Motorische, kognitive und sozial-emotionale Entwicklung von 11 ...
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10 Laucht, M. et al.: Risikokinder<br />
Abbildung 1: <strong>Entwicklung</strong>sbeeinträchtigungen<br />
bei prä- <strong>und</strong><br />
perinatal belasteten Kindern im<br />
Alter <strong>von</strong> <strong>11</strong> Jahren.<br />
fälliger Kinder (IQ < 85) unter den hoch belasteten Kindern<br />
ins Auge (OR = 2.80, p < .004). Erneut sind es die<br />
ausgeprägten Defizite (IQ < 70), die einen markanten Anstieg<br />
in dieser Gruppe zu verzeichnen haben. Genauere<br />
Auswertungen der Auswirkungen organischer Risiken<br />
zeigen, dass schwere Komplikationen (wie z.B. ein sehr<br />
niedriges Geburtsgewicht) in stärkerem Maße mit Beeinträchtigungen<br />
nonverbaler Intelligenzleistungen einhergehen,<br />
während verbale Leistungen weniger stark betroffen<br />
sind (s. Steigleider et al., im Druck). Keine negativen<br />
Folgen lassen sich dagegen bei dieser Betrachtung für die<br />
<strong>sozial</strong>-<strong>emotionale</strong><strong>Entwicklung</strong> (Verhaltensprobleme) <strong>von</strong><br />
<strong>11</strong>-jährigen Risikokindern nachweisen (OR = 1.01, ns).<br />
Genauere Informationen über den prognostischen Wert<br />
einzelner organischer Risikofaktoren sind Tabelle 1 zu<br />
entnehmen (dargestellt sind odds ratios). Die engsten Beziehungen<br />
zu späteren <strong>Entwicklung</strong>sstörungen weisen danach<br />
die beiden Risikofaktoren «Perinatale Krampfanfälle»<br />
<strong>und</strong> «sehr niedriges Geburtsgewicht» auf.<br />
Die reduzierten <strong>Entwicklung</strong>schancen <strong>von</strong> Risikokindern<br />
lassen sich bei den <strong>11</strong>-Jährigen auch an ihrem schulischen<br />
Leistungsniveau (hier: Besuch weiterführender<br />
Schulen) ablesen (s. Abb. 2). Erwartungsgemäß besuchen<br />
Kinder mit schweren organischen Belastungen signifikant<br />
häufiger eine Förderschule (<strong>11</strong>,4% vs. 3,5%, p < .05). Die<br />
nachteiligen Folgen prä- <strong>und</strong> perinataler Komplikationen<br />
zeigen sich aber auch in einem deutlich geringeren Anteil<br />
an Gymnasialschülern, wobei Kinder mit schweren<br />
(29,8% vs. 62,6%, p < .001) <strong>und</strong> leichten Komplikationen<br />
Tabelle 1: Vorhersage <strong>von</strong> <strong>Entwicklung</strong>sstörungen mit <strong>11</strong> Jahren<br />
durch prä- <strong>und</strong> perinatale Risikofaktoren<br />
Relatives 95%-Konfidenz-<br />
<strong>Entwicklung</strong>sbereich Risiko (OR) intervall<br />
Motorik<br />
Krampfanfälle 7.52*** 2.60–21.80<br />
Geburtsgewicht ≤ 1500 g 5.30*** 2.60–10.80<br />
Respiratortherapie 3.22*** 1.66–6.24<br />
Frühgeburt/Drohende 2.72** 1.41–5.24<br />
Frühgeburt<br />
Kognition<br />
Krampfanfälle 6.78*** 2.35–19.59<br />
Geburtsgewicht ≤ 1500 g 5.31*** 2.63–10.72<br />
Respiratortherapie 3.15*** 1.65–6.02<br />
Sozialverhalten<br />
keine<br />
*** p < .001, ** p < .01<br />
(36,6% vs. 62,6%, p < .001) nahezu gleichermaßen betroffen<br />
sind. Ganz offensichtlich schlagen sich auch schon<br />
geringere Ausprägungsgrade perinataler Risiken in merklichen<br />
Beeinträchtigungen schulischer Bildungschancen<br />
nieder (s.a. Weindrich et al., eingereicht).<br />
3.1.2 <strong>Entwicklung</strong>sverlauf <strong>von</strong> drei Monaten bis <strong>11</strong><br />
Jahren<br />
Abbildung 3 zeigt den Verlauf der <strong>kognitive</strong>n <strong>und</strong> <strong>sozial</strong><strong>emotionale</strong>n<br />
<strong>Entwicklung</strong> in den Gruppen mit unterschiedlichen<br />
organischen Belastungen über die gesamte<br />
Z. Kinder-Jugendpsychiatr. 30 (1), 2002, © Verlag Hans Huber, Bern