WEITBLICK - LBBW Asset Management Investmentgesellschaft mbH
WEITBLICK - LBBW Asset Management Investmentgesellschaft mbH
WEITBLICK - LBBW Asset Management Investmentgesellschaft mbH
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Seite 6<br />
Fokus<br />
<strong>WEITBLICK</strong><br />
Die Märkte am Scheideweg<br />
Spreadaufschlag Unternehmensanleihen relativ zur Rendite von Bundanleihen 5 – 7 Jahre<br />
(Spread/Rendite Bundesanleihe)<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0<br />
01.01.2008 01.07.2008 01.01.2009 01.07.2009 01.01.2010 01.07.2010 01.01.2011 01.07.2011<br />
kündigen. Hintergrund ist die schrittweise Reduzierung der<br />
Anrechenbarkeit auf das Eigenkapital. Andererseits lassen<br />
die aktuellen Finanzierungsbedingungen eine Refinanzierung<br />
dieser Anleihen nicht gerade attraktiv erscheinen.<br />
Fazit: Gute Kaufgelegenheit<br />
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Anleihen gut<br />
aufgestellter Unternehmen europäischer Kernstaaten durch<br />
ihren Risikopuffer über eine höhere Verzinsung und vor<br />
dem Hintergrund einer positiven globalen Wachstumsrate<br />
derzeit eine attraktive Kaufgelegenheit darstellen.<br />
Zinsen & Währungen:<br />
Das Spiel der<br />
Lenders of Last Resort<br />
In den letzten Jahren hat sich die Struktur der Marktteilnehmer<br />
an den Rentenmärkten signifikant geändert.<br />
Westliche Notenbanken, allen voran die Fed, haben sich zu<br />
den marktbestimmenden Spielern aufgeschwungen. Am<br />
kurzen Laufzeitenende halten sie die Leitzinsen nahe null,<br />
und am langen Ende kauft beispielsweise die Fed Anleihen<br />
in bis noch vor Kurzem unvorstellbarem Umfang auf und<br />
zieht dadurch die Renditen von Staatsanleihen kräftig nach<br />
unten. Dieses Verhalten dürfte sich in diesem Jahr unverändert<br />
fortsetzen.<br />
Negative Realrenditen mindern Kaufkraft<br />
Der wesentliche Effekt der ultralockeren Geldpolitik sind<br />
zunächst einmal negative Realrenditen über alle Laufzeiten,<br />
sogar wenn man die geringgerechneten offiziellen Inflationsraten<br />
berücksichtigt. Das Geld einer Anlage in Staatsanleihen<br />
der USA oder eines kerneuropäischen Landes wie<br />
Deutschland kann seine Kaufkraft nicht erhalten. Ein Horror<br />
für Anleger, aber gut für die Schuldner. Denn bei einem<br />
nominal unveränderten Schuldenstand verringert sich auf<br />
diese Weise die Schuldenquote.<br />
Fiskalpolitisch haben die USA und Euroland allerdings unterschiedliche<br />
Wege eingeschlagen. Während die USA hilf-<br />
und hemmungslos expansiv ihr Geld primär zur Ruhigstellung<br />
der Bevölkerung und dem Abdecken von strukturellen<br />
Löchern ausgibt, bemüht sich die EU um eine schmerzhafte<br />
Konsolidierung von Staatsfinanzen und strebt eine ohnehin<br />
notwendige Verbesserung der Strukturen an.<br />
Ratingagenturen nicht nur Beobachter<br />
Entsprechend der spezifischen Situation und den jeweiligen<br />
Schwierigkeiten haben sich die Renditen in den verschiedenen<br />
europäischen Ländern unterschiedlich entwickelt. Dabei<br />
haben die Ratingagenturen Moody’s (USA), Standard &<br />
USA: Staatsverschuldung auf Rekordhöhe<br />
(emittierte Anleihen der USA)<br />
in 1000 Milliarden US-Dollar<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Banken DE, CH, UK, SWE<br />
Non Financial Core Europa<br />
Financial Core Europa<br />
Staatsschulden der USA<br />
Zentralbank-Geldmenge der USA<br />
70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 06 08 10 11<br />
Quelle: Thomson Datastream; Stand: 30. November 2011<br />
Die Risikoprämien (Creditspreads) von Unternehmensanleihen<br />
sind in den vergangenen Monaten<br />
deutlich gestiegen. Der Markt hat also schon weitgehend<br />
ein Negativszenario eingepreist.<br />
Quelle: BoAML, eigene Berechnungen;<br />
Stand: 30. November 2011<br />
Poor's (USA) und Fitch (UK) mit ihren umfangreichen<br />
Herabstufungen der Bonität der europäischen Peripherieländer<br />
für massive Renditeanstiege und eine erhebliche<br />
Verschlech terung der Refinanzierungsmöglichkeiten bei<br />
diesen Problemstaaten gesorgt.<br />
Fragezeichen hinter dem Euro<br />
Unter diesem Druck hat der Euro gegenüber dem US-<br />
Dollar und japanischen Yen erheblich gelitten und ist<br />
nun in seiner gegenwärtigen Konstruktion gefährdet.<br />
Kurz fristig dürften die EZB und der EFSF den Kniefall<br />
verhindern können. Letztlich wird es aber von einem entschlossenen<br />
Handeln und der Initiierung effektiver struktureller<br />
Maßnahmen in den europäischen Peripherieländern<br />
ab hängen, ob der Euro in der aktuellen Konstellation<br />
erhalten bleibt.<br />
Harry Schoett, Abteilungsdirektor,<br />
Senior-Fondsmanager,<br />
<strong>LBBW</strong> <strong>Asset</strong> <strong>Management</strong><br />
„Letztlich wird es aber von einem<br />
entschlossenen Handeln und der<br />
Initiierung effektiver struktureller<br />
Maßnahmen in den europäischen<br />
Peripherieländern abhängen,<br />
ob der Euro in der aktuellen<br />
Konstellation erhalten bleibt.“<br />
Von daher stellt sich den Investoren bis auf Weiteres nicht<br />
mehr die Frage nach fundamental begründbaren und<br />
angemessenen Renditen und Wechselkursen. Vielmehr<br />
entscheiden politische Interessen und der Grad an direkter<br />
oder indirekter Einflussnahme von Regierungen und Notenbanken<br />
auf die westlichen Renten- und Devisenmärkte über<br />
die Kursentwicklung an diesen Handelsplätzen. Ungeachtet<br />
dessen dürfte die kräftig wachsende asiatische Binnenkonjunktur<br />
den chinesischen Renminbi und andere asiatische<br />
Währungen weiter beflügeln.<br />
Aktien:<br />
Schwierig, aber nicht<br />
hoffnungslos<br />
Die schweren Kursverluste an den Aktienmärkten ab dem<br />
zweiten Halbjahr 2011 haben dazu geführt, dass die Bewertungen<br />
gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf ein<br />
im langfristigen Vergleich günstiges Niveau gefallen sind.<br />
<strong>WEITBLICK</strong><br />
Die Märkte am Scheideweg<br />
Seite 7<br />
Fokus<br />
Die Schulden-Uhr des Bundes der Steuerzahler in Berlin. Jede Sekunde erhöht<br />
sich der Ticker um ein paar Tausend Euro. Die Schuldenlast des Bundes<br />
beträgt mittlerweile mehr als 80 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).<br />
So notieren die Unternehmen des Stoxx-600-Index aktuell<br />
lediglich mit dem Neunfachen des für die nächsten zwölf<br />
Monate erwarteten Gewinns (siehe Abbildung Seite 8 oben<br />
links). Allerdings ist die optisch attraktive Bewertung von<br />
Aktien auf Basis der Gewinnprognosen nur bedingt aussagekräftig.<br />
Das hat folgenden Grund: Zwar haben die Analysten ihre<br />
Gewinnschätzungen bereits reduziert, dennoch gehen sie<br />
im Schnitt noch von einer deutlichen Ergebnissteigerung<br />
im Jahr 2012 aus. So werden zum Beispiel in den Sektoren<br />
Rohstoffe, Bau, Konsum und Einzelhandel zweistellige<br />
Wachstumsraten erwartet. Aber auch die Gewinnprognosen<br />
für Finanzwerte und Versorger zeigen nach oben, wobei<br />
in diesen Fällen eine geringere Basis zu berücksichtigen<br />
ist, nachdem die Ergebnisse in diesen Sektoren im vergangenen<br />
Jahr rückläufig waren. Da Analysten erst mit<br />
einer Zeitverzögerung auf ein eingetrübtes ökonomisches<br />
Umfeld reagieren, ist zu vermuten, dass die Umsatz- und<br />
Gewinnprognosen im weiteren Zeitverlauf noch weiter nach<br />
unten korrigiert werden.<br />
Schwieriges Umfeld für Aktien<br />
Daher ist der Hauptrisikofaktor für Aktien ein verstärktes<br />
Überspringen der Schuldenkrise auf die Realwirtschaft.<br />
Beispielsweise hat sich das Wirtschaftswachstum vor allem<br />
in Europa bereits deutlich abgeschwächt. Außerdem hat<br />
der Einfluss politischer Entscheidungen auf die europä-