Kämpfen Raufen - Lo-Net 2
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Fachtag Sport: „<strong>Kämpfen</strong> und <strong>Raufen</strong>“<br />
In der Turnhalle der Albert-Einstein-Schule in<br />
Maintal-Bischofsheim am 24.09.2008<br />
Michael Buck<br />
Matthias Orth
Am 24.09.2008 trafen sich die Sportfachgruppen des<br />
Studienseminars für Gymnasien Offenbach unter der<br />
Leitung von Frau Heinz, Herrn Dr. Woznik und Herrn<br />
Becker zum gemeinsamen Sportfachtag. Das<br />
Besondere diesmal: Die teilnehmenden LiV hatten die<br />
Wahl zwischen den Schwerpunkten „Rückschlagspiele<br />
spielen“ und „<strong>Kämpfen</strong> und <strong>Raufen</strong>“.<br />
Ziel war es, vielfältige Möglichkeiten des miteinander <strong>Kämpfen</strong> und <strong>Raufen</strong>s im<br />
Sportunterricht kennen zu lernen, zu erproben und unter verschiedenen didaktischen und<br />
methodischen Aspekte zu besprechen. Hierzu vermittelte uns Herr Arnold seine<br />
Planungen und Erfahrungen aus seiner kürzlich gehaltenen Unterrichtseinheit „<strong>Kämpfen</strong><br />
erfahren“ in einer 5. Klasse.<br />
Anschließend stellte uns die ehemalige Referendarin<br />
des Studienseminars Frau Lambrecht Auszüge aus ihrer<br />
Examensreihe vor: „<strong>Kämpfen</strong> – ein Weg zum<br />
Miteinander “, ebenfalls gehalten in einer 5. Klasse<br />
(vgl. Lamprecht & Woznik 2007). Abschließend<br />
thematisierte wir mit Herrn Dr. Woznik das Thema<br />
„<strong>Kämpfen</strong> in der Sek. II“.
Im Sportunterricht der Sek. I lassen sich bei einer Unterrichtseinheit „<strong>Kämpfen</strong> und<br />
<strong>Raufen</strong>“ folgende Ziele verfolgen:<br />
• Konflikte (miteinander) lösen<br />
• Förderung der Kooperation durch<br />
Gruppenkämpfe<br />
• Körpernähe vs. Körperdistanz erfahren<br />
• Regeln entwickeln, einhalten und als sinnvoll<br />
erleben<br />
• technische vs. körperliche Überlegenheit<br />
erfahren<br />
Im Jahrgang 5 werden im gymnasialen Bereich die Klassen in der Regel neu<br />
zusammengesetzt. Dabei können in den Klassen vorliegende oder aber entstehende<br />
soziale Probleme unter Berücksichtigung o.a. Zielsetzungen angegangen werden.
Die Unterrichtseinheiten sollten mit Vertrauens- und Körperkontaktspielen beginnen, da<br />
das Kennen lernen der Mitschülerinnen und Mitschüler beim <strong>Kämpfen</strong> im wahrsten Sinne<br />
des Wortes hautnah geschieht. Als Organisationsform erwies sich der Stationenbetrieb<br />
als zweckmäßig. Je nach Stundenschwerpunkt können die SuS verschiedenste<br />
Beanspruchungsformen verpflichtend nach einander durchlaufen oder selbständiger<br />
nach eigenen Präferenzen wählen.<br />
Herr Arnold baute die einzelnen Unterrichtssequenzen nach den klassischen Phasen<br />
Einstimmung – Anspannung (Kampf-Übungsformen) – Entspannung auf, um die SuS nach<br />
der körperlichen Auseinandersetzung mit verschiedenen Entspannungsspielen auch<br />
unter Einsatz von Musik wieder zu beruhigen.<br />
In der von Frau Lamprecht vorgestellten UE wurde mittels verschiedener Übungsformen<br />
mit Beobachtungsaufgaben, Reflexionen zum Einhalten von Regeln und der Entwicklung<br />
von Bewegungstechniken und sog. „Lieblingstricks“ auf ein Abschluss-Ringerturnier<br />
hingearbeitet. Dies wurde über verschiedene Stundenthemen entwickelt (vgl. Lamprecht<br />
& Woznik 2007).
In beiden UE‘s wurden schwerpunktmäßig gemeinsame, sachangemessene und<br />
verbindlichen Regeln erarbeitet:<br />
1. Wir tun unserem Partner nicht weh!<br />
2. Wenn der Partner „STOPP“ ruft, wird der<br />
Kampf unterbrochen!<br />
3. Wir kämpfen miteinander, niemals<br />
gegeneinander!<br />
4. Der Kampf beginnt erst, wenn beide<br />
Kämpfer signalisieren, dass sie bereit<br />
sind!<br />
5. Wir legen einen Start- und Endzeitpunkt<br />
des Kampfes fest! Schiedsrichter<br />
einsetzen<br />
6. <strong>Kämpfen</strong> in der gleichen Gewichtsklasse<br />
macht mehr Spaß ggf. Handicaps<br />
einführen
In beiden UE‘s kamen die folgenden Übungsformen zum<br />
Einsatz, welche wir nach verschiedenen kämpferischen<br />
Aufwärmspielformen ausgiebig im Rahmen einer<br />
Stationsarbeit mit wechselnden Partnern kennen lernen,<br />
ausprobieren und variieren konnten:<br />
Ringeziehen<br />
Medizinballkampf
Bockende Gämse: Schiebe deinen Partner von der Matte:<br />
Störrische Ziege - Schubse deinen Partner von der Bank:
Eiertanz - Schlag den Ball zwischen den Knien deines Partners weg:<br />
Armdrücken in Bauchlage:
Werfe deinen Partner auf den Rücken:<br />
Schiebe deinen Partner<br />
von der Matte:
Im Bereich des „<strong>Kämpfen</strong>s in der Sek. II“ lag ein Schwerpunkt in der<br />
Verletzungsprophylaxe, da hier bei den SuS der KSP bereits höher als bei SuS der<br />
Klassen 5 oder 6 liegt. Daher sollte dies ein Bestandteil der UE sein. Hier lernten wir<br />
verschiedene Techniken des Fallens kennen. Die Aufwärmphase hat dabei bereits ein<br />
wichtiges Element des „Fallenlassens“ aufgegriffen, nämlich die pädagogische<br />
Perspektive Wagnis. Inhalte waren: Mattenrutschen auf Zeit und aus verschiedenen<br />
Positionen mit der aufrechten Matte umfallen...<br />
...dabei wurden Unterschiede<br />
zwischen vorwärts, rückwärts<br />
und seitwärts Fallen<br />
herausgearbeitet.
Mittels eines Gruppenpuzzles und damit Sek.-II-affin wurden im Anschluss daran<br />
Techniken zum Thema „Richtig Fallen lernen“ erarbeitet und aktiv umsetzt:<br />
„Richtiges vorwärts Fallen“<br />
„Richtiges rückwärts Fallen “<br />
„Richtiges seitwärts Fallen “
Weitere Übungsvarianten dazu (wechselnder Untergrund, unterschiedliche Fallhöhen):<br />
„Rückwärts über den Rücken des Partners<br />
fallen “<br />
„Seitwärts auf verschiedene<br />
Untergründe fallen... “<br />
... aus unterschiedlichen<br />
Fallhöhen
Mit Hilfe dieser Methode konnten alle Teilnehmer verschiedene Fallübungen durchführen:
Aus den verschiedenen Übungen zum Fallen ergab sich automatisch ein weiterer zentraler<br />
Schwerpunkt des Themas für uns: Die Bedeutung der Höhe des Körperschwerpunktes<br />
(KSP) beim Fallen und daraus abgeleitet eine Entwicklung und Verbesserung von<br />
Kampftechniken mit herabgesetztem Schwerpunkt.<br />
Besonders fiel dieses bei abschließenden Partnerkämpfen auf, bei denen wir alle einen<br />
Angriffspunkt unterhalb des KSP‘s des Partners suchten und entsprechende Techniken<br />
eigenständig erprobten.
Resümee:<br />
• Die Übungsformen sind bewegungsintensiv, daher sind Pausen wichtig und die<br />
Organisationsform Lernen an Stationen gut geeignet.<br />
• Die Entwicklung klarer Regeln als Verletzungsprophylaxe: (Stoppritual) ist notwendig.<br />
• Bei körperlicher Überlegenheit Nutzung von Handicaps.<br />
• Entwicklung der Schiedsrichterrolle in Sek. I.<br />
• Technik /Taktik versus Kraft/Koordination (v.a. in der Sek. II mit Entwicklung zu<br />
genormten Sportarten wie Ringen).<br />
• Fallenlernen als sportartenübergreifendes Ziel (bedeutsam auch beim Bewegungsfeld<br />
„Fahren - Rollen – Gleiten“).<br />
• Viele Anregungen für eigenen Unterricht.<br />
• Positive Wahrnehmung von<br />
- Trennung in der Schwerpunktsetzung von Sek. I und Sek. II,<br />
- Passende Organisationsform Lernen an Stationen mit wechselnden Partnern,<br />
- Kennen lernen einer Station aus wechselnder Perspektive.
Literatur:<br />
Anders, W. & Beudels, W. (2003). Ringen und <strong>Raufen</strong>. Sportpädagogik 27 (3).<br />
Beudels, W. & Anders, W. (2002). Wo rohe Kräfte sinnvoll walten: Handbuch zum Ringen, Rangeln und <strong>Raufen</strong> in Pädagogik und<br />
Therapie. Dortmund: borgmann publishing.<br />
Busch, F. (2002). Ringen und <strong>Kämpfen</strong>: Ideen, Hintergründe und Praxisbeispiele für den Sportunterricht in der Grundschule.<br />
Donauwörth: Auer Verlag.<br />
Frank, W. (1988). Rücksichtsvoll kämpfen lernen. Sportpädagogik 12 (4)<br />
Funke-Wienecke, J. (1999). Erziehen im Sportunterricht. Sportpädagogik 23 (4).<br />
Gerdes, L. (1998). Zweikämpfen mit Kontakt als Übung im Vertrauen. Sportpädagogik 22 (5).<br />
Hessisches Kultusministerium (Hrsg.). (2005). Lehrplan Sport: Gymnasialer Bildungsgang. Jahrgangsstufen 5G bis 12G.<br />
Hofmann, C. (2008). In der Schule kämpfen In: Sportpraxis 10, 6-11.<br />
Hündersen, Sven. Examensarbeit am Stud.-Sem. OF: „Vom Kräftemessen zum <strong>Kämpfen</strong> am Boden in Anlehnung an den neuen<br />
Sport-Lehrplan der Mittelstufe“<br />
Jakob, M. (1998). Wenn Mädchen kämpfen. Sportpädagogik 22 (5).<br />
Lambrecht, C, & Woznik, T. (2007). <strong>Kämpfen</strong> – ein Weg zum Miteinander In: Lehrhilfen für den Sportunterricht. 3, 7-11.<br />
Landessportbund/Sportjugend (Hrsg.). (2002). Ringen und <strong>Kämpfen</strong> – Zweikampfsport: Handreichung für die Schulen der<br />
Primarstufe und Sekundarstufe I. Duisburg.<br />
Lange, H. & Sinning, S. (2007): <strong>Kämpfen</strong>, Ringen und <strong>Raufen</strong> im Sportunterricht. Wiebelsheim, Limpert.<br />
Miethling, W. (2002). Gewalt im Sportunterricht: Schulsport zwischen gewaltförmigen und gewaltfreien Aggressionen.<br />
Sportpädagogik 26 (2).<br />
Müller, B. (1996). Gegeneinander kämpfen – um friedlich miteinander sein zu können. Sportpädagogik 20 (4).<br />
Rheinischer Gemeindeunfallversicherungsverband (RGUVV) (Hrsg.). (2000). <strong>Kämpfen</strong> im Sportunterricht: Materialien für die<br />
Lehrerfortbildung. Düsseldorf.<br />
Wernery, A. (2003): Ringen und <strong>Raufen</strong> – Regeln und Rituale. Sportpraxis Sonderheft 2003: <strong>Kämpfen</strong> und Spielen.