Handreichung
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<strong>Handreichung</strong> Biogasgewinnung und -nutzung<br />
10.7.1 Anschaffungskosten<br />
Die Anschaffungskosten lassen sich bei sorgfältiger<br />
Planung relativ genau kalkulieren. Viel Geld kann gespart<br />
werden, wenn man sich schon im Vorfeld der Investition<br />
bestens informiert, mit anderen Bauwilligen<br />
zusammenarbeitet, um gemeinsam größere Stückzahlen<br />
und Gewerke auszuschreiben und geschickt verhandelt.<br />
Das zahlt sich über die gesamte Laufzeit der<br />
Investition aus. Denn im Normalfall sind bei einer<br />
landwirtschaftlichen Biogasanlage mindestens 50 %<br />
der jährlichen Anlagenkosten (ohne Rohstoffkosten)<br />
kapitalbedingt, d. h. sie werden durch die Abschreibung,<br />
die Kapitalverzinsung und die investitionsproportionale<br />
Versicherungshöhe – also die Anschaffungskosten<br />
– bestimmt.<br />
Nicht zu vernachlässigen sind weiterhin die Netzanschlusskosten.<br />
Da die Netze im ländlichen Raum<br />
häufig schwach ausgebaut sind, kann, je nach Anschlusskapazität,<br />
eine lange Zuleitung zu einem entfernten<br />
Netzverknüpfungspunkt notwendig sein. Die<br />
Kosten der Netzanbindung können dann im ungünstigen<br />
Fällen mehrere 10.000 _ betragen. Vor der Entscheidung<br />
zum Bau einer Anlage ist daher eine netztechnische<br />
Untersuchung des jeweils zuständigen<br />
Netzbetreibers zwingend erforderlich. Dabei hat der<br />
Netzbetreiber die insgesamt kostengünstigste technisch<br />
geeignete Variante der Netzanbindung zu wählen<br />
und ist zur Offenlegung der Netzdaten verpflichtet.<br />
Der Bauherr einer Biogasanlage wird allerdings in der<br />
Regel überfordert sein, die zur Festlegung eines Verknüpfungspunktes<br />
angestellten Berechnungen zu prüfen<br />
oder zu entscheiden, ob der Bau einer eigenen<br />
Transformatorenstation wirtschaftlich sinnvoll ist. Es<br />
empfiehlt sich daher, fachkundige Beratung z. B. durch<br />
den Planer oder Anbieter der Biogasanlage, einen örtlichen<br />
Elektrobetrieb oder ein Planungs- und Beratungsbüro<br />
für elektrische Energieanlagen einzuholen. Sind<br />
Meinungsverschiedenheiten mit dem Netzbetreiber<br />
nicht lösbar, sollte man sich im Einzelfall auch nicht davor<br />
scheuen, einen Fachanwalt zu konsultieren.<br />
Wie viel eine Biogasanlage kostet, hängt u. a. von<br />
den Substraten ab, die eingesetzt werden sollen. Die<br />
geringsten Investitionskosten verursachen reine Gülleanlagen.<br />
Im günstigsten Fall reicht ein Fermenter<br />
mit Vorgrube, einschließlich einfacher Rühr- und<br />
Pumptechnik, und ein kleines BHKW aus. Sollen auch<br />
nachwachsende Rohstoffe zum Einsatz kommen, wird<br />
zusätzliche Peripherie benötigt, d. h. zusätzlicher Siloraum,<br />
einen Feststoffeintrag, ein Gärrestlager und angepasste<br />
Rührtechnik. Das verteuert eine Anlage ganz<br />
beträchtlich.<br />
Ganz allgemein gilt: Mit zunehmender Anlagengröße<br />
ist mit einer Anschaffungs-Kostendegression zu<br />
rechnen (siehe Abb. 10-3). Bei kleineren Anlagen (unter<br />
100 kW) für Gülle und nachwachsende Rohstoffe<br />
müssen mit spezifischen Investitionskosten von 3.000<br />
bis zu 5.000 _ pro kW installierter elektrischer Leistung<br />
kalkuliert werden. Will man die Kostendegression<br />
besser nutzen, sollte die Biogasanlage auf eine<br />
elektrische Leistung von ca. 150 kW ausgelegt werden.<br />
Die spezifischen Investitionskosten liegen dann<br />
in einer Größenordnung von 2.500 bis 3.000 _. Größere<br />
Anlagen können Anschaffungskosten von rund<br />
2.000 _/kW erreichen.<br />
10.7.2 Gasausbeute<br />
Die Höhe der zu erwartenden Gaserträge wird von<br />
vielen Faktoren bestimmt (vgl. Kapitel 4). Eine Prognose<br />
ist deshalb schwierig. Da der prognostizierte<br />
Gasertrag die Wirtschaftlichkeit ganz wesentlich beeinflusst,<br />
sollte man bei jeder Kalkulation die angenommenen<br />
Gasausbeuten kritisch prüfen.<br />
Bei der ausschließlichen Vergärung von Rindergülle<br />
(8,8 % TS; 85 % oTS an der TS) lassen sich etwa<br />
21 m N ³ Biogas je m³ Gülle erzeugen. Deutlich höhere<br />
Gasausbeuten deuten darauf hin, dass Futterreste und<br />
Stroh mit der Gülle in der Biogasanlage vergoren werden.<br />
Schon die Zugabe von 0,5 kg gehäckseltem Stroh<br />
je GV und Tag, kann die Gasausbeute aus der Gülle<br />
um bis zu 15 % steigern. Es ist also auch notwendig,<br />
Futterreste und Stroh mengenmäßig zu erfassen und<br />
entsprechende Gasausbeuten anzusetzen. Leider gibt<br />
es für viele Substrate keine Literaturangaben zu Gasausbeuten<br />
und Methangehalten, auf die man zurückgreifen<br />
könnte, oder die angegebenen Werte weisen so<br />
große Spannen auf, dass fast jedes gewünschte Ergebnis<br />
einer Wirtschaftlichkeitsberechnung möglich und<br />
begründbar ist. Wertlos sind diese Angaben, wenn<br />
nicht mindestens der TS- und oTS-Gehalt, besser die<br />
wertbestimmenden Bestandteile (Fett, Eiweiß und<br />
Kohlenhydrate) des Substrats, angegeben sind. Ein<br />
Beispiel soll das verdeutlichen: Die zu erwartende<br />
Gasausbeute von Maissilage schwankt je nach TS-Gehalt<br />
bzw. Reifestadium und Qualität zwischen 500<br />
und 680 l N /kg oTS bzw. 105 und 228 m N ³/t Frischmasse.<br />
Häufig sind die angegebenen Gasausbeuten<br />
nicht auf Normalbedingungen korrigiert oder es ist<br />
nicht angegeben, dass sich die Angaben auf Normgas<br />
bei 1.013 hPa und 0°C beziehen. Bei 30 °C und 960 hPa<br />
beispielsweise hat Gas ein um rund 17 % größeres Volumen<br />
aber einen um denselben Prozentsatz geringeren<br />
Heizwert als Normgas!<br />
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