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Handbuch für den Kinder- und Jugendgesundheitsdienst im Land ...

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geändert April 2008<br />

Stütz- <strong>und</strong> Bewegungsapparat<br />

7<br />

7.5 Bewegungsstörungen/grobmotorische Störungen<br />

Das Kapitel zu Bewegungsstörungen <strong>und</strong> grobmotorischen Störungen vereinigt die<br />

Bef<strong>und</strong>beschreibung von grobmotorischen Störungen <strong>im</strong> Rahmen des<br />

Entwicklungsscreenings für Kita-<strong>Kinder</strong> 30. bis 48. Lebensmonat (Stand 2008) <strong>und</strong><br />

die bisherige Bef<strong>und</strong>beschreibung für Kita-<strong>Kinder</strong> ab 4 Jahren, Einschüler <strong>und</strong><br />

Schulkinder (Stand 2005).<br />

Grobmotorische Störungen – 30. bis 48. Lebensmonat<br />

Die Grobmotorik spielt <strong>im</strong> Vorschulalter <strong>im</strong> Vergleich zu anderen<br />

Entwicklungsfunktionen eine scheinbar untergeordnete Rolle. Jedoch wurde in<br />

mehreren Studien bestätigt, dass ohne eine altersgerecht entwickelte Grobmotorik<br />

die Entwicklung der Feinmotorik, der Perzeption, der kognitiven <strong>und</strong> emotionellen<br />

Entwicklung <strong>und</strong> auch der Sprache <strong>und</strong> Kommunikation nicht störungsfrei<br />

verlaufen wird (Z<strong>im</strong>mer 2005). Prognostisch relevante Korrelationen zu späteren<br />

schulischen Leistungen fin<strong>den</strong> sich nur bei deutlich retardierten <strong>Kinder</strong>n. Motorisch<br />

auffällige <strong>Kinder</strong> sind in ihren schulischen Leistungen nicht unbedingt auffälliger<br />

als andere <strong>Kinder</strong>. Eine isolierte Interpretation von Störungen der Grobmotorik <strong>im</strong><br />

Entwicklungsgeschehen ist daher in der Regel nicht sinnvoll.<br />

Die Aufrichtung <strong>und</strong> der freie Gang sind bis spätestens 18. Lebensmonat erreicht; in<br />

<strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Jahren entwickelt sich die Sensomotorik, bei der die Grobmotorik<br />

eine wichtige Rolle spielt, in individuell unterschiedlichem Entwicklungstempo.<br />

Motorische Fertigkeiten beeinflussen schon <strong>im</strong> frühen Kindesalter Lernprozesse bei<br />

der kognitiven, sozialen <strong>und</strong> emotionalen Entwicklung. Daher ist es sinnvoll, trotz<br />

der geringen Prädiktionsfähigkeit, <strong>den</strong> Entwicklungstand der Motorik <strong>im</strong><br />

Kleinkindes- <strong>und</strong> Vorschulalter sorgfältig zu überprüfen (Neuhäuser 2004).<br />

Auffälligkeiten der grobmotorischen Fertigkeiten sollten deshalb daraufhin<br />

überprüft wer<strong>den</strong>, inwieweit sie <strong>im</strong> Zusammenhang mit neurologischen, geistigen<br />

oder Störungen der kognitiven Entwicklung stehen. Die Differenzierung von der<br />

Norm abweichen<strong>den</strong> Bewegungsverhaltens <strong>im</strong> Sinne der Ungeschicklichkeit ist<br />

schwierig von einer lediglich verzögerten Entwicklung bzw. von konstitutionell<br />

bedingten Varianten zu unterschei<strong>den</strong> (Neuhäuser <strong>und</strong> Ohrt 2004).<br />

„Ungeschicklichkeit“ ist keine medizinisch-pädiatrische Diagnose, sondern eine<br />

Beschreibung des motorischen Verhaltens in einer Beobachtungssituation.<br />

Schwere <strong>und</strong> nachhaltige Funktionsstörungen der Grobmotorik (z. B. bei<br />

Cerebralparese, <strong>im</strong> Zusammenhang mit geistiger Behinderung) sollten <strong>im</strong> Rahmen<br />

der Krankheitsfrüherkennungen bereits erkannt <strong>und</strong> in Therapie genommen sein<br />

(evtl. Ausnahmen: Kleinkinder ohne Krankheitsfrüherkennungsuntersuchung,<br />

besonders schwierige psychosoziale Entwicklungsbedingungen).<br />

Alle unten genannten Aufgaben zur Diagnostik der grobmotorischen Störungen sind<br />

praxiserprobt <strong>und</strong> überwiegend längsschnittlich evaluiert (Schirm et al. 1986,<br />

Michaelis 2004). Zum jeweiligen Untersuchungszeitpunkt sollten die Aufgaben von<br />

90 % oder mehr der <strong>Kinder</strong> erfüllt wer<strong>den</strong>. Die Phase von dicht aufeinander<br />

folgen<strong>den</strong> Entwicklungsschritten in der Motorik erfordert ein rasches Handeln <strong>im</strong><br />

Falle von Störungen <strong>im</strong> Interesse der <strong>Kinder</strong>.<br />

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