SRSK_10 Teil 1.pdf - Bayerischer Industrieverband Steine und ...
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SCHRIFTENREIHE DER BAYERISCHEN SAND- UND KIESINDUSTRIE · Heft <strong>10</strong>/97<br />
X5831 X5832 X5833 X5834<br />
X5931<br />
X5932<br />
Zapfendorf<br />
X6030<br />
X6031<br />
X5934<br />
Landsehaftsökologisehe <strong>und</strong><br />
hydrogeologiseh-hydrologisehe<br />
Rahmenuntersuehung zum<br />
X6131 X6132 Abbau von Sand <strong>und</strong><br />
Kies im oberfränkisehen<br />
Main- <strong>und</strong><br />
Regnitztal<br />
X6232<br />
X6332<br />
BAYERISCHER INDUSTRIEVERBAND STEINE UND ERDEN e.V.<br />
Fachabteilung Sand- <strong>und</strong> Kiesindustrie · München
Auftraggeber<br />
Baustoffwerk Altendorf, K. Röckelein GmbH & Co. KG, 96146 Altendorf<br />
Blank Rohstoffe GmbH, 91301 Forchheim<br />
Dennert, Veit KG, Baustoffbetriebe, 96132 Schlüsselfeld<br />
Dietz, Alfred, Sand- <strong>und</strong> Kieswerk, 95346 Stadtsteinach<br />
Dormann GmbH & Co., 91330 Eggolsheim-Neuses<br />
Hartlieb, Margarete, Kieswerk, Straßen- <strong>und</strong> Tiefbau, 96188 Stettfeld<br />
Kiesgewinnung Heinrich Schramm & Co. GmbH KG, 96215 Lichtenfels-Trieb<br />
Kieswerk Moenus, Sand <strong>und</strong> Kies GmbH & Co. KG, 96199 Zapfendorf<br />
MKS Main-Kies-Splittwerke Eppig GmbH & Co. KG, 96191 Viereth-Trunstadt<br />
Plail, Hermann, Sand- <strong>und</strong> Kieswerk, 91301 Forchheim<br />
Porzner, Josef oHG, Mainsand- <strong>und</strong> Kiessortierwerk, 96149 Breitengüßbach<br />
Porzner Kies GmbH, 96199 Zapfendorf<br />
Röckelein, Kaspar KG, Kies- <strong>und</strong> Betonwerke, 96179 Rattelsdorf-Ebing<br />
Roth, Albrecht, Sand- <strong>und</strong> Kieswerk GmbH, 96146 Altendorf<br />
Schorr, Andreas GmbH & Co., 96148 Baunach<br />
Wagner, Konrad, Kieswerk, 95336 Mainleus<br />
ISBN 3-403-02969-7<br />
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten<br />
Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdruckes,<br />
des Vortrages, der Entnahme von Abbildungen, der<br />
Funksendung, der Wiedergabe auf photomechanischem oder<br />
ähnlichem Wege <strong>und</strong> der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen,<br />
bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung,<br />
vorbehalten. Werden einzelne Vervielfältigungsstücke in dem<br />
nach § 54 Abs. 1 UrhG zulässigen Umfang zu gewerblichen<br />
Zwecken hergestellt, ist an den Verlag die nach § 54 Abs. 2<br />
UrhG zu zahlende Vergütung zu entrichten, über deren Höhe der<br />
Verlag Auskunft gibt.<br />
Lithos: e + r, Repro, Donauwörth<br />
© 1997, Gesamtherstellung: Ludwig Auer GmbH, Donauwörth<br />
Herausgeber: <strong>Bayerischer</strong> <strong>Industrieverband</strong> <strong>Steine</strong> <strong>und</strong> Erden,<br />
e. v., Fachabteilung Sand- <strong>und</strong> Kiesindustrie, Beethovenstr. 8,<br />
80336 München
Vorwort<br />
Im vorliegenden Gutachten werden das oberfränkische Main- <strong>und</strong> Regnitztal auf ökologische <strong>und</strong><br />
hydrogeologische Belange untersucht.<br />
Oberfranken war in den Eiszeiten nicht vergletschert. Wir finden deshalb zwar quartäre TaIverfüllungen<br />
mit entsprechenden Terrassenbildungen <strong>und</strong> äolischen Sedimenten, von Flußsystemen zerfurchte<br />
Kies-Hügellandschaften oder gar Moränen sind dagegen nicht anzutreffen.<br />
Umfangreiche Sand- <strong>und</strong> Kieslagerstätten hoher volkswirtschaftlicher Bedeutung sind in Oberfranken<br />
nur im Main- <strong>und</strong> Regnitztal vorhanden. Da dort auch der Hauptanteil der Verkehrsinfrastruktur,<br />
der Siedlungsentwicklung, des Gr<strong>und</strong>wasserschutzes, der Freizeiteinrichtungen <strong>und</strong> der Lebensraum<br />
einer vielartigen Flora <strong>und</strong> Fauna liegt, ist eine vorausschauende Regionalplanung unerläßlich.<br />
Das vorliegende Gutachten soll einen wesentlichen Beitrag hierzu liefern.<br />
Im Untersuchungsgebiet beträgt der Flächenanteil der Gewässer derzeit ca. 8%, wovon wiederum<br />
die fließenden Gewässer ca. 2 bis 3% ausmachen <strong>und</strong> somit die künstlich angelegten Seen (Baggerseen),<br />
Weiher <strong>und</strong> Gewässer ca. 5% einnehmen. Die nach Einschätzung der vorliegenden Untersuchung<br />
zukünftigen Schwerpunkte des Abbaues haben einen Umfang von ca. 7% des Untersuchungsgebietes.<br />
Im Vergleich dazu beanspruchen Siedlungen <strong>und</strong> Verkehrswege ca. 24%, der<br />
Bestand <strong>und</strong> die Planung von Wasserschutzgebieten ca. 12%, landwirtschaftliche Flächen mit günstigen<br />
Erzeugungsbedingungen ca. 24% <strong>und</strong> schutzwürdige Lebensräume ca. <strong>10</strong>% des untersuchten<br />
Talraumes.<br />
Andere, außerhalb der Talräume abbaubare Vorkommen von Sand <strong>und</strong> Kies, sind kaum vorhanden.<br />
Nur einzelne Vorkommen von Sandsteingebirgen werden bereits zur Gewinnung von Bausanden genutzt.<br />
Auch die Verwendung von Recyclingmaterial als Betonzuschlag kann den hohen Anforderungen<br />
der Beton-DIN nach Haltbarkeit <strong>und</strong> Dauerhaftigkeit nur zu einem geringen Anteil genügen.<br />
Um die Versorgung der oberfränkischen Bauwirtschaft weiterhin ortsnah zu gewährleisten <strong>und</strong><br />
preiswertes Bauen zu ermöglichen, ist deshalb die weitere Nutzung des Talraumes zum Abbau der<br />
vorhandenen Rohstoffe Sand <strong>und</strong> Kies unumgänglich.<br />
Gr<strong>und</strong>lage für ein wirtschaftliches <strong>und</strong> verantwortungsbewußtes Handeln ist stets eine weitsichtige<br />
Planung. Durch eine Renaturierung ehemaliger Abbaustätten ist eine Bereicherung des Landschaftsbildes,<br />
die Schaffung neuer Lebensräume für Tiere <strong>und</strong> Pflanzen sowie ortsnaher Erholungsräume<br />
für die Bevölkerung gegeben. Durch vorausschauende Planung <strong>und</strong> sinnvolle Nachfolgenutzung<br />
kann die Akzeptanz von Abbaueingriffen wesentlich erhöht werden.<br />
Die vorliegende Untersuchung leistet einen Beitrag zur Bestandserfassung <strong>und</strong> zur Vermittlung<br />
wichtiger landschaftsökologischer <strong>und</strong> hydrogeologischer Gr<strong>und</strong>lagen. Sie zeigt für das Main- <strong>und</strong><br />
Regnitztal auf, wie durch einen geordneten Kiesabbau <strong>und</strong> eine zielgerichtete Rekultivierung die<br />
Konflikte mit anderen Raumansprüchen minimiert <strong>und</strong> ökologisch wertvolle Räume geschaffen werden<br />
können.<br />
Die Studie beinhaltet in bisher einmaliger Form - basierend auf vorhandenen Daten - eine hydrogeologische<br />
Landesaufnahme mit einem Gr<strong>und</strong>wassermodell im Maßstab 1:25 000. Sie erlaubt eine<br />
Wasserbilanz <strong>und</strong> eine Beurteilung der Auswirkungen des Kiesabbaus im Gr<strong>und</strong>wasserbereich des<br />
Main- <strong>und</strong> Regnitztales.<br />
1
Mit dieser Studie wird Neuland betreten. Sie mag den oberfränkischen Sand- <strong>und</strong> Kiesunternehmen,<br />
welche sie finanziert haben, die gewünschten Erleichterungen bei der Ausweisung von Abbaugebie<br />
en geben, sie soll aber auch den Fachstelfen <strong>und</strong> den politisch Verantwortlichen eine Entscheidungshilfe<br />
für die Festlegungen der Regionalplanung sein.<br />
Bamberg, im November 1996<br />
Baldur Schweiger<br />
1. Vorsitzender<br />
Siegfried Porzner<br />
Vorstand<br />
2
Vorbemerkung<br />
Die vorliegende Rahmenuntersuchung setzt sich mit der Problematik der Gewinnung von Sand <strong>und</strong><br />
Kies - insbesondere des Naßabbaus - im oberfränkischen Main- <strong>und</strong> Regnitztal auseinander. Sie<br />
umfaßt ein landschaftsökologisches Gutachten <strong>und</strong> ein hydrogeologisches Gutachten, die zusammen<br />
wesentliche regionalplanerische Aspekte des Kiesabbaus abdecken.<br />
Die Initiative zu dieser Rahmenuntersuchung ging vom Bayerischen <strong>Industrieverband</strong> <strong>Steine</strong> <strong>und</strong><br />
Erden e. V., Fachabteilung Sand- <strong>und</strong> Kiesindustrie aus <strong>und</strong> wurde von 16 Abbauunternehmen in<br />
Oberfranken aufgegriffen, welche die Untersuchung gemeinsam in Auftrag gaben.<br />
Mit der zunehmenden Flächeninanspruchnahme der Talräume von Main <strong>und</strong> Regnitz durch Siedlung<br />
<strong>und</strong> Verkehr sowie der mit dem Abbau verb<strong>und</strong>enen Entstehung zahlreicher Baggerseen stellt sich<br />
die Forderung nach einer überörtlichen Betrachtung der Auswirkungen des Abbaus auf Natur <strong>und</strong><br />
Landschaft. Zudem steht die Fortschreibung der Regionalpläne für die Regionen 4 <strong>und</strong> 5 (Oberfranken-West<br />
<strong>und</strong> -Ost) unmittelbar an <strong>und</strong> mit ihr die Fortschreibung <strong>und</strong> Neuausweisung von Vorrang-<br />
<strong>und</strong> Vorbehaltsgebieten für den Abbau von Sand <strong>und</strong> Kies im Main- <strong>und</strong> Regnitztal.<br />
Die Gutachter wollen mit ihrer Arbeit in erster Linie Informationen zur Verfügung stellen, die zur<br />
Objektivierung der Diskussion um den weiteren Abbau von Sand <strong>und</strong> Kies führen <strong>und</strong> die für die landesplanerische<br />
Beurteilung von zukünftigen Abbauflächen nützlich sind.<br />
Die gestellte Aufgabe verlangt zudem planerische Lösungsansätze. Deshalb wird ein überörtliches<br />
Konzept vorgelegt, das die Möglichkeiten einer räumlichen Entwicklung des Abbaus von Sand <strong>und</strong><br />
Kies unter Beachtung wesentlicher ökologischer Belange aufzeigt. Die getroffenen Aussagen sind<br />
gutachtliche Vorschläge, die sich den besonderen Erfordernissen stellen, die mit der Rohstoffsicherung<br />
<strong>und</strong> -gewinnung verb<strong>und</strong>en sind:<br />
• Bereitstellung von Baurohstoffen, die in den Regionen benötigt werden, aus Lagerstätten der<br />
Region (Vermeidung von Verlagerungen der Rohstofförderung in andere Räume <strong>und</strong> Vermeidung<br />
eines erhöhten Transportaufwandes),<br />
• langfristige Abbauplanung <strong>und</strong> damit Ermöglichung eines vorausschauenden, gezielten Gr<strong>und</strong>erwerbs<br />
zur Existenzsicherung der Unternehmen.<br />
Das Gutachten versteht sich als landschaftsplanerische Aussage auf der Ebene der Regionalplanung.<br />
Da durch die Ausweisung eines Vorranggebietes die Durchführung eines Raumordnungsverfahrens<br />
entfällt, will das Gutachten wesentliche landschaftsökologische Gr<strong>und</strong>lagen zusammenstellen,<br />
die in der Regel bei der Durchführung eines Raumordnungsverfahrens zur Kiesgewinnung<br />
durch den Vorhabensträger beizubringen sind. Hierdurch sollen u. a. der Regionalplanungsstelle<br />
Entscheidungsgr<strong>und</strong>lagen bereitgestellt werden, die für eine Abwägung zur Festlegung von zukünftigen<br />
Vorrang- <strong>und</strong> Vorbehaltsgebieten für den Abbau von Sand <strong>und</strong> Kies notwendig sind. Zudem<br />
wird ein ,Funktionsräumliches Leitbild' für die zukünftige räumliche Entwicklung im Untersuchungs<br />
gebiet entworfen. Die dargestellten Schwerpunktgebiete für den Abbau von Sand <strong>und</strong> Kies im<br />
3
,Funktionsräumlichen Leitbild' sind gutachtliche Vorschläge, nach denen zukünftige Ausweisungen<br />
von Vorrang- <strong>und</strong> Vorbehaltsgebieten vorgenommen werden können.<br />
Ein zukünftiger Abbau sollte sich auf die angegebenen Schwerpunktgebiete konzentrieren. Neue<br />
Abbauschwerpunkte sollten in konfliktarmen Zonen gesucht werden.<br />
Da die wirtschaftliche, bauliche <strong>und</strong> infrastrukturelle Entwicklung der Räume im oberfränkischen<br />
Main- <strong>und</strong> Regnitztal möglichst flächensparend <strong>und</strong> ohne wesentliche Beeinträchtigung der natürlichen<br />
Lebensgr<strong>und</strong>lagen erfolgen soll, will die Rahmenuntersuchung dazu beitragen, daß der<br />
Abbau von Sand <strong>und</strong> Kies zukünftig auf Landschaftsteile des Untersuchungsgebietes gelenkt wird,<br />
in denen eine Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes nicht zu befürchten<br />
steht <strong>und</strong> somit die nachhaltige Nutzbarkeit der Landschaft gewährleistet bleibt.<br />
Kranzberg, Würzburg im Oktober 1996<br />
Prof. Dr. Jörg Schaller<br />
I<br />
Prof. Dr. Peter Udluft<br />
4
Inhalt<br />
Einführung 12<br />
Sand- <strong>und</strong> Kiesabbau im oberfränkischen<br />
Main- <strong>und</strong> Regnitztal:<br />
Situation der Sand- <strong>und</strong> Kiesindustrie . 12<br />
Landschaftsökologie 13<br />
Hydrogeologie . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 14<br />
Arten- <strong>und</strong> Biotopschutz 16<br />
Eingriffe in den Naturhaushalt <strong>und</strong> ihre<br />
Kompensation 17<br />
<strong>Teil</strong> I<br />
Landschaftsökologisches Gutachten 19<br />
Untersuchungsgebiet 20<br />
Natürliche Gr<strong>und</strong>lagen 21<br />
Lage im Naturraum <strong>und</strong> naturräumliche<br />
Einheiten 21<br />
Geologie <strong>und</strong> Böden 23<br />
Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Oberflächenwasser 26<br />
Klima.......................... 30<br />
Pflanzen <strong>und</strong> Tierwelt 30<br />
Potentielle natürliche Vegetation 30<br />
Reale Vegetation 33<br />
Fauna. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 37<br />
Landschaftsbild 44<br />
Nutzungen 47<br />
Geschichtliche Entwicklung der Landnutzungen<br />
47<br />
Aktuelle Nutzung 47<br />
Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft . . . . . . . . .. 47<br />
Siedlung, Verkehr, Ver- <strong>und</strong> Entsorgung 48<br />
Rohstoffgewinnung 49<br />
VVasserwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . .. 51<br />
Freizeit <strong>und</strong> Erholung . . . . . . . . . . . . .. 52<br />
Planungsvorgaben <strong>und</strong> Zielsetzungen 55<br />
Landesentwicklungsprogramm Bayern 55<br />
Regionalplanung 55<br />
Naturschutz <strong>und</strong> Landschaftspflege .. 56<br />
Gesetzliche Zielsetzungen . . . . . . .. 56<br />
Regionalplanerische Zielsetzungen. 57<br />
Fachplanerische Zielsetzungen .... 58<br />
Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft . . . . . . . . .. 64<br />
Landwirtschaftliche Erzeugungsbedingungen<br />
64<br />
VValdfunktionsplanung . . . . . . . . . . . .. 66<br />
Siedlung, Verkehr, Ver- <strong>und</strong> Entsorgung,<br />
Denkmalpflege . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 68<br />
Siedlung <strong>und</strong> Verkehr . . . . . . . . . . .. 68<br />
Ver- <strong>und</strong> Entsorgung 69<br />
Bodendenkmale . . . . . . . . . . . . . . .. 69<br />
Rohstoffgewinnung 70<br />
VVasserwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . .. 71<br />
VVasserversorgung . . . . . . . . . . . . .. 71<br />
Hochwasserschutz . . . . . . . . . . . . .. 72<br />
Gewässerpflege . . . . . . . . . . . . . . .. 72<br />
Freizeit <strong>und</strong> Erholung . . . . . . . . . . . . .. 73<br />
Nutzungsauswirkungen <strong>und</strong> Konflikte 75<br />
Konkurrierende Nutzungsansprüche .. 75<br />
Auswirkungen des Abbaus von Sand<br />
<strong>und</strong> Kies auf Natur <strong>und</strong> Landschaft . .. 76<br />
VVasserhaushalt 76<br />
Wasserbeschaffenheit 77<br />
Boden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 78<br />
Klima........................ 79<br />
Pflanzen- <strong>und</strong> Tierwelt . . . . . . . . . .. 80<br />
Landschaftsbild <strong>und</strong> Erholung . . . .. 81<br />
Landschaftsökologische Bewertung .. 82<br />
Ökologische Standorteinheiten 82<br />
Alluviale Talböden von Main <strong>und</strong><br />
Regnitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 82<br />
Überschwemmungsbereiche der Vor<strong>und</strong><br />
Niederterrasse 83<br />
Vor- <strong>und</strong> Niederterrassen außerhalb des<br />
Überschwemmungsbereiches . . . . . .. 84<br />
Flugsande 85<br />
Mittel- <strong>und</strong> Hauptterrassen mit Nebentalschottern<br />
86<br />
5
Nebentäler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 87<br />
Talhänge des Lias <strong>und</strong> Feuerlettens 87<br />
Talhänge des Burgsandsteins <strong>und</strong><br />
Rhätolias 88<br />
Löß, Lößlehm <strong>und</strong> sandiger Lehm . . .. 89<br />
Funktionsräumliches Leitbild . . . . . . .. 90<br />
Hinweise zur Kiesgewinnung aus<br />
landschaftsökologischer Sicht . . . . . .. 94<br />
Abgestuftes Konzept für zukünftige<br />
Entwicklungsmöglichkeiten des Abbaus<br />
von Sand <strong>und</strong> Kies. . . . . . . . . . . . . . .. 94<br />
Die wichtigsten überörtlichen Zielsetzungen,<br />
Maßnahmen <strong>und</strong> Konflikte<br />
im Überblick. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 97<br />
Maintal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 99<br />
Regnitztal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. <strong>10</strong>3<br />
Dringend zu lösende Konflikte . . . . . .. <strong>10</strong>4<br />
Zusammenfassung der Ergebnisse . .. <strong>10</strong>6<br />
Literaturverzeichnis für <strong>Teil</strong> I <strong>10</strong>8<br />
Hydrogeologisches Modell . . . . . . . . .. 123<br />
Datenerfassung <strong>und</strong> Auswertung .... 123<br />
Gr<strong>und</strong>wasserleiter <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>wasserstauer<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 123<br />
Wasser- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>wasserumsatz . . .. 125<br />
Gr<strong>und</strong>lagen des Wasserhaushaltes!<br />
Wasserbilanz 128<br />
Klimadaten/Berechnung der<br />
klimatischen Daten für <strong>Teil</strong>gebiete . . .. 128<br />
Verdunstung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 131<br />
Potentielle Verdunstung . . . . . . . . .. 131<br />
Reelle Verdunstung 131<br />
Nutzbare Feldkapazität 132<br />
Infiltration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 133<br />
Mittlere Hangneigung . . . . . . . . . . . . .. 133<br />
Durchlässigkeit (Versickerungsbeiwert) 133<br />
Berechnung der Gr<strong>und</strong>wasserbilanz -<br />
Gr<strong>und</strong>wasserneubildung 134<br />
Abfluß von Main, Regnitz <strong>und</strong> deren<br />
Zuflüssen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 137<br />
<strong>Teil</strong> I1<br />
Hydrogeologisches Gutachten 11 0<br />
AufgabensteIlung <strong>und</strong> Ziel der Untersuchung<br />
111<br />
Datenerfassung <strong>und</strong> Unterlagen ..... 112<br />
Geologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 113<br />
Geologischer Überblick . . . . . . . . . . .. 113<br />
Geologie der Talbereiche . . . . . . . .. 113<br />
Geologische Schichtenfolge 117<br />
Trias-Muschelkalk 117<br />
Trias-Keuper . . . . . . . . . . . . . . . .. 117<br />
Jura 118<br />
Kreide. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 118<br />
Tertiär . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 119<br />
Quartär . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 119<br />
Flugsand . . . . . . . . . . . . . . . . .. 119<br />
Löß .... . . . . . . . . . . . . . . . . .. 119<br />
Terrassenablagerungen 119<br />
Numerisches Gr<strong>und</strong>wassermodell . . .. 138<br />
Modelltechnische Angaben . . . . . . . .. 138<br />
Abgrenzung, Modellaufbau <strong>und</strong> Modelleichung<br />
138<br />
Abgrenzung 138<br />
Modellaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . .. 140<br />
Modellkalibrierung 140<br />
Erläuterung der Gr<strong>und</strong>wasser(-teil)-<br />
modelle 140<br />
Gr<strong>und</strong>wassermodell 5834 Kulmbach 142<br />
Gr<strong>und</strong>wassermodell 5833<br />
Burgkunstadt . . . . . . . . . . . . . . . . .. 144<br />
Gr<strong>und</strong>wassermodell 5832<br />
Lichtenfels 147<br />
Gr<strong>und</strong>wassermodell 5831 Seßlach . 150<br />
Gr<strong>und</strong>wassermodell 5931 Ebensfeld 153<br />
Gr<strong>und</strong>wassermodell 6031<br />
Bamberg Nord 156<br />
Gr<strong>und</strong>wassermodell 6030 Eltmann . 159<br />
6
Gr<strong>und</strong>wassermodell 6131<br />
Bamberg Süd . . . . . . . . . . . . . . . . .. 162<br />
Gr<strong>und</strong>wassermodell 6232<br />
Forchheim 165<br />
Ergebnisse von Modellierung <strong>und</strong><br />
Wasserbilanzierung . . . . . . . . . . . . . . .. 168<br />
Gr<strong>und</strong>wasserfließverhältnisse <strong>und</strong><br />
Gr<strong>und</strong>wasserflurabstand 168<br />
Gr<strong>und</strong>wasserfließverhältnisse 168<br />
Flurabstand 170<br />
Wasserbilanz 171<br />
Wasserbilanz der Gr<strong>und</strong>wassermodelle<br />
171<br />
Wasserbilanz der Oberflächengewässer<br />
172<br />
Auswirkungen von Sand- <strong>und</strong> Kiesabbau<br />
auf Hydrogeologie, Hydrologie,<br />
Klima <strong>und</strong> Wasserwirtschaft . . . . . . . .. 174<br />
Beeinflussung der Gr<strong>und</strong>wasserströmung,<br />
Gr<strong>und</strong>wasseraufdeckung<br />
<strong>und</strong> Wiederverfüllung . . . . . . . . . . . . .. 174<br />
Verdunstung <strong>und</strong> Kleinklima 175<br />
Gr<strong>und</strong>wasserqualität 175<br />
Wasserwirtschaft 175<br />
Zusammenfassung der Ergebnisse . .. 176<br />
Literatur <strong>und</strong> verwendete Unterlagen<br />
für <strong>Teil</strong>II. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 177<br />
Literatur 177<br />
Karten 179<br />
Numerisches Gr<strong>und</strong>wasserströmungsmodell<br />
180<br />
7
Abbildungsverze·chnis<br />
<strong>Teil</strong> I:<br />
Abbildung 1:<br />
Abbildung 2:<br />
Abbildung 3:<br />
Abbildung 4:<br />
Abbildung 5:<br />
Abbildung 6:<br />
Lage des Untersuchungsgebietes in den betroffenen Landkreisen 20<br />
Lage im Naturraum <strong>und</strong> naturräumliche Einheiten 22<br />
Potentielle natürliche Vegetation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 32<br />
Anteil der 20 häufigsten Lebensraumtypen am gesamten Bestand der vom LfU<br />
kartierten Lebensräume 36<br />
Vorgehensweise zur Erstellung des funktionsräumlichen Leitbildes. . . . . . . . .. 90<br />
Planungskategorien für die Abschätzung zukünftiger Entwicklungsmöglichkeiten<br />
für den Abbau von Sand <strong>und</strong> Kies im Untersuchungsgebiet . . . . . . . . .. 96<br />
<strong>Teil</strong> 11:<br />
Abbildung 7: Schematischer Schnitt durch das Regnitztal 114<br />
Abbildung 8: Schematischer Schnitt durch das Maintal zwischen Ebensfeld <strong>und</strong> Lichtenfels 114<br />
Abbildung 9: Schematischer Schnitt durch das Maintal bei Burgkunstadt 115<br />
Abbildung <strong>10</strong>: Schematischer Profilschnitt zur geologischen Schichtenfolge . . . . . . . . . . . . .. 115<br />
Abbildung 11: Ausschnitt aus der Geologischen Karte von Bayern 1:500 000 116<br />
Abbildung 12: Schematischer Schnitt durch das Quartär der Täler von Main <strong>und</strong> Regnitz<br />
(überhöhte Darstellung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 120<br />
Abbildung 13: Schema der Gr<strong>und</strong>wasserströmungsvorgänge 127<br />
Abbildung 14: Lage der für das Untersuchungsgebiet repräsentativen Klimastationen 129<br />
Abbildung 15: Monatsmittel für Temperatur <strong>und</strong> rel. Luftfeuchte (Station Bamberg, Zeitraum<br />
11/83-1 0/93) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 130<br />
Abbildung 16: Monats-Niederschläge (Station Bamberg, Zeitraum 11/83-<strong>10</strong>/93) 131<br />
Abbildung 17: Monatsmittel der Station Bamberg (Zeitraum 11/83-1 0/93) . . . . . . . . . . . . . . .. 135<br />
Abbildung 18: Diagrammdarstellung der Bilanzberechnung für die Klimastation Bamberg ... 136<br />
Abbildung 19: Abgrenzung der neun <strong>Teil</strong>modelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 139<br />
Abbildung 20: Lage der Profilschnitte 141<br />
Abbildung 21: Geologisches Profil Nr. 1 (Kulmbach) 142<br />
Abbildung 22: Gr<strong>und</strong>wasserströmung <strong>und</strong> Wasserbilanz des Modelles 5834 . . . . . . . . . . . . .. 142<br />
Abbildung 23: Geologisches Profil Nr.2 (Maineck, Mainroth) 144<br />
Abbildung 24: Geologisches Profil Nr.3 (Hochstadt, Rodach, Zettlitz) 144<br />
Abbildung 25: Gr<strong>und</strong>wasserströmung <strong>und</strong> Wasserbilanz des Modelles 5833 . . . . . . . . . . . . .. 146<br />
Abbildung 26: Geologisches Profil Nr.4 (Trieb, Michelau) 147<br />
8
Abbildung 27: Geologisches Profil Nr. 5 (Lichtenfels) 147<br />
Abbildung 28: Gr<strong>und</strong>wasserströmung <strong>und</strong> Wasserbilanz des Modelles 5832 . . . . . . . . . . . . .. 149<br />
Abbildung 29: Geologisches Profil Nr. 6 (Staffelstein) 150<br />
Abbildung 30: Gr<strong>und</strong>wasserströmung <strong>und</strong> Wasserbilanz des Modelles 5831 152<br />
Abbildung 31: Geologisches Profil Nr. 7 (Zapfendorf, Rattelsdorf) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 153<br />
Abbildung 32: Gr<strong>und</strong>wasserströmung <strong>und</strong> Wasserbilanz des Modelles 5931 155<br />
Abbildung 33: Geologisches Profil Nr. 8 (Maintal Höhe Kemmern) 156<br />
Abbildung 34: Gr<strong>und</strong>wasserströmung <strong>und</strong> Wasserbilanz des Modelles 6031 158<br />
Abbildung 35: Geologisches Profil Nr. 9 (Maintal Oberhaid) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 159<br />
Abbildung 36: Geologisches Profil Nr. <strong>10</strong> (Maintal Höhe Stettfeld) 159<br />
Abbildung 37: Gr<strong>und</strong>wasserströmung <strong>und</strong> Wasserbilanz des Modelles 6030 . . . . . . . . . . . . .. 161<br />
Abbildung 38: Geologisches Profil Nr. 11 (Regnitztal Höhe Strullendorf) . . . . . . . . . . . . . . . . .. 162<br />
Abbildung 39: Geologisches Profil Nr. 12 (Regnitztal Höhe Altendorf) . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 162<br />
Abbildung 40: Gr<strong>und</strong>wasserströmung <strong>und</strong> Wasserbilanz des Modelles 6131 164<br />
Abbildung 41: Geologisches Profil Nr. 13 (Regnitz- <strong>und</strong> Wiesenttal Höhe Forchheim) 165<br />
Abbildung 42: Gr<strong>und</strong>wasserströmung <strong>und</strong> Wasserbilanz des Modelles 6232 . . . . . . . . . . . . .. 167<br />
Abbildung 43: Einfluß der Wehranlagen auf das Gr<strong>und</strong>wasserfließgeschehen 169<br />
9
Tabellenverzeichnis<br />
<strong>Teil</strong> I:<br />
Tabelle 1:<br />
Tabelle 2:<br />
Tabelle 3:<br />
Tabelle 4:<br />
Tabelle 5:<br />
Typische Bodentypen <strong>und</strong> Bodenarten geologischer Einheiten . . . . . . . . .. 23, 24, 25<br />
Bewertung der Böden durch Bodenschätzung 25<br />
Historische <strong>und</strong> aktuelle Fließgewässerlängen im Untersuchungsgebiet 27<br />
Kartierte Lebensräume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 35<br />
Einige landkreisbedeutsame Pflanzenvorkommen im Zusammenhang mit dem<br />
Sand- <strong>und</strong> Kiesabbau 37<br />
Tabelle 6. Einige landkreisbedeutsame Tiervorkommen im Zusammenhang mit dem Abbau<br />
von Sand <strong>und</strong> Kies 38, 39, 40<br />
Tabelle 7: Daten zur Kiesgewinnung im bayerischen Vergleich 50<br />
Tabelle 8: Naturschutzgebiete 58<br />
Tabelle 9: Ertragsklassen nach dem Agrarleitplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 65<br />
Tabelle <strong>10</strong>: Flächenanteile von Wäldern mit besonderen Funktionen <strong>und</strong> Bannwäldern . . . . .. 68<br />
Tabelle 11: Flächenanteile für Schutzgebiete der Wasserwirtschaft 72<br />
Tabelle 12: Schwerpunktgebiete für den Abbau von Sand <strong>und</strong> Kies in oder als Erweiterung<br />
von bestehenden Vorrang- <strong>und</strong> Vorbehaltsgebieten 92, 93<br />
Tabelle 13: Schwerpunktgebiete für den Abbau von Sand <strong>und</strong> Kies außerhalb bestehender<br />
Vorrang- <strong>und</strong> Vorbehaltsgebiete <strong>und</strong> deren direktem Umgriff . . . . . . . . . . . . . . . .. 93<br />
<strong>Teil</strong> 11:<br />
Tabelle 14: Keuperstratigraphie 117<br />
Tabelle 15: Jurastratigraphie 118<br />
Tabelle 16: Hydrogeologische/hydraulische Klassifizierung der geologischen Einheiten 124<br />
Tabelle 17: Verteilungsschlüssel für die Berechnung von Klimadaten für die Modellgebiete .. 130<br />
Tabelle 18: Nutzbare Feldkapazität in Abhängigkeit von Boden <strong>und</strong> Flächennutzung 132<br />
Tabelle 19: Einteilung der Bodenklassen nach ihrer Durchlässigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 133<br />
Tabelle 20: Geologische Einheiten mit Zuordnung von Bodenklassen 134<br />
Tabelle 21: Berechnung der Gr<strong>und</strong>wasserneubildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 135<br />
Tabelle 22: Eingabeparameter für Modell 5834 Kulmbach 143<br />
Tabelle 23: Eingabeparameter für Modell 5833 Burgkunstadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 145<br />
Tabelle 24: Eingabeparameter für Modell 5832 Lichtenfels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 148<br />
Tabelle 25: Eingabeparameter für Modell 5831 Seßlach 151<br />
Tabelle 26: Eingabeparameter für Modell 5931 Ebensfeld 154<br />
<strong>10</strong>
Tabelle 27: Eingabeparameter für Modell 6031 Bamberg Nord 157<br />
Tabelle 28: Eingabeparameter für Modell 6030 Eltmann 160<br />
Tabelle 29: Eingabeparameter für Modell 6131 Bamberg Süd 163<br />
Tabelle 30: Eingabeparameter für Modell 6232 Forchheim 166<br />
Karten <strong>und</strong><br />
nlagen<br />
Karte 1:<br />
Karte 2:<br />
Karte 3:<br />
Karte 4:<br />
Karte 5:<br />
Karte 6:<br />
Karte 7:<br />
Karte 8:<br />
Karte 9:<br />
Karte <strong>10</strong>:<br />
Karte 11:<br />
Karte 12:<br />
Karte 13:<br />
Karte 14:<br />
Geologie<br />
Historischer <strong>und</strong> aktueller Gewässerverlauf im Vergleich<br />
Gr<strong>und</strong>wassergleichen<br />
Gr<strong>und</strong>wasserflurabstände<br />
Nutzungen <strong>und</strong> Lebensräume von Arten<br />
Vorkommen von Wiesenvogelarten<br />
Landschaftsbild <strong>und</strong> Erholungsnutzung<br />
Lagerstätten von Sand <strong>und</strong> Kies<br />
Ziele Naturschutz <strong>und</strong> Landschaftspflege<br />
Ziele der Land-, Forst- <strong>und</strong> Wasserwirtschaft<br />
Ziele der Rohstoffgewinnung, Infrastruktur- <strong>und</strong> Siedlungsentwicklung sowie der<br />
Denkmalpflege<br />
Ökologische Standorteinheiten<br />
Funktionsräumliches Leitbild<br />
Flächen für den Abbau von Sand <strong>und</strong> Kies<br />
Anlage 1:<br />
Anlage 2:<br />
Hydrologischer Übersichtsplan<br />
Simulationsbeispiel zum Einfluß des Sand- <strong>und</strong> Kiesabbaus auf das Gr<strong>und</strong>wasserfließverhalten<br />
11
Einführung<br />
Sand- <strong>und</strong> Kiesabbau im oberfränkischen Main- <strong>und</strong> Regnitztal: Situation der Sand<br />
Kiesindustrie<br />
<strong>und</strong><br />
Die Sand- <strong>und</strong> Kiesindustrie im Untersuchungsgebiet ist ein eigenständiger, mittelständischer Industriezweig,<br />
der die Bauindustrie mit volkswirtschaftlich notwendigen Rohstoffen versorgt.<br />
Der Abbau dieser Rohstoffe verursacht einerseits Eingriffe in die Landschaft, er stellt aber andererseits<br />
Flächen zur Verfügung, die für die Erholung oder den Naturschutz wichtig <strong>und</strong> wertvoll sind.<br />
Sand <strong>und</strong> Kies sind nicht beliebig vermehrbare Ressourcen. Die oberfränkische Sand- <strong>und</strong> Kiesindustrie<br />
hat dies längst erkannt <strong>und</strong> gibt diese Rohstoffe nur mehr für die Verwendung als hochwertiger<br />
Baustoff ab. Für Straßenunterbau, Auffüllungen oder Lärmschutzdämme wird heute anderes<br />
Ersatzmaterial eingesetzt.<br />
Da bauwürdige Sande <strong>und</strong> Kiese von Natur aus vorwiegend in den Talräumen <strong>und</strong> auf den ehemaligen<br />
Flußterrassen vorkommen, steht der Sand- <strong>und</strong> Kiesabbau in unmittelbarer Konkurrenz zu den<br />
vielen anderen Nutzungsansprüchen, die sich ebenfalls in den Talräumen konzentrieren.<br />
Wachsende Siedlungen, neue Trassen für Straße <strong>und</strong> Schiene, Flußausbau <strong>und</strong> Gewässerrenaturierung,<br />
Trinkwasserversorgung, Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft sowie Erholung <strong>und</strong> Naturschutz beanspruchen<br />
Flächen, wobei es außerordentlich schwierig ist, alle diese unterschiedlichen Anforderungen<br />
konfliktfrei in Einklang zu bringen.<br />
In den letzten Jahren haben sich durch das zunehmende Umweltbewußtsein Planungsvorschriften,<br />
Bestimmungen <strong>und</strong> Gesetze zum Schutz <strong>und</strong> zur nachhaltigen Sicherung natürlicher Ressourcen<br />
erheblich verschärft. Diese unbestrittenen <strong>und</strong> für die Allgemeinheit notwendigen Vorschriften<br />
haben natürlich auch erhebliche Auswirkungen auf den Rohstoffabbau. So hat zum Beispiel die<br />
Sicherung von Trocken- <strong>und</strong> Feuchtgebieten für den Natur- <strong>und</strong> Artenschutz zur Folge, daß wertvolle<br />
Lagerstätten auf solchen Standorten nicht mehr erschlossen werden können.<br />
Für die nachhaltige Sicherung der Trinkwasserversorgung werden Wasserschutzgebiete erweitert<br />
oder auch Vorranggebiete ausgewiesen, die keinen Eingriff in das Gr<strong>und</strong>wasser erlauben <strong>und</strong> damit<br />
den Naßabbau faktisch ausschließen. Auch der Flächenaufkauf der Wasserwirtschaftsverwaltung<br />
zur Renaturierung <strong>und</strong> Wiederherstellung der Fließgewässerdynamik schränkt die Flächenverfügbarkeit<br />
für die Rohstoffgewinnung in der Main-<strong>und</strong> Regnitzaue erheblich ein.<br />
Eine wesentliche Folge dieser Flächenkonkurrenz ist die zunehmende Schwierigkeit für die Sand<strong>und</strong><br />
Kiesindustrie, weitere Flächen zur Rohstoffsicherung zu finden.<br />
Um Engpässe in der Rohstoffversorgung zu vermeiden <strong>und</strong> Lagerstätten auch für die zukünftige<br />
Nutzung zu sichern, werden im Regionalplan Vorrang- <strong>und</strong> Vorbehaltsgebiete für den Abbau von<br />
Sand <strong>und</strong> Kies ausgewiesen. Dabei ist es notwendig, ausreichende Vorrang- <strong>und</strong> Vorbehaltsflächen<br />
12
zur Verfügung zu stellen, um genügend Planungsspielraum zu haben <strong>und</strong> um der Bodenspekulation<br />
begegnen zu können.<br />
Um einen Abbau durchführen zu können, müssen die Flächen in den Vorrang- oder Vorbehaltsgebieten<br />
von der Kiesindustrie im voraus erworben oder gepachtet werden. Dadurch wird viel Kapital<br />
geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ein Ausweichen auf andere Flächen ist meist nicht mehr möglich. Die Sand- <strong>und</strong><br />
Kiesindustrie erwirbt laufend im Untersuchungsgebiet für mehrere Millionen DM landwirtschaftlich<br />
genutzte Flächen, die bei unmittelbarer Inanspruchnahme der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen<br />
werden. Dies ist häufig von Vorteil, weil viele Landwirte die Landwirtschaft einstellen <strong>und</strong> der<br />
Flächenverkauf oder die Verpachtung eine zusätzliche Altersversorgung darstellen. Andererseits<br />
wird dadurch auch die Flächenbelastung mit Düngern oder Pestiziden ganz allgemein reduziert, was<br />
aus Umweltgesichtspunkten <strong>und</strong> besonders in Talräumen mit hochanstehendem Gr<strong>und</strong>wasser in<br />
Bezug auf die Versorgung mit qualitativ hochwertigem Trinkwasser eine große Rolle spielt.<br />
Die Vorrang- <strong>und</strong> Vorbehaltsgebiete für den Sand- <strong>und</strong> Kiesabbau dienen der langfristigen Betriebsplanung<br />
der Rohstoffindustrie, da diese über Jahre hinweg vorausschauend Ressourcensicherung<br />
betreiben <strong>und</strong> langwierige Planungs- <strong>und</strong> Genehmigungsschritte bis zum eigentlichen Abbau vollziehen<br />
muß.<br />
Aufgr<strong>und</strong> dieser notwendigen Langfristigkeit ergibt sich in einigen Fällen das zusätzliche Problem,<br />
daß sich viele gekaufte Vorratsflächen aufgr<strong>und</strong> der Einstellung der landwirtschaftlichen Nutzung<br />
zwischenzeitlich zu wertvollen Lebensräumen für Tiere <strong>und</strong> Pflanzen entwickelt haben, so daß sich<br />
bei der Inanspruchnahme für den ursprünglichen Zweck pötzlich Konflikte mit dem Naturschutz ergeben<br />
können.<br />
Die Sand- <strong>und</strong> Kiesindustrie hat aus diesen Gründen das vorliegende Gutachten in Auftrag gegeben,<br />
um auf ihre Situation aufmerksam zu machen <strong>und</strong> um eine verbesserte Akzeptanz bei den<br />
Gemeinden <strong>und</strong> bei der Bevölkerung für ihre Belange zu erreichen.<br />
Die Sand- <strong>und</strong> Kiesindustrie ist sich bewußt, daß sie mit ihren Eingriffen in die Landschaft eine besondere<br />
Verantwortung für eine umweltschonende, nachhaltige <strong>und</strong> ressourcensichernde Landnutzung<br />
hat, <strong>und</strong> mit ihren Flächen in der Folgenutzung auch einen erheblichen Einfluß auf die Qualität<br />
der Umwelt ausübt.<br />
Sie legt daher mit dem vorliegenden Gutachten landschaftsökologisch <strong>und</strong> hydrogeologisch wissenschaftlich<br />
f<strong>und</strong>iert dar, wie trotz der schwierigen Situation die unterschiedlichen Interessen der<br />
Flächennutzung im Talraum ausgeglichen oder kombiniert werden können, um relativ konfliktfrei<br />
eine weitere Rohstoffgewinnung durchführen zu können.<br />
Landschaftsökologie<br />
Der landschaftsökologische Fachbeitrag in diesem Gutachten umfaßt die Analyse <strong>und</strong> Bewertung<br />
des Untersuchungsgebietes auf der Gr<strong>und</strong>lage des Naturhaushaltes. Jeder Landschaftsraum weist<br />
spezielle ökologische Empfindlichkeiten aber auch Belastbarkeiten auf, die bei Veränderungen oder<br />
Eingriffen in den Naturhaushalt durch den Menschen in ihren Auswirkungen beurteilt werden sollen.<br />
13
Talräume sind aus ökologischer Sicht gr<strong>und</strong>sätzlich empfindliche Bereiche, die sich in ihren natürlichen<br />
Ressourcen <strong>und</strong> ihren Lebensgemeinschaften mit Pflanzen <strong>und</strong> Tieren von anderen Landschaften<br />
deutlich unterscheiden.<br />
Demgegenüber stehen die menschlichen Nutzungsansprüche, die schon sehr früh in der jüngsten<br />
Besiedlungsphase gerade auf die Talräume eingewirkt haben: Waldrodung <strong>und</strong> landwirtschaftliche<br />
Nutzung, Siedlungs- <strong>und</strong> Verkehrsentwicklung, Gewässerausbau <strong>und</strong> Trinkwassergewinnung, Erholung<br />
<strong>und</strong> auch Rohstoffabbau. Aufgr<strong>und</strong> der Oberilächengewässer <strong>und</strong> der landschaftlichen Vielfalt<br />
sind Talräume oft auch Schwerpunkte der Erholungsnutzung. Alle diese Nutzungsanforderungen<br />
stellen sich auch im oberiränkischen Main- <strong>und</strong> Regnitztal.<br />
Um einerseits die landschaftliche Empfindlichkeit richtig zu beurteilen <strong>und</strong> andererseits auch belastbare<br />
Räume zu finden, die z. B. für einen weiteren Kiesabbau geeignet sind, wurde tür das vorliegende<br />
Gutachten eine umfangreiche Bestandsaufnahme durchgeführt, die sowohl die abiotischen<br />
Gr<strong>und</strong>lagen (Geologie, Boden, Wasser, Klima) als auch die biotischen Gr<strong>und</strong>lagen (Tier- <strong>und</strong> Pflanzenwelt)<br />
umfaßt <strong>und</strong> bewertet. Diesen Schutzgütern wurden die Auswirkungen der gegenwärtigen<br />
<strong>und</strong> zukünftigen Nutzungen im Talraum gegenübergestellt, um herauszufinden, wo sich Konflikte<br />
ergeben oder wo konfliktarme Bereiche im Sinne eines ausgewogenen Naturhaushaltes liegen.<br />
Die dargestellten ökologischen Standorteinheiten <strong>und</strong> eine Analyse der Gr<strong>und</strong>wasserverhältnisse<br />
(Karten 3, 4 <strong>und</strong> 12) bilden die Basis für die Bewertung der abiotischen Gr<strong>und</strong>lagen. Die Eriassung<br />
der Nutzungen <strong>und</strong> Lebensräume (Karte 5) stellt die Gr<strong>und</strong>lage für die Bewertung der Biotik dar.<br />
Aufgr<strong>und</strong> ihrer Bedeutung in Talräumen wurde auch die Erholungsnutzung gesondert betrachtet <strong>und</strong><br />
in Karte 7 dargestellt.<br />
Aus der Zusammenschau dieser Gr<strong>und</strong>lagen wurde ein landschaftsökologisches Leitbild erarbeitet,<br />
an dem die Auswirkungen der Nutzungen im Talraum gemessen werden können. Dieses ,funktionsräumliche<br />
Leitbild' (Karte 13) ist die Gr<strong>und</strong>lage für die ökologisch begründeten räumlichen Entwicklungsvorschläge,<br />
die für den weiteren Kiesabbbau ein abgestuftes Konzept von Abbaumöglichkeiten<br />
bzw. Restriktionen aufzeigen (vgl. auch Karte 14).<br />
Hydrogeologie<br />
Jede Landschaft ist in Abhängigkeit von ihrer jeweiligen geologischen, hydrologischen, klimatischen<br />
<strong>und</strong> morphologischen Ausstattung sowie ihrer jeweiligen Nutzung als ein komplexer Funktionsraum<br />
zu verstehen.<br />
In diesem Funktionsraum stehen Niederschläge, Oberflächenwasser <strong>und</strong> das Gr<strong>und</strong>wasser in bestimmter<br />
Qualität <strong>und</strong> begrenzter Quantität zur Verfügung. Der im Einzugsgebiet der Vorfluter Main<br />
<strong>und</strong> Regnitz nach Abzug des oberflächennahen Abflußes <strong>und</strong> der Verdunstung verbleibende Anteil<br />
des Niederschlagswassers wird dem Gr<strong>und</strong>wasser als Neubildung zugeführt. In Abhängigkeit von<br />
hydraulischem Gefälle <strong>und</strong> der Durchlässigkeit des jeweils durchflossenen Gesteines strömt das<br />
Gr<strong>und</strong>wasser mit einer bestimmten Strömungsgeschwindigkeit in Richtung auf die hydraulisch<br />
14
niedrigsten Potentiale, die Vorfluter hin. Die Höhenlage der Vorfluter bestimmt somit auch den<br />
Gr<strong>und</strong>wasserflurabstand. Der in den Flußtälern im allgemeinen geringe Flurabstand ist wiederum<br />
Gr<strong>und</strong>lage für andere charakteristische naturräumliche Faktoren, wie etwa im Abschnitt "Arten- <strong>und</strong><br />
Biotopschutz" dargelegt.<br />
In diesen Landschaften wird <strong>und</strong> wurde durch menschliche Nutzung intensiv eingegriffen. Dies trifft<br />
in charakteristischer Weise auf die Talräume von Main <strong>und</strong> Regnitz <strong>und</strong> damit auch auf das Gr<strong>und</strong>wasser<br />
zu.<br />
Die Regulierung <strong>und</strong> Stauhaltung der Vorfluter, die Aufdeckung von Gr<strong>und</strong>wasser im Zuge der Rohstoffgewinnung,<br />
die Entnahme von Gr<strong>und</strong>wasser zu wasserwirtschaftlichen Zwecken <strong>und</strong> nicht zuletzt<br />
die land- <strong>und</strong> forstwirtschaftliche Nutzung stellen bedeutende <strong>und</strong> teilweise konkurrierende<br />
Eingriffe in die Gr<strong>und</strong>wasserdynamik <strong>und</strong> den Wasserhaushalt dar.<br />
Durch unsachgemäße Ausbringung von Stoffen (z. B. Gülle) durch die landwirtschaftliche Nutzung<br />
sind in weiten Bereichen die Nitrat- <strong>und</strong> zum <strong>Teil</strong> auch die Pestizidgehalte über die für die Trinkwassernutzung<br />
zulässigen Grenzwerte angestiegen.<br />
Durch industrielle, gewerbliche bzw. infrastrukturelle Tätigkeiten in der Talaue bzw. den Einzugsgebieten<br />
werden die Möglichkeiten für die wasserwirtschaftliche Nutzung im Sinne des Ressourcenschutzes<br />
eingeschränkt.<br />
Seitens der Wasserwirtschaft wurden in den vergangenen Jahrzehnten, häufig bedingt durch die<br />
überhöhte Nitratbelastung aber auch durch unzureichende Schützbarkeit der Flachbrunnen gegen<br />
über mikrobiologischen Belastungen in Zusammenhang mit Hochwassersituationen, zahlreiche<br />
lokale gemeindliche Wasserfassungen in der Talaue aufgelassen. Die Trinkwasserversorgung durch<br />
Fernwasser wurde massiv vorangetrieben. Erst in den letzten Jahren ist es hier zu einem teilweisen<br />
Umdenken gekommen. Dies führt häufig zu einem Konflikt zwischen den Interessen der Wasserwirtschaft<br />
<strong>und</strong> der Sand- <strong>und</strong> Kiesindustrie um die freien Flächen.<br />
Bestehende <strong>und</strong> zukünftige wasserwirtschaftliche Entnahmen verändern unterschiedlich deutlich<br />
die lokale Gr<strong>und</strong>wasserdynamik <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>wasserfließrichtung <strong>und</strong> führen damit zu neuen Konflikten.<br />
Maßgebende Eingriffe in die Gr<strong>und</strong>wasserfließverhältnisse stellen die Stauhaltungen der Vorfluter<br />
dar. Die Stauhaltungen an Main <strong>und</strong> Regnitz sowie einigen Zuflüssen bestimmen in weiten<br />
Bereichen die Gr<strong>und</strong>wasserfließrichtung, die Gr<strong>und</strong>wasserdynamik <strong>und</strong> sehr entscheidend den<br />
Gr<strong>und</strong>wasserflurabstand. Der in Flußtalungen natürlicherweise geringe Gr<strong>und</strong>wasserflurabstand<br />
steigt unterstromig der Stauhaltungen auf teilweise 5 Meter an, die Schwankungsamplitude der<br />
Gr<strong>und</strong>wasseroberfläche wird durch die Stauhaltung deutlich gedämpft. Zudem werden die Mengen<br />
<strong>und</strong> Richtungen des Wasseraustausches zwischen Oberflächengewässer <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>wasserkörper<br />
im Einfluß der Stauhaltungen gr<strong>und</strong>legend verändert.<br />
15
Die Aufdeckung des Gr<strong>und</strong>wassers durch den Sand- <strong>und</strong> Kiesabbau führt lokal zu Veränderungen<br />
des Gr<strong>und</strong>wasserflurabstandes <strong>und</strong> der Gr<strong>und</strong>wasserströmung, während die Auswirkungen auf den<br />
Wasserhaushalt durch Verdunstung häufig überbewertet werden. Die Verdunstung über einer offenen<br />
Wasserfläche liegt in Bereichen geringer Gr<strong>und</strong>wasserflurabstände unterhalb derjenigen<br />
bewachsener Bodenflächen am gleichen Standort, bei höheren Gr<strong>und</strong>wasserflurabständen nur<br />
geringfügig darüber.<br />
Die Intensität der Ausspiegelung der entstehenden offenen Wasserfläche ist abhängig von der<br />
Orientierung des Sees innerhalb des Gr<strong>und</strong>wasserströmungsfeldes <strong>und</strong> der lokalen Gr<strong>und</strong>wasserdynamik.<br />
Eine vorausschauende <strong>und</strong> alle Nutzungen <strong>und</strong> Ansprüche berücksichtigende Raumplanung ist daher<br />
bei der Beurteilung potentieller Auswirkungen eines Vorhabens auf die Gr<strong>und</strong>wasserdynamik<br />
<strong>und</strong> den Wasserhaushalt auf fachlich f<strong>und</strong>ierte Gr<strong>und</strong>lagen angewiesen.<br />
Dies trifft insbesondere zu, wenn im Rahmen von Genehmigungsverfahren zu Sand- <strong>und</strong> Kiesgewinnung<br />
von den Wasserbehörden umfangreiche Untersuchungen <strong>und</strong> Aussagen zu Gr<strong>und</strong>wasserfragen<br />
verlangt werden.<br />
Ziel der vorliegenden hydrogeologischen Untersuchung war daher die Durchleuchtung der komplexen<br />
hydrogeologischen <strong>und</strong> hydrologischen Zusammenhänge <strong>und</strong> der Wasserbilanz innerhalb des<br />
Funktionsraumes Main-Regnitz. Dies ermöglicht letztlich die Beantwortung detaillierter lokaler<br />
hydrogeologischer <strong>und</strong> wasserwirtschaftlicher Fragestellungen in einem übergeordneten Kontext.<br />
Es wurden Daten <strong>und</strong> Angaben quantitativer <strong>und</strong> qualitativer Art erarbeitet, die einer sachlichen Diskussion<br />
in der Abwägung unterschiedlicher Nutzungen dienen können.<br />
Um diesem Anspruch gerecht zu werden, wurden umfangreiche Gr<strong>und</strong>daten zu Geologie, Hydrogeologie,<br />
Hydrologie <strong>und</strong> Wasserbilanz (Gr<strong>und</strong>wasserneubildung) in ein numerisches Gr<strong>und</strong>wasserströmungsmodell<br />
umgesetzt. Dieses Modell erfaßt nicht nur die Talräume, sondern das gesamte<br />
hydrogeologische Einzugsgebiet bis zu den talbegleitenden Wasserscheiden auf den Hochflächen.<br />
Mit Hilfe dieses ständig aktualisierbaren Instrumentes können Empfehlungen zur Lage <strong>und</strong> Orientierung<br />
eines Sand- <strong>und</strong> Kiesabbaues im Gr<strong>und</strong>wasserströmungsfeld erarbeitet werden, wie auch<br />
wasserwirtschaftliche Fragestellungen. Der Absenktrichter <strong>und</strong> das Einzugsgebiet eines Trinkwasserbrunnens<br />
ist ebenso erkennbar wie die Auswirkung der Wiederverfüllung oder etwa der allmählichen<br />
Abdichtung eines Baggersees im unterstromigen Bereich.<br />
Arten- <strong>und</strong> Biotopschutz<br />
Wie bereits erwähnt, kommen in Talräumen bzw. Auen spezielle, wassergeb<strong>und</strong>ene Lebensgemeinschaften<br />
vor.<br />
Die ursprünglich auetypischen Standorte von Lebensgemeinschaften im Main- <strong>und</strong> Regnitztal wie<br />
Auwälder, natürliche Altwasser <strong>und</strong> Flußschlingen, Flachmoore, Steilufer <strong>und</strong> Kiesbänke sind ent-<br />
16
weder durch vielfältige Nutzungseingriffe beeinträchtigt, zurückgedrängt, ihrer ursprünglichen<br />
Dynamik beraubt oder auch gänzlich verschw<strong>und</strong>en <strong>und</strong> durch andere sek<strong>und</strong>äre Standorte ersetzt<br />
worden.<br />
In der heutigen Auenlandschaft gibt es daher keine natürlichen bzw. unbeeinflußten Lebensgemeinschaften<br />
mehr. Es verbleiben in der Kulturlandschaft mehr oder weniger naturnahe Biotope, die aber<br />
in vielen Fällen noch wesentliche Merkmale der ursprünglichen Artenkombination aufweisen können.<br />
Dies gilt insbesondere auch für sek<strong>und</strong>äre, also neu geschaffene Standorte, wie z. B. Baggerseen.<br />
Diese erreichen in aller Regel natürlich nicht die Qualität von Primärstandorten, sie können<br />
aber im Laufe der Zeit über mehrere Entwicklungsstadien (natürliche Sukzession) bei entsprechend<br />
ungestörter Entwicklung eine sehr hohe Qualität als sogenannte Sek<strong>und</strong>ärbiotope erreichen.<br />
Dies gilt z. B. insbesondere für neugeschaffene Standorte wie steile oder flach ausgebildete Ufer<br />
bzw. künstlich geschaffene Kiesbänke, die dann von bestimmten wassergeb<strong>und</strong>enen Lebensgemeinschaften<br />
besiedelt werden können.<br />
So kommen z. B. Uferschwalbe <strong>und</strong> Flußregenpfeifer im Gebiet nur noch deshalb vor, weil für sie<br />
durch den Kiesabbau besiedelbare Ausweichlebensräume entstanden sind. Ihre ursprünglichen<br />
Biotope wie Kiesbänke <strong>und</strong> natürliche Uferanbrüche sind nämlich mittlerweile durch wasserbauliche<br />
<strong>und</strong> landwirtschaftliche Aktivitäten beseitigt worden. In der heute leider weitgehend ausgeräumten<br />
<strong>und</strong> z. T. sehr intensiv genutzten Kulturlandschaft spielen solche Sek<strong>und</strong>ärstandorte in Abbaugebieten<br />
daher für den Arten <strong>und</strong> Biotopschutz eine große Rolle, da sie Rückzugsgebiete für empfindliche<br />
Pflanzen- <strong>und</strong> Tierarten sind.<br />
Viele dieser durch den Abbau von Sand <strong>und</strong> Kies entstandenen <strong>und</strong> mittlerweile wertvollen Biotope<br />
sind nunmehr wiederum durch andere Nutzungsansprüche wie z. B. Angelfischerei oder Erholungsaktivitäten<br />
in ihrer Biotopfunktion gestört oder beeinträchtigt.<br />
Im vorliegenden Gutachten wurden daher umfangreiche Empfehlungen zur Funktionstrennung <strong>und</strong><br />
zur Verlagerung von Nutzungsschwerpunkten gemacht, um die unterschiedlichen Anforderungen an<br />
die Landschaft möglichst konfliktfrei zu erfüllen.<br />
Eine Funktionstrennung zwischen Erholungsflächen <strong>und</strong> Naturschutzflächen ist aus der Sicht des<br />
Arten<br />
<strong>und</strong> Biotopschutzes stets erforderlich.<br />
ingriffe in den Naturhaushalt <strong>und</strong> ihre Kompensation<br />
Jeder Abbau von Rohstoffen stellt durch die Flächen- <strong>und</strong> Ressourceninanspruchnahme gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
einen Eingriff in Natur <strong>und</strong> Landschaft dar.<br />
Nach dem Naturschutzgesetz sind vermeidbare Beeinträchtigungen von Natur <strong>und</strong> Landschaft zu<br />
unterlassen <strong>und</strong> unvermeidbare Eingriffe innerhalb einer bestimmten Frist durch Maßnahmen des<br />
Naturschutzes <strong>und</strong> der Landschaftspflege zu kompensieren, das heißt durch entsprechende Ausgleichs-<br />
<strong>und</strong> Ersatzmaßnahmen soll die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes bzw. das Land-<br />
17
schaftsbild wiederhergestellt werden. Die Bilanzierung <strong>und</strong> die dafür notwendige Bewertung des<br />
Beeinträchtigungsgrades oder des Verlustes von natürlichen Ressourcen <strong>und</strong> deren Kompensationsmöglichkeit<br />
wird im Landschaftspflegerischen Begleitplan zu einem Abbauvorhaben vorgenommen.<br />
Hier wird auf örtlicher Basis festgelegt, welche Maßnahmen zur Kompensation des<br />
Eingriffs in Form von Rekultivierungs- oder Folgenutzungsauflagen zu treffen sind.<br />
Im Sinne von vermeidbaren Beeinträchtigungen werden Eingriffe in nach Art.6d(1) BayNatSchG:<br />
(Schutz von Feuchtflächen, Mager- <strong>und</strong> Trockenstandorten) geschützten Lebensräumen heute in<br />
aller Regel von den Naturschutzbehörden nicht mehr genehmigt, vor allem dann nicht, wenn eine<br />
Wiederherstellung der ursprünglich vorhandenen Standorte oder Lebensraumqualitäten nicht zweifelsfrei<br />
nachgewiesen werden kann.<br />
Beim Trockenabbau besteht eine Möglichkeit des Ausgleichs z. B. darin, daß nach dem Abbau<br />
geeignete Trockenstandorte zur Biotopentwicklung bzw. -renaturierung bereitgestellt werden. Insbesondere<br />
in landwirtschaftlich intensiv genutzten Bereichen kann die biologische <strong>und</strong> landschaftliche<br />
Vielfalt durch Ausgleichsflächen erheblich verbessert werden.<br />
Durch Inanspruchnahme großflächiger, extensiv genutzter Grünlandflächen können Lebensräume<br />
von Wiesenbrütern oder Wiesenvögeln direkt verlorengehen oder soweit in ihrer Größe dezimiert<br />
werden, daß ihr Wert als Lebensraum für die betroffenen Vogelarten stark eingeschränkt wird oder<br />
verloren geht. Möglichkeiten des Ausgleichs bestehen nur in der vollständigen Wiederverfüllung des<br />
Abbaugeländes mit der anschließenden Schaffung von Feuchtwiesen.<br />
Verluste solcher Lebensräume sind in vielen Fällen nicht auszugleichen, weil praktisch keine geeigneten<br />
Ausgleichsflächen zur Verfügung stehen oder entsprechende Maßnahmen zur Entwicklung<br />
benachbarter Flächen mit einem unverhältnismäßig hohen finanziellen <strong>und</strong> zeitlichen Aufwand verb<strong>und</strong>en<br />
wären.<br />
Im vorliegenden Gutachten wurden die wichtigsten Lebensräume, die aus der Sicht des Arten- <strong>und</strong><br />
Biotopschutzes bei Inanspruchnahme nur äußerst schwer oder nicht kompensiert werden können,<br />
auf der Basis der Bestandsaufnahme <strong>und</strong> Bewertung deutlich herausgearbeitet. In diesen Bereichen<br />
sollten Eingriffe im Sinne des Naturschutzgesetzes gr<strong>und</strong>sätzlich vermieden werden. Diese Flächen<br />
wurden daher auch in die Kategorien ,Abbau nicht möglich' bzw. ,Abbau stark eingeschränkt' eingeordnet<br />
(vgl. Karte 14).<br />
18
eil I:<br />
Landschaftsökologisches<br />
Gutachten<br />
Planungsbüro Dr. Jörg Schaller<br />
19
Untersuchungsgebiet<br />
Das Untersuchungsgebiet umfaßt das Flußtal des Mains vom Zusammenfluß des Weißen Mains <strong>und</strong><br />
des Roten Mains südlich von Kulmbach bis an die westliche Landkreisgrenze von Bamberg bei<br />
Stettfeld (ca. 15 km westlich von Bamberg) sowie das Flußtal der Regnitz von Baiersdorf (südlich<br />
von Forchheim) bis zur Mündung der Regnitz in den Main bei Bamberg. Der betrachtete Talraum<br />
erstreckt sich auf knapp <strong>10</strong>4 km Länge (Maintal: 71 km, Regnitztal: 33 km) <strong>und</strong> hat eine Breite zwi-<br />
~ schen 1 <strong>und</strong> 3 km. Das gesamte Untersuchungsgebiet besitzt eine Größe von 24900 ha.<br />
Der Untersuchungsgebietsausschnitt wurde so gewählt, daß alle abbauwürdigen Sand- <strong>und</strong> Kiesvorkommen<br />
der beiden Täler sowie der einmündenden großen Nebentäler im Bereich des Regierungsbezirks<br />
Oberfranken Berücksichtigung fanden. Die Untersuchungsgebietsgrenzen verlaufen in<br />
erster Linie entlang geologischer <strong>und</strong> topographischer Grenzen. In der Nähe von linearen Infrastruktureinrichtungen<br />
folgen sie auch Straßen <strong>und</strong> Bahnlinien.<br />
Das Untersuchungsgebiet erstreckt sich über die Landkreise Forchheim, Bamberg, Lichtenfels <strong>und</strong><br />
Kulmbach sowie über die kreisfreie Stadt Bamberg.<br />
Abbildung 1: Lage des Untersuchungsgebietes in den betroffenen Landkreisen<br />
20
Natürliche Gr<strong>und</strong>lagen<br />
Lage im Naturraum <strong>und</strong> naturräumliche Einheiten<br />
Das oberfränkische Main-Regnitztal gehört zu folgenden naturräumlichen Haupteinheiten (Bezeichnung<br />
<strong>und</strong> Nr. nach MEYNEN & SCHMITHÜSEN 1953-1962):<br />
• Obermainisches Hügelland (071);<br />
• Itz-Baunach-Hügelland (117);<br />
• Steigerwald (115);<br />
• Mittelfränkisches Becken (113).<br />
Im Osten schließen sich das Vorland der Nördlichen Frankenalb (112) <strong>und</strong> die Höhenzüge der Nördlichen<br />
Frankenalb (080), im Westen die Keuperbergländer Steigerwald (115) <strong>und</strong> Haßberge (116) an<br />
(s. Abbildung 2).<br />
Die Talräume von Rodach, Main, Itz, Baunach <strong>und</strong> Regnitz bilden aufgr<strong>und</strong> ihres eigenständigen<br />
Charakters naturräumliche Untereinheiten innerhalb der genannten naturräumlichen Haupteinheiten.<br />
Zwischen Kulmbach <strong>und</strong> der Rodachmündung durchfließt der Main das Obermainische Hügelland<br />
(071), eine in Schollen zerlegte Schichtstufenlandschaft, deren Verwerfungslinien von Nordwesten<br />
nach Südosten verlaufen. Der ca. 1 km breite Talraum, dessen Substrat stark zwischen lehmigen<br />
Tonen <strong>und</strong> sandreichem Kies wechselt, weitet sich erst im Bereich der Rodachmündung beckenartig<br />
aus <strong>und</strong> ist in seinem weiteren Verlauf durch großflächige Terrassenfluren charakterisiert.<br />
Ab der Rodachmündung erstreckt sich die Mainaue im Itz-Baunach-Hügelland (117) <strong>und</strong> reicht<br />
westlich von Bamberg bis in den Steigerwald (115) hinein. Das eigentliche Hügelland wird von Sandsteinresten,<br />
Rhätstufen <strong>und</strong> Liashochflächen geprägt. Der Talraum des Mains erreicht bis zu 3 km<br />
Breite <strong>und</strong> weist großflächige Niederterrassen- <strong>und</strong> Mittelterrassenfluren auf. Ähnlich wie die Mainaue<br />
bildet die Itz-Baunach-Aue mit ihren Terrassenschotter- <strong>und</strong> Sandablagerungen eine eigene<br />
naturräumliche Untereinheit des Itz-Baunach-Hügellandes.<br />
Zum Itz-Baunach-Hügelland zählt auch die Regnitzaue südlich von Bamberg, die sich mit ihren Auelehmaufschüttungen<br />
<strong>und</strong> den teils mächtigen diluvialen Sandablagerungen im Mittelfränkischen<br />
Becken (113) fortsetzt.<br />
Das Regnitztal bildet eine deutlich abgegrenzte Untereinheit des Mittelfränkischen Beckens <strong>und</strong><br />
stellt dessen Ostabgrenzung zum Vorland der Nördlichen Frankenalb (112) dar. Im Mittelfränkischen<br />
Becken gliedern die Täler der in die Regnitz entwässernden Bäche <strong>und</strong> Flüsse die Keuperplatten in<br />
flache Riede!.<br />
21
Abbildung 2: Lage im Naturraum <strong>und</strong> naturräumliche Einheiten<br />
Obermainisches Hügelland<br />
(071)<br />
Itz-Baunach-Hügeil and<br />
(117)<br />
Kulmbach<br />
Haßberge<br />
(116)<br />
Nördliche Frankenalb<br />
(080)<br />
Mittelfränkisches Becken<br />
(113)<br />
(Quelle: MEYNEN & SCHMITHÜSEN 1953-1962, verändert)<br />
22
Geologie <strong>und</strong> Böden<br />
Geologie<br />
Das Untersuchungsgebiet liegt im "Fränkischen Schichtstufenland". Dessen Entstehung geht auf<br />
das Erdmittelalter (Mesozoikum, vor 230 bis 65 Mio. Jahren) zurück. Aus dessen Ablagerungen der<br />
Trias- <strong>und</strong> Jurazeit (vor 230 bis 140 Mio. Jahren) bildeten sich dort durch Hebungs- <strong>und</strong> nachfolgende<br />
Abtragungsvorgänge Geländestufen aus, wo auf weiche Gesteinsschichten härtere folgen.<br />
So treten die älteren Schichten des Erdmittelalters (Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper) im Westen<br />
an die Oberfläche. Die jüngeren Schichten (Lias, Dogger, Malm) erheben sich im Osten. Sie bilden<br />
hier den Fränkischen Jura mit seinem nach Norden <strong>und</strong> Westen gerichteten Albtrauf <strong>und</strong> seiner nach<br />
Osten geneigten Hochfläche.<br />
Die geologischen Verhältnisse im Untersuchungsgebiet sind in Karte 1 dargestellt <strong>und</strong> werden in<br />
<strong>Teil</strong> 11 detailliert beschrieben <strong>und</strong> mit Abbildungen veranschaulicht.<br />
Böden<br />
Die Bodenbildung im Untersuchungsgebiet geht nur selten von den unmittelbar anstehenden<br />
Gesteinen des Keupers <strong>und</strong> des Juras aus. An den Talflanken finden sich Ausgangssubstrate, die<br />
während des Pleistozäns durch Verwitterung, solifluktive Umlagerung <strong>und</strong> Verlagerung geprägt<br />
wurden (Hangschutt, Fließerden, Löß, Lößlehm, Flugsand) oder durch fluviatile Ablagerungen als<br />
sandig-kiesige <strong>und</strong> kiesig-sandige Terrassen angelagert wurden. Die fluviatilen Ablagerungen des<br />
Holozäns sind durch lehmige <strong>und</strong> zum <strong>Teil</strong> tonige Sedimente geprägt.<br />
Da bodenk<strong>und</strong>liche Karten für das Untersuchungsgebiet nicht vorliegen, vermittelt die nachfolgende<br />
Tabelle 1 einen Überblick der Bodentypen <strong>und</strong> -arten, die den in Karte 1 ausgewiesenen geologischen<br />
Einheiten typischerweise zugehören.<br />
Tabelle 1:<br />
ypische Bodentypen <strong>und</strong> Bodenarten geologischer Einheiten<br />
Geologische Bodentyp Bodenart<br />
Einheit<br />
Sandsteinkeuper Podsole auf reinen Sanden, lehmiger Sand bis<br />
saure Braunerden bei Deckschichtenbeteiligung, unter Wald sandiger Lehm,<br />
Podsolerscheinungen<br />
z. T. Ton<br />
Pelosol-Braunerden mit Staunässe auf Lettenschichten<br />
Ranker an erosionsgeschädigten Hangschultern <strong>und</strong> überhängen<br />
Feuerletten Pelosole (häufig als Wald oder Grünland genutzt) toniger Lehm bis lehmi-<br />
Saure Braunerden <strong>und</strong> Pelosol-Braunerden auf sandigen oder ger Ton<br />
lehmigen Deckschichten über Ton (unter Wald, an Unterhän- lehmiger Sand,<br />
gen, Verebnungen, Mulden), z. T. podsolige Braunerden sandiger Lehm<br />
Pseudogley bei Vernässungen durch Stauwirkung des tonigen<br />
Unterbodens<br />
23
Geologische Bodentyp Bodenart<br />
Einheit<br />
Rhät Saure Braunerden, z. T. podsoliert oder leichte Staunässe Sand bis lehmiger<br />
Podsole<br />
Sand, Ton<br />
Pelosole auf Rhättonen<br />
Lias Pseudovergleyte Braunerden bis Pseudogley in ebenen <strong>und</strong> sandiger Lehm bis<br />
muldigen Lagen mit Staunässe<br />
lehmiger Ton<br />
Saure Braunerden, Pseudogley-Braunerden <strong>und</strong> Pelosol-<br />
Braunerden bis Pelosole auf Hängen, Rücken <strong>und</strong><br />
Hochflächenrändern oder größerer Deckschichtenmächtigkeit<br />
Rendzinen auf Mergel <strong>und</strong> Mergelkalken des Lias Gamma<br />
tiefgründige Braunerden <strong>und</strong> Parabraunerden auf Kalksandsteinen<br />
<strong>und</strong> Kalksteinen des Lias Alpha 3<br />
Dogger alpha Pelosol-Braunerden <strong>und</strong> Pelosole in gut entwässerten lehmiger Ton<br />
Situationen<br />
Gleye <strong>und</strong> Pseudogleye in Hanglage an örtlichen Schichtwasseraustritten<br />
an der Grenze Dogger Alpha/Beta<br />
Flugsand, Dünen podsolige Braunerden <strong>und</strong> Podsol-Braunerden Sand<br />
örtlich Pseudogleye <strong>und</strong> Gleye in Geländedepressionen<br />
Löß Parabraunerde, bei schlechter Entwässerung staunaß Lehm, Schluff<br />
Unterboden: schluffigtoniger<br />
Lehm<br />
Hanglehm <strong>und</strong> Lehm Braunerden, Pseudogleye <strong>und</strong> Parabraunerden je nach Ton- sandiger Lehm bis<br />
sandig anteil Lößlehmbeimengung <strong>und</strong> Wirkung von Staunässe Lehm<br />
Hangschutt <strong>und</strong><br />
Gehängeschutt von<br />
Lias <strong>und</strong> Dogger<br />
Nebentalschotter, ohne<br />
festgelegte Höhenlage<br />
Unterschiedliche Bodenbildungen, je nach schuttbildendem<br />
Gestein, z. B. Mullrendzinen auf Malmkalkschutt<br />
Unterschiedliche Bodenbildungen je nach Ursprungsgestein<br />
der Schotter <strong>und</strong> erfolgter Lehm-(z. T. Löß)-überdeckung<br />
80 m-Terrasse, saure Braunerden Sand bis lehmiger<br />
Mittlere/Obere Haupt-<br />
Sand, kiesig<br />
terrasse<br />
60 m-Terrasse, Untere saure Braunerden Sand bis lehmiger<br />
Hauptterrasse<br />
Sand, kiesig<br />
45 m-Terrasse, Obere Maintal: Sand bis lehmiger<br />
Mittelterrasse Braunerden geringer bis mittlerer Basensättigung, unter Wald Sand, z. T. kiesig<br />
auch podsolig<br />
25 m-Terrasse Maintal: wie 45 m-Terrasse<br />
Mittlere Mittelterrasse<br />
15 m-Terrasse Maintal: wie 45 m-Terrasse<br />
Untere Mittelterrasse Regnitztal: Braunerden, bei höher anstehendem Gr<strong>und</strong>wasser kiesiger Sand<br />
Gley-Braunerden <strong>und</strong> Braunerde-Gleye<br />
<strong>10</strong> m- Niederterrasse Maintal: Sand, lehmiger Sand,<br />
Obere Niederterrasse Braunerden mittlerer (bis hoher) Basensättigung, im Unter- sandiger bis schluffiger<br />
gr<strong>und</strong> vergleyt, bei toniger Unterlage staunaß: Gley-Braun- Lehm, z. T. kiesig<br />
erden<br />
Regnitztal: wie 15 m-Terrasse<br />
24
Geologische Bodentyp Bodenart<br />
Einheit<br />
3-4 m-Vorterrasse Maintal: sandiger Lehm, Schluff<br />
Untere Niederterrasse Braune Äuenböden hoher Basensättigung, zeitweise noch<br />
überflutet<br />
Regnitztal:<br />
Braune Äuenböden hoher Basensättigung, im Unterboden<br />
vergleyt<br />
Sand, lehmiger Sand<br />
Alluvium Main- <strong>und</strong> Regnitztal: sandig-schluffiger<br />
Braune Äuenböden hoher Basensättigung, im Unterboden ver- Lehm, in Flußnähe:<br />
gleyt<br />
kiesiger Sand<br />
Gleye <strong>und</strong> Braunerde-Gleye in Flutmulden <strong>und</strong> verlandeten<br />
Flußschlingen<br />
(Quelle: Erläuterungshefte zu den geologischen Karten, 1 : 25000)<br />
Bewertung der Böden durch Bodenschätzung:<br />
Die Acker- bzw. Grünlandzahlen betragen für die geologischen Kartiereinheiten:<br />
abelle 2: Bewertung der Böden durch Bodenschätzung<br />
Geologie<br />
Acker- bzw. Grünlandzahl<br />
Mittlerer <strong>und</strong> Oberer Burgsandstein 27 57<br />
Feuerletten 27-53<br />
Lias 30-53<br />
Terrassen 23-38<br />
Vorterrasse 34-69<br />
Löß <strong>und</strong> Lößlehm 39-61<br />
Talfüllung 35-52<br />
(Quelle: Erläuterungshefte zu den geologischen Karten, 1 : 25000)<br />
25
Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Oberflächenwasser<br />
Oberflächengewässer<br />
Flußgeschichte von Main <strong>und</strong> Regnitz<br />
Bis zum Pliozän (vor über 2,5 Mio. Jahren) entwässerte das heutige Maineinzugsgebiet zur Donau<br />
hin. Der Urmain benutzte auf seinem Weg nach Süden Talzüge von Urnaab, Regnitz <strong>und</strong> Rednitz. Im<br />
Altpleistozän (vor 700 000 bis 380 000 Jahren) verlagerte sich die Entwässerungsrichtung des Urmains<br />
nach Westen <strong>und</strong> bis zum mittleren Pleistozän hatte sich auch die Fließrichtung der Regnitz<br />
nach Norden verändert. Der heutige Flußverlauf war damit weitgehend erreicht.<br />
Seit der Siedlungnahme <strong>und</strong> dem Beginn des Ackerbaus (ab der Jungsteinzeit, ca. 2000-3000<br />
v. ehr.) sind Abflußverhalten <strong>und</strong> Sedimentationsprozesse der Flüsse auch menschlich beeinflußt.<br />
Durch Rodungen <strong>und</strong> nachfolgenden Ackerbau wurde der Bodenabtrag erhöht <strong>und</strong> die Auelehmbildung<br />
in den Tälern von Main <strong>und</strong> Regnitz begünstigt. Eingriffe ins Abflußregime <strong>und</strong> flußregulierende<br />
Maßnahmen sind seit dem Mittelalter anzunehmen. Aufgr<strong>und</strong> eingeschränkter technischer Möglichkeiten<br />
blieben die Flußläufe von Regnitz <strong>und</strong> Main aber bis weit ins 19. Jhd. hinein in einem weitgehend<br />
naturnahen Zustand erhalten <strong>und</strong> wiesen stark mäandrierende Flußverläufe mit zahlreichen<br />
Altarmen <strong>und</strong> gewässerbegleitenden Grünlandflächen auf (Historische Karten 1841-1867, vgl. auch<br />
Karte 2).<br />
Mit dem Bau des Ludwigkanals im Reg~itztal fanden die ersten wasserbaulichen Maßnahmen im<br />
großen Stil statt. 1836 begannen die Bauarbeiten zum Ludwigskanal, 1843 wurde die Strecke Nürnberg-Bamberg<br />
eröffnet.<br />
Im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert fanden am Main die ersten regelrechten Ausbaumaßnahmen für die Flußschifffahrt<br />
statt. Ab dem letzten Viertel des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts wurde mit der Stauregelung des Mains von<br />
der Mündung flußaufwärts begonnen <strong>und</strong> der Main von seiner Mündung in den Rhein bis Bamberg<br />
zur Großschiffahrtsstraße ausgebaut.<br />
Da der alte Ludwigkanal bereits nach einem Vierteljahrh<strong>und</strong>ert für das Transportwesen uninteressant<br />
geworden war, weil er von größeren Frachtschiffen auf Main <strong>und</strong> Donau nicht mehr befahren<br />
werden konnte <strong>und</strong> mittlerweile in Konkurrenz zur Eisenbahn stand, kam bereits in den zwanziger<br />
Jahren des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts die Idee zum Bau einer neuen Großschiffahrtsstraße auf. Zwanzig<br />
Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs begannen die Arbeiten zum "neuen" Main-Donau-Kanal.<br />
1972 war der Abschnitt zwischen Bamberg <strong>und</strong> Nürnberg fertiggestellt. 1992 wurde der Main<br />
Donau-Kanal, der die Schiffahrtsverbindung zwischen Nordsee <strong>und</strong> Schwarzem Meer herstellt, in<br />
seiner gesamten Länge dem Verkehr übergeben (StMLU 1994a).<br />
Über den Main-Donau-Kanal <strong>und</strong> seit der Fertigstellung des Brombachspeichers kann die erwünschte<br />
Überleitung von Zuschußwasser aus dem Donaueinzugsgebiet nach Franken erfolgen.<br />
Dadurch wird der Niedrigwasserabfluß von Main <strong>und</strong> Regnitz erhöht, um die Gewässergüte von<br />
Rednitz, Regnitz <strong>und</strong> Mittelmain, deren ökologische Stabilität <strong>und</strong> die Nutzbarkeit dieser Gewässer<br />
zu verbessern. Den Hauptanteil der Niedrigwasseraufhöhung leistet dabei der Main-Donau-Kanal<br />
(StMLU 1994a).<br />
26
Seit den 60er Jahren wird bereits Trinkwasser aus dem Lechmündungsgebiet in das Einzugsgebiet<br />
der Regnitz übergeleitet.<br />
Historischer <strong>und</strong> aktueller Gewässerverlauf<br />
Ein Vergleich des historischen Gewässerverlaufs von Main <strong>und</strong> Regnitz aus dem "Topographischen<br />
Atlas vom Königreich Bayern" (Kartenblätter des Untersuchungsgebietes aus den Jahren 1841 bis<br />
1867) mit dem heutigen Verlauf verdeutlicht das Ausmaß der seit Mitte des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
durchgeführten flußregulierenden Maßnahmen (siehe Karte 2).<br />
Von den Quellflüssen des Mains wurde der Weiße Main im Bereich von Kulmbach begradigt <strong>und</strong> aufgestaut,<br />
der Rote Main zeigt noch seinen ursprünglichen Verlauf.<br />
Der obere Main wurde zwischen Kulmbach <strong>und</strong> Burgkunstadt <strong>und</strong> zwischen Lichtenfels <strong>und</strong> Ebensfeid<br />
in seinem Lauf am wenigsten, zwischen Zapfendorf <strong>und</strong> Bamberg am deutlichsten verändert.<br />
Ab dem Zusammenfluß von Main <strong>und</strong> Regnitz westlich von Bamberg ist der Main am stärksten begradigt<br />
<strong>und</strong> für die Schiffahrt ausgebaut. Im Regnitztal erfolgten vor allem durch den Bau des Main<br />
Donau-Kanals streckenweise starke Eingriffe in den ursprünglichen Flußlauf.<br />
Die Veränderungen der Flußläufe bewirkten teilweise erhebliche Verkürzungen der ursprünglichen<br />
Fließstrecken von Main <strong>und</strong> Regnitz. In Tabelle 3 werden für das Untersuchungsgebiet die Fließgewässerlängen<br />
des historischen <strong>und</strong> aktuellen Gewässerverlaufs gegenübergestellt. Dazu wurden<br />
Main <strong>und</strong> Regnitz in mehrere Abschnitte unterteilt:<br />
Tabelle 3: Historische <strong>und</strong> aktuelle Fließgewässerlängen im Untersuchungsgebiet<br />
Flußabschnitt aktuelle Länge historische Länge Fließgewässerlänge<br />
[km] [km] verkürzt auf<br />
Roter Main, Weißer Main 6,5 8,5 76%<br />
Main<br />
Kulmbach - Burgkunstadt 18,2 19,9 91%<br />
Burgkunstadt - Lichtenfels 20,7 27,5 75%<br />
Lichtenfels - Ebensfeld 19,0 21,3 89%<br />
Ebensfeld - Bamberg 25,1 29,2 86%<br />
Bamberg - Stettfeld 11,6 15,6 74%<br />
Regnitz<br />
Hausen -<br />
Neuses a. d. Regnitz 11,6 18,3 63%<br />
Neuses a. d. Regnitz -<br />
Bamberg 30,8 39,9 77%<br />
27
Flußmorphologie<br />
Die Quellflüsse des Mains, der Rote <strong>und</strong> der Weiße Main entspringen in der östlichen Randzone des<br />
Fränkischen Juras bzw. am Ochsenkopf im Fichtelgebirge. Ihr Zusammenfluß bei Mainleus liegt auf<br />
einer Höhe von 289 m ü. NN . Im Oberen Maintal bis zur Regnitzmündung mäandriert der Main stark,<br />
so daß das Sohlgefälle von 0,85 %0 oberhalb von Schwürbitz, bzw. 0,65 %0 bei Hallstadt deutlich geringer<br />
als das durchschnittliche Gefälle (knapp 1 %0) des 71 km langen Talabschnittes ausfällt. Nach<br />
der Regnitzmündung ist der Main für die Flußschiffahrt ausgebaut <strong>und</strong> sein Lauf deutlich verkürzt<br />
(vgl. Karte 2). Bei Stettfeld, wo der Main das Untersuchungsgebiet verläßt, liegt die Talgr<strong>und</strong>höhe bei<br />
228 m ü. NN. Das Talgefälle beträgt hier ca. 0,5 %0.<br />
Der Talgr<strong>und</strong> der Regnitz liegt bei Baiersdorf auf einer Höhe von 262 m ü. NN, an der Mündung bei<br />
Bamberg beträgt die Höhe 233 111. Für diesen ca. 39 km langen Abschnitt errechnet sich hieraus ein<br />
Talgefälle von durchschnittlich 0,7%0.<br />
Das Einzugsgebiet des Obermains bis zur Regnitzmündung besitzt eine Größe von 4415 km 2 , das<br />
Einzugsgebiet der Regnitz ist 7523 km 2 groß. Das Abflußverhalten des Mains ist ab Bamberg deshalb<br />
stark von der Regnitz mitbestimmt. Am Zusammenfluß von Main <strong>und</strong> Regnitz bestimmt die<br />
Regnitz das Niedrigwassergeschehen. Das Regnitzeinzugsgebiet hat hohe Anteile am Fränkischen<br />
Jura, dessen Verkarstungen als Gr<strong>und</strong>wasserspeicher wirken. Der Karst, in dem Niederschläge<br />
schnell versickern, wirkt auf den Hochwasserabfluß dämpfend <strong>und</strong> sorgt trotz geringer Gebietsniederschläge<br />
für einen nachhaltigen Basisabfluß. Dagegen bieten die geologischen Schichten, die<br />
das Einzugsgebiet des Obermains beherrschen, wenig Gr<strong>und</strong>wasserspeicherraum. Die schweren<br />
Böden begünstigen zusätzlich den Oberflächenabfluß, so daß das Hochwassergeschehen bei Bamberg<br />
vom Obermain bestimmt wird (StMLU 1994a).<br />
Unterhalb von Bamberg ist der Main völlig staureguliert <strong>und</strong> schiffbar. Eine Staustufe liegt bei Vie<br />
reth. Die natürliche Fließ- <strong>und</strong> Überschwemmungsdynamik ist für diesen Mainabschnitt kaum mehr<br />
gegeben. Im Oberen Maintal wurde die Fließstrecke ebenfalls verkürzt. Hier verzögern Wehre die<br />
Fließgeschwindigkeit des Mains.<br />
Mit dem Bau des Main-Donau-Kanals wurde die natürliche Fließ- <strong>und</strong> Überschwemmungsdynamik<br />
der Regnitz erheblich reduziert. In den schiffbaren Abschnitten ist die Fließgeschwindigkeit stark<br />
verringert.<br />
Zwischen Neuses <strong>und</strong> Bamberg behielt die Regnitz weitgehend ihren ursprünglichen Verlauf <strong>und</strong><br />
weist ausgeprägte, flußnahe Überschwemmungsbereiche auf.<br />
Die bedeutendsten Nebenflüsse des Mains sind nach dem Zusammenfluß von Weißem <strong>und</strong> Roten<br />
Main: Rodach, ltz, Baunach <strong>und</strong> Leitenbach. An der Regnitz sind als bedeutende Nebenflüsse Wiesent,<br />
Aisch, Reiche Ebrach, Rauhe Ebrach <strong>und</strong> Aurach zu nennen.<br />
28
Stil/gewässer<br />
An natürlichen Stillgewässern kommen in den Talauen von Main <strong>und</strong> Regnitz nur ehemalige Gewässerarme<br />
vor. Alle anderen Stillgewässer sind menschlichen Ursprungs. Im wesentlichen sind dies<br />
Fischteiche <strong>und</strong> zahlreiche Baggerseen, die durch den Abbau von Sand <strong>und</strong> Kies entstanden sind.<br />
Die Wasseroberfläche (1220 ha) dieser Stillgewässer nimmt ca. 5% des Untersuchungsgebietes ein.<br />
Gewässergüte<br />
Wie aus Karte 2 ersichtlich ist, wird die Gewässergüte von Main <strong>und</strong> Regnitz bis auf wenige Ausnahmen<br />
im gesamten Untersuchungsgebiet mit 11-111 (kritisch belastet) angegeben (StMLU 1993).<br />
Nur vor Bamberg <strong>und</strong> vor Forchheim weist der Main-Donau-Kanal eine Gewässergüte von 11 (mäßig<br />
belastet) auf. Die Regnitz selbst erreicht nur im Bereich von Bamberg Gewässergüte 11.<br />
Die im Untersuchungsgebiet liegenden Abschnitte der Nebenflüsse von Main <strong>und</strong> Regnitz sind<br />
ebenfalls überwiegend kritisch belastet. Ausnahmen bilden Wiesent <strong>und</strong> Reiche Ebrach, die bis zur<br />
Mündung sowie Rodach <strong>und</strong> Weißer Main, die bis kurz vor ihrer Mündung Gewässergüte 11 aufweisen.<br />
Die Neuauflage der Gewässergütekarte für 1995 (StMLU 1996) zeigt eine Verschlechterung der<br />
Gewässergüte des Mains im Vergleich zu 1992. Die früher vorhandene Güteklasse 11 (mäßig belastet)<br />
im Abschnitt des Main-Donau-Kanals <strong>und</strong> der Regnitz vor der Mündung in den Main weist nur noch<br />
die Güteklasse 11 - 111 (kritisch belastet) auf.<br />
Wasserhaushalt <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>wasserverhältnisse<br />
Die Betrachtung des Wasserhaushaltes <strong>und</strong> der Gr<strong>und</strong>wasserverhältnisse sind Gegenstand des<br />
hydrogeologischen Gutachtens (siehe <strong>Teil</strong> 11). Die Ergebnisse der Gr<strong>und</strong>wassermodelIierung <strong>und</strong> der<br />
Wasserbilanzierung werden dort vorgestellt <strong>und</strong> erläutert.<br />
Karte 3: ,Gr<strong>und</strong>wassergleichen' <strong>und</strong> Karte 4: ,Gr<strong>und</strong>wasserflurabstände' zeigen die mittlere Lage<br />
der Gr<strong>und</strong>wasseroberfläche als Modellergebnis. In Karte 3 ergibt sich die Gr<strong>und</strong>wasserfließrichtung<br />
als talwärts gerichtete Senkrechte zu den Gr<strong>und</strong>wasserhöhengleichen. Meßstellen, Bohrungen <strong>und</strong><br />
Brunnen, die mit Meßwerten den hydrogeologischen ModelIierungen zugr<strong>und</strong>e lagen, sind in Karte 3<br />
ebenfalls dargestellt.<br />
Die mittleren Gr<strong>und</strong>wasserflurabstände, die sich aus den Modellergebnissen ergeben, werden in<br />
Karte 4 in einem <strong>10</strong>0 m x <strong>10</strong>0 m-Raster dargestellt. Talbereiche mit geringen Gr<strong>und</strong>wasserflur<br />
abständen sind insbesondere für die Erhaltung <strong>und</strong> Entwicklung von Feuchtlebensräumen <strong>und</strong><br />
extensiven Grünlandflächen von Bedeutung. Als solche Bereiche sind Flächen mit Gr<strong>und</strong>wasserflurabständen<<br />
1manzusehen.<br />
29
Klima<br />
Das Untersuchungsgebiet liegt in den wärmebegünstigten <strong>und</strong> niederschlagsarmen Klimabezirken<br />
von Oberfranken. Das Klima des Main- <strong>und</strong> Regnitztales ist relativ kontinental (kalte Winter, warme<br />
Sommer, Vorherrschen von Sommerniederschlägen). Es wird mit mäßig warm <strong>und</strong> mäßig trocken<br />
bezeichnet (WITIMANN 1991).<br />
Die jährliche mittlere Niederschlagsmenge im Untersuchungsgebiet beträgt zwischen 600 <strong>und</strong><br />
650 mm. Der Bamberger Kessel erhält geringere Niederschläge (550-600 mm), an den flachen Talhängen<br />
erhöhen sich die Niederschläge auf 650-700 mm <strong>und</strong> steigen im Bereich des westlichen<br />
Albanstiegs auf 850 mm an (DWD 1952). Detaillierte Angaben zur Berechnung der Wasserbilanz des<br />
Untersuchungsgebietes sind in <strong>Teil</strong> 11 enthalten.<br />
Die mittlere Jahrestemperatur liegt in Bamberg bei 8,2 °c. Die Vegetationszeit (Tagesmitteltemperatur<br />
> 5 Oe) umfaßt für die beiden Talbereiche 2<strong>10</strong>-230 Tage. Auf die Vegetationsperiode (Mai-Juli)<br />
entfallen durchschnittlich 180-200 mm (stellenweise 220 mm) Niederschlag (DWD 1952). Im "Wasserwirtschaftlichen<br />
Rahmenplan Main" (StMLU 1994a) wird die mittlere jährliche Verdunstung des<br />
Maingebietes mit 450-500 mm angegeben.<br />
Im Sommer herrschen bei Bamberg Winde aus westlicher <strong>und</strong> nord-westlicher (Einfluß des Maintals)<br />
Richtung vor, im Winter wechselt die Hauptwindrichtung nach Süd-West bis Süd. Das Jahresmittel<br />
der Windgeschwindigkeit beträgt< 2 m/s (windschwach).<br />
Die Täler von Main <strong>und</strong> Regnitz sind Kaltluftsammelgebiete, in welche Kaltluft, die sich an den an<br />
grenzenden Hängen bildet, einfließt. Durch ihren höheren Grünlandanteil tragen die Talräume zusätzlich<br />
zur Kaltluftentstehung bei. Als "Windleitbahn" verändert das Maintal mit seinem ost-westausgerichteten<br />
Talverlauf <strong>und</strong> seiner hohen Reliefenergie die Windrichtung der vom Westen kom<br />
menden Winde.<br />
Pflanzen- <strong>und</strong> Tierwelt<br />
Potentielle natürliche Vegetation<br />
Die "potentielle natürliche Vegetation" ist diejenige Vegetation, die sich unter den gegebenen<br />
Umweltbedingungen nach Aufhören des menschlichen Einflusses einstellen würde. Die Endstadien<br />
einer solchen Vegetationsentwicklung (Klimaxgesellschaften) sind heute in Mitteleuropa meist verschiedene<br />
Waldgesellschaften. Diesen können derzeit existierende, anthropogen beeinflußte Pflanzenvergesellschaftungen<br />
als sog. "Ersatzgesellschaften" zugeordnet werden.<br />
Durch den Vergleich der realen mit der potentiellen natürlichen Vegetation kann der Grad der<br />
menschlichen<br />
influßnahme auf zur Zeit bestehende Vegetationseinheiten abgeschätzt werden. Im<br />
30
Waldbereich kann standortheimische von standortfremder Bestockung unterschieden <strong>und</strong> letztere<br />
durch gezielte Bewirtschaftung in Richtung auf die potentielle natürliche Vegetation entwickelt<br />
werden. Im Rahmen der Biotopentwicklung <strong>und</strong> -neuschaffung können Biotoptypen verwirklicht<br />
werden, die der potentiellen natürlichen Vegetation bzw. besonders naturnahen Ersatzgesellschaften<br />
des jeweiligen Gebietes entsprechen (vgl. Arten- <strong>und</strong> Biotopschutzprogramm Bamberg 1992).<br />
Im Zusammenhang mit dem Sand- <strong>und</strong> Kiesabbau gibt die potentielle natürliche Vegetation Hinweise<br />
dafür, welche Gehölze als standortheimische Arten für Rekultivierungsmaßnahmen verwendet<br />
werden sollten.<br />
Die Abgrenzung der in Abbildung 3 dargestellten Vegetationsgebiete wurde auf Gr<strong>und</strong>lage der geologischen<br />
Verhältnisse des Untersuchungsgebietes <strong>und</strong> in Anlehnung an die "Übersichtskarte der<br />
natürlichen Vegetationsgebiete von Bayern 1 : 500000" (SEIBERT 1968) vorgenommen. Sie gibt eine<br />
grobe Übersicht der potentiellen natürlichen Vegetation im Untersuchungsgebiet.<br />
Im unmittelbaren Talraum des Mains, auf den jungen <strong>und</strong> jüngsten Talablagerungen, würde der<br />
Eschen-Ulmen-Auwald (Querco-Ulmetum minoris) stocken, im Ufer- <strong>und</strong> Überschwemmungsbereich<br />
des Roten <strong>und</strong> Weißen Mains der Schwarzerlen-Ufer-Auwald (Stellario-Alnetum). Die Auwaldstandorte<br />
im Regnitztal südlich von Bamberg wären dagegen durch den Erlen-Eschen-Auwald<br />
(Pruno-Fraxinetum) geprägt.<br />
An diese Waldgesellschaften würden sich im Maintal zwischen Kulmbach <strong>und</strong> der Rodachmündung<br />
<strong>und</strong> nordöstlich von Bamberg Eichen-Hainbuchenwald-Gebiete (Querco-Carpinetum) anschließen.<br />
Zwischen Rodach- <strong>und</strong> Itzmündung wäre auf den überschwemmungsfreien Standorten der Hainsimsen-Buchenwald<br />
(Luzulo-Fagetum) verbreitet.<br />
Auf den höher gelegenen Flugsand- <strong>und</strong> Terrassenstandorten des Regnitztals gelten der Moos-Kiefernwald<br />
(Leucobryo-Pinetum) <strong>und</strong> der Preißelbeer-Eichenwald (Vaccinio-Quercetum) als potentiell<br />
natürlich. An die Auwaldgebiete des Wiesenttales würde sich im Süden der Labkraut-Eichen-Hain<br />
buchenwald (Galio-Carpinetum typicum) anschließen.<br />
31
Abbildung 3: Potentielle natürliche Vegetation<br />
Auwald- <strong>und</strong> auwaldartige Gebiete<br />
r--I Eschen-Ulmen-Auwald<br />
~ (Querco-Ulmetum minoris)<br />
~ Erlen-Eschen-Auwald (Pruno-Fraxinetum) mit<br />
~ Fichten-Erlen-Auwald (Circaeo-Alnetum glutinosae)<br />
_<br />
Schwarzerlen-Ufer-Auwald<br />
(Stellario-Alnetum)<br />
Vegetationsgebiete bodensaurer Kiefern- <strong>und</strong> Eichen-Mischwälder<br />
11I<br />
Moos-Kiefernwald (Leucobryo-Pinetum) <strong>und</strong><br />
Preißelbeer-Eichenwald (Vaccinio-Quercetum)<br />
Eichen-Hainbuchenwald-Gebiete<br />
iiii<br />
11I<br />
Hainsimsen-Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald<br />
(Galio-Carpinetum luzuletosumL Nordbayern-Rasse<br />
Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald<br />
(Galio-Carpinetum typicum), Nordbayern-Rasse<br />
Buchenwald-Gebiete<br />
11I Hainsimsen-Buchenwald<br />
(Luzulo-Fagetum), Hügelland-Form, Rasse der Sandsteingebiete<br />
nach SEIBERT (1968), verändert<br />
32
Reale Vegetation<br />
Wälder<br />
Das Untersuchungsgebiet ist mit nur 4,7% Waldanteil als waldarm zu bezeichnen. Große zusammenhängende<br />
Auwälder bestehen wohl bereits seit dem Mittelalter nicht mehr. In die Vorterrasse<br />
eingelagerte Baumstämme (Rannen), die beim Kiesabbau häufig zu Tage gefördert werden, zeigen<br />
aber die ehemalige natürliche Auwaldbestockung der Talräume an.<br />
Großflächige Waldgebiete kommen noch östlich von Kemmern (Hängig - Staatsforst), östlich <strong>und</strong><br />
südöstlich von Bamberg (Hauptsmoorwald - Staatsforst <strong>und</strong> Körperschaftswald) sowie zwischen<br />
Strullendorf <strong>und</strong> Hirschaid (Hirschaider Büsche - Körperschafts- <strong>und</strong> Privatwald) vor. Beim Hauptsmoorwald<br />
<strong>und</strong> bei den Hirschaider Büschen handelt es sich um Nadelforste mit der Kiefer als<br />
Hauptbaumart. Das Hängig besitzt auch Laubholzanteile. Die genannten großen Waldflächen<br />
stocken vor allem auf Nieder-, Mittel- <strong>und</strong> Hochterrasse. Großflächige Laubwälder kommen im Untersuchungsgebiet<br />
nicht vor. Kleinflächige Wälder stocken vor allem auf den jüngsten Talfüllungen<br />
(Alluvium) sowie auf Feuerletten, Flugsanden <strong>und</strong> Dünen.<br />
Besonders hervorzuheben ist, daß 14,6% der Waldflächen als schutzwürdige Biotopbestände kartiert<br />
wurden. Diese kartierten Waldlebensräume sind Vegetationsbestände, die nur gering anthropogen<br />
(vom Menschen) beeinflußt sind <strong>und</strong> deshalb der ursprünglichen, natürlichen Vegetation sehr<br />
nahe kommen.<br />
Grünland<br />
Mit 17,8% Flächenanteil überwiegend als Grünland genutzter landwirtschaftlicher Fläche (siehe<br />
auch Karte 5) besitzt das Untersuchungsgebiet im Vergleich zu anderen Talräumen in Bayern einen<br />
noch sehr hohen Grünlandanteil. Insbesondere das Obere Maintal zwischen Staffelstein <strong>und</strong> Kulmbach,<br />
das Itztal, das Wiesenttal <strong>und</strong> die flußnahen Sandterrassen der Regnitz sind noch besonders<br />
reich an Grünland.<br />
Grünlandgebiete stellen nach KAULE (1991) in intensiv bewirtschafteten Ackerbaugebieten bereits<br />
eine biologische Bereicherung dar <strong>und</strong> eignen sich hervorragend zur Vernetzung von Lebensräumen<br />
unterschiedlichster Feuchteansprüche. Aufgr<strong>und</strong> der Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung<br />
in den letzten Jahrzehnten sind heute bereits 2- bis 3-schürige Wiesen als seltene Vegetationsbestände<br />
zu beurteilen. Ganz besonderen Wert kommt extensiv genutztem Grünland bei Verzicht<br />
auf Pflanzenbehandlungsmittel <strong>und</strong> Düngergaben zu.<br />
Ein Blick auf die Biotopkartierung (s. Tabelle 4 <strong>und</strong> Abbildung 4) zeigt, daß gerade solche extensiv<br />
genutzten Wiesen einen wesentlichen Anteil am Gesamtbestand schutzwürdiger Biotope im Untersuchungsgebiet<br />
haben. Einen besonderen Vegetationsbestand mit eigenen Pflanzengemeinschaften<br />
stellen die sogenannten Wässerwiesen auf sandigen Standorten dar, deren Wasserbedarf im<br />
Sommer über ausgeklügelte Bewässerungssysteme mit Flußwasser sichergestellt wird. Ihr Fortbestand<br />
ist durch Nutzungsauflassung <strong>und</strong> Flächeninanspruchnahme durch andere Nutzungen stark<br />
33
gefährdet. Eventuell können repräsentative Bereiche in Zukunft im Rahmen von Ausgleichs- <strong>und</strong> Ersatzmaßnahmen<br />
verschiedener Planungsträger bzw. mit Mitteln des Kulturlandschaftsprogrammes<br />
noch erhalten werden. Die extensiv genutzten Grünländer im Regnitztal werden im Arten- <strong>und</strong> Biotopschutzprogramm<br />
(ABSP) Bamberg als landesweit größte Restbestände angesehen.<br />
Ackerflächen<br />
43,7% des Untersuchungsgebietes sind durch überwiegend ackerbaulieh genutzte Flächen geprägt.<br />
Bei extensiver Nutzung <strong>und</strong> entsprechend geeigneten Standorten können sie Bedeutung für<br />
seltene Ackerwildkräuter erlangen. Dauervegetation findet sich nur entlang von Feld- <strong>und</strong> Wegrändern,<br />
wo je nach Standortbedingungen, Pflanzenschutz- <strong>und</strong> Düngemitteleinsatz auch seltene,<br />
schutzwürdige Pflanzenarten vorkommen können. Größerflächige Vorkommen sind zusammen mit<br />
Vegetationsbeständen der Wälder, der grünlandgenutzten Feldflur <strong>und</strong> der Siedlungen in der Kartierung<br />
schutzwürdiger Lebensräume erfaßt.<br />
Schutzwürdige Vegetationsbestände<br />
Die Fortführung der Biotopkartierung des Bayerischen Landesamtes für Umweltschutz (LfU)<br />
berücksichtigt fast ausschließlich vegetationsk<strong>und</strong>lich-floristische Gesichtspunkte. Sie gibt einen<br />
guten Überblick über das Vorkommen naturnaher Vegetationsbestände.<br />
Die Fläche der im Untersuchungsgebiet liegenden Lebensräume (aus der Fortführung der Biotopkartierung<br />
in Bayern) nimmt insgesamt 1503 ha, das sind 6% des Untersuchungsgebietes ein.<br />
Karte 5, Tabelle 4 <strong>und</strong> Abbildung 4 zeigen die Verteilung der kartierten Lebensraumtypen im Untersuchungsgebiet.<br />
In die Darstellungen einbezogen sind auch die Ergebnisse der Stadtbiotopkartierungen<br />
Bamberg <strong>und</strong> Forchheim. (Die Stadtbiotopkartierung Forchheim war zum Zeitpunkt der Gutachtenerstellung<br />
noch nicht endabgenommen.)<br />
Erwartungsgemäß nehmen Lebensräume der Feuchtgebiete über die Hälfte (54%) der Fläche ein.<br />
Besonders hohe Anteile besitzen Gewässerbegleitgehölze. Lebensräume der Feldflur (Hecken,<br />
kleinflächige Wälder, Feldgehölze, Ruderalfluren, Ranken, Altgrasbestände) nehmen 26% der<br />
Fläche ein. Mager- <strong>und</strong> Trockenlebensräume umfassen zusammen 12% der kartierten Lebensräume<br />
im Untersuchungsgebiet. Von diesen 12% sind zwei Drittel extensiv genutzte Wiesen <strong>und</strong> Weiden.<br />
Dieser hohe Anteil unterstreicht die Bedeutung des extensiven Grünlands im Untersuchungsgebiet.<br />
Die verbleibenden Flächenanteile verteilen sich auf zoologisch bedeutsame <strong>und</strong> städtische Lebensräume.<br />
34
Tabelle 4: Kartierte Lebensräume (Quelle: Fortführung der Biotopkartierung in Bayern,<br />
Bayerisches Landesamt für Umweltschutz)<br />
Lebensraumtyp Fläche in ha Anteil in % geschützt, Schutzvorschlag<br />
oder 6d1-Fläche (in 0/0 )<br />
Gewässer-Begleitgehölz 439.8 29.3 7.8<br />
Wiese, Weide extensiv 118.7 7.9 5.4<br />
Hecke (Linearstruktur) 84.9 5.7 1.3<br />
Wald mesophil 77.2 5.1 2.2<br />
Hochstaudenbestand 76.6 5.1 2.3<br />
Zoologischer Biotop 76.0 5.1 4.7<br />
Feldgehölz flächig 68.8 4.6 0.4<br />
Röhricht 67.9 4.5 2.6<br />
Sonstiger Feuchtwald 57.3 3.8 0.9<br />
Ranken, Altgrasbestand 52.6 3.5 2.5<br />
Unverbautes Fließgewässer 47.9 3.2 1.1<br />
Feuchtgebüsch 45.8 3.0 1.3<br />
Ruderalflur 45.1 3.0 1.3<br />
Park, Hain, Grünanlage 40.7 2.7 2.3<br />
Magerrasen bodensauer 35.1 2.3 2.0<br />
Gebüsch flächig 29.3 1.9 1.2<br />
Naßwiese 25.9 1.7 0.9<br />
Auwald 25.0 1.7 0.8<br />
Gebüsch, Gehölz initial 18.7 1.2 0.6<br />
Initialvegetation trocken 14.2 0.9 0.8<br />
Großseggenried 13.6 0.9 0.6<br />
Laubwald bodensauer 7.3 0.5 0.2<br />
Kalkmagerrasen 5.0 0.3 0.2<br />
Bruchwald 4.7 0.3 0.3<br />
Unterwasservegetation 4.6 0.3 0.0<br />
Schwimmblattvegetation 4.2 0.3 0.1<br />
Allee, Einzelbaum 3.5 0.2 0.0<br />
Obstbau extensiv 3.1 0.2 0.1<br />
Flachmoor, Streuwiese 2.5 0.2 0.1<br />
Initialvegetation naß 2.3 0.2 0.1<br />
Zwergstrauch/Ginsterheide 1.9 0.1 0.1<br />
extensiv genutzter Kulturbestand 1.0 0.1 0.0<br />
Nadelwald bodensauer 0.6 0.0 0.0<br />
Waldrand incl. Saum 0.6 0.0 0.0<br />
Ritzenvegetation 0.2 0.0 0.0<br />
Felsheide 0.1 0.0 0.0<br />
35
In der letzten Spalte von Tabelle 4 ist der Anteil der Lebensräume angegeben, die bereits einem<br />
besonderen Schutz unterliegen, für die ein Schutzvorschlag besteht bzw. die sogenannten ,,6d1-<br />
lächen (nach Art. 6d(1) BayNatSchG) darstellen. Diese Aufstellung enthält nicht den Anteil an kartierten<br />
Lebensräumen, für die nur für eine <strong>Teil</strong>fläche ein Schutz, Schutzvorschlag oder ,,6d1-Status"<br />
besteht. Das heißt, der Anteil rechtlich geschützter bzw. zu schützender Lebensräume ist geringfügig<br />
höher als der in Tabelle 4 angezeigte.<br />
Abbildung 4: Anteil der 20 häufigsten Lebensraumtypen am gesamten Bestand der vom LfU<br />
im Untersuchungsgebiet kartierten Lebensräume<br />
30.0<br />
0/0<br />
25.0<br />
20.0<br />
15.0<br />
<strong>10</strong>.0<br />
5.0<br />
0.0<br />
~<br />
~<br />
Seltene Pflanzenarten<br />
Das B<strong>und</strong>esnaturschutzgesetz fordert den Schutz wildlebender Tiere <strong>und</strong> Pflanzen. In den Arten<strong>und</strong><br />
Biotopschutzprogrammen der Landkreise sind deshalb Listen landkreisbedeutsamer Arten enthalten.<br />
Vorkommen dieser Arten sind im Untersuchungsgebiet vorrangig zu erhalten.<br />
Da die Sicherung einzelner Arten die nachhaltige Erhaltung von ausreichend großen <strong>und</strong> funktionsfähigen<br />
Standorten <strong>und</strong> Lebensräumen voraussetzt, auf die diese Arten angewiesen sind, wird hier<br />
der Schwerpunkt auf die Darstellung von Zielen zur Erhaltung <strong>und</strong> Entwicklung geeigneter Lebensräume<br />
für seltene Arten gelegt. Um die umfangreichen Listen der Arten- <strong>und</strong> Biotopschutzprogramme<br />
nicht zu wiederholen, werden nachfolgend (Tabelle 5) nur wenige Pflanzenarten aufgezählt,<br />
die im Untersuchungsgebiet besondere Bedeutung erlangen <strong>und</strong> die beispielhaft für andere, ebenso<br />
bedeutsame Arten stehen. Die genannten Arten sollen unterstreichen, welche Lebensräume im Untersuchungsgebiet<br />
aus Artenschutzgründen vorrangig zu erhalten <strong>und</strong> welche Lebensraumtypen zu<br />
entwickeln sind. Der Abbau von Sand <strong>und</strong> Kies kann insbesondere bei geeigneter Nachfolgenutzung<br />
neue Lebensräume für die genannten Pflanzenarten schaffen. Die positiven Wirkungen werden<br />
in Tabelle 5 hervorgehoben.<br />
36
Tabelle 5:<br />
Inlge landkreisbedeutsame Pflanzenvorkommen im Zusammenhang mit dem<br />
Sand- <strong>und</strong> Kiesabbau<br />
Art Lebensraum, Standort Mögliche positive Wirkungen durch<br />
den Abbau von Sand <strong>und</strong> Kies<br />
Sand-Grasnelke beweidete Sandgrasheiden Bereitstellung magerer Sandstand-<br />
(Armeria elongata) auf trockenen nährstoffarmen orte <strong>und</strong> extensive Nutzung<br />
Sandböden<br />
ämmersalat Sandäcker <strong>und</strong> Brachen auf Bereitstellung magerer Sandstand-<br />
(Arnoseris minima) Sand, (landwirtschaftliche orte <strong>und</strong> extensive Nutzung<br />
Grenzertragsböden)<br />
Silbergras Offene Sandstandorte auf Schaffung offener Sandstandorte<br />
(Corynephorus Lockersanden äolischer <strong>und</strong> durch Abbau<br />
canescens)<br />
fluvialer Herkunft<br />
Sand-Strohblume Sandrasen, Dünen, lichte Bereitstellung von geeigneten<br />
(Helichrysum Kiefernwälder, nährstoffreichere Sandstandorten<br />
arenarium)<br />
Sandstandorte<br />
Gelbe Wiesenraute Staudenfluren entlang von Schaffung flacher Ufer an Kies-<br />
(Thalictrum flavum) Gräben, Säume von Auenge- gruben in enger Nachbarschaft zu<br />
büschen <strong>und</strong> Altwässern, Talaue vorhandenen Vorkommen<br />
Einige seltene Arten wie z. B. das Winterlieb (Chimaphila umbellata) oder das Fleischfarbene Knabenkraut<br />
(Oactylorhiza incarnata) kommen z. B. nur auf speziellen Standorten wie ursprünglichen<br />
Sandkiefernwäldern oder nährstotfarmen "Niedermooren" vor. Solche Standorte müssen vom<br />
Abbau unbedingt verschont werden, da eine Neuschaffung im Rahmen einer Rekultivierung oder<br />
Renaturierung nicht möglich ist.<br />
Fauna<br />
Seltene<br />
ierarten<br />
Landkreisbedeutsame, gefährdete Tierarten werden in den Arten- <strong>und</strong> Biotopschutzprogrammen<br />
der Landkreise Forchheim <strong>und</strong> Bamberg aufgeführt (für Lichtenfels <strong>und</strong> Kulmbach lagen zum Untersuchungszeitpunkt<br />
noch keine ABSP-Bände vor). Im Rahmen der landschaftsökologischen Rahmenuntersuchung<br />
ist vor allem eine Betrachtung der Artenvorkommen wichtig, deren Lebensräume<br />
durch den Abbau von Sand <strong>und</strong> Kies gefördert werden, bzw. deren Lebensräume auch durch die<br />
Flächeninanspruchnahme der Rohstoffgewinnung betroffen sein könnten. Deshalb werden aufbau-<br />
37
end auf die Aussagen der Arten- <strong>und</strong> Biotopschutzbände beispielhaft landkreisbedeutsame Arten<br />
aufgezählt, die ihren Lebensraumschwerpunkt im Untersuchungsgebiet besitzen. Die Aussagen<br />
beschränken sich auf die Tiergruppen Säugetiere, Vögel, Amphibien <strong>und</strong> Heuschrecken. Positive<br />
Wirkungen, die vom Sand- <strong>und</strong> Kiesabbau bei geeigneter Nachfolgenutzung für die Lebensräume<br />
der genannten Tierarten ausgehen können, werden in Tabelle 6 hervorgehoben.<br />
Tabelle 6: Einige landkreisbedeutsame Tiervorkommen im Zusammenhang mit dem Abbau<br />
von Sand <strong>und</strong> Kies<br />
Art<br />
Säugetiere:<br />
Wasserspitzmaus<br />
Iltis<br />
Wasserfledermaus<br />
Vögel:<br />
Bekassine<br />
ebensraum<br />
Uferregionen stehender <strong>und</strong><br />
fließender Gewässer<br />
naturnahe Feuchtbereiche im<br />
Wald, feuchte Bachtäler<br />
Teiche <strong>und</strong> Teichketten als<br />
Jagdrevier<br />
Naßwiesen, Hochstaudenfluren<br />
in grünlandreichen Bachtälern<br />
Mögliche positive Wirkungen durch<br />
Abbau von Sand <strong>und</strong> Kies<br />
Schaffung naturnaher Still- <strong>und</strong><br />
Fließgewässer mit naturnahen<br />
Uferstrukturen<br />
Neuanlage von kleinen Stiligewässern<br />
in Waldnähe oder mit<br />
begleitendem Gehölzaufwuchs<br />
Schaffung naturnaher Gewässer<br />
Bereitstellung von Verlandungszonen,<br />
Kiesbänken <strong>und</strong> Schlickflächen,<br />
Erhaltung zusammenhängender<br />
Grünlandflächen<br />
Beutelmeise Flußauen mit Auwaldresten <strong>und</strong> Schaffung neuer ebensräume an<br />
gewässerbegleitenden Gehölz- naturnah gestalteten Ufern von<br />
beständen, als Sek<strong>und</strong>ärlebens- Baggerseen mit Weidengehölzen<br />
räume: alte Baggerseen<br />
Blaukehlchen<br />
Altwasser <strong>und</strong> Auwälder, als<br />
Sek<strong>und</strong>ärlebensräume: Abbaugebiete<br />
mit Schlämmteichen,<br />
Baggerseen mit Verlandungs<strong>und</strong><br />
Flachwasserbereichen<br />
Schaffung strukturreicher Lebensräume<br />
in Naßabbaugebieten mit<br />
verschiedenen Sukzessionsstadien,<br />
aufgelassene ntnahmestellen<br />
als äußerst bedeutende<br />
ebensräume<br />
Braunkehlchen<br />
Extensiv bewirtschaftete Wie- Bereitstellung von RuderaisteIlen,<br />
senflächen mit eingestreuten verschilften Wiesen (nach Wieder-<br />
Ruderalflächen, Brachen, Schilf- verfüllung) <strong>und</strong> Schilfflächen als<br />
röhrichten <strong>und</strong> lachmooren <strong>Teil</strong>lebensräume<br />
38
Art Lebensraum Mögliche positive Wirkungen durch<br />
Abbau von Sand <strong>und</strong> Kies<br />
Eisvogel Naturnahe Fließgewässer, Bereitstellung von Jagdgewässern<br />
Sandgruben, als Sek<strong>und</strong>är- <strong>und</strong> Brutmöglichkeiten (Steillebensräume:<br />
Baggerseen wände) mit Ansitzwarten<br />
Flußregenpfeifer Offene Kiesstandorte in Auen, Schaffung von störungsfreien <strong>und</strong><br />
als Sek<strong>und</strong>ärlebensräume: vegetationsfreien Kies- <strong>und</strong> Sand<br />
Kiesgruben, Steinbrüche flächen sowie offenen, flachen<br />
Gewässern<br />
Flußuferläufer Kiesflächen, Schwemmsand- Schaffung offener Kies- <strong>und</strong> Sandbereiche<br />
an Fließgewässern flächen in enger Benachbarung zu<br />
Fließgewässern<br />
Haubentaucher Stillgewässer (> <strong>10</strong> ha) mit Ver- Schaffung neuer, naturnaher<br />
landungszonen <strong>und</strong> submerser Wasserflächen mit Verlandungs<br />
Vegetation<br />
zonen<br />
Rohrweihe Verlandungsbereiche stehender Neuschaffung geeigneter Lebens-<br />
Gewässer<br />
räume in aufgelassenen Abbaugebieten<br />
Schlagschwirl Auwaldreste <strong>und</strong> auwald- Schaffung auwaldähnlicher<br />
ähnliche Strukturen<br />
Strukturen<br />
Uferschwalbe Uferabbrüche, als Sek<strong>und</strong>är- Schaffung von Steilwänden in<br />
lebensräume: Steil"vände in Sand- <strong>und</strong> Kiesgruben (die Ufer-<br />
Sandgruben <strong>und</strong> an Bagger- schwalbe kommt im Untersuchungsseen<br />
gebiet nur noch in Abbaustellen vor)<br />
Wachtelkönig Wechselfeuchtes, hochgrasiges, Fördermaßnahmen im Rahmen<br />
extensiv genutztes Grünland von Nachfolgenutzungen nur bei<br />
vollständiger Wiederverfüllung<br />
von NaßabbausteIlen möglich<br />
Weißstorch Offene Wiesenlandschaften mit Bereitstellung von Verlandungseingestreuten<br />
Feuchtgebieten zonen als eilnahrungslebensraum<br />
<strong>und</strong> extensiv genutztem Grünland<br />
Amphibien:<br />
Knoblauchkröte Binnendünen, Schwemmsand- Schaffung neuer Laichgewässer<br />
bereiche, Teiche <strong>und</strong> Tümpel in <strong>und</strong> terrestrischer Lebensräume in<br />
Sandabbaugebieten<br />
Sandabbaugebieten<br />
39
Art Lebensraum Mögliche positive Wirkungen durch<br />
Abbau von Sand <strong>und</strong> Kies<br />
Kreuzkröte Schwemmsandbereiche, Schaffung neuer Kleingewässer in<br />
Binnendünen, Heidelandschaf- Abbaugebieten<br />
ten, Sandgruben mit flachen<br />
Tümpeln<br />
Laubfrosch wärmebegünstigte Saumbio- Schaffung neuer Laichgewässer<br />
tope von Gewässern, Gebüsch- <strong>und</strong> geeigneter Gewässerrandgruppen,<br />
Waldränder<br />
strukturen im Anschluß an bestehende<br />
Auenlebensräume<br />
Heuschrecken:<br />
Blauflügelige trockenwarme Magerrasen <strong>und</strong> Bereitstellung offener Pionierge-<br />
Ödlandschrecke, offene Sandbereiche seilschaften auf Sandflächen<br />
Blauflügelige<br />
Sandschrecke<br />
Sumpfschrecke, seggen- <strong>und</strong> binsenreiche Bereitstellung von Ersatzhabitaten<br />
angflügelige <strong>und</strong> Feuchtflächen, entlang von im Bereich trockenwarmer Hänge<br />
Kurzflügelige<br />
Gräben <strong>und</strong> Bächen<br />
Schwertschrecke<br />
Andere Tiergruppen werden im Rahmen dieses Gutachtens nicht betrachtet. Die Arten der aufgezeigten<br />
Tiergruppen besitzen u.a. Indikatorfunktion für die Intaktheit der von ihnen bewohnten Lebensräume.<br />
Als Arten, deren Lebensraumansprüche gut bekannt sind, werden sie oft als Leitarten<br />
herangezogen, durch deren Sicherung <strong>und</strong> Förderung einer Reihe weiterer Arten geholfen werden<br />
kann. Die Wirksamkeit getroffener Maßnahmen zur Verbesserung eines bestimmten Lebensraums<br />
kann mit der Bestandserhöhung oder dem Auftreten einer Leitart kontrolliert werden.<br />
Tabelle 5 <strong>und</strong> Tabelle 6 zeigen, daß viele landkreisbedeutsame Arten, die ihren Verbreitungsschwerpunkt<br />
im Untersuchungsgebiet besitzen, durch Abbaumaßnahmen direkt profitieren oder durch<br />
gezielte Renaturierungsmaßnahmen neue Lebensräume für diese Tierarten bereitgestellt werden<br />
können. Ausgenommen hiervon sind Arten, deren Lebensräume mit abbauwürdigen Sandstandorten<br />
zusammenfallen oder die großflächige, extensiv genutzte Grünlandflächen in der Talaue als<br />
Lebensraum benötigen.<br />
Wiesenbrüter <strong>und</strong> Wiesenvögel<br />
Art. 6d des BayNatSchG fordert die Sicherung von Brut-, Nahrungs- <strong>und</strong> Aufzuchtbiotopen von<br />
Wiesenbrütern <strong>und</strong> Wiesenvögeln. Angesprochene Arten sind: Großer Brachvogel, Uferschnepfe,<br />
40
Rotschenkel, Bekassine, Weißstorch <strong>und</strong> Wachtelkönig. Das Arten- <strong>und</strong> Biotopschutzprogramm<br />
des Landkreises Forchheim nennt die Sicherung <strong>und</strong> Regenerierung früherer Lebensräume wiesenbrütender<br />
Vogelarten (wie: Wachtelkönig, Bekassine, Braunkehlchen, Grauammer, Kiebitz) als die<br />
vorrangige Aufgabe des Vogelschutzes.<br />
Wiesenbrüter <strong>und</strong> Wiesenvögel zeichnen sich durch hohe Flächenansprüche hinsichtlich extensiv<br />
genutzter Feuchtwiesen <strong>und</strong> durch hohe Störungsempfindlichkeit aus. Ihre Lebensräume sind vor<br />
allem durch die Intensivierung der landwirtschaftlichen Grünlandnutzung, Grünlandumbruch, Überbauung,<br />
Abbaumaßnahmen <strong>und</strong> Erholungsnutzung gefährdet. Wiederverfüllung von NaßabbausteIlen<br />
mit nachfolgender extensiver Grünlandnutzung kann bei sorgfältiger Rekultivierungsplanung<br />
geeignete neue Lebensräume schaffen. Solche Nachfolgenutzungen sind bei Inanspruchnahme von<br />
Wiesenbrüterflächen zwingend erforderlich. Die Bereitstellung geeigneter Grünlandflächen als Ausweichlebensräume<br />
während des Abbaus ist in der Regel nur schwer möglich.<br />
Um festzustellen, wo im Untersuchungsgebiet Wiesenvögel <strong>und</strong> wiesenbrütende Vogelarten vorkommen,<br />
wurden deren Lebensräume erfaßt, um sie bei der Ausweisung von Rohstoffsicherungsflächen<br />
berücksichtigen zu können.<br />
Kartierung von Wiesenvögeln <strong>und</strong> wiesenbrütenden Vogelarten<br />
Die Kartierung wurde vom Gutachterbüro im Untersuchungsgebiet von Ende April bis Mitte Juni<br />
1995 in drei Durchgängen durchgeführt, um die vorliegenden Daten der vom Landesamt für Umweltschutz<br />
(LfU) durchgeführten Wiesenbrüterkartierung (zuletzt aus dem Jahre 1992) zu aktualisieren.<br />
In der vorliegenden Untersuchung wurden die Haupt- <strong>und</strong> Beiarten auf potentiell geeigneten<br />
Lebensräumen flächendeckend erfaßt. Daneben wurden Nahrungsgäste in Wiesenlebensräumen<br />
als F<strong>und</strong>arten aufgenommen.<br />
Die Ausdehnung des Artenspektrums auf weitere seltene oder gefährdete Wiesenvögel <strong>und</strong> Nahrungsgäste<br />
diente zur besseren Einstufung der Flächen hinsichtlich Biotopqualität, Seltenheit, Vielfalt<br />
<strong>und</strong> Gefährdung.<br />
Nicht kartiert wurden "Wiesen als Habitat oder Nahrungsbiotop nutzende häufige Arten" wie Feldlerche,<br />
Bachstelze, Star, Feldsperling, Graureiher, Mäusebussard, Turmfalke <strong>und</strong> andere oder die vor<br />
allem im Raum Bamberg im Uferbereich häufige Nachtigall.<br />
rgebnisse der Kartierung<br />
Die Kartierungsergebnisse (F<strong>und</strong>arten, -orte, Brutstatus) <strong>und</strong> die ornithologische Bewertung der<br />
untersuchten Lebensräume sind in Karte 6 dargestellt. Für die einzelnen Vogelgruppen lassen sich<br />
folgende Aussagen machen:<br />
41
Wiesenbrüter (Haupt- <strong>und</strong> Beiarten)<br />
Im Untersuchungsgebiet wurden in der amtlichen, landesweiten Kartierung 1992 keine Haupt- <strong>und</strong><br />
Beiarten mehr festgestellt (die Kartierung des LfU beschränkte sich auf ehemalige F<strong>und</strong>steIlen der<br />
Hauptarten <strong>und</strong> ausgewählte Sonderflächen für Kiebitz <strong>und</strong> Bekassine). Die Zusatzuntersuchungen<br />
von Bekassine <strong>und</strong> Kiebitz erbrachten 1992 ein Brutpaar der Bekassine bei Michelau <strong>und</strong> 30 Brutpaare<br />
des Kiebitz im Oberen Maintal.<br />
In der für das vorliegende Gutachten durchgeführten Kartierung wurden 1995 insgesamt 91 auf Wiesenflächen<br />
sicher oder wahrscheinlich brütende Vogelpaare (BP) kartiert, bei weiteren 36 Paaren<br />
wird eine Brut für möglich gehalten. Den größten Anteil dieser Brutvögel stellt der Kiebitz (40 BP).<br />
Ebenso wurden 23 Brutpaare der Schafstelze gef<strong>und</strong>en. Bei 12 bzw. 16 weiteren Paaren dieser beiden<br />
Arten wird eine Brut für möglich gehalten.<br />
Von den Wiesenbrüter-Hauptarten Großer Brachvogel <strong>und</strong> Rotschenkel konnten keine Brutnachweise<br />
erbracht werden. Sie wurden lediglich als Durchzügler bzw. Nahrungsgäste im Naturschutzgebiet<br />
bei Burgkunstadt <strong>und</strong> nahe Melkendorf beobachtet.<br />
Von den Wiesenbrüter-Beiarten wurden auf 3 Untersuchungsflächen 7 Brutpaare der Grauammer<br />
nachgewiesen, sowie 2 weitere möglicherweise brütende Tiere festgestellt. Vier weitere Exemplare<br />
wurden nur einmal Mitte Mai beobachtet <strong>und</strong> befanden sich wahrscheinlich noch auf dem Durchzug.<br />
Auf 4 Probeflächen wurden 6 brütende <strong>und</strong> 4 möglicherweise brütende Braunkehlchen-Paare festgestellt.<br />
Auch hier wurden 4 im April <strong>und</strong> 2 im Mai erfaßte Tiere in den Nachfolgedurchgängen nicht<br />
mehr bestätigt, so daß sie als Durchzügler einzustufen sind. Beide Arten sind in Bayern stark gefährdet.<br />
Die gleichfalls stark gefährdete <strong>und</strong> noch vor wenigen Jahren im Gebiet brütende Bekassine konnte<br />
nicht mehr nachgewiesen werden.<br />
Sonstige Wiesenvögel<br />
Das an kleinere Feuchtbiotope geb<strong>und</strong>ene, am Boden oder in Bodennähe brütende, stark gefährdete<br />
Blaukehlchen wurde als Brutvogel an 2 Stellen nachgewiesen. Kleinere Feuchtflächen mit Verlandungszonen<br />
(frühe Sukzessionsstadien) in Wiesen stellen für diese Art eines der letzten Refugien<br />
dar.<br />
Auf je zwei Probeflächen wurden Schwirle gef<strong>und</strong>en: 6 Brutpaare des gefährdeten Schlagschwirl<br />
<strong>und</strong> 2 Brutnachweise des Feldschwirls. Beide Arten bevorzugen Gehölzsäume oder Einzelgehölze<br />
<strong>und</strong> Buschgruppen als Elemente der natürlichen Übergangszone zwischen Wald <strong>und</strong> Offenland<br />
(speziell Wiesen <strong>und</strong> Weiden), wobei erstere Art eher feuchteliebend (auwaldartige Ufersäume) ist,<br />
zweitere auch trockenere Standorte besiedelt.<br />
Blaukehlchen <strong>und</strong> Schlagschwirl können bei geeigneten Maßnahmen (Schaffung von Ersatzbiotop<br />
Strukturen) auch vom Kiesabbau profitieren.<br />
42
Nahrungsgäste<br />
Für den vom Aussterben bedrohten Weißstorch ist in unserer Kulturlandschaft insbesondere das<br />
Vorhandensein extensiv genutzter Grünländer in Horstnähe (als Nahrungsbiotop) wichtig. Bevorzugt<br />
werden feuchte Niederungen in weiten offenen Tallagen. Weißstorchnachweise gelangen im Raum<br />
Burgkunstadt, Michelau-Markzeuln, Baunach-Rattelsdorf <strong>und</strong> südlich Forchheim. Der Rattelsdorfer<br />
Horst wurde 1994 nach 16 Jahren wieder von einem Weißstorch-Paar besetzt, das 3 Jungstörche<br />
großzog (LBV 1994). In den letzten <strong>10</strong> Jahren verwaisten die Horste in Frensdorf <strong>und</strong> Baunach<br />
(ABSP Bamberg).<br />
Als sonstige Nahrungsgäste traten Greifvögel auf. Bedeutsame Arten sind die Rohrweihe, welche<br />
insbesondere in verschilften Feuchtflächen innerhalb von Grünlandbereichen brütet, sowie der Rotmilan<br />
<strong>und</strong> der Baumfalke, die bevorzugt auf Wiesen jagen.<br />
Buschbrüter auf Grünland<br />
Die beiden wärmeliebenden Indikatorarten Neuntöter <strong>und</strong> Dorngrasmücke (beide in Bayern als gefährdet<br />
eingestuft) sind auf Grünland mit Einzelbüschen oder Buschgruppen bzw. (Nieder-)Hecken<br />
angewiesen. Auf 18 bzw. 16 Probeflächen wurden 29 bzw. 22 Brutpaare dieser Arten kartiert.<br />
Ornithologische Bewertung der Lebensraumqualität<br />
Anhand der einzelnen Vorkommenspunkte wurden Flächen abgegrenzt, die sinnvollerweise als<br />
Lebensräume der gef<strong>und</strong>enen Wiesenvögel bezeichnet <strong>und</strong> bewertet werden können.<br />
Auswertungen bezüglich der Seltenheit (Anteil der Rote-Liste-Arten), Gefährdung (Anteil gefährdeter<br />
Arten), Vielfalt (Artenzahl) <strong>und</strong> BiotopqualitäVBrutplatzeignung (Summe der Brutpaare) ermöglichten<br />
eine Einstufung der Lebensräume hinsichtlich ihrer Bedeutung <strong>und</strong> Eignung für die erfaßte Vogelfauna<br />
in fünf Stufen. Die Bewertung der Lebensräume ist in Karte 6 dargestellt, die Bewertungsstufen<br />
werden nachfolgend kurz erläutert.<br />
Bewertung "sehr hoch": Diese Flächen zeichnen sich durch einen hohen bis sehr hohen Anteil seltener<br />
<strong>und</strong> gefährdeter Arten aus <strong>und</strong> zeigen hohe Artenvielfalt <strong>und</strong> Anteil wiesenbrütender Vogelarten.<br />
Ihr Schutz bzw. Erhalt besitzt höchste Priorität, sie sind in ihrer Ausdehnung <strong>und</strong> Qualität unbedingt<br />
zu erhalten.<br />
Bewertung "hoch": Die Flächen besitzen eine mäßige oder hohe Artenvielfalt, sie zeichnen sich aber<br />
durch einen hohen Anteil an seltenen <strong>und</strong> gefährdeten Arten aus <strong>und</strong> besitzen gute Biotopqualität.<br />
Ihr Schutz bzw. Erhalt besitzt hohe Priorität, sie sind in ihrer Ausdehnung <strong>und</strong> Qualität zu erhalten.<br />
Bewertung "mittel": Diese Flächen zeichnen sich durch mäßige Artenzahl <strong>und</strong> Einzelvorkommen<br />
wenig seltener Arten aus. Sie dienen Wiesenvögeln als Ausweichflächen oder als Nahrungshabitate<br />
<strong>und</strong> können strukturell mit relativ geringem Aufwand verbessert werden (potentielle Ersatzlebens<br />
räume).<br />
43
Bewertung "gering": Diese Flächen weisen keine sicheren Brutvorkommen von Wiesenvögeln <strong>und</strong><br />
Wiesenbrütern auf <strong>und</strong> besitzen eine geringe Artenvielfalt. <strong>Teil</strong>weise beherbergen sie jedoch Brutvorkommen<br />
anderer gefährdeter Arten <strong>und</strong> können Wiesenvögeln <strong>und</strong> Wiesenbrütern bei entsprechenden<br />
Entwicklungsmaßnahmen potentiell als Lebensraum dienen.<br />
Bewertung "sehr gering": Die Flächen zeigen keine Vorkommen von Wiesenbrütern <strong>und</strong> Wiesenvögeln<br />
<strong>und</strong> können in ihrem jetzigen Zustand nicht als geeignete Lebensräume für Wiesenbrüter <strong>und</strong><br />
Wiesenvögel angesprochen werden.<br />
Landschaftsbild<br />
Erlebniswirksamkeit <strong>und</strong> Kriterien zu deren Einschätzung<br />
Das B<strong>und</strong>esnaturschutzgesetz trägt dem ästhetischen Bedürfnis des Menschen Rechnung. In §1<br />
Abs. 1 fordert es die nachhaltige Sicherung der Vielfalt, Eigenart <strong>und</strong> Schönheit von Natur <strong>und</strong> Landschaft<br />
als Lebensgr<strong>und</strong>lage des Menschen <strong>und</strong> als Voraussetzung für seine Erholung.<br />
Die sinnliche Wahrnehmung von Landschaft durch den Menschen ist durch den visuellen Sinneseindruck<br />
bestimmt. Die ästhetische Erfahrbarkeit von Landschaft wird jedoch durch geruchs- oder<br />
lärmverursachende Faktoren ganz erheblich geschmälert. Die Erlebniswirksamkeit einer Landschaft<br />
ist deshalb nicht gleichbedeutend mit dem Landschaftsbild, wobei unter Erlebniswirksamkeit das<br />
Vermögen von Landschaftsräumen, psychisch <strong>und</strong> physisch positive Wirkungen für die Rekreation<br />
des Menschen leisten zu können, verstanden wird (LANGER et al. 1990).<br />
Als Kriterien für die Beurteilung der Erlebniswirksamkeit eignen sich:<br />
Reliefdynamik: Je ausgeprägter die Bewegtheit des Geländereliefs ist, desto erlebniswirksamer<br />
wird in aller Regel eine Landschaft empf<strong>und</strong>en (allerdings besitzen auch weithin<br />
flache Landschaften ihren besonderen Erlebnisreiz).<br />
igenart:<br />
Vielfalt:<br />
Sie ergibt sich aus der längeren historischen Entwicklung <strong>und</strong> steht für den prägenden,<br />
typischen Charakter eines Landschaftsraumes. Mit Eingriffen in die Landschaft<br />
<strong>und</strong> Nutzungsänderungen sind in der Regel Eigenartverluste (z. B. Grünlandumbruch,<br />
Entstehung von Baggerseen) verb<strong>und</strong>en. Da sich das Erscheinungsbild<br />
einer Landschaft stetig wandelt, können heute erfolgte, zunächst als nachteilig<br />
empf<strong>und</strong>ene Veränderungen durchaus das Landschaftsbild von morgen prägen<br />
<strong>und</strong> dessen Eigenart ausmachen (z. B: Seenlandschaften, die sich aus ehemaligen<br />
Naßbaggerungen entwickeln).<br />
Oft steigt der ästhetische Erlebniswert einer Landschaft mit zunehmender landschaftlicher<br />
Vielfalt. Unter Vielfalt sind die Anzahl <strong>und</strong> die Häufigkeit des Wechsels<br />
einzelner Nutzungsformen <strong>und</strong> Strukturelemente zu verstehen. Damit eine hohe<br />
44
Strukturvielfalt als angenehm <strong>und</strong> bereichernd empf<strong>und</strong>en wird, muß diese strukturiert,<br />
d. h. bis zu einem bestimmten Maß geordnet sein.<br />
Besonders wichtig sind deshalb landschaftliche Leitstrukturen, die die Orientierung<br />
in der Landschaft erleichtern, Blickbezüge herstellen <strong>und</strong> räumliche Zusammenhänge<br />
ablesbar werden lassen.<br />
Naturnähe:<br />
Je höher der Anteil an naturnahen Landschaftsbestandteilen ist, desto größer wird<br />
in der Regel der Erlebniswert der Landschaft.<br />
Mit dem Erlebniswert der Landschaft eng verb<strong>und</strong>en ist die Eignung für eine landschaftsgeb<strong>und</strong>ene<br />
Erholungsnutzung. Hohe Anteile folgender Landschaftselemente haben besondere Bedeutung für<br />
die Eignung als Erholungsgebiet (LFU BADEN-WÜRTIEMBERG 1987): ausgesprochene Naturlandschaften,<br />
gemischte Feld-lWaldflur, große Waldgebiete, Fließgewässer, große Wasserflächen.<br />
KartendarsteIlung<br />
In Karte 7 werden sogenannte Landschaftsbildeinheiten dargestellt. Landschaftsbildeinheiten sind<br />
Landschaftsteilräume, die hinsichtlich ihrer visuellen Erscheinung homogene Einheiten darstellen.<br />
Sie werden durch optisch dominierende, lineare Strukturen begrenzt (Dämme, Gewässerläufe mit<br />
gewässerbegleitenden Strukturen, Hangkanten, Wald- oder Siedlungsränder usw.)<br />
Die wichtigsten Kriterien zur Typisierung der Einheiten bildeten die Lage im Tal bzw. am Talhang <strong>und</strong><br />
die überwiegende Nutzung (Grünland, Acker, Siedlung, Wald, Abbau, Gewässerflächen). Daneben<br />
wurde der Anteil an naturnahen Strukturen (Hecken, Feldgehölze, Raine, Baumreihen usw.) als weiteres<br />
Typisierungsmerkmal aufgenommen.<br />
Als wichtige landschaftsprägende Elemente <strong>und</strong> Leitstrukturen der Talaue wurden die Flußläufe im<br />
Untersuchungsgebiet hinsichtlich ihrer Naturnähe bewertet <strong>und</strong> in der KartendarsteIlung berücksichtigt.<br />
Gr<strong>und</strong>lage für die Einschätzung bildeten Luftbilder im Maßstab 1 : 15 000 aus dem Jahre<br />
1991 <strong>und</strong> die Fortführung der Biotopkartierung. Kleinere Bachläufe wurden nicht beurteilt.<br />
Als wesentliche Störfaktoren, die die Erlebniswirksamkeit der Landschaft beeinträchtigen, sind verkehrsreiche<br />
Straßen (Lärmemission), Hochspannungsleitungen <strong>und</strong> weithin sichtbare <strong>und</strong> störende<br />
Einzelelemente in Karte 7 dargestellt. Sie wurden aus topographischen Karten, Luftbildern <strong>und</strong><br />
durch Geländearbeit ermittelt.<br />
Kulturlandschaften<br />
§ 2 Abs. 13 des BNatSchG fordert den Erhalt von historischen Kulturlandschaften <strong>und</strong> -Landschaftsteilen<br />
von besonders charakteristischer Eigenart.<br />
Als Kulturlandschaften sind, im Gegensatz zu Naturlandschaften, durch menschliche Nutzung veränderte<br />
Landschaften zu verstehen, in denen bewahrende Nutzungen vorherrschen. Historische<br />
Kulturlandschaften zeichnen sich dadurch aus, daß ihre Eigenart, die durch jahrzehnte <strong>und</strong> jahrh<strong>und</strong>ertelange<br />
Nutzungsweisen entstand, bis heute erhalten blieb, bzw. bis heute in der Landschaft<br />
abzulesen ist.<br />
45
Als erhaltenswerte Kulturlandschaften <strong>und</strong> Kulturlandschaftsteile sind für das Untersuchungsgebiet<br />
folgene Landschaftsteile einzuschätzen:<br />
• unzerschnittene, unbeeinträchtigte, großflächig grünlandgenutzte Landschaftsteile mit geringem<br />
bis sehr hohem Anteil naturnaher Strukturen <strong>und</strong> naturbetonten bis naturnahen Flußabschnitten,<br />
• kleinteilige, strukturreiche, unbeeinträchtigte Ackerlandschaften, insbesondere in Hanglage,<br />
• extensiv genutzte Landschaften mit überwiegend naturnahen Strukturen,<br />
• Wälder mit hohen Laubholzanteilen <strong>und</strong> traditionellen Bewirtschaftungsweisen.<br />
Karte 7 zeigt, daß insbesondere im Oberen Maintal noch großflächige Tallandschaften vorkommen,<br />
deren ursprünglicher Charakter weitgehend erhalten blieb. Die beiden Talräume der Main-Quellflüsse<br />
(Roter <strong>und</strong> Weißer Main) <strong>und</strong> das Maintal bis Michelau weisen ein Erscheinungsbild auf, das<br />
nur mehr wenige Talräume Bayerns in dieser Durchgängigkeit besitzen. Nur an wenigen Stellen ist<br />
das Landschaftsbild beeinträchtigt <strong>und</strong> werden die Talräume durch querende Straßen durchschnitten.<br />
Dazwischen liegen großflächig überwiegend von Auwiesen geprägte Tallandschaften, in denen<br />
der Main beinahe unverkürzt mäandriert.<br />
Ab Michelau bis Zapfendorf ist ein solch ungestörtes Erscheinungsbild nicht mehr zu beobachten.<br />
Das Maintal besitzt hier zwar noch zahlreiche <strong>Teil</strong>räume, die durch Grünlandnutzung, einen naturnahen<br />
Flußverlauf <strong>und</strong> typische Auenstrukturen (Altarme, Feuchtmulden) geprägt sind, doch werden<br />
sie durch zahlreiche Siedlungen, Baggerseen oder durch großflächige Ackernutzung unterbrochen.<br />
Ab Zapfendorf treten grünlandgeprägte Landschaftsteile <strong>und</strong> naturnahe Auenlandschaften entlang<br />
des Mains stark zurück. Das Maintal bis Stettfeld ist außerhalb von Ortschaften durch seine intensive<br />
ackerbauliche Nutzung gekennzeichnet. Zahlreiche Verkehrswege <strong>und</strong> Infrastruktureinrichtungen<br />
liegen hier im Talraum. Bei Kemmern kommen noch größerflächige, attraktive Tallandschaften<br />
vor. Bei Bischberg, Viereth <strong>und</strong> Stettfeld liegen noch kleinflächige, naturnahe Kulturlandschaftsteile<br />
in unmittelbarer Mainnähe.<br />
Als landschaftliche Besonderheit tritt das Itztal <strong>und</strong> der Itzgr<strong>und</strong> mit Baunachmündung hervor: Der<br />
kleine Talraum wird fast ausschließlich als Grünland genutzt <strong>und</strong> von der stark mäandrierenden Itz<br />
mit flußbegleitenden Gehölzsäumen <strong>und</strong> zahlreichen Gräben durchzogen. Dieser durch Infrastruktureinrichtungen<br />
beinahe unbeeinträchtigte Raum mit ehemaligen <strong>und</strong> noch teilweise genutzten<br />
,Wässerwiesen' stellt sicherlich eine der hochwertigsten Kulturlandschaften im gesamten Untersuchungsgebiet<br />
dar.<br />
Das Regnitztal schließlich ist in seinem ursprünglichen, landschaftlichen Erscheinungsbild am stärksten<br />
beeinträchtigt. Durch zahlreiche Siedlungen, Gewerbegebiete außerhalb geschlossener Ortschaften,<br />
Verkehrsinfrastruktur <strong>und</strong> intensive ackerbauliche Nutzung wird der Talraum der Regnitz<br />
kaum mehr als solcher wahrgenommen. Höherwertige Landschaftsteile sind fast nur noch ausschließlich<br />
in unmittelbarer Flußnähe erhalten. Von diesen flußnahen Bereichen sind folgende als besondere<br />
Kulturlandschaftsteile hervorzuheben: Wiesenttal südlich von Forchheim, Regnitztal östlich<br />
von Burk (südlich von Forchheim) sowie südöstlich von Hausen ("Sandwiesen"), Regnitztal im<br />
Bereich der "Büg", westlich einmündende Nebentäler von Aisch, Rauher <strong>und</strong> Reicher Ebrach <strong>und</strong><br />
die außergewöhnlich strukturreichen Vorterrassen der Regnitz zwischen Neuses <strong>und</strong> Pettstadt mit<br />
Sandmagerrasen-Vorkommen.<br />
46
Nutzunge<br />
Geschichtliche Entwicklung der Landnutzungen<br />
Für einen geschichtlichen Vergleich stehen historische topographische Karten aus der Zeit von 1841<br />
bis 1867 <strong>und</strong> die Erhebungskarten der Agrarleitplanung aus den Jahren 1974-78 zur Verfügung. Sie<br />
zeigen, daß die Landnutzungen in den letzten <strong>10</strong>0 Jahren einem starken Wandel unterworfen waren<br />
<strong>und</strong> weiterhin sind.<br />
Noch Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts lagen kleinflächige Siedlungen am Rand der Flußtäler von Main<br />
<strong>und</strong> Regnitz. Grünlandnutzung in den Überschwemmungsbereichen des jüngsten Talbodens <strong>und</strong><br />
frei mäandrierende Flußläufe beherrschten das Landschaftsbild. Die Waldvorkommen gingen damals<br />
kaum über die heutigen Waldbestände hinaus. Große Stillgewässer kamen im Talraum nicht<br />
vor. Als jüngsten, technischen <strong>und</strong> landschaftsverändernden Eingriff zeigen die historischen Karten<br />
den Verlauf des damals neuen Ludwig-Kanals. Dieser Zustand dürfte bis zum Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
angehalten haben.<br />
Ab dem Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts erfolgten umfangreichere, wasserbauliche Eingriffe, in deren<br />
Zuge eine Ausdehnung der Siedlungs- <strong>und</strong> ackerbaulichen Flächen im Talraum erfolgen konnte.<br />
Die bedeutendsten Veränderungen im Untersuchungsgebiet fallen aber in die letzten 30-40 Jahre:<br />
So wurden die Siedlungsflächen wesentlich auf die Talaue ausgedehnt, durch den Kiesabbau entstanden<br />
zahlreiche Baggerseen, der Bau des Main-Donau-Kanals <strong>und</strong> des Franken-Schnellwegs<br />
veränderten das Regnitz-Tal entscheidend <strong>und</strong> schufen beste Standortbedingungen für neue<br />
Gewerbe- <strong>und</strong> Industriegebiete.<br />
Ein Vergleich mit den ca. 17 Jahre alten Daten aus den Erhebungskarten der Agrarleitplanung zeigt,<br />
daß im Untersuchungsgebiet die Waldfläche um ca. 60 ha abgenommen, Siedlungsflächen um<br />
ca. 250 ha <strong>und</strong> Wasserflächen um ca. 500 ha zugenommen haben.<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Die aktuelle Flächennutzung wurde durch Auswertung von Luftbildern (Maßstab<br />
1 : 15 000) aus dem Jahre 1991 erfaßt. Für die Naßabbauflächen wurden die Auswertungsergebnisse<br />
im Frühjahr 1995 im Gelände überprüft <strong>und</strong> durch Befragung der Abbauunternehmer aktualisiert.<br />
Die flächigen Nutzungen (landwirtschaftliche Nutzung, Wald, extensive Nutzung, Abbauflächen, Gewässer,<br />
Sonderstandorte, Siedlung) sind in Karte 5 dargestellt.<br />
Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft<br />
Die Landwirtschaft beansprucht mit 15313 ha (61,5%) die größten Flächenanteile im Untersuchungsgebiet.<br />
Die überwiegend ackerbaulich genutzten Bereiche nehmen <strong>10</strong>871 ha (43,7% der<br />
Fläche des Untersuchungsgebietes), die überwiegend als Grünland genutzten Bereiche 4442 ha<br />
(17,8%) ein.<br />
47
In den Talräumen von Main <strong>und</strong> Regnitz liegen in weiten Bereichen Boden- <strong>und</strong> Klimaverhältnisse<br />
vor, die günstige Voraussetzungen für die Landwirtschaft bieten. Im Agrarleitplan Oberfranken werden<br />
mehr als 8000 ha der landwirtschaftlichen Nutzflächen im Untersuchungsgebiet als Standorte<br />
mit günstigen Erzeugungsbedingungen bewertet.<br />
Grünland konzentriert sich hauptsächlich auf die Überschwemmungsbereiche der Flüsse, die<br />
wegen Hochwassergefahr eigentlich nicht ackerfähig sind. Die höchsten Grünlandanteile sind im<br />
Oberen Maintal zwischen Kulmbach <strong>und</strong> Staffelstein, im Itztal <strong>und</strong> im Wiesenttal zu finden. Entlang<br />
der Regnitz beschränkt sich die Grünlandnutzung auf den unmittelbaren Überschwemmungsbereich.<br />
Größere, zusammenhängende Grünlandbereiche gibt es hier kaum noch.<br />
Allgemein geht die Entwicklung von der Grünlandnutzung zur Ackernutzung, sofern der Boden umbruchfähig<br />
ist (ABSP Bamberg, 1992). Auch auf Grünlandstandorten nach Agrarleitplan wird häufig<br />
Ackerbau betrieben. Die Hauptkulturen im Maintal sind Getreide, Ölfrüchte, Silomais <strong>und</strong> Feldfutter.<br />
Im Bamberger Raum wird ein großer <strong>Teil</strong> der Ackerstandorte mit sehr günstigen Erzeugungsbedingungen<br />
für intensiven Gemüseanbau genutzt. Im Regnitztal wird ebenfalls intensive Landwirtschaft<br />
mit vielen Sonderkulturen betrieben. Der Obstanbau, insbesondere der Kirschenanbau, ist dort an<br />
Hängen stark vertreten. Aufgr<strong>und</strong> der vorhandenen Agrarstruktur <strong>und</strong> der guten räumlichen Zuordnung<br />
zu den Absatzmärkten im Verdichtungsraum Bamberg <strong>und</strong> der Industrieregion Mittelfranken<br />
kommt dem Anbau der Sonderkulturen besondere Bedeutung zu.<br />
Der überwiegende <strong>Teil</strong> des Maintals ist potentiell reines Laubwaldgebiet (vgl. Abbildung 3). Die vorhandenen<br />
Wälder sind jedoch durch die forstwirtschaftliche Nutzung verändert <strong>und</strong> zum <strong>Teil</strong> standortfremd<br />
bestockt (ABSP Bamberg, 1992). Auf den Flug- <strong>und</strong> Terrassensanden des Regnitztales ist<br />
die Kiefer von Natur aus am Waldbild beteiligt.<br />
Naturnahe Auwälder wurden durch Gewässerregulierung <strong>und</strong> nachfolgende Nutzung <strong>und</strong> Erschließung<br />
der Tallagen fast völlig verdrängt. Größere Waldbestände sind im Untersuchungsgebiet<br />
nur östlich von Kemmern (Hängig), südöstlich von Bamberg (Hauptsmoorwald) <strong>und</strong> zwischen<br />
Strullendorf <strong>und</strong> Hirschaid (Hirschaider Büsche) zu finden. Ansonsten sind Gehölzvorkommen auf<br />
kleinflächige Auwaldreste, Feldholzinseln, Obstanlagen <strong>und</strong> gewässerbegleitende Gehölzsäume<br />
beschränkt.<br />
Nach den Waldfunktionsplänen für die Regionen Oberfranken-Ost <strong>und</strong> Oberfranken-West (OBER<br />
FORSTDIREKTION Bayreuth, 1992) kommen fast 90% der Wälder in den waldarmen Tälern von<br />
Main <strong>und</strong> Regnitz wichtige Funktionen zu (vgl. Abschnitt "Waldfunktionsplanung").<br />
Siedlung, Verkehr, Ver- <strong>und</strong> Entsorgung<br />
Die Täler von Main <strong>und</strong> Regnitz werden durch Siedlungen <strong>und</strong> Verkehrswege stark beansprucht. Sie<br />
sind gekennzeichnet durch eine Vielzahl kleinerer Ortschaften <strong>und</strong> die Städte Bamberg, Forchheim<br />
<strong>und</strong> Lichtenfels, die weite Bereiche des Regnitz- <strong>und</strong> Maintals komplett ausfüllen.<br />
48
Insgesamt nehmen die Siedlungen im Untersuchungsgebiet 5328 ha <strong>und</strong> damit 21,4% (Bayern:<br />
4,3%) der Gesamtfläche ein. Sonderstandorte (Campingplätze, Verkehrsflächen, Baumschulen<br />
usw.) beanspruchen 73 ha (0,3% der Gesamtfläche).<br />
Bahnlinie <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esstraßen (8 85, B 289, B 173, B 4, B 279) durchziehen das Obere Maintal. Westlich<br />
von Bamberg verläuft neben der Bahnlinie <strong>und</strong> der 826 die Maintalautobahn (A 70) im unmittelbaren<br />
Talraum. Der Main selbst ist in diesem Abschnitt als Wasserstraße ausgebaut. Das Regnitztal<br />
wird von einer Vielzahl oft parallel verlaufender Verkehrsadern u. a. A 73, B 505, B 22, B 470, Eisenbahnlinie<br />
<strong>und</strong> den Rhein-Main-Donau-Kanal durchzogen. Allein die Verkehrsflächen von Bahnlinien,<br />
B<strong>und</strong>esautobahn, B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Staatsstraßen beanspruchen im Untersuchungsgebiet geschätzte<br />
600 ha (2,4%). Durch Neuplanungen werden in naher Zukunft weitere 25 ha für Verkehrswege in Anspruch<br />
genommen.<br />
Die bestehenden Siedlungs- <strong>und</strong> Infrastruktureinrichtungen sind in Karte 11 mit dargestellt.<br />
Rohstoffgewinnung<br />
Die Fördermenge von Sand <strong>und</strong> Kies in Bayern beträgt je Jahr durchschnittlich 85 Mio. t. Dies entspricht<br />
einem Verbrauch von 8 t je Einwohner <strong>und</strong> Jahr <strong>und</strong> einer Jahresabbaufläche von 600 ha.<br />
Durch Naßabbau entstehen in Bayern jährlich ca. 200 ha neue, bleibende Gewässerflächen.<br />
Der Sand- <strong>und</strong> Kiesabbau findet sich vielfach in den Talräumen, die von jeher Siedlungsschwerpunkte<br />
<strong>und</strong> wichtige Verkehrsachsen tragen <strong>und</strong> in aller Regel intensiv landwirtschaftlich genutzt<br />
werden. Durch den nicht unerheblichen Flächenbedarf steht der Abbau von Sand <strong>und</strong> Kies in Konkurrenz<br />
mit den anderen genannten flächenbeanspruchenden Nutzungen.<br />
Eine wichtige Frage stellt deshalb die Abschätzung des jährlichen <strong>und</strong> zukünftigen Flächenbedarfs<br />
im Untersuchungsgebiet für die Gewinnung von Sand <strong>und</strong> Kies dar.<br />
Nach Angaben des Bayerischen <strong>Industrieverband</strong>es <strong>Steine</strong> <strong>und</strong> Erden fördern die im Untersuchungsgebiet<br />
ansässigen 24 Abbaufirmen jährlich ca. 4,4 Mio. t Sand <strong>und</strong> Kies. Pro Jahr werden<br />
ca. 54 ha Fläche abgebaut, davon der überwiegende Anteil (ca. 80%) im Naßabbau. Zwischen 15<br />
<strong>und</strong> 30% der Naßabbauflächen werden wiederverfüllt, so daß jährlich zwischen 30 <strong>und</strong> 35 ha<br />
(durchschnittliche jährliche Zunahme der Oberflächengewässer durch Sand <strong>und</strong> Kiesabbau in den<br />
Jahren 1991-1995: 34 ha) Wasserfläche im Untersuchungsgebiet neu entstehen. Die Baggerseen<br />
nehmen zur Zeit eine Gesamtfläche von 1172 ha (4,7% des Untersuchungsgebietes) ein. An aktuellen<br />
Abbauflächen bestanden zum Untersuchungszeitpunkt 217 ha (0,9%).<br />
49
abelle 7:<br />
aten zur Kiesgewinnung im bayerischen Vergleich<br />
Untersuchungsgebiet Main-/<br />
Regnitztal (Anteil von Bayern)<br />
Bayern<br />
Fördermenge 4,4 Mio (5,2%) 85 Mio. t/a<br />
Flächenbedarf 54 ha/a (9,0%) 600 ha/a<br />
Durch Naßabbau entstehende 34 hala (17%) 200 ha/a<br />
Gewässerflächen (1991-1995)<br />
Tabelle 7 zeigt, daß der Anteil des Flächenverbrauchs mit 9% des bayerischen Durchschnitts im<br />
Vergleich zur Fördermenge (5,2%) höher liegt. Dieser überproportional hohe Flächenanspruch für<br />
Kies- <strong>und</strong> Sandabbau im Untersuchungsgebiet ist im wesentlichen eine Folge der geringen Lagerstättenmächtigkei<br />
en. Insbesondere das Obere Maintal weist Abbautiefen von nur 3 bis 8 m auf, im<br />
Regnitztal werden ca. 7 bis 16 m erreicht (vgl. auch Karte 8). Für eine Fördermenge von <strong>10</strong>0 000 t<br />
werden deshalb be,'spielsweise bei einer Lagerstättenmächtigkeit von <strong>10</strong>m ca. 5500 m 2 (0,5 ha) abgebaut;<br />
bei einer Abbautiefe von 4 m bereits 14 000 m 2 (1,4 ha). Die Sand- <strong>und</strong> Kiesindustrie hat<br />
längst erkannt, daß Sand <strong>und</strong> Kies nicht beliebig verwendbar sind. Es wird daher bereits jetzt Sand<br />
<strong>und</strong> Kies nur für hochwertige Baustoffe abgegeben <strong>und</strong> nicht für Auffüllungen, Straßenunterbau,<br />
Lärmschutzwälle etc.<br />
In den Jahren 1990-1992 war eine Steigerung der Abbaumenge zu verzeichnen. Durch die Wieder<br />
vereinigung stieg die Nachfrage stark an. Diese Tendenz ist jedoch wieder rückläufig, da in den<br />
neuen B<strong>und</strong>esländern eigene Vorkommen zunehmend erschlossen wurden <strong>und</strong> der weite Transport<br />
nicht lohnt.<br />
Die Nachfrage hängt deshalb heute wieder verstärkt vom regionalen Bedarf ab. Durch geplante Verkehrsbaumaßnahmen<br />
im Untersuchungsgebiet <strong>und</strong> dessen Umfeld (Fortführung Frankenschnellweg<br />
nach Coburg, Ausbau B 173 Richtung Kulmbach, ICE-Trasse Nürnberg-Erfurt) ist allerdings<br />
nicht von einem allzu großen Rückgang der Fördermenge auszugehen.<br />
Die bauwürdigen Sand- <strong>und</strong> Kieslagerstätten des Main- <strong>und</strong> Regnitztales sind im wesentlichen auf<br />
das Alluvium sowie auf die Vor- <strong>und</strong> die Niederterrassen von Main <strong>und</strong> Regnitz beschränkt. Vereinzelt<br />
gibt es auch bauwürdige Vorkommen auf den Mittelterrassen, die im Trockenabbau gewonnen<br />
werden. Durch Erk<strong>und</strong>ungsbohrungen des Bayerischen Geologischen Landesamtes in den Nebentälern<br />
der Regnitz <strong>und</strong> auf der Hochterrasse des Mains wurden kaum neue bauwürdige Lagerstätten<br />
von Sand <strong>und</strong> Kies ausgemacht. Die Kiesprospektion, die für das Obere Maintal vom Bayerischen<br />
Geologischen Landesamt im Jahr 1994 durchgeführt wurde, traf nur östlich von Breitengüßbach<br />
quartäre Sande <strong>und</strong> Kiese in der oberen Mittelterrasse bis in eine Tiefe von 13 m über Gr<strong>und</strong>was-<br />
50
serniveau <strong>und</strong> nordöstlich von Staffelstein in der unteren Mittelterrasse bis in eine Tiefe von 23 m,<br />
davon 16 m über dem Gr<strong>und</strong>wasserspiegel. Die fündigen Bohrstandorte sind in Karte 8 dargestellt.<br />
Es ist noch zu überprüfen, inwieweit die fündigen Standorte aufgr<strong>und</strong> ihrer ortsnahen Lage bzw. am<br />
Fuße des Wallfahrtsortes Vierzehnheiligen abbaubar sind.<br />
Der alternative Einsatz von Ersatzstoffen wird von mehreren Kiesabbau-Unternehmen bereits gesucht.<br />
So sind im Untersuchungsgebiet bereits mehrere Baustoff-Recyclinganlagen zu finden.<br />
Kalkschotter wird zusätzlich als Betonzuschlagsstoff eingesetzt. Allerdings ist der Einsatz von Ersatzstoffen<br />
für hochwertige Betone begrenzt.<br />
Für die Gewinnung von Sand <strong>und</strong> Kies aus den Lagerstätten des Main- <strong>und</strong> Regnitz-Talraumes ergeben<br />
sich daher nur wenige Alternativen: So bestehen Abbauinteressen in den Tälern der Aisch<br />
<strong>und</strong> der Rauhen Ebrach. Eine Anlieferung von Sand <strong>und</strong> Kies aus anderen Regionen über den Main<br />
Donau-Kanal erfolgt bislang nicht.<br />
Wasserwirtschaft<br />
Trinkwasserversorgung<br />
Sowohl im Maintal als auch im Regnitztal bestehen zahlreiche örtliche Trinkwassergewinnungsanlagen.<br />
Bestehende <strong>und</strong> geplante Wasserschutzgebiete sowie Gr<strong>und</strong>wassererk<strong>und</strong>ungsgebiete<br />
sind in Karte <strong>10</strong> dargestellt. Da das örtliche Dargebot zur Wasserversorgung im Oberen Maintal nicht<br />
ausreicht, sichert die Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO) die Wasserversorgung zahlreicher<br />
im Untersuchungsgebiet liegender Gemeinden. Ungenutzte, überörtlich bedeutsame Gr<strong>und</strong>wasservorkommen<br />
mit Trinkwasserqualität stehen in Oberfranken - <strong>und</strong> damit im Untersuchungsgebiet <br />
nach Aussage des Wasserwirtschaftlichen Rahmenplanes Main (StMLU 1994a) nicht zur Verfügung.<br />
Allenfalls sind kleinere Vorkommen für die Erweiterung örtlicher Anlagen noch verfügbar.<br />
Hochwasserschutz<br />
Die amtlich festgesetzten Überschwemmungsgebietsgrenzen von Main <strong>und</strong> Regnitz sind aus Karte<br />
12 zu ersehen.<br />
Mögliche Hochwasserspeicherräume im Maintal sind begrenzt. Im wasserwirtschaftlichen Rahmenplan<br />
für den Main (StMLU 1994a) ist erwähnt, daß die Hochwasserabflüsse durch mehrere TaIspeicher<br />
im Obermaingebiet (unter Einschluß der Täler von Rotem <strong>und</strong> Weißem Main) gepuffert werden<br />
könnten. Dadurch würden sich extreme Hochwasserabflüsse bei Schwürbitz um ca. 1/4 <strong>und</strong> bei Bamberg<br />
um ca. <strong>10</strong>-15% vermindern lassen.<br />
Eine wichtige Rolle bei diesen Überlegungen spielt hierbei der Speicherraum bei Mainleus unterhalb<br />
des Zusammenflusses von Rotem <strong>und</strong> Weißem Main. Ein Speicherbau ist aufgr<strong>und</strong> der als gering<br />
eingeschätzten, dämpfenden Wirkungen auf Hochwasser des Mittelmains bisher nicht vorgesehen.<br />
Der Bau von Talsperren hat allerdings auch erhebliche Auswirkungen auf die Ökologie der Talräume:<br />
Daher muß hier sehr kritisch <strong>und</strong> sorgfältig zwischen erzielbarer Hochwasserschutzwirkung <strong>und</strong><br />
51
eventuellen ökologischen Nachteilen an anderer Stelle abgewogen werden. Der potentiell vorhandene<br />
Speicherraum sollte aber nicht durch Eingriffe nachhaltig vermindert werden.<br />
Eine wichtige Hochwasserspeicherfunktion üben die vorhandenen Baggerseen aus. Da mit wenigen<br />
Ausnahmen fast alle Kiesbaggerungen im Überschwemmungsbereich liegen, errechnet sich überschlägig<br />
aus einer Wasserfläche von ca. <strong>10</strong>00 ha <strong>und</strong> einem durchschnittlichen Flurabstand von<br />
1,5-3 m, ein zusätzlicher Hochwasserspeicherraum von 15-30 Mio. m 3 - je nach aktuellem Gr<strong>und</strong>wasserstand<br />
- während des Hochwasserereignisses. Durch den weiter fortschreitenden Kiesabbau<br />
wird der vorhandene Speicherraum weiter vergrößert, wenn keine gleichzeitigen Hochwasserfreilegungen<br />
erfolgen.<br />
Ge<br />
ässerpflege<br />
Im Rahmen des Wasserwirtschaftlichen Rahmenplans Main (StMLU 1994a) wurde eine landschaftsökologische<br />
Zustandserfassung <strong>und</strong> Gütebewertung von Auen, Fließgewässern <strong>und</strong> Einzugsgebieten<br />
vorgenommen. Die Bewertung umfaßt nicht das Einzugsgebiet der Regnitz, so daß<br />
hier nur kurz die Ergebnisse für das Maintal vorgestellt werden können.<br />
Für den gesamten Abschnitt des Oberen Mains von Kulmbach bis Bamberg <strong>und</strong> für den Abschnitt<br />
des Mittleren Mains bis Stettfeld wird ein durchschnittlicher Gesamtgütewert der Auen angegeben.<br />
Als Einzelkriterien gingen in die Bewertung ein: der Anteil extensiver Landnutzungen, das Vorhandensein<br />
auetypischer, naturnaher Strukturen, die Integration von Abbauflächen in die Landschaft,<br />
die Funktionsfähigkeit der Aue als Retentionsraum <strong>und</strong> die Pufferfunktion der angrenzenden Bereiche<br />
(Talhänge).<br />
Ebenso durchschnittlich wurde der Gesamtgütewert der Fließgewässer beurteilt. Nur ab Bamberg<br />
mainabwärts ist der Gesamtgütewert der Fließgewässer gering beurteilt. Als Einzelkriterien sind die<br />
Erhaltung des Fließcharakters, die Naturbelassenheit des Gewässerlaufs, die Pufferwirkung des<br />
Ufersaums, die Gewässergüte <strong>und</strong> die Lebensraumbeurteilung des Gewässers genannt.<br />
Maßnahmen zur Gewässerrenaturierung <strong>und</strong> Erhöhung der Laufstrecken werden durch die Wasserwirtschaftsverwaltung<br />
sowohl am Oberen Main <strong>und</strong> seinen Nebenflüssen als auch an der Regnitz<br />
durchgeführt. Für diese Maßnahmen wird auch die Abbautätigkeit in flußnahen Talbereichen<br />
genutzt. So erfolgen z. B. bei Redwitz Renaturierungsmaßnahmen im Bereich eines ehemaligen Altarms<br />
der Rodach in Zusammenarbeit mit der Abbautätigkeit. Südlich von Ebensfeld bei Unterbrunn<br />
ist im Bereich eines zukünftigen Abbaugebietes eine Mainverlegung geplant. An der Regnitz erfolgen<br />
im Bereich der Aischmündung Renaturierungsmaßnahmen <strong>und</strong> die Schaffung von Ausuferungsbereichen<br />
an geeigneten, benachbarten Baggerseen.<br />
Freizeit <strong>und</strong> Erholung<br />
Zur Beurteilung der Freizeit- <strong>und</strong> Erholungsnutzung der Baggerseen im Main- <strong>und</strong> Regnitztal erfolgten<br />
1995 zwei Besichtigungen. Eine erfolgte im Mai, die andere an sonnigen, warmen (Badewetter)<br />
Wochenendtagen Ende Juli <strong>und</strong> im August. Eine weitere wichtige Gr<strong>und</strong>lage zur Beurteilung der<br />
52
Freizeit <strong>und</strong> Erholungsnutzung stellte die Untersuchung des Lehrstuhls für Wirtschaftsgeographie<br />
<strong>und</strong> Regionalplanung der Universität Bayreuth dar, die 1988 zu den Seen des Oberen Maintals erfolgte<br />
(MAlER, J., MÜLLER, S., EICKE, L., 1990).<br />
Berücksichtigung fanden ausschließlich Seen mit einer Mindestgröße von 1 ha, da ab dieser Größe<br />
ein Erholungswert erwartet werden kann.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der gewonnenen Erkenntnisse konnten die Seen bezüglich ihrer Erhorungsnutzung zu den<br />
nachfolgend beschriebenen Typen zusammengefaßt werden:<br />
Gewässer mit extensiver Erholungsnutzung<br />
Diese Gewässer zeichnen sich durch eine sehr geringe Zahl (weniger als <strong>10</strong>) beobachteter Erholungssuchender<br />
aus. In der Regel handelt es sich um wenig frequentierte ischgewässer oder<br />
Baggerseen mit der Folgefunktion Naturschutz. Die Ufer sind durch Aufwuchs schlecht zugänglich.<br />
Das Gewässer eignet sich deshalb kaum für eine Badenutzung.<br />
Gewässer mit ausschließlicher Nutzung durch Angler<br />
Diese Gewässer zeichnen sich durch eine intensive, alleinige Nutzung durch Angler aus. Sie sind<br />
häufig mit (allerdings rechtsunwirksamen) Badeverboten belegt <strong>und</strong> dienen den fischereilichen <strong>und</strong><br />
sonstigen Erholungsaktivitäten (Baden, Grillen, Spielen) der Angelvereinsmitglieder <strong>und</strong> deren Familienangehörigen.<br />
Andere Erholungssuchende werden in der Regel nicht geduldet. Häufig werden an<br />
den Wochenenden kleine Zeltstädte errichtet oder es sind dauerhafte Einrichtungen (Angelhütte,<br />
Campingwägen, kleingartenähnliche Anlagen) etabliert. An größeren Seen finden sich häufig Bootsstege<br />
für die Angelboote.<br />
Kleinere Erholungsseen « 20 ha) mit ungeordneter, intensiver Erholungsnutzung<br />
Diese Gewässer werden von Erholungssuchenden zu Badezwecken, zum Sonnen <strong>und</strong> Grillen gern<br />
aufgesucht (Zahl der Erholungssuchenden bis wenige h<strong>und</strong>ert). Sie besitzen eine Größe von wenigen<br />
bis ca. 20 ha <strong>und</strong> dienen in der Regel auch als Fischgewässer. Die Erholungsnutzung findet ungeordnet,<br />
d. h. ohne deutliche Funktionstrennung <strong>und</strong> ohne angelegte Erholungsinfrastruktur (z. B.<br />
Liegewiesen, Parkplätze, Grillplätze) statt. Oft können an diesen Seen problematische Nutzungen<br />
(wildes Campen, Feiern) beobachtet werden, als deren Begleiterscheinungen Müllablagerungen,<br />
Feuerstellen, Lärmen <strong>und</strong> Parken von Autos direkt am Ufer aufzuführen sind.<br />
Größere Erholungsseen mit ungeordneter, intensiver Erholungsnutzung<br />
Diese Gewässer werden ähnlich wie der voranstehende Typ (einschließlich Angeln) genutzt. Durch<br />
ihre Größe (> 20 ha) eignen sie sich aber noch zusätzlich für Wassersportaktivitäten, so daß sie insbesondere<br />
auch von Surfern genutzt werden. Die Zahl der Erholungssuchenden kann an schönen<br />
Wochenenden mehrere h<strong>und</strong>ert Personen umfassen. Eine spezielle Infrastruktur für die Erholungssuchenden<br />
ist nicht vorhanden. Zu den voranstehend problematischen Nutzungen kommen Ge-<br />
53
fährdungen von Badenden durch Surfer hinzu.<br />
Erholungsseen mit geordneter, intensivster Erholungsnutzung<br />
Diese Seen sind für Erholungssuchende eingerichtet. Sie besitzen Infrastruktureinrichtungen wie:<br />
Liegewiesen, Spielplätze, Toiletten, Flachufer, Parkplätze, Kiosk usw. <strong>und</strong> werden an Wochenenden<br />
stark frequentiert (bis über tausend Erholungssuchende). Sie bilden die Erholungsschwerpunkte unter<br />
den Seen des Main- <strong>und</strong> Regnitztales <strong>und</strong> werden intensivst genutzt. Wildwüchsen (Parken am<br />
Ufer, Müllablagerungen, wilde Feuerstellen) wird meist durch Verbote vorgebeugt <strong>und</strong> Müllablagerungen<br />
werden durch den Betreiber beseitigt.<br />
Die Seen <strong>und</strong> ihre Erholungsnutzung sind in Karte 7 dargestellt. Die Wasserflächen stellen vor allem<br />
im Sommer attraktive Ziele für Erholungssuchende dar. Fast alle größeren Seen (>1 ha) werden für<br />
Erholungszwecke genutzt. Eine fischereiliche Nutzung ist nur an wenigen Seen des Untersuchungsgebietes<br />
nicht gestattet oder jahreszeitlich eingeschränkt.<br />
Im Oberen Maintal liegen einige Seen, die ausschließlich für Bade- <strong>und</strong> Wassersportnutzungen<br />
rekultiviert wurden. Im Regnitztal <strong>und</strong> im mittleren Maintal ab Bamberg gibt es derartige Seen mit<br />
attraktiver Erholungsinfrastruktur (Liegewiesen, Parkplätze, Toiletten, Spielwiesen, Grillplätze usw.)<br />
nicht. Die Folge ist, daß im mittleren Maintal (ab Bamberg) <strong>und</strong> im Regnitztal an fast allen Seen im<br />
Sommer stattliche Besucherzahlen zu beobachten sind, ohne daß erforderliche Erholungseinrichtungen<br />
vorhanden wären. Hieraus ergeben sich eine Reihe von Problemen: direkte Störung empfindlicher<br />
Tierarten, Verunreinigungen der Uferzonen durch Müllablagerungen, Befahrung von Uferbereichen<br />
mit Kraftfahrzeugen, wildes Parken <strong>und</strong> wildes Campen.<br />
Im Oberen Maintal erfolgt eine Konzentration der Erholungssuchenden auf die angelegten<br />
Erholungsseen <strong>und</strong> deren Umgebung, während andere Gewässer nur von einer geringen Zahl<br />
Erholungssuchender genutzt werden. Ein solcher "Entlastungseffekt" wäre insbesondere für naturschutzfachlich<br />
besonders störungsempfindliche Seen auch im mittleren Maintal <strong>und</strong> im Regnitztal<br />
wünschenswert.<br />
54
Planungsvorgaben <strong>und</strong> Zielsetzungen<br />
Landesentwicklungsprogramm Bayern<br />
Das Landesentwicklungsprogramm vom 1. März 1994 nennt Ziele, die im Bezug auf die Gewinnung<br />
von Bodenschätzen von besonderer Bedeutung sind.<br />
In den fachlichen Zielen zur gewerblichen Wirtschaft (AI) fordert das LEP im Absct.1ni<br />
Bodenschätze:<br />
"Die Nutzung der Bodenschätze soll zur Sicherung der Rohstoffversorgung gewährleistet wer:def7l .. Die Aufsuchung der<br />
Lagerstätten soll, soweit erforderlich, gefördert, auf ihre Erschließung soll hingewirkt <strong>und</strong> die Gewinnu 9 der Bodenschätze<br />
soll ermöglicht werden. Auf einen sparsamen Verbrauch von Flächen <strong>und</strong> Bodenschätzen soll hingewirkt werden."<br />
(BIV 1.1)<br />
"Zur Sicherung der Rohstoffversorgung <strong>und</strong> zur Ordnung der Rohstoffgewinnung sollen in den RegionalplärrrEm, Vorrang<strong>und</strong><br />
Vorbehaltsgebiete für die Gewinnung von Bodenschätzen zur Deckung des regionalen <strong>und</strong> überregionalen Bedarfs<br />
ausgewiesen werden." (BIV 1.1.1)<br />
"Bei der Ausweisung von Vorrang- <strong>und</strong> Vorbehaltsgebieten, insbesondere bei der Bereitstellung von Gr<strong>und</strong>baustoffen für<br />
die Bauwirtschaft, sollen vor allem die besonderen Anforderungen<br />
- an die Verkehrsinfrastruktur, vor allem der Gesichtspunkt kurzer Wege<br />
- an den Gr<strong>und</strong>wasserschutz<br />
- an eine geordnete Siedlungsentwicklung<br />
- an den Schutz ökologisch besonders empfindlicher Landschafträume<br />
berücksichtigt werden." (BIV 1.1.2)<br />
"Die Abbaugebiete sollen entsprechend einer vorausschauenden Gesamtplanung, soweit möglich Zug um Zug mit dem<br />
Abbaufortschritt, einer Folgefunktion zugeführt werden. Für die Vorranggebiete sollen in den Regionalplänen Aussagen zur<br />
Nachfolgefunktion getroffen werden. Die abgebauten Flächen sollen nach Möglichkeit wieder in land- <strong>und</strong> forstwirtschaftliehe<br />
Nutzflächen zurückgeführt werden.<br />
Es soll darauf hingewirkt werden, daß nach Beendigung des Abbaus möglichst eine Bereicherung des Landschaftsbildes<br />
erreicht wird <strong>und</strong> neue Lebensräume für Pflanzen <strong>und</strong> Tiere geschaffen werden. Geeignete Abbauflächen sollen für die Ergänzung<br />
von Biotopverb<strong>und</strong>systemen zur Verfügung gestellt werden." (BIV 1.1.3)<br />
Regionalplanung<br />
Die Regionalpläne der Planungsregionen Oberfranken-West <strong>und</strong> Oberfranken-Ost nennen folgende<br />
überfachliche Ziele, die im Bezug auf die Gewinnung von Bodenschätzen von besonderer Bedeutung<br />
sind:<br />
So:<br />
• sollen landwirtschaftlich gut geeignete Böden im Main- <strong>und</strong> Regnitztal nur im unbedingt erforderlichen<br />
Mindestumfang anderweitig genutzt werden (All, 1.1.3, RP Oberfranken-West),<br />
• sollen großflächige, bisher nicht oder nur gering beeinträchtigte Landschaftsbereiche erhalten<br />
werden <strong>und</strong> vorhandene Beeinträchtigungen vorrangig in den schonungsbedürftigen Landschaften<br />
des Main- <strong>und</strong> des Regnitztales <strong>und</strong> der südlichen Fränkischen Schweiz sowie des Verdichtungsraums<br />
Bamberg <strong>und</strong> der Mittelbereiche Kronach <strong>und</strong> Forchheim behoben werden (AII,2.2,<br />
RP Oberfranken-West),<br />
55
• soll im Oberen Maintal <strong>und</strong> Coburger Land sowie im Main- <strong>und</strong> Regnitztal auf eine Bereicherung<br />
durch ökologisch bedeutende Landschaftsbestandteile hingewirkt werden.<br />
Die fachlichen Ziele der beiden Regionalpläne zu den einzelnen Nutzungen <strong>und</strong> zu Natur <strong>und</strong> Landschaft<br />
werden in den nachfolgenden Kapiteln berücksichtigt.<br />
Naturschutz <strong>und</strong> Landschaftspflege<br />
Gesetzliche Zielsetzungen<br />
Nachfolgend werden die für das Untersuchungsgebiet <strong>und</strong> die Fragestellung des Sand- <strong>und</strong> Kiesabbaues<br />
besonders wichtigen Zielsetzungen des B<strong>und</strong>esnaturschutzgesetzes (BNatSchG) <strong>und</strong> des<br />
Bayerischen Naturschutzgesetzes (BayNatSchG) aufgeführt:<br />
§1 Abs. 1 BNatSchG:<br />
,,1. Natur <strong>und</strong> Landschaft sind im besiedelten <strong>und</strong> unbesiedelten Bereich so zu schützen, zu pflegen <strong>und</strong> zu entwickeln,<br />
daß<br />
1. die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes,<br />
2. die Nutzungsfähigkeit der Naturgüter,<br />
3. die Pflanzen <strong>und</strong> Tierwelt sowie<br />
4. die Vielfalt Eigenart <strong>und</strong> Schönheit von Natur <strong>und</strong> Landschaft<br />
als Lebensgr<strong>und</strong>lage des Menschen <strong>und</strong> als Voraussetzung für seine Erholung in Natur <strong>und</strong> Landschaft nachhaltig<br />
gesichert sind."<br />
§2 Abs. 1 BNatSchG:<br />
"Boden ist zu erhalten, ein Verlust seiner natürlichen Fruchtbarkeit ist zu vermeiden."<br />
"Beim Abbau von Bodenschätzen ist die Vernichtung wertvoller Landschaftsteile oder Landschaftsbestandteile zu vermeiden;<br />
dauernde Schäden des Naturhaushalts sind zu verhüten. Unvermeidbare Beeinträchtigungen von Natur <strong>und</strong><br />
Landschaft durch die Aufsuchung <strong>und</strong> Gewinnung von Bodenschätzen <strong>und</strong> durch Aufschüttung sind durch Rekultivierung<br />
oder naturnahe Gestaltung auszugleichen."<br />
"Wasserflächen sind auch durch Maßnahmen des Naturschutzes <strong>und</strong> der Landschaftspflege zu erhalten <strong>und</strong> zu vermehren;<br />
Gewässer sind vor Verunreinigungen zu schützen, ihre natürliche Selbstreinigungskraft ist zu erhalten oder wiederherzustellen;<br />
[...]"<br />
"Die wildlebenden Tiere <strong>und</strong> Pflanzen <strong>und</strong> ihre Lebensgemeinschaften sind als <strong>Teil</strong>e des Naturhaushalts in ihrer natürlichen<br />
<strong>und</strong> historisch gewachsenen Artenvielfalt zu schützen. Ihre Lebensstätten <strong>und</strong> ihre Lebensräume (Biotope) sowie ihre sonstigen<br />
Lebensraumbedingungen sind zu schützen, zu pflegen, zu entwickeln <strong>und</strong> wiederherzustellen."<br />
"Für Naherholung, Ferienerholung <strong>und</strong> sonstige Freizeitgestaltung sind in ausreichendem Maße nach ihrer natürlichen Beschaffenheit<br />
<strong>und</strong> Lage geeignete Flächen zu erschließen, zweckentsprechend zu gestalten <strong>und</strong> zu erhalten."<br />
"Historische Kulturlandschaften <strong>und</strong> -landschaftsteile von besonders charakteristischer Eigenart sind zu erhalten. Dies gilt<br />
auch für die Umgebung geschützter oder schützenswerter Kultur-, Bau- <strong>und</strong> Bodendenkmäler, sofern dies für die Erhaltung<br />
der Eigenart oder Schönheit des Denkmals erforderlich ist."<br />
Der Schutz von Naß- <strong>und</strong> Feuchtflächen, Mager <strong>und</strong> Trockenstandorten sowie von Brut-, Nahrungs-<br />
<strong>und</strong> Aufzuchtbiotopen des Großen Brachvogels, der Uferschnepfe, des Rotschenkels, der<br />
Bekassine, des Weißstorchs <strong>und</strong> des Wachtelkönigs in feuchten Wirtschaftswiesen <strong>und</strong> -weiden ist<br />
im BayNatSchG durch einen eigenen Artikel (6d) besonders hervorgehoben.<br />
56
Regionalplanerische Zielsetzungen:<br />
Der Regionalplan der Planungsregion Oberfranken-West (4) weist im Untersuchungsgebiet folgende<br />
landschaftliche Vorbehaltsgebiete aus (siehe auch ):<br />
Maintal<br />
Kloster Banz<br />
Leinritt Hain<br />
Waldgebiet Hängig<br />
Hauptsmoorwald<br />
Regnitztal<br />
Naturpark Fränkische Schweiz mit Veldensteiner Forst<br />
Naturpark Haßberge (mit <strong>Teil</strong>gebieten im Main- <strong>und</strong> Itztal)<br />
Für das Untersuchungsgebiet im Bereich der Planungsregion Oberfranken Ost (5) besteht ein landschaftliches<br />
Vorbehaltsgebiet (siehe ):<br />
Unteres Rotmaintal<br />
Als besonders schutzwürdig stellen die beiden Regionalpläne in ihren Kapiteln BI folgende Landschaftsteile<br />
(für den Bereich des Untersuchungsgebietes) heraus:<br />
• Auwaldreste,<br />
• Feuchtflächen gem. Art. 6d BayNatSchG,<br />
• Entnahmestellen mit natürlicher Vegetationsentwicklung, markante Feldgehölze <strong>und</strong> naturnahe<br />
Hecken,<br />
• ökologisch <strong>und</strong> gestalterisch wertvolle Flußlandschaften,<br />
• großflächige, bisher nicht oder nur gering beeinträchtigte Landschaftsräume in den Nahbereichen<br />
BurgkunstadtlAltenkunstadt,<br />
• großflächige Waldgebiete im Verdichtungsraum Bamberg sowie im Mittelbereich Forchheim.<br />
Zur Erhaltung, Gestaltung <strong>und</strong> Pflege der Landschaft erfolgen folgende Hinweise:<br />
• vorrangige Beseitigung von Landschaftsschäden in den landschaftlichen Vorbehaltsgebieten sowie<br />
im Itz-, Main-, Regnitz- <strong>und</strong> Rodachtal. Hierbei besondere Berücksichtigung der natürlichen<br />
Entwicklung ehemaliger Abbaugebiete zu Sek<strong>und</strong>ärbiotopen,<br />
• verstärkte Biotopentwicklung bei Entnahmestellen,<br />
• naturnahe Erhaltung der Fließgewässer mit ihren Talräumen,<br />
• Erhaltung <strong>und</strong> Wiederherstellung von Ufervegetation <strong>und</strong> Grünland im Überschwemmungsbereich;<br />
keine weitere Trockenlegung von Grünland,<br />
• Erhalt des Feuchtgebietsbestands,<br />
• Freihaltung unzerschnittener Talabschnitte insbesondere in den ausgewiesenen Vorbehaltsgebieten,<br />
57
• Durchführung von Pflege- <strong>und</strong> Sanierungsmaßnahmen für Sukzessionsstadien, seltene Pflanzengesellschaften,<br />
Sandgrasfluren im Regnitztal, naturnahe Teiche einschließlich angrenzender<br />
Feuchtbiotope, Standorte gefährdeter Pflanzenarten,<br />
• kein Abbau von Bodenbestandteilen in Waldgebieten des Mittelbereichs von Bamberg <strong>und</strong> im<br />
Westen des Mittelbereichs Forchheim,<br />
• Erhaltung eines Abschnittes im Norden <strong>und</strong> Westen des Mittelbereichs Lichtenfels im Oberen<br />
Maintal zwischen Michelau i. OFr. <strong>und</strong> Redwitz a. d. Rodach in seiner bisherigen Nutzungsweise,<br />
insbesondere als Grünland.<br />
Fachplanerische Zielsetzungen<br />
Naturschutzrechtliche Sicherungen durch Schutzgebiete<br />
Naturschutzgebiete (nach Art. 7 BayNatSchG)<br />
Im Main- <strong>und</strong> Regnitztal sind <strong>10</strong>8,5 ha Fläche <strong>und</strong> damit 0,4% der Fläche des Untersuchungsgebietes<br />
als Naturschutzgebiet (NSG) ausgewiesen. Die einzelnen NSG sind in Tabelle 8 aufgelistet.<br />
Planungen für weitere Naturschutzgebietsausweisungen liegen im Oberen Maintal zwischen Lichtenfels<br />
<strong>und</strong> Hochstadt am Main vor. Im Stadtgebiet von Bamberg sind die Naturschutzgebiete<br />
"Main-Altarm", "Teich in der Muna" <strong>und</strong> "Regnitzauen bei Bug" geplant, zwischen Bamberg <strong>und</strong><br />
Hirschaid sollen die flußbegleitenden Terrassensande des Regnitztals unter Naturschutz gestellt<br />
werden. Insgesamt handelt es sich um 404,9 ha Fläche (1 ,6% der Fläche des Untersuchungsgebietes).<br />
Darüber hinaus besteht ein Schutzgebietsvorschlag im Regnitztal zwischen Eggolsheim <strong>und</strong><br />
Forchheim (Büg), der wegen paralleler Planungen zur Ausweisung eines Gewerbegebietes zur Zeit<br />
heftig diskutiert wird (dieses Gebiet ist in Karte 5 nicht als geplantes NSG aufgenommen). Die Lage<br />
der bestehenden <strong>und</strong> geplanten NSG ist zu entnehmen.<br />
Tabelle 8: Naturschutzgebiete<br />
Bezeichnung Lage Schutzgegenstand Fläche<br />
Mainaltwasser bei Main- südlich Mainleus, Mainaltwasser mit seinen Ufergehölzen <strong>und</strong> ca. 4,3 ha<br />
leus Lkrs. Kulmbach einer südlich angrenzenden Fläche<br />
Mainaltwasser bei Theisau ca. 0,5 km südöstlich Mainaltwasser einschließlich seiner Verlan- ca. 1,7 ha<br />
Theisau, Lkrs. Lichtenfels dungs- <strong>und</strong> Uferbereiche<br />
Gaabsweiher ca. 1,5 km östlich Lich- Mainaltwasser mit seinen Uferbereichen <strong>und</strong> 9,7 ha<br />
tenfels, Lkrs. Lichtenfels angrenzenden Feuchtgebieten<br />
Börstig bei Hallstadt ca. 2 km östlich von Hall- Sandgebiet ca. 14 ha<br />
stadt, Lkrs. Bamberg<br />
Mainaltarm bei Dörfleins unmittelbar westlich Dörf- Altarm des Mains ca. 13 ha<br />
leins, Lkrs. Bamberg<br />
Sandgrasheide Pettstadt östlich Pettstadt, Sandgrasheide 7,4 ha<br />
Lkrs. Bamberg<br />
Vogelfreistätte Grau- bei Dippach, Auenstandort am Main <strong>und</strong> bewaldeter 58,3 ha<br />
reiherkolonie bei Dippach Lkrs. Haßberge Berghang<br />
am Main<br />
58
Landschaftsschutzgebiete (nach Art. 12 BayNatSchG)<br />
1152,7 ha Fläche im Untersuchungsgebiet (4,6% der Gesamtfläche) sind als Landschaftsschutzgebiet<br />
(LSG) ausgewiesen. Die Lage der einzelnen LSG ist zu entnehmen.<br />
Landkreis Kulmbach:<br />
• LSG "Unteres Rotmaintal" (130,2 ha)<br />
Landkreis Lichtenfels:<br />
• LSG "Katzogei" (9,4 ha)<br />
• LSG "Neuenseer Weiher" (4,0 ha)<br />
• LSG "Schloß Banz" (303,3 ha)<br />
Landkreis Bamberg:<br />
• LSG "Hauptsmoorwald" (398,1 ha)<br />
• LSG "Säugries" (86,3 ha)<br />
• LSG "Leinritt-Hain" (62,5 ha)<br />
Landkreis Forchheim:<br />
• LSG "Kellerwald" (47,1 ha)<br />
• LSG "Burk" (20,7 ha) (wird zukünftig aufgelöst)<br />
• LSG "Regnitzauen" (91 ha) (wird zukünftig aufgelöst)<br />
Planungen zu zukünftigen Landschaftsschutzgebieten bestehen im Steinachtal, Rodachtal <strong>und</strong> an<br />
der Rodachmündung, im Stadtgebiet von Bamberg östlich von Bug <strong>und</strong> im unteren Wiesenttal (insgesamt<br />
1412,6 ha Fläche, bzw. 5,7% der Untersuchungsgebietsfläche).<br />
Geschützte Landschaftsbestandteile (nach Art. 12 BayNatSchG)<br />
Im Untersuchungsgebiet befinden sich mehrere geschützte Landschaftsbestandteile (LB). Sie sind<br />
mit Ausnahme des LB "Hutsee <strong>und</strong> Hutweide" (21,2 ha) kleiner als 5 ha <strong>und</strong> beanspruchen daher<br />
insgesamt nur 0,2% der Gesamtfläche.<br />
Landkreis Kulmbach:<br />
• LB "Mainaltwasser südlich von Pölz"<br />
Landkreis Lichtenfels:<br />
• LB "Mühlbach" (Burgkunstadt)<br />
• LB "Altarm der Rodach bei Unterlangenstadt"<br />
• LB "Hutsee <strong>und</strong> Hutweide" (Redwitz a.d. Rodach)<br />
59
• LB "Magerwiese bei Niederau"<br />
• LB (Magerrasen, südöstlich Altenkunstadt)<br />
Landkreis Bamberg:<br />
• LB "Kiesweiher nordwestlich von Hirschaid"<br />
• LB "Altwasser südlich der Bahnlinie bei Staffelbach"<br />
Landkreis Forchheim:<br />
• LB "Feuchtgebiet bei Schlammersdorf"<br />
Als geplante Landschaftsbestandteile waren zum Untersuchungszeitpunkt bekannt:<br />
Landkreis Forchheim:<br />
• LB "Weidig", "Örtlbergweiher", "Seetal", "Trubbachmündung", "Pfaffensee", "Sandgrube Forchheim<br />
Süd", "Große Weiher", "Gr<strong>und</strong>wiesenweiher",<br />
Landkreis Bamberg:<br />
• LB "Sandgruben zwischen Neuses <strong>und</strong> Altendorf", "Sandmagerrasen <strong>und</strong> Gewässerbegleitgehölz<br />
der Regnitz östlich Trailsdorf", "Holzwiesen bei Bammersdorf", "Alter Ludwig-Donau<br />
Main-Kanal".<br />
Sie umfassen insgesamt 137,6 ha bzw. 0,6% der Untersuchungsgebietsfläche.<br />
Naturschutzfachliche Sicherungs- <strong>und</strong> Entwicklungsziele außerhalb von Schutzgebieten<br />
Räumlich konkretisierte Zielsetzungen des Naturschutzes <strong>und</strong> der Landschaftspflege ergeben sich<br />
im wesentlichen aus den Arten- <strong>und</strong> Biotopschutzprogrammen (ABSP) der Landkreise. ABSP<br />
Bände lagen zum Untersuchungszeitpunkt nur für die Landkreise Forchheim <strong>und</strong> Bamberg vor. Für<br />
das Untersuchungsgebiet konnten überörtliche Zielsetzungen aus diesen Bänden zum <strong>Teil</strong> auf die<br />
Landkreise Lichtenfels <strong>und</strong> Kulmbach übertragen werden. Zum Landkreis Lichtenfels lagen Auszüge<br />
der Entwurfsfassungen des ABSP vor. Für den Landkreis Kulmbach lieferte eine Auswertung der<br />
Fortschreibung der Biotopkartierung wichtige Hinweise für Schutz- <strong>und</strong> Entwicklungsziele. Weitere<br />
wichtige Zielsetzungen ergaben sich durch Anregungen der Unteren <strong>und</strong> Höheren Naturschutzbehörden.<br />
Wo nötig, wurden die Zielsetzungen durch eigene, gutachtliche Zielsetzungen vervollständigt.<br />
Dies war insbesondere für die Naturgüter Boden, Wasser, Luft <strong>und</strong> Klima sowie das Landschaftsbild<br />
erforderlich.<br />
Für Arten <strong>und</strong> ihre lebensräume lassen sich folgende, naturschutzfachliche Anforderungen, die im<br />
Bezug auf die Abbautätigkeit vorrangig sind, nennen:<br />
• Langfristige Entwicklung eines Mindestanteils von> 15% naturnaher Lebensräume im Talraum<br />
von Main <strong>und</strong> Regnitz.<br />
60
------- -- --<br />
• Hierbei sollen die Anteile in den Überschwemmungsbereichen deutlich über diesem Wert liegen,<br />
in den intensiv landwirtschaftlich genutzten Bereichen soll der Anteil hochwertiger, naturnaher<br />
Lebensräume auf mindestens 5% angehoben werden.<br />
• Sicherung hochwertiger Lebensräume einschließlich angrenzender Flächen, die zur Abwendung<br />
von Beeinträchtigungen <strong>und</strong> zu deren Optimierung notwendig sind, insbesondere für:<br />
- Wiesenbrüter- <strong>und</strong> Storchenlebensräume,<br />
- Gewässer- <strong>und</strong> Feuchtlebensräume,<br />
- Trockenlebensräume mit zum <strong>Teil</strong>landesweiter Bedeutung für den Erhalt typischer Lebensgemeinschaften<br />
auf Sandstandorten,<br />
- Lebensräume der Feldflur sowie Komplexlebensräume.<br />
• Entwicklung eines funktionierenden Lebensraumverb<strong>und</strong>es, der von bestehenden, hochwertigen<br />
Kernlebensräumen ausgeht <strong>und</strong> einen ausreichenden Austausch <strong>und</strong> Wiederbesiedlungsvorgänge<br />
von Arten langfristig ermöglicht:<br />
- für Feuchtgebiete <strong>und</strong> Gewässerlebensräume insbesondere entlang von Main, Regnitz,<br />
Rodach, Itz, Baunach, Leitenbach, Aurach, Rauhe <strong>und</strong> Reiche Ebrach, Aisch <strong>und</strong> Wiesent als<br />
durchgehendes "Grünband".<br />
- für Trockenstandorte entlang Regnitz, Main zwischen Breitengüßbach <strong>und</strong> Bamberg, Hauptsmoorwald,<br />
Flughafen Kramersfeld sowie Industrie- <strong>und</strong> Militärgelände der Stadt Bamberg, Terrassensande<br />
des Regnitztales, bestehende <strong>und</strong> zukünftige Sandgruben, Büg bei Forchheim<br />
<strong>und</strong> entlang von Straßen <strong>und</strong> Eisenbahnlinien (Regnitztal als eine der wichtigsten pflanzen- <strong>und</strong><br />
tiergeographischen Ausbreitungsachsen Nordbayerns).<br />
• Regenerierung potentiell geeigneter Wiesenbrüter- <strong>und</strong> Storchenlebensräume für eine Wiederbesiedlung.<br />
Hierzu auch Wiederaufnahme von Wiesenbewässerung an noch erhaltenen Bewässerungsanlagen.<br />
• Bei Nachfolgenutzungen der Abbaustellen soll eine klare Funktionstrennung erfolgen. Die Nachfolgenutzung<br />
Naturschutz soll bei zukünftigen Abbauvorhaben Vorrang gegenüber anderen Nutzungen<br />
haben (nur so kann ein angestrebter Anteil von einem Drittel ehemaliger Abbaustellen mit<br />
naturschutzorientierter Nachfolgenutzung erreicht werden). Für eine solche "naturschutzorientierte<br />
Nachfolgenutzung" sollen insbesondere Baggerseen vorgesehen werden, die in unmittelbarer<br />
Flußnähe liegen. Zu diesem Zweck sollen auch geeignete Seen, die zur Zeit anderen Nutzungen<br />
unterliegen, langfristig für Naturschutzzwecke umgewidmet werden, wenn sich durch<br />
neu entstehende Baggerseen Möglichkeiten ergeben, die bisherige Nutzung zu verlagern.<br />
• Lenkung von Freizeitaktivitäten, insbesondere an konfliktbeladenen Baggerseen.<br />
• Als aktuelle <strong>und</strong> potentielle Brutgebiete auentypischer Vogelarten sollen geeignete Baggerseen<br />
von anderen Nutzungen freigehalten werden <strong>und</strong> auch nicht beangelt werden.<br />
Für das Schutzgut Boden ergeben sich folgende bedeutende Zielsetzungen:<br />
• Sparsamer Verbrauch von Böden durch den Abbau von Bodenschätzen zur nachhaltigen Erhaltung<br />
der Bodenfunktionen <strong>und</strong> zur Erhaltung <strong>und</strong> Wiederherstellung der Böden als Produktionsgr<strong>und</strong>lage<br />
für die Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft.<br />
61
• Erhaltung von wertvollen Sonderstandorten, die zur Entwicklung feuchter, magerer <strong>und</strong> trockener<br />
Lebensräume geeignet sind: Insbesondere Sandböden im Regnitztal sowie anmoorige Böden<br />
<strong>und</strong> Torfböden in den beiden Talräumen von Main <strong>und</strong> Regnitz sollten erhalten werden.<br />
In Bezug auf das Schutzgut Wasser ergeben sich folgende wichtige Anforderungen:<br />
• Ein Abbau in Trinkwasserschutzgebieten <strong>und</strong> wasserwirtschaftlichen Vorranggebieten kann nicht<br />
erfolgen. In Gr<strong>und</strong>wassererk<strong>und</strong>ungsgebieten kann ein Abbau so lange nicht erfolgen, bis feststeht<br />
ob <strong>und</strong> wo eine zukünftige Trinkwassernutzung erfolgen soll.<br />
• Nachteilige Auswirkungen auf den Gr<strong>und</strong>wasserhaushalt, die Gr<strong>und</strong>wasserqualität, die Gr<strong>und</strong>wasserneubildung<br />
<strong>und</strong> auf das Retentionsvermögen der Talräume durch den Abbau von Sand<br />
<strong>und</strong> Kies sollen so gering wie möglich gehalten werden.<br />
• Abbaustellen in Flußnähe sollen auch für Renaturierungsmaßnahmen an Main, Regnitz <strong>und</strong><br />
Rodach genutzt werden.<br />
Im Hinblick auf das Landschaftsbild ergeben sich folgende wichtige Zielsetzungen:<br />
• Wenig beeinträchtigte, unzerschnittene <strong>und</strong> großflächig zusammenhängende Grünlandbereiche<br />
sollen als typische Kulturlandschaften des Talraumes erhalten bleiben.<br />
• Hierzu soll der Abbau auf geeignete Schwerpunktgebiete konzentriert werden. Ein Abbau in<br />
großflächig zusammenhängenden Grünlandbereichen sollte nur dann erfolgen können, wenn<br />
eine Wiederverfüllung mit einer nachfolgenden Feuchtbiotopnutzung gewährleistet werden kann.<br />
• Vielfältige <strong>und</strong> reich strukturierte Landschaftsteile mit einer hohen landschaftlichen Eigenart sollen<br />
durch Abbautätigkeit in ihrem Charakter nicht wesentlich verändert werden.<br />
• In ausgeräumten, intensiv landwirtschaftlich genutzten Landschaftsteilen kann Abbau zur Erhöhung<br />
des Anteils naturnaher <strong>und</strong> erlebniswirksamer Strukturen beitragen.<br />
• Die Abbaustellen sind entsprechend ihrer Folgenutzung <strong>und</strong> räumlichen Lage zu renaturieren<br />
bzw. zu rekultivieren.<br />
Räumliche Zieldarstellung<br />
In Karte 9 werden die wesentlichen Ziele des Naturschutzes <strong>und</strong> der Landschaftspflege räumlich<br />
konkretisiert dargestellt.<br />
Dabei wurden folgende Zieldarstellungen unterschieden:<br />
"Sicherung <strong>und</strong> Optimierung bestehender, hochwertiger Lebensräume" - Diese Gebiete umfassen:<br />
• alle Lebensräume, die eine der folgenden Schutzkategorien besitzen: Naturschutzgebiet, Naturdenkmal,<br />
6d1-Lebensraum, Geschützter Landschaftsbestandteil oder für die durch die Biotopkartierung<br />
oder die ABSPs ein solcher vorgeschlagen ist, einschließlich einer Pufferzone von<br />
50 m,<br />
62
• Kernlebensräume von Wiesenbrütern, die sich durch die Ergebnisse der Wiesenbrüterkartierung<br />
des LfU <strong>und</strong> eigener ergänzender Erhebungen vom Frühjahr 1995 ergeben (vgl. Abschnitt<br />
"Wiesenbrüter <strong>und</strong> Wiesenvögel")<br />
• Lebensräume, die durch die Arten- <strong>und</strong> Biotopschutzprogramme als regional, überregional oder<br />
landesweit bedeutsam eingeschätzt werden.<br />
In diesen Gebieten stehen Abbautätigkeiten, sonstigen Beeinträchtigungen oder Flächeninanspruchnahmen<br />
in aller Regel größte Widerstände entgegen. Eingriffe in diese hochwertigsten<br />
Lebensräume können Rückzugsgebiete seltener <strong>und</strong> störungsempfindlicher Arten gefährden. Da<br />
auch mittelbare Beeinträchtigungen (z. B. die Veränderung der Gr<strong>und</strong>wasserspiegellage durch Naßbaggerungen)<br />
weiter als 50 m reichen können, müssen hier mögliche Auswirkungen stets sorgfältig<br />
für jeden Einzelfall überprüft werden. Die vorgeschlagene Pufferzone von 50 m r<strong>und</strong> um den<br />
schutzwürdigen Lebensraum dient in erster Linie der Erweiterung oder der Durchführung von<br />
Extensivierungsmaßnahmen sowie zum nachhaltigen Schutz <strong>und</strong> einer weiteren Aufwertung der<br />
hochwertigen Lebensräume.<br />
"Entwicklung von Lebensräumen <strong>und</strong> eines funktionierenden Lebensraumverb<strong>und</strong>es" -<br />
Gebiete umfassen:<br />
Diese<br />
• alle weiteren Lebensräume, die durch die Biotopkartierung oder die Arten- <strong>und</strong> Biotopschutzprogramme<br />
ausgewiesen wurden, einschließlich einer Pufferzone von 50 m,<br />
• Uferstreifen entlang von Main <strong>und</strong> Regnitz <strong>und</strong> ihrer größeren Nebengewässer in einer Breite von<br />
50 m,<br />
• Entwicklungsstreifen in der Umgebung hochwertigster Lebensräume (siehe oben) in einer Breite<br />
von <strong>10</strong>0 m,<br />
• sonstige Bereiche, die aufgr<strong>und</strong> ihrer günstigen Lage oder ihrer günstigen standörtlichen Voraussetzungen<br />
für die Entwicklung eines Lebensraumverb<strong>und</strong>es besonders geeignet erscheinen (z. B.<br />
ehemalige Altwässer, Geländemulden, Eisenbahn- oder Straßenböschungen),<br />
• potentielle Lebensräume für Wiesenbrüter <strong>und</strong> wichtige Nahrungshabitate (z. B. für Störche).<br />
Die dargestellten Gebiete eignen sich aufgr<strong>und</strong> ihres Biotopreichtums, ihrer standörtlichen Voraussetzungen<br />
<strong>und</strong> ihrer räumlichen Lage besonders für eine Entwicklung von Lebensraumverb<strong>und</strong>systemen.<br />
In den Gebieten sind Abbautätigkeiten eingeschränkt möglich, wenn sie dem naturschutzfachlichen<br />
Entwicklungsziel nicht entgegenstehen oder durch die Nachfolgenutzung das<br />
naturschutzfachliche Entwicklungsziel verwirklicht werden kann.<br />
"Erhöhung der Strukturvielfalt" - Diese Zielsetzung ergibt sich für:<br />
• alle Landschaftsteile außerhalb der oben genannten Gebiete.<br />
Diese Landschaftsteile enthalten keine durch die Fortführung der Biotopkartierung erfaßten,<br />
schutzwürdigen Biotope. Sie sind weitgehend arm an naturnahen Kleinstrukturen <strong>und</strong> können als<br />
"ausgeräumt" <strong>und</strong> erlebnisarm bezeichnet werden. In den dargestellten Gebieten ist aus Sicht des<br />
Naturschutzes <strong>und</strong> der Landschaftspflege der Anteil an naturnahen Strukturen zu erhöhen, um typi-<br />
63
schen Bewohnern der Feldflur ein Überleben in den meist intensivackerbaulich genutzten Landschaften<br />
zu ermöglichen <strong>und</strong> das landschaftliche Erscheinungsbild aufzuwerten. Kiesabbau in diesen<br />
Gebieten erhöht in der Regel den Anteil an naturnahen Lebensräumen (Sukzessionsflächen,<br />
Uferstrukturen) <strong>und</strong> stellt hier in aller Regel keine, aus Gründen des Naturschutzes <strong>und</strong> der Landschaftspflege<br />
unerwünschte Nutzung dar.<br />
"Erhaltung eines außergewöhnlichen Landschaftsbildes" - Diese Zielsetzung ergibt sich für:<br />
• Landschaftsteile in bestehenden <strong>und</strong> geplanten Landschaftsschutzgebieten,<br />
• Kulturlandschaftsteile, die sich durch ihre Vielfalt <strong>und</strong> Naturnähe, ihren Grünlandreichtum <strong>und</strong><br />
ihre Ursprünglichkeit <strong>und</strong> Ungestörtheit auszeichnen.<br />
In diesen Gebieten sind Abbautätigkeiten dann eingeschränkt möglich, wenn sie das Landschaftsbild<br />
nicht nachhaltig störend beeinflussen oder nach Beendigung der Abbautätigkeit ein gleichwertiges,<br />
hochwertiges Erscheinungsbild hinterlassen.<br />
Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft<br />
Ziele der Landnutzungsplanung in Bayern wurden mit den Entwürfen zur Agrarleitplanung (ALP) <strong>und</strong><br />
der Waldfunktionsplanung (WFP) formuliert. Waldfunktionspläne wurden von den Oberforstdirektionen<br />
im Einvernehmen mit den Regierungen aufgestellt. Die Waldfunktionspläne sind fachliche Pläne<br />
nach Art. 15 BayLplG, deren Ziele für alle öffentlichen Planungsträger verbindlich sind. Die Ziele sind<br />
bei allen raumbedeutsamen Planungen <strong>und</strong> Maßnahmen als Ziele der Raumordnung <strong>und</strong> Landesplanung<br />
zu beachten.<br />
In Karte <strong>10</strong> sind die Bewertungen der landwirtschaftlichen Flächen des Untersuchungsgebietes<br />
nach den Bewertungskriterien der Kartierung zum Agrarleitplan <strong>und</strong> die Funktionen der Wälder im<br />
Main- <strong>und</strong> Regnitztal nach dem Waldfunktionsplan dargestellt. Aus diesen Informationen sind wertvolle<br />
Informationen über das Nutzungspotential der Böden <strong>und</strong> die Schutzfunktionen der Wälder abzuleiten.<br />
Landwirtschaftliche Erzeugungsbedingungen<br />
Die Agrarleitplanung ist keine verbindliche Fachplanung wie z. B. die Waldfunktionsplanung. Mit der<br />
Erhebung der Gr<strong>und</strong>lagen für die Agrarplanung werden jedoch wertvolle Informationen über die<br />
Nutzungseignung <strong>und</strong> die Erträge landwirtschaftlicher Böden geschaffen.<br />
Die landwirtschaftlichen Flächen werden im Agrarleitplan als Flächen mit günstigen, durchschnittlichen<br />
oder ungünstigen Erzeugungsbedingungen bewertet. Gr<strong>und</strong>lage für die Bewertung ist die<br />
Erhebungskarte, die Informationen über Nutzungseignung, Ertragsklassen <strong>und</strong> Geländeneigung der<br />
Flächen enthält.<br />
Die Nutzungseignung der Flächen ist zum größten <strong>Teil</strong> standortbedingt <strong>und</strong> richtet sich nach den<br />
geologischen, boden- <strong>und</strong> vegetationsk<strong>und</strong>lichen Gegebenheiten. Gr<strong>und</strong>sätzlich wird zwischen<br />
64
Acker- <strong>und</strong> Grünlandstandorten unterschieden, wobei ackerfähiges Grünland zu den Ackerstandorten<br />
gerechnet wird. Ackerstandorte werden eingeteilt in Weizen-, Gersten- <strong>und</strong> Kartoffel- bzw.<br />
Roggenstandorte, Grünlandstandorte in bedingt ackerfähige Grünlandstandorte <strong>und</strong> absolute Grünlandstandorte,<br />
die entweder beweidbar oder nicht beweidbar sind.<br />
Die Ertragsklassen richten sich nach der Nutzungseignung der Flächen. Sie reichen von Ertragsklasse<br />
1 (geringste Erträge) bis Ertragsklasse 6 (höchste Erträge). Bei Ackerflächen <strong>und</strong> ackerfähigem<br />
Grünland werden die Erträge einer ackerbaulichen Nutzung geschätzt <strong>und</strong> in die Ertragsklassen<br />
eingestuft. Bedingt ackerfähiges Grünland wird nach der überwiegenden Nutzung der<br />
Fläche einer Ertragsklasse zugeordnet. Bei absolutem Grünland wird die Ertragsleistung in Kilo<br />
Stärkeeinheiten (kStE) geschätzt (Tabelle 9).<br />
Tabelle 9: Ertragsklassen nach dem Agrarleitplan<br />
Ertragsklasse Weizen, Gerste [dt/ha]* Kartoffeln [dtlha] Grünland absolut<br />
[kStE/ha]*<br />
1 5000<br />
(Quelle: ALP Oberfranken 1986)<br />
* dt = dezitonnen * kStE = Kilostärkeeinheiten<br />
Als Flächen mit günstigen Erzeugungsbedingungen werden in der Kartierung zur Agrarleitplanung<br />
alle besonders ertragsfähigen, ebenen bis leicht geneigten landwirtschaftlichen Nutzflächen ausgewiesen.<br />
Auf diesen Flächen können, soweit es sich um Ackerstandorte handelt, anspruchsvolle <strong>und</strong><br />
leistungsfähige landwirtschaftliche Kulturpflanzen (z. B. Weizen, Zuckerrüben, Mais, Sonderkulturen<br />
<strong>und</strong> Gemüse) mit gutem wirtschaftlichem Erfolg angebaut werden. Getreidestandorte werden ab<br />
Ertragsklasse 3, Kartoffelstandorte <strong>und</strong> bedingt ackerfähige Grünlandstandorte ab Ertragsklasse 4<br />
<strong>und</strong> absolute Grünlandstandorte, die beweidbar sind, ab Ertragsklasse 5 als Flächen mit günstigen<br />
Erzeugungsbedingungen bewertet. Darüber hinaus werden landwirtschaftliche Standorte, auf<br />
denen Sonderkulturen angebaut werden, gr<strong>und</strong>sätzlich als Flächen mit günstigen Erzeugungsbedingungen<br />
eingestuft. Im Untersuchungsgebiet wurden 7217 ha Ackerstandorte <strong>und</strong> 1277 ha<br />
Grünlandstandorte als Flächen mit günstigen Erzeugungsbedingungen bewertet.<br />
Alle weiteren landwirtschaftlichen Flächen mit niedrigeren Ertragsklassen bzw. stärkerer Geländeneigung<br />
werden als Flächen mit durchschnittlichen oder ungünstigen Erzeugungsbedingungen<br />
65
ewertet. Im Untersuchungsgebiet sind dies 1431<br />
ha Ackerstandorte <strong>und</strong> 4709 ha Grünlandstandorte.<br />
Flächen mit günstigen Erzeugungsbedingungen sollten vorwiegend der landwirtschaftlichen Nutzung,<br />
Flächen mit durchschnittlichen oder ungünstigen Erzeugungsbedingungen weitgehend der<br />
landwirtschaftlichen Nutzung vorbehalten bleiben. Bei flächenbeanspruchenden Planungen <strong>und</strong><br />
Maßnahmen sollte dem Erhalt der landwirtschaftlichen Nutzflächen mit den jeweils besten Erzeugungsbedingungen<br />
ein besonderes Gewicht eingeräumt werden.<br />
Waldfunktionsplanung<br />
Ziele des Waldfunktionsplanes sind die Erhaltung <strong>und</strong> Vermehrung der Waldfläche, die Sicherung<br />
<strong>und</strong> Verbesserung der Nutzfunktionen des Waldes, die Sicherung <strong>und</strong> Verbesserung seiner Schutzfunktionen,<br />
seiner Erholungsfunktionen, seiner Sonderfunktionen <strong>und</strong> der Schutz der freilebenden<br />
Tierwelt einschließlich Wildstandsregulierung <strong>und</strong> Jagd.<br />
Zur Sicherung <strong>und</strong> Verbesserung der Schutzfunktionen des Waldes werden in der WaIdfunktionsplanung<br />
folgende Waldfunktionen unterschieden:<br />
Wasserschutzwald<br />
Wald mit besonderer Bedeutung für den Wasserschutz ist für die Reinhaltung des Gr<strong>und</strong>wassers sowie<br />
stehender <strong>und</strong> fließender Oberflächengewässer von großer Wichtigkeit. Er verbessert die Stetigkeit<br />
der Wasserspende <strong>und</strong> wirkt ausgleichend auf den Wasserhaushalt.<br />
Bodenschutzwald<br />
Wald mit besonderer Bedeutung für den Bodenschutz bewahrt seinen Standort sowie nachgelagerte<br />
Flächen vor den Auswirkungen der Wasser- <strong>und</strong> Winderosion, Aushagerung, Verpuffung <strong>und</strong><br />
hemmt oder verhindert Bodenrutschungen.<br />
Klimaschutzwald<br />
Wälder können auf regionaler wie auch auf lokaler Ebene besondere Bedeutung für den Klimaschutz<br />
erlangen. Auf lokaler Ebene bewahrt Wald Wohnstätten, Erholungsbereiche, landwirtschaftliche<br />
Nutzflächen <strong>und</strong> Sonderkulturen vor klimatischen Schäden wie Kaltluftschäden oder nachteiligen<br />
Windeinwirkungen. Regional verbessert er das Klima bena~hbarter Siedlungsgebiete <strong>und</strong> Freiflächen<br />
durch Luftaustausch.<br />
Lärmschutzwald<br />
Wald mindert Verkehrs- <strong>und</strong> Industrielärm <strong>und</strong> schützt dadurch Siedlungen <strong>und</strong> Erholungsbereiche<br />
vor störenden Lärmbelästigungen. Da Wald Lärm sehr wirkungsvoll dämpft, ist die Erhaltung der<br />
Funktionsfähigkeit des Waldes zwischen Wohnbereichen <strong>und</strong> verkehrsreichen Straßen in ausreichender<br />
Tiefe besonders wichtig.<br />
66
Sichtschutzwald<br />
Wald mit Sichtschutzfunktion verdeckt Objekte, die das Landschaftsbild stören <strong>und</strong> schützt vor<br />
unerwünschtem Einblick.<br />
StraßenschutzwaId<br />
Wald dient dem Schutz von Verkehrswegen (Straßen, Bahnlinien) <strong>und</strong> der Sicherheit des Verkehrs.<br />
An Steilhängen schützt er die darunter liegenden Straßen vor Steinschlag, verhindert Schneeverwehungen<br />
oder beeinflußt Seitenwindverhältnisse günstig.<br />
Erholungswald<br />
Wald mit besonderer Bedeutung für die Erholung dient der physischen <strong>und</strong> psychischen Erholung<br />
<strong>und</strong> dem Naturerlebnis seiner Besucher in besonderem Maße. In Räumen mit intensivem Erholungsverkehr<br />
sollen geeignete Wälder für die Erholungsnutzung entwickelt werden. Dafür kommen<br />
insbesondere Wälder im Besitz der öffentlichen Hand in Betracht.<br />
Wald mit besonderer Bedeutung für die Gesamtökologie<br />
Diese Wälder stellen Ausgleichsräume in intensiv genutzten, weitgehend baum- <strong>und</strong> strauchfreien<br />
Fluren <strong>und</strong> in dicht besiedelten, vom Menschen veränderten Gebieten dar. Sie haben als Lebensraum<br />
seltener oder bedrohter Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten besondere Bedeutung <strong>und</strong> sollen deshalb in<br />
ihrer Funktionsfähigkeit erhalten <strong>und</strong> weiterentwickelt werden.<br />
Wald mit besonderer Bedeutung für das Landschaftsbild<br />
Diese Wälder prägen das Landschaftsbild durch ihre Lage (Wälder in intensiv landwirtschaftlich genutzten<br />
Gegenden, in Kamm- oder Kuppenlage, an weithin sichtbaren Bergflanken), durch ihren<br />
Aufbau oder ihre Verteilung. Sie sollen vor Bewirtschaftungsmaßnahmen, die ihren landschaftsgestalterischen<br />
Aufgaben entgegenstehen, bewahrt werden.<br />
Bannwald<br />
In den Verdichtungsräumen Bamberg <strong>und</strong> Forchheim sind die Wälder wegen ihrer klimatischen Wirkung<br />
<strong>und</strong> ihrer Bedeutung für den Wasserhaushalt <strong>und</strong> die Luftreinhaltung besonders erhaltenswert.<br />
Sie sind deshalb besonders zu schützen <strong>und</strong> sollen nach Art. 11 (1) BayWaldG zu Bannwald erklärt<br />
werden. Bannwald darf gr<strong>und</strong>sätzlich nicht gerodet werden.<br />
Die in Karte <strong>10</strong> dargestellten Zielaussagen für die Wälder des Untersuchungsgebietes sind den<br />
Waldfunktionsplänen für die Regionen Oberfranken-West <strong>und</strong> Oberfranken-Ost, die Abgrenzungen<br />
der Gebiete, die zu Bannwald erklärt werden sollen, dem Regionalplan Oberfranken-West <strong>und</strong> -Ost<br />
entnommen.<br />
67
Tabelle <strong>10</strong>:<br />
lächenanteile von Wäldern mit besonderen Funktionen <strong>und</strong> Bannwäldern<br />
Waldfunktion Fläche Anteil an Gesamtwaidfläche<br />
Sonstiger Wasserschutzwald außerhalb von WSGs - -<br />
Bodenschutzwald <strong>10</strong> ha 0,8%<br />
Lokaler Klimaschutzwald 2 ha 0,2%<br />
Regionaler Klimaschutzwald 968 ha 81,6%<br />
Lärmschutzwald 15 ha 1,3%<br />
Sichtschutzwald 15 ha 1,3%<br />
Straßenschutzwaid 146 ha 12,3%<br />
Erholungswald (Intensitätsstufe 1+11) 205 ha 18 %<br />
Wald mit besonderer Bedeutung für die Gesamtökologie 77 ha 6,5%<br />
Wald mit besonderer Bedeutung für das Landschaftsbild 91 ha 7,7%<br />
Auszuweisender Bannwald 519 ha 43 %<br />
(Wegen Überlagerung mehrerer Funktionen ergeben sich über <strong>10</strong>0% Anteile an der Gesamtwaldfläche)<br />
Wälder ohne besondere Funktion nehmen eine Fläche von 148 ha ein, was einem Anteil von 12,5 %<br />
an der Gesamtwaldfläche entspricht.<br />
Siedlung, Verkehr, Ver- <strong>und</strong> Entsorgung, Denkmalpflege<br />
Siedlung <strong>und</strong> Verkehr<br />
Die bestehende Siedlungsfläche von 5328 ha (21,4% der Gesamtfläche) im Untersuchungsgebiet<br />
soll um fast 800 ha erweitert werden. Für die Hälfte dieser Flächen (1 ,6% der Gesamtfläche) liegen<br />
bereits genehmigte Bebauungspläne vor, für die andere Hälfte wurden Bebauungspläne aufgestellt.<br />
Die Flächen sind in Karte 11 dargestellt <strong>und</strong> umfassen den Stand des Raumordnungskatasters vom<br />
November '94.<br />
Einige Städte im Oberen Maintal wie Kulmbach, Michelau in Ofr. oder Staffelstein planen erhebliche<br />
Erweiterungen ihrer Gebiete (siehe Karte 11). Da das Regnitztal zwischen Bamberg <strong>und</strong> Forchheim<br />
günstige Standortbedingungen für gewerbliche Siedlungstätigkeit aufweist, liegen auch hier zahlreiche<br />
Bebauungsplanungen vor.<br />
68
Neueste Planungen zu Baugebieten, die im Raumordnungskataster noch nicht aufgenommen waren,<br />
fanden keine Berücksichtigung. Nur 2 aktuelle Planungen (nicht in Karte 11 aufgenommen) zu<br />
Gewerbegebieten sollen besonders erwähnt werden, da sie aus naturschutzfachlicher Sicht sehr<br />
umstritten sind: Gewerbegebiet der Gemeinde Eggolsheim im Bereich der Büg (naturschutzwürdiges<br />
Gebiet) <strong>und</strong> Gewerbegebiet der Stadt Bamberg im Bereich der Regnitzmündung (hochwertige<br />
Biotope <strong>und</strong> Wiesenbrüterlebensraum).<br />
Folgende Planungen zu Verkehrstrassen sind im Untersuchungsgebiet besonders hervorzuheben:<br />
• 4-gleisiger Ausbau der ICE-Strecke Nürnberg-Erfurt mit 2 Überholbahnhöfen (einer zwischen<br />
Forchheim <strong>und</strong> Eggolsheim, der zweite zwischen Unterleiterbach <strong>und</strong> Ebensfeld) <strong>und</strong> Abzweig<br />
der ICE-Strecke (Neubau) nördlich von Ebensfeld Richtung Coburg mit Querung des Maintals,<br />
• Fortführung des Frankenschnellweges Richtung Coburg mit Querung des Maintals westlich von<br />
Lichtenfels,<br />
• Ausbau der B 173 Richtung Kulmbach als Ortsumgehung von Trieb <strong>und</strong> Hochstadt,<br />
• östliche Ortsumgehung der Kreisstraße Richtung Sonnefeld bei Michelau durch das Maintal.<br />
Die geplanten Verkehrstrassen treffen im Maintal zum <strong>Teil</strong> auf äußerst empfindliche Landschaftsteile.<br />
Ver- <strong>und</strong> Entsorgung<br />
Im Untersuchungsgebiet liegen zwei Standortsicherungsflächen für Wärmekraftwerke (StMWV<br />
1986). Ein Standort befindet sich bei Viereth im Landkreis Bamberg, der zweite bei Eggolsheim im<br />
Landkreis Forchheim. Die beiden Standorte sind in Karte 11 aufgenommen. Im Bereich dieser<br />
beiden Standorte können keine Raumnutzungen erfolgen, die die Eignung der Standorte beeinträchtigen<br />
würden. Weitere Planungen zu Ver- <strong>und</strong> Entsorgungseinrichtungen sind ebenfalls<br />
Karte 11 zu entnehmen.<br />
Bodendenkmale<br />
Im gesamten Untersuchungsgebiet muß mit den Hinterlassenschaften einer intensiven Siedlungstätigkeit<br />
in vor- <strong>und</strong> frühgeschichtlicher Zeit gerechnet werden. Da diese durch Abbauvorhaben<br />
besonders gefährdet sind, muß das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege bei allen Abbauvorhaben<br />
rechtzeitig unterrichtet werden, um die Notwendigkeit einer begleitenden archäologischen<br />
Beobachtung zu prüfen.<br />
In Bereichen bekannter archäologischer Denkmäler <strong>und</strong> F<strong>und</strong>steIlen (siehe Karte 11) dürfen unter<br />
keinen Umständen Bodeneingriffe ohne eine vorherige Rücksprache mit dem Bayerischen Landesamt<br />
für Denkmalpflege vorgenommen werden (schriftliche Mitteilung des BAYERISCHEN LANDES<br />
AMTES FÜR DENKMALPFLEGE, 1995).<br />
69
Rohstoffgewinnung<br />
Der Regionalplan der Region Oberfranken-West nennt die wesentlichen landesplanerischen Zielsetzungen<br />
im Bezug auf den Rohstoffabbau:<br />
• Erk<strong>und</strong>ung, Sicherung <strong>und</strong> bedarfsorientierte Erschließung für eine langfristige regionale <strong>und</strong><br />
überregionale Rohstoffversorgung,<br />
• sparsame Verwendung,<br />
• verstärkte Substitution von Kies durch gebrochenen Naturstein.<br />
Die verstärkte Substitution von Kies durch gebrochenen Naturstein kann nur für bestimmte Anwendungszwecke<br />
erfolgen. Gebrochener Naturstein kann z. B. Natursand in vielen Anwendungsbereichen<br />
als hochwertigen Bau- <strong>und</strong> Zuschlagstoff nicht ersetzen.<br />
Die Gewinnung von Sand <strong>und</strong> Kies ist daher nach wie vor zur Versorgung mit qualitativ hochwertigen<br />
Baustoffen notwendig. Sie ist deshalb wirtschaftlich eng mit der Bautätigkeit verknüpft. Zur<br />
kostengünstigen Bereitstellung von in großen Mengen benötigten Rohstoffen müssen die Transportwege<br />
in aller Regel gering gehalten werden. Geringe Transportwege bei der Rohstoffgewinnung<br />
<strong>und</strong> der Lieferung von Rohstoffen sind auch aus ökologischer Sicht wünschenswert <strong>und</strong> tragen<br />
dazu bei, Belastungen durch Schwerkraftverkehr zu reduzieren. Insbesondere bei den Rohstoffen<br />
von Sand <strong>und</strong> Kies, die in hohen Tonnagemengen transportiert werden müssen, ist es wichtig, daß<br />
die Stätten der Rohstoffgewinnung <strong>und</strong> die Verbrauchsstandorte nicht zu entfernt voneinander<br />
liegen. Eine lokale bis regionale Versorgung ist deshalb anzustreben.<br />
Abbaustätten, die in unmittelbarer Nähe des Kieswerks liegen, sind aus betriebswirtschaftlicher<br />
Sicht hierbei besonders günstig, da Transporteinrichtungen effektiv eingesetzt werden können <strong>und</strong><br />
auf den weiten Transport mit LKWs oft verzichtet werden kann. Werksverlagerungen hin zu neuen<br />
Abbaustätten sind kostenintensiv <strong>und</strong> zudem sind geeignete Standorte kaum zu finden, da die Belastungen<br />
<strong>und</strong> Emissionen, die mit dem Werk <strong>und</strong> dem Betriebsverkehr verb<strong>und</strong>en sind, nur ungern<br />
von den betroffenen Anwohnern <strong>und</strong> den Gemeinden in Kauf genommen werden.<br />
Um Lagerstätten für die derzeitige <strong>und</strong> zukünftige Gewinnung zu sichern <strong>und</strong> Nutzungskonflikte mit<br />
anderen Flächennutzungen zu vermeiden, werden im Regionalplan Vorrang- <strong>und</strong> Vorbehaltsflächen<br />
für den Abbau von Sand <strong>und</strong> Kies ausgewiesen. Im gültigen Regionalplan sind für das Untersuchungsgebiet<br />
ca. 1880 ha als Vorranggebiete <strong>und</strong> ca. 320 ha als Vorbehaltsgebiete für den Abbau<br />
von Sand <strong>und</strong> Kies dargestellt. Von diesen in den beiden Regionalplänen dargestellten Vorrang- <strong>und</strong><br />
Vorbehaltsgebieten ist mitterweile ca. die Hälfte abgebaut.<br />
In Vorrangflächen müssen Nutzungsansprüche anderer Nutzungen zurücktreten <strong>und</strong> sind in aller<br />
Regel Raumordnungsverfahren nicht mehr notwendig. In Vorbehaltsflächen ist bei der Abwägung<br />
unterschiedlicher Nutzungsansprüche dem Anspruch der Rohstoffgewinnung ein besonderes<br />
Gewicht beizumessen. Bei überörtlicher Bedeutsamkeit ist die Durchführung eines Raumordnungsverfahrens<br />
aber weiterhin notwendig. Vorrang- <strong>und</strong> Vorbehaltsgebiete dienen der langfristigen<br />
Betriebsplanung der Abbauunternehmen, da diese über Jahre im voraus Gr<strong>und</strong>erwerb betreiben<br />
70
<strong>und</strong> langwierige Planungsschritte vollziehen müssen. Bereits dargestellte, nicht ausgebeutete<br />
Vorranggebiete werden bei Regionalplanfortschreibungen in aller Regel aus diesem Gr<strong>und</strong>e beibehalten.<br />
Für die Abbauindustrie ist es notwendig, daß bei der Fortschreibung des Regionalplans ausreichende<br />
Vorrang- <strong>und</strong> Vorbehaltsgebiete für die Rohstoffgewinnung ausgewiesen werden, um genügend<br />
Planungsspielraum zu haben, Bodenspekulationen ausweichen zu können <strong>und</strong> damit den<br />
zukünftigen Abbaubetrieb zu sichern.<br />
Im vorliegenden Gutachten werden ausgehend von bereits ausgewiesenen Vorranggebieten für die<br />
Rohstoffgewinnung zukünftige Schwerpunktgebiete des Abbaus von Sand <strong>und</strong> Kies gesucht, die<br />
folgenden wichtigen Anforderungen gerecht werden sollen:<br />
• Abbauwürdigkeit,<br />
• möglichst geringes Konfliktpotential im Hinblick auf wesentliche Ziele des Naturschutzes <strong>und</strong> der<br />
Landschaftspflege <strong>und</strong> wesentliche Ziele anderer Nutzungen,<br />
• vorrangige Berücksichtigung von Zielen des Naturschutzes bei der Nachfolgenutzung von<br />
Abbaugebieten,<br />
• Landschaftsökologisch-funktionsräumlich <strong>und</strong> leitbildgerechte Hinweise zur zukünftigen Sand<strong>und</strong><br />
Kiesförderung<br />
Geeignete Schwerpunktgebiete werden in den Kapiteln "Funktionsräumliches Leitbild" sowie in<br />
Karte 13 dargestellt.<br />
Wasserwirtschaft<br />
Die im Bezug auf den Abbau von Sand <strong>und</strong> Kies bedeutsamen Ziele der Wasserwirtschaft ergeben<br />
sich insbesondere aus den Aufgabenfeldern der Wasserversorgung, des Hochwasserschutzes <strong>und</strong><br />
der Gewässerpflege.<br />
Wasserversorgung<br />
Wasserschutzgebiete, Neuplanungen zur Ausweisung von Wasserschutzgebieten <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>wassererk<strong>und</strong>ungsgebiete<br />
sind in Karte <strong>10</strong> dargestellt.<br />
Die einzelnen Gebietskategorien umfassen folgende Flächenanteile (in Klammern - Anteil an der<br />
Untersuchungsgebietsfläche):<br />
71
Tabelle 11: Flächenanteile für Schutzgebiete der Wasserwirtschaft<br />
Wasserschutzgebiete 1962 ha (7,9%)<br />
geplante Wasserschutzgebiete 398 ha (1,6%)<br />
Gr<strong>und</strong>wassererk<strong>und</strong>ungsgebiete 492 ha (2,0%)<br />
In Wasserschutzgebieten kann ein Abbau nicht erfolgen ohne die jetzige oder eine zukünftige<br />
Wassergewinnung qualitativ zu gefährden. Die Gebiete entfallen deshalb so lange als Gewinnungsflächen<br />
für Sand <strong>und</strong> Kies wie der Schutzstatus besteht. In Gr<strong>und</strong>wassererk<strong>und</strong>ungsgebieten steht<br />
eine spätere Nutzung zur Trinkwassergewinnung noch nicht fest. Sollten die zur Zeit stattfindenden<br />
Untersuchungen ergeben, daß sich die Gebiete nicht für eine Trinkwassergewinnung eignen <strong>und</strong><br />
deren Erk<strong>und</strong>ungsstand aufgelassen werden, sind zukünftige Abbaunutzungen hier durchaus möglich,<br />
wenn nicht andere Gründe entgegenstehen.<br />
Da im Bereich des Maintals der Wasserbedarf der im Untersuchungsgebiet liegenden Gemeinden<br />
nicht immer durch örtliche Wasserentnahmen sichergestellt ist (die Gemeinden erhalten eine zusätzliche<br />
Wasserversorgung durch die Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO), muß dem Gr<strong>und</strong>wasserschutz<br />
<strong>und</strong> der Trinkwasserversorgung aus Vorsorgegründen der Wasserwirtschaft unbedingt<br />
Vorrang vor konkurrierenden Nutzungen eingeräumt werden.<br />
Hochwasserschutz<br />
Die amtlich festgesetzten Überschwemmungsgebietsgrenzen <strong>und</strong> geplante Festsetzungen von<br />
Überschwemmungsgebieten sind in Karte 12 dargestellt.<br />
Vordringliche Schutzmaßnahmen zum Hochwasserschutz sollen laut Regionalplan vordringlich in<br />
den Nahbereichen von Ebensfeld, Lichtenfels, Redwitz an der Rodach <strong>und</strong> Staffelstein durchgeführt<br />
werden.<br />
Wenn die durch den Abbau beanspruchten Flächen während <strong>und</strong> nach dem Abbaubetrieb weiterhin<br />
in das Überschwemmungsgeschehen einbezogen sind, wirken sich diese in der Regel positiv auf die<br />
Retentionsleistungen des Talraums aus. Hochwasserfreilegungen von Abbaugebieten oder <strong>Teil</strong>en<br />
davon sind daher zur Erhaltung der Retentionsleistung nicht vorzusehen.<br />
Gewässerpflege<br />
Mit dem Aufgabenbereich der Gewässerpflege sind hier insbesondere die landschaftspflegerischen<br />
Zielsetzungen der Wasserwirtschaft angesprochen. Zum <strong>Teil</strong> sind solche Zielsetzungen bereits im<br />
Kapitel "Fachplanerische Zielsetzungen" aufgeführt. Die fachplanerischen Zielvorstellungen von<br />
Naturschutz, Landschaftspflege <strong>und</strong> Wasserwirtschaft decken sich weitgehend. Als wesentliches<br />
72
Ziel der ökologisch neu orientierten Wasserwirtschaft ist die Erhaltung, nachhaltige Sicherung <strong>und</strong><br />
Entwicklung naturnaher Fließgewässerabschnitte <strong>und</strong> Auenbereiche herauszustellen. Hierzu sollen<br />
nach Aussagen des Wasserwirtschaftlichen Rahmenplans Main (StMLU 1994a):<br />
• standorttypische Arten <strong>und</strong> Lebensräume durch Schutz- <strong>und</strong> Pflegemaßnahmen erhalten werden,<br />
• Nutzungen extensiviert werden, um Beeinträchtigungen der Gewässer durch Stoffeinträge, Entwässerung<br />
<strong>und</strong> Flächenverbrauch zu vermindern,<br />
• Renaturierungsmaßnahmen in stark gestörten, naturfernen Abschnitten stattfinden, um die<br />
Vernetzungs- <strong>und</strong> Austauschbeziehungen zwischen den Gewässern, ihren Auen <strong>und</strong> zu den<br />
Einzugsgebieten zu verbessern,<br />
• durch Nutzungsentflechtungen Konflikte durch konkurrierende Nutzungsansprüche vermieden<br />
<strong>und</strong> minimiert werden.<br />
Im Bezug auf den Abbau von Sand <strong>und</strong> Kies ergeben sich als wesentliche Forderungen von Seiten<br />
der Wasserwirtschaft:<br />
• Bereitstellung <strong>und</strong> Entwicklung geeigneter Naßabbauflächen von Sand <strong>und</strong> Kies für Naturschutzzwecke,<br />
• Überprüfung älterer Abgrenzungen von Rohstoffvorrangflächen <strong>und</strong> gegebenenfalls Anpassung<br />
an Erhaltungs- <strong>und</strong> Renaturierungsziele des Naturschutzes,<br />
• Einbeziehung des Kiesabbaus in eine ausgewogene landschaftsökologisch verträgliche Talraumnutzung.<br />
Freizeit <strong>und</strong> Erholung<br />
Die Regionalpläne Oberfranken-West <strong>und</strong> -Ost nennen folgende wichtige Zielsetzungen in Bezug<br />
auf Freizeit <strong>und</strong> Erholungsnutzung:<br />
• Erhaltung <strong>und</strong> Verbesserung der Erholungsmöglichkeiten in der freien Natur <strong>und</strong> Erhaltung <strong>und</strong><br />
Verbesserung der Voraussetzungen für eine Nah- <strong>und</strong> Kurzzeiterholung - hierbei Berücksichtigung<br />
der Nachfrage nach Kurzzeiterholungsmöglichkeiten für die Bevölkerung aus dem Verdichtungsraum<br />
Nürnberg/Fürth/Erlangen,<br />
• Ausgestaltung von Baggerseen als Freizeit- <strong>und</strong> Erholungszentren für die wasserbezogene<br />
Erholung in der näheren Umgebung der Stadt Bamberg,<br />
• Bereitstellung von Wasserflächen für Bootfahren, Surfen <strong>und</strong> Segeln in den nördlichen <strong>Teil</strong>en der<br />
Region.<br />
Aus der sommerlichen Begehung <strong>und</strong> Kartierung der Erholungsaktivitäten an den Baggerseen konnten<br />
folgende Erkenntnisse gewonnen werden (siehe auch Kapitel "Freizeit <strong>und</strong> Erholung"):<br />
• Im Oberen Maintal bestehen insgesamt gute Möglichkeiten für eine wasserbezogene Erholungsnutzung.<br />
Hier gibt es zahlreiche, für eine intensive Erholungsnutzung ausgebaute Seen. Mängel<br />
bestehen hier an einigen Seen in Bezug auf unzureichende sanitäre Einrichtungen, unzureichende<br />
Lenkung von Campingaktivitäten, ungünstige Kombination von Wassersport- <strong>und</strong><br />
73
Badenutzung <strong>und</strong> Beeinträchtigungen benachbarter hochwertiger Lebensräume. Die angelegten<br />
Erholungsseen führen jedoch dazu, daß sich das Erholungsgeschehen an diesen Gewässern<br />
bündelt <strong>und</strong> andere Gewässer, die als Angel- oder Naturschutzseen dienen, deutlich vom Erholungsdruck<br />
entlastet werden.<br />
• Im mittleren Maintal ab Bamberg <strong>und</strong> im Regnitztal bestehen völlig unzureichende Möglichkeiten<br />
für eine wasserbezogene Erholungsnutzung. Fast alle Seen dienen vorwiegend der Angelnutzung.<br />
In beiden Tälern gibt es kein einziges als Erholungssee angelegtes Gewässer mit entsprechenden<br />
Einrichtungen. Hierdurch verläuft die Erholungsnutzung weitgehend ungeordnet <strong>und</strong><br />
führt zu zahlreichen Konflikten.<br />
Aus Sicht der Gutachter ergeben sich deshalb folgende wichtige Ziele:<br />
• Verbesserung der Ausstattung der Erholungsseen im Oberen Maintal (insbesondere Einrichtung<br />
ausreichender sanitärer Anlagen an allen Erholungsseen),<br />
• verbesserte Regelung der Campingnutzung im Oberen Maintal,<br />
• Minimierung von Nutzungskonflikten durch weitgehende Trennung von Wassersport- <strong>und</strong> Badenutzung<br />
im Zuge des fortschreitenden Abbaus,<br />
• Ausbau von wenigstens 2-3 attraktiven Erholungsseen im Regnitztal mit ausreichenden<br />
Erholungseinrichtungen,<br />
• Ausbau von wenigstens 1-2 attraktiven Erholungsseen im mittleren Maintal mit ausreichenden<br />
Erholungseinrichtungen.<br />
74
-------- - -- -<br />
Nutzungsauswirkungen <strong>und</strong> Konflikte<br />
Im folgenden Kapitel werden die wesentlichen Beeinträchtigungen, die durch einzelne Nutzungen<br />
<strong>und</strong> den Abbau von Sand <strong>und</strong> Kies hervorgerufen werden können, genannt <strong>und</strong> räumlich bedeutende<br />
Konflikte herausgestellt. Sie sollen durch geeignete Ziele <strong>und</strong> Maßnahmen gemindert oder beseitigt<br />
werden. Lösungsansätze, die sich im Zusammenhang mit dem zukünftigen Abbau von Sand<br />
<strong>und</strong> Kies für das Main- <strong>und</strong> das Regnitztal ergeben <strong>und</strong> Restriktionen einer weiteren Abbautätigkeit<br />
werden in Kapitel "Hinweise zur Kiesgewinnung aus landschaftsökologischer Sicht" dargestellt.<br />
Konkurrierende Nutzungsansprüche<br />
Durch seinen hohen Flächenbedarf ergeben sich durch den Abbau von Sand <strong>und</strong> Kies insbesondere<br />
Konflikte mit den Nutzungen: Siedlung <strong>und</strong> Verkehr, Wasserwirtschaft, Naturschutz sowie Land- <strong>und</strong><br />
Forstwirtschaft.<br />
Siedlung <strong>und</strong> Verkehr<br />
Die weiterhin zunehmende Flächeninanspruchnahme des Talraums für Siedlungen <strong>und</strong> Verkehrseinrichtungen<br />
wirkt sich auf den Abbau von Sand <strong>und</strong> Kies in zweierlei Hinsicht aus. Zum einen gehen<br />
abbauwürdige Flächen durch Überbauung <strong>und</strong> einzuhaltende Mindestabstandsflächen für eine Gewinnung<br />
dauerhaft verloren, zum anderen entsteht durch die Baumaßnahmen eine Nachfrage nach<br />
Rohstoffen, die den Flächenanspruch für deren Gewinnung aufrecht erhält oder steigert.<br />
Wasserwirtschaft<br />
Für den Abbau von Sand <strong>und</strong> Kies wird die Konkurrenz um Flächen, die der nachhaltigen <strong>und</strong> vorsorglichen<br />
Sicherung von Trinkwasser im Untersuchungsgebiet dienen, immer spürbarer. Von der<br />
Wasserwirtschaftsverwaltung sind einige Wasserschutzgebietserweiterungen geplant. Daneben<br />
wird in zwei Gr<strong>und</strong>wassererk<strong>und</strong>ungsgebieten (bei Kemmern <strong>und</strong> Zapfendorf) die Neuerschließung<br />
von Gr<strong>und</strong>wasservorkommen untersucht.<br />
Zum <strong>Teil</strong> bestehen in festgesetzten Wasserschutzgebieten, in geplanten Erweiterungsflächen <strong>und</strong> in<br />
den Gr<strong>und</strong>wassererk<strong>und</strong>ungsgebieten Abbauinterressen. So sind zum Untersuchungszeitpunkt<br />
einige Einzelgutachten in Bearbeitung, die klären sollen, ob tatsächlich Beeinträchtigungen in geplanten<br />
Schutzgebietserweiterungen durch den Abbau von Sand <strong>und</strong> Kies zu befürchten sind, ob<br />
die Verlagerung eines Wasserschutzgebietes (durch benachbarte Neuerschließung von Trinkwasservorkommen)<br />
möglich ist, oder inwieweit in den Gr<strong>und</strong>wassererk<strong>und</strong>ungsgebieten wirklich mit<br />
nutzbaren Trinkwasservorkommen zu rechnen ist.<br />
Naturschutz<br />
Konkurrierende Nutzungsansprüche im Hinblick auf "Naturschutznutzungen" werden in Kapitel<br />
"Pflanzen- <strong>und</strong> Tierwelt" behandelt.<br />
75
Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft<br />
Durch den Abbau von Rohstoffen sind regelmäßig land- oder forstwirtschaftliche Flächen betroffen.<br />
Besteht die Möglichkeit einer Rekultivierung für land- <strong>und</strong> forstwirtschaftliche Zwecke, gehen die<br />
beanspruchten Flächen nur für die Abbaudauer verloren. Eine land- oder forstwirtschaftliche Nutzung<br />
kann nach Abbauende prinzipiell wieder erfolgen.<br />
Die Möglichkeiten einer Rekultivierung für die Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft sind in der Regel jedoch<br />
stark eingeschränkt: Beim Trockenabbau können die beanspruchten Flächen relativ einfach wieder<br />
für eine land- oder forstwirtschaftliche Nutzung rekultiviert werden, wenn der fachgerecht gesicherte<br />
Mutterboden wieder aufgetragen wird. Aus Art. 6d1 (BayNatSchG) ergibt sich aber: Wenn Trockenabbaugebiete<br />
schon einen hohen Biotopwert aufweisen, sollten sie aus Gründen des Arten- <strong>und</strong><br />
Biotopschutzes nicht wieder für landwirtschaftliche Zwecke rekultiviert werden.<br />
Beim Naßabbau, der im Untersuchungsgebiet ca. 80% des Gesamtabbaus beträgt, können in der<br />
Regel nur 15-30% der entstandenen Gewässerflächen mit gr<strong>und</strong>wasserunschädlichem Material<br />
wiederverfüllt werden <strong>und</strong> damit wieder für eine land- <strong>und</strong> forstwirtschaftliche Nutzung zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Da für die Entwicklung von Biotopen verstärkt auch solche Verfüllungsflächen vorzusehen sind,<br />
reduziert sich im Untersuchungsgebiet der tatsächlich wieder für eine land- oder forstwirtschaftliche<br />
Nutzung zur Verfügung stehende Anteil auf einen Bruchteil der durch den Abbau in Anspruch genommenen<br />
Flächen.<br />
Auswirkungen des Abbaus von Sand <strong>und</strong> Kies auf Natur <strong>und</strong> Landschaft<br />
Wasserhaushalt<br />
Abbaumaßnahmen in Gr<strong>und</strong>wassernähe haben folgende wesentliche Auswirkungen:<br />
• Eine Freilegung des Gr<strong>und</strong>wasserkörpers durch Naßbaggerungen ist in aller Regel mit höheren<br />
Verdunstungsraten (geringere Gr<strong>und</strong>wasserneubildung) verb<strong>und</strong>en. Die Verdunstungsrate von<br />
Wasserflächen liegt deutlich über der von Acker- <strong>und</strong> Grünlandflächen <strong>und</strong> teilweise auch höher<br />
als die von Wäldern. Insbesondere im Winter verdunsten Wasserflächen mehr als gr<strong>und</strong>wasserunbeeinflußte<br />
Flächen mit niedrigwüchsiger Vegetation (WOHLRAB et al. 1992). Allerdings übersteigt<br />
die Verdunstung von Vegetation (z. B. Auwälder, Feuchtwiesen) auf feuchten <strong>und</strong> nassen<br />
Standorten die von Wasserflächen, so daß sich die Verminderung der Gr<strong>und</strong>wasserneubildung<br />
durch Offenlegung des Gr<strong>und</strong>wasserkörpers verringert (von EIMERN, 1985). Dies belegen auch<br />
die Modellberechnungen des hydrogeologischen Gutachtens. Demnach liegt die mittlere Gr<strong>und</strong>wasserneubildung<br />
im Bereich offener Wasserflächen ca. 20% unter der des sonstigen Talbereichs<br />
(vgl. <strong>Teil</strong> 11, Abschnitt "Verdunstung <strong>und</strong> Kleinklima").<br />
• Im Bereich der Gr<strong>und</strong>wasseraufdeckung spiegelt sich das Gr<strong>und</strong>wasser waagrecht ein. Hierdurch<br />
kommt es oberstromig zu einer Gr<strong>und</strong>wasserabsenkung, unterstromig zu einer Gr<strong>und</strong>wasseranhebung.<br />
Das Ausmaß der Veränderung ist abhängig von der Länge des Baggersees in<br />
76
Gr<strong>und</strong>wasserfließrichtung, der Lage der Kippungslinie <strong>und</strong> dem Gr<strong>und</strong>wassergefälle. Die Reichweite<br />
der Gr<strong>und</strong>wasserabsenkung bzw. -aufhöhung ist wesentlich von der Durchlässigkeit des<br />
Gr<strong>und</strong>wasserleiters abhängig. Ein Berechnungsbeispiel für das Obere Maintal ist in Anlage 2 gezeigt.<br />
Mit zunehmender Abdichtung des Sees wandert die Kippungslinie dem Gr<strong>und</strong>wassergefälle entgegen<br />
<strong>und</strong> führt zu einer Zunahme der unterstromigen Gr<strong>und</strong>wasseranhebung. Eine allmähliche<br />
Abdichtung des Sees hat zur Folge, daß die oberstromige Gr<strong>und</strong>wasserabsenkung abnimmt <strong>und</strong><br />
die unterstromige Erhöhung des Gr<strong>und</strong>wasserstandes zunimmt. Aufgr<strong>und</strong> der verminderten<br />
Durchströmung nimmt deren Reichweite mit zunehmender Abdichtung ab. Da Ausmaß der<br />
Gr<strong>und</strong>wasserspiegelveränderung <strong>und</strong> deren Reichweite von Größe, Gestalt <strong>und</strong> Durchströmung<br />
des Sees abhängig sind, müssen die Auswirkungen jedes einzelnen Naßabbaus auf den Gr<strong>und</strong>wasserhaushalt<br />
über Einzeluntersuchungen ermittelt <strong>und</strong> langfristig beobachtet werden.<br />
Durch veränderte Wasserspiegellagen können Standorte, die in enger Nachbarschaft zu einem<br />
Baggersee liegen, in ihrem Gr<strong>und</strong>wasserflurabstand verändert werden. Durch eine Anhebung des<br />
Gr<strong>und</strong>wasserstandes können in unterstromiger Lage Böden vernäßt werden. Hierdurch kann der<br />
Ertragswert landwirtschaftlicher Böden beeinträchtigt werden. Wertvolle Trockenstandorte <strong>und</strong><br />
Trockenlebensräume können verloren gehen, andererseits können aber auch für den Naturschutz<br />
wertvolle Feuchtgebiete im Übergangsbereich Wasser-Land entstehen. Durch die oberstromige<br />
Gr<strong>und</strong>wasserabsenkung kann ebenfalls der Ertragswert landwirtschaftlicher Böden verringert<br />
werden oder es können Feuchtstandorte <strong>und</strong> Feuchtlebensräume beeinträchtigt oder auch<br />
Trockenstandorte geschaffen werden.<br />
Durch Wiederverfüllung eines Baggersees mit bindigem Material sind aberstromig Gr<strong>und</strong>wassererhöhungen<br />
<strong>und</strong> unterstromig Gr<strong>und</strong>wasserabsenkungen zu erwarten.<br />
Wasserbeschaffenheit<br />
Durch die Offenlegung van Gr<strong>und</strong>wasser ergeben sich folgende wesentliche Veränderungen der<br />
Wasserbeschaffenheit:<br />
• Die über das Jahr nur geringen Temperaturschwankungen des Gr<strong>und</strong>wassers werden im Baggersee<br />
aufgehoben. Die Schwankungsamplitude des Seewassers beträgt zwischen den Jahreszeiten<br />
häufig 20° C <strong>und</strong> mehr, während die des unaufgedeckten Gr<strong>und</strong>wassers konstant 7° C<br />
beträgt.<br />
Tiefe Baggerseen können in ihrem thermischen Verhalten natürlichen Seen entsprechen. Ab einer<br />
Wassertiefe von ca. <strong>10</strong>m kann davon ausgegangen werden, daß sich stabile Temperaturschichtungen<br />
einstellen, die im Sommer das wärmere aberflächennahe Wasser (Epilimnion) von dem<br />
kalten Tiefenwasser (Hypolimnion) trennen. Liegt die Eindringtiefe des Lichts über der dazwischenliegenden<br />
"Sprungschicht" (Metalimnion) erfolgt im Tiefenwasser während des Sommers<br />
durch Abbauprozesse eine Sauerstoffzehrung. Das Hypolimnion wirkt als Nährstoffalle. Im warmen,<br />
lichtdurchfluteten Epilimnion werden Nährstoffe durch Pflanzen geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Sauerstoff<br />
produziert. Erst im Herbst wird die Schichtung durch fallende Temperaturen aufgehoben <strong>und</strong> ein<br />
Austausch zwischen Oberflächen- <strong>und</strong> Tiefenwasser ermöglicht (Herbstzirkulation eines Sees).<br />
Im Baggersee kann durch eindringendes Gr<strong>und</strong>wasser diese stabile Schichtung durchbrachen<br />
77
werden <strong>und</strong> ein Austausch von Nährstoffen erfolgen. Bei Lichteinfall bis zum Gr<strong>und</strong> kann sich am<br />
Seeboden eine üppige Unterwasservegetation ausbilden.<br />
Abbautiefen von über <strong>10</strong>m ergeben sich nur an wenigen Seen im Regnitztal. Im übrigen Untersuchungsgebiet<br />
liegen die hinterlassenen Seetiefen deutlich geringer (4-6 m), im Oberen Maintal<br />
findet man z. T. nur Gewässertiefen bis zu 4 m. In diesen flachen Seen stellen sich keine stabilen<br />
Schichtungen ein, so daß durch windbedingte Zirkulation Nährstoffe aus dem Sediment laufend<br />
freigesetzt werden können <strong>und</strong> sich leicht eutrophe Verhältnisse (Nährstoffreichtum) einstellen.<br />
Unterstützt wird eine Eutrophierung durch Überschwemmungsereignisse, die zusätzlich zu Ablagerungen<br />
von Schwebstoffen in den Seen führen. Die Eutrophierung führt dazu, daß die Sichttiefe<br />
sinkt <strong>und</strong> sich Schlämme aus abgebauter organischer Substanz ansammeln. Die Ablagerungen<br />
lassen den See beschleunigt verlanden, fördern seine Abdichtung <strong>und</strong> vermindern somit den<br />
Gr<strong>und</strong>wasserdurchstrom. Durch photosynthetische Vorgänge, Abbau der organischen Substanz<br />
<strong>und</strong> Sauerstoffzehrung können Sauerstoffgehalt <strong>und</strong> pH-Wert des Gewässers stark schwanken.<br />
Anaerobe Abbauprozesse im Sediment, geringe Sauerstoffgehalte durch nächtliche Sauerstoffzehrung<br />
<strong>und</strong> hohe Wassertemperaturen können dann auch dazu führen, daß solche Gewässer<br />
"umkippen", d. h. daß Sauerstoffgehalt <strong>und</strong> Giftkonzentrationen (z. B. Schwefelwasserstoff) einen<br />
für bestimmte Wasserbewohner tödlichen Wert erreichen. Nährstoffzufuhr (z. B. durch intensive<br />
Fischhaltung mit Zufüttern oder durch das Einwehen von Bodenpartikeln <strong>und</strong> Düngemitteln aus<br />
angrenzender, landwirtschaftlicher Intensivnutzung), geringe Wassertiefe <strong>und</strong> geringe Gr<strong>und</strong>wasserdurchströmung<br />
fördern diese Tendenz. Nährstoffmangel, höhere Wassertiefe <strong>und</strong> starker<br />
Gr<strong>und</strong>wasserdurchstrom verringern die Gefahr eines Umkippens. Eutrophe Seen sind im Maintal<br />
an einigen Stellen zu beobachten.<br />
Boden<br />
Durch den Abbau von Sand <strong>und</strong> Kies geht Boden mit seinen wichtigen Funktionen im Naturhaushalt<br />
verloren. Im Untersuchungsgebiet ergeben sich hierdurch folgende wichtige Auswirkungen:<br />
• Aufgr<strong>und</strong> des geringen Wiederverfüllungsanteils bei Naßabbau <strong>und</strong> des geringen Anteils von<br />
Trockenabbauflächen im Main-/Regnitztal kann nur für ca. 15-30% der gesamten Abbauflächen<br />
im Untersuchungsgebiet ein Wiederaufbau einer Bodenschicht erfolgen. Durch Entfernung der<br />
Böden <strong>und</strong> Offenlegung des Gr<strong>und</strong>wassers geht die Gr<strong>und</strong>wasserschutzfunktion des Bodens<br />
verloren. Potentielle Gefährdungen ergeben sich durch den erleichterten Eintrag von Schadstoffen<br />
bzw. durch diffuse Einträge von Pflanzenschutzmitteln <strong>und</strong> Düngemitteln aus benachbarten<br />
Landwirtschaftsflächen infolge von Windverdriftung. Stoffeinträge von Düngern <strong>und</strong> Pflanzenschutzmitteln<br />
ins Gr<strong>und</strong>wasser, die vor einem Naßabbau auf landwirtschaftlich genutzten<br />
Flächen mit dem Sickerwasserstrom stattfanden, erfolgen dagegen nicht mehr.<br />
• Bei einem Trockenabbau oder wiedervertülltem Naßabbau mit nachfolgender Rekultivierung für<br />
die Land- oder Forstwirtschaft sind die Böden gr<strong>und</strong>sätzlich verändert. Der wieder aufgebrachte<br />
Oberboden besitzt nicht mehr sein natürliches Bodengefüge, so daß diese geschütteten, künstlich<br />
wieder aufgebauten Böden einige Zeit benötigen, bis sie ihre ursprüngliche ökologische<br />
Funktionsfähigkeit wieder erreichen.<br />
78
• Durch Sand- <strong>und</strong> Kiesabbau werden z. T. landwirtschaftlich intensiv genutzte Bereiche extensiviert,<br />
d. h. die Bodenbelastung mit Düngern <strong>und</strong> Pestiziden wird gr<strong>und</strong>sätzlich reduziert.<br />
Klima<br />
Die sich ergebenden klimatischen Auswirkungen bleiben auf das Klein- <strong>und</strong> Geländeklima (Mikro<strong>und</strong><br />
Makroklima) beschränkt. Diese Veränderungen von Klimafaktoren werden nachfolgend beschrieben:<br />
• Luftfeuchte: Infolge der ungehinderten Verdunstung offener Wasserflächen steigt in der Regel bei<br />
Naßabbaumaßnahmen die Luftfeuchte über der Abbaufläche an. Wenn ursprünglich gr<strong>und</strong>wasserbeeinflußte<br />
Standorte mit Dauervegetation vorlagen, wird der Verdunstungsanstieg geringer.<br />
Bei Trockenabbau vermindert sich durch die Beseitigung der Vegetation die Verdunstung <strong>und</strong><br />
damit die Luftfeuchte in der Abbaugrube. Nach einer Rekultivierung <strong>und</strong> Wiederherstellung der<br />
ursprünglichen Vegetation stellen sich wieder die gewohnten Verdunstungsverhältnisse ein, wenn<br />
nicht durch geringere Gr<strong>und</strong>wasserflurabstände die Wasserversorgung des Standorts deutlich<br />
erhöht wurde.<br />
• Temperatur: Seeflächen wirken durch die hohe Wärmekapazität des Wassers ausgleichend auf<br />
die Lufttemperatur. Im Tag-Nacht-Wechsel bleiben Wasserflächen nachts wärmer <strong>und</strong> mildern<br />
die Kaltluftbildung, tags bleiben sie kühler als ihre Umgebung. Dieser Einfluß bleibt im wesentlichen<br />
auf die Seenfläche <strong>und</strong> ihre unmittelbare Umgebung beschränkt. Große <strong>und</strong> tiefe natürliche<br />
Seen wirken auch ausgleichend auf den jahreszeitlichen Temperaturverlauf in ihrer weiteren Umgebung.<br />
Von einer solchen weitreichenden Wirkung ist aber bei den vorhandenen Baggerseen<br />
nicht auszugehen.<br />
Auf Trockenabbauflächen verstärken sich infolge der Beseitigung der Vegetation <strong>und</strong> des Oberbodens<br />
die Temperaturextreme. Am Tag heizen sich die Abbauflächen oft stark auf <strong>und</strong> in der<br />
Nacht kühlen sie verstärkt ab, so daß Abbaugruben auch zur Kaltluftbildung beitragen können. In<br />
betroffenen Kaltluftsenken kann sich dadurch die Spätfrostgefährdung erhöhen.<br />
• Nebel: Nebel bildet sich meist als Folge des nächtlichen Temperaturrückgangs als Strahlungsnebel<br />
<strong>und</strong> tritt bevorzugt dort auf, wo die nächtlichen Temperaturen besonders tief sinken - also<br />
in kalten <strong>und</strong> frostgefährdeten Lagen (HÄCKEL, 1985). Seine Bildung ist weniger von hohen<br />
Bodenwassergehalten mit hoher Verdunstung, als durch die sehr tiefen Temperaturen infolge<br />
Ausstrahlung bedingt. Da Wasserflächen weniger stark als ihre Umgebung auskühlen, wird die<br />
Bildung von Strahlungsnebel durch Naßbaggerungen verringert.<br />
Als Nebelerscheinung kann über Wasserflächen der sogenannte Mischungsnebel oder das Seerauchen<br />
auftreten, wenn Kaltluft über die wärmere Wasseroberfläche streicht. Durch Verdunstung<br />
<strong>und</strong> Aufstieg wärmerer feuchter Luft <strong>und</strong> nachfolgender Abkühlung in der Kaltluft kommt es zu<br />
geringmächtigen (in der Regel< 2 m) Nebelerscheinungen, die auf die Seefläche beschränkt bleiben<br />
<strong>und</strong> vorwiegend in der herbstlichen <strong>und</strong> winterlichen Jahreszeit auftreten können.<br />
• Über großflächigen Baggerseen sind geringfügige Zunahmen der Windgeschwindigkeiten zu erwarten.<br />
Auswirkungen auf das Niederschlagsgeschehen sind nicht zu erwarten.<br />
79
Pflanzen- <strong>und</strong> Tierwelt<br />
Abbaumaßnahmen wirken in sehr unterschiedlicher Weise auf das Vorkommen <strong>und</strong> die weitere Entwicklung<br />
von Vegetation <strong>und</strong> Fauna. Die wichtigsten Wirkungen für das Untersuchungsgebiet sind<br />
im folgenden zusammengestellt:<br />
Positive Wirkungen<br />
• Durch den Sand- <strong>und</strong> Kiesabbau entstehen gr<strong>und</strong>sätzlich neue Lebensräume. Je nach Art des<br />
Abbaus, der Rekultivierungs- bzw. Renaturierungsmaßnahmen, der Wiederverfüllung mit Abraum<br />
oder der Nutzung als Schlämmsee ergeben sich schon während des Abbaus bzw. nach Abschluß<br />
völlig veränderte Wiederbesiedlungsmöglichkeiten für Tiere <strong>und</strong> Pflanzen, die zu naturschutzfachlich<br />
positiven Entwicklungen führen können.<br />
So ist der hohe naturschutzfachliche Wert offener, aufgelassener oder extensiv genutzter Abbaugebiete<br />
allgemein anerkannt (vgl. KAULE, 1991, PLACHTER, 1991, RINGLER et al. , 1995). Der<br />
hohe naturschutzfachliche Wert ergibt sich aus dem Nebeneinander verschiedener Standorte mit<br />
oftmals unterschiedlichen Sukzessionsstadien <strong>und</strong> der Störungsarmut im Vergleich zum Umland.<br />
Diese durch den Abbauprozess geschaffenen Lebensräume können einen Ersatz für ehemals<br />
dynamische Lebensräume wie Pralluferböschungen <strong>und</strong> offene Schotterflächen bilden. Der<br />
faunistische Wert ist hierbei in der Regel ungleich höher einzustufen als der floristische Wert. Für<br />
einige Pflanzenarten können Abbaustellen von Sand <strong>und</strong> Kies wichtige Refugialfunktion entwickeln.<br />
In ausgeräumten Ackerlandschaften besitzen Abbaugebiete mit ihren Böschungen, Halden<br />
<strong>und</strong> Grenzflächen durchaus Trittsteinfunktion für Segetal- <strong>und</strong> Ruderalarten.<br />
Für eine Vielzahl von Tiergruppen besitzen Abbaustellen eine sehr hohe naturschutzfachliche<br />
Bedeutung (RINGLER et al. 1995). Insbesondere Vögel der Flußauen können von den neuen<br />
Lebensräumen profitieren. So stellen im Untersuchungsgebiet Abbaustellen bedeutende Lebensräume<br />
für z. B. Uferschwalbe, Flußregenpfeifer, Flußuferläufer oder Blaukehlchen dar. Einige<br />
ehemalige Naßbaggerungen besitzen Bedeutung als wichtige Raststationen für Wasservögel.<br />
Auch für Amphibien, Libellen, Heuschrecken <strong>und</strong> Schmetterlinge ist der hohe Wert von entsprechend<br />
renaturierten Abbaustellen unbestritten. RINGLER et al. (1995) erwähnen z. B. ausdrücklich<br />
die Bedeutung der ehemaligen Abbaustellen bei Naßanger <strong>und</strong> Oberau im Landkreis Lichtenfels<br />
für Schmetterlinge.<br />
Den Wert von Abbaustellen als wertvolle Lebensräume unterstreicht auch die folgende Auswertung:<br />
Ein Viertel aller durch die Arten- <strong>und</strong> Biotopschutzprogramme der Landkreise ausgewiesenen<br />
(lokal, regional, überregional <strong>und</strong> landesweit) bedeutsamen Lebensräume im Untersuchungsgebiet<br />
entfallen auf ehemalige <strong>und</strong> bestehende Abbaugebiete. Der Flächenanteil der<br />
Gruben beträgt jedoch nicht 25%, sondern nur ca. 6% des Untersuchungsgebietes.<br />
Negative Wirkungen<br />
• Lebensraumverluste: Durch Abgrabung können wertvolle Lebensräume von Lebensgemeinschaften<br />
unmittelbar zerstört werden. Bisher waren in dieser Hinsicht besonders Lebensräume<br />
auf Mager- <strong>und</strong> Trockenstandorte des Regnitz- <strong>und</strong> des Maintales zwischen Staffelstein <strong>und</strong><br />
Bamberg sowie einige extensiv genutzte Feuchtgebiete auf Auenstandorten gefährdet.<br />
80
• Beeinträchtigung von Lebensräumen: In der engeren Umgebung von Abbaumaßnahmen (insbesondere<br />
Naßabbau) können wertvolle Lebensräume durch veränderte Gr<strong>und</strong>wasserstände beeinträchtigt<br />
<strong>und</strong> dadurch auch langfristig verloren gehen. Durch den Betrieb oder die Nachfolgenutzung<br />
können benachbarte Lebensräume störungsempfindlicher Arten durch Fahrverkehr, Erholungssuchende<br />
<strong>und</strong> Angler beunruhigt <strong>und</strong> beeinträchtigt werden. Durch die Einhaltung von<br />
Mindestabständen <strong>und</strong> vorausschauender Abbauplanung mit geeigneten Gegenmaßnahmen<br />
können solche Wirkungen aber vermieden werden.<br />
Landschaftsbild <strong>und</strong> Erholung<br />
Die Abbaumaßnahmen im Untersuchungsgebiet haben folgende wesentliche Auswirkungen auf das<br />
Landschaftsbild <strong>und</strong> die Erholungsnutzung:<br />
• Visuelle Wirkungen: Durch Abbaumaßnahmen wird das Landschaftsbild nachhaltig verändert.<br />
Während der Abbauphase ergibt sich durch abgeschobenen Oberboden, Halden, Bodenaufbrüche,<br />
Lagerplätze, Werksanlagen <strong>und</strong> Baumaschinen der Charakter einer Großbaustelle. Aufgr<strong>und</strong><br />
der geringen Höhenentwicklung der beeinträchtigenden Elemente entfaltet sich in der<br />
flachen Tallandschaft des Main-/Regnitztals (keine exponierte Lage möglich) nur eine begrenzte<br />
Fernwirkung, die durch rechtzeitiges Schütten von Sicht-Böschungen <strong>und</strong> durch Gehölzpflanzungen<br />
wesentlich gemindert werden kann. Die Fernwirkung von Kieswerken, Halden oder<br />
Betonmischanlagen in flachen Tallandschaften kann allerdings enorm sein (mehrere h<strong>und</strong>ert bis<br />
tausend Meter).<br />
Durch Geländemodellierungen, Ufer- <strong>und</strong> Böschungsgestaltungen <strong>und</strong> den Aufwuchs von Vegetation<br />
im Zuge von Renaturierungs- <strong>und</strong> Rekultivierungsmaßnahmen dominieren nach Abschluß<br />
der Abbauarbeiten wieder natürliche Strukturen <strong>und</strong> Landschaftselemente, so daß der negative<br />
Eindruck verschwindet. In ausgeräumten Landschaften mit monotoner ackerbaulicher Nutzung<br />
kann die Rekultivierung bzw. Renaturierung sogar dazu beitragen, daß sich der Anteil an naturnahen<br />
Strukturen <strong>und</strong> Nutzungselementen deutlich erhöht <strong>und</strong> dadurch das Landschaftsbild aufgewertet<br />
wird. Speziell bei Naßabbau verbleiben mit der entstandenen Wasserfläche <strong>und</strong> den<br />
naturnahen Uferstrukturen meist sehr attraktive Landschaftsteile.<br />
Durch die rege Abbautätigkeit <strong>und</strong> die Neuentstehung zahlreicher Gewässerflächen wandelt sich<br />
das Gesamterscheinungsbild im Main-/Regnitztal nicht unerheblich. In dem noch vor einem Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
weitgehend landwirtschaftlich geprägten Talraum nimmt der Anteil von Landschaftsräumen,<br />
die durch Abbautätigkeit <strong>und</strong> Baggerseen geprägt sind, ständig zu. Unbeeinträchtigte<br />
Kulturlandschaften mit hohem Grünlandanteil, naturnahen Flußläufen, extensiven Nutzungen,<br />
Wässerwiesen, Altarmen, Geländemulden <strong>und</strong> Feuchtlebensräumen nehmen immer weiter ab.<br />
Zu dieser Entwicklung tragen auch Siedlungs- <strong>und</strong> Verkehrsentwicklung wesentlich bei.<br />
Eine abschließende Bewertung der Zunahme von Gr<strong>und</strong>wasserfreilegungen durch Abbau fällt<br />
schwer. Schließlich:<br />
- unterliegt das Landschaftsbild einem stetigen Wandel,<br />
- ist auch das durch Maßnahmen des Naßabbaus neu entstandene landschaftliche Erscheinungsbild<br />
attraktiv,<br />
- kann keine Erhaltung eines Landschaftsbildes gefordert werden, das an den Nutzungsansprüchen<br />
der in einer Landschaft lebenden Menschen vorbeigeht.<br />
81
Dennoch sollten gerade aus letzterem Gr<strong>und</strong> historische Kulturlandschaften erhalten werden,<br />
deren Charakter bis jetzt bewahrt blieb, da sie für eine ruhige, beschauliche Erholungsnutzung<br />
besonders wichtig sind. Diese Landschaftsteile sind in Karte 9 gekennzeichnet <strong>und</strong> werden in<br />
Kapitel "Landschaftsbild" beschrieben.<br />
• Lärm: Durch Betriebslärm <strong>und</strong> Lkw-Verkehr ergeben sich wesentliche Beeinträchtigungen des<br />
Landschaftserlebens im Laufe der Abbauphase. Hierdurch kann der Erlebniswert angrenzender<br />
Erholungslandschaften oder Erholungsgebiete beeinträchtigt werden. Störende Lärmauswirkungen<br />
für Anwohner <strong>und</strong> Dritte sind durch geeignete Mindestabstände zu Wohngebieten <strong>und</strong> Lärmschutzmaßnahmen<br />
nach Maßgabe der TA-Lärm zu vermeiden.<br />
• Erholungsangebot: Für das mit natürlichen Wasserflächen sehr bescheiden ausgestattete Oberfranken<br />
besitzen die durch den Abbau von Sand <strong>und</strong> Kies geschaffenen Baggerseen wichtige Erholungsfunktion.<br />
Für Angler, Surfer, Segelbootbesitzer, Spaziergänger <strong>und</strong> Badende stellen die<br />
vorhandenen Seen wichtige Ausflugsziele dar <strong>und</strong> besitzen einen anerkannten Wert (MAlER, J.,<br />
MÜLLER, S., EICKE, L., 1990). Durch neu entstehende Seen kann dieses Angebot vergrößert<br />
werden. Vorrangig sollen die neuen Gewässerflächen aber dazu genutzt werden, um bisherige<br />
Konflikte, die sich an bestehenden Seen durch konkurrierende Nutzungen einstellten, zu entflechten<br />
<strong>und</strong> Flächen für die Biotopentwicklung bereitzustellen. Eine ausschließlich naturschutzorientierte<br />
Nutzung von Baggerseen ist bislang unterrepräsentiert.<br />
Landschaftsökologische Bewertung<br />
Ökologische Standorteinheiten<br />
In Karte 12 sind landschaftsökologische Standorteinheiten dargestellt. Dies sind Raumeinheiten, die<br />
aufgr<strong>und</strong> ihrer Geologie <strong>und</strong> Bodenbildung, der Bodenwasserverhältnisse <strong>und</strong> ihres Geländeklimas<br />
mehr oder weniger einheitliche Standortbedingungen aufweisen. Auf ihrer Basis lassen sich Nutzungseignungen<br />
<strong>und</strong> Zielvorstellungen für die gesamträumliche Entwicklung des Untersuchungsgebietes<br />
unter Berücksichtigung wesentlicher ökologischer Belange ableiten.<br />
Die ökologischen Eigenschaften der dargestellten Standorteinheiten, ihre Nutzungseignungen bzw.<br />
Belastbarkeiten gegenüber bestimmten Nutzungen werden nachfolgend beschrieben.<br />
Alluviale<br />
alböden von Main <strong>und</strong> Regnitz<br />
Geologie <strong>und</strong> Böden<br />
Die alluvialen Talböden umfassen die alt- <strong>und</strong> jungalluvialen Talfüllungen des Mains <strong>und</strong> der Regnitz.<br />
Sandige Lehme überdecken fluviatile Sande <strong>und</strong> Schotter mit einer Mächtigkeit von einem halben<br />
bis über einem Meter. Sofern keine Hochwasserfreilegung stattfand, werden die Talböden regelmäßig<br />
überschwemmt <strong>und</strong> zeichnen sich durch stark wechselnde Gr<strong>und</strong>wasserstände aus. Je nach<br />
82
Überschwemmungshäufigkeit <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>wassernähe kommen vor allem folgende Bodenbildungen<br />
vor: Parabraunerden, Braune Auenböden, die im Unterboden vergleyt sind sowie Gleye.<br />
Typische Naturausstattung <strong>und</strong> aktuelle Nutzung<br />
Die typische Naturausstattung im Main- <strong>und</strong> Regnitztal bilden gewässerbegleitende Gehölzsäume<br />
<strong>und</strong> Hochstaudenfluren, kleine Auwaldreste, Altarme <strong>und</strong> deren Verlandungszonen. Die ursprünglich<br />
vorhandenen großflächigen flußbegleitenden Auwälder existieren nicht mehr. Überwiegend werden<br />
die Flächen dieser Raumeinheit landwirtschaftlich genutzt, wobei die Grünlandnutzung in häufig<br />
überschwemmten Bereichen dominiert. Insbesondere am oberen Main bestehen noch großflächige,<br />
zusammenhängende Grünlandbereiche. Flußfernere, weniger häufig überschwemmte <strong>und</strong> z. T. auch<br />
drainierte Flächen werden auch ackerbaulich genutzt. Für Siedlungsgebiete wurden insbesondere<br />
bei Forchheim, Bamberg <strong>und</strong> Lichtenfels Talböden vom Hochwasser freigelegt. Sowohl im Mainwie<br />
auch im Regnitztal finden sich zahlreiche Kiesentnahmestellen im Bereich dieser Raumeinheit,<br />
die in unmittelbarer Flußnähe mächtige Kiesvorkommen besitzt. Hierdurch sind zahlreiche Gr<strong>und</strong>wasseraufschlüsse<br />
entstanden, die als sek<strong>und</strong>äre Lebensräume auch von hohem Naturschutzwert<br />
sein können, wenn sie nicht durch fischereiliche <strong>und</strong> Erholungsnutzungen beeinträchtigt sind.<br />
Nutzungseignung<br />
Die alluvialen Talböden innerhalb des Überschwemmungsbereiches eignen sich aus ökologischer<br />
Sicht weder für eine Siedlungsnutzung noch für eine ackerbauliche Nutzung. Sie stellen wichtige<br />
Retentionsräume dar, in denen eine landwirtschaftliche Nutzung nur auf Grünland ökologisch verträglich<br />
durchgeführt werden kann. Aufgr<strong>und</strong> ihrer Auendynamik <strong>und</strong> wegen ihrer überregionalen<br />
Funktion als Verbindungsraum für Lebensräume der Feuchtgebiete <strong>und</strong> Fließgewässer stellen<br />
extensive, naturschutzorientierte Nutzungsweisen <strong>und</strong> reine Naturschutzflächen die geeignetsten<br />
Nutzungen dar.<br />
Baggerseen in dieser Raumeinheit sollten vorrangig Zwecken des Naturschutzes dienen. Sie entwickeln<br />
sich schnell durch häufige Überschwemmungen zu eutrophen Gewässern, die über den<br />
Eintrag von Schwebstoffen langsam verlanden.<br />
Außerhalb der Überschwemmungsbereiche stellt die ackerbauliche Nutzung die geeignetste Nutzungsweise<br />
der alluvialen Talböden dar. Daneben eignen sich diese Bereiche als potentielle Ausleitungsflächen<br />
für Hochwässer, um die Retentionsleistung der Flußauen wieder zu vergrößern. Aus<br />
ökologischer Sicht wäre hier aber auch die Grünlandnutzung erwünscht.<br />
Überschwemmungsbereiche der Vor- <strong>und</strong> Niederterrasse<br />
Geologie <strong>und</strong> Böden<br />
Flußnahe Bereiche der Vor- <strong>und</strong> Niederterrasse fallen zum <strong>Teil</strong> ins Überschwemmungsgebiet von<br />
Main <strong>und</strong> Regnitz. Sie werden nur von stärkeren Hochwässern überflutet <strong>und</strong> tragen deshalb überwiegend<br />
Braune Auenböden über sandigen Kiesen bzw. kiesigen Sanden mit mehr oder weniger<br />
starken Vernässungen im Untergr<strong>und</strong>.<br />
83
Typische Naturausstattung <strong>und</strong> aktuelle Nutzung<br />
Typische naturnahe Elemente bilden Gebüsche, Gehölze <strong>und</strong> Waldreste entlang ehemaliger Flußschlingen<br />
<strong>und</strong> Prallufer sowie Reste von Feuchtlebensräumen in Geländemulden <strong>und</strong> ehemaligen<br />
Altwässern. Die auf diesem Standort ursprünglichen großflächigen Hartholzauwälder sind im Untersuchungsgebiet<br />
nicht mehr vorhanden. Hier dominiert heute landwirtschaftliche Nutzung, wobei die<br />
Grünlandnutzung deutlich zurücktritt <strong>und</strong> nur im direkten Anschluß an die alluvialen Talböden bei<br />
höherer Überschwemmungshäufigkeit erhalten blieb. Einzig im Aischgr<strong>und</strong> sind noch großflächige,<br />
zusammenhängende Wiesen auf der Vorterrasse erhalten geblieben. Durch Kiesabbau sind in dieser<br />
ökologischen Standorteinheit insbesondere im Maintal zahlreiche Baggerseen entstanden, die die<br />
landschaftliche Vielfalt dieser strukturarmen Raumeinheit erhöhen. Der naturschutzfachliche Wert<br />
der Baggerseen könnte durch die Einschränkung der fischereilichen Nutzung <strong>und</strong> des Erholungsbetriebes<br />
noch erhöht werden.<br />
Nutzungseignung<br />
Die Überschwemmungsbereiche der Vorterrasse eignen sich aus ökologischer Sicht nicht für eine<br />
Siedlungsnutzung. Aufgr<strong>und</strong> des geringen Gr<strong>und</strong>wasserabstandes <strong>und</strong> der Überschwemmungsgefahr<br />
eignen sich die Bereiche auch nur sehr eingeschränkt für eine ackerbauliche Nutzung <strong>und</strong><br />
sollten als Grünland genutzt werden. Die Überschwemmungsbereiche der Vorterrasse sind wichtige<br />
Retentionsräume für Spitzenhochwässer <strong>und</strong> stellen geeignete Räume für Renaturierungsmaßnahmen<br />
entlang von Main <strong>und</strong> Regnitz dar. Als Standorte der Hartholzaue <strong>und</strong> zusammen mit der vorgenannten<br />
Standorteinheit eignen sie sich als Entwicklungsgebiete für auentypische Lebensräume.<br />
Baggerseen in dieser Raumeinheit sollten vorrangig Zwecken des Naturschutzes dienen, auch Nutzungen<br />
als Angelgewässer sind möglich. Die Baggerseen verlanden aufgr<strong>und</strong> geringerer Überschwemmungshäufigkeit<br />
weniger rasch. Da im Maintal keine Seen außerhalb des Überschwemmungsbereiches<br />
liegen, müssen hier auch Erholungsnutzungen ermöglicht werden.<br />
Vor- <strong>und</strong> Niederterrassen außerhalb des Überschwemmungsbereiches<br />
Geologie <strong>und</strong> Böden<br />
Die Vor- <strong>und</strong> Niederterrassen der Regnitz werden überwiegend von Sanden gebildet. Sie überragen<br />
die fluviatilen Ablagerungen der Talböden um mehrere Meter <strong>und</strong> liegen mit wenigen Ausnahmen<br />
außerhalb des heutigen Überschwemmungsbereiches der Regnitz.<br />
Die Vor- <strong>und</strong> Niederterrassen im Maintal weisen geringere Mächtigkeiten (7-8/11-14 m) auf. Im<br />
Gegensatz zum Regnitztal werden große Flächenanteile der Vorterrasse des Mains rezent noch<br />
überschwemmt <strong>und</strong> fallen in die vorstehend beschriebene Raumeinheit.<br />
Als Bodenbildungen treten auf den Vorterrassen der beiden Flüsse, die vor Flußregulierungsmaßnahmen<br />
noch in ihrer Gesamtheit von Spitzenhochwässern überflutet wurden, Braune Äuenböden<br />
hoher Basensättigung auf, bei Forchheim auch schwach podsolige Braunerden.<br />
84
Wegen der häufig auftretenden Lehmüberdeckung der Niederterrasse <strong>und</strong> der weniger fortgeschrittenen<br />
Verwitterung wurde die Niederterrasse mit der Vorterrasse zusammengefaßt.<br />
Auf den Niederterrassen herrschen Braunerden mittlerer Basensättigung aus Sand, lehmigem Sand<br />
oder sandigem Lehm (KRUMBECK, 1970) vor. Podsolige Böden auf ausgesprochen sandigem<br />
Material kommen bei Forchheim bis zur Einmündung der Wiesent vor.<br />
Typische Naturausstattung <strong>und</strong> aktuelle Nutzung<br />
Die Vor- <strong>und</strong> Niederterrassen von Main <strong>und</strong> Regnitz sind weitgehend ausgeräumt <strong>und</strong> arm an naturnahen<br />
Strukturen. Die wenigen Strukturelemente sind Wegränder, Raine, Hecken <strong>und</strong> Feldgehölze<br />
<strong>und</strong> sek<strong>und</strong>är an Baggerseen entstandene Gewässerufer. Die Standorteinheit ist geprägt von<br />
großflächiger, ackerbaulicher Nutzung. Größere Waldflächen kommen im Regnitztal zwischen<br />
Hirschaid <strong>und</strong> Bamberg, kleinere Waldreste trockener Kiefernwälder kommen südlich von Forchheim<br />
vor. Siedlungsflächen beanspruchen ebenfalls erhebliche <strong>Teil</strong>e der überschwemmungsfreien<br />
Vor- <strong>und</strong> Niederterrasse. Insbesondere im Regnitztal verlaufen eine ganze Reihe wichtiger Verkehrstrassen<br />
(Main Donau-Kanal, Frankenschnellweg, Eisenbahn) auf Vor <strong>und</strong> Niederterrasse. Während<br />
im Maintal nur wenige Kiesgewinnungsstätten der Vor- <strong>und</strong> Niederterrasse außerhalb des Überschwemmungsgebietes<br />
liegen, existieren im Regnitztal zahlreiche Gewinnungstätten in dieser<br />
Standorteinheit.<br />
Nutzungseignung<br />
Die überschwemmungsfreie Vor- <strong>und</strong> Niederterrasse von Main <strong>und</strong> Regnitz eignet sich aufgr<strong>und</strong><br />
ihrer günstigen Erzeugungsbedingungen gr<strong>und</strong>sätzlich gut für eine landwirtschaftliche Nutzung. In<br />
den stark sandigen Abschnitten zwischen Baiersdorf <strong>und</strong> Forchheim besteht nur eine unterdurchschnittliche<br />
Ertragsfähigkeit. In allen stark sandigen Bereichen der Niederterrasse ergeben sich<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich gute Entwicklungsmöglichkeiten für die Neuschaffung von trockenen Standorten <strong>und</strong><br />
Sandmagerrasen. Da die Standorteinheit auch feuchte Geländesenken <strong>und</strong> ehemalige Flußschlingen<br />
aufweist, ergeben sich hier auch Möglichkeiten einer Renaturierung von Feuchtgebieten. Bei<br />
direkt anstehendem sandigen <strong>und</strong> kiesigen Material können auch trockene Lebensraumtypen entwickelt<br />
werden. Für Siedlungsnutzung sind insbesondere die Bereiche der höheren Niederterrasse<br />
mit höherem Gr<strong>und</strong>wasserflurabstand geeignet.<br />
Große Baggerseen in dieser Raumeinheit eignen sich in der Regel hervorragend für erholungsorientierte<br />
Nutzungen (Bereitstellung von intensiven Erholungsseen mit Badenutzung <strong>und</strong> Wassersport<br />
oder von Angelgewässern insbesondere im Regnitztal mit großen Gewässertiefen).<br />
Flugsande<br />
Geologie <strong>und</strong> Böden<br />
Flugsande im Untersuchungsgebiet kommen nur kleinflächig an den Talrändern des Regnitztales<br />
vor: südlich von Bamberg (Hauptsmoorwald), südlich von Köttmannsdorf, südöstlich Altendorf, östlich<br />
Buckenhofen <strong>und</strong> bei Kersbach. Sie wurden im Spätglazial als Sanddünen aufgeweht <strong>und</strong> durch<br />
85
nacheiszeitliche Vegetation festgelegt. Als Bodenbildungen tragen sie podsolige Braunerden <strong>und</strong><br />
Podsol-Braunerden, die nicht sehr tief gebleicht sind (LANG, 1970).<br />
Typische Naturausstattung <strong>und</strong> aktuelle Nutzung<br />
Die Flugsandstandorte sind fast ausschließlich mit Kiefernwäldern bestockt.<br />
Nutzungseignung<br />
Aufgr<strong>und</strong> ihrer Nährstoffarmut <strong>und</strong> ihrer sauren Bodenreaktion eignen sich die Böden eher für forstwirtschaftliche<br />
Nutzung. Zur Biotopneuschaffung können trockene Sonderstandorte wichtige Entwicklungsflächen<br />
für den Naturschutz darstellen.<br />
Trockenabbaustellen sollten hier nicht aufgeforstet oder landwirtschaftlich genutzt werden, sondern<br />
vorrangig Naturschutzzwecken dienen.<br />
Mittel- <strong>und</strong> Hauptterrassen mit Nebentalschottern<br />
Geologie <strong>und</strong> Böden<br />
Die Mittel- <strong>und</strong> Hauptterrassen von Main <strong>und</strong> Regnitz wurden durch Aufschüttungs- <strong>und</strong> Einschneidungsvorgänge<br />
im Laufe des Pleistozäns gebildet. Sie sind aus Sanden <strong>und</strong> Kiesen aufgebaut <strong>und</strong><br />
mit Nebentalschottern unterschiedlicher Herkunft durchsetzt. Die Schotter sind im allgemeinen entkalkt<br />
(JANETZKO & ROLOFF, 1970), zum <strong>Teil</strong> sind sie stark verlehmt. Typische Bodenbildungen sind<br />
lehmig-sandige bis sandig-lehmige Braunerden geringer Basensättigung. Bei geringer Mächtigkeit<br />
können auch Bodenbildungen vorliegen, die von den darunter liegenden Gesteinen ausgehen.<br />
Typische Naturausstattung <strong>und</strong> aktuelle Nutzung<br />
Die schwach geneigten Talhänge dieser Standorteinheit werden überwiegend ackerbaulich genutzt<br />
oder als Siedlungsflächen herangezogen. Nördlich <strong>und</strong> südlich von Bamberg befinden sich auch<br />
größere Waldflächen auf den Terrassen.<br />
Die landwirtschaftlich genutzten Gebiete zeichnen sich durch eine starke Verarmung naturnaher<br />
Lebensräume aus. Die verbliebenen Strukturen sind: Hecken, Feldgehölze, schmale Feld- <strong>und</strong> Wegraine.<br />
Nutzungseignung<br />
Die Einheit ist für ackerbauliche Nutzung <strong>und</strong> für Siedlungsentwicklung gut geeignet, da sie außerhalb<br />
von Überschwemmungsbereichen liegt <strong>und</strong> Kaltluft abfließen kann.<br />
Abbaggerungen sollten hier wieder einer landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt werden.<br />
86
Nebentäler<br />
Geologie <strong>und</strong> Böden<br />
In den Nebentälern finden sich junge holozäne Ablagerungen, die als schmale Bänder die Nebenbäche<br />
von Main <strong>und</strong> Regnitz begleiten. Bei stärkeren Hochwässern werden sie in der Regel überschwemmt.<br />
Das Bodenmaterial wird aus sandigen bis lehmigen, z. T. tonigen Ablagerungen gebildet.<br />
Seine Zusammensetzung schwankt je nach Einzugsgebiet. Als Bodenbildungen dominieren<br />
Gleye <strong>und</strong> Braunerde-Gleye, aber auch anmoorige Böden kommen vor (z. B. Itztal).<br />
Typische Naturausstattung <strong>und</strong> aktuelle Nutzung<br />
Die typische Naturausstattung der Nebentäler <strong>und</strong> ihrer Flüsse bilden gewässerbegleitende Gehölzsäume<br />
<strong>und</strong> Hochstaudenfluren. Oft mäandrieren die Bachläufe noch frei, werden von Grünlandstreifen<br />
begleitet (z. B.: Aisch, Aurach, Rauhe Ebrach, Reiche Ebrach, Leitenbach, Itz) <strong>und</strong> sind durch<br />
Siedlungsflächen nur wenig beansprucht. Zum <strong>Teil</strong> liegen Teichanlagen für die Fischzucht in den<br />
Tälern, Gr<strong>und</strong>wasseraufschlüsse durch Abbau kommen bislang kaum vor.<br />
Nutzungseignung<br />
Die Nebentäler eignen sich auf Gr<strong>und</strong> der vorhandenen Überschwemmungsgefahr, ihrer Bedeutung<br />
für den Frischlufttransport <strong>und</strong> als Kaltluftsenken nicht für eine Siedlungsnutzung. Als landwirtschaftliche<br />
Nutzung sollte nur eine Grünlandnutzung erfolgen. Mit ihren in aller Regel nur wenig<br />
regulierten Fließgewässern stellen die Nebentäler von Main <strong>und</strong> Regnitz wichtige regionale Verbindungsräume<br />
für Flora <strong>und</strong> Fauna der Fließgewässer <strong>und</strong> Feuchtgebiete dar. Die wichtige Bedeutung<br />
der Nebentäler im Untersuchungsgebiet ist im bayernweiten Vergleich besonders herauszustellen,<br />
da naturnah erhaltene Bachtäler in anderen Naturräumen weit seltener anzutreffen sind. Extensive,<br />
ressourcenschonende Nutzungsweisen <strong>und</strong> reine Naturschutznutzungen stellen deshalb die geeignetsten<br />
Nutzungen der Nebentäler dar.<br />
Talhänge des Lias <strong>und</strong> Feuerlettens<br />
Geologie <strong>und</strong> Böden<br />
Gesteine des Lias <strong>und</strong> Feuerlettens treten an den Talhängen von Main <strong>und</strong> Regnitz im Anschluß an<br />
die Nieder- <strong>und</strong> Hochterrassenschotter auf. Nennenswerte Anteile am Untersuchungsgebiet nehmen<br />
sie an den flach ansteigenden Hängen am Ostrand des Regnitztales ein.<br />
In die ökologische Standorteinheit mit eingefaßt wurden Bodenbildungen auf Gehängeschutt des<br />
Lias <strong>und</strong> Doggers.<br />
Auf den tonigen Ablagerungen des Lias <strong>und</strong> Feuerlettens, die z. T. sandig überlagert sein können,<br />
wechselt die typologische Ausbildung der Böden stark, so daß sehr verschiedenartige Bodentypen<br />
vorkommen. Ganz wesentlich ist dabei die Bodenbildung von der Geländeform beeinflußt. Auf den<br />
im Untersuchungsgebiet dominierenden flacheren Geländelagen kommen vor allem flachgründige,<br />
schwach entwickelte Braunerden vor, die bei Wasserstau gleyartige Vernässungshorizonte aufwei-<br />
87
sen. Auf ausgeprägten tonigen Ablagerungen können auch Pelosole <strong>und</strong> Pelosol Braunerden auftreten.<br />
Lagen mit Gehängeschutt, auf denen eine bessere Wasserabfuhr sichergestellt ist, weisen<br />
Braunerde-Bildungen auf.<br />
Typische Naturausstattung <strong>und</strong> aktuelle Nutzung<br />
Die typische Nutzung <strong>und</strong> Naturausstattung der Talhänge des Lias <strong>und</strong> Feuerlettens hängt stark von<br />
der Geländeform, den Bodenwasserverhältnissen <strong>und</strong> den vorherrschenden Bodenbildungen ab.<br />
Steilere Hänge <strong>und</strong> Tonböden werden meist als Wald genutzt. In flacheren Geländelagen erfolgt<br />
landwirtschaftliche Nutzung, wobei die Grünlandnutzung auf wasserstauenden Böden stärkeren Anteil<br />
hat. Daneben wurden auf Feuerletten Fischteiche angelegt. Als naturnahe Lebensräumen kommen<br />
hauptsächlich Feldgehölze <strong>und</strong> Hecken vor, vereinzelt finden sich in staunassen Lagen auch<br />
Naßwiesen.<br />
Nutzungseignung<br />
Mit den Bodenverhältnissen <strong>und</strong> dem Bodenwasserhaushalt varriiert auch die ökologische Nutzungseignung.<br />
Geländestufen <strong>und</strong> Steilhänge des Lias <strong>und</strong> Feuerlettens eignen sich besonders für<br />
eine forstwirtschaftliche Nutzung (Erosionsminderung). Die Baumartenzusammensetzung kann je<br />
nach Standortverhältnissen sehr unterschiedlich sein. Hierdurch sind Waldnutzungen gefordert, die<br />
eine hohe Strukturvielfalt <strong>und</strong> unterschiedlichen Waldtypen bedingen <strong>und</strong> damit eine besondere Bedeutung<br />
für den Arten- <strong>und</strong> Biotopschutz erlangen können. Wasserstauende Böden eignen sich besonders<br />
für eine naturschutzorientierte Nutzung als Feuchtgebiete oder eine extensive Grünlandnutzung.<br />
Die ackerbauliche Nutzung sollte auf Böden mit gut drainierendem Untergr<strong>und</strong> beschränkt<br />
sein.<br />
Abbau von Sand <strong>und</strong> Kies ist mangels geeigneter Vorkommen hier nicht möglich. Lehm- <strong>und</strong> Tongruben<br />
sollten überwiegend einer naturschutzorientierten Nachfolgenutzung zugeführt werden.<br />
Talhänge des Burgsandsteins <strong>und</strong> Rhätolias<br />
Geologie <strong>und</strong> Böden<br />
Gesteine des Burgsandsteins <strong>und</strong> Rhätolias treten im Untersuchungsgebiet nur sehr beschränkt auf.<br />
Im Oberen Maintal <strong>und</strong> im Regnitztal bei Forchheim werden vereinzelt Hangfüße der Talflanken aus<br />
Burgsandstein oder des Rhät (Aischgr<strong>und</strong>) im Anschluß an die Terrassenschotter oder die alluvialen<br />
Talböden berührt. Bei Rattelsdorf liegt ein größerer Bereich dieser Standorteinheit zwischen dem Tal<br />
der Itz <strong>und</strong> dem Maintal. Ein Vorkommen von Hanglehm im Oberen Maintal <strong>und</strong> mehrere kleinflächige<br />
Vorkommen von Hangschutt wurden ebenfalls dieser ökologischen Standorteinheit zugeordnet.<br />
Als Bodenbildungen bestehen auf den lehmig-sandigen bis sandig-lehmigen Substraten Braunerden<br />
mit Versauerungstendenz (geringe Basensättigung) <strong>und</strong> Podsolierungserscheinungen.<br />
88
Typische Naturausstattung <strong>und</strong> aktuelle Nutzung<br />
Steilstufen des Burgsandsteins <strong>und</strong> insbesondere des Rhäts werden in der Regel forstwirtschaftlich<br />
genutzt. Es dominieren saure Kiefernwälder. Verebnungen <strong>und</strong> mäßig steile Hänge des Burgsandsteins<br />
werden ackerbaulich genutzt. Nur in Bereichen mit wasserstauenden Lettenzwischenlagen<br />
erhöht sich der Grünlandanteil. Schwach geneigte Bereiche sind weitgehend ausgeräumt <strong>und</strong> tragen<br />
als naturnahe Strukturen typische Lebensraumtypen der Agrarlandschaft wie Hecken, Feldgehölze<br />
<strong>und</strong> Grasraine. Die steileren ackerbaulich genutzten Talflanken, die jedoch außerhalb des<br />
Untersuchungsgebiets liegen, bilden häufig sehr strukturreiche <strong>und</strong> kleinteilig gegliederte Heckenlandschaften<br />
mit Streuobstbeständen.<br />
Nutzungseignung<br />
Geländestufen <strong>und</strong> Steilhänge des Burgsandsteins <strong>und</strong> des Rhät eignen sich ausschließlich für eine<br />
forstwirtschaftliche Nutzung (Erosionsminderung). Aus Gründen des Arten- <strong>und</strong> Biotopschutzes <strong>und</strong><br />
um einer Selbstversauerung entgegenzuwirken, sollte ein hoher Laubbaumanteil angestrebt<br />
werden. Die strukturreichen, mäßig steil geneigten Hänge sollten als wertvolle, landwirtschaftlich<br />
genutzte Kulturlandschaften erhalten werden. Ihr Strukturreichtum <strong>und</strong> ihre kleinteilige Nutzung dienen<br />
nicht nur der Erhaltung wertvoller Arten, sondern mindern ebenso die Bodenerosion <strong>und</strong> bieten<br />
einen hohen Erlebniswert. Die schwächer geneigten Bereiche eignen sich für eine ackerbauliche<br />
Nutzung. Der Anteil an naturnahen Lebensräumen in diesen Bereichen sollte erhöht werden.<br />
Eine Nutzung der Sandsteingebirge zur Sandgewinnung ist denkbar, erfolgt aber derzeit nicht.<br />
Löß, Lößlehm <strong>und</strong> sandiger Lehm<br />
Geologie <strong>und</strong> Boden<br />
Vorkommen von Löß, Lößlehm <strong>und</strong> sandigem Lehm im Untersuchungsgebiet sind nur kleinflächig<br />
im Oberen Maintal anzutreffen. Südlich von Ebensfeld sind die schluffigen äolischen Sedimente<br />
stark mit Sand vermischt, der wahrscheinlich aus den Tälern aufgeweht <strong>und</strong> vom oberhalb anstehenden<br />
Doggersandstein eingeschwemmt wurde (JANETZKO & ROLOFF, 1970). Auf den Lößlehmdecken<br />
entwickelten sich in trockenen Lagen Parabraunerden, bei <strong>und</strong>urchlässigem, tonigen Untergr<strong>und</strong><br />
Pseudogleye geringer Ausprägung.<br />
Typische Naturausstattung <strong>und</strong> aktuelle Nutzung<br />
Die Flächen dieser Standorteinheit werden zum überwiegenden <strong>Teil</strong> ackerbaulich genutzt, kleine<br />
Wälder sind in steileren Hanglagen zu finden. Naturnahe Strukturen sind in den intensiv landwirtschaftlich<br />
genutzten Bereichen nicht vorhanden.<br />
89
Nutzungseignung<br />
Parabraunerden stellen sehr gute Ackerstandorte dar. Stärker geneigte Hänge sollten jedoch zur<br />
Verminderung der Bodenerosion nicht ackerbaulich genutzt werden. Allgemein ist im Bereich dieser<br />
Standorteinheit eine Erhöhung des Anteils an naturnahen Strukturen anzustreben.<br />
Funktionsräumliches Leitbild<br />
Auf der Gr<strong>und</strong>lage der landschaftsökologischen Standorteinheiten <strong>und</strong> unter Berücksichtigung der<br />
Ziele der verschiedenen Raumnutzungen einschließlich der Ziele des Naturschutzes <strong>und</strong> der Landschaftspflege<br />
wird als zentrale Planungskarte der landschaftsökologischen Rahmenuntersuchung<br />
ein funktionsräumliches Leitbild dargestellt. Hierzu werden die unterschiedlichen Raumansprüche,<br />
die in Karte 9 bis Karte 11 dargestellt sind, zunächst zusammengeführt <strong>und</strong> insbesondere die Ziele<br />
der Rohstoffgewinnung daraufhin überprüft, wo <strong>und</strong> in welchem Ausmaß sie mit Zielen anderer<br />
Raumnutzungen <strong>und</strong> Zielen des Naturschutzes <strong>und</strong> der Landschaftspflege in Konflikt geraten. Aus<br />
diesen Erkenntnissen heraus wird eine räumliche Ordnung vorgeschlagen, die zeigt, wie eine<br />
zukünftige Entwicklung einzelner Nutzungen (insbesondere aber des Kiesabbaus) im Untersuchungsgebiet<br />
aus gutachtlicher Sicht erfolgen sollte, die wesentlichen landschaftsökologischen<br />
Zielen gerecht wird <strong>und</strong> Zielkonflikte vermindert oder bestenfalls sogar vermeidet. Diese vorgeschlagene<br />
räumliche Ordnung wird funktionsräumliches Leitbild genannt. Zu diesen Leitvorstellungen<br />
gehören ebenfalls die für Abbaugebiete vorgeschlagenen Nachfolgenutzungen, da diese dem<br />
Ziel einer überörtlich abgestimmten Entwicklung der Talräume von Main <strong>und</strong> Regnitz dienen <strong>und</strong><br />
wesentliche Ziele des Naturschutzes <strong>und</strong> der Landschaftspflege verwirklichen helfen sollen.<br />
Abbildung 5: Vorgehensweise zur Erstellung des funktionsräumlichen Leitbildes<br />
Raumansprüche <strong>und</strong> Ziele folgender Nutzungen:<br />
Landwirtschaft<br />
Forstwirtschaft<br />
Wasserwirtschaft<br />
Naturschutz <strong>und</strong> Landschaftspfleg_e ......-.....-+--tI~<br />
Siedlungsentwicklung<br />
Rohstoffgewinnung<br />
Infrastruktu rentwicklung<br />
Konfliktminimierung durch<br />
- Schwerpunktsetzung<br />
- Priorisierung von Nutzungen<br />
- Vorschläge für andere<br />
Nutzungsweisen<br />
Funktionsräumliches<br />
Leitbild<br />
Ökologische Standortei nheiten<br />
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