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Motorische, kognitive und sozial-emotionale Entwicklung von 11 ...

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Laucht, M. et al.: Risikokinder 9<br />

genztest Skala 2 CFT 20 <strong>und</strong> im Wortschatztest WS (Weiß,<br />

1987) mit gleicher Gewichtung eingingen.<br />

Um psychische Auffälligkeiten der <strong>11</strong>-Jährigen zu erfassen,<br />

wurden verschiedene Informationsquellen genutzt. Mit<br />

Hilfe des Mannheimer Elterninterviews MEI (Esser et al.,<br />

1989) wurden <strong>emotionale</strong> <strong>und</strong> Verhaltensprobleme des<br />

Kindes <strong>von</strong> den Eltern erfragt <strong>und</strong> nach definierten Kriterien<br />

beurteilt. Die Auswahl der Symptome <strong>und</strong> die Kriterien<br />

zu ihrer Diagnose orientierten sich an den Forschungskriterien<br />

der ICD-10 zur Einschätzung psychischer<br />

Störungen im Kindesalter. Dazu wurde die ursprüngliche<br />

Version um einige Symptome erweitert <strong>und</strong> in einigen<br />

Punkten modifiziert. Das MEI ist ein in der Diagnostik erprobtes<br />

Verfahren mit hoher Zuverlässigkeit. Für alle Symptome<br />

zusammen ergaben sich Kappawerte <strong>von</strong> .77 (Übereinstimmung<br />

zwischen zwei Ratern <strong>von</strong> 96%), für die<br />

Schweregradeinschätzung <strong>von</strong> .78 (91% Übereinstimmung)<br />

<strong>und</strong> für die diagnostische Beurteilung <strong>von</strong> .71 (79%<br />

Übereinstimmung). Weitere Informationsquellen waren<br />

Selbstauskünfte des Kindes, die mit Hilfe eines halbstrukturierten<br />

Kinderinterviews (Mannheimer Elterninterview-<br />

Kinderversion MEI-K) erhoben wurden, sowie Verhaltensbeobachtungen<br />

in verschiedenen Untersuchungssituationen<br />

(Klinik, Zuhause), mit denen die direkt beobachtbare<br />

Symptomatik durch Experten eingeschätzt wurde. Dazu<br />

wurde eine entsprechend reduzierte Version der psychopathologischen<br />

Bef<strong>und</strong>-Dokumentation für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

(PSYPA, Döpfner et al., 1993) verwendet. Aus<br />

den so gewonnenen Informationen wurden verschiedene<br />

Maße der psychischen Auffälligkeit gebildet. In einem zusammenfassenden<br />

klinischen Expertenurteil, das sich auf<br />

alle erhobenen Informationsquellen stützte, wurde der Grad<br />

der psychischen Beeinträchtigung eines Kindes auf einer<br />

siebenstufigen Skala <strong>von</strong> völlig ges<strong>und</strong> bis schwerst auffällig<br />

eingeschätzt (für eine dichotome Betrachtung wurden<br />

die Stufen 1 bis 4 zur Kategorie «unauffällig» <strong>und</strong> die<br />

Stufen 5 bis 7 zur Kategorie «auffällig» zusammengefasst).<br />

Neben diesem kategorialen Maß wurden weitere kontinuierliche<br />

Maße durch Summenbildung über die erfassten<br />

Symptome abgeleitet. Dazu wurden die Informationen verschiedener<br />

Quellen nach bestimmten Regeln verknüpft. Auf<br />

diese Weise entstanden eine globale Symptomsumme (über<br />

alle Auffälligkeiten) <strong>und</strong> diagnosenspezifische Symptomsummen<br />

(über alle Auffälligkeiten, die für die Diagnosengruppen<br />

externalisierende Störungen (hyperkinetische <strong>und</strong><br />

Sozialverhaltensstörungen, ICD-10 Diagnosen F 90, 91 <strong>und</strong><br />

92) <strong>und</strong> internalisierende Störungen (<strong>emotionale</strong> <strong>und</strong> entwicklungsspezifische<br />

Störungen, ICD-10 Diagnosen F 93,<br />

94, 95 <strong>und</strong> 98) kennzeichnend sind. Nähere Angaben zum<br />

Instrumentarium der vorausgegangenen Erhebungen im<br />

Alter <strong>von</strong> 0;3, 2;0, 4;6 <strong>und</strong> 8;0 Jahren finden sich in verschiedenen<br />

Veröffentlichungen (u.a. Laucht et al., 1992;<br />

1997, 2000b).<br />

2.4 Auswertung<br />

Alle Messwerte eines Kindes (Testwerte <strong>und</strong> Symptomsummen)<br />

wurden anhand einer eigenen Eichstichprobe<br />

(unausgelesene Teilstichprobe <strong>von</strong> N = <strong>11</strong>0 Kindern, die<br />

für die Geburtskohorte der Studie hinsichtlich Bildung der<br />

Eltern <strong>und</strong> Ausmaß prä- <strong>und</strong> perinataler Komplikationen<br />

repräsentativ ist) normiert <strong>und</strong> in MQ-, IQ- bzw. Standardwerte<br />

(z-Werte) transformiert. Messwerte < 1 SD unter<br />

der Norm (MQ bzw. IQ < 85) bzw. < 2 SD unter der<br />

Norm wurden als leichte bzw. schwere <strong>Entwicklung</strong>sstörungen<br />

definiert.<br />

Unterschiede in der Häufigkeit <strong>von</strong> <strong>Entwicklung</strong>sstörungen<br />

zwischen den Gruppen mit unterschiedlicher Risikobelastung<br />

wurden mittels Chi 2 -Tests auf Signifikanz<br />

geprüft. Zur statistischen Prüfung der Unterschiede in den<br />

durchschnittlichen <strong>Entwicklung</strong>skennwerten der Risikogruppen<br />

wurden 4-faktorielle Varianzanalysen mit Messwiederholung<br />

gerechnet. Als Faktoren gingen das organische<br />

Risiko, das psycho<strong>sozial</strong>e Risiko, das Geschlecht<br />

sowie der Erhebungszeitpunkt (als Messwiederholungsfaktor)<br />

ein. Zur Bestimmung der relativen <strong>und</strong> spezifischen<br />

Anteile der Risikofaktoren an der Varianzaufklärung<br />

der <strong>Entwicklung</strong>skennwerte wurden multiple Regressionsanalysen<br />

mit den kumulierten Risikoindizes als Prädiktoren<br />

durchgeführt.<br />

3. Ergebnisse<br />

3.1 <strong>Entwicklung</strong> <strong>von</strong> Kindern mit<br />

organischer (prä- <strong>und</strong> perinataler)<br />

Risikobelastung<br />

3.1.1 <strong>Entwicklung</strong>sergebnis mit <strong>11</strong> Jahren<br />

Auch mehr als ein Jahrzehnt nach der Geburt bestehen die<br />

negativen Konsequenzen <strong>von</strong> Schwangerschafts- <strong>und</strong> Geburtskomplikationen<br />

unvermindert fort. Vor allem betroffen<br />

zeigen sich die motorische <strong>und</strong> <strong>kognitive</strong> <strong>Entwicklung</strong>.<br />

In Abbildung 1 sind die Raten entwicklungs- <strong>und</strong> verhaltensauffälliger<br />

<strong>11</strong>-Jähriger in den Gruppen mit unterschiedlicher<br />

Risikobelastung dargestellt. Was die motorische<br />

<strong>Entwicklung</strong> betrifft, ist eine signifikante Zunahme<br />

entwicklungsauffälliger Kinder (MQ < 85) mit steigender<br />

Belastung zu erkennen (OR = 4.56, p < .001, im Vergleich<br />

zwischen hoch belasteter <strong>und</strong> unbelasteter Gruppe). Die<br />

Auswirkungen organischer Risiken schlagen sich dabei<br />

vor allem in einer erhöhten Rate <strong>von</strong> Kindern mit ausgeprägten<br />

motorischen Defiziten (MQ < 70) als Folge<br />

schwerwiegender Komplikationen nieder. Ähnlich liegen<br />

die Verhältnisse im Bereich der <strong>kognitive</strong>n <strong>Entwicklung</strong>.<br />

Hier fällt die starke Zunahme kognitiv entwicklungsauf-<br />

Z. Kinder-Jugendpsychiatr. 30 (1), 2002, © Verlag Hans Huber, Bern

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