Programm downloaden - Evangelische Martinskirche Sindelfingen
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1.) Anfang eines berühmten Vergil-Gedichtes „Majora cantamus“ – „Lasst uns Größeres<br />
besingen“, kurz vor der Zeitenwende gedichtet. Es verheißt eine jungfräuliche Geburt eines<br />
göttlichen Kindes, mit dem ein neues Zeitalter beginnen soll.<br />
2.) „Groß ist, wie jedermann bekennen muss, das Geheimnis des Glaubens: Es offenbart im<br />
Fleisch, gerechtfertigt im Geist, erschienen den Engeln, gepredigt den Heiden, geglaubt in<br />
der Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit.“ (1. Thimotheus 3,16)<br />
3.) „… auf dass ihre Herzen gestärkt und zusammengefügt werden in der Liebe und zu allem<br />
Reichtum des vollen Verständnisses, zu erkenn das Geheimnis Gottes, das Christus ist, in<br />
welchem verborgen liegen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis.“ (Kolosser 2, 2-3)<br />
Quintessenz: Das Libretto Jennens wie auch Händels-Messias sind im Kern eine<br />
kirchenmusikalische, im weitesten Sinne „gottesdienstliche“ Musik und ideal, um im<br />
liturgischen Bausteinprinzip von feststehenden Ordinariumsstücken (lateinisches Requiem)<br />
und sonntagsspezifisch variablen Propriumsstücken (deutschsprachige Lesungen, Gebete,<br />
Lieder zum Palmsonntag) Verwendung zu finden.<br />
Wie kommt Mozart an Händel?<br />
Mozart bearbeitet eine ganze Reihe von Händel-Werken (Acis und Galatea, Das Alexander-<br />
Fest, Cäcilien-Ode) auf Bestellung des Aristokraten Freiherr Gottfried van Swieten, Sohn des<br />
Leibarztes von Kaiser Maria Theresia. Er war musikalischer Liebhaber, Verehrer Bachscher<br />
und Händelscher Musik. Er komponierte selbst im galanten Stil der Zeit und gab sonntägliche<br />
musikalische Matineen für seinesgleichen. Hier logierte Mozart wie später auch Haydn und<br />
Beethoven.<br />
Swieten formte Anfang der 80er Jahre aus einigen Wiener Aristokraten eine private<br />
musikalische Gesellschaft. Deren Akademien fanden in den Wohnungen der adligen<br />
Kavaliere statt und wurden ab 1787 von Mozart geleitet. Auf dem <strong>Programm</strong> standen auch<br />
Oratorien. Höhepunkte waren wenige Jahre nach Mozart ebenda die UA von Haydns „Die<br />
Schöpfung“ und „Die Jahreszeiten“, deren Texte Swieten ins Deutsche übertragen hatte.<br />
1789 bearbeitete Mozart Händels Messias. Die Aufführung fand am 6. März beim Grafen<br />
Johann Esterházy statt. Mozart bearbeitete den Messias im klassischen Stil.<br />
Was klingt bei Mozart anders als bei Händel?<br />
Den Klang der barocken Orgelbegleitung ersetzt Mozart im Konzertsaal durch die<br />
sogenannte „Harmonie“, Holz- und Blechblasintrumente inklusive der Posaunen, die drei der<br />
Chorstimmen doppeln. Wo Händel neben den Streichern nur zwei Oboen und Fagott, an<br />
wenigen markanten Stellen Trompete und Pauke verwendet, besetzt Mozart klassischsinfonisch<br />
je zwei Flöten, Oboen, Klarinetten, Fagotte, Hörner, Trompeten, Posaunen, Pauke<br />
und entlässt die Fagotte aus ihrer reinen Bassfunktion.<br />
Detaillierte Artikulationsanweisungen wollen einem zu schweren Barock-Gestus<br />
entgegenwirken.