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WEITBLICK - LBBW Asset Management Investmentgesellschaft mbH

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Seite 20<br />

Visionen<br />

M-Payment: Bezahlen<br />

mit dem Handy<br />

Können Mobiltelefone die Funktion<br />

von Bank- und Kreditkarten übernehmen?<br />

Mit neuen Nahfunktechnologien<br />

(NFC) wäre das machbar.<br />

In der Praxis gibt es jedoch noch<br />

einige Hürden zu überwinden.<br />

<strong>WEITBLICK</strong><br />

M-Payment: Bezahlen mit dem Handy<br />

Diese Situation dürften zahlreiche Bundesbürger schon<br />

einmal erlebt haben: Man steht an der Kasse im Supermarkt.<br />

Die Verkäuferin scannt die Ware und will im Anschluss<br />

abkassieren. Plötzlich fällt einem ein, dass man die<br />

Geldbörse samt den Karten zu Hause vergessen hat. Wäre<br />

es nun nicht praktisch, einfach das Handy aus der Tasche<br />

zu ziehen, das Display gegen den Kassenscanner zu halten<br />

– und fertig ist der Bezahlvorgang?<br />

Hohes Interesse unter Handy-Nutzern<br />

Das ist nur ein Beispiel, wie mobiles Bezahlen, auch als<br />

M-Payment bezeichnet, das Leben erleichtern kann. Und<br />

so überrascht es nicht, dass viele Deutsche sich genau<br />

das wünschen: Mit dem Handy zu bezahlen, egal wo man<br />

sich befindet und egal für welchen Zweck, sei es für den<br />

neuen Tennisschläger im Sportshop, für die Taxifahrt auf<br />

der Geschäftsreise oder für den Eintritt ins Kino. Wie eine<br />

repräsentative Forsa-Umfrage, die der IT-Branchenverband<br />

Bitkom in Auftrag gab, ergeben hat, können sich 43 Prozent<br />

der Handybesitzer in Deutschland vorstellen, ihr<br />

Mobiltelefon zum Bezahlen einzusetzen. Bei den 14- bis<br />

29-Jährigen sind es sogar 75 Prozent.<br />

Das Problem: Seit Jahren wird schon vorausgesagt, dass<br />

Mobiltelefone die Funktion von Bank- und Kreditkarten<br />

übernehmen werden. Entsprechende Versuche gab es<br />

bereits, nur durchgesetzt hat sich noch keiner. Auch<br />

mangelte es häufig an der notwendigen Zusammenarbeit<br />

von Netzbetreibern, Finanzinstituten und den Herstellern<br />

Die Evolution des M-Payments<br />

Das Bezahlen von unterwegs<br />

mit herkömmlichen<br />

Bezahlmethoden wie<br />

Bargeld, Kreditkarte,<br />

Maestro-Karte oder<br />

Scheck.<br />

Das Bezahlen beim Shoppen<br />

im Internet von einem<br />

PC/Laptop aus, bei dem<br />

die Bezahlung über verschiedene<br />

Kanäle erfolgen<br />

kann (zum Beispiel Abbuchung<br />

oder Kreditkarte).<br />

Das Smartphone<br />

als Geldbörse. Viele<br />

Bundesbürger würden<br />

sich das wünschen.<br />

Durchgesetzt haben<br />

sich entsprechende<br />

Technologien bisher<br />

aber noch nicht.<br />

der Mobiltelefone. Bislang werden M-Payment-Lösungen<br />

in Deutschland daher vor allem von jüngeren Kunden in<br />

Anspruch genommen, die den Kauf von Klingeltönen oder<br />

Handy-Games meist über ein SMS-Verfahren quittieren.<br />

Nun könnte aber eine neue Lösung den Durchbruch bringen.<br />

Das Zauberwort heißt: Near Field Communication,<br />

kurz NFC.<br />

Nahfunktechnik im Kommen<br />

Die NFC-Funktechnik ist ein Übertragungsweg nach internationalen<br />

technischen Standards, der den kontaktlosen<br />

Austausch von Daten auf kurze Distanzen von bis zu<br />

4 Zentimetern zulässt. Ausgestattet mit entsprechender<br />

Technik beziehungsweise den notwendigen Chips könnten<br />

Kunden durch Vorbeiführen ihres Mobiltelefons an einem<br />

speziellen Terminal bezahlen (siehe Abbildung rechte Seite<br />

oben). Im Anschluss wird das Bankkonto oder die Kreditkarte<br />

des Kunden mit dem Betrag belastet und ein Beleg<br />

auf das Mobiltelefon gesendet.<br />

Das Bezahlen in<br />

eCommerce-Shops von<br />

unterwegs über ein internetfähiges<br />

Smartphone.<br />

Das Bezahlen in der<br />

„realen Welt“ mit einem<br />

Smart phone per NFC-<br />

Technik (Near Field<br />

Communication).<br />

Quelle: d-fine Quelle: d-fine<br />

PAID PAID<br />

Quelle: d-fine<br />

Wie Near Field Communication (NFC) funktioniert<br />

NFC ermöglicht den<br />

kontakt losen Datenaustausch<br />

zwischen zwei<br />

Geräten, zum Beispiel<br />

einem Handy und einem<br />

Bezahlterminal.<br />

Quelle: mashable.com; eigene Grafik<br />

PAID<br />

Dazu muss das Handy<br />

vor das Terminal<br />

gehalten werden.<br />

Auf den Zug aufgesprungen<br />

Ein prominentes Beispiel hierzulande für das Einsetzen der<br />

NFC-Technologie ist das „Touch & Travel“-Projekt der Deutschen<br />

Bahn. Der Kunde registriert sich, lädt eine kostenlose<br />

„Touch & Travel“-App auf sein Smartphone und checkt am<br />

Start- und Zielbahnhof an einem NFC-Terminal ein und aus.<br />

Die Abbuchung erfolgt dann monatlich per Lastschrift.<br />

Das Problem: Noch verfügen die wenigsten in Deutschland<br />

erhältlichen Smartphones über integrierte NFC-Chips.<br />

Eine alternative Möglichkeit den „Touch & Travel“-Service<br />

der Bahn zu nutzen ist die Positionsbestimmung per GPS-<br />

Ortung. Dafür gibt es eine spezielle Funktion in der App.<br />

Startbahnhof und Fahrroute werden dann automatisch<br />

erkannt. Allerdings darf man am Zielbahnhof das „Abmelden“<br />

nicht vergessen. Doch auch hier gibt es das Problem<br />

mit der mangelnden Massentauglichkeit, denn bisher<br />

können nur Telekom- und Vodafone-Kunden, die über ein<br />

iPhone oder ein Android-Smartphone verfügen, das Projekt<br />

überhaupt nutzen.<br />

Henne-und-Ei-Frage<br />

Damit sich die NFC-Technologie im Alltagsleben etabliert,<br />

gibt es einige Hürden zu nehmen. Dazu gehört die Klärung<br />

von Sicherheits- und Datenschutzfragen. Außerdem müssen<br />

die Mobiltelefone in der breiten Masse mit entsprechenden<br />

Funkchips ausgestattet sein. Weil das noch nicht der Fall ist,<br />

will die Deutsche Telekom gemeinsam mit Vodafone und Telefonica<br />

O2 einen NFC-Chip entwickeln, der sich nachträglich<br />

in Handys einbauen lässt – quasi als Übergangslösung,<br />

bis die Technik serienmäßig in allen Handys vorhanden ist.<br />

Aber selbst wenn die Technikfrage irgendwann gelöst sein<br />

sollte, muss sich zeigen, ob das Handy zur Geldbörse wird.<br />

Denn um mit dem Mobiltelefon bezahlen zu können, muss<br />

<strong>WEITBLICK</strong><br />

M-Payment: Bezahlen mit dem Handy<br />

1 2 3 4<br />

Das Handy erzeugt ein<br />

Funksignal mit einer<br />

Reichweite von rund<br />

4 Zentimetern.<br />

Das Terminal empfängt<br />

das Signal und bestätigt<br />

den Datenempfang.<br />

Seite 21<br />

Visionen<br />

es in den Geschäften entsprechende Vorrichtungen geben,<br />

die die Daten vom Handy einlesen können.<br />

Händler, Kreditwirtschaft, Handy-Hersteller und Telekommunikationsunternehmen<br />

kreisten dabei bislang um die<br />

Henne-und-Ei-Frage: Was muss zuerst da sein? Die Händler<br />

wollen Geräte zum Einlesen nicht aufrüsten, solange<br />

nicht ausreichend Kunden ein bezahlfähiges Handy in der<br />

Tasche haben. Und Handy-Hersteller statten ihre Geräte<br />

nur zögerlich mit einem NFC-Chip aus, solange dieser in<br />

der Einkaufswelt zu nichts nutze ist. Auch die Banken sind<br />

gefragt, denn damit sich M-Payment etabliert, müssen die<br />

Bezahlvorgänge sicher und barrierefrei über die Bankkonten<br />

möglich sein. Bisher gibt es jedoch keine einheitlichen<br />

Sicherheits- und Software-Standards, die dies gewährleisten<br />

würden.<br />

Maestro-Karten mit NFC-Chip<br />

Die Kreditwirtschaft verfolgt derzeit andere Prioritäten. So<br />

wollen die deutschen Sparkassen alle 45 Millionen Maestro-<br />

Karten ihrer Kunden mit NFC-Funkchips ausrüsten. Beim<br />

Einsatz dieser Chips muss die mit einem solchen Baustein<br />

versehene Maestro-Karte nur noch an den entsprechenden<br />

Zahlungsterminal gehalten und nicht mehr wie bisher in<br />

das Gerät gesteckt werden. Abbuchungen können damit<br />

kontaktlos erfolgen. Man darf also gespannt sein, ob die<br />

Geldbörse der Zukunft tatsächlich das Handy sein wird.<br />

Mit NFC wäre zumindest eine Technik gefunden, die aus<br />

dem Alleskönner Mobiltelefon auch eine Bank- oder Kreditkarte<br />

machen könnte. Allerdings gibt es in Deutschland<br />

außer dem „Touch & Travel“-Service der Bahn und einigen<br />

regionalen Pilotprojekten noch keine konkreten Anwendungsmöglichkeiten.<br />

Die Verbraucher müssen sich noch<br />

gedulden.

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