UNIVERSITÃT DER BUNDESWEHR MÃNCHEN
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2 cher Pluralität als ein Prototyp gelten, dessen Dynamik neben positiven Ansätzen eines „Managed-Care“ auch inhaltliche Irrwege aufgezeigt hat. Die Veränderungen in der Bundesrepublik Deutschland erfolgen demgegenüber verzögert und bisher in weniger vielfältigen Arrangements. Generell wird angestrebt, die Grenzen zwischen den Versorgungssektoren zu überwinden, die Kooperation zwischen den Leistungsanbietern zu erhöhen und die Entscheidungsfindung hinsichtlich Versorgungsfragen evidenzbasiert zu gestalten. 5 Damit soll einer möglichen Über-, Unter- und Fehlversorgung entgegengewirkt und die medizinische Versorgung der Bevölkerung zu vertretbaren Kosten gesichert werden. Obwohl der Gesetzgeber bereits im vergangenen Jahrzehnt Möglichkeiten für so genannte Modellvorhaben, Strukturverträge und Integrationsmodelle geschaffen hat, wurde aufgrund von Beharrungstendenzen der beteiligten Organisationen nur ein geringer Teil der medizinischen Versorgung umgehend auf eine neue vertragliche Grundlage gestellt. In Bayern lässt sich eine davon abweichende Situation erkennen, in der mehrere Netzwerke frühzeitig Versorgungsverträge mit der GKV schließen konnten. 6 Derartigen Organisationen mit Kassenvertrag stehen aber auch deutschlandweit viele ‚Praxisnetze’ gegenüber, in denen engagierte Ärzte versuchen, erkannte Versorgungsprobleme in weniger institutionalisierter Form zu lösen. Nach anfänglicher Begeisterung der Netzinitiatoren ist in den beschriebenen Bereichen eine erkennbare Ernüchterung eingetreten, die sich in einer verringerten Dynamik der Vernetzungsanstrengungen niederschlägt. 7 Als Ursachen dafür können auch die bisherigen Erfahrungen der vernetzten Strukturen ausgemacht werden. Außer der Tatsache, dass Ärzte sich in vernetzten Versorgungsstrukturen unter Aufgabe von gewohnten Freiheiten in ein kollektives Netzwerk einfügen und dabei eine hohe Kompromissfähigkeit entwickeln müssen, 8 erscheint auch die praktische Umsetzung der Idee einer besser koordinierten Zusammenarbeit in praktikable Managementkonzepte schwieriger als erwartet. Zudem sind die erhofften Erfolge nicht immer eingetreten bzw. konnten aufgrund inadäquater Managementinstrumente nicht offen gelegt werden. Transparenzfördernde Instrumente könnten somit ein Werkzeug 5 Vgl. Schulenburg, J.-M. v. / Greiner, W., Gesundheitsökonomik, S. 231. 6 Dies waren bis zum Jahr 2002 die Praxisnetze Praxisnetz Nürnberg-Nord, Gesundheitsorganisation Ingolstadt, Medizin für Menschen (München), HERZO (Herzogenaurach), ZiF (Zirndorf/Landkreis Fürth), ÄVOM (Ärzteverbund Oberpfalz Mitte), ÄVON (Ärzteverbund Oberpfalz Nord), MQRÄ (REgensburger Ärztenetz), vgl. Arge IGV-PN (Hrsg), Dienstleistungen, 2002, S. 8. 7 Es werden jedoch auch weiterhin Versorgungsverträge mit Praxisnetzen geschlossen. Dies zeigt z. B. der Abschluss eines Integrationsvertrages zwischen dem Ochsenfurter Ärztenetz MainArzt, der Mainklinik des Landkreises und der AOK Bayern. Vgl. Meissner, G., Integrierte Versorgung, 2006, S. 1. 8 Vgl. Wiechmann, M., Managed Care, 2004, o.S.
zur Überwindung der noch immer bestehenden Hürden zwischen den Versorgungsanbietern und Finanziers sein. Darüber hinaus könnte vermehrte Transparenz über Kosten und Ergebnisse der Gesundheitsversorgung einen Beitrag zu der von Nolte treffend kritisierten Verringerung der Unmündigkeit der Patienten in der „Illusionswolke Solidarität“ in der Krankenversicherung leisten. 9 In diesem Problemfeld ist die vorliegende Arbeit positioniert. Ausgehend von der Darstellung einer der Problemstellung angemessenen Controllingkonzeption und einer Bestandsaufnahme bisheriger Forschungsergebnisse zu vernetzten Versorgungsstrukturen im deutschen Gesundheitswesen 10 , strebt die Arbeit eine praktischnormative Gestaltungsempfehlung an. Kern der Arbeit ist der Vorschlag eines theoretisch begründeten und zugleich pragmatisch-praxisnahen Controllingansatzes für vernetzte Versorgungsstrukturen des Gesundheitswesens. Die wesentliche Neuerung besteht in krankheitsspezifischen Kennzahlensystemen, die eine verbesserte strategische Ausrichtung, Transparenz und Koordination der medizinischen Leistungserstellung ermöglichen sollen. Für derartige Kennzahlensysteme wird ein krankheitsübergreifender Kennzahlenrahmen vorgeschlagen. Abschließend wird der Kennzahlenrahmen mit dem Entwurf eines Kennzahlensystems zur Abbildung der Versorgung des Diabetes mellitus Typ 2 beispielhaft konkretisiert. Die vorliegende Arbeit ist am wirtschaftswissenschaftlichen Erkenntnisinteresse des Controllings ausgerichtet, muss jedoch entsprechend dem Wesen des Controllings die dem ‚Controllingobjekt’ eigene Wissenschaft berücksichtigen und demzufolge auch medizinische Sachverhalte thematisieren. 11 Im Verhältnis zur Medizin im Allgemeinen und zu medizinischen Einzelentscheidungen sind der wirtschaftswissenschaftlichen Herangehensweise enge Grenzen gesetzt. Dabei ist Hoppes Auffassung zu medizinischen Einzelentscheidungen – unter Beachtung der demokratischen Entscheidungsfindung über die gesellschaftliche Ressourcenverwendung - zu folgen: „Und da der Arzt mehr ist als Naturwissenschaftler, mehr ist als standardisierter Behandler und auch mehr ist, als nur medizinisch ausgerichteter Gesundheitsökonom, müssen die Regeln ärztlicher Kunst und damit auch die medizinischen Inhalte als Behandlungskorridore durch die Ärzte selbst festgelegt werden." 12 3 9 Vgl. Nolte, P., Reform, 2004, S. 182f. Zum zugrunde liegenden Problem der fehlenden Konsumentensouveränität umfassend Breyer, F. / Zweifel, P. / Kifmann, M., Gesundheitsökonomik, 2005, S. 179ff. 10 Vgl zur Controllingkonzeption Abschnitt 3.3.4 und zu den Forschungsergebnissen die Abschnitte 5.1 und 5.2. 11 Vgl. Schwarz, R. Controllingsysteme, 2002, S. V. 12 Hoppe, J.-D., Qualität, 2003, S. 6.
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eines „Managed-Care“ auch inhaltliche Irrwege aufgezeigt hat. Die Veränderungen in<br />
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weniger vielfältigen Arrangements. Generell wird angestrebt, die Grenzen zwischen<br />
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davon abweichende Situation erkennen, in der mehrere Netzwerke frühzeitig Versorgungsverträge<br />
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stehen aber auch deutschlandweit viele ‚Praxisnetze’ gegenüber, in denen<br />
engagierte Ärzte versuchen, erkannte Versorgungsprobleme in weniger institutionalisierter<br />
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Nach anfänglicher Begeisterung der Netzinitiatoren ist in den beschriebenen Bereichen<br />
eine erkennbare Ernüchterung eingetreten, die sich in einer verringerten Dynamik<br />
der Vernetzungsanstrengungen niederschlägt. 7 Als Ursachen dafür können<br />
auch die bisherigen Erfahrungen der vernetzten Strukturen ausgemacht werden.<br />
Außer der Tatsache, dass Ärzte sich in vernetzten Versorgungsstrukturen unter Aufgabe<br />
von gewohnten Freiheiten in ein kollektives Netzwerk einfügen und dabei eine<br />
hohe Kompromissfähigkeit entwickeln müssen, 8 erscheint auch die praktische Umsetzung<br />
der Idee einer besser koordinierten Zusammenarbeit in praktikable Managementkonzepte<br />
schwieriger als erwartet. Zudem sind die erhofften Erfolge nicht<br />
immer eingetreten bzw. konnten aufgrund inadäquater Managementinstrumente nicht<br />
offen gelegt werden. Transparenzfördernde Instrumente könnten somit ein Werkzeug<br />
5 Vgl. Schulenburg, J.-M. v. / Greiner, W., Gesundheitsökonomik, S. 231.<br />
6 Dies waren bis zum Jahr 2002 die Praxisnetze Praxisnetz Nürnberg-Nord, Gesundheitsorganisation<br />
Ingolstadt, Medizin für Menschen (München), HERZO (Herzogenaurach), ZiF (Zirndorf/Landkreis<br />
Fürth), ÄVOM (Ärzteverbund Oberpfalz Mitte), ÄVON (Ärzteverbund Oberpfalz Nord), MQRÄ (REgensburger<br />
Ärztenetz), vgl. Arge IGV-PN (Hrsg), Dienstleistungen, 2002, S. 8.<br />
7 Es werden jedoch auch weiterhin Versorgungsverträge mit Praxisnetzen geschlossen. Dies zeigt<br />
z. B. der Abschluss eines Integrationsvertrages zwischen dem Ochsenfurter Ärztenetz MainArzt, der<br />
Mainklinik des Landkreises und der AOK Bayern. Vgl. Meissner, G., Integrierte Versorgung, 2006,<br />
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8 Vgl. Wiechmann, M., Managed Care, 2004, o.S.