Handbuch für den Kinder- und Jugendgesundheitsdienst im Land ...
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Nerven/Psyche<br />
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2.7 Enuresis<br />
Enuresis ist das wiederholte, altersunangemessene unwillkürliche Einnässen ohne<br />
organische Läsion ab 5 Jahren <strong>und</strong> einem Intelligenzalter von 4 Jahren. Im Alter<br />
von 5 Jahren sind 16 % aller <strong>Kinder</strong> noch nicht trocken. Bei 7-Jährigen beträgt die<br />
Rate noch 7 %. Bis zum Alter von 12 Jahren n<strong>im</strong>mt die Enuretikerpopulation<br />
jährlich um 13 % ab.<br />
Nächtliches Einnässen (Enuresis nocturna) ist mit 80 % die häufigste Form. Eine<br />
Kombination mit Enuresis diurna ist mit 15 % schon seltener <strong>und</strong> eine funktionelle<br />
Harninkontinenz kommt nur bei 5 % der Fälle vor.<br />
Die Entwicklung einer sek<strong>und</strong>ären Enuresis (Rückfall nach ca. 3 bis 6 Monaten<br />
trockenem Intervall) ist <strong>im</strong> Alter von 5 bis 6 Jahren am häufigsten <strong>und</strong> ab 11 Jahren<br />
selten. Eine sek<strong>und</strong>äre Enuresis weist eventuell auf traumatisierende<br />
Lebensereignisse, problematische Familienbeziehungen <strong>und</strong> psychiatrische<br />
Störungen hin. Bis zum Alter von 7 Jahren sind beide Geschlechter gleichermaßen<br />
betroffen, danach ist die Rate bei Jungen höher (Steinhausen 2002, Eggers, et al<br />
2004).<br />
Nach <strong>den</strong> Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie<br />
<strong>und</strong> -psychotherapie bezeichnet<br />
eine Enuresis eine normale, vollständige Blasenentleerung am falschen Platz<br />
<strong>und</strong> zur falschen Zeit, die überwiegend nachts auftritt <strong>und</strong> tagsüber sehr<br />
selten ist<br />
eine Harninkontinenz dagegen einen ungewollten Harnabgang mit<br />
Blasendysfunktion, welche strukturell, neurogen oder funktionell bedingt<br />
sein kann<br />
Wegen des häufigeren Auftretens sind bei einnässen<strong>den</strong> <strong>Kinder</strong>n zu<br />
berücksichtigen:<br />
Teilleistungsschwächen <strong>und</strong> spezifische Entwicklungsdefizite (<strong>im</strong> Bereich<br />
des Sprechens <strong>und</strong> der Sprache, aber auch motorische, feinneurologische<br />
Auffälligkeiten)<br />
psychiatrische Störungen (bei sek<strong>und</strong>ärer Enuresis nocturna <strong>und</strong> bei Enuresis<br />
diurna öfter bei Detrusor-Sphinkter-Dyskoordination <strong>und</strong> Harninkontinenz<br />
bei Miktionsaufschub)<br />
eine Lern- oder geistige Behinderung<br />
Diese Bef<strong>und</strong>e wer<strong>den</strong>, ebenso wie alle anderen Funktionsbef<strong>und</strong>e, gesondert<br />
verschlüsselt.<br />
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