ist aus Atomen aufgebaut. Die ganze Welt ist ... - Gudjons Apotheke

ist aus Atomen aufgebaut. Die ganze Welt ist ... - Gudjons Apotheke ist aus Atomen aufgebaut. Die ganze Welt ist ... - Gudjons Apotheke

IMPRESSUM<br />

Hahnemann-Denkmal in Köthen<br />

Her<strong>aus</strong>geber: <strong>Gudjons</strong>-<strong>Apotheke</strong>, Wankelstrasse 1, 86391 Stadtbergen<br />

Tel.: 0821/4441000 • Fax: 0821/4441001<br />

e-mail: apotheke@gudjons.com<br />

Internet: www.gudjons.com/apotheke<br />

© Gestaltung: Chr<strong>ist</strong>ian Korn, Feuerbachstrasse 6a, 84034 Landshut<br />

e-mail: info@chr<strong>ist</strong>iankorn.de; Internet: www.chr<strong>ist</strong>iankorn.de<br />

Folgende Abbildungen mit freundlicher Genehmigung des Instituts für Geschichte<br />

der Medizin der Robert Bosch Stiftung, Stuttgart:<br />

Hahnemann-Schrift/Titelseite, Bilder auf Seite 18 und 19.<br />

Weitere Photos: die Autoren; <strong>Gudjons</strong>, DZVhÄ, Chr<strong>ist</strong>ian Korn.<br />

01 - 2005


INHALT<br />

Alles <strong>ist</strong> <strong>aus</strong> <strong>Atomen</strong> <strong>aufgebaut</strong>. <strong>Die</strong> <strong>ganze</strong> <strong>Welt</strong> <strong>ist</strong> nichts als eine<br />

Organisation, in der die Atome sich entschieden haben, bestimmte<br />

Muster und damit eine bestimmte Substanz zu bilden. <strong>Die</strong>se Muster<br />

wiederum führen zu bestimmten Eigenschaften.<br />

Tod, Zerfall und Transformation treten ein, wenn die Atome der Muster<br />

überdrüssig werden und sich entschließen, sich in einem anderen Muster neu<br />

zu organisieren. Wenn die Atome eines Apfels sagen: „Es reicht, wir wollen<br />

kein Apfel mehr sein“, dann beginnt die Fäulnis. Wenn die Muster nie<br />

langweilig würden, dann gäbe es keinen Zerfall.<br />

Der Übergang von einem organisierten Zustand in einen anderen <strong>ist</strong> ebenfalls<br />

organisiert. Das <strong>ist</strong> die Übergangsorganisation, die wir Chaos nennen. <strong>Die</strong>se<br />

Übergangsorganisation kann manchmal einen Katalysator benötigen. Das<br />

Wissen <strong>ist</strong> ein solcher Katalysator. Es gibt also absolut kein Entrinnen <strong>aus</strong> der<br />

Organisation.<br />

Sri Sri Ravi Shankar, Bangalore, 17.12.1998<br />

Editorial 2<br />

250. Geburtstag Dr. Samuel Hahnemanns am 10. April 2005 3<br />

Sinnvoller Fortschritt oder Rückschritt in die Zeit vor Hahnemann 4 – 7<br />

2005 – Jahr der Homöopathie 8<br />

Das besondere Angebot: die Original Dunham-Arzneien 9<br />

L<strong>ist</strong>e aller Mittel zum Her<strong>aus</strong>nehmen für Ihren Schreibtisch 10 – 11<br />

Etuis mit Beschreibungen und Preisen 12 – 13<br />

Wohin geht die Homöopathie<br />

Was hat sich an der Verfahrensweise homöopathischer<br />

14 – 15<br />

Arzneimittelprüfungen seit Hahnemann verändert? 16 – 19<br />

Veranstaltungen zu Hahnemanns Geburtstag 20<br />

1


2<br />

EDITORIAL<br />

Alle Homöopathen sind sich einig: 2005 soll das Jahr der Homöopathie sein. Zum<br />

250. Geburtstag des Me<strong>ist</strong>ers am 10. April 2005 werden an vielen Orten Geburtstagsfeste<br />

gefeiert, die mit “schönen Reden der Homöopathen zu ihren Themen” begangen werden.<br />

Außerdem findet das Treffen der Internationalen Liga der Homöopathischen Ärzte in<br />

diesem Jahr in Berlin statt.<br />

Was <strong>ist</strong> <strong>aus</strong> der Homöopathie geworden seit Hahnemann ihre Grundgesetze formuliert hat?<br />

<strong>Die</strong> Heilmethode selbst wird heute von weiten Teilen der Bevölkerung akzeptiert, ja gewünscht.<br />

In ihrer Komplexität wird sie me<strong>ist</strong> nicht verstanden. Warum sie letztlich wirkt<br />

und wie die Heilung eintritt, <strong>ist</strong> naturwissenschaftlich<br />

bisher nicht zu erklären. Der Kern der<br />

Sache: „Wenn das Symptom der Arzneimittelprüfung<br />

am Gesunden und das Symptom des Patienten<br />

übereinstimmen, löscht die Arznei die<br />

Krankheit <strong>aus</strong>“ – dies wird von manchem heutigen<br />

Therapeuten nicht genau beachtet und<br />

durch neblige Theorien und Erklärungsspekulationen<br />

überdeckt. Unter dem Dach der<br />

Homöopathie haben sich viele bunte Vögel<br />

eingen<strong>ist</strong>et. Nicht jeder Homöopath entspricht<br />

den Hahnemannschen Anforderungen als Arzt<br />

und Heilkünstler. Dadurch leidet der gute Name der Homöopathie.<br />

Der ewige Kampf unter den Therapeuten um das Was, Wie, Wer und Wodurch <strong>ist</strong> seit<br />

Hahnemanns Lebzeiten immer noch nicht beendet worden. Wir fragen zu recht: Wo steht<br />

die Homöopathie heute? Wer übt die Homöopathie <strong>aus</strong>? Was <strong>ist</strong> die reine Lehre? Warum<br />

verstehen wir sie bis heute nicht? Wie wirkt die Arznei? Wo sind ihre Grenzen?<br />

Eine Analyse und Standortbestimmung der verschiedenen <strong>Welt</strong>bilder in der heutigen Zeit<br />

sind angesagt. Dazu hier einige Kostproben…


250. GEBURTSTAG DR. SAMUEL HAHNEMANNS<br />

Der vom Deutschen Zentralverein homöopathischer<br />

Ärzte (DZVhÄ) organisierte Kongress<br />

„soll Bilanz und Ausblick dessen sein, was<br />

die Homöopathie weltweit heute im Stande <strong>ist</strong> zu<br />

le<strong>ist</strong>en,“ erklärt Kongresspräsident<br />

Dr. med. Wolfgang<br />

Springer <strong>aus</strong> München. Entsprechend<br />

wurde das Kongressmotto<br />

gewählt: Tradition<br />

– Praxis – Vision. <strong>Die</strong>ses<br />

Motto hat die über 200-jährige<br />

Tradition der Homöopathie<br />

im Blick, kündet von den<br />

gesammelten Erfahrungen<br />

der Praxis und verwe<strong>ist</strong> auf<br />

die zukünftigen Erfordernisse<br />

an die Fort- und Weiterentwicklung<br />

der Homöopathie.<br />

Vielseitiges Kongressprogramm<br />

Auf dem Jubiläumskongress zu Hahnemanns 250.<br />

Geburtstag werden fast 80 Referenten <strong>aus</strong> 25 Ländern<br />

über die verschiedensten Bereiche der<br />

Homöopathie berichten. <strong>Die</strong> Homöopathie „bietet<br />

bei manchen der aktuellsten und drängendsten<br />

medizinischen Anforderungen der Gegen-<br />

AM 10. APRIL 2005<br />

Internationales Gipfeltreffen homöopathischer Ärzte in Berlin<br />

Der bislang größte homöopathische Ärztekongress in Deutschland mit annähernd<br />

80 Referenten und vor<strong>aus</strong>sichtlich 1.000 Teilnehmern findet vom 4. bis 7. Mai im<br />

Berliner Congress Center (BCC) am Alexanderplatz statt. Aufgrund des 250. Geburtstags<br />

Dr. Samuel Hahnemanns – des <strong>aus</strong> Meißen (Sachsen) stammenden Begründers der<br />

Homöopathie – wird dieser 60. <strong>Welt</strong>ärztekongress in Deutschland <strong>aus</strong>gerichtet.<br />

<strong>Die</strong> Dozenten: Dr. Adler, Ubriatan Cardinalli (BRA) / Prof. Dipl.-Ing. Akbar,<br />

Omar (D) / Dr. rer. nat. Albrecht, Henning (D) / Dr. Alvarez, Jorge Luis<br />

(CUBA) / Dr. Amengual, Carlos (ESP) / Dr. von Ammon, Kl<strong>aus</strong> (CH) / Dr. Baltacis,<br />

Bettina (A) / Prof. Dr. Bastide, Madeleine (FRA) / Dr. Bitschnau,<br />

Micha (A) / Dr. Bluth, Michael (D) / Dr. Bruno, Corrado Giovani<br />

(BRA) / Dr. Buchinger, Lothar (A) / Dr. Campora, Carlos<br />

Nestor (ARG) / Dr. Candegabe, Marcelo (ARG) / Dr. Carrara,<br />

Hugo (ARG) / Dr. Castellsagué, Anna Pla i (ESP) / Prof. Dr.<br />

Chand, Diwan H. (IND) / Ph. D. Currim, Ahmed N., M.D.<br />

(U.S.A.) / Dr. Dean, Michael Emmans (UK) / Dr. Dorcsi-Ulrich,<br />

Mira (D) / Dr. Ehrhardt, Stefanie (D) / Dr. Flick, Reinhard<br />

(A) / Dr. François-Flores, Fernando Darío (MEX) / Prof. Dr. Frass,<br />

Michael (A) / Dr. Frei, Heiner (CH) / Dr. Hock, Nikol<strong>aus</strong> (D) / Dr.<br />

Van Hootegem, Henk (B) / Dr. Hutsol, Larysa (UKR) / Prof. Dr. phil. Jütte,<br />

Robert (D) / Dr. Kaplan, Brian (UK) / Dr. Koster, T. C. G. (NL) / Prof. Dr. Köster,<br />

Walter (D) / Dr. Kruse, Sigrid (D) / Dr. Kusse, Frans (NL) / Dr. Laborier,<br />

Bruno (F) / Dr. Lamothe, Jacques (FRA) / Dr. Lang, Gerhardus (D) / Dr.<br />

Dr. Wolfgang Springer<br />

wart eine substanzielle Erweiterung der Arzneitherapie<br />

an,“ sagt Dr. Springer. Das wird durch<br />

die Vielseitigkeit der Themen dokumentiert, hier<br />

einige Beispiele: Homöopathische Ärzte in den<br />

Elendsvierteln brasilianischer<br />

Großstädte; Homöopathische<br />

Behandlung von Suchterkrankungen;<br />

Homöopathie<br />

zur Geburt und am Lebensende;<br />

Homöopathische Behandlung<br />

von Kindern mit<br />

schwerer ge<strong>ist</strong>iger Behinderung;<br />

Homöopathische Behandlung<br />

von Krebs; Homöopathische<br />

Behandlung von<br />

Nutztieren; Homöopathie bei<br />

hyperaktiven Kindern und viele<br />

weitere Themen <strong>aus</strong> Wissenschaft und Praxis. Auf<br />

dem Programm stehen auch Themen, die nicht auf<br />

einem homöopathischen Ärztekongress vermutet<br />

werden. Zum Beispiel wird Professor Omar Akbar,<br />

Direktor der Stiftung Bauh<strong>aus</strong> Dessau und Leiter<br />

der Internationalen Bau<strong>aus</strong>stellung 2010 über<br />

die städtebauliche Entwicklungskraft der Homöopathie<br />

referieren.<br />

Chr<strong>ist</strong>oph Trapp<br />

Leckridge, Bob (UK) / Dipl. psych. López, Teresita Villegas (MEX) / Dr. Manchanda,<br />

R.K. (IND) /Dr. Mangialavori, Massimo (IT) / Dr. Marim, Matheus<br />

(BRA) / Dr. Mateu-Ratera Manuel (ESP) / Dr. Moonen, Resie (NL) / Dr. Mortelmans,<br />

Guido (BEL) / Moskowitz, Richard, M.D. (USA) / Prof. Dr.<br />

Nieber, Karin (D) / Dr. Oettmeier, Ralf (D) / Dr. Papaphilippou,<br />

Georgos (GR) / Dr. Paranjpe, Akalpita (IND) / Dr. Payrhuber,<br />

<strong>Die</strong>tmar (A) / Dr. Petrucci, Roberto (IT) / Dr. Pichler, Erfried<br />

(A) / Dr. von der Planitz, Chr<strong>ist</strong>a (D) / Dr. Rabe, Steffen (D) / Prof.<br />

Dr. Rastogie, D. P. (IND) / Prof. Dr. Rey, Louis (CH) / Dr. Rutten,<br />

Lex (NL) / Dr. Schuricht, Ulrich (D) / Cand. Med. Schetzek, Stefanie<br />

(D) / Dr. Seiler, Hanspeter (CH) / Dr. Spence, David (UK) / Dr. Spinedi,<br />

Dario (CH) / Dr. Spring, Beat (CH) / Dr. Sturza, Carmen (ROM)<br />

/ Prof. Dr. Süß, Wolfgang G. (D) / Dr. Swoboda, Franz (AT) / Dr. Taylor,<br />

Will (USA)/ Dr. Thompson, Trevor (UK) / Ph. D. Ueki, Masato, M.D.<br />

(JAP) / Ph. D. Vaarst, Mette (DK) / Dr. Vello, Fernando Dominguez (MEX) /<br />

Dr. rer. nat. van Wijk, Roeland (NL) / Dr. Wika, Ewa (PL) / Dr. Wurster, Jens<br />

(D) / Dr. Zafiriou, Vangelis (GR)<br />

Anmeldung zum Kongress und Einzelheiten zu den Referenten & ihren Themen:<br />

www.liga2005.de<br />

3


4<br />

Leider besteht die tägliche Erfahrung homöopathisch<br />

tätiger Ärzte und Ärztinnen nicht nur<br />

in Erfolgen, sondern auch in Misserfolgen und<br />

Scheitern. Zweifel an den eigenen Fähigkeiten und<br />

an der Homöopathie sind oft<br />

die Folge.<br />

Viele von uns suchen daher andere,<br />

me<strong>ist</strong> leichtere, schnellere<br />

und kürzere Wege zu einer<br />

Mittelfindung und hoffen sie in<br />

den modernen Richtungen der<br />

Homöopathie zu finden.<br />

Es <strong>ist</strong> an dieser Stelle sinnvoll,<br />

sich noch einmal die Anfänge<br />

der Homöopathie zu vergegenwärtigen:<br />

Aus Enttäuschung<br />

über die spekulativen Methoden<br />

der Medizin seiner Zeit hatte<br />

Hahnemann jegliche Behandlung<br />

von Patienten aufgegeben.<br />

Suche nach Heilungsgewissheit war der Antrieb,<br />

der ihn zur Homöopathie führte.<br />

<strong>Die</strong> große Innovation Hahnemanns war eine<br />

Reine Arzneimittellehre, befreit von allem, was<br />

nicht auf reiner Beobachtung bei der Arzneimittelprüfung<br />

beruhte. Hypothesen, Vermutungen<br />

über die Wirkungen von Arzneien, Signaturenlehre<br />

und empirisches Probieren von Arzneien im<br />

Krankheitsfall lieferten keine sicheren Kenntnisse.<br />

Nur die genaue und umfassende Prüfung am<br />

Gesunden konnte dies gewährle<strong>ist</strong>en.<br />

Genau derartige von Hahnemann verurteilten<br />

Quellen der Materia medica werden heutzutage<br />

jedoch als sinnvolle Erweiterung der Homöopa-<br />

SINNVOLLER FORTSCHRITT –<br />

ODER RÜCKSCHRITT<br />

IN DIE ZEIT VOR HAHNEMANN?<br />

Eine internationale Diskussion um moderne Strömungen,<br />

Methodenvielfalt und genuine Homöopathie<br />

mit Beiträgen, Kommentaren und Texten von:<br />

J. Winston, A. Saine, J. Shepperd, J. Scholten, K. S. Srinivasan, D. Spinedi, J. Baur, R. Moskowitz,<br />

K.-H. Gypser, D. Chhabra, W. Buschauer, N. Tessler, B.D. Patel, A. Rohrer, H. Frei, P. König,<br />

Ph. Servais, D.H. Chand, J. Jacobs, P. Wright, R. Sankaran, G. Dimitriadis, F. Kusse,<br />

L. Fäh, J. Wichmann und ca. 70 weiteren Autoren<br />

Dr. Kl<strong>aus</strong> Habich<br />

thie dargestellt: Signaturenlehre, Spekulationen<br />

über das Periodensystem und über Arzneimittelfamilien,<br />

Traumprüfungen, Gruppenprüfungen,<br />

Meditationen über den Stoff, Aufstellen von Hypothesen<br />

über eine Arznei und<br />

Bestätigung durch Anwendung<br />

im Krankheitsfalle u.a.m.<br />

Es wird hinter den Phänomenen<br />

nach Konzepten gesucht,<br />

sowohl bei Patienten wie in der<br />

Materia Medica. Verglichen<br />

werden bei der Arzneifindung<br />

Konzepte, nicht Phänomene.<br />

Letztlich müssen sich diese Innovationen<br />

daran messen lassen,<br />

ob sie gen<strong>aus</strong>o viel Verschreibungssicherheitgewährle<strong>ist</strong>en<br />

wie die genuine Homöopathie,<br />

deren Fundamente reines<br />

Beobachten und strikte Individualisierung<br />

sind.<br />

Unter vielen Kollegen herrscht mittlerweile Orientierungslosigkeit<br />

und Verwirrung über das richtige<br />

Vorgehen in der Homöopathie, nicht wenige<br />

verlassen – nach aufwendiger und kostenintensiver<br />

Ausbildung – enttäuscht die Homöopathie.<br />

Auch die Autoren dieses Artikels machten viele<br />

dieser unnötigen Erfahrungen. Sie waren ein Beweggrund<br />

der im Folgenden beschriebenen Dokumentation.<br />

Ausgangspunkt war die von J. Winston,<br />

Schriftleiter der nordamerikanischen Zeitschrift<br />

”Homeopathy Today”, in einem Editorial<br />

gestellte Frage, ob die Ergänzung der Materia Medica<br />

um Konzepte, Theorien, Hypothesen, ob auf


SINNVOLLER FORTSCHRITT –<br />

ODER RÜCKSCHRITT IN DIE ZEIT VOR HAHNEMANN<br />

meditativen Prüfungen, ob auf Signaturenlehre<br />

und Theorien basierenden Fallvorstellungen wirklich<br />

noch Homöopathie genannt werden kann. 21<br />

international bekannte Kollegen (u.a. R.Morrison,<br />

S.Sankaran) legten ihm daraufhin den Rücktritt<br />

nahe. In nordamerikanischen Zeitschriften kam<br />

es dann zu einer lebhaften Diskussion, die wir mit<br />

einer Umfrage unter ca. 200 bekannten Homöopathen<br />

fortsetzten. <strong>Die</strong> gesamte sehr interessante<br />

Debatte, in der es um viele aktuelle Fragen der<br />

Homöopathie geht und auch ältere Artikel zu<br />

den Themen wurden von uns zweisprachig veröffentlicht.<br />

Wir betrachten nun diese 400-500 DIN-A-4 Seiten<br />

umfassende Dokumentation<br />

nicht als Endpunkt sondern als<br />

Ausgangspunkt einer unserer<br />

Meinung nach sehr notwendigen<br />

breiten Debatte über die<br />

Methodik, Wissenschaftlichkeit<br />

und Validierbarkeit der<br />

Homöopathie.<br />

Wir hoffen, mit dieser Publikation<br />

in der Kollegenschaft zur<br />

Beschäftigung mit den Grundlagen<br />

der Homöopathie anzuregen.<br />

Damit erhoffen wir uns<br />

einen kritischeren Umgang mit<br />

den neuen Ideen und Spekulationen,<br />

die oft vielversprechend<br />

erscheinen, aber in der praktischen<br />

Anwendung leider oft nicht zu mehr Heilungsgewissheit<br />

führen.<br />

Dr. Kl<strong>aus</strong> Habich, Curt Kösters, Dr. Jochen Rohwer<br />

<strong>Die</strong> gesamte Dokumentation <strong>ist</strong> auf der<br />

Website des Verlages Grundlagen & Praxis<br />

www.Grundlagen-Praxis.de zu lesen. Insbesondere<br />

für die Interessenten, die über<br />

keinen Internet-Anschluß verfügen, bietet<br />

der Verlag jetzt eine CD-ROM an; auch der<br />

Versand von Ausdrucken soll auf Anfrage<br />

möglich sein.<br />

Dr. Jochen Rohwer<br />

Gara rufa – ein aktuelles<br />

Beispiel zur Relevanz der Debatte<br />

Gara rufa <strong>ist</strong> ein Fisch, der von Patienten mit<br />

Psoriasis erfolgreich verwendet wird. Der Fisch<br />

wird ins Badewasser eingesetzt und knabbert an<br />

den Schuppen des Patienten. In etlichen Fällen<br />

führt dies zu einer deutlichen und teilweise wohl<br />

auch anhaltenden Besserung der Symptomatik.<br />

Soweit es bekannt <strong>ist</strong>, handelt es sich allerdings<br />

um einen rein mechanischer Effekt. Der Speichel<br />

der Fische wurde untersucht und es <strong>ist</strong> nichts<br />

irgendwie besonderes darin enthalten.<br />

Nun wird mittlerweile Gara rufa als homöopathisches<br />

Mittel bei Psoriasis vertrieben<br />

und wurde als solches<br />

auch in der Zeitschrift einer<br />

Selbsthilfegruppe beworben.<br />

Als Vorstandsmitglied des Deutschen<br />

Zentralvereins homöopathischer<br />

Ärzte hatte ich deswegen<br />

die Anfrage einer Journal<strong>ist</strong>in<br />

auf dem Tisch und sollte für<br />

den DZVhÄ sagen, was diesen<br />

Fisch zum homöopathischen<br />

Mittel gegen Psoriasis prädestiniert.<br />

Ich sprach also mit dem betreffenden<br />

Hersteller. <strong>Die</strong>ser verwies<br />

auf einen Heilpraktiker,<br />

der das Mittel eingeführt habe.<br />

<strong>Die</strong>ser Heilpraktiker erläuterte mir, dass er das<br />

Mittel als homöopathisches Mittel verwendet, weil<br />

die Wirkung der Fische gegen Psoriasis bekannt<br />

sei. Eine Arzneimittelprüfung gäbe es nicht. Er habe<br />

aber <strong>aus</strong>gesprochen gute Erfahrungen mit<br />

der Verwendung des Mittels und schon zahlreiche<br />

Patienten damit geheilt. Studien habe er darüber<br />

nicht angestellt – dass sei sowieso sinnlos. Einem<br />

Heilpraktiker würden Studien ohnehin nie<br />

geglaubt werden.<br />

Der Journal<strong>ist</strong>in gegenüber habe ich dann wie<br />

folgt Stellung genommen:<br />

5


6<br />

SINNVOLLER FORTSCHRITT –<br />

ODER RÜCKSCHRITT IN DIE ZEIT VOR HAHNEMANN<br />

Über die Wirkung des Mittels könne ich eigentlich<br />

nichts sagen, da mir jegliche Erfahrung damit<br />

fehlt. Sicher sagen könnte ich eigentlich nur,<br />

dass es sich nicht um ein homöopathisches Mittel<br />

handelt, auch wenn es rein arzneirechtlich betrachtet<br />

natürlich ein solches <strong>ist</strong>. Das Arzneirecht<br />

<strong>ist</strong> an dieser Stelle ein wenig unglücklich formuliert,<br />

dort werden unter der Rubrik homöopathische<br />

Mittel auch Mittel abgehandelt, die mit<br />

einer homöopathischen Therapie nichts zu tun<br />

haben, so z.B. spagyrische oder auch anthroposophische,<br />

oder Komplexmittel Aus Sicht des<br />

Homöopathen sind homöopathische Mittel solche,<br />

die als Einzelmittel<br />

aufgrund einer Ähnlichkeit<br />

der Symptome verschrieben<br />

werden können.<br />

– D.h. es muss zwingend<br />

eine Arzneimittelprüfung<br />

und/oder toxikologische<br />

Erfahrungen<br />

vorliegen. – Im Übrigen<br />

werden homöopathische<br />

Mittel eben immer aufgrund<br />

von Symptomen<br />

verschrieben und nicht –<br />

wie im vorliegenden Fall – aufgrund einer Diagnose.<br />

Wenn jemand aufgrund einer Diagnose Mittel verabreicht,<br />

sollte darüber eine Studie angestellt werden,<br />

die die Wirkung des Mittels nach wissenschaftlichen<br />

Kriterien belegt. – Allerdings kann<br />

man Studien schwerlich der einzelnen Praxis aufbürden,<br />

deren Rahmen und Möglichkeiten dadurch<br />

häufig gesprengt wird.<br />

Ich sehe jedoch keinen Grund, warum solche Studien<br />

nicht in den Zentren der etablierten Medizin<br />

– im vorliegenden Fall z.B. der Ambulanz einer<br />

Dermatologischen Klinik – durchgeführt werden.<br />

<strong>Die</strong> Komplementärmedizin hat wirtschaftlich,<br />

und besonders auch gesundheitspolitisch eine<br />

solche Bedeutung, dass man sich unwillkürlich<br />

fragt, warum nicht wenigstens – sagen wir 1% der<br />

staatlichen Mittel für Forschung und Lehre in<br />

der Medizin – in die Erforschung der Komplementärmedizin<br />

fließen.<br />

Gara Rufa<br />

Für den vorliegenden Fall: Im Rahmen einer<br />

Vorstudie mit 3 Patienten, oder auch nur mit der<br />

Nachbefragung von 10 Patienten des betreffenden<br />

Heilpraktikers wäre ja recht rasch zu klären, ob<br />

sich eine solche Studie lohnt. Entweder es zeigt<br />

sich eine Art von Wirkung, dann lohnt sich eine<br />

weitere Untersuchung, oder es zeigt sich keine<br />

Wirkung, dann kann auch dieser Befund veröffentlicht<br />

werden und es wurden staatliche Mittel<br />

ebenfalls sinnvoll eingesetzt, nämlich zur<br />

Bekämpfung von Irrtümer in der Medizin.<br />

<strong>Die</strong>s war meine Stellungnahme gegenüber dieser<br />

Journal<strong>ist</strong>in. – Wie hätten<br />

Sie an meiner Stelle entschieden?<br />

Vielleicht können Sie<br />

nachvollziehen, warum<br />

die Homöopathie und ihre<br />

Institutionen klare Kriterien<br />

brauchen, was<br />

Homöopathie <strong>ist</strong> und was<br />

nicht mehr. – Es gab<br />

schon in der Vergangenheit<br />

eine Menge Dinge,<br />

die sich letzten Endes <strong>aus</strong><br />

der Homöopathie her<strong>aus</strong><br />

entwickelt haben (Bach-Blüten und die Schüsslersche<br />

Biochemie, um nur zwei heute noch<br />

ex<strong>ist</strong>ente Beispiele zu benennen). – Es <strong>ist</strong> nicht<br />

unsere Angelegenheit über den Sinn oder Unsinn<br />

und die Ex<strong>ist</strong>enzberechtigung anderer Therapiemethoden<br />

zu befinden, solange sie sich nicht<br />

„Homöopathie“ nennen.<br />

Oder anhand eines Falles?<br />

Eine Patientin in der 15. Schwangerschaftswoche<br />

leidet seit einer Magen-Darm-Grippe 8 Wochen<br />

zuvor an einer allgemeinen Schwäche und<br />

Neigung zu akuten fieberhaften Infekten. Klinisch<br />

handelt es sich um eine leichte Anämie<br />

(Hb 11,2).<br />

Homöopathisch <strong>ist</strong> die Symptomatik relativ klar:<br />

Durst, besonders morgens beim Erwachen,<br />

”könnte die Badewanne <strong>aus</strong>trinken” – trinkt in<br />

kleinen Schlucken, lieber nicht so kalt. (<strong>Die</strong> Blutzuckerwerte<br />

sind übrigens normal)


SINNVOLLER FORTSCHRITT –<br />

ODER RÜCKSCHRITT IN DIE ZEIT VOR HAHNEMANN<br />

Kein Appetit, aber deutliches Verlangen nach Obst Welches Mittel sollte denn aufgrund der ange-<br />

Verdauung unregelmäßig – kein Stuhldrang – der<br />

Stuhl <strong>ist</strong> sehr fest, es kommt dann aber immer<br />

breiiger Stuhl hinterher<br />

nommenen Pathogenese verschrieben werden? Ist<br />

die Psychodynamik etwas, dass wir in Arzneimittelprüfungen<br />

her<strong>aus</strong>finden können?<br />

Sie fühlt sich sehr schlapp, hat das Gefühl die<br />

Energie nimmt ab, sie verflüchtigt sich; sie hat das<br />

Gefühl, dass sie die Schwangerschaft nicht überleben<br />

wird<br />

<strong>Die</strong> zugrundeliegende Psychodynamik wurde mir<br />

in der <strong>aus</strong>führlichen Anamnese ebenfalls recht<br />

deutlich: Der Vater der Patientin <strong>ist</strong> in ihrer frühen<br />

Kindheit verstorben. Sie hat einen<br />

deutlich älteren Partner<br />

und verhält sich ihm gegenüber<br />

<strong>aus</strong>gesprochen regressiv<br />

mit Versorgungswünschen. Ihr<br />

offensichtliches Problem <strong>ist</strong>,<br />

dass sie selbst Kind sein möchte,<br />

nun aber Mutter werden soll.<br />

Aufgrund der Symptome erhält<br />

sie mit deutlichem und raschen<br />

Erfolg Aloe C30 (<strong>Gudjons</strong>).<br />

Kann ich nun in bewährter Manier aufgrund dieses<br />

Falles eine Annahme über das ”Wesen” von<br />

Aloe anstellen? – Ich meine nein! <strong>Die</strong> Repertorisation<br />

nach Bönningh<strong>aus</strong>en hätte z.B. zur Verschreibung<br />

von Veratrum album geführt. <strong>Die</strong>ses<br />

Mittel – und wohl auch Aconitum weisen in der<br />

Symptomatik eine Ähnlichkeit zu diesem Fall auf.<br />

Ob es eine hinreichende Ähnlichkeit<br />

für eine erfolgreiche<br />

Behandlung gewesen wäre,<br />

kann ich letzten Endes nur mutmaßen.<br />

Aber wenn ich aufgrund<br />

einer erfolgreichen Verschreibung<br />

Rückschlüsse auf<br />

das Wesen oder die Essenz eines<br />

Mittels ziehen möchte,<br />

muss ich dabei stets mit bedenken,<br />

dass vielleicht auch ein anderes<br />

hinreichend ähnliches<br />

Zwei Betrachtungen knüpfen<br />

Mittel zum Erfolg geführt hätte.<br />

sich an diesen Fall:<br />

Aus diesem Grund halte ich sol-<br />

<strong>Die</strong> hier nur zusammenfassend<br />

che Rückschlüsse für zumin-<br />

geschilderte, jedoch deutlich<br />

Curt Kösters<br />

dest problematisch, wenn nicht<br />

wahrgenommene Psychodyna-<br />

gar für gänzlich obsolet – eine<br />

mik wurde bei der Verschreibung nicht berück-<br />

Ansicht, die übrigens auch Constantin Hering und<br />

sichtigt. – Warum nicht? – Einerseits weil es sich<br />

Samuel Hahnemann vertreten haben.<br />

dabei nicht um ein Symptom im homöopathi- <strong>Die</strong>s <strong>ist</strong> mein Standpunkt. Auch zu diesen Fragen<br />

schen Sinne handelt, sondern in jedem – auch in werden in der Debatte verschiedene Sichtweisen<br />

einem recht offensichtlichen Fall – um eine An- dargelegt. – Urteilen Sie selbst!<br />

nahme zur Pathogenese. <strong>Die</strong> Homöopathie <strong>ist</strong> eine<br />

phänomenologische Medizin. Und im Übrigen:<br />

Curt Kösters<br />

7


8<br />

2005 – JAHR DER HOMÖOPATHIE<br />

2005 <strong>ist</strong> das Jahr der Homöopathie. Im Rahmen<br />

einer breiten Kampagne, die vom Deutschen Zentralverein<br />

homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) initiiert<br />

wird, finden rund um Samuel Hahnemanns<br />

runden Geburtstag zahlreiche Veranstaltungen<br />

und Aktionen statt. Höhepunkt <strong>ist</strong> der homöopathische<br />

<strong>Welt</strong>ärztekongress im Mai in Berlin.<br />

Hahnemann hat in vielen Städten und Gemeinden<br />

Spuren seines Schaffens hinterlassen, doch<br />

nicht nur dort wird die Erinnerung an den Begründer<br />

der Homöopathie lebendig gehalten. <strong>Die</strong><br />

Kampagne 2005 – Jahr der Homöopathie – hat<br />

sich zu der bislang größten PR-Aktion des<br />

DZVhÄ entwickelt. Bis jetzt finden in diesen<br />

Städten mehr als 50 Veranstaltungen<br />

für Laien und /<br />

oder Ärzte statt:<br />

Aichach, Ammerland,<br />

Augsburg, Bad Boll, Bensheim,<br />

Berlin, Bielefeld, Bochum,<br />

Bonn, Braunschweig, Buxtehude,<br />

Dettingen, Dortmund, Dresden,<br />

Eppendorf, Erlangen, Eschborn, Essen,<br />

Feldafing, Feuchtwangen, Frankfurt / M., Georgenthal,<br />

Göttingen, Hamburg, Hannover, Heidelberg,<br />

Karlsruhe, Kiel, Köln, Köthen, Krefeld,<br />

Landsberg, Lehrte, Leipzig, Leun, Mainz, Meißen,<br />

Mölln, München, Münster, Nordenham, Nürnberg,<br />

Pforzheim, Regensburg, Remscheid, Rostock,<br />

Saarbrücken, Soltau, Stralsund, St. Peter<br />

Ording, Torgau, Tutzing, Weste, Weinsberg, Winsheim,<br />

Würzburg.<br />

<strong>Die</strong> Einzelheiten jeder Veranstaltung und Informationen<br />

zur Kampagne werden im Internet unter<br />

www.dzvhae.de unter dem Navigationspunkt<br />

2005 – Jahr der Homöopathie – der Webseite veröffentlicht.<br />

Chr<strong>ist</strong>oph Trapp<br />

Einige Termine im Überblick:<br />

17. März, 20:15: Fachbuchhandlung Lehmanns,<br />

Hardenbergstr. 5, 10623 Berlin: Präsentation der<br />

neuen Hahnemann-Biografie von und mit Prof.<br />

Robert Jütte, dtv & DZVhÄ. <strong>Die</strong>se Veranstaltung <strong>ist</strong><br />

Auftakt einer Homöopathie-Reihe.<br />

7. April – 10. April: Hahnemann-Tage in<br />

Meißen, dem Geburtsort Samuel Hahnemanns,<br />

u.a. mit André Saine, Kontakt: Dr. med. Katharina<br />

Tost, e-mail:praxis-tost@t-online.de<br />

8. April – 21. Mai: „Habe das Herz Einsicht zu<br />

haben“, Ausstellung der Homöopathischen Bibliothek<br />

im H<strong>aus</strong>e der Staatsbibliothek Hamburg,<br />

Von Melle Park 3, 20146 Hamburg. Eröffnung<br />

am 8. April um 18:00 mit Prof. Dr. M. Dinges<br />

/ Robert Bosch Stiftung und Lesung mit<br />

Hamburger Sch<strong>aus</strong>pielern.<br />

10. April, 11:00, Spiegelsaal Schloss Köthen:<br />

Zentrale Feier zum 250. Geburtstag Hahnemanns<br />

des DZVhÄ in<br />

Köthen. Festredner Prof.<br />

Dr. Omar Akbar, Direktor<br />

der Stiftung Bauh<strong>aus</strong><br />

Dessau. Anschließend Eröffnung des<br />

restaurierten Hahnemann-H<strong>aus</strong>es.<br />

29. April, ab 13 Uhr Große Laienveranstaltung<br />

in der Urania, An der Urania, Berlin-Schöneberg.<br />

Gemeinsame Veranstaltung von Natur & Medizin<br />

und DZVhÄ, u.a. mit Dr. Veronica Carstens.<br />

Ab 20 Uhr 30 Konzert. www.naturundmedizin.de<br />

4. – 7. Mai: Homöopathischer <strong>Welt</strong>ärztekongress,<br />

Berliner Congress Center am Alexanderplatz,<br />

www.liga2005.de<br />

Information zu allen Veranstaltungen unter<br />

www.dzvhae.de oder Tel 0228 / 24 25 332.<br />

Weitere Veranstaltungen<br />

finden Sie auf Seite 20!


Anzeige<br />

9


10<br />

WOHIN GEHT DIE HOMÖOPATHIE?<br />

Kürzlich las ich in einer Besprechung1 zu den<br />

Krankenjournalen Hahnemanns die lapidare<br />

Bemerkung: Es sei ein offenes Geheimnis, daß<br />

Hahnemanns Fälle nicht überzeugend gelaufen<br />

sind. Offenbar sah auch der Altme<strong>ist</strong>er selbst dieses<br />

Problem, wenn er in seinen chronischen<br />

Krankheiten2 schreibt: „<strong>Die</strong>s war und blieb der<br />

schnellere oder langsamere Vorgang solcher Kuren<br />

aller unvenerischen, beträchtlichen, chronischen<br />

Krankheiten, selbst wenn sie genau nach<br />

den Lehren der bis hierher bekannten<br />

homöopathischen<br />

Kunst geführt zu werden schienen.<br />

Ihr Anfang war erfreulich,<br />

die Fortsetzung minder günstig,<br />

der Ausgang hoffnungslos.“<br />

Wenn ich in methodischen Diskussionen<br />

zur Homöopathie lese,<br />

wie vehement immer wieder<br />

die enge Anlehnung an Hahnemanns<br />

Vorgehen beschworen<br />

wird, dann frage ich mich, warum<br />

nicht zur Kenntnis genommen<br />

wird, daß auch Hahnemann<br />

selbst beim späten Rückblick<br />

auf sein Schaffen höchst unzufrieden mit den<br />

Ergebnissen seiner Methode war. <strong>Die</strong>se Unzufriedenheit<br />

mit vielen Heilungsverläufen teilt er<br />

mit uns. <strong>Die</strong> Frage <strong>ist</strong>, was wir dar<strong>aus</strong> folgern.<br />

Interessanterweise war Hahnemanns eigene Konsequenz,<br />

daß er im Alter von seiner „reinen Lehre“<br />

phänomenologisch orientierter Anwendung<br />

des Ähnlichkeitsgesetzes abrückte und mit der Miasmenlehre<br />

das erste spekulative System der<br />

Homöopathie schuf. (Wobei natürlich auch der<br />

phänomenologische Ansatz bereits eine weltanschauliche<br />

Vor-Annahme <strong>ist</strong>.)<br />

Was lernen wir Heutigen dar<strong>aus</strong>? Wollen wir<br />

ernsthaft zurück ins Frühstadium homöopathischen<br />

Experimentierens, welches schon der<br />

Gründer unzufrieden hinter sich gelassen hatte?<br />

Wollen wir den Methodenstand bis 1843 für sakrosankt<br />

erklären und auf eine Weiterentwick-<br />

Jörg Wichmann<br />

lung verzichten? Mal im Ernst: Was würden wir<br />

über einen Biologen denken, der auf dem methodischen<br />

Niveau Darwins verharren wollte und<br />

anstelle von Sachargumenten Zitate des „Me<strong>ist</strong>ers“<br />

bringen würde?<br />

Angesichts dessen was wir über den Menschen<br />

und sein Kranksein wissen, lassen sich auch andere<br />

und vielleicht bessere Systeme entwerfen<br />

als das der drei Miasmen. Dazu sind in den letzten<br />

Jahren eine Reihe von Vorschlägen<br />

gemacht worden, die<br />

alle nicht vollständig oder endgültig<br />

sein wollten. Eben Vorschläge,<br />

um die methodische<br />

Diskussion anzuregen und weiterzuführen.<br />

Was nützt es uns<br />

darüber zu spekulieren, was<br />

Hahnemann von diesen Ideen<br />

gehalten hätte?<br />

Um in dem Gewirr der verschiedenen<br />

Ansätze festen Boden<br />

zu gewinnen, schlage ich<br />

vor3 , sich zunächst Rechenschaft<br />

darüber abzulegen, in<br />

welchem weltanschaulichen<br />

Kontext sich unsere Modelle jeweils bewegen.<br />

Gerhard Fasching hat in der vorigen Ausgabe<br />

dieses Heftes auf das Nebeneinanderbestehen alternativer<br />

<strong>Welt</strong>erklärungen hingewiesen und<br />

klar gemacht, daß wir nicht einfach Fragmente<br />

<strong>aus</strong> solchen Systemen her<strong>aus</strong>klauben und beliebig<br />

verwenden können, ohne daß sie sinnlos werden.<br />

So können wir etwa das Ähnlichkeitsgesetz,<br />

das integraler Bestandteil der hermetischen <strong>Welt</strong>sicht<br />

<strong>ist</strong>, nicht einfach in ein mechan<strong>ist</strong>isch-naturwissenschaftliches<br />

System transferrieren.<br />

Der Erklärungsnotstand bezüglich des Funktionierens<br />

der Homöopathie beruht also nur darauf, daß<br />

wir unter einer „Erklärung“ eine Einordnung in ein<br />

mechan<strong>ist</strong>isch-wissenschaftliches K<strong>aus</strong>alsystem<br />

verstehen, in welchem die Ähnlichkeit und die Potenzierung<br />

keine sinnvollen Begriffsbildungen sein<br />

können. Innerhalb der hermetisch-esoterischen


WOHIN GEHT DIE HOMÖOPATHIE?<br />

<strong>Welt</strong>sicht und ihrer Naturgesetze <strong>ist</strong> die Homöopathie<br />

und das Wirken potenzierter Stoffe anhand<br />

ihrer Ähnlichkeit leicht erklärbar – so leicht wie<br />

das Herabfallen eines Apfels in der Physik. Im Detail<br />

habe ich dies andernorts gezeigt. 3<br />

Schwierig für die Entwicklung der Homöopathie<br />

war, daß sowohl in Hahnemanns Zeit als auch in<br />

den folgenden zweihundert Jahren die weltanschauliche<br />

Basis der Homöopathie als scientia<br />

non grata galt und deshalb um die Erklärbarkeit<br />

der Homöopathie einige Verwirrung entstand.<br />

Hier können wir heute Klarheit schaffen, um dann<br />

zu einer konstruktiven Weiterentwicklung dieser<br />

wertvollen Heilmethode zu kommen, die dringend<br />

notwendig <strong>ist</strong>, damit wir nicht auf einer<br />

Stufe stehen bleiben, mit der schon Hahnemann<br />

unzufrieden war. Für diese Entwicklung hat Hahnemann<br />

den Vorschlag des Miasmen-Modells<br />

gemacht, um über die bloße Anwendung der Ähnlichkeits-Regel<br />

hin<strong>aus</strong> zu gelangen. Ob der künftige<br />

Weg der Homöopathie sich weiter dorthin<br />

wenden wird oder eher zu einer Integration psychologischer<br />

Erkenntnisse oder zu noch anderen<br />

Modellen führen wird, das wird sich zeigen.<br />

So wenig einerseits die moderne naturwissenschaftliche<br />

Ideologie ein Monopol auf die <strong>Welt</strong>erklärung<br />

erheben kann, so wenig darf andererseits<br />

die Anwendung eines anderen <strong>Welt</strong>bildes mit<br />

der Freigabe unserer Arbeit zu Willkür und Ungenauigkeit<br />

verwechselt werden. Verschiedene<br />

<strong>Welt</strong>bilder folgen unterschiedlichen, aber je-<br />

weils klaren Regeln. Ausnahmslos jedes <strong>Welt</strong>bild<br />

muß einige Annahmen über die <strong>Welt</strong> vor<strong>aus</strong>setzen,<br />

die unhinterfragt bleiben und auf die alles<br />

weitere aufbaut. Das gilt ebenso für das Analogiegesetz,<br />

<strong>aus</strong> dem die Ähnlichkeitsregel sich ableitet,<br />

wie für die Annahme einer materiellen K<strong>aus</strong>alität<br />

in der Physik. <strong>Die</strong>s hat nichts mit Spekulationen<br />

zu tun, sondern mit notwendigen Vor<strong>aus</strong>setzungen<br />

für eine sachliche, wissenschaftliche<br />

Arbeit jeglicher Art. Und innerhalb jedes <strong>Welt</strong>bildes<br />

<strong>ist</strong> Sorgfalt in der Arbeit und genaue und<br />

ehrliche Angabe aller rationalen und nicht-rationalen<br />

Faktoren nötig, die zu einem Ergebnis führten.<br />

<strong>Die</strong>se skizzenhaften Ausführungen wollen sagen:<br />

Weder kann es in der Homöopathie darum gehen,<br />

sich an eine ihr wesensfremde mechan<strong>ist</strong>ische<br />

Wissenschaftlichkeit anzubiedern. Noch kann es<br />

angehen, <strong>aus</strong> der Homöopathie eine Hahnemann-<br />

Sekte zu machen, die sich auf die Konservierung<br />

vergangener Einsichten beschränkt. Erstrebenswert<br />

wäre eine sachbezogene Diskussion um die<br />

ge<strong>ist</strong>igen Grundlagen der homöopathischen Methode<br />

und die Entwicklung von Modellen, die<br />

<strong>aus</strong> den von Hahnemann bereits festgestellten Einseitigkeiten<br />

hin<strong>aus</strong>führen und außer dem Similegesetz<br />

auch weitere Erkenntnisse über den Menschen<br />

berücksichtigen.<br />

Jörg Wichmann<br />

(www.homoeopathie-wichmann.de)<br />

1) Reinhard Flick über „S.Hahnemann, Krankenjournal DF2 (1836-42) in: Homöopathie in Österreich“ Jg. 15, Bd. 3., S. 35. „Es <strong>ist</strong> ein offenes<br />

Geheimnis, dass die Heilungsverläufe von Hahnemanns Patienten me<strong>ist</strong> nicht überzeugend waren. <strong>Die</strong>s bestätigt sich bei der genauen<br />

Lektüre dieses Buches. <strong>Die</strong> häufigen Gaben der C30 führten zu sehr unbefriedigenden Verläufen.“<br />

2) „Gewöhnlich aber blieben nach öfters versuchtem Besiegen des immer etwas abgeändert sich wieder hervortuenden Übels Beschwerden<br />

übrig, welche die bisher <strong>aus</strong>geprüften, nicht wenigen, homöopathischen Arzneien ungetilgt, ja oft unvermindert lassen mußten – immer<br />

andre und andre Beschwerden, auch wohl immer beschwerlichere und in der Folgezeit bedenklichere – selbst bei tadelloser Lebensweise<br />

des Kranken und bei pünktlicher Folgsamkeit desselben. Das chronische Siechtum ließ sich durch alles dies im Grunde nur wenig in seinem<br />

Fortgange vom homöopathischen Arzte aufhalten und verschlimmerte sich dennoch von Jahre zu Jahre.<br />

<strong>Die</strong>s war und blieb der schnellere oder langsamere Vorgang solcher Kuren aller unvenerischen, beträchtlichen, chronischen Krankheiten,<br />

selbst wenn sie genau nach den Lehren der bis hierher bekannten homöopathischen Kunst geführt zu werden schienen. Ihr Anfang war erfreulich,<br />

die Fortsetzung minder günstig, der Ausgang hoffnungslos.“ (Hahnemann, Chronische Krankheiten, Bd. I, Vorwort)<br />

3) <strong>aus</strong>führlich nachzulesen in: Jörg Wichmann, <strong>Die</strong> andere Wirklichkeit der Homöopathie, Verlag Neue Erde 2002,<br />

und www.homoeopathie-wichmann.de.<br />

11


12<br />

WAS HAT SICH AN DER VERFAHRENSWEISE HOMÖOPATHISCHER<br />

ARZNEIMITTELPRÜFUNGEN SEIT HAHNEMANN VERÄNDERT?<br />

Obwohl Hahnemann sicher war, für die me<strong>ist</strong>en<br />

Leiden seiner Zeit angemessene,<br />

homöopathisch dienliche Arzneien gefunden zu<br />

haben, verlangte er von seinen Nachahmern, das<br />

Prüfen neuer oder zu wenig bekannter Arzneien<br />

weiterzuführen (Organen § 105):”Der zweite<br />

Punkt des Geschäftes eines ächten Heilkünstlers<br />

betrifft die Erforschung der, zur Heilung<br />

der natürlichen Krankheiten bestimmten<br />

Werkzeuge, die Erforschung der krankmachenden<br />

Kraft der Arzneien,<br />

um, wo zu heilen <strong>ist</strong>, eine von<br />

ihnen <strong>aus</strong>suchen zu können,<br />

<strong>aus</strong> deren Symptomenreihe eine<br />

künstliche Krankheit zusammengesetzt<br />

werden<br />

kann...”<br />

Neben dem Behandeln besteht<br />

also unsere homöopathische<br />

Arbeit im Prüfen immer neuer<br />

Arzneien! Wie sollte diese Arbeit<br />

auch entbehrlich werden, haben<br />

wir es doch heute mit größtenteils<br />

völlig anderen Krankheitsbildern<br />

zu tun als die damaligen<br />

Homöopathen!<br />

Während Tuberkulose, Scharlach und Cholera<br />

uns heute höchst selten beschäftigen, machten<br />

derartige akute, epidemische Krankheiten 90 %<br />

einer Arztpraxis im 19. Jahrhundert <strong>aus</strong>. Hingegen<br />

kamen z.B. chronisch verlaufende Autoimmunkrankheiten<br />

wie Morbus Crohn, allergisches<br />

Asthma und Beschwerden durch elektromagnetische<br />

Felder, die heute häufig sind, damals<br />

kaum vor. Es <strong>ist</strong> also fraglich, ob Homöopathen,<br />

die meinen, besonders “klassisch” zu sein, im<br />

Sinne Hahnemanns handeln, wenn sie seine Anweisung<br />

von § 105 mit dem Argument hinwegfegen,<br />

wir hätten genug Arzneien.<br />

Was die Qualität der Arzneimittelprüfungen angeht,<br />

so legte Hahnemann damals im “Organon”<br />

auch hierfür Grundsätzliches fest: Unter anderem<br />

forderte er:<br />

§ 122 “Es dürfen zu solchen Versuchen...keine<br />

andern Arzneien als solche genommen werden,<br />

die man genau kennt und von deren Reinheit,<br />

Aechtheit und Vollkräftigkeit man völlig überzeugt<br />

<strong>ist</strong>.”<br />

§ 126 “<strong>Die</strong> dazu gewählte Versuchsperson muß<br />

vor allen Dingen als glaubwürdig und gewissenhaft<br />

bekannt seyn ... keine dringenden Geschäfte<br />

dürfen sie von der gehörigen Beobachtung<br />

abhalten ... in ihrer Art gesund an Körper,<br />

muß sie auch den nöthigen<br />

Verstand besitzen, um ihre<br />

Empfindungen in deutlichen<br />

Ausdrücken benennen<br />

und beschreiben zu können.”<br />

§127 “<strong>Die</strong> Arzneien müssen<br />

sowohl an Manns- als an<br />

Weibspersonen geprüft werden,<br />

um auch die, auf das Geschlecht<br />

bezüglichen Befindens-Veränderungen,<br />

an den<br />

Tag zu bringen.”<br />

Hahnemann war einer der<br />

führenden Wissenschaftler sei-<br />

Dr. Peter Alex<br />

ner Zeit. Insofern müssen wir<br />

davon <strong>aus</strong>gehen, daß diese Grundanforderungen<br />

in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts “Stand<br />

der Wissenschaft” waren. Hahnemanns Schüler<br />

Stapf, Hartlaub, Trinks, Hering und viele andere<br />

prüften, ähnlich wie Hahnemann, in ihrem Leben<br />

weit über 100 neue Arzneimittel. Der Umfang<br />

dieser Prüfungen schwankte stark und auch bei<br />

der Versuchsdurchführung gab es keine genaueren<br />

Regeln für Versuchsvorbereitung und Dokumentation<br />

als die im “Organon” niedergelegten.<br />

Dennoch gelten heute alle im 19. Jahrhundert geprüften<br />

Mittel als “klassisch” und daher per se als<br />

zuverlässig. Der Aufschwung, den die Homöopathie<br />

seit den 80er Jahren des 20. Jahrhundert erlebt,<br />

beflügelte auch viele Kolleginnen und Kollegen,<br />

sich der Erforschung neuer Heilmittel und<br />

der präziseren und <strong>aus</strong>führlicheren Prüfung so-


WAS HAT SICH AN DER VERFAHRENSWEISE HOMÖOPATHISCHER<br />

ARZNEIMITTELPRÜFUNGEN SEIT HAHNEMANN VERÄNDERT?<br />

genannter klassischer Mittel zuzuwenden. Moderne<br />

Datenverarbeitung macht’s möglich, daß<br />

die Auswertung und Dokumentation von Prüfungsergebnissen<br />

erleichtert wird.<br />

In dieser Zeit setzte auch – entstanden <strong>aus</strong> der Erfahrung<br />

eigener Prüfungstätigkeit – eine kritische<br />

Auseinandersetzung mit Hahnemanns Vorgehensweise<br />

bei Arzneimittelprüfungen ein, und es<br />

zeigte sich, daß unter heutigen Lebensbedingungen<br />

einige Ergänzungen zu den Hahnemannschen<br />

Anweisungen notwendig geworden waren.<br />

Zunächst erwies sich Hahnemanns Hinweis als<br />

wertvoll, in der Selbstbeobachtung erfahrene<br />

Prüfpersonen <strong>aus</strong>zuwählen.Arzneimittelprüfungen<br />

in<br />

zufällig zusammengewürfeltenGruppen<br />

ergeben weniger<br />

klare und prax<strong>ist</strong>auglicheArzneimittelbilder<br />

als gut<br />

vorbereitete und<br />

dokumentierte Versuche,<br />

wie sie heute<br />

wieder viele Prüfergruppen weltweit durchführen.<br />

<strong>Die</strong> genaue Einweisung der Prüfer hat sich<br />

als notwendig erwiesen, wobei Prüfpersonen<br />

nicht notwendigerweise HomöopathInnen sein<br />

müssen. Hahnemann hatte anfangs keine solchen<br />

Prüfpersonen zur Verfügung, und niemand schätzt<br />

seine Prüfungsergebnisse <strong>aus</strong> diesen Jahren deshalb<br />

als unzuverlässig ein. Wichtiger <strong>ist</strong>, daß ein/e<br />

erfahrene/r Homöopath/in die Prüfperson genau<br />

überwacht, um auch diejenigen Erscheinungen<br />

und Befindensveränderungen festzuhalten,<br />

derer die Prüfperson nicht selbst gewahr wird. Insofern<br />

<strong>ist</strong> die Supervision der Prüfperson eine<br />

homöopathische Fallaufnahme mit umgekehrtem<br />

Vorzeichen zu nennen. D.h. je besser <strong>aus</strong>gebildet<br />

und je erfahrener der Supervisor <strong>ist</strong>, desto<br />

ergiebiger wird (Empfindlichkeit der Prüfperson<br />

vor<strong>aus</strong>gesetzt) die Prüfung sein. <strong>Die</strong> Anzahl<br />

der Prüfpersonen spielt hingegen kaum ei-<br />

ne Rolle. Sofern empfindliche, gut supervidierte<br />

Prüfpersonen dabei sind, kann eine Handvoll Prüfer/innen<br />

gen<strong>aus</strong>oviel über das Wesen einer Arznei<br />

ermitteln als eine große Prüferschar, die weniger<br />

empfindlich und schlecht supervidiert <strong>ist</strong>.<br />

Liest man alte Materia medica, so erscheinen sehr<br />

oft Prüfungen mit 3 - 6 Prüfpersonen, Prüfungen<br />

mit mehr als einem Dutzend PrüferInnen waren<br />

früher die Ausnahme.<br />

<strong>Die</strong> me<strong>ist</strong>en Prüfungsleiter wählen heute mindestens<br />

ein Dutzend Prüfpersonen <strong>aus</strong>, weil immer<br />

einige Personen nicht für das Prüfmittel empfindlich<br />

sind. Da es heute me<strong>ist</strong> nicht mehr möglich<br />

<strong>ist</strong>, daß der<br />

Prüfungsleiter alle<br />

Teilnehmer der<br />

Prüfung persönlich<br />

überwacht, wozu<br />

täglicher Kontakt<br />

nötig <strong>ist</strong>, werden<br />

(einem Vorschlag<br />

von Jeremy Sherr<br />

folgend) Supervisoren<br />

für jeden Prüfer<br />

eingesetzt, die im<br />

täglichen Kontakt die Prüfungsergebnisse und wo<br />

möglich, objektive Zeichen, die dem Prüfer selbst<br />

nicht bemerkbar werden, aufzeichnen. Ebenso<br />

sind gelegentlich Supervisoren nötig, um Prüfer<br />

davon abzuhalten, das Prüfmittel zu lange oder zu<br />

häufig einzunehmen, da diesen die Veränderungen<br />

an ihnen selbst nicht immer rechtzeitig auffallen.<br />

Zu Zeiten Hahnemanns und Herings war die randomisierte,<br />

placebokontrollierte Doppelblindstudie<br />

noch unbekannt, und so waren Prüfungen<br />

in aller Regel offen, d.h. die Prüfpersonen wußten,<br />

um welche Prüfsubstanz es sich handelt. Somit<br />

waren die Prüfungsergebnisse <strong>aus</strong> heutiger<br />

Sicht manipulierbar, was den “klassischen” Prüfern<br />

aber niemand übelnimmt. Heute werden<br />

die me<strong>ist</strong>en Prüfungen doppelblind durchgeführt,<br />

d.h. weder Prüfperson noch Supervisoren wissen,<br />

um welches Prüfmittel es sich handelt. <strong>Die</strong>se Maß-<br />

13


14<br />

WAS HAT SICH AN DER VERFAHRENSWEISE HOMÖOPATHISCHER<br />

ARZNEIMITTELPRÜFUNGEN SEIT HAHNEMANN VERÄNDERT?<br />

nahme <strong>ist</strong> jedoch umstritten. Der amerikanische<br />

Homöopath Jonathan Shore, untersuchte die<br />

Sinnhaftigkeit der homöopathischen Doppelblind-<br />

Prüfungen, indem er Prüfern einen Vortrag<br />

über die angeblich zu prüfende Substanz hielt und<br />

danach ein ganz anderes Prüfmittel <strong>aus</strong>teilte. Dennoch<br />

entwickelten die Prüfer Symptome des<br />

tatsächlich <strong>aus</strong>gegebenen und nicht des angekündigten<br />

Mittels.<br />

Es gibt zahlreiche Beobachtungen, wonach Prüfer,<br />

die ein Placebo erhalten, trotzdem für das Arzneimittel<br />

typische Symptome <strong>aus</strong>prägen. Vor 2<br />

Jahren leitete ich die Prüfung von Fagus sylvatica<br />

in einem Dreifach-<br />

Blindversuch, d.h.<br />

auch ich als Prüfungsleiter<br />

kannte<br />

die Substanz nicht<br />

und nahm sie auch<br />

nicht ein. Dennoch<br />

zwang mich eine<br />

heftige Lumbago in<br />

die Knie, die ich<br />

noch nie vorher<br />

hatte und die sich<br />

später als charakter<strong>ist</strong>isches Symptom des Mittels<br />

her<strong>aus</strong>stellen sollte. Bei unserem jüngsten Versuch<br />

mit Corylus avellana reagierten fast alle Kinder<br />

der PrüferInnen mit starken und übereinstimmenden<br />

Symptomen, obwohl nur die Mütter<br />

das Mittel eingenommen hatten. <strong>Die</strong>s sind nur<br />

mehr Beweise dafür, was alle HomöopathInnen<br />

längst wissen, daß wir nämlich bei der homöopathischen<br />

Mittelgabe einem kybernetischen System<br />

eine Information zuführen und eben nicht<br />

eine chemische Substanz in einen materiellen<br />

Körper bringen. Daher eignen sich Versuchsanordnungen<br />

der reduktion<strong>ist</strong>ischen Wissenschaft<br />

für unsere quantenlogisch <strong>aus</strong>gerichtete, homöopathische<br />

Wissenschaft eben nicht. Während es<br />

der reduktion<strong>ist</strong>ischen Wissenschaft auf das Objektivierbare<br />

ankommt, wollen wir mit unseren<br />

Prüfungen gerade das subjektive Empfinden<br />

ermitteln, das durch das Wirken einer Arznei spezifisch<br />

verändert wird. Deshalb sind Tierversuche<br />

in der homöopathischen Arzneimittelforschung<br />

sinnlos und überflüssig.<br />

Erst als er die stärkere Arzneikraft der Potenzen<br />

erkannt hatte, ging Hahnemann dazu über, potenzierte<br />

Arzneien zu prüfen. In der 6. Auflage des<br />

“Organon” we<strong>ist</strong> er an (§ 128):”So erforscht<br />

man jetzt am besten, selbst die für schwach gehaltenen<br />

Substanzen in Hinsicht auf ihre Arzneikräfte,<br />

wenn man 4 bis 6 feinste Streukügelchen<br />

der 30sten Potenz einer solchen Substanz<br />

von der Versuchs-Person täglich...nüchtern<br />

einnehmen<br />

und dies mehrere<br />

Tage fortsetzen<br />

läßt.”<br />

Der Deutsche Zentralvereinhomöopathischer<br />

Ärzte<br />

nahm diesen Hinweis<br />

in seine Richtlinie<br />

für Arzneimittelprüfungen<br />

auf<br />

und fordert, keine<br />

höheren Potenzen als C 30 zu verwenden. Der kanadische<br />

Homöopath Louis Klein, der viele Arzneimittelprüfungen<br />

leitet, läßt zur Sicherheit für die<br />

Prüfer nur eine einzige Dosis der C 30 nehmen und<br />

hat damit <strong>aus</strong>gezeichnete Prüfungsergebnisse.<br />

International wurden in den vergangenen 20<br />

Jahren me<strong>ist</strong> bei einer Arzneimittelprüfung verschiedene<br />

Potenzen zwischen C 6 und C 200 angewandt.<br />

<strong>Die</strong> brasilianischen homöopathischen<br />

Ärzte sind weltweit führend in puncto Aufopferung<br />

und Risikobereitschaft – sie nehmen mehrere Gaben<br />

von Potenzen bis C 1000 ein und beobachten<br />

die Prüfer (die allesamt Ärzte sein müssen)<br />

bei den z.T. sehr heftigen Prüfungssymptomen<br />

dann auf der Intensivstation weiter.<br />

Ein wichtiger Punkt <strong>ist</strong> schließlich die Dokumentation<br />

des Versuchsablaufes und der Prüf-


WAS HAT SICH AN DER VERFAHRENSWEISE HOMÖOPATHISCHER<br />

ARZNEIMITTELPRÜFUNGEN SEIT HAHNEMANN VERÄNDERT?<br />

symptome. Hier lassen Hahnemanns Originaltexte,<br />

gemessen an seiner sonstigen Akribie, zu<br />

wünschen übrig. Es <strong>ist</strong> oftmals nicht nachvollziehbar,<br />

wer welche Potenz wie oft und wie lange<br />

eingenommen hat und wie lange nach der Einnahme<br />

welches Symptom erschien. Konstitutionelle<br />

Eigenheiten einzelner Prüfer wurden weniger<br />

kritisch eliminiert als wir das heute tun würden.<br />

So erscheint bei Hahnemann´s Schüler Langhammer<br />

in jeder Prüfung das Symptom “mürrisch,<br />

griesgrämig” in verschiedenen Variationen.<br />

Langhammer mußte später einen Großteil seines<br />

Lebens in einer psychiatrischen Einrichtung verbringen,<br />

weil er gemütskrank war. Heute würden<br />

wir derartige persönliche<br />

Eigenheiten<br />

sicher nicht als Symptom<br />

der Prüfarznei<br />

ins Protokoll aufnehmen.<br />

Wie bei der Fallaufnahme<br />

kommt es<br />

auf die Aufzeichnung<br />

“mit den nämlichen<br />

Worten des<br />

Prüfers” an. Ein Vertreter der “naturwissenschaftlich-kritischen<br />

Richtung” der Homöopathie,<br />

Julius Mezger, entwertete seine sehr ergiebigen<br />

Arzneimittelprüfungen dadurch, daß er bizarr erscheinende<br />

psychische Symptome bei der Veröffentlichung<br />

wegließ, um nicht als “unseriös” zu<br />

gelten. Seine “Neuentdeckung” Mandragora<br />

brauchte fast 50 Jahre und mehrere Nachprüfungen,<br />

um als homöopathisches Arzneimittel<br />

wirklich bekannt zu werden, obwohl Mezgers<br />

Prüfer alle charakter<strong>ist</strong>ischen Symptome (z.B.<br />

“Träume von Flugzeugabstürzen”) angegeben<br />

hatten. Während Mezger, naturwissenschaftlichüberkritisch<br />

das Kind mit dem Bade <strong>aus</strong>schütte-<br />

te, werden viele moderne Arzneimittelprüfungen<br />

bemängelt, die fast nur <strong>aus</strong> Träumen bestehen.<br />

Hier <strong>ist</strong> zu differenzieren zwischen willkürlich psychologisierenden<br />

Prüfern, die nicht blind prüfen,<br />

wobei die Gefahr besteht, daß man sich (vielleicht<br />

unter Hinzunahme der Signatur) etwas zusammenreimt<br />

und seriösen, sehr erfahrenen Prüfern,<br />

die besonders sensitiv sind.<br />

International hat sich die Methodik des englischen<br />

Homöopathen Jeremy Sherr durchgesetzt<br />

und zum Standard entwickelt, die in seinem<br />

Büchlein “The Dynamics and Methodology of Homeopathic<br />

Provings” zu lessen <strong>ist</strong>.<br />

Wenn wir die klassische<br />

Literatur mit<br />

heute erscheinendenArzneimittelprüfungenvergleichen,<br />

finden wir<br />

moderne Prüfungen<br />

oftmals besser<br />

dokumentiert, tiefer<br />

<strong>aus</strong>gelotet und<br />

auch für die Praxis<br />

besser anwendbar<br />

als “klassische” Prüfungstexte von Hahnemann<br />

und seinen Zeitgenossen. <strong>Die</strong> Literatur und meine<br />

tägliche Praxiserfahrung beweisen, daß wir ohne<br />

die seit 20 Jahren neu geprüften Mittel für viele<br />

Krankheitssymptome kein ähnliches Mittel finden.<br />

Ich bin daher allen homöopathischen <strong>Apotheke</strong>rInnen<br />

und PrüferInnen sehr dankbar, die<br />

immer wieder die Mühe auf sich nehmen, neue<br />

Arzneimittel aufzufinden, so daß die Homöopathie<br />

als Wissenschaft wieder so dynamisch werden<br />

kann, wie sie von ihrem Begründer gedacht<br />

und angelegt war.<br />

Dr. Peter Alex<br />

15


16<br />

April 2005<br />

1. – 3.4. Leipzig<br />

250. Geburtstag Samuel Hahnemann.<br />

Motto: Einheit in der Vielfalt.<br />

Schwerpunktthema: Ge<strong>ist</strong>esund<br />

Gemütskrankheiten<br />

und ihre homöopathische<br />

Behandlung (2)<br />

5.4. – 10.4. Meißen<br />

9. Meißner Hahnemann-<br />

Tage anläßlich des 250. Geburtstages<br />

von Dr. Samuel<br />

Hahnemann (3)<br />

8.4. – 10.4. Gauting<br />

„Homöopathie im Lichte<br />

der Zeit“ – Fest- und Benefiz-Veranstaltung<br />

des Homöopathie<br />

Forums e.V. anlässlich<br />

Hahnemanns 250. Geburtstag.<br />

(6)<br />

8.4. – 21.5. Hamburg<br />

„Habe das Herz Einsicht<br />

zu haben“ – Ausstellung<br />

der Bibliothek des Deutschen<br />

Zentralvereins homöopathischer<br />

Ärzte, Staats- und Uni-<br />

VERANSTALTUNGEN ZUM 250. GEBURTSTAG<br />

VON SAMUEL HAHNEMANN 2005<br />

versitätsbibliothek, Von-Melle-Park<br />

3, 20146 Hamburg.<br />

Ausstellungseröffnung:<br />

8. April, 18.00 Uhr, Vortragsraum<br />

der Staatsbibliothek.<br />

Diverse Begleitveranstaltungen<br />

im April und Mai (4)<br />

23.4. – 24.4. Nürnberg<br />

2. Nürnberger Homöopathie<br />

Tage zu Ehren Hahnemanns<br />

Geburtstag (5)<br />

Mai 2005<br />

8.5. Torgau<br />

Führung der Teilnehmer des<br />

LIGA- Kongresses durch das<br />

Torgauer Hahnemannh<strong>aus</strong> (1)<br />

Juni 2005<br />

17. – 19. 6. Torgau<br />

Internationaler Jubiläumskongreß<br />

<strong>aus</strong> Anlaß des 250.<br />

Geburtstages von Dr. Samuel<br />

Hahnemann unter dem Motto<br />

“Hahnemanns Weg zum<br />

Organon” mit internationalen<br />

Gastdozenten. Information<br />

u. Anmeldung: (1)<br />

Veranstaltungen des Deutschen Zentralvereins homöopathischer<br />

Ärzte zum 250. Geburtstag Hahnemanns auf Seite 8.<br />

Adressen<br />

(1) Internationales<br />

Homöopathiekolleg Torgau e.V.<br />

Geschäftsstelle:<br />

Ritterstraße 15<br />

04860 Torgau<br />

Tel. 034 243/ 34874<br />

Fax 034 243/ 34875<br />

e-mail: info@hahnemann-torgau.de<br />

internet: www.hahnemann-torgau.de<br />

(2) BUND KLASSISCHER HOMÖOPATHEN<br />

DEUTSCHLANDS e.V.<br />

http://www.bkhd.de/kongress.htm<br />

(3) Meißner Hahnemannzentrum e.V.<br />

Leipziger Str. 94<br />

01662 Meißen<br />

e-mail: info@hahnemannzentrum-meissen.de<br />

http://www.hahnemannzentrum-meissen.de<br />

(4) Gesellschaft homöpathischer Ärzte,<br />

Dr .J. Rohwer,<br />

Tel.: 0451-4791992,<br />

e-mail:Jochen.Rohwer@t-online.de<br />

(5) Bernhard Jochem (Hp)<br />

Praxis für Klassische Homöopathie<br />

Kobergerstr. 79<br />

90408 Nürnberg<br />

e-mail: info@bernhard-jochem.de<br />

Internet: http://www.homoeopathietag.de<br />

(6) Homöopathie-Forum<br />

Grubmühlerfeldstrasse 14 a+b<br />

82131 Gauting<br />

Tel.: 0 89 / 89 35 57 65<br />

Fax: 0 89 / 89 99 96 10<br />

e-mail: info@homoeopathie-forum.de<br />

Internet: http://www.homoeopathie-forum.de<br />

Bild:<br />

Hahnemann-H<strong>aus</strong><br />

in Köthen

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