„Nichts ist fataler für die Beschäftigungsfähigkeit, als jahrelang das Gleiche zu tun. Mitarbeiter müssen in Bewegung bleiben, sich neuen Aufgaben stellen.“ Prof. Dr. Jutta Rump Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Ludwigshafen; Leiterin des Instituts für Beschäftigung und Employability IBE
<strong>Perspektiven</strong> führen weiter Erfolgsfaktor Personalarbeit Die Commerzbank erwartet viel von ihren Mitarbeitern. Und sie bietet ihnen eine Menge – zum Beispiel vielfältige Chancen und eine lebendige Unternehmenskultur. Die Herausforderung der Personalarbeit lautet, Mitarbeitern attraktive Angebote zu machen und gleichzeitig die Qualität und die Kosten im Blick zu behalten. Dabei können Theorie und Praxis eine Menge voneinander lernen. Ein Gespräch zwischen Dr. Jutta Rump, Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Ludwigshafen, und Albert Reicherzer, Bereichsvorstand Group Human Resources der Commerzbank. Rump: Die Lebensarbeitszeit nimmt langsam, aber kontinuierlich zu, und deshalb müssen Mitarbeiter auf Jahre motiviert, kompetent und gesund bleiben. Wie sorgen Sie in der Commerzbank eigentlich dafür, dass möglichst viele Kolleginnen und Kollegen jeden Tag gerne die Ärmel hochkrempeln? Und auch eigenverantwortlich in ihre berufliche Entwicklung und ihre Gesundheit investieren? Reicherzer: Wir sind davon überzeugt, dass unsere Mitarbeiter sich umso mehr engagieren, je bessere Entwicklungsperspektiven wir ihnen bieten. Das Motto unseres Personalberichts – „<strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Perspektiven</strong>“ – ist auch ein wichtiger Grundsatz unserer Personalarbeit. Indem wir konsequent auf Personalentwicklung setzen, entsprechen wir zum einen der unternehmerischen Herausforderung, die Kunden der Commerzbank in einem wettbewerbsintensiven Markt optimal zu beraten und zu begleiten. Zum anderen kommen wir da<strong>mit</strong> den Wünschen unserer Mitarbeiter nach. Denn die meisten wollen kontinuierlich dazulernen – zumal sich die Welt um sie herum rasant verändert. Rump: Wenn wir über Mitarbeiterwünsche reden, müssen wir auch an eines denken: Die Generation, die bereits 25 oder 30 Jahre lang arbeitet, tickt anders als die Generation, die erst jetzt einsteigt. Reicherzer: Dazu gehört, dass heute im Verhältnis zu früher mehr hervorragend ausgebildete junge <strong>Menschen</strong> zu uns kommen. Nicht wenige streben in das Top-Management. Jeder muss am Ball bleiben und das Beste aus sich machen. Dafür schaffen wir bei der Commerzbank die Voraussetzungen. Rump: Zudem haben die Jüngeren ein völlig neues Selbstbewusstsein. Sie wissen, was sie können, und haben gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Deshalb fordern sie gute Entwicklungsperspektiven ein. Sie wollen verschiedene Lebens- und Berufsphasen in Einklang bringen und erwarten eine kontinuierliche Förderung. Reicherzer: Diese Erwartungen gehen weit über die Ansprüche der Kollegen hinaus, die vor Jahren und Jahrzehnten ins Berufsleben gestartet sind. In unserer Personalarbeit merken wir, wie sich die Vorstellungswelten langsam verändern. Frauen streben Führungspositionen an, Männer fragen nach Sabbatical und Teilzeit, das Thema Karriere wird neu interpretiert. Wir bieten deshalb neue Karrierepfade an, obwohl die Führungslaufbahn weiterhin eine große Rolle spielt. Mitarbeiter können aber auch als Projektmanager Karriere machen. Und wer sich als Spezialist weiterentwickeln will, schlägt eine Fachkarriere ein. Im Zielbild wollen wir drei gleichwertige Karrierewege anbieten. Rump: Sie sollten aber bedenken, dass eine Karriere als Führungskraft in unserer Gesellschaft immer noch die größte Wertschätzung besitzt. Diese Tradition können Sie nicht so leicht umstoßen. Sie müssen also dafür sorgen, dass alle drei Karrieren tendenziell die gleiche Anerkennung genießen – zumindest innerhalb Ihres Unternehmens. Die höchste Akzeptanz verspricht hier ein übergreifendes Modell, bei dem sich jeder Mitarbeiter in jede Richtung entwickeln kann. Sind Ihre Karrierepfade denn schon ausreichend durchlässig? Reicherzer: Wir sind hier auf dem richtigen Weg. Zum Beispiel können Mitarbeiter bei uns als Spezialist im Firmenkundenbereich starten, dort später eine Führungsaufgabe übernehmen und dann auf gleicher Ebene Projekte im Privatkundenbereich managen. Danach können Sie als Top- Führungskraft in den Firmenkundenbereich zurückkehren. Solche Laufbahnen sind bei uns möglich! Rump: Trotzdem klingt Ihr Beispiel immer noch ein wenig nach dem klassischen Aufstieg durch die Hierarchie. Nachdem aber die Anforderungen an das Management dramatisch gestiegen sind, halten es immer weniger Leute konditionell durch, das ganze Berufsleben lang nach höheren Führungspositionen zu greifen. Wenn Sie Mitarbeitern unterschiedliche Wege öffnen, die nicht nur nach oben führen, schaffen Sie auch die qualitativen Voraussetzungen für eine verlängerte Lebensarbeitszeit. Reicherzer: Nur Karriere zu machen, ist selbst für sehr ehrgeizige junge Mitarbeiter kein ausschließlicher Lebenstraum mehr. Viele wollen auch mal etwas anderes machen, sich <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Perspektiven</strong> 9