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Fantasy Roman Leseprobe "Starchild Terry"

Terry lebt ein ganz normales, bürgerliches Leben. Obwohl es ihm materiell gut geht, nagt tief in seinem Inneren eine quälende Unzufriedenheit, die ihn dazu zwingt, sein oberflächliches Vor-sich-hin-Vegetieren zu hinterfragen. Ein harmloser Autounfall ändert sein Leben jedoch schlagartig, als ihm eine vorwitzige Wesenheit erscheint und behauptet, sein sogenannter Geistführer zu sein. »Galak«, wie sich dieses Wesen nennt, begleitet Terry von nun an durch den Alltag und erklärt ihm auf anschauliche Weise die ungeheuren Zusammenhänge im Spiel des Lebens, das fortan sehr abenteuerlich wird.

Terry lebt ein ganz normales, bürgerliches Leben. Obwohl es ihm materiell gut geht, nagt tief in seinem Inneren eine quälende Unzufriedenheit, die ihn dazu zwingt, sein oberflächliches Vor-sich-hin-Vegetieren zu hinterfragen. Ein harmloser Autounfall ändert sein Leben jedoch schlagartig, als ihm eine vorwitzige Wesenheit erscheint und behauptet, sein sogenannter Geistführer zu sein. »Galak«, wie sich dieses Wesen nennt, begleitet Terry von nun an durch den Alltag und erklärt ihm auf anschauliche Weise die ungeheuren Zusammenhänge im Spiel des Lebens, das fortan sehr abenteuerlich wird.

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<strong>Starchild</strong><br />

1


LESEPROBE aus<br />

<strong>Starchild</strong> Terry<br />

Roger Kappeler<br />

2. Auflage<br />

ISBN: 978-1-50534-738-8<br />

Korrektorat & Satz: Petra Schmidt, www.lektorat-ps.com<br />

Covergestaltung: H.-S. Damaschke, www.sheep-black.com<br />

Verlag: Create Space Independent Publishing Platform<br />

© 2014 by Roger Kappeler, Embrach (CH)<br />

www.rogerkappeler.ch<br />

Die eBook- und Cover-Rechte liegen beim Autor.<br />

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung und Vervielfältigung – auch<br />

auszugsweise – ist nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung des Autors gestattet.<br />

Alle Rechte, auch die der Übersetzung des Werkes, liegen beim Autor. Zuwiderhandlung<br />

ist strafbar und verpflichtet zu Schadenersatz.<br />

2


Es sagte einer zu den Steinen:<br />

»Seid menschlich.«<br />

Da sagten die Steine:<br />

»Dafür sind wir noch nicht hart genug.«<br />

3


Das Buch<br />

Terry lebt ein ganz normales, bürgerliches Leben. Obwohl es ihm materiell<br />

gut geht, nagt tief in seinem Inneren eine quälende Unzufriedenheit, die ihn<br />

dazu zwingt, sein oberflächliches Vor-sich-hin-Vegetieren zu hinterfragen.<br />

Ein harmloser Autounfall ändert sein Leben jedoch schlagartig, als ihm<br />

eine vorwitzige Wesenheit erscheint und behauptet, sein sogenannter<br />

Geistführer zu sein. »Galak«, wie sich dieses Wesen nennt, begleitet Terry von<br />

nun an durch den Alltag und erklärt ihm auf anschauliche Weise die<br />

ungeheuren Zusammenhänge im Spiel des Lebens, das fortan sehr<br />

abenteuerlich wird.<br />

Der Autor<br />

Roger Kappeler erkannte bereits in der Schulzeit, dass seine blühende Fantasie<br />

bisweilen mit ihm durchgeht. Das Schreiben fiel ihm nie besonders schwer.<br />

Während einer sechsmonatigen Indienreise entstanden erste Ideen, aus denen<br />

schließlich die <strong>Starchild</strong>-Terry-Geschichten hervorgingen.<br />

Wie viele Autoren stand auch er vor der Wahl, sich anzupassen oder bei<br />

dem zu bleiben, was ihn als individuellen Autor auszeichnet. Er entschied sich<br />

– wie sollte es anders sein – für die Individualität und riskierte damit, dass<br />

manche Leser seine Werke zerreißen würden, hoffte jedoch, dass die auf seine<br />

Merkmale abgestimmte Lesergruppe größer wird und ihm treu bleibt, solange<br />

er sich selbst treu bleibt.<br />

Seine Zeilen sind gepaart mit humoristischem, zuweilen flapsigem, der<br />

Alltagssprache entlehntem Stil, welcher das stetige Element aller seiner<br />

Geschichten darstellt, aber natürlich auch substanzielle Themen des Lebens<br />

und Gedanken enthält.<br />

Auf www.rogerkappeler.ch findet ihr mehr über Kappelers fantastische<br />

Geschichten.<br />

4


Prolog – God Gave Rock 'n' Roll to You<br />

Das Abenteuer begann an jenem Silvesterabend, an dem ich mich widerwillig<br />

von einigen Freunden zu einer Party mitschleppen ließ. Es war so eine Art<br />

Maskenball. Die Leute tanzten ausgelassen zu lauter, stumpfsinniger Musik,<br />

die mir fürchterlich auf die Nerven ging. Aus purer Langeweile schüttete ich<br />

ein Bier nach dem anderen in mich hinein in der Hoffnung, mich damit<br />

ebenfalls in Partystimmung zu versetzen. Aber es war zwecklos. Diese<br />

aufgesetzte Fröhlichkeit war nun mal nicht mein Ding. Ich hätte mich<br />

ohrfeigen können, weil ich mich zu diesem Anlass hatte überreden und<br />

dadurch ein gutes Rockkonzert hatte sausen lassen.<br />

Während ich meinen trüben Gedanken nachhing, beobachtete ich<br />

emotionslos die Menschen um mich herum. Plötzlich – wie aus heiterem<br />

Himmel – war sie wieder da ... die altbekannte innere Leere. Das verzweifelte<br />

Gefühl der Sinnlosigkeit und Begrenztheit, das mich schon das ganze Leben<br />

lang verfolgte. Angestrengt versuchte ich, dieses beklemmende Gefühl mit Bier<br />

hinunterzuspülen und mir nichts anmerken zu lassen, aber es klappte nicht.<br />

Im Gegenteil, es wurde nur noch schlimmer.<br />

In diesem Augenblick schlug die Uhr Mitternacht, aus den Boxen dröhnte<br />

ausnahmsweise mal anständige Musik – und zwar das altbekannte Lied »God<br />

Gave Rock 'n' Roll to You«. Nun konnte es eigentlich nur noch aufwärts<br />

gehen, dachte ich zumindest. Feierlich stießen alle möglichen und<br />

unmöglichen Leute miteinander auf ein frohes neues Jahr an, weil dies so<br />

Brauch ist. Dementsprechend waren alle gutgelaunt und amüsierten sich<br />

königlich – nur ich fühlte mich total isoliert inmitten dieser fröhlichen<br />

Menschenmenge. Wahrscheinlich etwa so, wie sich ein Außerirdischer auf<br />

einem fremden Planeten fühlen muss. Meine Abneigung gegen das Bier, das<br />

meinen Geist betäubte, und gegen die Leute, die sich unter Alkoholeinfluss<br />

affig benahmen, wuchs von Minute zu Minute.<br />

Die Zeit verstrich, bis irgendwann im Morgengrauen mein Kopf auf die<br />

Tischplatte sackte vor Müdigkeit. Aber bevor ich einschlief, brannte sich trotz<br />

meines trunkenen, abgestumpften Zustandes noch der Gedanke in mein Hirn,<br />

dass dies so etwas wie der Abschluss meines bisherigen, gewohnten Lebens war<br />

und nun ein neues Kapitel beginnen würde.<br />

5


In dieser Nacht träumte ich, dass ich mich in einem Labyrinth verirrt hatte<br />

und mich nicht mehr vom Fleck bewegen konnte. Als ich panisch um Hilfe<br />

schrie, erschien plötzlich lässig grinsend Captain Future mit seinem<br />

Raumschiff. Er und seine Crew nahmen mich mit auf einen Rundflug ins<br />

Weltall, als uns unterwegs der Treibstoff ausging. Weil es nirgendwo eine<br />

Tankstelle gab, sprang ich mit dem Fallschirm und einem leeren<br />

Benzinkanister bewaffnet hinaus ins schwarze All. Dummerweise landete ich<br />

genau auf dem Planet der Affen. Dort wachte ich dann auch auf – und zwar in<br />

meinem Bett auf der Erde. Das Kissen hielt ich immer noch engumschlungen<br />

in der Meinung, es wäre der leere Benzinkanister.<br />

6


Stairway to Heaven<br />

Ich weiß nicht mehr, wann und wie ich nach Hause gekommen bin, aber<br />

immerhin wachte ich in meinem eigenen Bett auf. Trotz Kopfschmerzen<br />

fühlte ich mich gut und ohne besonderen Grund zuversichtlich. Die<br />

depressiven Gedanken waren wie weggeblasen. Irgendetwas war in dieser<br />

Nacht mit mir geschehen, so als hätte jemand einen Schalter tief in meinem<br />

Inneren betätigt, der die positiven Energien wieder in Fluss brachte. Die Ideen<br />

sprudelten nur so aus mir heraus, sodass ich am liebsten gleich losgezogen<br />

wäre und die Welt verändern wollte. Bescheiden wie ich war, gab ich mich<br />

vorerst damit zufrieden, mir ein anständiges Frühstück zu genehmigen. Denn<br />

mit vollem Magen, sagte ich mir, lässt sich die Welt einfacher verändern.<br />

Nach dem Frühstück setzte ich mich in den Wagen und hörte die<br />

Nachrichten, während ich ohne bestimmtes Ziel ein bisschen durch die<br />

Gegend kurvte. Es wurde berichtet, dass der befürchtete Computercrash nun<br />

doch nicht eingetroffen sei. Schade, dachte ich, dann muss ich demnächst wohl<br />

oder übel doch wieder im Büro antanzen. Wie die meisten anderen Leute auch,<br />

spulte ich meinen Bürojob Tag für Tag mehr oder weniger mechanisch ab<br />

wegen des Geldes, und schließlich gehört es sich ja so für einen anständigen<br />

Bürger. Niemand hinterfragte je dieses System und wehe denen, die es wagten,<br />

aus der Reihe zu tanzen. Die werden von der Gesellschaft kurzerhand als<br />

Spinner, Faulpelze oder Hippies abgestempelt.<br />

Während ich an einer roten Ampel wartete, blickte ich kurz in den<br />

Rückspiegel und betrachtete mehr oder weniger versehentlich meine eigenen<br />

Augen. Dabei kam es mir so vor, als würde ich völlig unbeteiligt einen<br />

fremden Menschen beobachten. Das soll ich sein?, dachte ich entgeistert.<br />

Unweigerlich musste ich daran denken, wie ich mir das Leben vorgestellt<br />

hatte, als ich noch ein kleiner Junge war. Ich wollte immer Abenteurer<br />

werden, wenn ich einmal groß war, und irgendwo in einem fernen Land eine<br />

hübsche Prinzessin abschleppen, am besten inklusive einem riesigen<br />

Märchenschloss. Falls das nicht klappte, wäre vielleicht auch Teilzeit-<br />

Astronaut oder Vollzeit-Lottomillionär eine Alternative gewesen. Oder von<br />

mir aus Besitzer irgendeiner beknackten Schokoladenfabrik oder was weiß ich.<br />

Jedenfalls wusste ich schon immer, was ich NICHT wollte: ein normales,<br />

sogenanntes gutbürgerliches Leben führen und dieses mit einem normalen,<br />

7


langweiligen Job zu verschwenden, der mich sowieso nicht interessierte. Tja,<br />

irgendetwas war wohl schiefgelaufen, denn mein Leben war etwa gleich<br />

monoton wie das Brummen von einem intergalaktischen Eisbärenfurz.<br />

Ein liebevolles »Hallo-du-Penner«-Hupen weckte mich jäh aus meinen<br />

Tagträumen. Die Ampel musste wohl schon länger auf Grün geschaltet sein.<br />

Entschuldigend zeigte ich dem alten Mann im hinteren Wagen mit den<br />

Fingern das Peace-Zeichen, aber er schien es wohl nicht zu verstehen. Im<br />

Rückspiegel sah ich, dass er dasselbe Zeichen seiner Frau machte und sie dabei<br />

achselzuckend ansah.<br />

Leicht amüsiert fuhr ich weiter, aber schon nach wenigen Augenblicken<br />

war ich wieder in endlose Grübeleien vertieft. Ich konnte mir nicht mehr<br />

länger etwas vormachen. Ebenso unbewusst wie alle anderen war ich zum<br />

Sklaven des Systems geworden.<br />

Schon als Kind hatte ich diese Menschen nicht leiden können, die sich<br />

immer so furchtbar wichtig nahmen und meine bunte, magische Kinderwelt<br />

stets mit einem gespielten Lächeln abtaten. Sie hatten mir nie geglaubt, wenn<br />

ich ihnen erzählte, dass ich unsichtbare Spielkameraden hatte, die man<br />

anscheinend – wie ich später erfuhr – Naturgeister nannte. Diese scheinbar<br />

dummen Kinderfantasien waren nie von jemandem ernst genommen worden.<br />

Okay, vielleicht hatte es sich ja tatsächlich nur um dumme Kinderfantasien<br />

gehandelt. Aber wenigstens hatte ich überhaupt Fantasie, im Gegensatz zu den<br />

meisten anderen. Zum Glück hatte es da noch Melinda gegeben, das Mädchen<br />

aus der Nachbarschaft. Sie hatte alles verstanden. Zusammen waren wir durch<br />

dick und dünn gegangen und hatten die unbeschwerten, verzauberten<br />

Kindheitstage genossen – bis Melindas Familie eines Tages weggezogen war,<br />

weil ihr Vater einen wahnsinnig wichtigen, gut bezahlten Job in einer<br />

fremden, weit entfernten Stadt bekommen hatte. Seit diesem Tag hatte ich<br />

Melinda nie wieder gesehen, aber oft an sie gedacht. Was wohl aus ihr<br />

geworden sein mag? War sie nun auch so eine humorlose Schachbrettfigur mit<br />

einem ach so wahnsinnig wichtigen Job? Ich erinnerte mich nur zu gut an<br />

jenen herbstlichen Mittwochnachmittag, als wir uns in unserer Baumhütte,<br />

die sich auf einer alten, knorrigen Eiche befand, feierlich geschworen hatten,<br />

dass wir niemals so langweilig wie die sogenannten normalen Erwachsenen<br />

werden wollten. Ob sie sich wohl ebenfalls an diesen Nachmittag erinnerte? In<br />

diesem Moment stockte mir der Atem, denn aus dem Radio ertönte ein Lied,<br />

dessen Refrain lautete: »… listen to your Heart, Melinda, somebody’s<br />

8


knockin’ at your door ...«. Hatte das etwas zu bedeuten oder war es bloß<br />

Zufall? Verdutzt starrte ich das Autoradio an, als ob es mir eine Antwort<br />

liefern konnte.<br />

Im selben Augenblick krachte es fürchterlich und kurz darauf landete ich<br />

im Straßengraben. Vor lauter Tagträumerei hatte ich doch glatt die Kurve zu<br />

spät gesehen. Da ich nicht angeschnallt war, knallte ich beim Aufprall gegen<br />

die Windschutzscheibe und stieß den Kopf so heftig an, dass mir schwarz vor<br />

Augen wurde. Schluss. Aus. Vorbei. Was?, dachte ich. Das soll es nun also<br />

gewesen sein? Tag für Tag habe ich mich abgequält, nur um eines schönen Tages<br />

in einem versifften Straßengraben zu enden? Aber – Moment mal – wie konnte<br />

ich denn überhaupt denken? Ich war doch bewusstlos oder vielleicht sogar tot.<br />

Oder ich hatte mich geistig in irgendein Paralleluniversum verirrt. Jedenfalls<br />

war ich bestimmt nicht in der Lage, die man »einen optimalen Zustand, um<br />

ein Fahrzeug zu lenken« nannte.<br />

Der Kandidat hat hundert Punkte, vernahm ich eine telepathische Antwort<br />

auf meine Gedanken.<br />

Was geht da vor sich? Wer spricht da mit mir?, wollte ich wissen.<br />

Wiederum hörte ich die Stimme in meinem Kopf:<br />

Ich bin’s, Galak – dein Geistführer. Erinnerst du dich nicht mehr an mich?<br />

Nein, tut mir leid. Oder bist du etwa der Typ aus der Galak-<br />

Schokoladenwerbung?<br />

Diese obskure Lage schien sich einer gewissen Situationskomik nicht<br />

entziehen zu können.<br />

Nein, ich bin der Typ, mit dem du den Lebensplan für dein jetziges Leben<br />

entworfen hast. Wie du selber bemerkt hast, ist eine Kurskorrektur notwendig. Ich<br />

habe bereits versucht, in deinen Träumen mit dir Kontakt aufzunehmen. Aber du<br />

warst in deiner Traumwelt immer damit beschäftigt, deine Alltagsprobleme zu<br />

verarbeiten. Deshalb musste ich mir etwas anderes einfallen lassen. Du bist nicht<br />

etwa zufällig im Straßengraben gelandet und bewusstlos geworden. Nein, du hast<br />

innerlich schon lange darum gebeten, mehr über das Leben außerhalb der<br />

normalen Alltagsrealität zu erfahren. Nun haben sich deine Gedanken auf<br />

physischer Ebene manifestiert, weil sie mit genügend Energie gespeist wurden. So<br />

etwas wie Zufälle gibt es nicht – jeder Mensch erschafft sich seine eigene Realität.<br />

Höre von jetzt an besser auf deine innere Stimme. Der Kontakt zwischen uns ist<br />

nun hergestellt. Jeder Mensch hat einen Geistführer, manche nennen uns auch<br />

Schutzengel. Diesmal wirst du dich jedoch an mich erinnern können, wenn du<br />

aufwachst, Terry. Denn du befindest dich, so wie viele andere Menschen auf der<br />

9


Erde zurzeit auch, in einer Lebensphase, in der du dabei bist, geistig aufzuwachen.<br />

Die Zeit des Schlafwandelns, das heißt des unbewussten Dahinvegetierens ist nun<br />

vorbei. Jetzt geht’s erst richtig los.<br />

Mir schwirrten tausend Fragen im Kopf herum. Vor meinem inneren Auge<br />

sah ich mich, so ähnlich wie im Song »Stairway to Heaven«, eine Treppe<br />

emporsteigen, die direkt in den Himmel führte. Plötzlich verwandelte sich die<br />

Treppe in eine farbige Spirale, die sich zu drehen begann. Sie drehte sich<br />

immer schneller und schneller – bis ich es nicht mehr aushielt und die Augen<br />

aufschlug.<br />

Mit nassgeschwitztem Gesicht saß ich zusammengesackt im Fahrersitz<br />

meines Autos. Wie von weit her vernahm ich eine freundliche Stimme:<br />

»Hallo, sind Sie in Ordnung?«<br />

10


Rainbow in the Dark<br />

»Ja, ich bin einigermaßen in Ordnung, danke«, flüsterte ich mit noch halb<br />

geschlossenen Augen. Benommen kämpfte ich mich aus dem verbeulten Auto<br />

und blinzelte in die kühle Wintersonne. Genau in diesem Moment flog eine<br />

Amsel über meinen Kopf und kackte mir im Vorbeiflug mitten in mein sonst<br />

schon havariertes Gesicht. »Das heißt, eigentlich fühle ich mich gerade<br />

ziemlich beschissen«, korrigierte ich stirnrunzelnd.<br />

Die ganze Situation war so bizarr, dass ich einfach nicht anders konnte, als<br />

zu lachen. Dabei bemerkte ich, dass mir eigentlich ziemlich schwindlig war<br />

und ich mich am liebsten hingelegt hätte. Der ältere Mann, der sich um mich<br />

kümmerte, konnte sich ein Schmunzeln ebenfalls nicht verkneifen.<br />

»Ich heiße Sandor und wohne gleich dort hinten am Waldrand. Am besten<br />

kommen Sie mit zu mir nach Hause, um sich ein bisschen aufzufrischen und<br />

den Schock zu verarbeiten. Ich schleppe Ihren Wagen zu mir, dort steht er<br />

sicherer als hier auf der Straße. Ist das ein Vorschlag?«<br />

»Sie schickt der Himmel. Das Angebot nehme ich nur allzu gerne an. Ich<br />

heiße übrigens Terry.«<br />

»Wer weiß«, erwiderte er mit hochgezogenen Augenbrauen, »vielleicht<br />

schickt mich ja tatsächlich der Himmel.«<br />

Bei diesen Worten lächelte er geheimnisvoll in seinen weißen Bart.<br />

Nachdem wir in Sandors Landhaus angekommen waren, wusch ich mir<br />

erst mal Gesicht und Hände. Abgesehen von einer leichten<br />

Gehirnerschütterung hatte ich Gott sei Dank keine ernsthaften Verletzungen<br />

davongetragen. Mein Auto hatte allerdings auch schon besser ausgesehen.<br />

Aber ich wollte mir sowieso demnächst ein neues zulegen, daher war das<br />

gerade eine gute Gelegenheit. Als ich frisch gewaschen aus dem Badezimmer<br />

kam, nahm ich einen herrlich würzigen Duft aus der Küche wahr.<br />

»Ich bereite gerade Masala Chai zu, das wird dir wieder auf die Beine<br />

helfen«, grinste Sandor, während er mit einem Holzlöffel in einem großen<br />

Topf rührte.<br />

»Masala Chai? Was ist denn das? Ein japanischer Brotaufstrich?«, witzelte<br />

ich und beantwortete die Frage gleich selber: »Ich weiß, ich weiß, es handelt<br />

sich natürlich um indischen Gewürztee.«<br />

»Scherzkeks«, tönte es aus der Küche.<br />

11


»Hmmh, manchmal vielleicht. Aber Spaß beiseite. Das ist wirklich ein<br />

glücklicher Zufall, dass du genau zu diesem Zeitpunkt am Unfallort warst.<br />

Glück im Unglück sozusagen«, bemerkte ich, während ich es mir auf der<br />

Couch gemütlich machte.<br />

»Zufall?«, erwiderte Sandor und wiederum umspielte ein geheimnisvolles<br />

Lächeln seine Lippen.<br />

»Ja, oder glaubst du denn nicht an Zufälle?«, wollte ich wissen.<br />

Im selben Augenblick, als ich das Wort Zufall aussprach, hatte ich so etwas<br />

wie ein Déjà-vu-Erlebnis. Vage erinnerte ich mich an ein Gespräch über<br />

Zufälle und Ähnliches, wusste aber nicht, ob das tatsächlich stattgefunden hat<br />

oder ob ich mich unbewusst an einen Traum erinnerte. Oder hatte es gar<br />

etwas mit einem früheren Leben zu tun? Ach was, an solch einen Quatsch<br />

glaubte ich ja nicht und schämte mich fast für meine kindischen Gedanken.<br />

Sandor beobachtete aufmerksam, wie ich geistesabwesend auf der Couch<br />

saß. Er wusste genau, dass sich vor ihm ein Mensch befand, dessen Leben an<br />

einem Wendepunkt angelangt war. Wie ein Regenbogen im Dunkeln, der zu<br />

leuchten beginnt, wenn die Sonnenstrahlen die grauen Wolken durchdringen.<br />

»Weißt du«, sagte er schließlich in einem etwas wehmütigen Ton, »du<br />

erinnerst mich ein bisschen an mich selber, als ich noch jung war. Damals, als<br />

junger Mann, wurde ich immer unzufriedener in dieser starren Gesellschaft, in<br />

die ich einfach nicht hineinzupassen schien. Mit jedem Tag, an dem ich<br />

arbeitete und meine bürgerlichen Pflichten als braver Steuerzahler erfüllte,<br />

wuchs auch meine innere Leere.« Ich hörte ihm gebannt zu, denn er schien<br />

mir aus der tiefsten Seele zu sprechen. Sandor fuhr gemächlich fort: »Nicht,<br />

dass ich zu faul war zum Arbeiten. Es war einfach dieser Teufelskreis, in dem<br />

ich mich befand und der mich schrecklich einengte. Scheinbar war mein<br />

Leben schon vorprogrammiert, es schien keinen Ausweg zu geben. Schule,<br />

Ausbildung, berufliche Karriere, Familie. Um die Familie ernähren zu können,<br />

war man ja auf einen gut bezahlten Job angewiesen. Egal, ob einen dieser Job<br />

erfüllte oder nicht, es ging nur um Geld und Ansehen. Irgendwann war man<br />

alt. Körperlich verbraucht und geistig zu träge, um über den Sinn des Lebens<br />

überhaupt noch nachzudenken. Falls man aber mal Gelegenheit zum<br />

Nachdenken gehabt hätte, gab es ja genügend Möglichkeiten, um sich<br />

abzulenken. Alkohol, Fernsehen, Partys und so weiter. Ich habe das alles<br />

mitgemacht bis zu einem gewissen Punkt. Irgendwann hielt ich es aber nicht<br />

mehr aus, wollte nur noch weg. Also begann ich, in die große, weite Welt<br />

12


hinauszuziehen. Stets in der Hoffnung, etwas zu finden, das mir einen<br />

einigermaßen sinnvollen Lebensinhalt gibt. Bis ich eines Tages merkte, dass<br />

dieses Etwas nicht irgendwo außerhalb, sondern nur in mir selbst zu finden<br />

ist. In jener Zeit gab es viele gleichgesinnte Leute, die ebenfalls auf der Suche<br />

nach diesem mysteriösen Etwas waren. Man nannte uns damals Hippies. Wir<br />

waren auf der Suche nach Freiheit und Glück. Aber um deine Frage zu<br />

beantworten«, schloss er seinen Monolog, »nein, ich glaube nicht an Zufälle.«<br />

»Wow, du hast echt spannende Storys auf Lager«, antwortete ich verblüfft<br />

und hätte ihn am liebsten gleich mit tausend weiteren Fragen gelöchert.<br />

Aber in diesem Moment klingelte das Telefon. Gelassen wie immer nahm<br />

Sandor den Hörer ab. Am anderen Ende ertönte eine gespielt ernsthafte<br />

Kinderstimme:<br />

»Hallo, hier spricht Kittie, die Katze Ihres Nachbarn. Ich habe meinen<br />

Schwanz in der Waschmaschine eingeklemmt. Können Sie mir bitte helfen?<br />

Sonst kann Ihre Pizza nicht geliefert werden und die Fledermäuse sterben<br />

aus.«<br />

Der unbekannte Anrufer prustete laut heraus vor Lachen und legte auf.<br />

»Ach, diese Kinder«, murmelte Sandor, während er zurück zur Couch<br />

schlenderte, »finden Telefonstreiche also immer noch wahnsinnig originell.<br />

Na ja, dann treiben sie wenigstens keinen schlimmeren Unfug. Hast du<br />

eigentlich auch Kinder?«, wollte er von mir wissen.<br />

»Nein, ich habe keine. Bin momentan noch genug mit anderen Dingen<br />

beschäftigt. Was ist mir dir?«<br />

»Ich habe eine Tochter, die etwa in deinem Alter ist. Sie macht gerade ein<br />

Wellness-Wochenende mit meiner Frau Melinda.«<br />

»Melinda?«, schrie ich auf.<br />

Ich konnte es nicht fassen. Zum dritten Mal an diesem Tag wurde ich<br />

bereits mit dem Namen Melinda konfrontiert. Das konnte nun wirklich<br />

unmöglich Zufall sein. Aber was hatte das zu bedeuten? Hatte es überhaupt<br />

etwas zu bedeuten?<br />

Sandor erkundigte sich, ob mit dem Namen Melinda etwas nicht stimme,<br />

daraufhin klärte ich ihn über die bisherigen seltsamen Ereignisse des heutigen<br />

Tages auf. Immerhin hatte ich soeben einen Autounfall überlebt, bloß weil ich<br />

wegen dem banalen »Melinda-Lied« im Radio abgelenkt worden war.<br />

Daraufhin meinte der ältere Mann mit der weisen Ausstrahlung trocken:<br />

13


»Das ist tatsächlich seltsam. Sieht so aus, als fügten sich die einzelnen<br />

Mosaiksteinchen deines Lebens langsam zu einem Gesamtbild zusammen.<br />

Wenn du möchtest, lade ich dich am nächsten Sonntag gerne zum Essen ein.<br />

Dann können wir in aller Ruhe über Gott und die Welt diskutieren. Meine<br />

Frau und meine Tochter werden sich bestimmt freuen, deine Bekanntschaft<br />

zu machen. Aber jetzt solltest du dich lieber ein wenig ausruhen.«<br />

Mit Vergnügen nahm ich die Einladung an, bedankte mich für alles und<br />

machte mich anschließend frohen Mutes auf den Heimweg. Die verbeulte<br />

Karre konnte ich vorübergehend bei Sandor stehen lassen.<br />

Zu Hause angekommen gönnte ich mir zuerst ein heißes Bad, um mich<br />

nach diesen Strapazen zu entspannen. Anschließend legte ich mich ins Bett,<br />

während ich versuchte, über nichts nachzudenken und die Gedanken einfach<br />

vorbeiziehen zu lassen. Dabei wurde ich immer entspannter und gelöster, bis<br />

ich schließlich an der Schwelle zwischen Wach- und Schlafzustand in eine Art<br />

Trance geriet. Verschiedene, zusammenhanglose Gedankenbilder zogen wie<br />

tanzende Lichtpunkte vor meinem inneren Auge vorbei. Nach einer Weile<br />

kristallisierte sich aus dem wirren Gemisch von bunten Traumbildern eine<br />

farbige, sich drehende Spirale heraus. Plötzlich vernahm ich telepathisch die<br />

Stimme, die bereits im Straßengraben zu mir gesprochen hatte.<br />

Hey Kumpel, alles klar? Ich bin’s, Galak. Der Typ, den du Geistführer nennst.<br />

Wir haben heute Nachmittag schon miteinander gequatscht. Erinnerst du dich?<br />

Ja, jetzt erinnere ich mich wieder, erwiderte ich, ebenfalls in stummer<br />

Gedankensprache. Das war kurz bevor ich Sandor getroffen habe, stimmt’s? Hast<br />

DU das etwa so eingefädelt, dass ausgerechnet ER an der Unfallstelle aufgetaucht<br />

ist? Oder war das einfach nur ein glücklicher Zufall?<br />

Es gibt keine Zufälle. Alles hat seinen bestimmten Grund. Aber es ist schon mal<br />

ein gutes Zeichen, wenn du beginnst, darüber nachzudenken, weshalb du in<br />

gewisse Lebenssituationen hineingerätst und was sie dir mitteilen wollen. So lernst<br />

du das Spiel des Lebens am besten und wirst es mit der Zeit immer besser<br />

beherrschen. Dann fällt dir auch alles leichter. Je gelassener du wirst, desto mehr<br />

beginnt dir das Leben Spaß zu machen, weil dir wie durch Zauberhand einfach<br />

alles gelingt. Du wirst schon sehen. Achte auf jede Kleinigkeit, denn auf diese Art<br />

teilt sich dir das Leben mit.<br />

Danke, Galak, deine Ratschläge sind wirklich klasse. Von jetzt an werde ich<br />

versuchen, bewusster durch das Leben zu gehen. Ich hoffe bloß, dass ich alle diese<br />

Erkenntnisse auch in meinen Alltag integrieren kann. Außerdem kann ich ja<br />

14


schlecht jemandem erzählen, dass ich im Traum mit meinem Geistführer in<br />

Kontakt stehe. Sonst erklären mich die Leute noch für total verrückt.<br />

Du träumst nicht, sondern befindest dich im Alphazustand, wenn du mit mir<br />

kommunizierst, gab mir Galak geduldig zu verstehen. In einer fortgeschrittenen<br />

Phase jedoch wird es mir dann vielleicht sogar möglich sein, mich zu<br />

materialisieren, sodass wir uns ganz normal miteinander unterhalten können.<br />

Momentan bist du aber noch zu sehr im Alltagsbewusstsein verankert, deshalb<br />

kann ich dich vorerst nur im entspannten Alphazustand erreichen. Das nächste<br />

Mal werde ich dir weitere Informationen geben. Ruh dich jetzt aus.<br />

Ich war gerade kurz davor, einzuschlafen, als ich den Impuls verspürte,<br />

einen Stift zu schnappen und ein paar Stichworte zu notieren. Völlig<br />

weggetreten, wie ein Schlafwandler in Aktion, schlurfte ich zum Schreibtisch<br />

und kritzelte etwas auf ein Blatt Papier. Anschließend fiel ich in einen tiefen,<br />

traumlosen Schlaf und erwachte erst am nächsten Morgen wieder.<br />

Die Kopfschmerzen vom Autounfall waren wie weggeblasen und ich fühlte<br />

mich wie neugeboren. Angestrengt versuchte ich, die Ereignisse der<br />

vergangenen vierundzwanzig Stunden nochmals Revue passieren zu lassen.<br />

Schließlich nahm ich verschwommene Bilder und einige Wortfetzen wahr, die<br />

sich allmählich zu einem Ganzen zusammenfügten. Plötzlich machte es<br />

»Klick« und ich konnte mich wieder an die ganze Unterhaltung mit Galak<br />

erinnern. Da fiel mir ein Blatt Papier auf, das vor mir auf dem Fußboden lag.<br />

Neugierig hob ich es auf und las die Worte, welche ich am Tag zuvor im<br />

Halbschlaf notiert hatte. Darauf stand Folgendes geschrieben: Bahnhof, zwölf<br />

Uhr. Was zur Hölle hatte denn das nun wieder zu bedeuten?<br />

Taschenbuch, 154 Seiten, auch als eBook bei Amazon erhältlich.<br />

15


Vorschau: <strong>Starchild</strong> Terry II – Melinda<br />

Im zweiten Teil bestehen Terry und seine<br />

verrückte Rasselbande gemeinsam weitere<br />

fantastische, in dieser Form noch nie<br />

dagewesene Abenteuer.<br />

Diesmal begleiten wir seine Tochter<br />

Melinda auf ihrer witzigen und zugleich<br />

dramatischen Reise vom sogenannten<br />

Jenseits in ihre neue Inkarnation und<br />

erfahren, dass Leben und Tod lediglich zwei<br />

Seiten derselben Medaille sind. Doch<br />

Melindas Leben verläuft natürlich alles<br />

andere als normal. Egal, ob sie gerade mitten<br />

in entstehenden Kornkreisen übernachtet,<br />

das scheinbare Ende der Welt miterlebt oder<br />

durch das Weltall in die Heimat der<br />

Sternenkinder reist, immer ist irgendetwas<br />

los.<br />

Als Taschenbuch und eBook ab Januar 2015 erhältlich.<br />

16


Weitere Werke<br />

Taschenbuch, 2. Auflage, 188 Seiten<br />

ISBN: 978-1-50102-565-5<br />

17


Taschenbuch, 2. Auflage, 204 Seiten<br />

ISBN: 978-1-50082-086-2<br />

18


Taschenbuch, 3. Auflage, 150 Seiten<br />

ISBN: 978-1-50069-063-2<br />

19


Taschenbuch, 2. Auflage, 170 Seiten<br />

ISBN: 978-1-50071-321-8<br />

20


Taschenbuch, 2. Auflage, 300 Seiten<br />

ISBN: 978-1-50057-728-5<br />

21


Taschenbuch, 1. Auflage, 242 Seiten<br />

ISBN: 978-1-50042-593-7<br />

22


Taschenbuch, 2. Auflage, 224 Seiten<br />

ISBN: 978-1-50317-925-7<br />

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