Aalprojekt RhFV 2009 Endbericht S30-43
Aalprojekt RhFV 2009 Endbericht S30-43
Aalprojekt RhFV 2009 Endbericht S30-43
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Molls (2010): Vorbereitende Beiträge zur Umsetzung der Aal-Managementpläne NRW<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Niers<br />
n = 8<br />
0<br />
10<br />
14<br />
18<br />
22<br />
26<br />
30<br />
34<br />
38<br />
42<br />
46<br />
50<br />
54<br />
58<br />
62<br />
66<br />
70<br />
74<br />
78<br />
82<br />
86<br />
Anzahl Aale<br />
90<br />
Totallänge (cm)<br />
Abb. 44: Längenhäufigkeitsverteilung der Aale in der Niers (<strong>2009</strong>)<br />
4.14 Aalbestände im Gewässervergleich<br />
Die Gegenüberstellung der aktuell registrierten Aal-Dichten mit den Befunden vom Rhein im<br />
Jahr 1997 (STEINMANN & FREYHOF 1998, 0,37 Aale pro m²) legt nahe, dass sich die Aalbestände<br />
insgesamt auf einem niedrigen Niveau befinden. Die im Jahr <strong>2009</strong> festgestellten Dichten<br />
lagen an den 13 Untersuchungsgewässern im Mittel bei 0,017 Aalen pro m², also um einen<br />
Faktor 22 unter dem Rheinwert aus dem Jahr 1997 (siehe Abb. 45). Die höchsten Aaldichten<br />
wurden im Jahr <strong>2009</strong> an Erft (0,05 Aalen pro m²), Rhein, Ruhr, Lippe und Kermisdahl nachgewiesen.<br />
Besonders geringe Dichten traten an der Niers auf. An der Issel konnte im Untersuchungsabschnitt<br />
kein Aal registriert werden.<br />
0,06<br />
0,05<br />
Aale pro m²<br />
0,04<br />
0,03<br />
0,02<br />
0,01<br />
0,00<br />
0<br />
Rhein<br />
Sieg<br />
Agger<br />
Wupper<br />
Erft<br />
Ruhr<br />
Lippe<br />
Rhein-Altarm<br />
Issel<br />
Berkel<br />
Eifel-Rur<br />
Schwalm<br />
Niers<br />
Abb. 45: NRW-Gewässervergleich der Aaldichten im Jahr <strong>2009</strong> (gestrichelte Linie gibt den<br />
Mittelwert bei 0,017 Aalen pro m² an)<br />
30
Molls (2010): Vorbereitende Beiträge zur Umsetzung der Aal-Managementpläne NRW<br />
Vergleicht man die auftretenden Längenhäufigkeiten der Aale in den Untersuchungsgewässern<br />
(siehe Abb. 46), so lassen sich die Gewässer in Gruppen zusammenfassen. In der ersten<br />
Gruppe finden sich Gewässer, bei denen sowohl die kleinsten Größen (unter 30 cm), als auch<br />
Aale von 30 bis 50 cm vertreten sind. Hierzu zählen die Sieg – mit dem höchsten Anteil an<br />
Jungaalen -, der Rhein, die Ruhr, Eifelrur, Erft, Agger und Wupper. In der zweiten Gruppe<br />
(Berkel, Lippe, Schwalm) fehlt die Kohorte der Aale unter 30 cm völlig, es sind aber nennenswert<br />
viele Aale zwischen 30 und 50 cm vorhanden. In der dritten Gruppe (Rhein-Altarm<br />
Kermisdahl, Niers) fehlen auch die Aale bis 50 cm oder sind äußerst gering vertreten. In Anlehnung<br />
an die Altersbestimmungen für Rhein-Aale nach Steinmann & Freyhof 1998 und<br />
Steinmann & Staas 2003 lassen sich für die gewählten Aal-Größen näherungsweise folgende<br />
Altersklassen abschätzen: Bis 30cm: Alter ca. 5 Jahre, bis 50cm: Alter ca. 10 Jahre, bis 70cm:<br />
Alter ca. 15 Jahre, bis 90 cm >> 15 Jahre.<br />
bis 30 cm bis 50 cm bis 70 cm bis 90 cm<br />
Sieg<br />
Rhein<br />
Ruhr<br />
Eifel-Rur<br />
Erft<br />
Agger<br />
Wupper<br />
Berkel<br />
Lippe<br />
Schwalm<br />
Rhein-Altarm<br />
Niers<br />
Issel<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Anteil der Längengruppen<br />
Abb. 46: Zusammengefasste Größenverteilung der Aale in den Untersuchungsgewässern<br />
Die Stetigkeit der Aalvorkommen in den Untersuchungsgewässern lässt sich anhand des Streckenanteils<br />
(%) ausdrücken, in dem überhaupt Aale nachgewiesen werden konnten (siehe<br />
Abb. 47). An Sieg, Erft und Kermisdahl konnten in 100 % der Untersuchungsstrecken Aale<br />
registriert werden. Eher geringe Stetigkeiten der Nachweise traten an Eifelrur, Berkel und<br />
Niers auf (sowie beprobter Abschnitt der Issel mit Nullwert).<br />
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Molls (2010): Vorbereitende Beiträge zur Umsetzung der Aal-Managementpläne NRW<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Sieg<br />
Erft<br />
Rhein-Altarm<br />
Ruhr<br />
Agger<br />
Schwalm<br />
Rhein<br />
Wupper<br />
Lippe<br />
Eifel-Rur<br />
Berkel<br />
%-Anteil Probestrecken mit Aalnachweis<br />
Niers<br />
Issel<br />
Abb. 47: Anteil der Probestrecken mit Aalnachweisen<br />
Eine andere Betrachtungsweise der Stetigkeit in den Aal-Nachweisen erlaubt der Anteil (%)<br />
der Probenpunkte, an denen Aale gefangen wurden (siehe Abb. 48). Der mit Abstand höchste<br />
Wert trat an der Erft auf (knapp 20 %), d.h. dort war an jedem fünften Probenpunkt auch ein<br />
Aalnachweis zu verzeichnen.<br />
%-Anteil beprobter Punkte mit Aalnachweis<br />
25,0<br />
20,0<br />
15,0<br />
10,0<br />
5,0<br />
0,0<br />
Erft<br />
Ruhr<br />
Rhein<br />
Lippe<br />
Rhein-Altarm<br />
Schwalm<br />
Sieg<br />
Eifel-Rur<br />
Wupper<br />
Berkel<br />
Agger<br />
Niers<br />
Issel<br />
Abb. 48: Anteil der Probepunkte mit Aalnachweisen<br />
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Molls (2010): Vorbereitende Beiträge zur Umsetzung der Aal-Managementpläne NRW<br />
4.15 Aal-Besatzmaßnahmen an den Untersuchungsgewässern<br />
Nach Rücksprache mit den Fischereigenossenschaften, Anglervereinen, Pächtern und Wasserverbänden<br />
konnten zu den Untersuchungsgewässern folgende Angaben zu den bisherigen<br />
Aal-Besatzmaßnahmen ermittelt werden (siehe Tab. 3).<br />
Tab. 3: Angaben zu Aal-Besatzmaßnahmen in den Untersuchungsgewässern<br />
Gewässer<br />
Rhein (NRW)<br />
Sieg (Rheinland)<br />
Agger (Unterlauf)<br />
Wupper (Unterlauf)<br />
Erft (Unterlauf)<br />
Ruhr (Duisburg / Kettwig)<br />
Lippe (Unterlauf)<br />
Kermisdahl<br />
Issel (Unterlauf)<br />
Berkel (Unterlauf)<br />
Eifelrur (Unterlauf NRW)<br />
Schwalm<br />
Niers<br />
Aal-Besatz<br />
seit 2005 ca. 40.000 - 60.000 Farmaale pro Jahr (rund 400 kg)<br />
durch die Rheinfischereigenossenschaft (224 km)<br />
seit 2000 ca. 15.000 Farmaale pro Jahr (rund 150 kg), daneben<br />
sporadisch Glasaale (Siegfischereigenossenschaft, 73 km)<br />
seit 2000 ca. 5.000 Farmaale pro Jahr (rund 50 kg), daneben sporadisch<br />
Glasaale (Siegfischereigenossenschaft, 29 km)<br />
kein systematischer Besatz bekannt, ggfs. Besatz im Oberlauf<br />
und Nebengewässern<br />
regelmäßig 10.000 Farmaale pro Jahr (rund 100 kg), durch Erftfischereigenossenschaft<br />
(bis Weilerswist, ca. 65 km)<br />
Bereich Duisburg bis <strong>2009</strong> (vor Befischung) noch nicht besetzt,<br />
Bereich Kettwig bis Werden (7 km) regelmäßig ca. 2.500 Farmaale<br />
pro Jahr (rund 25 kg), Ruhrfischereigenossenschaft<br />
kein systematischer Besatz bekannt, ggfs. Besatz durch Vereine<br />
sowie im Oberlauf / Nebengewässern<br />
Besatzmaßnahmen mit Satzaalen durch Vereine im Gesamtsystem<br />
Spoykanal<br />
aktuell kein systematischer Besatz bekannt<br />
(ggfs. in NL)<br />
aktuell kein systematischer Besatz bekannt<br />
(ggfs. in NL)<br />
aktuell kein systematischer Besatz im Unterlauf bekannt (ggfs.<br />
in NL oder im Oberlauf / Nebengewässern NRW)<br />
vereinzelt Satzaal-Besatz durch Schwalmverband, ggfs. Besatz<br />
in gestauten Seen / Nebengewässern (Pächter / Vereine)<br />
kein systematischer Besatz, Satzaal-Besatz von Vereinen am<br />
Unterlauf, Besatz in angebundenen Nebengewässern<br />
4.16 Einfluss der Wasserkraftnutzung<br />
Auf Grundlage der Karte des LANUV (Abb. 49) zu den potentiellen Aalgewässern in NRW<br />
lässt sich die aktuelle Betroffenheit durch Wasserkraftwerke ablesen. Auf Basis dieser Datenlage<br />
werden zur Zeit von der Fischereiverwaltung NRW in Zusammenarbeit mit den Fischereivertretern<br />
auch die Fördersätze für künftigen Aalbesatz in Abhängigkeit von den Wanderbarrieren<br />
(hier potentielle Schädigung abwandernder Blankaale durch ungeschützte Wasser-<br />
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Molls (2010): Vorbereitende Beiträge zur Umsetzung der Aal-Managementpläne NRW<br />
kraftanlagen) erarbeitet. Im Grundsatz wird dabei unterschieden zwischen barrierefreien Gewässern<br />
(z.B. NRW-Rhein, Untere Sieg, Untere Lippe, Untere Eifelrur, Schwalm, Niers, Issel,<br />
Berkel) und Gewässern, die auch im Unterlauf schon durch Wasserkraftanlagen beeinträchtigt<br />
sind (insbesondere Erft, Wupper, Ruhr). Die Beeinträchtigung durch Wasserkraftanlagen<br />
an den einzelnen Untersuchungsgewässern ist in Tab. 4 vereinfacht zusammengefasst.<br />
Issel<br />
Berkel<br />
Abb. 49: Karte der<br />
potentiellen Aalgewässer<br />
in NRW, Klassifizierung<br />
nach Zahl der<br />
Wasserkraftanlagen<br />
(Kürzel WKA in Legende,<br />
Kürzel KD für Kermisdahl)<br />
KD<br />
Lippe<br />
Schwalm<br />
Niers<br />
Rhein<br />
Ruhr<br />
Wupper<br />
Eifelrur<br />
Erft<br />
Sieg<br />
Agger<br />
Tab. 4: Vereinfachte Zusammenfassung zum Einfluss von Wasserkraftanlagen<br />
Untersuchungsgewässer<br />
Wasserkrafteinfluss<br />
weiter stromunterhalb<br />
Wasserkrafteinfluss im<br />
Untersuchungsbereich<br />
34<br />
Wasserkrafteinfluss<br />
weiter stromoberhalb<br />
Rhein nur im Lek-Nederijn nein (NRW) ja<br />
Sieg siehe Rhein nein (unterh. Unkelm.) ja<br />
Agger nein (Untere Sieg) nein (untere 29 km) ja<br />
Wupper siehe Rhein ja ja<br />
Erft siehe Rhein ja ja<br />
Ruhr siehe Rhein ja ja<br />
Lippe siehe Rhein nein (Unterlauf) ja<br />
Rhein-Altarm evtl. Schöpfwerk () nein nein<br />
Issel NL nicht bekannt nein (unterh. Anholt)) nein<br />
Berkel NL nicht bekannt nein (unterh. Vreden) ja<br />
Eifel-Rur NL Roermond & Maas nein (NRW Mittel-/Unterlauf) ja<br />
Schwalm in der Maas nein (NRW) nein<br />
Niers in der Maas nein (NRW) nein
Molls (2010): Vorbereitende Beiträge zur Umsetzung der Aal-Managementpläne NRW<br />
5. Diskussion<br />
Auf Grundlage der vorgestellten Ergebnisse werden im Folgenden die Bewertungen der Gelbaalbestände<br />
zunächst für die einzelnen Untersuchungsgewässer vorgenommen. Im Anschluss<br />
erfolgt eine vergleichende Bewertung der Gewässer unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen<br />
(z.B. Habitate, Wasserkrafteinfluss) und eine Ableitung von Besatzempfehlungen.<br />
Bewertung des Gelbaalbestands im NRW-Rheinabschnitt<br />
Die im Jahr <strong>2009</strong> ermittelten Dichten der Gelbaale im nordrhein-westfälischen Rheinabschnitt<br />
zeigen eine leichte Stabilisierung auf niedrigem Niveau an. Die dramatische Abnahme des<br />
Aalbestands von 1997 - 2002 und weiter bis 2004 (Steinmann & Freyhof 1998, Steinmann &<br />
Staas 2003, Steinmann 2004) hat sich nach diesem Befund zumindest nicht weiter fortgesetzt.<br />
Bei einer mittleren Aaldichte von 0,03 Individuen pro m² ergäbe sich für die Ufersäume des<br />
Rheins (angenommene Breite 5 m, bei 224 km Streckenlänge) ein grob geschätzter aktueller<br />
Bestand von knapp 70.000 Gelbaalen im NRW-Rhein. Der Aalbestand auf den Sohlflächen<br />
des Stroms ist dabei nicht berücksichtigt, wobei die an Kiesufern und in Buhnenfelder ermittelten<br />
Dichten für alle Bereiche ohne größere Deckungsstrukturen eher geringe Aaldichten<br />
erwarten lassen. Die im NRW-Rhein seit dem Jahr 2005 ausgebrachten Besatzmengen von<br />
schätzungsweise 40.000 bis 60.000 Farmaalen pro Jahr ( 400 kg) sollten also erwartungsgemäß<br />
einen erheblichen Einfluss auf die genannte Bestandsgröße in den Ufersäumen des<br />
Rheins haben. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die besetzten Jungaale möglicherweise<br />
noch einen starken Ausbreitungstrieb haben und somit nicht nur zur Bestandserhöhung im<br />
Besatzabschnitt beitragen. Festzuhalten bleibt, dass die Besatzmaßnahmen offensichtlich eine<br />
leichte Stabilisierung des Aalbestands im Rhein bewirkt haben, wenn davon auszugehen ist,<br />
dass in den letzten Jahren kein natürlicher Aufstieg mehr statt fand. Zum Vergleich sei aber<br />
der geschätzte Gelbaalbestand (ebenfalls nur Uferflächen) aus dem Jahr 1997 genannt, welcher<br />
damals noch bei über 800.000 Individuen gelegen haben dürfte (ausgehend von der<br />
Dichte nach Steinmann & Freyhof 1998).<br />
Die Dichten der Aale im Längsverlauf des Rheins von Bad Honnef bis Emmerich zeigten<br />
keinen Trend. Deutlich hingegen war die starke Abhängigkeit der Dichten von den Uferstrukturen.<br />
Die Aale im Rhein sind auf künstliche Unterstände in Form von Blocksteinen der Ufersicherung<br />
und solche Lokalitäten mit starker Anströmung fokussiert. Die Vorzugshabitate im<br />
ausgebauten Rheinstrom stellen demnach strömungsexponierte Buhnenköpfe (Block) und<br />
aktuell stark angeströmte Ufer mit Blocksicherung dar. Die oberen Extremwerte bei den Dichten<br />
beruhen zum einen auf kleinräumigen Habitaten an Buhnenköpfen und zum anderen auf<br />
35
Molls (2010): Vorbereitende Beiträge zur Umsetzung der Aal-Managementpläne NRW<br />
solchen Blockuferstrecken, die auch zu Zeiten niedriger Wasserstände noch gut überspült und<br />
stark angeströmt waren. Diese Einzelwerte (z.B. Stadtsicherung Emmerich) deuten auf Ballungseffekte<br />
bei Niedrigwasser hin. Die Dichten sind also vor dem Hintergrund wasserstandsbedingter<br />
und jahreszeitlicher Habitatwahl der Gelbaale zu betrachten.<br />
Bei der Bewertung der Aalhabitate im Rhein-Hauptstrom ist zu berücksichtigen, dass der<br />
Strom in seiner potentiell natürlichen Form eine Vielzahl anderer Habitate böte (z.B. Totholzansammlungen,<br />
Ufergehölze, aquatische Vegetation), die in der ursprünglichen Auenlandschaft<br />
(Breite bis 30 km, mit Nebenrinnen, Altwässern, intakter Auenanbindung und Niveauverhältnissen)<br />
auf einer deutlich größeren Gesamtwasserfläche vertreten wären. Betrachtet<br />
man die guten Aaldichten in pflanzenreichen Fließgewässern (vgl. Erft) und verbliebenen<br />
Altarmen des Rheins (vgl. Kermisdahl), so ist davon auszugehen, dass der Rhein inklusive<br />
seiner Aue im Naturzustand mehr Gesamtfläche an Aalhabitat aufgewiesen hat, als die heutigen<br />
Ersatzhabitate (Block) im laufverkürzten Hauptstrom bieten.<br />
Die im Jahr <strong>2009</strong> festgestellte Längenhäufigkeitsverteilung der Gelbaale im NRW-Rhein ist<br />
ein weiteres Indiz für einen gewissen „Wiederauffüllungseffekt“ durch die Besatzmaßnahmen<br />
und somit für die Stabilisierung des Bestands auf geringem Niveau. Der Vergleich der Längenhäufigkeiten<br />
aus den Jahren 1997, 2002, 2004 und <strong>2009</strong> zeigt deutlich, das im Jahr <strong>2009</strong><br />
die breiteste Verteilung von Größengruppen zu verzeichnen war und dass z.B. die Größengruppe<br />
unter 35 cm in jedem dieser Jahre wieder neu vertreten war. Die ebenfalls recht breite<br />
Größenverteilung des Jahres 2004 mit einem nennenswerten Anteil von Aalen von 25 bis 35<br />
cm zeigt aber auch, dass schon vor Aufnahme der Besatzmaßnahmen in NRW (ab 2005) eine<br />
gewisse Rekrutierung vorhanden war. Diese war möglicherweise durch Zuwanderung aus<br />
anderen Besatzgebieten (z.B. NL, Zuflüsse, Mittel- / Oberrhein) oder Reste des natürlichen<br />
Aufstiegs gegeben. Mit den Kenntnissen über die Wachstumsraten der Aale im Rhein (Steinmann<br />
& Freyhof 1998, Steinmann & Staas 2003) lässt sich zudem klar festhalten, dass die<br />
starke Kohorte des Jahres 1997 den Rhein bereits verlassen hat (Abwanderung und Mortalität)<br />
und mehrere neue Größengruppen nachgerückt sind. Grundsätzlich ist also eine signifikante<br />
Wiederauffüllung vorhanden, wenn der Bestand auch auf geringem Niveau bleibt.<br />
Grundsätzlich ist anzumerken, dass sich in den Aalfängen generell, d.h. auch schon zur Zeit<br />
besserer Bestände (z.B. 1980er Jahre mit Glasaalaufstieg), kein idealer Populationsaufbau mit<br />
dominantem Nachwuchs nachweisen ließ. Vielmehr wurde in den meisten Studien eher eine<br />
Verteilung mit starken mittleren Längen und abnehmenden kleinen und großen Längen abgebildet<br />
(vgl. MOLLS 1997, Steinmann & Freyhof 1998). Als Grund für dieses häufig beobach-<br />
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Molls (2010): Vorbereitende Beiträge zur Umsetzung der Aal-Managementpläne NRW<br />
tete Phänomen bei Aalfängen können methodische Effekte (Größenselektivität), eine möglicherweise<br />
versteckte Lebensweise oder abweichende Habitatwahl (inklusive Vermeidung<br />
interspezifischer Konkurrenz) bei den jüngsten Gelbaalen diskutiert werden.<br />
Sieg<br />
Die in der Sieg festgestellte Dichte der Aale lag im Mittelfeld der Untersuchungsgewässer<br />
(knapp unter Mittelwert). In allen Probenstrecken (Eitorf bis Rhein) waren relativ gleichmäßig<br />
Aale vertreten. Die Dichten lassen im Längsverlauf keinen Trend erkennen. Die hohe Stetigkeit<br />
der Aalnachweise lässt sich mit den regelmäßig vertretenen Aalhabitaten im Uferbereich<br />
des großen Mittelgebirgsflusses begründen (z.B. Steilufer mit Steinen, Blöcken, Ufergehölz,<br />
Pools mit Totholz, Strömungsrinnen mit Unterständen). Die breite Längenhäufigkeitsverteilung<br />
und der Nachweis der jüngsten Stadien in der Gesamtuntersuchung (Aale ab 14<br />
cm) sind ein deutliches Indiz für den Erfolg der systematischen Besatzmaßnahmen.<br />
Agger<br />
Die in der Agger festgestellte Dichte der Aale lag im unteren Feld der Untersuchungsgewässer.<br />
In fast allen Probenstrecken (Wahlscheid bis Sieg) waren nahezu gleichmäßig Aale vertreten.<br />
Die relativ breite Längenhäufigkeitsverteilung zeigt den Erfolg der regelmäßigen Besatzmaßnahmen<br />
an, wenn die Bestände auch geringer als in der Sieg sind.<br />
Wupper<br />
Die in der Wupper festgestellte Dichte der Aale lag im unteren Feld der Untersuchungsgewässer.<br />
In den meisten Probenstrecken (Auerkotten bis Rhein) waren annähernd gleichmäßig Aale<br />
vertreten. Aalhabitate sind im großen Mittelgebirgsfluss Wupper (wie in der Sieg) regelmäßig<br />
vertretenen, z.B. Steilufer mit Steinen / Blöcken, Ufergehölz, Pools mit Totholz, Strömungsrinnen<br />
mit Unterständen. Obwohl aus dem untersuchten Wupperbereich keine Besatzmaßnahmen<br />
bekannt sind, ist dennoch ein nennenswerter Aalbestand – auch mit jüngeren<br />
Tieren – vorhanden. Möglichweise wird dieser (durchgängige) Teil der Wupper auch von<br />
Rheinaalen, inklusive dem dortigen Besatz besiedelt.<br />
Erft<br />
In der Erft wurde die höchste Aaldichte aller Untersuchungsgewässer festgestellt. In allen<br />
Strecken (Bedburg bis Rhein) waren relativ gleichmäßig Aale vertreten. Die Dichten zeigten<br />
im Längsverlauf keinen Trend. Die hohe Stetigkeit der Aalnachweise lässt sich mit den<br />
durchgehend guten Habitaten in den durch dichte Unterwasserpflanzen strukturierten Fließstrecken<br />
des kiesgeprägten Tieflandflusses begründen. Die breite Längenhäufigkeitsverteilung<br />
und der Nachweis junger Aale belegen den Erfolg der systematischen Besatzmaßnahmen.<br />
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Molls (2010): Vorbereitende Beiträge zur Umsetzung der Aal-Managementpläne NRW<br />
Ruhr<br />
Die in der Ruhr festgestellte mittlere Dichte der Aale lag am oberen Rand der Untersuchungsgewässer<br />
(vergleichbar der Dichte im Rhein). In den meisten Probenstrecken (Kettwig und<br />
Duisburg) waren Aale vertreten. Die Dichten waren jedoch im Bereich Essen-Kettwig einheitlich<br />
höher, was gut mit dem dortigen regelmäßigen Besatz korrespondiert. Im Bereich oberhalb<br />
des Wehres Duisburg traten die geringsten Dichten auf. Dieser Bereich wurde in den<br />
Jahren vor der Untersuchung auch nicht besetzt. Unterhalb der Wehres Duisburg deuten dagegen<br />
leicht erhöhte Dichten auf eine gewisse Rekrutierung des Aalbestands aus dem Rhein<br />
hin. Die Rheinaale können aber ohne einen funktionsfähigen Fischpass den Bereich oberhalb<br />
des Wehres nicht besiedeln. Blockschüttungen, Gehölze und vorhandene Wasserpflanzensäume<br />
bieten im Ausbauzustand der Ruhr in allen untersuchten Bereichen gute Aalhabitate.<br />
Lippe<br />
Die in der Lippe (Krudenberg bis Rhein) festgestellte Dichte der Aale lag im oberen Feld der<br />
Untersuchungsgewässer. Allerdings wurden Aale nur in einigen Probenstrecken nachgewiesen.<br />
Es handelte sich dabei insbesondere um solche Stellen, an denen der Lippelauf nicht nur<br />
im regulierten (monotonen) Gewässerbett lag, sondern durch Aufweitungen Strömungsrinnen<br />
entstanden. An den Prallufern solcher dynamischer Strecken waren Aale in Blocksteinen am<br />
Ufer geballt zu finden. Dieses Phänomen ist möglicherweise mit auf die niedrigen Sommerwasserstände<br />
bei der Befischung und die dann geringe Fließdynamik in diesem Tieflandfluss<br />
zurückzuführen. Erstaunlich bleibt der (relativ betrachtet) hohe Aalbestand der Unteren Lippe,<br />
obwohl von dort keine Besatzmaßnahmen bekannt sind. Möglichweise ein Zeichen für die<br />
Besiedlung dieses durchgängigen Unterlaufbereichs der Lippe durch Rheinaale und den dortigen<br />
Besatz. Das Fehlen von Aalen unter 30 cm mag ebenfalls als Zeichen dafür zu werten<br />
sein, dass die Lippe erst durch größere Gelbaale besiedelt wird.<br />
Kermisdahl<br />
Die im Kermisdahl festgestellte Dichte der Aale lag im Mittelfeld der Untersuchungsgewässer<br />
(knapp über dem Mittelwert). In allen Probenstrecken waren nahezu gleichmäßig Aale vertreten.<br />
Der ehemalige Altarm des Rheins bietet mit Gehölzen, Totholz und Wasserpflanzen gute<br />
Aalhabitate. Die eingeschränkte Längenhäufigkeitsverteilung (Aale unter 40 cm fehlen) zeigt<br />
jedoch die deutliche Einschränkung beim Nachwuchs an. Der überalterte Bestand wird wahrscheinlich<br />
nur durch Satzaal-Besatz (d.h. größere Aale) erhalten. Das Gewässer kann jedoch<br />
als Beispiel für die hervorragende Habitateignung solcher Auen- bzw. heute Hinterlandgewässer<br />
und die verbindenden Grabensysteme gelten.<br />
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Molls (2010): Vorbereitende Beiträge zur Umsetzung der Aal-Managementpläne NRW<br />
Issel<br />
Im beprobten (und mit dem Boot noch befahrbaren) Abschnitt der Issel von Anholt bis zur<br />
niederländischen Grenze konnten keine Aale nachgewiesen werden, obwohl 6 km Fließstrecke<br />
beprobt wurden und zusätzlich zu den Punktbefischungen noch mehrere Streckenbefischungen<br />
erfolgten. Dabei ist darauf hinzuweisen, dass die extrem pflanzenreichen Fließstrecken<br />
dieses Tieflandflusses ideale und durchgängige Aalhabitate bieten (vgl. hohe Aaldichten<br />
in den pflanzenreichen Strecken der Erft). Besatzmaßnahmen sind für die Issel nicht bekannt,<br />
aber offensichtlich findet aus dem niederländischen Unterlaufbereich (Ijssel) auch keine nennenswerte<br />
Besiedlung statt. Die restliche Fischfauna war in den Befischungen durchaus artenund<br />
individuenreich vertreten – der Gewässerabschnitt war also fischökologisch vital.<br />
Berkel<br />
Die in der Berkel (Vreden bis Richtung niederländische Grenze) festgestellte Dichte der Aale<br />
lag im unteren Feld der Untersuchungsgewässer. Aale wurden nur in einzelnen Probenstrecken<br />
nachgewiesen (insbesondere Stadtbereich Vreden), obwohl alle Strecken des Tieflandflusses<br />
durch dichte Wasserpflanzenbestände ideale Aalhabitate bieten. Besatzmaßnahmen<br />
sind nicht bekannt. Das Fehlen von Aalen unter 30 cm kann als Zeichen für die fehlenden<br />
Besatzmaßnahmen (zumindest mit Jungaalen) gewertet werden. Dennoch ist ein nennenswerter<br />
Aalbestand vorhanden, der sich entweder auf sporadischen Satzaalbesatz oder eine gewisse<br />
Rekrutierung aus dem niederländischen Unterlauf begründen könnte.<br />
Eifelrur<br />
Die in der Eifelrur festgestellte Dichte der Aale lag im mittleren Feld der Untersuchungsgewässer<br />
(knapp unter dem Mittelwert). Oberhalb des Wehres Karken wurden Aale (ganz überwiegend<br />
ältere Tiere) nur in einigen Strecken nachgewiesen, obwohl gute Aalhabitate regelmäßig<br />
vorhanden waren (z.B. Blöcke, Gehölze, Wurzeln). Ein höherer Einzelwert trat an einer<br />
größeren Totholzansammlung auf (Strecke 9). Unterhalb des (unüberwindlichen) Wehres<br />
Karken traten Aale in allen Strecken und insgesamt in höheren Dichten auf. Besatzmaßnahmen<br />
sind für die Eifelrur in NRW und in den Niederlanden nicht bekannt, aber die Beschränkung<br />
der jüngeren Aale (30 bis 40 cm) auf den Abschnitt unterhalb Karken ist ein eindeutiger<br />
Hinweis auf einen starken Rekrutierungseinfluss aus den Niederlanden (Roer / Maas).<br />
Schwalm<br />
Die in der Schwalm festgestellte Dichte der Aale lag im Mittelfeld der Untersuchungsgewässer<br />
(beim Mittelwert). In den meisten Probenstrecken (Wegberg bis vor Grenze NL) waren<br />
Aale vertreten. Gute Aalhabitate waren zum einen in den renaturierten Bereichen (z.B. Was-<br />
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Molls (2010): Vorbereitende Beiträge zur Umsetzung der Aal-Managementpläne NRW<br />
serpflanzenbestände, Totholz, überschwemmte Gehölze) und teilweise in blockgesicherten<br />
Uferbereichen festzustellen. Die monoton geradlinigen Ausbaustrecken des Unterlaufs (nahe<br />
Grenze NL, Strecken 18 - 21) stellten tendenziell den Bereich mit den geringsten Aaldichten<br />
dar. Besatzmaßnahmen sind nur in geringem Umfang als Satzaalbesatz bekannt. Dennoch<br />
wies die Schwalm einen (relativ betrachtet) guten Aalbestand auf, so dass entweder eine Rekrutierung<br />
von niederländischer Seite oder weitergehende (unbekannte) Besatzmaßnahmen<br />
z.B. in den durchflossenen Seen oder Nebengewässern anzunehmen sind.<br />
Niers<br />
Die in der Niers (Mönchengladbach-Neuwerk bis Goch) festgestellte Dichte der Aale lag im<br />
untersten Feld der Untersuchungsgewässer (geringster Wert außer der Issel). Aale wurden nur<br />
in wenigen Probenstrecken - insbesondere im Unterlaufbereich - nachgewiesen, obwohl alle<br />
Strecken des Tieflandflusses durch dichte Wasserpflanzenbestände ideale Aalhabitate bieten.<br />
Die Nachweise im Unterlauf korrespondieren gut mit dort bekannten (sporadischen) Besatzmaßnahmen<br />
mit Satzaalen. Das generelle Fehlen von Aalen unter 50 cm ist ein klares Zeichen<br />
für den fehlenden Nachwuchs. Offensichtlich findet aus dem niederländischen Unterlaufbereich<br />
(Niers und Maas) keine nennenswerte Rekrutierung statt. Hier wäre zu überprüfen, ob<br />
tatsächlich eine effektive Durchwanderbarkeit (NL, NRW) gegeben ist.<br />
Gewässervergleich<br />
Ausgehend von der Dichte des NRW-Rheins im Jahr 1997 (Steinmann & Freyhof 1998) befinden<br />
sich die Aalbestände der Untersuchungsgewässer heute alle auf einem niedrigen Niveau.<br />
Die relativ gesehen höchsten Dichten fanden sich <strong>2009</strong> in Erft, Rhein, Ruhr, Lippe und<br />
Kermisdahl. Auffallend geringe Dichten wurden in der Niers und in der Issel (kein Nachweis)<br />
registriert, obwohl die Gewässer nachweislich gute (pflanzenreiche) Aalhabitate aufweisen.<br />
Deutliche Hinweise auf die Wirkung der Besatzmaßnahmen fanden sich in Erft, Rhein, Ruhr,<br />
Kermisdahl, Sieg und Agger. Für die verhältnismäßig guten Bestände in Wupper, Lippe, Unterer<br />
Eifelrur und Schwalm können Einwanderungen aus anderen (Besatz-)Gebieten, insbesondere<br />
aus den Hauptgewässern Rhein und Maas, oder unbekannte Besatzmaßnahmen vermutet<br />
werden. Offen bleibt die Frage, warum die Niers und die Issel eine solche Einwanderung<br />
aus den niederländischen Unterlaufbereichen vermissen lassen. Hierzu sollte der tatsächlichen<br />
Durchgängigkeit dieser Gewässersysteme künftig ein besonderes Augenmerk gelten.<br />
Wasserkrafteinfluss<br />
Beim Einfluss durch Wasserkraftanlagen ist zu beachten, dass in einem gewissen Maß alle<br />
Untersuchungsgewässer durch Wasserkraftanlagen und weitergehende technische Regulie-<br />
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