ziele<br />

der Gesundheitsversorgung maßgeblich. Die dafür relevante Verfolgung gemeinsamer<br />

Outcome- bzw. Ergebnisziele wird offensichtlich weder nicht hinreichend diskutiert,<br />

geschweige denn im Versorgungsalltag angemessen umgesetzt.“ 626<br />

183<br />

622 Vgl. Conrad, H.-J. Versorgung, 2001, S. 7; Lohmann, H. Strategische Ausrichtung, 2003, S. 187;<br />

März, M., Praxisnetze, 2003, S. 5; Mühlbacher, A., Integrierte Versorgung, 2002, S. 216f; o. V.,<br />

Arztnummer, 2003, S.18.<br />

623 Vgl. Braun, G. E., Versorgungsstrukturen, 2004, S. 32; Mühlbacher, A., Integrierte Versorgung,<br />

2002, S. 216f.<br />

624 Vgl. Conrad, H.-J. Versorgung, 2001, S. 6f; Klitzsch, W., Qualitätssicherung, 1997, S. 327; Tophoven,<br />

C., Integrierte Angebotsstrukturen, 2003, S. 238; Plassmann, W., Sektorübergreifende Leistungskomplexe,<br />

2003, S. 11; Preuß, K.-J., Kostenträger, 2002, S. 52; Seehofer, H. Finanzierung,<br />

2004, S. 24. Dieses aktuelle Informationsdefizit kann als Hinweis auf institutionelle Beharrungstendenzen<br />

in einem demokratisch regierten Gemeinwesen gelten. Denn seitens der wissenschaftlichen<br />

Politikberatung wurde dieses Problem bereits vor mehr als 30 Jahren thematisiert. Vgl. Liefmann-Keil,<br />

E., Krankenversicherung, 1973, S. 10f.<br />

625 Plassmann, W., Sektorübergreifende Leistungskomplexe, 2003, S. 14.<br />

626 Vgl. Ewers, M. / Schaeffer, D., Pflege, 2003, S. 207f; Plassmann, W., Sektorübergreifende Leistungskomplexe,<br />

2003, S. 14f.

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