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100 Jahre Golfclub Bad Kissingen 1910 - 2010

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<strong>1910</strong> - <strong>2010</strong>


Homo Ludens<br />

Aus einem verspielten Jahrhundert<br />

10 0 J a h r e G o l f c l u b B a d K i s s i n g e n <strong>1910</strong> - 2 010<br />

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Abschlag 6,<br />

heute 9, um 1935<br />

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Es war ein hartes Stück Arbeit. Doch jetzt wird gefeiert. Die Damen greifen zur Schatulle, die<br />

Herren zur Krawatte. Zahlreich sammelt sich die Festgemeinde. Die Tafel ist gedeckt. Es ist angerichtet.<br />

Sind alle da Wo sind jene, mit denen alles begann Fort und vergangen Nein. Denn<br />

einer ist geblieben, der etwas von allen in sich trägt: Der Jubilar betritt die Bühne. Floreat! Er<br />

lebe hoch! Gut sieht er aus. Einhundert <strong>Jahre</strong> sprachen andere für ihn. Doch nun ergreift er<br />

selbst das Wort und wird dann wieder schweigen für einhundert Jahr.<br />

Darf ich mich vorstellen Gestatten, Golfplatz <strong>Bad</strong> <strong>Kissingen</strong>, geboren Anno <strong>1910</strong>. Ich möchte<br />

aus meinem wechselvollen Leben berichten und beschränke mich auf jene Zeit, in der Sie sich<br />

meiner angenommen haben. Nennen wir es mein zweites Leben, denn mein erstes Leben währte<br />

länger als Menschenwerk und bedurfte keiner Fürsorge. Meine Stimme kommt Ihnen fremdartig<br />

vor. Man redet lieber über mich, als mir beim Reden zuzuhören. Ich bin nicht aus Fleisch und<br />

Blut – und doch ein Geschöpf mit Empfindung und Gemüt. Meine Seele wohnt in den Wassern,<br />

und aus meinem Leib wächst das Grün, das Ihnen die Luft zum Atmen schenkt. Dafür müssen<br />

Sie mir nicht danken. Aber in diesem Fall, hier an den Ufern der Saale, haben Sie Hand an mich<br />

gelegt, hingepflanzt, was vorher nicht da war und verrückt, was ich geschaffen hatte. Ich beklage<br />

mich nicht. Sie, der ehrenwerte <strong>Golfclub</strong> und ich, Ihre vegetative Grundlage, kennen uns<br />

nun lange genug, und die Zeit ist reif, um unsere Freundschaft zu vertiefen.<br />

Zu Beginn des letzten Jahrhunderts war ich nichts weiter als ein schwer zugängliches Ufergelände<br />

im Saaletal. Dorniges Gestrüpp säumte den Fluss. Während der Schneeschmelze war ich bedeckt<br />

von den Fluten, die aus der Rhön herabströmten. Zur sommerlichen Trockenzeit neckten<br />

Mücken und Libellen die Liebespaare, die sich in den Büschen versteckt hatten. Ein friedliches,<br />

sorgenfreies Leben. Ab und zu streiften Schafherden über meine Wiesen, und zwei-, dreimal im<br />

Jahr diente ich zur Heuernte. Eine andere Funktion besaß ich nicht. Doch dann wurde mir eine<br />

neue Aufgabe zuteil: Aus mir sollte ein Golfplatz werden. Eine typische Menschenidee, eine<br />

Spielwiese musste her. Es fiel mir nicht leicht, mich daran zu gewöhnen, und vollständig wird<br />

es mir nie gelingen. Aber die neue Gemeinschaft brachte mich Ihnen näher, und ich gestehe:<br />

Sie sind mir unbegreiflich, und dennoch – vielleicht sogar deshalb – habe ich Sie in mein Herz<br />

geschlossen. Und das kam so:<br />

Die Ehrenpräsidenten des <strong>Golfclub</strong>s<br />

Dr. Hans-Georg Dehnhardt<br />

1972 - 2001<br />

Horst Arand · seit 2007<br />

10 0 J a h r e G o l f c l u b B a d K i s s i n g e n <strong>1910</strong> - 2 010<br />

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Gründung<br />

In Wilheminischer Zeit war <strong>Bad</strong> <strong>Kissingen</strong> erfüllt von Kurgästen aus aller Welt. Prominenz aus<br />

aller Herren Länder durchstreifte die Kurgärten. Doch die Wünsche eines Premiers aus Transvaal<br />

gingen über bloßen Müßiggang hinaus, und damals hatten die Wünsche von Exzellenzen<br />

Ge setzeskraft. Premierminister Louis Botha, General a.D., wollte nicht nur kuren, sondern auch<br />

golfen. Warum Er wird sich gelangweilt haben. Das reichte. Die Menschen, besonders die Großen,<br />

sind ein ruheloses Geschlecht. Der Kurdirektor hatte Erfahrung mit den Launen Großer Gäste<br />

und musste sich etwas einfallen lassen. Schließlich hatten hier schon österreichische Kaiserinnen,<br />

russische Zaren und deutsche Kanzler logiert. Ihnen war nach besonderen Reizen zumute und<br />

sie besaßen die Mittel, sie sich zu verschaffen. Denn damals war das Golfspiel ein exklusiver<br />

Die Präsidenten des <strong>Golfclub</strong>s <strong>1910</strong> - <strong>2010</strong><br />

Alfred Karl Nikolaus Alexander Graf Eckbrecht<br />

von Dürckheim-Mont martin · <strong>1910</strong> - 1912<br />

Casimir Reichsgraf von Leyden<br />

1912 - 1916<br />

Alexander Freiherr von Moreau<br />

1916 - 1922 (kommissarisch)<br />

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um 1912<br />

Sport und bedurfte der Förderung allerhöchster Häupter. Schwer zu glauben, dass mich vor <strong>100</strong><br />

<strong>Jahre</strong>n ein <strong>Bad</strong> Kissinger Hutmacher ins Leben hätte rufen können.<br />

Anno <strong>1910</strong> erfolgte die Gründung des Sportclubs <strong>Bad</strong> <strong>Kissingen</strong> mit einer Reit- und Golfabteilung.<br />

Präsident: Graf Dürckheim-Montmartin, General der Infanterie; Präsident der Golfabteilung:<br />

Graf von Leyden, Deutscher Gesandter a.D. Graf von Leyden war ebenfalls Präsident des<br />

Münchener <strong>Golfclub</strong>s, gegründet im Februar <strong>1910</strong>. Somit ist der <strong>Golfclub</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Kissingen</strong> Bayerns<br />

Zweitgeborener. Aber - ich sage es nicht ohne Stolz – ich, der Golfplatz <strong>Bad</strong> <strong>Kissingen</strong>, bin der<br />

älteste Golfplatz Bayerns! Denn 1941 gab der Münchener <strong>Golfclub</strong> seinen Platz in Freimann auf<br />

Dr. Arthur Hesse<br />

1922 - 1930<br />

Dr. Erwin Sorg<br />

1931 - 1957<br />

Dr. h.c. Bruno Uhl<br />

1957 - 1959<br />

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und eröffnete 1950 in Thalkirchen<br />

den neuen Platz. Seither trage ich<br />

den Ehrentitel: <strong>Bad</strong> <strong>Kissingen</strong>, ältester<br />

Golfplatz Bayerns!<br />

Wohlgemerkt: Als Allgemeiner<br />

Sport verein erblickte der Club das<br />

Licht der Welt; Reiter und Golfer<br />

bilde ten eine eigene Abteilung.<br />

Und mittendrin, zwischen den damaligen<br />

Bahnen 3 und 9, schossen<br />

die unabhängigen Tontaubenschützen aus allen Rohren. Schon früh müssen die verantwortlichen<br />

Herren (von Damen war noch nicht die Rede) ge spürt haben, dass die Sportarten schlecht<br />

miteinander korrespondie ren. Wenn sich die Flugbahnen von Golfbällen, Tonscheiben und<br />

Schrot kugeln überschneiden, kommt es leicht zu atmosphärischen Störungen. So reifte der Entschluss,<br />

die Schützen zu separieren. Heute treiben sie ihr Wesen auf der anderen Straßen seite,<br />

immer noch hörbar, aber in sicherem Abstand und verborgen hinter einem Wäldchen.<br />

Was war der Grund für die Scheidung von Reitern und Golfern Vielleicht erwiesen sich die emotionalen<br />

Differenzen als unüberbrückbar Denn während für Reiter die Liebe zum Pferd unerlässlich<br />

ist, ist bei Golfern schon die Selbstliebe ein gefährlicher Übermut. Denn keine Tätig keit ist<br />

geeigneter, die Liebe zu sich selbst zu untergraben, als das Golfspiel. Oder lagen die Spannungen<br />

mehr im praktischen Bereich Was eine geringe Distanz von umher irrenden Golfbällen und stolz<br />

ausschreitenden Huftieren anrichten kann, mag man sich nicht ausmalen. Möglich wur de die<br />

Auflösung der Reiterabteilung jedenfalls erst nach dem Tod des Präsidenten Graf Dürckheim,<br />

des letzten Flügeladjutanten König Ludwigs II. Unter seiner Ägide war die Trennung von Golfen<br />

und Reiten undenkbar. Kurzum: Im Frühjahr 1911 hatte ich mit sechs Löchern endlich Form<br />

angenommen, als Kind von vornehmem Geblüt. Seit 1913 betraten Pferde nur noch zum Mähen<br />

mein Gelände. Bei meiner Gründung standen 19 Herren an der Wiege, einer aus dem Ausland,<br />

die anderen aus den vordersten Reihen des Städtchens, welches gut 6000 Einwohner zählte.<br />

Die Präsidenten des <strong>Golfclub</strong>s <strong>1910</strong> - <strong>2010</strong><br />

Otto Nees<br />

1959<br />

Dr. Hans-Georg Dehnhardt<br />

1960 - 1972<br />

Roland Rüssel<br />

1972 - 1980<br />

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Abb. oben: Das Golfhaus um 1912, im Hintergrund Josef Bessner in preußischer Uniform.<br />

Abb. links: Tontaubenwurfstand im Bild links unten<br />

Karl Hülck<br />

1980 - 1984<br />

Hans-Joachim Kaiser<br />

1984 - 1990<br />

Heinrich Göhring<br />

1990 - 1993<br />

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Die bescheidene Mitgliederzahl lässt vermuten, es hätten nur wenige das Interesse und das<br />

finan zielle Polster besessen, dem Sportclub beizutreten. Dem muss ich widersprechen. Man war<br />

sich zunächst durchaus genug. Beitritte waren ausgeschlossen. Wer sich einreihen wollte, hatte<br />

zu warten, bis er eingeladen wurde. Der Vorstand verfasste eine Liste mit Kandidaten. Diese<br />

Liste wurde jedem Mitglied ausgehändigt und anonym zurück gegeben. Nur wenn kein Mitglied<br />

widersprochen hatte, kam eine Aufnahme in Frage. Ob dieses vornehme Verfahren ebenso<br />

vornehme Sitten zur Folge hatte, darüber äußere ich mich nicht. Nur dies will ich erwähnen:<br />

Mitglieder, die wegen beruflicher Verpflichtungen nicht zur Mitgliederversammlung erschienen,<br />

haben sich beim Vorstand schriftlich für ihr Versäumnis entschuldigt. Das letzte derartige Schreiben<br />

datiert aus dem <strong>Jahre</strong> 1958. Das nenne ich Pflichtgefühl!<br />

Zunächst wurden die personellen Voraussetzungen für mein Gedeihen geschaffen. Die Einweihung<br />

der ersten sechs Löcher fand im Sommer 1911 statt. Premierminister Louis Botha eröffnete<br />

mit einem Treibschlag. Ergebnis unbekannt. Warum werden Sie bald erfahren. Zu meiner Pflege<br />

wurde Herr Josef Bessner aus Garitz als „Greenkeeper“ angestellt, zuvor Gärtner der Kurgärtnerei.<br />

Mr. Jackson, Professional aus England, übernahm das Training.<br />

„Auch wird es sich empfehlen,“ so steht es in einem Schreiben der Königlichen Kurgärtnerei, „für<br />

das Mähen und Walzen den von mir bisher benützten Hammelmann von Haard [...] zu engagieren.“<br />

One man, one horse, ein Gespann für neun Bahnen! Und ein schlichter Handmäher für<br />

die Grüns. Damals reichte das den Golfern, um ihrem Sport zu frönen. Erst kurz nach dem Krieg<br />

gab es eine Krise, als der gute Hammelmann auszufallen drohte. Rezession und Währungsverfall<br />

hatten ihn unverschuldet so sehr in Bedrängnis gebracht, dass eine Gehaltspfändung drohte. Der<br />

Spielbetrieb wäre zum Erliegen gekommen, hätte der Vorstand nicht sein ganzes Gewicht in die<br />

Waagschale geworfen, um Hammelmann den finanziellen Ruin zu ersparen. Er konnte weiter<br />

mähen. Der Mann war gerettet – und ich auch. In schwerer Zeit ist der kleine Mann genauso<br />

wichtig wie der Große.<br />

„Hannibal überquerte mit 37 Elefanten die Alpen“, zitiert der Dichter aus den Schulbüchern und<br />

fragt: „Er ganz allein Hatte er nicht wenigstens einen Koch dabei“<br />

Die Präsidenten des <strong>Golfclub</strong>s <strong>1910</strong> - <strong>2010</strong><br />

Horst Arand<br />

1993 - 2006<br />

Wolfgang Hertrich<br />

seit 2006<br />

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Fairway-Mäher 1925<br />

Platzwart und Gärtner<br />

Hammelmann beim Außeneinsatz<br />

im Kurpark<br />

Bahn 1 um 1930<br />

Die Ehrenmitglieder des <strong>Golfclub</strong>s<br />

Dr. Erwin Sorg<br />

1957 – 1969<br />

Roland Rüssel<br />

seit 1980<br />

Dr. h.c. Bruno Uhl<br />

1983 bis 1990<br />

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Die Gründerjahre erforderten auch die Einrichtung eines Sekretariats und der Gastronomie.<br />

Hier bei kam die Ehefrau Mr. Jacksons in Betracht, eine Kennerin der englischen Küche. Man<br />

hatte die Wahl, ihr die Zubereitung der Speisen anzuvertrauen oder den Empfang der Spieler<br />

und die Entgegennahme der Telefonate. Kochen konnte die Dame nachweislich, aber eben auf<br />

englische Art. Und so vertraute man ihr doch lieber die Leitung des Büros an, trotz „ihrer nicht<br />

bestehenden deutschen Sprachkenntnisse“. Die ehrenwerte Frau Jackson von der Führung der<br />

Gastronomie fernzuhalten, hatte Prio rität. Man zog es vor, seinen Gästen und Mitgliedern englische<br />

Konversation abzuverlangen, als ihnen englische Küche zuzumuten. So trat ich in recht<br />

internationalem Milieu in mein zweites Leben. Auch materiell ging es aufwärts: Rechtzeitig zur<br />

Eröffnung war das Clubhaus fertig, ein eher bescheidener Zweckbau für die Sommermonate.<br />

Das Königliche Postamt wurde angewiesen, ein Telefon mit magnetischem Läutwerk an der<br />

Außenseite des Hauses anzubringen. Das war rasch erledigt. Die Erfüllung anderer Wünsche<br />

verlangte mehr Geduld. Langjährige Verhandlungen waren nötig, um das Haus mit ausreichend<br />

Elektrizi tät zu versorgen. Die Installation einer leistungsfähigen Heizung, die den Kanonenofen<br />

im Aufent haltsraum ersetzte, gelang in den 30er <strong>Jahre</strong>n. Und die Wasserversorgung wurde erst<br />

in den 60ern endgültig gesichert. Noch 1955 verfügte der Stadtrat: „Wegen Fehlens der Klosettspülung<br />

ist ständig an jedem Abort ein Eimer mit Wasser bereit zu halten.“<br />

Schon damals tauchte ein Diskussionspunkt auf, der sich über <strong>Jahre</strong> erstrecken soll te. Es ging um<br />

einen Gong, „um den Pro rufen zu können bzw. eine Uhr mit Schlagwerk.“ Dieses Phänomen,<br />

dass jemand einen Einfall in die Welt setzt, wo raufhin sich täglich leidenschaftliche Dis pute entzünden<br />

und von Saison zu Saison fortpflanzen, ohne jemals zu einem Ergebnis zu gelangen,<br />

dieses Phänomen durfte ich während meines <strong>100</strong>-jährigen Bestehens häufig beobachten. Die<br />

einen fühlten sich durch das Dingdong in ihrer Konzentration gestört, während andere das Signal<br />

nützlich fanden. Dann wieder ging es um die Bäume vor der Veranda, die den einen die freie Sicht<br />

versperrten, während die anderen deren Schatten genossen. Ein andermal ging es um das Unkraut<br />

und wie es am zweckmäßigsten zu entfernen sei, dann wieder um die Brei te der Spiel bahnen.<br />

Ebenso ist der Fleiß der Platzarbeiter, die Arbeit des Vorstandes oder der Zustand der Duschen ein<br />

immer wieder gern aufgegriffenes Sujet derartiger Diskussionen, die das Clubleben bereichern.<br />

Die Ehrenmitglieder des <strong>Golfclub</strong>s<br />

Heinz Tümmler<br />

1983 bis 1988<br />

Peter Venohr<br />

seit 1988<br />

Norbert Reuß<br />

seit 1990<br />

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Manchmal frage ich mich, wie es um den Spielbetrieb stünde, wenn ich meinen Launen ebenso<br />

freien Lauf ließe Auch mir gefällt es bisweilen, die Saale über die Ufer treten zu lassen oder<br />

mit einem Blitz den Stamm eines Baumes zu spalten. Doch im Regelfall halte ich mich an feste<br />

<strong>Jahre</strong>szeiten und gebe anschließend Ruhe. Denken Sie bitte daran, wenn ich im Frühjahr wieder<br />

Ihre Bunker überschwemme. Das geht schnell vorüber, und schon eine Woche später werden Sie<br />

vergessen haben, dass auch ich einen eigenen Willen habe. Sie und ich, wir haben nun mal ein<br />

anderes Zeitgefühl. <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong>... für Sie ist das eine große Sache – für viele meiner Bäume reicht<br />

das nicht einmal, um erwachsen zu werden; und die Erde, in der sie wurzeln, seit wann sprießt<br />

es fruchtbar aus ihr empor Ach, ich verstehe Eure Eile, Ihr Menschen. Wie wenig Zeit Ihr habt,<br />

um Großes zu schaffen! Unentwegt schmiedet Ihr Pläne, und das Erstaunlichste entsteht dann<br />

doch ungeplant:<br />

Louis Botha 1911<br />

mit Pro Mr. Jackson<br />

und Caddy<br />

Frank Venohr<br />

seit 1990<br />

Helga Mielke-Fasshauer<br />

1990 - 2004<br />

Werner Kirchner<br />

seit 1994<br />

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Sie hatten bereits von Louis Botha gehört, dem Gehorsam und prompte Bedienung gewohnten<br />

Premierminister. Die Welt lag ihm zu Füßen. Er wollte einen Golfplatz haben, und er hat ihn bekommen.<br />

Nur Golfspielen konnte er nicht. Er übte und übte, doch es nutzte nichts. Mr. Jackson<br />

gab sein Bestes. Allein der Premier blieb überfordert. Und weil ein englischer Golflehrer prinzipiell<br />

unbestechlich ist in seinem Urteil, konsequent im Handeln und unerschrocken gegenüber<br />

jedermann, verbot er seinem prominenten Schüler, ohne professionelle Begleitung den Platz<br />

zu betreten, solange es dermaßen an der Ausführung haperte, Premierminister hin oder her.<br />

Bei der Eröffnung hatte man Louis Botha aus Transvaal als Mann von Bedeutung die Ehre der<br />

Platz eröffnung zugestanden; doch jetzt war der Alltag eingekehrt. Seine Exzellenz, der Premierminister,<br />

hatte sich als Golfer zu erweisen – und ließ zu wünschen übrig.<br />

Der Minister hielt nach Schuldigen Ausschau und fand natürlich einen. Er zögerte nicht, seinen<br />

Zorn auf andere abzulenken und das zu tun, was Politiker immer tun, wenn es stockt: Sie wechseln<br />

das Personal. Einen zweiten Golflehrer gab es aber nicht in diesem Verein, der kaum zwei<br />

Dutzend Mitglieder zählte. Und von englischem Fachpersonal hatte Louis Botha, Buren general<br />

a.D., genug. Von den Briten aus seinem Heimatland wusste der General so manches Lied zu<br />

singen. Also fragte der Kurdirektor in seiner Not den Greenkeeper Bessner, ob er den Fall übernehmen<br />

könne. Der Mann verstand vom Golf soviel, wie man beim Rasenmähen, Unkrautjäten,<br />

Bäumeschneiden und Laubfegen eben so mitbekommt. Doch Josef Bessner war eine robuste<br />

Natur, hatte die Augen offen gehalten und fühlte sich der Aufgabe gewachsen. Der Erfolg gab<br />

ihm recht! Louis Botha machte Fortschritte. Endlich erhielt er seine Erlaubnis und Josef Bessner<br />

sein Patent: Golflehrer des GC <strong>Bad</strong> <strong>Kissingen</strong>. Damit war der Grundstein für eine Dynastie gelegt,<br />

für die es weltweit keine Parallele gibt: Sieben Söhne – und alle sieben wurden Golflehrer! Selbst<br />

die Amerikaner sind über die „Sechs Turnesas“ nie hinaus gekommen.<br />

Herzlichen Glückwunsch, Josef! Das hast Du gut gemacht! Du warst ein Mann der Tat. Während<br />

andere nur mit Fingern auf die Mängel zeigten, hast Du sie beseitigt. Nicht alle, die ihren Fuß<br />

auf meinen Boden setzten, haben sich meinem Gedächtnis eingeprägt. Aber Deiner und Deiner<br />

Söhne werde ich noch öfter gedenken, denn tief sind Deine Fußstapfen und Du bleibst unvergessen<br />

im Strudel von <strong>100</strong> Menschenjahren.<br />

Die Ehrenmitglieder des <strong>Golfclub</strong>s<br />

Therese Ullrich<br />

seit 2004<br />

Ian Dibb<br />

seit 2005<br />

20 10 0 J a h r e G o l f c l u b B a d K i s s i n g e n <strong>1910</strong> - 2 010


Die Bessner-Brüder 1933 in Berlin: Ludwig, Willi, Georg, Franz, Paul, Hans und Hermann<br />

Clubmeister Herren 1960 - 2009<br />

1960 Frank Venohr<br />

1961 Helmut Maier<br />

1962 Frank Venohr<br />

1963 Frank Venohr<br />

1964 Peter Venohr<br />

1965 Peter Venohr<br />

1966 Peter Venohr<br />

1967 Helmut Maier<br />

1968 Helmut Maier<br />

1969 Frank Venohr<br />

1970 Frank Venohr<br />

1971 Frank Venohr<br />

1972 Frank Venohr<br />

1973 Peter Venohr<br />

1974 Peter Venohr<br />

1975 Stuart Smith<br />

1976 Frank Venohr<br />

1977 Frank Venohr<br />

Frank Venohr · Clubmeister 1960<br />

10 0 J a h r e G o l f c l u b B a d K i s s i n g e n <strong>1910</strong> - 2 010<br />

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<strong>Golfclub</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Kissingen</strong> e.V.<br />

Euerdorfer Straße 11<br />

97688 <strong>Bad</strong> <strong>Kissingen</strong><br />

Telefon 0971 3608<br />

www.golfclubbadkissingen.de<br />

Schutzgebühr E 8

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