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what remains gallery in der PLATFORM

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WHAT<br />

REMAINS<br />

GALLERY


WHAT<br />

REMAINS<br />

GALLERY<br />

IN DER<br />

<strong>PLATFORM</strong>


IN<br />

HALT<br />

WAS KOMMT–<br />

WAS BLEIBT?<br />

10<br />

NACHRUF<br />

AUF DIE<br />

KUNST<br />

19<br />

Elisabeth Hartung<br />

Miriam Althammer<br />

ABOUT<br />

72<br />

LITERATUR<br />

76<br />

Impressum<br />

80<br />

<strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong><br />

Calum Greaney<br />

REFINE<br />

Recycle<br />

Rema<strong>in</strong><br />

Michael Buhrs<br />

22<br />

Gibt es e<strong>in</strong><br />

Leben nach <strong>der</strong><br />

Ausstellung?<br />

Sasha Gora<br />

Christian Landspersky<br />

René Landspersky<br />

Calum Greaney<br />

38<br />

Alles<br />

nur<br />

geklaut?!<br />

Oliver Herwig<br />

48<br />

Merckers<br />

Gesetz<br />

Florian Mercker<br />

56<br />

ARTISTS<br />

TALK<br />

60<br />

Archiv<br />

Bedeutung<br />

Transformation<br />

Autorschaft & Partizipation<br />

Recycl<strong>in</strong>g


Was kommt?<br />

Was haben die<br />

„Tempel des<br />

Ich“ mit den<br />

Ateliers <strong>der</strong><br />

<strong>PLATFORM</strong> zu<br />

tun?<br />

Kann Müll se<strong>in</strong>, was<br />

e<strong>in</strong>en Tag zuvor<br />

noch bewun<strong>der</strong>te<br />

Kunst war?<br />

Was kommt nach <strong>der</strong><br />

Fertigstellung und<br />

Präsentation e<strong>in</strong>er<br />

künstlerischen Arbeit?<br />

Was<br />

wollen wir<br />

fortführen?<br />

Was<br />

passiert nach<br />

dem Ende e<strong>in</strong>er<br />

Ausstellung?<br />

Wer bestimmt,<br />

was Kunst ist?<br />

Hat die Intervention<br />

Neues <strong>in</strong> die Welt<br />

gebracht?<br />

Auf was<br />

kann e<strong>in</strong><br />

Künstler<br />

eigentlich<br />

Anspruch<br />

erheben?<br />

Was bleibt von<br />

e<strong>in</strong>er Idee, wenn<br />

sie ausgeführt<br />

und materialisiert<br />

wurde?<br />

Was wird von<br />

diesem Raum<br />

bleiben?<br />

Wo ist die<br />

Grenze des<br />

Erlaubten?<br />

Wann und wie<br />

darf e<strong>in</strong> Kunstwerk<br />

überhaupt<br />

weiterbearbeitet<br />

werden?


Welche Aufgaben hat e<strong>in</strong>e<br />

temporäre Kunst<strong>in</strong>stitution<br />

wie die <strong>PLATFORM</strong>?<br />

Warum ist<br />

<strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong><br />

<strong>gallery</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Galerie und nicht<br />

e<strong>in</strong> Museum?<br />

Ist es Diebstahl,<br />

wenn man zu<br />

entsorgende<br />

Kunstwerke an<br />

sich nimmt?<br />

Dürfen<br />

Künstler<br />

über Relikte<br />

an<strong>der</strong>er<br />

Künstler<br />

bestimmen?<br />

Was bleibt von<br />

e<strong>in</strong>em Kunstwerk,<br />

e<strong>in</strong>er Ausstellung,<br />

e<strong>in</strong>er Institution?<br />

Was wird von<br />

dem bleiben was<br />

bisher geschah?<br />

Was<br />

bleibt?<br />

Kann man sich<br />

fremde Kunstwerke<br />

überhaupt aneignen?<br />

Welche<br />

Rechte<br />

hat e<strong>in</strong><br />

Sammler<br />

an Werk<br />

und Idee?<br />

Was wird relevant se<strong>in</strong>, von dem,<br />

was wir jetzt entwickeln?<br />

Was hat sich im<br />

künstlerischen<br />

Selbstverständnis<br />

gewandelt?<br />

Was ist es wert,<br />

aufgehoben<br />

zu werden?


10 11


WAS<br />

KOMMT–<br />

WAS<br />

BLEIBT?<br />

<strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>PLATFORM</strong><br />

Elisabeth Hartung<br />

Mit <strong>der</strong> Frage „Was kommt?“ kündigten<br />

wir im November 2013 den<br />

Neustart <strong>der</strong> <strong>PLATFORM</strong> an und<br />

etablierten damit das Fragenstellen als<br />

Teil unserer Arbeit. Denkräume für<br />

gegenwärtige kultur- und gesellschaftsrelevante<br />

Fragen zu eröffnen und<br />

konkrete Aufgaben für die Kultur- und<br />

Kreativwirtschaft zu übernehmen<br />

s<strong>in</strong>d wesentliche Intentionen unserer<br />

Arbeit. Dazu gilt es auch, die Grundbed<strong>in</strong>gungen<br />

kultureller Produktion <strong>in</strong><br />

Augensche<strong>in</strong> zu nehmen und wichtige<br />

Diskurse zu för<strong>der</strong>n, sichtbar zu<br />

machen, um aus diesen konkrete Modelle,<br />

Strategien und auch Maßnahmen<br />

zu entwickeln.<br />

Wir sehen es als Chance, dass wir uns<br />

selbst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Prozess bef<strong>in</strong>den<br />

und offen auf die Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Zeit, des sich stark wandelnden<br />

künstlerischen Selbstverständnisses<br />

und <strong>der</strong> Entwicklungen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />

Kultur- und Kreativwirtschaft reagieren<br />

können. Vieles kann nicht mehr<br />

<strong>in</strong> den bestehenden Wertkategorien<br />

verhandelt werden – <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kunst wie<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft.<br />

Der mit <strong>der</strong> Frage „Was kommt?“<br />

bewusst <strong>in</strong> die Zukunft gerichtete<br />

Blick muss zunächst von <strong>der</strong> Analyse<br />

<strong>der</strong> Topoi kultureller Produktion <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Gegenwart ausgehen. Gleichzeitig<br />

ist die Basis alles Zukünftigen neben<br />

dem Vorhandenen das Vergangene. So<br />

fügten wir e<strong>in</strong>e weitere Frage h<strong>in</strong>zu<br />

und machten diese zum Motto unseres<br />

fünfjährigen Bestehens im März 2014.<br />

„Was bleibt?“ Was bleibt von e<strong>in</strong>em<br />

Kunstwerk, e<strong>in</strong>er Ausstellung, e<strong>in</strong>er<br />

Institution? Was wird von dem bleiben,<br />

was bisher geschah? Was wird relevant<br />

se<strong>in</strong> von dem, was wir jetzt entwickeln?<br />

Was wollen wir fortführen?<br />

Die Frage „Was bleibt?“ ist ebenfalls<br />

die Essenz von <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong>,<br />

gegründet von den Künstlern Christian<br />

und René Landspersky. Ausgehend<br />

vom Diskurs um Autorschaft und Aneignung<br />

sowie <strong>der</strong> Überproduktion<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> zeitgenössischen<br />

Kunst handelt es sich hierbei um e<strong>in</strong><br />

künstlerisches Forschungskonzept<br />

und somit um e<strong>in</strong>e fiktive Institution,<br />

die <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie als konzeptioneller<br />

Raum zu verstehen ist. In dessen Rahmen<br />

werden Relikte <strong>der</strong> kurzlebigen<br />

und florierenden Kunstproduktion<br />

weiteren künstlerischen Untersuchungen<br />

unterzogen und diskutiert.<br />

Das Medium Ausstellung selbst wird<br />

von den Künstlern kritisch durch<br />

ihre spezifische künstlerische Praxis<br />

h<strong>in</strong>terfragt.<br />

Teile großer Installationen und<br />

Ausstellungen <strong>in</strong> Museen und Kunsthallen<br />

werden oftmals nicht <strong>in</strong> den<br />

Verwertungszyklus des Kunstmarkts<br />

e<strong>in</strong>verleibt. Christian und René Landspersky<br />

retten diese vor <strong>der</strong> Mülltonne<br />

und setzen sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en neuen Kontext.<br />

Damit machen die beiden e<strong>in</strong> großes<br />

Fass rund um die Frage <strong>der</strong> Urheberschaft<br />

auf. Was ist wert, aufgehoben zu<br />

werden? Wer bestimmt, was Kunst ist?<br />

Wo aber ist die Grenze des Erlaubten<br />

– gerade wenn die Verwertung<br />

vorhandener Ideen und Materialien<br />

und <strong>der</strong>en Neudef<strong>in</strong>ition doch Merkmale<br />

kreativen Arbeitens s<strong>in</strong>d? Dürfen<br />

Künstler über Relikte an<strong>der</strong>er Künstler<br />

bestimmen?<br />

Seit 2009 provoziert <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong><br />

<strong>gallery</strong> solche Fragen. Nach fünf<br />

Jahren haben glückliche Begegnungen<br />

zu e<strong>in</strong>em großen Projekt anlässlich<br />

des fünfjährigen Bestehens <strong>der</strong><br />

<strong>PLATFORM</strong> geführt, das sowohl für<br />

<strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> als auch für die<br />

<strong>PLATFORM</strong> und ihre Frage „Was<br />

bleibt?“ durchaus programmatisch ist.<br />

Ausgehend vom realen künstlerisch<br />

gestalteten Raum eröffnete sich e<strong>in</strong><br />

weites Kont<strong>in</strong>uum voller Fragen, die<br />

zentral für die Künstler selbst und die<br />

Institution sowie Kernaspekte künstlerischer<br />

Produktion s<strong>in</strong>d. Auf <strong>der</strong><br />

materiellen Ebene sche<strong>in</strong>t <strong>der</strong> Prozess<br />

auf den ersten Blick recht e<strong>in</strong>fach:<br />

Elemente <strong>der</strong> Architektur e<strong>in</strong>er Ausstellung<br />

werden an e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en<br />

Ausstellungsort gebracht und dort als<br />

Material für e<strong>in</strong>e neue Ausstellung<br />

verwendet. Die Gestaltung des begehbaren<br />

Raums, <strong>der</strong> sich aus diesem<br />

Transformationsprozess <strong>in</strong> <strong>der</strong> PLAT-<br />

FORM entwickelte, überzeugte gerade<br />

aufgrund dieser E<strong>in</strong>fachheit und offenbarte<br />

dennoch <strong>in</strong> ihrer B<strong>in</strong>nenstruktur<br />

e<strong>in</strong>e erstaunliche Komplexität. Das<br />

Material dieser Ausstellung waren<br />

Displays <strong>der</strong> Ausstellung „Im Tempel<br />

des Ich. Das Künstlerhaus als Gesamtkunstwerk“,<br />

die bis zum 2. März 2014<br />

im Museum Villa Stuck zu sehen war.<br />

12 13


»<br />

Was auch kommen<br />

wird, <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong><br />

<strong>gallery</strong> wird bleiben.<br />

«<br />

Gute drei Wochen später, am 28. März<br />

2014, eröffnete <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>PLATFORM</strong>. Im Auftrag <strong>der</strong><br />

Landsperskys hatte <strong>der</strong> britische<br />

Künstler Calum Greaney, <strong>der</strong> an <strong>der</strong><br />

Schnittstelle von Architektur, Kunst<br />

und Design arbeitet, das Material unmittelbar<br />

nach dem Abbau <strong>der</strong> Ausstellung<br />

im Museum Villa Stuck <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Halle <strong>der</strong> <strong>PLATFORM</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

raumfüllende Installation verwandelt,<br />

zur Bühne, zum Archiv, zur Präsentationsfläche,<br />

zum Ruheraum und zum<br />

Ort des Diskurses transformiert.<br />

In diesem Raum, <strong>in</strong> dieser s<strong>in</strong>nlich<br />

wahrnehmbaren und körperlich<br />

erfahrbaren Hülle, war schließlich<br />

das Konzept von <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong><br />

e<strong>in</strong>geschrieben – all die Themenfel<strong>der</strong><br />

und Fragen, die sie mit ihren Interventionen<br />

provoziert. Das Material<br />

ist eben nicht nur Sperrholz, son<strong>der</strong>n<br />

Transmitter zwischen zwei Systemen.<br />

Es transportiert die Themen <strong>der</strong><br />

Museumsausstellung <strong>in</strong> die Halle <strong>der</strong><br />

<strong>PLATFORM</strong> mit ihren angeglie<strong>der</strong>ten<br />

Ateliers für KünstlerInnen und<br />

GestalterInnen und spannt den Bogen<br />

<strong>in</strong> die Gegenwart, zu den <strong>der</strong>zeitigen<br />

Produktionsbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Kunst.<br />

Was haben die unter dem Motto „Im<br />

Tempel des Ich“ vere<strong>in</strong>ten Künstlerhäuser<br />

mit den Produktionsbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>in</strong> den städtischen Ateliers <strong>der</strong><br />

<strong>PLATFORM</strong> zu tun? Was hat sich<br />

im künstlerischen Selbstverständnis<br />

gewandelt? Welche Aufgaben hat heute<br />

e<strong>in</strong> Museum und welche e<strong>in</strong>e<br />

Kunst<strong>in</strong>stitution wie die <strong>PLATFORM</strong>?<br />

Welche Orte braucht die künstlerische<br />

Produktion? Hoffnungen schw<strong>in</strong>gen<br />

mit, an<strong>der</strong>e Lebens- und Produktionsmodelle<br />

und an<strong>der</strong>e kollaborative<br />

Formen <strong>der</strong> Produktion zu etablieren.<br />

Auch Enttäuschungen stehen im<br />

Raum, Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen über<br />

die Art und Weise <strong>der</strong> Kommunikation<br />

zwischen KünstlerInnen. Über<br />

Autorenschaft und Urheberschaft <strong>in</strong><br />

digitalen Zeiten wird diskutiert.<br />

Wie verhält es sich bei <strong>der</strong> Verwertung<br />

von Kunstwerken mit den Aspekten<br />

künstlerischer Freiheit? Was wird von<br />

diesem Raum bleiben? Hat die Intervention<br />

Neues <strong>in</strong> die Welt gebracht?<br />

Gleichzeitig war die Installation<br />

Schauplatz von neuen Begegnungen<br />

zwischen unterschiedlichsten Menschen<br />

und für das Team <strong>der</strong> PLAT-<br />

FORM wie<strong>der</strong>um Besprechungsraum<br />

für neue Projekte.<br />

Wir laden Sie mit dieser Publikation<br />

e<strong>in</strong>, imag<strong>in</strong>är zum Schauplatz <strong>what</strong><br />

<strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> <strong>in</strong> die <strong>PLATFORM</strong><br />

zurückzukehren und gleichzeitig anhand<br />

<strong>der</strong> Beiträge <strong>in</strong> diesem Buch den<br />

Haupt- und Nebenwegen zu folgen,<br />

die geebnet worden s<strong>in</strong>d. Sowohl die<br />

Künstler selbst kommen zu Wort als<br />

auch Fachleute, die das Projekt <strong>what</strong><br />

<strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> von ihren Außenposten<br />

beleuchten. Für uns selbst eröffnet<br />

dieses Buch zugleich e<strong>in</strong>e Reihe von<br />

Publikationen <strong>der</strong> <strong>PLATFORM</strong> zu<br />

kultur- und gesellschaftsrelevanten<br />

Fragestellungen. Viele existentielle<br />

Fragen können nicht mehr alle<strong>in</strong> mit<br />

bestehenden Kategorien beantwortet<br />

werden, auch sche<strong>in</strong>bar absolut gesetzte<br />

ökonomische Herangehensweisen<br />

s<strong>in</strong>d an ihre Grenzen gekommen.<br />

Die Komplexität künstlerischen Denkens<br />

<strong>in</strong>dessen br<strong>in</strong>gt Überraschungen<br />

<strong>in</strong>s Spiel, irritiert, provoziert, ermöglicht<br />

es, neue Perspektiven e<strong>in</strong>zunehmen<br />

und ungewöhnliche neue<br />

Verb<strong>in</strong>dungen herzustellen.<br />

Was auch kommen wird, <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong><br />

<strong>gallery</strong> wird bleiben.<br />

Danke allen, die an diesem Projekt<br />

mitgewirkt haben und es weitertragen<br />

werden!<br />

14 15


16 17


18 19


NACHRUF<br />

AUF DIE<br />

KUNST<br />

Miriam Althammer<br />

»The show is not the<br />

end, it’s the beg<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g«<br />

schreibt die New York Times über <strong>what</strong><br />

<strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> im März 2014.<br />

Was passiert also nach dem Ende e<strong>in</strong>er<br />

Ausstellung? Was kommt nach <strong>der</strong><br />

Fertigstellung und Präsentation e<strong>in</strong>er<br />

künstlerischen Arbeit? Und was bleibt<br />

von e<strong>in</strong>er Idee, wenn sie ausgeführt und<br />

materialisiert wurde?<br />

<strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> widmet <strong>der</strong><br />

Kunst e<strong>in</strong>en Nachruf aus <strong>der</strong>en Überproduktion.<br />

Seit 2009 wurden bei<br />

Selektionsprozessen von Münchner<br />

Kunst<strong>in</strong>stitutionen verschiedenste<br />

Artefakte künstlerischer Arbeiten nach<br />

ihrer Ausstellungpräsentation aussortiert.<br />

Sie haben an Wert und Bedeutung<br />

verloren. Dennoch tragen sie Potential<br />

<strong>in</strong> sich. Das Potential, e<strong>in</strong>en Teil<br />

ihrer verdrängten Geschichte weiterh<strong>in</strong><br />

zu transportieren. Und so dienen<br />

sie als Forschungsgegenstand von<br />

<strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> – um Rückschlüsse<br />

zuzulassen auf Gedanken und Inspirationen<br />

von Künstlern, auf Kunstsysteme<br />

und Momente von Kunstproduktion.<br />

Sie s<strong>in</strong>d Symbole e<strong>in</strong>es<br />

kulturellen Überschusses. Zugleich<br />

lässt sich mit ihnen h<strong>in</strong>terfragen,<br />

ob es s<strong>in</strong>nvoll ist, Kunst, die e<strong>in</strong>em<br />

ständigen Bedeutungswandel ausgesetzt<br />

ist, lediglich durch statische<br />

Konservierung und Archivierung<br />

zu dokumentieren.<br />

Um dieser Frage nachzugehen, besetzte<br />

<strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> die Räume<br />

<strong>der</strong> <strong>PLATFORM</strong> zu <strong>der</strong>en Fünfjahresfeier.<br />

Aus dem ehemaligen Ausstellungsdisplay<br />

von „Im Tempel des Ich.<br />

Das Künstlerhaus als Gesamtkunstwerk<br />

– Europa und Amerika 1800<br />

bis 1948“ im Museum Villa Stuck <strong>in</strong><br />

München wurde <strong>der</strong> Präsentationsrahmen<br />

für e<strong>in</strong>e alternative Ordnungsstruktur<br />

entworfen, dessen Material<br />

<strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> dem britischen<br />

Künstler und Kurator Calum Greaney<br />

zur Verfügung stellte. E<strong>in</strong> temporäres<br />

Archiv wurde geschaffen, um es<br />

mit den <strong>in</strong> den letzten fünf Jahren<br />

gesammelten Artefakten von <strong>what</strong><br />

<strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> zu bestücken und so<br />

<strong>der</strong>en angereicherten Nachlass <strong>der</strong><br />

Kunst erstmals e<strong>in</strong>er Öffentlichkeit<br />

zugänglich zu machen.<br />

20 21


22 23


REFINE<br />

RECYCLE<br />

REMAIN<br />

Michael Buhrs<br />

Heimatliche Gefühle stellen sich beim<br />

Anblick dieser Installation e<strong>in</strong>, die wie<br />

e<strong>in</strong> Kondensat aus dem Programm<br />

<strong>der</strong> Villa Stuck des letzten Jahres wirkt.<br />

Friedrich Kiesler, Richard Jackson<br />

und die Ausstellung „Im Tempel des<br />

Ich. Das Künstlerhaus als Gesamtkunstwerk“<br />

s<strong>in</strong>d die Überbegriffe, mit<br />

denen wir hier arbeiten können.<br />

Letztendlich entsp<strong>in</strong>nt sich jedoch e<strong>in</strong><br />

fast endloses Netzwerk aus Urhebern<br />

und Produzenten, aus künstlerischer<br />

Produktion und architektonischer<br />

Konzeption, mal ganz abgesehen von<br />

<strong>der</strong> Rezeption, und am Ende eben<br />

dem Weiterleben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Transformation<br />

und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Kontext.<br />

In <strong>der</strong> direkten Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

kennengelernt habe ich <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong><br />

<strong>gallery</strong> durch das ebenfalls letztjährige<br />

Projekt von Christian und René<br />

Landspersky im Kunstpavillon <strong>in</strong><br />

München. Im Oktober 2013 fand dort<br />

e<strong>in</strong>e Ausstellung mit dem spanischen<br />

Künstler Fernando Sánchez Castillo<br />

statt. E<strong>in</strong>geladen wurde Castillo von<br />

<strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> mit se<strong>in</strong>er Arbeit<br />

über AZOR, die ehemalige Yacht des<br />

spanischen Diktators Francisco Franco.<br />

Diese Yacht hat nach dem Ende <strong>der</strong><br />

Franco-Diktatur e<strong>in</strong>e schier aberwitzige<br />

Weiter- bzw. Umnutzung erfahren,<br />

und wurde von Fernando Sánchez<br />

Castillo schließlich zu Würfeln von<br />

ca. zwei auf e<strong>in</strong> Meter Seitenlänge<br />

gepresst. Die erste Präsentation <strong>der</strong><br />

Arbeit <strong>in</strong> Madrid sorgte für e<strong>in</strong>en<br />

großen Skandal, <strong>der</strong> vor allem mit <strong>der</strong><br />

noch immer andauernden Aufarbeitung<br />

des Franco-Regimes zu tun hatte.<br />

Seit diesem Zeitpunkt kann Fernando<br />

Sánchez Castillo die Arbeit <strong>in</strong> Spanien<br />

jedoch nicht mehr zeigen.<br />

<strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> hat die Arbeit im<br />

Oktober im Alten Botanischen Garten<br />

präsentiert. Es handelt sich um das<br />

sogenannte „kle<strong>in</strong>e Ausstellungsgebäude“,<br />

das früher an <strong>der</strong> Elisenstraße<br />

stand und im Zuge <strong>der</strong> Neugestaltung<br />

des Alten Botanischen Gartens 1936<br />

an <strong>der</strong> Stelle des 1931 abgebrannten<br />

Glaspalastes erbaut wurde.<br />

Das Ausstellungsgebäude <strong>der</strong> Nationalsozialisten<br />

war nach Ende des Zweiten<br />

Weltkriegs nur noch als Ru<strong>in</strong>e erhalten<br />

und wurde ab 1948 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Ausstellungsraum<br />

für Münchner Künstler<strong>in</strong>nen<br />

und Künstler umgebaut.<br />

Und natürlich war dieser Ort e<strong>in</strong>e<br />

perfekte Kulisse für die Rekontextualisierung<br />

<strong>der</strong> Arbeit von Fernando<br />

Sánchez Castillo durch die Landsperskys.<br />

E<strong>in</strong>e sicher nicht zu unterschätzende<br />

Komponente <strong>in</strong>nerhalb von <strong>what</strong><br />

<strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> ist die Tatsache, dass<br />

die beiden Künstler, die 2011 zur<br />

Jahresausstellung <strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong><br />

Bildenden Künste München den Zaun<br />

<strong>der</strong> Akademie mit den Worten AR-<br />

MEEN VON IRREN sowie URTEILE<br />

IM MOMENT VERORTEN besetzt<br />

haben, immer wie<strong>der</strong> auch im Ausstellungsauf-<br />

und abbau <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Institutionen tätig s<strong>in</strong>d. Diese Konstellation<br />

prädest<strong>in</strong>iert natürlich für<br />

den Umgang mit Ausstellungsrelikten.<br />

Wer e<strong>in</strong>en Blick auf die Website von<br />

<strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> wirft, entdeckt<br />

dort auch e<strong>in</strong>e illustre Künstlerzusammenstellung,<br />

denen die beiden e<strong>in</strong>en<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich noch nicht e<strong>in</strong>mal<br />

ironisch geme<strong>in</strong>ten Dank aussprechen.<br />

Dort f<strong>in</strong>den sich Ai Weiwei, Albert<br />

Hien, <strong>der</strong> auch aus <strong>der</strong> Villa Stuck bekannte<br />

Andrei Molodk<strong>in</strong>, <strong>der</strong> erwähnte<br />

Fernando Sánchez Castillo, aber auch<br />

Flyer zur Ausstellung<br />

„Was kommt – Was bleibt?“<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>PLATFORM</strong><br />

24 25


»<br />

E<strong>in</strong> fast<br />

endloses<br />

Netzwerk<br />

aus Urhebern<br />

und Produzenten,<br />

aus<br />

künstlerischer<br />

Produktion<br />

und architektonischer<br />

Konzeption<br />

«<br />

General Idea und Lawrence We<strong>in</strong>er.<br />

Im Fall <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>PLATFORM</strong> zu sehenden<br />

Ausstellungsarchitektur kommen<br />

die Versatzstücke aus <strong>der</strong> Ausstellung<br />

„Im Tempel des Ich“, die von<br />

November 2013 bis Anfang März<br />

2014 im Museum Villa Stuck zu sehen<br />

war. Die beiden Landsperskys haben<br />

das Museum Villa Stuck sehr früh<br />

schon auf die Möglichkeit angesprochen,<br />

Teile <strong>der</strong> Architektur zu übernehmen,<br />

die vom Münchner Designer<br />

Kilian Stauss konzipiert worden war.<br />

Ziel <strong>der</strong> Ausstellung war es, anhand<br />

von zwanzig <strong>in</strong>ternationalen Künstlerhäusern<br />

<strong>der</strong> Tradition dieser Typologie<br />

zu folgen und Hauptvertreter zu<br />

benennen, <strong>der</strong>en Werk sich unter<br />

dem Begriff des Gesamtkunstwerkes<br />

wie<strong>der</strong>f<strong>in</strong>den kann – und das immer<br />

im Spiegel <strong>der</strong> direkten Umgebung,<br />

also <strong>der</strong> Villa des Münchner Künstlerfürsten<br />

Franz von Stuck.<br />

Das Augenmerk von Margot Th.<br />

Brandlhuber, Sammlungsleiter<strong>in</strong> des<br />

Museums und Kurator<strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausstellung,<br />

lag dabei stets auf dem Werk,<br />

dem Objekt aus Künstlerhand, <strong>in</strong> dem<br />

sich die architektonische Gestalt <strong>in</strong><br />

wörtlicher o<strong>der</strong> übertragener Form<br />

wi<strong>der</strong>spiegelt. Darüber h<strong>in</strong>aus waren<br />

historische und aktuelle Aufnahmen<br />

<strong>der</strong> Häuser sowie teilweise auch Skizzen<br />

zu sehen, die Struktur und Zuschnitt<br />

des Hauses nachvollziehbar<br />

machten.<br />

Interessanterweise hat <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er<br />

Architekt Arno Brandlhuber 2010<br />

damit begonnen, die sogenannte<br />

Antivilla zu bauen. In <strong>der</strong> Beschreibung<br />

<strong>der</strong> Baumaßnahme heißt es:<br />

„Beim Umbau des Stofflagers des<br />

VEB Obertrikotagen ‚Ernst Lück‘ am<br />

Krampnitzsee, südwestlich von Berl<strong>in</strong>,<br />

sollte von e<strong>in</strong>er üblichen bauphysikalischen<br />

Ertüchtigung <strong>der</strong> Außenhülle<br />

abgesehen werden. Stattdessen galt<br />

es, die hohen Baustandards <strong>in</strong> Frage<br />

zu stellen und sich experimentell mit<br />

e<strong>in</strong>em Verständnis von Architektur<br />

als Umwelt ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zusetzen.“<br />

Geme<strong>in</strong>sam mit dem Ingenieurbüro<br />

Pichler entwickelten Brandlhuber+<br />

e<strong>in</strong> Konzept, das e<strong>in</strong>e Anpassung an<br />

die neuen Nutzungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

als Atelier und Wohngebäude mittels<br />

weniger gezielter E<strong>in</strong>griffe erlaubte.<br />

Das Satteldach aus Asbest-Wellplatten<br />

wurde abgetragen und durch e<strong>in</strong> neu<br />

konzipiertes Flachdach ersetzt, das<br />

zudem konstruktiv als Überzug ausgebildet<br />

war, sodass bis zu fünf Meter<br />

breite Wandöffnungen <strong>in</strong> das vorhandene<br />

Mauerwerk geschlagen werden<br />

konnten. Weitere Modifikationen<br />

waren die vollständige Entkernung des<br />

Gebäudes im Inneren und die E<strong>in</strong>fügung<br />

e<strong>in</strong>es sogenannten „Funktionskerns“<br />

mit Badezimmer, Küchenzeile<br />

und Sauna im Obergeschoss. E<strong>in</strong>e<br />

variable Steuerung <strong>der</strong> Raumgröße<br />

durch transparente Vorhänge aus<br />

PVC-Folien sorgt für verschiedene<br />

Wärme- und Lichtzonen im Gebäude. 1<br />

Arno Brandlhuber – und damit<br />

schließt sich dann <strong>der</strong> Kreis – hat im<br />

August 2012 an e<strong>in</strong>er Gruppenausstellung<br />

mit dem Titel „Reduce / Re-<br />

use / Recycle“ teilgenommen, die während<br />

<strong>der</strong> Architekturbiennale Venedig<br />

im Deutschen Pavillon zu sehen war.<br />

Generalkommissar <strong>der</strong> Ausstellung war<br />

<strong>der</strong> Münchner Architekt Muck Petzet,<br />

die Ausstellungsgestaltung stammte<br />

vom Münchner Designer Konstant<strong>in</strong><br />

Grcic.<br />

In <strong>der</strong> Pressemitteilung zur Ausstellung<br />

heißt es:<br />

„Als erfolgreiches Beispiel und Vorbild<br />

kann dabei die Umwertung von Müll<br />

zu Wertstoff herangezogen werden –<br />

wie sie von <strong>der</strong> Umweltbewegung erreicht<br />

wurde. Ihr <strong>in</strong>ternationaler Slogan<br />

»Reduce / Reuse / Recycle« bildet<br />

die sogenannte Abfallhierarchie ab:<br />

Mit Reduce steht an erster Stelle<br />

die Verr<strong>in</strong>gerung des Abfallvolumens<br />

– die Abfallvermeidung. Danach folgt<br />

Reuse, also die möglichst direkte<br />

Weiterverwendung, und erst an dritter<br />

Stelle kommt die materielle Umformung<br />

durch Recycl<strong>in</strong>g. Je ger<strong>in</strong>ger<br />

die notwendige Verän<strong>der</strong>ung des<br />

Ausgangsprodukts ausfällt, desto besser<br />

ist also <strong>der</strong> Prozess.<br />

Mit den 3Rs, Reduce / Reuse / Recycle,<br />

haben wir die Logik <strong>der</strong> Abfallhierarchie<br />

auf Architektur übertragen und<br />

erhalten dadurch e<strong>in</strong> neues Wertesystem<br />

zum Umgang mit Bestandsgebäuden:<br />

Je weniger Än<strong>der</strong>ungen<br />

vorgenommen werden und je weniger<br />

Energie dafür nötig ist, desto effektiver<br />

ist die Umbaustrategie.“ 2<br />

Christian und René Landspersky<br />

setzen gerade umgekehrt sehr viel<br />

Energie e<strong>in</strong> und f<strong>in</strong>den auf ihrem Weg<br />

zu Umbaustrategien, die nicht nur<br />

effektiv, son<strong>der</strong>n darüber h<strong>in</strong>aus auch<br />

höchst e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich s<strong>in</strong>d und die im<br />

S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Archäologie <strong>der</strong> Objekte<br />

und des Raumes überraschende Entdeckungen<br />

zu Tage för<strong>der</strong>n.<br />

1<br />

vgl. Anh-L<strong>in</strong>h-Ngo & Achim Reese, 0131 Antivilla,<br />

Berl<strong>in</strong> 2010. Verfügbar unter: http://www.brandlhuber.<br />

com/0131_antivilla_Krampnitz/<br />

2<br />

Muck Petzet, Reduce/Reuse/Recycle. Ressource Architektur,<br />

Berl<strong>in</strong> 2012, S. 2 Verfügbar unter: http://www.<br />

reduce-reuse-recycle.de/pdf/de/RRR_Bienn2012_Presse_Kur%20Statement_August2012.pdf<br />

26 27


Plan von Kilian Stauss<br />

zur Ausstellung „Im<br />

Tempel des Ich,<br />

Museum Villa Stuck“<br />

mit Notizen von<br />

Calum Greaney<br />

Im Tempel des Ich.<br />

Das Künstlerhaus als<br />

Gesamtkunstwerk –<br />

Europa und Amerika<br />

1800-1948, Installationsansicht<br />

Museum Villa<br />

Stuck, 2013/14, Foto:<br />

Katr<strong>in</strong> Schill<strong>in</strong>g<br />

28 29


30 31


Grundriss und Übersicht<br />

<strong>der</strong> Archivalien von <strong>what</strong><br />

<strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>PLATFORM</strong><br />

1 Klebebuchstaben, Kunstvere<strong>in</strong><br />

München, Villa Stuck, Residenz<br />

Würzburg<br />

2 Poster Blowups, Villa Stuck<br />

3 Poster Kunstvere<strong>in</strong> (Orig<strong>in</strong>ale seit<br />

1998)<br />

4 Teppichtapeten, Hypokunsthalle,<br />

Dürer-Cranach-Holbe<strong>in</strong> Ausstellung<br />

5 Liam Gillick, Kunstvere<strong>in</strong> München<br />

„Three Perspectives and a short<br />

Scenario”<br />

6 Micro-Aufnahmen von Platform3<br />

7 Duncan Campbell, Kunstvere<strong>in</strong><br />

München, Filmstreifen<br />

8 Monika Humm, <strong>PLATFORM</strong>,<br />

Folienwandzeichnung – Seaweed,<br />

Kunstvere<strong>in</strong> Landshut, 2012<br />

9 Bob Parks, Wallpaper <strong>in</strong> Grand<br />

Union<br />

10 Silke Markefka, <strong>PLATFORM</strong>,<br />

Le<strong>in</strong>wand<br />

11 Ian Kiaer, Kunstvere<strong>in</strong> München,<br />

Note P<strong>in</strong>k<br />

12 2 Streifen Daniel Buren,<br />

13 Fernando Sanchez, Castillo,<br />

Guernica Syndrom, Wrackteile AZOR<br />

14 Bill Drummond, Crackpipe<br />

15 Duncan Swann, <strong>PLATFORM</strong>,<br />

Gemälde<br />

16 David Blitz, München, Siebdruck<br />

auf Plexi<br />

17 Susanne Thiemann, <strong>PLATFORM</strong>,<br />

Ready-Made<br />

18 Dust<strong>in</strong> Yell<strong>in</strong>, Papierschnipsel auf<br />

Glas (Cutouts)<br />

19 Calum Greaney, (Archiv), kitefragment<br />

Heather and Ivan Morison<br />

20 Andreij Molodk<strong>in</strong>, Villa Stuck,<br />

Spritze und Öl<br />

21 Ste<strong>in</strong>kohle, Haus <strong>der</strong> Kunst,<br />

Landartausstellung<br />

22 Siebdruck aus Barbara Gross<br />

Galerie, 73/100<br />

23 Andrew Blackley, Cutouts, New<br />

York<br />

24 Calum Greaney, Studie<br />

25 Manual III, Studie<br />

26 Andrew Burton - Bricks<br />

27 Franz Landspersky, New York,<br />

Zeichnung<br />

28 Simon Popper – giraffe fragment<br />

29 Lutz Bacher, Booklet<br />

30 Manual VII<br />

31 General Idea, Edition, Magic Bullet<br />

32 Stück von Pleasure Island, Eastside<br />

Projects, Biennale Venedig<br />

33 Wandgemälde von 4 projects <strong>in</strong><br />

Mexico, Kunstvere<strong>in</strong> München<br />

34 Manual LI<br />

35 Manual VIII<br />

36 C.P. Müller, Haus <strong>der</strong> Kunst,<br />

Tarnnetz<br />

37 Sofia Montenegro, Conversations<br />

of the Last Decade<br />

38 Fre<strong>der</strong>ic Kiesler, Villa Stuck, Die<br />

Kulisse explodiert<br />

39 Manual IV<br />

40 Manual XXII<br />

41 Manual LII<br />

42 Sample<br />

43 Manual XXIV<br />

44 Julien Viala, <strong>PLATFORM</strong>,<br />

Fundstücke<br />

45 Brigitta Reuter, <strong>PLATFORM</strong>,<br />

Handschuhe<br />

46 Thermo-Hygrograph, Villa Stuck,<br />

Orig<strong>in</strong>al<br />

47 Manual XXXV<br />

48 Manual XXV<br />

49 Manual XXVI<br />

50 Nikolai Vogel, <strong>PLATFORM</strong>,<br />

Klebeband, Magnettonband<br />

51 Sofia Montenegro, Madrid, Orig<strong>in</strong>ale,<br />

Conversations of the Last Decade<br />

52 Richard Jackson, Bodenplan, A<strong>in</strong>´t<br />

Pa<strong>in</strong>t<strong>in</strong>g A Pa<strong>in</strong>, Villa Stuck<br />

53 Andrew Blackley über Hanne<br />

Darboven<br />

54 Nikolai Vogel, <strong>PLATFORM</strong>, Film<br />

55 Walid Raad, Kunsthalle Zürich,<br />

Kerst<strong>in</strong> Brätsch<br />

56 Lawrence We<strong>in</strong>er, Haus <strong>der</strong> Kunst,<br />

Buchstaben aus Holz<br />

57 Manual XXXII<br />

58 Manual I<br />

59 Manual LII<br />

60 Manual LIV<br />

61 Manual XXXVI<br />

62 Manual II<br />

63 Manual XXXVIII<br />

64 Manual XXIII<br />

65 Manual XXII<br />

66 Manual III<br />

67 General Idea, Magic Bullet<br />

68 Manual LXXXXI<br />

69 Siehe Bücherliste <strong>PLATFORM</strong>, 29<br />

Bücher<br />

70 Nikolai Vogel, <strong>PLATFORM</strong>, 3<br />

Bücher, Magnetstreifen, Tape<br />

71 Daniel Müller, Venedig Biennale,<br />

Nordischer Pavillon<br />

72 Alexan<strong>der</strong> Eisfeld, Dokumentart,<br />

Kontrollraum, drei Videos im Loop<br />

32 33


34 35


36 37


GIBT ES<br />

EIN<br />

LEBEN<br />

NACH<br />

DER<br />

AUSSTELL<br />

UNG?<br />

E<strong>in</strong> schriftliches Interview geführt von Sasha<br />

Gora mit Christian Landspersky,<br />

René Landspersky & Calum Greaney<br />

René Landspersky:<br />

E<strong>in</strong> Mangel an Ideen unsererseits war sicherlich nicht <strong>der</strong><br />

Grund, warum wir Calum e<strong>in</strong>geladen haben. Ausschlaggebend<br />

war es, Calums Neugier auf <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong><br />

zu teilen und e<strong>in</strong>e Idee weiter zu tragen. Vor allem das sich<br />

stets wandelnde Ersche<strong>in</strong>ungsbild von <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong><br />

erfor<strong>der</strong>t diesen Austausch. Calums<br />

aktive Perspektive <strong>in</strong> unseren Diskurs<br />

mit e<strong>in</strong>zubeziehen, wurde so gewissermaßen<br />

nicht nur zu e<strong>in</strong>em weiteren<br />

„proof of concept“, son<strong>der</strong>n bot die<br />

Möglichkeit künstlerische Entscheidungen<br />

an Calum abzugeben und so<br />

e<strong>in</strong>e Außenansicht auf <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong><br />

<strong>gallery</strong> zu entwickeln.<br />

<strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> arbeitet des<br />

Öfteren mit an<strong>der</strong>en Künstlern zusammen<br />

und verwendet dabei das<br />

Format „<strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> präsentiert”.<br />

Was hat euch auf die Arbeit<br />

von Calum aufmerksam gemacht und<br />

dazu motiviert, ihn e<strong>in</strong>zuladen an<br />

diesem Projekt teilzunehmen?<br />

Christian Landspersky:<br />

Wir lernten Calum 2012 während se<strong>in</strong>es<br />

Aufenthalts <strong>in</strong> München kennen.<br />

Se<strong>in</strong> damaliges Projekt, e<strong>in</strong> imperativer<br />

Ansatz zur E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung unterschiedlichster<br />

Personen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Arbeit,<br />

fand unser Interesse. Gleichzeitig war<br />

Calum von unserem Ansatz fasz<strong>in</strong>iert,<br />

lebendiges, also (kunst-)geschichtlich<br />

aufgeladenes Material für künstlerisches Arbeiten zu verwenden, anstatt mit totem<br />

bzw. austauschbarem Material zu arbeiten. Durch den konstanten Austausch<br />

und Diskurs verfolgten wir die Arbeit Calums <strong>in</strong> Newcastle und Birm<strong>in</strong>gham. Die<br />

Ausstellung <strong>in</strong> Newcastle 2013 stellte e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante Schnittmenge zu unserem<br />

Ansatz, mit Werken an<strong>der</strong>er Künstler zu arbeiten, dar. In dieser entwarf Calum e<strong>in</strong>en<br />

kuratorischen Raum als Installation um e<strong>in</strong>e Arbeit e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Künstler<strong>in</strong><br />

herum, ohne diese direkt zu verän<strong>der</strong>n. Daraus entwickelte sich die Idee, Calum<br />

nach München e<strong>in</strong>zuladen, um geme<strong>in</strong>sam mit ihm <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>PLATFORM</strong> e<strong>in</strong>en ersten<br />

Rückblick auf die letzten fünf Jahre von <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> zu erarbeiten.<br />

Calum, wie vollzog sich <strong>der</strong> Entstehungsprozess<br />

dieser Installation? Wie<br />

hast du mit dem <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong>-Archiv<br />

gearbeitet? Wie haben beispielsweise<br />

Zeichnungen und Skizzen<br />

von früheren Ausstellungen und Projekten<br />

de<strong>in</strong>en Ansatz für diese Ausstellung<br />

bee<strong>in</strong>flusst?<br />

Calum Greaney:<br />

Im Vorfeld gab es bereits vielfältige<br />

Diskussionen über die Zusammenarbeit<br />

mit <strong>der</strong> <strong>PLATFORM</strong>. Diese waren<br />

tonangebend für die Feststellung, dass<br />

<strong>der</strong> ungeh<strong>in</strong><strong>der</strong>te Ideenfluss von zentraler<br />

Bedeutung für den Prozess sei.<br />

Das war <strong>in</strong>sofern wichtig, als dass sich<br />

<strong>der</strong> Zugang zum Archivmaterial von<br />

<strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> vor me<strong>in</strong>er Ankunft <strong>in</strong> München schwierig gestalten würde.<br />

Grundsätzlich war es mir wichtig e<strong>in</strong>e Umgebung vorzuf<strong>in</strong>den, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sich unser<br />

Diskurs wie<strong>der</strong>f<strong>in</strong>det und weiterführen lässt und gleichzeitig jegliche Idee e<strong>in</strong>es<br />

möglichen Ergebnisses verwerfen lässt. Von daher war es eher die Diskussion über<br />

e<strong>in</strong> mögliches Archiv als über Zeichnungen o<strong>der</strong> Skizzen, die die Grundlage für<br />

die Ausstellung darstellten. In München angekommen, hatte ich Zugang zum Archiv<br />

und dem Material von Kilian Stauss und konnte an e<strong>in</strong>er konkreteren Idee für<br />

die Installation arbeiten, die sich ganz organisch aus e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>fachen Entwurf entwickelte.<br />

Als das archivierte Material mit <strong>der</strong> Struktur zusammen gebracht wurde,<br />

fügte es sich nahtlos e<strong>in</strong>.<br />

40 41


Du hast bereits früher an Geme<strong>in</strong>schaftsprojekten<br />

wie dem „123D<br />

Room“ mit <strong>der</strong> Künstler<strong>in</strong> Milly Carter<br />

Hepplewhite gearbeitet. Wie unterscheidet<br />

sich diese Arbeit von <strong>der</strong><br />

Zusammenarbeit mit <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong><br />

<strong>gallery</strong>, die e<strong>in</strong> Archiv besitzt und als<br />

fiktive Institution fungiert?<br />

Calum Greaney:<br />

E<strong>in</strong>e aktive Rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausstellung<br />

von <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> e<strong>in</strong>zunehmen<br />

bedeutete für mich, dass ich auch<br />

irgendwie Teile ihrer Arbeitsweise<br />

übernehmen musste. Es entstand e<strong>in</strong><br />

Fluss von immer wechselnden Ideen,<br />

ständiger Diskussionen darüber und<br />

<strong>der</strong>en konstanter Auswertung. In früheren<br />

Geme<strong>in</strong>schaftsarbeiten, wie zum<br />

Beispiel bei „123D Room“, bestand<br />

bereits vor <strong>der</strong> eigentlichen Installation<br />

e<strong>in</strong>e konkretere Vorstellung davon,<br />

was wie<strong>der</strong>um für den f<strong>in</strong>alen Prozess<br />

bedeutete, dass wir uns auf das Design<br />

und das Kuratieren konzentrieren<br />

konnten, woh<strong>in</strong>gegen die Vorgehensweise<br />

von <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> auf<br />

Erforschung und ständiger Weiterentwicklung<br />

beruht. Das Durchsuchen<br />

des Archivs fühlte sich sowohl für die<br />

Mitglie<strong>der</strong> von <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong><br />

als auch für mich zeitweise wie e<strong>in</strong>e<br />

Entdeckungsreise an, beson<strong>der</strong>s wenn<br />

man bedenkt, dass Teile des Materials<br />

jahrelang nicht gesichtet wurden. Dies<br />

erlaubte mir die persönliche Erfahrung<br />

<strong>der</strong> „Ausgrabung“ des Materials,<br />

was e<strong>in</strong>en grundlegenden Teil <strong>der</strong> Arbeitsweise<br />

von <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong><br />

darstellt. So wurde ich Zeuge e<strong>in</strong>es<br />

Prozesses, <strong>in</strong>dem ich Teile <strong>der</strong> Installationsarbeit<br />

durch me<strong>in</strong>e Außenperspektive<br />

bereicherte.<br />

Christian Landspersky,<br />

René Landspersky<br />

und Kilian Stauss<br />

René Landspersky<br />

im Gespräch mit<br />

Sasha Gora<br />

Die Ausstellungsstücke <strong>der</strong> vom Museum Villa Stuck übernommenen<br />

Ausstellung „Im Tempel des Ich. Das Künstlerhaus<br />

als Gesamtkunstwerk – Europa und Amerika 1800-<br />

1948” bilden zusätzlich zum <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong>-Archiv<br />

die tatsächliche physische Grundlage dieser Ausstellung<br />

hier <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>PLATFORM</strong>. Was war ausschlaggebend für die<br />

Auswahl <strong>der</strong> Materialien aus genau dieser Ausstellung?<br />

Christian Landspersky<br />

im Gespräch mit<br />

Sasha Gora<br />

Christian Landspersky:<br />

<strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> ist e<strong>in</strong>e künstlerische<br />

Idee mit ganzheitlichem Anspruch,<br />

also e<strong>in</strong>er ganzheitlichen Sicht<br />

auf künstlerische Produktion. Es ist <strong>der</strong><br />

Versuch, ke<strong>in</strong> Kunstwerk als Endpunkt<br />

o<strong>der</strong> Lösung e<strong>in</strong>es künstlerischen Problems<br />

zu betrachten, son<strong>der</strong>n lediglich<br />

als Zwischenschritt, als Momentum<br />

e<strong>in</strong>es dauerhaften Prozesses und als<br />

Auffor<strong>der</strong>ung zum Weiterdenken. So<br />

tritt bei <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> mehr<br />

und mehr e<strong>in</strong> performativer, sich <strong>in</strong><br />

stetigem Wandel bef<strong>in</strong>den<strong>der</strong> Prozess<br />

<strong>in</strong> den Mittelpunkt, <strong>in</strong> welchem das<br />

Arbeitsumfeld und die Schaffensbed<strong>in</strong>gungen<br />

Teil e<strong>in</strong>er Arbeit s<strong>in</strong>d.<br />

Die Ausstellung „Im Tempel des Ich“<br />

beschäftigte sich genau mit diesem<br />

performativen Umfeld um diverse<br />

Künstlerpersönlichkeiten und funktionierte<br />

perfekt als Abbild künstlerischer<br />

Phantasmen.<br />

René Landspersky:<br />

Die Ausstellungarchitektur von „Im<br />

Tempel des Ich“ war darauf angelegt<br />

gewesen, Künstlerhäuser unterschiedlicher<br />

Epochen <strong>in</strong> dokumentarischer<br />

Form <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em tatsächlichen Künstlerhaus<br />

zu zeigen. Dies provoziert die<br />

Idee <strong>der</strong> Gleichzeitigkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rezeption<br />

e<strong>in</strong>er Ausstellung, e<strong>in</strong>es Objekts,<br />

e<strong>in</strong>er Epoche. E<strong>in</strong>e Vorstellung,<br />

die <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> bed<strong>in</strong>gt und<br />

formal bee<strong>in</strong>flusst. Bei <strong>der</strong> Arbeit am<br />

Archiv versuchten wir deshalb den<br />

haltlosen Zustand des Beschleunigens<br />

<strong>in</strong> das Wirklichkeitskonzept von <strong>what</strong><br />

<strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> mit e<strong>in</strong>zubeziehen. So<br />

etwa konnte Calum, noch lange bevor<br />

die Ausstellung „Im Tempel des Ich“ zu<br />

Ende war, anhand existieren<strong>der</strong> Pläne<br />

erste Überlegungen zu „<strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong><br />

<strong>gallery</strong> archives“ anstellen. Es war natürlich<br />

e<strong>in</strong> Vorteil, e<strong>in</strong>e <strong>der</strong>art große<br />

Menge an Material zu präzisieren und<br />

das entstehende Archiv strukturieren<br />

zu können.<br />

42 43


René Landspersky:<br />

Im Gegensatz zu den virtuellen Speichern<br />

<strong>der</strong> Gegenwart konstruierten<br />

wir auf Basis künstlerischer Artefakte<br />

e<strong>in</strong>e Art Mental-Archiv. Während <strong>der</strong><br />

Arbeit an diesem physischem Er<strong>in</strong>nerungs-Modell<br />

wurde die Vielzahl von<br />

Materialien, Farben und Formen deutlich,<br />

mit denen sich Künstler umgeben<br />

und arbeiten.<br />

In Interviews mit den Künstlern <strong>der</strong><br />

<strong>PLATFORM</strong> g<strong>in</strong>gen wir deshalb unter<br />

an<strong>der</strong>em <strong>der</strong> Frage nach, wie sich<br />

Bedeutung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Werk konstituiert<br />

o<strong>der</strong> ob kunsthistorische Kriterien wie<br />

„Gestaltungswille” und „Gestaltungsvermögen”<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> künstlerischen Praxis<br />

überhaupt e<strong>in</strong>e Rolle spielen sollten?<br />

Hier wurde deutlich, wie komplex<br />

die Zusammenhänge von Produktion<br />

und Rezeption <strong>in</strong>zwischen geworden<br />

s<strong>in</strong>d und wie schwer sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> zeitgenössischen<br />

Kunst e<strong>in</strong>e künstlerische<br />

Absicht ableiten lässt.<br />

Christian Landspersky:<br />

Ja, solche Parallelen bestehen, wenn man den Ort <strong>PLATFORM</strong><br />

nicht nur als Ausstellungsort, son<strong>der</strong>n als Begegnungsstätte<br />

zwischen Öffentlichkeit und Privatheit begreift. Gleichzeitig ist<br />

es e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige Möglichkeit mit den unterschiedlichsten<br />

Künstlern vor Ort <strong>in</strong> Kontakt zu treten und den Diskurs zu suchen.<br />

So machten wir es uns zur Aufgabe, mithilfe von Interviews<br />

das Gespräch zu den Künstlern<br />

Bestehen Parallelen zwischen <strong>der</strong><br />

Architektur <strong>der</strong> orig<strong>in</strong>alen Ausstellungs<strong>in</strong>halte<br />

– und zwar Häuser, die<br />

von Künstlern als Gesamtkunstwerk<br />

gestaltet wurden – und <strong>der</strong>en Wie<strong>der</strong>aufbau<br />

hier <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>PLATFORM</strong>, wo 40<br />

Künstler und Designer <strong>in</strong> 23 Ateliers<br />

arbeiten?<br />

zu suchen, E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die unterschiedlichsten<br />

„Ateliertempel“ zu bekommen<br />

und Sichtweisen auf Fragen<br />

zu sammeln, mit denen sich <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong><br />

<strong>gallery</strong> befasst.<br />

Es besteht e<strong>in</strong>e lange Tradition von Künstler<strong>in</strong>stitutionen –<br />

Marcel Duchamps Wan<strong>der</strong>museum („La Boite en Valise”,<br />

1935-1940), Marcel Broodthaers „Musée d‘Art Mo<strong>der</strong>ne,<br />

Départment des Aigles” (1968), AA Bronson und Peggy Gales<br />

Buch „Museums by Artists” (1983) und „The Museum of<br />

Jurassic Technology”. Warum e<strong>in</strong>e Galerie und ke<strong>in</strong> Museum?<br />

Warum e<strong>in</strong> Archiv und ke<strong>in</strong>e Sammlung? Macht diese Auswahl<br />

e<strong>in</strong>en Unterschied für <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> aus?<br />

René Landspersky:<br />

Manuals s<strong>in</strong>d Samples bzw. Testreihen an Bil<strong>der</strong>n, Objekten<br />

und Zuständen, die wir ausgehend von ihrer Materialität als<br />

Bedeutungsträger schätzen und auf ihr ästhetisches Potential<br />

h<strong>in</strong> untersuchen. Der entstehende Diskurs ist unbed<strong>in</strong>gter<br />

Teil dieses ergebnisorientierten Handlungsprozesses,<br />

wird jedoch zunächst<br />

Bitte erkläre uns die Rolle <strong>der</strong> „Manuals“<br />

im Archiv von <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> tionen etabliert, bevor das endgültige<br />

nur <strong>in</strong> Vorstellungen und Interpreta-<br />

<strong>gallery</strong> – was ist e<strong>in</strong> „Manual“? Wie Ersche<strong>in</strong>ungsbild e<strong>in</strong>es Manuals die<br />

funktioniert die Hierarchie <strong>in</strong>nerhalb jeweiligen Positionen zu e<strong>in</strong>er Kernposition<br />

sublimieren kann. Die geme<strong>in</strong>sa-<br />

<strong>der</strong> „Manuals“? Diese Ausstellung<br />

verwendet ke<strong>in</strong>e „neuen” Materialien<br />

– woher stammen die Materialien, im Duchamp´schen S<strong>in</strong>ne als künstme<br />

Selektion dieses Gegenstandes wird<br />

die nicht aus <strong>der</strong> Ausstellung <strong>der</strong> Villa lerische Handlung begriffen, verweigert<br />

sich dabei jedoch dem genu<strong>in</strong>en<br />

Stuck kommen? Wie sammelt ihr diese?<br />

Akt des Eigenschöpferischen, da <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>dividuelle mentale Prozess <strong>der</strong> Ideenf<strong>in</strong>dung,<br />

<strong>der</strong> diesem Vorgang zugrunde liegt, lediglich als<br />

Emanzipation <strong>der</strong> eigenen von <strong>der</strong> dom<strong>in</strong>ierenden geme<strong>in</strong>samen<br />

Wahrnehmung betrachtet wird. Aus diesem Grund<br />

wird das Ausgangsmaterial zunächst als re<strong>in</strong> abstrakter Bedeutungsträger<br />

begriffen, bevor die Idee e<strong>in</strong>er ästhetischen<br />

Neuordnung ihm se<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>ale Form verleiht.<br />

Die Sequenzierung <strong>der</strong> entstehenden Ausdrucksformen ist<br />

wesentlicher Bestandteil bei <strong>der</strong> Anfertigung e<strong>in</strong>es Manuals,<br />

da die chronologische Anordnung als Reihe zum e<strong>in</strong>en für<br />

uns die Lesbarkeit des Ideengangs gewährleistet und zugleich<br />

die Vielzahl und Komplexität <strong>der</strong> Assoziationen, Begierden<br />

und Vorstellungen <strong>in</strong>nerhalb dieser Systematik als<br />

S<strong>in</strong>gularität begrenzt.<br />

Christian Landspersky:<br />

Der Begriff Museum trägt übermäßig reaktionäre Konnotationen und bewegt<br />

sich zu sehr im Kontext von Motiven des Sammelns und Konservierens, als dass<br />

er für unser Vorhaben passen würde. Natürlich tragen wir unsere Materialien als<br />

Sammlung zusammen, doch unser Umgang damit ähnelt mehr dem e<strong>in</strong>es Archivs.<br />

Im Gegensatz zum bloßen Zusammentragen e<strong>in</strong>er möglichst vollständigen o<strong>der</strong><br />

repräsentativen Kollektion geht es bei Archiven auch um das „Anreichern” von<br />

Archivalien. Historische Gegenstände o<strong>der</strong> Zeugnisse werden „<strong>in</strong>szeniert” o<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung zu an<strong>der</strong>en Archivalien o<strong>der</strong> Quellen gebracht, um Thesen belegen zu<br />

können. Diese Praktik kommt unserem Umgang mit dem akquirierten Material<br />

weitaus näher als das bloße Erhalten und Konservieren. So wäre möglicherweise<br />

„<strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> archives“ ke<strong>in</strong> unpassen<strong>der</strong> Begriff. E<strong>in</strong>e Galerie vermittelt jedoch<br />

vielmehr den Gedanken e<strong>in</strong>er öffentlichen Zugänglichkeit, will etwas zeigen und<br />

Aufmerksamkeit generieren. Da wir uns <strong>der</strong>selben Mittel bedienen, mit denen <strong>der</strong><br />

Kunstmarkt arbeitet – nämlich Namen, Orten und <strong>der</strong>en Bedeutungen – mag uns<br />

auch e<strong>in</strong> <strong>in</strong>stitutionskritisches Moment nachgesagt werden.<br />

Christian Landspersky:<br />

Die Arbeit <strong>in</strong> verschiedenen Kunst<strong>in</strong>stitutionen<br />

war für die Entwicklung<br />

von <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> wichtig. Der<br />

Blick h<strong>in</strong>ter die Kulissen des Kunstbetriebs<br />

lässt nicht nur die florierende<br />

Überproduktion von Kulturgut <strong>in</strong> an<strong>der</strong>em<br />

Licht ersche<strong>in</strong>en, er eröffnet auch trotz aller vorherrschenden<br />

Hierarchien e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige Nähe zu Kunst und<br />

Künstlern. E<strong>in</strong> Zugang, <strong>der</strong> vielleicht mancher Kunst se<strong>in</strong>e<br />

Magie nimmt, sie aber gleichwohl viel roher als Material<br />

ersche<strong>in</strong>en lassen mag. Kann schon se<strong>in</strong>, dass dieser Unterschied<br />

den Umstand för<strong>der</strong>t, Kunst und ihre Systeme auf<br />

e<strong>in</strong>er Meta-Ebene zu denken, e<strong>in</strong>er Ebene, auf <strong>der</strong> plötzlich<br />

e<strong>in</strong> Künstler zu Farbe, e<strong>in</strong>e Biografie zu Marmor o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Institution zu e<strong>in</strong>er Idee wird.<br />

Arbeitskraft und Zugang zum Material<br />

s<strong>in</strong>d wichtige Faktoren für die<br />

Arbeit von <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong>. Welchen<br />

E<strong>in</strong>fluss hat eure Aufbauarbeit<br />

für Ausstellungen auf eure Arbeit als<br />

Künstler?<br />

René Landspersky:<br />

Mit an<strong>der</strong>en Künstlern zu arbeiten hat<br />

natürlich e<strong>in</strong>en weitreichenden E<strong>in</strong>fluss<br />

auf unsere Arbeit, da durch sie<br />

<strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> erst materialisiert<br />

werden kann. Viel tiefgreifen<strong>der</strong> aber<br />

ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss ihres Kunstschaffens<br />

auf unsere Arbeitsweise, um <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> weiterzudenken.<br />

Vor allem wenn Materialien etablierter Künstler<br />

mit <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht werden,<br />

trennt sich die Spreu vom Weizen und recht schnell setzen<br />

sich ökonomische Interessen des Kunstmarktes durch.<br />

Selbst die Überreste von Ausstellungen werden so schneller<br />

zum Bedeutungsträger als e<strong>in</strong>em lieb ist. Dies lässt aber wie<strong>der</strong>um<br />

gewisse Systematiken und Kategorien des Kunstbetriebs<br />

erkennen, die <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> als Idee rechtfertigen<br />

und konterkarieren.<br />

44 45


In <strong>der</strong> Installation habt ihr Werkzeuge<br />

und Spuren des Aufbaus h<strong>in</strong>terlassen.<br />

Welchen E<strong>in</strong>fluss hat das auf die Art<br />

und Weise wie Menschen mit eurer<br />

Installation <strong>in</strong>teragieren? Was ist eure<br />

Absicht dabei, die Arbeitsweise am<br />

Kunstwerk sichtbar zu machen?<br />

Christian Landspersky:<br />

Kunst bef<strong>in</strong>det sich genauso wie ihre<br />

Bedeutung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ständigen Wandel.<br />

Manchmal geht dieser jedoch so<br />

unbemerkt vonstatten, dass er statisch<br />

ersche<strong>in</strong>t. Gemäß <strong>der</strong> Tradition wird<br />

Kunst (sogar non-f<strong>in</strong>ito-Arbeiten) so<br />

präsentiert, als wäre sie an e<strong>in</strong>em Endpunkt<br />

angekommen. Da unsere Ausstellung<br />

als „work <strong>in</strong> progress“ angelegt<br />

ist, wäre es wohl nicht s<strong>in</strong>nvoll so zu<br />

tun, als ob die von Calum entworfene<br />

Variante für das Archiv das endgültige<br />

Ersche<strong>in</strong>ungsbild von <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong><br />

<strong>gallery</strong> ist. Nach <strong>der</strong> Ausstellung hat<br />

sich die Installation abermals <strong>in</strong> verschiedene<br />

Teile aufgelöst, die bereits<br />

vorher an unterschiedlichen Orten gezeigt<br />

o<strong>der</strong> gesammelt wurden.<br />

Calum Greaney<br />

Calum, <strong>in</strong> de<strong>in</strong>er Serie „Ideas for Look<strong>in</strong>g“<br />

hast du e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Bibliothek<br />

<strong>in</strong>tegriert. Auch die Installation <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>PLATFORM</strong> enthält e<strong>in</strong>e Bibliothek.<br />

Was ist die Absicht dah<strong>in</strong>ter, Bücher<br />

mit <strong>in</strong> de<strong>in</strong>e Arbeit e<strong>in</strong>zubauen und<br />

was genau fasz<strong>in</strong>iert dich daran?<br />

Wor<strong>in</strong> besteht <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>fluss darauf,<br />

wie das Publikum de<strong>in</strong>e Arbeit wahrnimmt?<br />

Calum Greaney:<br />

Zunächst können Bücher als Referenzpunkte<br />

o<strong>der</strong> Fußnoten e<strong>in</strong>er Methode<br />

dienen. Aber was mich eigentlich<br />

noch mehr <strong>in</strong>teressiert ist <strong>der</strong> Akt des<br />

Lesens. Beim Lesen ist das Gehirn aktiv.<br />

Man ist beschäftigt. Man ist dann<br />

me<strong>in</strong>es Erachtens zugänglicher für Gedanken<br />

und neue Ideen. Wenn man die<br />

gebotene Gelegenheit wahrnimmt und<br />

lange Texte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ausstellung liest,<br />

beson<strong>der</strong>s wenn sich die Texte auf die<br />

Arbeit beziehen, von <strong>der</strong> man gerade<br />

umgeben ist, dann kann man aus so e<strong>in</strong>er<br />

Ausstellung neue Ideen gew<strong>in</strong>nen,<br />

die mit <strong>der</strong> Literatur <strong>in</strong> <strong>der</strong> unmittelbaren<br />

Umgebung <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung stehen.<br />

Die Ausstellung war so konzipiert, dass sie auch als Kulisse<br />

für e<strong>in</strong>e Reihe von Performances, Diskussionen und Vorträgen<br />

dienen konnte. Calum, während du an <strong>der</strong> Ausstellung<br />

gearbeitet hast, erwähntest du, dass du die normale Beziehung<br />

zwischen Künstlern, Publikum, Bühne und Bestuhlung<br />

absichtlich stören wolltest. Wie hast du dies <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Installation umgesetzt?<br />

Calum Greaney:<br />

Die Struktur <strong>der</strong> Installation ermöglichte unterschiedliche<br />

Lesarten für die Besucher, je nach Performance o<strong>der</strong> Diskussion.<br />

Die Installation war multifunktional e<strong>in</strong>setzbar und<br />

konnte gleichzeitig als Bestuhlung und Bühne fungieren.<br />

Manchmal stand <strong>der</strong> Performer im Zentrum, e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>mal<br />

stand <strong>der</strong> Zuschauer im Fokus. Dadurch erhoffte ich mir e<strong>in</strong>en<br />

Bruch <strong>in</strong> <strong>der</strong> traditionellen Aufteilung zwischen Sprecher<br />

und Zuschauer. Wichtiger war jedoch, wie die Vorträge<br />

und Performances über die drei Monate h<strong>in</strong>weg e<strong>in</strong>e neue<br />

Erfahrungsebene zur Ausstellung beitrugen. Als Zuschauer<br />

konnte man e<strong>in</strong>en Vortrag durch die Installation h<strong>in</strong>durch<br />

anschauen und dabei an<strong>der</strong>e Bereiche <strong>der</strong> Ausstellung <strong>in</strong> den<br />

Fokus nehmen. In diesen Momenten hatten die zentralen<br />

Punkte <strong>der</strong> Aufmerksamkeit (Vortragende o<strong>der</strong> Performer)<br />

e<strong>in</strong>en ähnlichen Effekt wie die <strong>in</strong>tegrierte Bibliothek, <strong>in</strong>dem<br />

die Zuschauer aktiv mit etwas beschäftigt s<strong>in</strong>d, was nicht unmittelbar<br />

zur Ausstellung gehört. Dabei ist das Gehirn aktiv,<br />

aufnahmefähig und offen für das Konzept von <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong><br />

<strong>gallery</strong>, für Vorschläge von Vorträgen und Performances<br />

o<strong>der</strong> für neue und bisher unbeschriebene Gedankenwege.<br />

46 47


ALLES<br />

NUR<br />

GEKLAUT?!<br />

Die Frage nach <strong>der</strong> Urheberschaft<br />

<strong>in</strong> Kunst und Design<br />

In Kunst und Design<br />

wird abgekupfert, was<br />

das Zeug hält. E<strong>in</strong>e<br />

Diskussionsrunde im<br />

April 2014 debattierte<br />

Grenzen und Möglichkeiten<br />

künstlerischer<br />

Aneignung <strong>in</strong>nerhalb<br />

<strong>der</strong> Installation von<br />

Calum Greaney und<br />

<strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong>.<br />

Nils Holger Moormann,<br />

Oliver Herwig, Markus<br />

Benesch, Christian<br />

Landspersky und René<br />

Landspersky (v.l.) <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Gesprächsrunde „Alles<br />

nur geklaut?!“<br />

Gesprächsrunde am 30. April 2014 mit dem<br />

Urheberrechtsanwalt Florian Mercker, dem<br />

Künstlerduo Christian und René Landspersky,<br />

dem Designer Markus Benesch und dem<br />

Verleger Nils Holger Moormann, mo<strong>der</strong>iert von<br />

Oliver Herwig.<br />

Markus Benesch, Münchner Designer<br />

mit über 600 Geschmacksmustern<br />

und Designpatenten, hat se<strong>in</strong>e Lektion<br />

gelernt: „Communication is k<strong>in</strong>g“, sagt<br />

<strong>der</strong> Gestalter. Wer e<strong>in</strong>e gute Idee hat<br />

und sie nicht zielgerichtet verwertet,<br />

zieht den Kürzeren. Das musste <strong>der</strong><br />

umtriebige Gestalter am eigenen Leibe<br />

erfahren, als <strong>der</strong> renommierte Bildhauer<br />

Tobias Rehberger für die Gestaltung<br />

<strong>der</strong> Cafeteria <strong>der</strong> 53. Biennale von<br />

Venedig die Auszeichnung „Goldener<br />

Löwe” als bester Künstler erhielt.<br />

Benesch kam das Design seltsam vertraut<br />

vor, hatte er doch 2004 e<strong>in</strong>e ganz<br />

ähnliche Installation unter dem Namen<br />

„Colorflage“ geschaffen. Beneschs<br />

Überzeugung seither: „Schlecht kommuniziert<br />

ist <strong>in</strong>existent. Bei mir zählt<br />

die Idee erst, wenn sie realisiert ist!“<br />

Doch selbst das reicht nicht mehr.<br />

Kopieren ist Volkssport. Und die Grenzen<br />

zwischen e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Abkürzung<br />

und wirtschaftlich relevantem<br />

Plagiat s<strong>in</strong>d fließend. Die massenhafte<br />

Vervielfältigung (und Aneignung)<br />

fremden Gedankenguts im Zeitalter<br />

se<strong>in</strong>er digitalen Reproduzierbarkeit<br />

wirft Probleme auf. Die Grenzen zum<br />

Plagiieren und zur gezielten wirtschaftlichen<br />

Schädigung s<strong>in</strong>d fließend. Produktpiraterie<br />

komme die Wirtschaft<br />

„teuer zu stehen“, schrieb Dagmar<br />

Rosenfeld bereits 2001 im Tagesspiel<br />

und nannte Zahlen: Der wirtschaftliche<br />

Schaden belaufe sich weltweit<br />

auf 300 Milliarden Euro pro Jahr,<br />

davon 25 Milliarden Euro alle<strong>in</strong>e <strong>in</strong><br />

Deutschland.<br />

Nun könnte man annehmen, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Kunst sähe es an<strong>der</strong>s aus. Doch das Gegenteil<br />

ist <strong>der</strong> Fall: Kunst kommt<br />

nicht nur von Können und Künden,<br />

son<strong>der</strong>n ebenso von Kopieren. Ke<strong>in</strong>e<br />

Hochkultur wäre ohne die Befruchtung<br />

mit den Ideen an<strong>der</strong>er entstanden,<br />

ke<strong>in</strong> Barockbau <strong>in</strong> Bayern ohne<br />

Entlehnungen aus Bella Italia. Je<strong>der</strong><br />

schöpft aus dem Kontext se<strong>in</strong>er Zeit.<br />

Nichts belebt so sehr wie <strong>der</strong> Austausch<br />

von Ideen und Formaten. Hip-<br />

Hop macht es vor: Durch Remix<strong>in</strong>g<br />

und Sampl<strong>in</strong>g entsteht Spannendes. Es<br />

kommt nur darauf an, die Quelle<br />

richtig zu benennen, wendet Florian<br />

Mercker e<strong>in</strong>, Rechtsanwalt <strong>in</strong> München<br />

und Spezialist für Kunstrecht. Er<br />

wendet e<strong>in</strong>, die Frage nach Orig<strong>in</strong>al<br />

und Fälschung sei immer e<strong>in</strong>e<br />

Wertungsfrage. Im Fall Nils Holger<br />

Moormann versus Ikea h<strong>in</strong>gegen<br />

war <strong>der</strong> Fall e<strong>in</strong>deutig. Der Riese aus<br />

Schweden hatte den Designhersteller<br />

aus Aschau dreist kopiert. 2001 entschied<br />

<strong>der</strong> Bundesgerichtshof für den<br />

Möbelverleger. Für Moormann g<strong>in</strong>g<br />

es um alles, e<strong>in</strong> verlorenes Verfahren<br />

hätte die Existenz gekostet. Drei Jahre<br />

zuvor hatte er den Tischbock „Sture“<br />

im Ikea-Katalog entdeckt, <strong>der</strong> se<strong>in</strong>em<br />

preisgekrönten Modell „Taurus“<br />

verblüffend ähnlich sah – für e<strong>in</strong>en<br />

Bruchteil des Preises. E<strong>in</strong> Rechtsstreit<br />

entbrannte, Moormann siegte. Und<br />

produziert seither weiter Design <strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>en Auflagen. Ob er wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en<br />

solchen Rechtsstreit riskieren würde?<br />

Moormann ist sich nicht ganz sicher.<br />

Immerh<strong>in</strong> hat er Verantwortung für<br />

viele Menschen. Moormann ist ke<strong>in</strong><br />

streitsüchtiger Mensch, eher e<strong>in</strong> Mann<br />

mit Pr<strong>in</strong>zipien wie <strong>der</strong> Kleistsche<br />

Kohlhaas. Apropos Klassik. Noch Goethe<br />

und Schiller wurden hemmungslos<br />

und straflos schwarz nachgedruckt,<br />

weil es ke<strong>in</strong> Urheberrecht gab. Das<br />

hat sich <strong>in</strong> den letzten Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />

gründlich geän<strong>der</strong>t. Europäische<br />

Kultur baut seither auf <strong>der</strong> Vorstellung<br />

des Orig<strong>in</strong>alen auf, das durch Patente<br />

und Gesetze geschützt wird. Wenn also<br />

Nils Holger Moormann e<strong>in</strong>en ganzen<br />

Conta<strong>in</strong>er Schwarzprodukte „thermisch<br />

entsorgen“ lässt, schützt er nicht<br />

nur den Mittelstand, son<strong>der</strong>n steht<br />

e<strong>in</strong> für die Basis unseres Zusammenlebens<br />

und <strong>der</strong> wirtschaftlichen Prosperität.<br />

E<strong>in</strong>e komplexe Gemengelage <strong>in</strong><br />

Zeiten von copy and paste, Digitalisierung<br />

und <strong>in</strong>ternationalem Gedankenaustausch.<br />

Wie also ist die Arbeit<br />

von Christian und René Landspersky<br />

mit ihrer wun<strong>der</strong>baren <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong><br />

<strong>gallery</strong> vor diesem H<strong>in</strong>tergrund zu bewerten?<br />

Wie funktioniert die Kunst<br />

künstlerischer Aneignung? Die Runde<br />

war sich e<strong>in</strong>ig. Hier ist etwas Großes<br />

entstanden, etwas, das mit e<strong>in</strong>er Meta-<br />

Strategie e<strong>in</strong>e po<strong>in</strong>tierte Aussage über<br />

den Kunstmarkt trifft, se<strong>in</strong>e Mechanismen<br />

und die Rezeption von Kunst.<br />

Man muss es nur richtig kommunizieren.<br />

Zusammenfassung des Gesprächs durch<br />

Oliver Herwig<br />

50 51


BEARBEIT<br />

UNGEN<br />

Sammel<br />

werke §<br />

§ 3Übersetzungen<br />

Sammlungen von Werken, Daten o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

unabhängigen Elementen, die aufgrund<br />

<strong>der</strong> Auswahl o<strong>der</strong> Anordnung <strong>der</strong> Elemente<br />

e<strong>in</strong>e persönliche geistige Schöpfung s<strong>in</strong>d<br />

(Sammelwerke), werden, unbeschadet e<strong>in</strong>es<br />

an den e<strong>in</strong>zelnen Elementen gegebenenfalls<br />

bestehenden Urheberrechts o<strong>der</strong> verwandten<br />

Schutzrechts, wie selbständige Werke<br />

geschützt.<br />

Abs.<br />

und an<strong>der</strong>e<br />

Bearbeitungen e<strong>in</strong>es Werkes,<br />

die persönliche geistige<br />

Schöpfungen des Bearbeiters<br />

s<strong>in</strong>d, werden unbeschadet<br />

des Urheberrechts am bearbeiteten<br />

Werk wie selbständige<br />

Werke geschützt. Die nur<br />

unwesentliche Bearbeitung<br />

e<strong>in</strong>es nicht geschützten Werkes<br />

<strong>der</strong> Musik wird nicht als<br />

selbständiges Werk geschützt.<br />

4<br />

1<br />

Urheber<br />

§<br />

Urheber ist<br />

7<br />

ENTSTELLUNG<br />

DES WERKES<br />

<strong>der</strong> Schöpfer<br />

des Werkes<br />

Der Urheber hat das Recht, e<strong>in</strong>e Entstellung<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Bee<strong>in</strong>trächtigung se<strong>in</strong>es<br />

Werkes zu verbieten, die geeignet ist, se<strong>in</strong>e<br />

berechtigten geistigen o<strong>der</strong> persönlichen<br />

Interessen am Werk zu gefährden.<br />

14


BEARBEIT<br />

UNGEN UND<br />

UMGESTAL<br />

TUNGEN<br />

23<br />

BENUTZUNG24<br />

FREIE<br />

(1) E<strong>in</strong> selbständiges Werk, das<br />

<strong>in</strong> freier Benutzung des Werkes<br />

e<strong>in</strong>es an<strong>der</strong>en geschaffen<br />

worden ist, darf ohne Zustimmung<br />

des Urhebers des benutzten<br />

Werkes veröffentlicht<br />

und verwertet werden.<br />

Bearbeitungen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Umgestaltungen des Werkes<br />

dürfen nur mit E<strong>in</strong>willigung<br />

des Urhebers des bearbeiteten<br />

o<strong>der</strong> umgestalteten<br />

Werkes veröffentlicht o<strong>der</strong><br />

verwertet werden. Handelt es<br />

sich um e<strong>in</strong>e Verfilmung des<br />

Werkes, um die Ausführung<br />

von Plänen und Entwürfen e<strong>in</strong>es<br />

Werkes <strong>der</strong> bildenden<br />

Künste, um den Nachbau e<strong>in</strong>es<br />

Werkes <strong>der</strong> Baukunst<br />

o<strong>der</strong> um die Bearbeitung o<strong>der</strong><br />

Umgestaltung e<strong>in</strong>es Datenbankwerkes,<br />

so bedarf bereits<br />

das Herstellen <strong>der</strong> Bearbeitung<br />

o<strong>der</strong> Umgestaltung <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>willigung des Urhebers.<br />

(2) Absatz 1 gilt nicht für die<br />

Benutzung e<strong>in</strong>es Werkes <strong>der</strong><br />

Musik, durch welche e<strong>in</strong>e<br />

Melodie erkennbar dem Werk<br />

entnommen und e<strong>in</strong>em neuen<br />

Werk zugrunde gelegt wird.<br />

§ÄNDERUN<br />

GEN DES<br />

WERKES<br />

39<br />

ANSPRUCH AUF<br />

VERNICHTUNG,<br />

RÜCKRUF UND<br />

ÜBERLASSUNG<br />

Wer das Urheberrecht o<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es nach diesem<br />

Gesetz geschütztes Recht<br />

wi<strong>der</strong>rechtlich verletzt, kann<br />

von dem Verletzten auf<br />

Vernichtung <strong>der</strong> im Besitz<br />

o<strong>der</strong> Eigentum des Verletzers<br />

bef<strong>in</strong>dlichen rechtswidrig hergestellten,<br />

verbreiteten o<strong>der</strong><br />

zur rechtswidrigen Verbreitung<br />

bestimmten Vervielfäl-<br />

tigungsstücke <strong>in</strong> Anspruch<br />

genommen werden. Satz 1<br />

ist entsprechend auf die im<br />

Eigentum des Verletzers<br />

stehenden Vorrichtungen anzuwenden,<br />

die vorwiegend zur<br />

Herstellung dieser Vervielfältigungsstücke<br />

gedient haben.<br />

(1) Der Inhaber e<strong>in</strong>es Nutzungsrechts<br />

darf das Werk,<br />

dessen Titel o<strong>der</strong> Urheberbezeichnung<br />

(§ 10 Abs. 1) nicht<br />

än<strong>der</strong>n, wenn nichts an<strong>der</strong>es<br />

vere<strong>in</strong>bart ist.<br />

(2) Än<strong>der</strong>ungen des Werkes<br />

und se<strong>in</strong>es Titels, zu denen<br />

<strong>der</strong> Urheber se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>willigung<br />

nach Treu und Glauben nicht<br />

versagen kann, s<strong>in</strong>d zulässig.<br />

98<br />

Abs. 1


MERCKERS<br />

GESETZ<br />

Florian Mercker<br />

So manches Werk landet nach <strong>der</strong><br />

F<strong>in</strong>issage im Müll. E<strong>in</strong> Münchner<br />

Künstlerduo nutzt die Überreste für<br />

neue Arbeiten und stellt mit se<strong>in</strong>er<br />

Appropriation-Art gültige Rechtsauffassungen<br />

auf die Probe.<br />

Neues entwickelt sich aus bereits Bestehendem.<br />

Auch e<strong>in</strong> Künstler ersche<strong>in</strong>t<br />

nicht im luftleeren Raum. Er ordnet<br />

sich e<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Abfolge künstlerischen<br />

Schaffens, wie verstörend o<strong>der</strong> anrührend<br />

se<strong>in</strong> Werk im E<strong>in</strong>zelnen auch<br />

se<strong>in</strong> mag. Die Kunstgeschichte kennt<br />

dafür viele Beispiele: von <strong>der</strong> Adaption<br />

bis h<strong>in</strong> zum Plagiat, bei dem e<strong>in</strong><br />

Dritter kopiert wird, ohne auf se<strong>in</strong>e<br />

Urheberschaft h<strong>in</strong>zuweisen.<br />

E<strong>in</strong> spannendes Konzept <strong>der</strong> Aneignung<br />

haben Landspersky & Landspersky<br />

entworfen. Das Münchner Künstlerduo<br />

gebraucht die Arbeiten von<br />

etablierten Kollegen, nennt allerd<strong>in</strong>gs<br />

die Namen <strong>der</strong> Schöpfer und die Titel<br />

<strong>der</strong> Werke.<br />

Aus Altem entsteht dabei etwas Neues,<br />

im Grunde handelt es sich also um<br />

e<strong>in</strong>e Form <strong>der</strong> Appropriation-Art. Entscheidend<br />

ist aber, dass das Material<br />

zumeist aus dem Müll stammt, von<br />

Werken, die nach dem Ende e<strong>in</strong>er Ausstellung<br />

e<strong>in</strong>fach entsorgt wurden. Es<br />

bestand also ke<strong>in</strong> Interesse mehr an<br />

ihrer Wie<strong>der</strong>verwendung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Verwertung, geschweige denn an e<strong>in</strong>er<br />

Archivierung – Kunstkonsum pur! In<br />

Zeiten <strong>der</strong> Lebensmittelverschwendung<br />

e<strong>in</strong>e Parallele, die zum Nachdenken<br />

anregt. Landspersky & Landspersky<br />

nahmen für ihr Projekt <strong>what</strong><br />

<strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> (2012) Werke von Ai<br />

Weiwei, Liam Gillick, Cathy Wilkes,<br />

Duncan Campbell o<strong>der</strong> Georg Schnei<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> Anspruch. Von Lawrence We<strong>in</strong>er<br />

bekamen die beiden e<strong>in</strong>en Haufen<br />

Ste<strong>in</strong>e und 39 rote Holzbuchstaben<br />

geschenkt, Teile e<strong>in</strong>er Sprachskulptur,<br />

die bis 2008 am Haus <strong>der</strong> Kunst zu<br />

sehen war. We<strong>in</strong>er wusste von <strong>der</strong>en<br />

Entsorgung nicht e<strong>in</strong>mal. Es entstand<br />

daraus e<strong>in</strong>e völlig neue Installation <strong>in</strong><br />

neuem Kontext.<br />

Kunstrechtlich stellt das Konzept von<br />

Landspersky & Landspersky e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante<br />

Tour d‘Horizon <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

gesamten Bandbreite dar. Aus strafrechtlicher<br />

Sicht lässt sich etwa fragen:<br />

Ist es Diebstahl, wenn man das Material<br />

an sich nimmt? Kommt noch<br />

Hausfriedensbruch dazu, wenn <strong>der</strong><br />

Müllconta<strong>in</strong>er auf e<strong>in</strong>em fremden<br />

Grundstück steht? Und zivilrechtlich:<br />

Kann man sich die Sachen überhaupt<br />

aneignen, hat <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Künstler<br />

tatsächlich darauf verzichtet? Und auf<br />

was eigentlich: auf die Idee, das Konzept,<br />

das ganze Werk – o<strong>der</strong> doch<br />

nur auf das Material? Gehört <strong>der</strong> Müll<br />

nicht vielleicht doch dem Ausstellungsforum<br />

o<strong>der</strong> sogar dem gewerblichen<br />

Entsorger? Kann dieser dafür<br />

Schadensersatz verlangen?<br />

Mehr noch: Kann Müll se<strong>in</strong>, was e<strong>in</strong>en<br />

Tag zuvor noch bewun<strong>der</strong>te Kunst<br />

war? Muss <strong>der</strong> ursprüngliche Schöpfer<br />

se<strong>in</strong> E<strong>in</strong>verständnis geben, o<strong>der</strong> hat<br />

er se<strong>in</strong> Werk wirklich aus <strong>der</strong> Hand<br />

gegeben? H<strong>in</strong>zu kommen dann häufig<br />

noch Fragen zu den Persönlichkeitsrechten,<br />

dem Recht am eigenen<br />

Bild, am eigenen Namen, dem Künstlernamen.<br />

Auch Marken- und<br />

Geschmacksmusterrechte spielen mit<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Schwieriger wird es noch,<br />

wenn nicht <strong>der</strong> ursprüngliche Künstler<br />

das Werk f<strong>in</strong>anziert hat, son<strong>der</strong>n<br />

e<strong>in</strong> mäzenatischer Sammler. Welche<br />

Rechte hat dieser dann an Werk und<br />

Idee? Wie immer ist hier <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelfall<br />

entscheidend.<br />

Am e<strong>in</strong>fachsten für die weiterverarbeitenden<br />

Künstler ist es, sie holen sich<br />

die Zustimmung aller e<strong>in</strong>. Dadurch<br />

geht allerd<strong>in</strong>gs die Spontaneität verloren.<br />

Und je mehr Beteiligte zu fragen<br />

s<strong>in</strong>d, desto ger<strong>in</strong>ger s<strong>in</strong>d die Chancen<br />

e<strong>in</strong>er Verwirklichung. F<strong>in</strong>den die betroffenen<br />

Künstler die Idee gut, läuft es<br />

aber meist problemlos ab, man kennt<br />

das aus <strong>der</strong> Musik<strong>in</strong>dustrie. Was aber,<br />

wenn sich e<strong>in</strong>er dagegenstellt? Nun,<br />

dann sortiert <strong>der</strong> Jurist das Dickicht<br />

bestehen<strong>der</strong> und verme<strong>in</strong>tlicher Rechte.<br />

Gerade bei <strong>der</strong> zeitgenössischen<br />

Kunst ke<strong>in</strong> leichtes Unterfangen, versagen<br />

manche Gerichte doch zahlreichen<br />

Werken mangels Werkcharakter<br />

schon den Urheberschutz. Seit<br />

Duchamps Ur<strong>in</strong>al e<strong>in</strong> bekannter<br />

Schnitzer. Außerdem setzen die Gerichte<br />

auch bei urheberrechtlich geschützten<br />

Werken diesen Schutz zum<br />

Teil nicht beson<strong>der</strong>s hoch an. Die<br />

eigenschöpferische Idee sei zu ger<strong>in</strong>g.<br />

Meist ist ohneh<strong>in</strong> nur das weggeworfene<br />

Material nicht mehr eigentumsrechtlich<br />

geschützt, nicht frei<br />

aber ist die urheberrechtlich geschützte<br />

künstlerische Idee. Dann gilt: E<strong>in</strong> neues<br />

Werk ohne E<strong>in</strong>willigung des ursprünglichen<br />

Künstlers hat nur dann<br />

rechtlichen Bestand, wenn es tatsächlich<br />

grundlegend an<strong>der</strong>s ist, selbstständig<br />

existiert, sodass das Ursprungswerk<br />

quasi verblasst. Nur dann! Der<br />

Jurist spricht so von zustimmungsfreier<br />

Nutzung, an<strong>der</strong>nfalls von zustimmungspflichtiger<br />

unfreier Bearbeitung.<br />

Zudem dürfen Kunstwerke nach<br />

deutschem Recht zerstört, nicht aber<br />

verän<strong>der</strong>t werden. Der H<strong>in</strong>tergrund:<br />

E<strong>in</strong> Künstler muss es nicht dulden, mit<br />

e<strong>in</strong>em Werk verbunden zu werden,<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kontext zu stehen, <strong>der</strong> ihm<br />

nicht gefällt. Das kann er untersagen.<br />

Aber e<strong>in</strong>e Weiterverarbeitung mit etwas<br />

ganz Neuem als Ergebnis ist dann<br />

eben ke<strong>in</strong>e Entstellung, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong><br />

neuer schöpferischer Akt. Das muss<br />

man beachten. In <strong>der</strong> Praxis e<strong>in</strong><br />

schwieriger Graubereich <strong>der</strong> Abgrenzung.<br />

Bei all diesen rechtlichen Abwägungen<br />

sollte man jedoch immer bedenken:<br />

Nicht <strong>der</strong> Jurist schafft das Neue <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Kunst, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Künstler. Dies<br />

ist <strong>der</strong> Maßstab und <strong>der</strong> Gang <strong>der</strong><br />

Schöpfung!<br />

Florian Mercker arbeitet als Rechtsanwalt<br />

<strong>in</strong> München und ist Experte für Kunst- und<br />

Stiftungsrecht<br />

Der Text ist zuerst erschienen <strong>in</strong>: Monopol –<br />

Magaz<strong>in</strong> für Kunst und Leben, 4/2013, S. 98.<br />

Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung<br />

des Autors.<br />

58 59


ARTISTS<br />

TALK<br />

<strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong><br />

im Gespräch mit KünstlerInnen<br />

<strong>in</strong> den Ateliers <strong>der</strong> <strong>PLATFORM</strong><br />

Christian und René Landspersky<br />

führten Interviews mit KünstlerInnen<br />

aus den Ateliers <strong>der</strong> <strong>PLATFORM</strong>.<br />

Begleitet wurden sie von Alexan<strong>der</strong><br />

Eisfeld an <strong>der</strong> Kamera. Intention<br />

<strong>der</strong> Interviews war es zu erkunden,<br />

welche Relevanz die Fragen von<br />

<strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> bei den Künstlern<br />

<strong>der</strong> <strong>PLATFORM</strong> besitzen.<br />

Die unterschiedlichen Ansichten<br />

e<strong>in</strong>zelner Künstler bauen das Spannungsfeld<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Themenfel<strong>der</strong><br />

über die besprochenen Begriffe<br />

auf und spiegeln damit die Vielfalt<br />

an Perspektiven, die im Konzept von<br />

<strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> für die PLAT-<br />

FORM stecken.<br />

Die Gespräche orientierten sich an<br />

den Themenfel<strong>der</strong>n von <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong><br />

<strong>gallery</strong>; sie behandelten u.a. Archive,<br />

Partizipation, Autorschaft sowie<br />

Transformationen von Kunstwerken.<br />

Die Ergebnisse dieser Gespräche<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Form von Gemälden, Videoaufnahmen<br />

und Büchern <strong>in</strong> die<br />

Installation von <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>PLATFORM</strong> e<strong>in</strong>geflossen.<br />

»<br />

Christian Landspersky:<br />

So machten wir es uns zur Aufgabe,<br />

mithilfe von Interviews das<br />

Gespräch zu den Künstlern zu suchen,<br />

E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die unterschiedlichsten<br />

„Ateliertempel“ zu bekommen und<br />

Sichtweisen auf Fragen zu sammeln,<br />

mit welchen sich <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong><br />

befasst.<br />

René Landspersky:<br />

In Interviews mit den Künstlern <strong>der</strong><br />

<strong>PLATFORM</strong> g<strong>in</strong>gen wir unter an<strong>der</strong>em<br />

<strong>der</strong> Frage nach, wie sich Bedeutung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Werk konstituiert o<strong>der</strong><br />

ob kunsthistorische Kriterien wie<br />

Gestaltungswille und Gestaltungsvermögen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> künstlerischen Praxis<br />

überhaupt e<strong>in</strong>e Rolle spielen sollten?<br />

Daraus wurde offenbar, wie komplex<br />

die Zusammenhänge von Produktion<br />

und Rezeption <strong>in</strong>zwischen geworden<br />

s<strong>in</strong>d und wie schwer sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> zeitgenössischen<br />

Kunst e<strong>in</strong>e künstlerische<br />

Absicht ableiten lässt.<br />

«<br />

AR<br />

CHIV<br />

BEDEU<br />

TUNG<br />

TRANS<br />

FOR<br />

MATION<br />

AUTOR<br />

SCH<br />

AFT &<br />

PARTIZI<br />

PATION<br />

RECY<br />

CLING<br />

62 63


ARCHIV<br />

Was mich <strong>in</strong>teressiert, ist diese ganze<br />

Ansammlung <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Archivs.<br />

[…] Es gibt spezielle Bibliotheken,<br />

die mich fasz<strong>in</strong>ieren. Ich nehme das<br />

im Kopf mit, transportiere das dann<br />

<strong>in</strong> me<strong>in</strong>e Reihe, löse es aber soweit<br />

auf, dass das reale Archiv sich dann<br />

im Bild auflöst. [...] Das ist so e<strong>in</strong>e<br />

Er<strong>in</strong>nerung, [...] so e<strong>in</strong> Festhalten von<br />

D<strong>in</strong>gen.<br />

- Silke Markefka<br />

Silke Markefka, o.T. (aus <strong>der</strong> Serie „Archiv“)<br />

© VG Bild-Kunst, Bonn 2014, Videostill: Alexan<strong>der</strong> Eisfeld<br />

Ich beschäftige mich sehr viel mit <strong>der</strong><br />

Idee des Archivs. Ich tr<strong>in</strong>ke zum Beispiel<br />

gerne We<strong>in</strong>, habe auf dem Land<br />

bei e<strong>in</strong>em Freund e<strong>in</strong>en We<strong>in</strong>keller<br />

und <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Wohnung e<strong>in</strong>e Bibliothek,<br />

ganz viele Platten und Comics<br />

und es wird immer mehr. Ich versuche<br />

jetzt me<strong>in</strong> Archiv langsam so umzubauen,<br />

dass es so ähnlich funktioniert<br />

wie e<strong>in</strong> We<strong>in</strong>keller. Wenn ich etwas<br />

h<strong>in</strong>zufüge, muss ich auch etwas wie<strong>der</strong><br />

herausnehmen. Ansonsten wird es<br />

irgendwann eng und beklemmend.<br />

- Nikolai Vogel<br />

An<strong>der</strong>erseits muss man ja auch immer<br />

das Bewahrte neu ausgraben, neu<br />

denken und neu produktiv machen,<br />

sonst stellt sich die Frage, warum man<br />

es bewahrt.<br />

- Nikolai Vogel<br />

Was glaubst du, wie e<strong>in</strong> Archiv<br />

funktionieren muss, um nicht re<strong>in</strong> zu<br />

konservieren, son<strong>der</strong>n um die Bedeutung<br />

und den ständigen Wandel, <strong>der</strong><br />

den D<strong>in</strong>gen und Objekten anhaftet,<br />

die du archivierst und sammelst,<br />

abzubilden?<br />

Ich glaube, wenn ich jetzt wirklich<br />

e<strong>in</strong> Archivar wäre, dann wäre das nicht<br />

me<strong>in</strong>e Entscheidung. Dann müsste<br />

ich sagen: ich b<strong>in</strong> <strong>der</strong> Archivar und ich<br />

mische mich gar nicht e<strong>in</strong> <strong>in</strong> das, was<br />

man damit tut. Ich fange jetzt nicht an<br />

produktiv zu werden und mit dem<br />

Archiv zu arbeiten. Aber je<strong>der</strong> Künstler,<br />

<strong>der</strong> letztlich ja auch se<strong>in</strong> eigenes<br />

Archiv ist und se<strong>in</strong> eigenes Archiv<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Arbeit bildet, wird an<strong>der</strong>e Ansätze<br />

haben, wie er damit produktiv<br />

umgeht.<br />

- Nikolai Vogel<br />

E<strong>in</strong>erseits genieße ich es, dass das<br />

Lager gleich im Atelier ist, denn dann<br />

kann man sofort <strong>in</strong>s Lager h<strong>in</strong>e<strong>in</strong><br />

und das Bild zeigen. In e<strong>in</strong>em Katalog<br />

ist das nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> Bezug<br />

auf das Größenverhältnis.<br />

- Silke Markefka<br />

Silke Markefka, o.T. (aus <strong>der</strong> Serie „Archiv“)<br />

© VG Bild-Kunst, Bonn 2014, Videostill: Alexan<strong>der</strong> Eisfeld<br />

Lustigerweise denkt man ja, die<br />

Schwierigkeiten hat man mit dem<br />

Archivieren von analogem Material,<br />

weil man e<strong>in</strong>fach Platz braucht,<br />

weil es zerfallen kann, weil man nicht<br />

weiß, wie man es konserviert. Aber<br />

ich sehe es bei mir selbst: eigentlich<br />

s<strong>in</strong>d die digitalen Archive viel schwieriger<br />

zu bewahren und haben e<strong>in</strong>e viel<br />

kürzere Lebensdauer - also bei mir<br />

zum<strong>in</strong>dest.<br />

- Nikolai Vogel<br />

64 65


BEDEUTUNG<br />

Malerei ist auch Nachdenken darüber,<br />

was alles Malerei se<strong>in</strong> kann. Ich benutze<br />

Spuren, Abdrucke, Reste, die den<br />

Arbeitsprozess sichtbar machen und<br />

versuche mit gezielten E<strong>in</strong>griffen<br />

und Handlungen auf dem Bild e<strong>in</strong>en<br />

Dialog zwischen Zufall und Präzision<br />

herzustellen.<br />

- Jess Walter<br />

Was kann aus de<strong>in</strong>er Sicht Bedeutung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kunstwerk konstituieren?<br />

Die Sammler, das ist wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

auch nicht abzustreiten. Die großen<br />

Sammler entscheiden natürlich sehr<br />

viel, was passiert und wo es weitergeht.<br />

Und vorher waren es schon eigentlich<br />

die Kuratoren. Es ist ja heute schon<br />

so: die Kuratoren suchen sich irgendwelche<br />

Themen aus, zu denen sie<br />

Ausstellungen machen wollen und<br />

fragen dann die Künstler, ob sie was<br />

haben. Da gerät man sehr schnell <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e Art Auftragskunst. Und nachdem<br />

es ja bekanntermaßen nicht so leicht<br />

ist als Künstler se<strong>in</strong>e Brötchen zu verdienen,<br />

macht man natürlich oft auch<br />

mit bei solchen Sachen und überlegt<br />

sich dann: naja, eigentlich habe ich ja<br />

nichts, was re<strong>in</strong>passt, aber ich könnte<br />

ja dies o<strong>der</strong> jenes anbieten. Also ich<br />

f<strong>in</strong>de das schade, dass man nicht wie<strong>der</strong><br />

mehr zuhört und schaut, woran<br />

die Künstler konzeptuell arbeiten und<br />

was eigentlich von ihnen kommt. Dass<br />

man wirklich zuhört und schaut und<br />

die Künstler an dem arbeiten lässt, was<br />

sie machen. Also ich sehe <strong>in</strong> diesem<br />

Kunstmarkt oft e<strong>in</strong>e ganz große Ablenkung.<br />

Und was letztlich die Bedeutung<br />

e<strong>in</strong>es Kunstwerks def<strong>in</strong>iert, hängt<br />

von vielen Faktoren ab. Es muss erst<br />

e<strong>in</strong>mal gebildet werden, und wie gut<br />

das gelungen ist, das entscheiden dann<br />

die an<strong>der</strong>en.<br />

Also ich glaube, aus dem Zusammenspiel<br />

mit dem Bedeutungskanon,<br />

<strong>der</strong> so e<strong>in</strong>em Bild anhängt und aus<br />

dem Neubearbeiten entsteht das <strong>in</strong>teressante<br />

Neue.<br />

- Johannes Karl<br />

Was bleibt für dich neben dem Endprodukt<br />

übrig, also neben dem Bild,<br />

das du produzierst?<br />

Es bleibt im besten Fall e<strong>in</strong> gewisser<br />

Erkenntnisprozess, <strong>der</strong> mich reicher<br />

macht. Das ist wie so e<strong>in</strong>e Reise, e<strong>in</strong>e<br />

Erfahrungsreise, die man macht.<br />

Und wenn man irgendwo e<strong>in</strong>e Reise<br />

gemacht hat, dann fühlt man sich<br />

reicher o<strong>der</strong> mehr im Leben.<br />

- Jess Walter<br />

Ich verlasse mich auf die Intuition,<br />

wobei die natürlich oft auch trügt. Da<br />

geht man heim und denkt, man hat<br />

das beste Bild des Jahrhun<strong>der</strong>ts gemalt<br />

und am nächsten Tag sieht es scheiße<br />

aus. Also da ist die Frage: wie hält e<strong>in</strong><br />

Bild? Und das ist dann eben doch e<strong>in</strong><br />

längerer Prozess.<br />

- Jess Walter<br />

- Nikolai Vogel<br />

66 67


TRANSFORMATION<br />

AUTORSCHAFT &<br />

PARTIZIPATION<br />

Und so e<strong>in</strong>e Arbeit, die du da zitierst,<br />

die verwendest du dann, um Zeitgefühl<br />

zu vermitteln? Also die Arbeit<br />

steht referenziell für das Gefühl, das<br />

damals vorgeherrscht hat o<strong>der</strong> dient<br />

sie als Transmitter für Gedanken?<br />

In dem Fall ist es schon diese Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

mit dem Vormaligen,<br />

mit <strong>der</strong> vormaligen Aussage, die das<br />

Bild hatte und jetzt e<strong>in</strong>em Versuch <strong>der</strong><br />

Neu<strong>in</strong>terpretation.<br />

[...] [Ich beschäftige mich] sehr gerne<br />

mit Arbeiten, die durch die Museumspopkultur<br />

eigentlich schon so<br />

bekannt s<strong>in</strong>d, dass sie je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> sich so<br />

e<strong>in</strong> bisschen mit Kunst beschäftigt,<br />

kennt. [...] [Ich versuche,] diese nochmal<br />

so zu packen, zu vermischen und<br />

vielleicht <strong>in</strong> neue Bedeutungen zu<br />

br<strong>in</strong>gen, ohne dass man jetzt sagt: das<br />

Alte ist irgendwie schlecht o<strong>der</strong> überholt.<br />

Son<strong>der</strong>n eher [mit dem Tenor]:<br />

wie kann ich das wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>beziehen<br />

und nochmal neu und <strong>in</strong>teressanter<br />

machen?<br />

- Johannes Karl<br />

Johannes Karl, Der Wan<strong>der</strong>er, 2012<br />

© VG Bild-Kunst, Bonn 2014, Videostill: Alexan<strong>der</strong> Eisfeld<br />

Wir benutzen letztendlich dann teilweise<br />

nur noch Namen. E<strong>in</strong>en Namen,<br />

<strong>der</strong> referenziell für e<strong>in</strong>e Haltung steht<br />

o<strong>der</strong> für e<strong>in</strong>e Bedeutung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kunstwelt.<br />

Und deswegen wollte ich fragen,<br />

was da für dich dann das Wichtigere<br />

im Moment ist: dass du den Künstler<br />

nimmst o<strong>der</strong> dass du dich selbst als<br />

Künstler verstehst? Siehst du dich eher<br />

so als Transformator o<strong>der</strong> als Kreativer,<br />

<strong>der</strong> Lust hat damit zu experimentieren<br />

und zu spielen? O<strong>der</strong> steckt da<br />

e<strong>in</strong>e Strategie dah<strong>in</strong>ter?<br />

Im Grunde b<strong>in</strong> ich da mehr handwerklich<br />

<strong>in</strong>teressiert. Mir geht es<br />

schon darum, daraus wirklich etwas<br />

Neues zu machen und dem Ganzen<br />

vielleicht auch wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e neue<br />

Bedeutung zu geben, die theoretisch<br />

auch ohne das Alte dastehen kann.<br />

Aber es wird natürlich <strong>in</strong>teressanter<br />

durch das Alte. [...] Me<strong>in</strong>e Arbeitsweise<br />

ist schon <strong>der</strong> Versuch mit Bildmedien<br />

zu arbeiten und diese alten<br />

Bildwelten da heranzuziehen und zu<br />

gucken, wie das zusammenkommt.<br />

Das ist eher das Experiment für mich<br />

und jetzt ke<strong>in</strong> re<strong>in</strong> konzeptioneller<br />

Ansatz [...] Ich f<strong>in</strong>de diesen Pop-Art-<br />

Ansatz ganz <strong>in</strong>teressant: die Sachen<br />

zu nehmen, die eigentlich total bekannt<br />

s<strong>in</strong>d, und diese noch e<strong>in</strong>mal<br />

durch den Fleischwolf zu drehen.<br />

- Johannes Karl<br />

Fühlst du dich [beim Bearbeiten von<br />

vorhandenem Material] als Autor<strong>in</strong><br />

des Werkes?<br />

Im Falle des Projekts „Global 2012<br />

(work–<strong>in</strong>-progress)“ ja, weil die s<strong>in</strong>d<br />

alle bearbeitet, ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Foto<br />

war so. Die s<strong>in</strong>d teilweise auch gespiegelt<br />

o<strong>der</strong> sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>s Negativ gezogen.<br />

Die mir ausgehändigten Fotos<br />

s<strong>in</strong>d zwar die Grundlage, aber die s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong>soweit bearbeitet, dass die Autorschaft<br />

bei mir liegt. [...] Ich nehme auch<br />

oft Material, das ich irgendwo f<strong>in</strong>de.<br />

Das müssen jetzt ke<strong>in</strong>e Kunstwerke<br />

o<strong>der</strong> so se<strong>in</strong>. [...] Aber bei den Arbeiten<br />

ist ganz klar, dass da die Autorschaft<br />

bei mir liegt.<br />

- Monika Humm<br />

Das empf<strong>in</strong>de ich als Inspiration, dass<br />

je<strong>der</strong> so se<strong>in</strong> Unbewusstes e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gt.<br />

Es s<strong>in</strong>d ja M<strong>in</strong>ientscheidungen, wenn<br />

man so e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaftsprojekt<br />

macht, unendlich viele. […] Ich würde<br />

[me<strong>in</strong>e künstlerischen Partner] deswegen<br />

nicht auf den Bil<strong>der</strong>n mitmalen<br />

lassen, weil ich <strong>der</strong>en Gemaltes dann<br />

nicht so riskieren kann wie me<strong>in</strong> Gemaltes.<br />

Das ist ja eigentlich auch e<strong>in</strong><br />

ständiger Prozess <strong>der</strong> Zerstörung und<br />

da wird es dann oft persönlich.<br />

- Klaus Dietl<br />

Die Autorschaft ist ja me<strong>in</strong>e, <strong>in</strong>dem<br />

ich die Geschichte nie<strong>der</strong>schreibe.<br />

Aber danach überlasse ich auch viel<br />

dem Schicksal. […] Ich sehe mich<br />

schon als Initiator [me<strong>in</strong>er Arbeit],<br />

aber ich sehe die Leute, die daran<br />

mitgearbeitet haben, als wichtige Akteure,<br />

die ich auch erwähne.<br />

- Philipp Weber<br />

Wenn wir konzeptuelle Projekte machen,<br />

da ist es dann oft so, dass wir uns<br />

künstlerisch rausnehmen, den eigenen<br />

Geschmack nehme ich da auch raus.<br />

Da entsteht oft etwas, was ich selber<br />

nie anziehen o<strong>der</strong> nie machen würde.<br />

Ich f<strong>in</strong>de das super. Da b<strong>in</strong> ich eher<br />

wie e<strong>in</strong>e Assistent<strong>in</strong>, wie jemand <strong>der</strong><br />

bohren kann, <strong>der</strong> schrauben kann,<br />

<strong>der</strong> etwas tragen kann, <strong>der</strong> schieben<br />

kann, dem das nichts ausmacht und<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e Plattform bietet.<br />

- Stephanie Müller<br />

68 69


RECYCLING<br />

Das Wichtige ist für mich, dass ich mit<br />

D<strong>in</strong>gen arbeite, die ich schon öfters<br />

verwendet habe.<br />

- Annegret Bleiste<strong>in</strong>er<br />

Die D<strong>in</strong>ge, die schon genäht s<strong>in</strong>d, bei<br />

denen ist es so, dass sie entwe<strong>der</strong><br />

wie<strong>der</strong> irgendwo auftauchen – als Kostüm,<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Filmprojekt […] o<strong>der</strong><br />

bei e<strong>in</strong>em Theaterstück – o<strong>der</strong> dass sie<br />

wie<strong>der</strong> von mir ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>geschnitten<br />

werden o<strong>der</strong> von jemand an<strong>der</strong>em<br />

und etwas An<strong>der</strong>es werden. Also die<br />

leben weiter. Die muss ich jetzt nicht<br />

konservieren. Ich brauche eigentlich<br />

fast ke<strong>in</strong>e neuen Materialien. Bei<br />

ausrangierten Materialien f<strong>in</strong>de ich<br />

alles Mögliche, was ich verwenden<br />

kann.<br />

- Stephanie Müller<br />

70 71


ABOUT<br />

WHAT<br />

REMAINS<br />

GALLERY<br />

<strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> wurde 2009 vom<br />

Künstlerduo Landspersky & Landspersky<br />

gegründet. Ausgehend vom Diskurs<br />

um Autorschaft, Aneignung<br />

und Überproduktion <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />

zeitgenössischen Kunst handelt es<br />

sich hierbei um e<strong>in</strong> künstlerisches Forschungskonzept<br />

und somit um e<strong>in</strong>e<br />

fiktive Institution, die <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />

als konzeptioneller Raum zu verstehen<br />

ist. In dessen Rahmen werden Relikte<br />

<strong>der</strong> kurzlebigen und florierenden<br />

Kunstproduktion weiteren künstlerischen<br />

Untersuchungen unterzogen<br />

und diskutiert. Durch Weiterverarbeitung,<br />

Modifikation und Rekontextualisierung<br />

von Orig<strong>in</strong>al-Materialien<br />

und Werken aus dem Kunst- und<br />

Ausstellungsbetrieb werden Künstler<br />

und ihre Arbeiten auf Gedanken wie<br />

<strong>der</strong> Verb<strong>in</strong>dung unserer Kultur zu<br />

materiellen Artefakten geprüft. Dabei<br />

spielt nicht alle<strong>in</strong> das wie<strong>der</strong>verwertete<br />

Material, son<strong>der</strong>n die ihm<br />

anhaftende und sich stets wandelnde<br />

Bedeutung e<strong>in</strong>e Rolle.<br />

Durch die Wie<strong>der</strong>aufnahme von<br />

abgeschlossenen Kunstwerken o<strong>der</strong><br />

„verbrauchten“ Arbeiten <strong>in</strong> weiterführende<br />

Arbeitsprozesse, stellt <strong>what</strong><br />

<strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> gezielt Fragen nach <strong>der</strong><br />

Autorschaft <strong>in</strong>dividueller Positionen<br />

e<strong>in</strong>es kollektiven Kulturvermächtnisses,<br />

welche angesichts e<strong>in</strong>es zwanghaften<br />

Orig<strong>in</strong>alitätsanspruchs und e<strong>in</strong>em über<br />

Jahrhun<strong>der</strong>te tradierten Geniebegriff<br />

längst überholt s<strong>in</strong>d.<br />

<strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> kooperierte 2013<br />

mit dem spanischen Künstler Fernando<br />

Sánchez Castillo und zeigte se<strong>in</strong>e<br />

Arbeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausstellung „Guernica<br />

Syndrome“ im Kunstpavillion im<br />

Alten Botanischen Garten München.<br />

Außerdem zeigte <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong><br />

folgende Künstler <strong>in</strong> weiteren Ausstellungen:<br />

„Wk<strong>in</strong>=Wpot“, „verdi –<br />

För<strong>der</strong>ausstellung Lawrence We<strong>in</strong>er/<br />

Albert Hien“ im Kunstpavillon,<br />

München, 2013 und „Weight for Light<br />

– Duncan Campbell/Franz Landspersky/Ian<br />

Kiaer“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kid Yell<strong>in</strong><br />

Gallery, New York City, 2011. Das<br />

künstlerische Konzept <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong><br />

<strong>gallery</strong> gewann den Examenspreis 2013<br />

<strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> Bildenden Künste<br />

München und den För<strong>der</strong>preis 2014 für<br />

Bildende Kunst <strong>der</strong> Landeshauptstadt<br />

München.<br />

CALUM<br />

GREANEY<br />

Der britische Künstler Calum Greaney<br />

(geb. 1989) studierte Bildende Kunst<br />

an <strong>der</strong> Newcastle University (F<strong>in</strong>e Art<br />

BA, 2009-2013), <strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong><br />

Bildenden Künste München (Erasmus,<br />

2012) und <strong>der</strong> Birm<strong>in</strong>gham City University<br />

(Art Foundation, 2008-2009).<br />

Calum Greaney arbeitet an <strong>der</strong> Schnittstelle<br />

von Architektur, Kunst und Design.<br />

In se<strong>in</strong>er Arbeit „Ideas for Look<strong>in</strong>g“<br />

befasst er sich mit <strong>der</strong> kuratorischen<br />

Problematik, Raum um Kunst<br />

und Konzept zu entwerfen. Zur H<strong>in</strong>terfragung<br />

konventioneller Sehgewohnheiten<br />

und Sichtweisen des Museumsund<br />

Ausstellungsbetriebs greift er<br />

sowohl auf formale als auch auf <strong>in</strong>haltliche<br />

Kontextualisierungen zurück,<br />

welche die Wechselwirkungen von<br />

Form, Hülle und Inhalt aufbrechen.<br />

2012 wurde er für den Aaber Award<br />

nom<strong>in</strong>iert. Se<strong>in</strong>e Kunstwerke waren<br />

bisher <strong>in</strong> den Ausstellungen „Handle<br />

with Care“ im Baltic Archiv (2010),<br />

im „123D Room“ <strong>der</strong> Long Gallery,<br />

Newcastle, <strong>in</strong> <strong>der</strong> „Jahresausstellung“<br />

<strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> Bildenden Künste<br />

München (2012) und im „Trad<strong>in</strong>g<br />

Post“ <strong>der</strong> Birm<strong>in</strong>gham City Library<br />

(2013) zu sehen. Er hat als Assistent für<br />

verschiedene Ausstellungen gearbeitet,<br />

u.a. für „Passengers and Goods“ an<br />

<strong>der</strong> Stephenson Works <strong>in</strong> Newcastle<br />

Upon Tyne.<br />

74 75


LITER<br />

ATUR<br />

Ausgewählte Literatur<br />

aus dem Archiv von<br />

<strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>PLATFORM</strong><br />

Giorgio Agamben (2012): Kirche und Reich, Merve, Berl<strong>in</strong>.<br />

Alexan<strong>der</strong> Alberro und Sabeth Buchmann (Hrsg.) (2006):<br />

Art After Conceptual Art, Verlag Buchhandlung Walther<br />

König, Köln.<br />

Georges Bataille, André Breton, Marcel Duchamp (2008):<br />

Le DA COSTA Encyclopédique, Merve, Berl<strong>in</strong>.<br />

Walter Benjam<strong>in</strong> (1996): Das Kunstwerk im Zeitalter se<strong>in</strong>er<br />

technischen Reproduzierbarkeit: Drei Studien zur Kunstsoziologie<br />

(edition suhrkamp 28), 22. Auflage, Suhrkamp,<br />

Berl<strong>in</strong>.<br />

Claire Bishop (2004): Anatagonism and Relational Aesthetics,<br />

<strong>in</strong>: OCTOBER 110, Fall 2004, S. 51 – 79.<br />

Nicolas Bourriaud (1998): Relational Aesthetics (Documents<br />

Sur l‘Art), Les Presses Du Reel, Dijon.<br />

Wilfried Dickhoff und Marcus Ste<strong>in</strong>weg (Hrsg.) (2012):<br />

INAESTHETICS #2 Animality, Merve, Berl<strong>in</strong>.<br />

Wilfried Dickhoff und Marcus Ste<strong>in</strong>weg (Hrsg.) (2012):<br />

INAESTHETICS #3 Money, Merve, Berl<strong>in</strong>.<br />

Michel Foucault (1996): Diskurs und Wahrheit. Die Problematisierung<br />

<strong>der</strong> Parrhesia. Berkeley-Vorlesungen 1983,<br />

Merve, Berl<strong>in</strong>.<br />

Michel Foucault (1992): Was ist Kritik?, Merve, Berl<strong>in</strong>.<br />

Andrea Fraser (2005): From the Critique of Institutions to<br />

an Institution of Critique, <strong>in</strong>: artforum 09/2005, S. 100 –<br />

106.<br />

Boris Groys (1997): Logik <strong>der</strong> Sammlung: Am Ende des<br />

musealen Zeitalters. Essays (Edition Akzente Hanser, hrsg.<br />

von Michael Krüger), Carl Hanser Verlag, München.<br />

Anselm Haverkamp (1991): Laub voll Trauer. Höl<strong>der</strong>l<strong>in</strong>s<br />

späte Allegorie, F<strong>in</strong>k, Pa<strong>der</strong>born.<br />

Charlotte Higg<strong>in</strong>s (2005): It‘s a shed, it‘s collapsible, it floats<br />

and (with help from a bike) it‘s the w<strong>in</strong>ner, <strong>in</strong>: the guardian,<br />

6.12.2005, S. 3.<br />

Jens Hoffmann (Hrsg.) (2014): No Such Th<strong>in</strong>g As History:<br />

Four Collections and One Artist, Louis Vuitton Malletier,<br />

Paris.<br />

Jörg Huber, Burkhard Meltzer, Heike Mun<strong>der</strong> und Tido<br />

von Oppeln (Hrsg.) (2011): It‘s Not a Garden Table. Art and<br />

design <strong>in</strong> the expanded field, JRP R<strong>in</strong>gier, Zürich.<br />

Anna Blume Huttenlauch (2010): Appropriation Art - Kunst<br />

an den Grenzen des Urheberrechts (Schriften zum geistigen<br />

Eigentum und Wettbewerbsrecht #35, hrsg. von Christian<br />

Berger und Horst-Peter Gött<strong>in</strong>g), Nomos, Baden-Baden.<br />

Paul O’Neill (2012): The Culture of Curat<strong>in</strong>g and the Curat<strong>in</strong>g<br />

of Culture(s), MIT Press Ltd, Cambridge.<br />

John Perreault (2005): Mike Bidlo: the End of Art?, verfügbar<br />

unter: http://www.artsjournal.com/artopia/2005/10/<br />

mike_bidlo_the_end_of_art.html<br />

Gerald Raunig (2007): Instituierende Praxen: fliehen, <strong>in</strong>stituieren,<br />

transformieren, <strong>in</strong>: Psychologie und Gesellschaftskritik,<br />

31, 1/2007, S. 81 – 92.<br />

Rachel Sara und Jonathan Mosley (2013): The Architecture<br />

of Transgression AD, John Wiley & Sons, New York.<br />

Jennifer Stob (2014): The Paradigms of Nicolas Bourriaud:<br />

Situationists as Vanish<strong>in</strong>g Po<strong>in</strong>t, <strong>in</strong>: Evental Aesthetics 2,<br />

4/2014, S. 23 – 54.<br />

Dennis Szakacs (2013): Richard Jackson: A<strong>in</strong>‘t pa<strong>in</strong>t<strong>in</strong>g a<br />

pa<strong>in</strong>, Prestel, München u.a.<br />

Tobias Timm (2011): Die Macht <strong>der</strong> Geschmacksverstärker,<br />

<strong>in</strong>: DIE ZEIT Nº 19/2011.<br />

Nikolai Vogel (1998): Misslungene Texte, Vogel & Fitzpatrick<br />

Verlag GbR Black Ink, Scheur<strong>in</strong>g.<br />

Slavoj Zizek (1991): Liebe De<strong>in</strong> Symptom wie Dich selbst!<br />

Jacques Lacans Psychoanalyse und die Medien, Merve,<br />

Berl<strong>in</strong>.<br />

Margot Th. Brandlhuber und Michael Buhrs (Hrsg.) (2013):<br />

Im Tempel des Ich. Das Künstlerhaus als Gesamtkunstwerk<br />

– Europa und Amerika 1800 – 1948, Hatje Cantz,<br />

Ostfil<strong>der</strong>n.<br />

John Cage (1984): Für die Vögel. Gespräche mit Daniel<br />

Charles, Merve, Berl<strong>in</strong>.<br />

Jean-Louis Cohen und Christ<strong>in</strong>a Lod<strong>der</strong> (2011): Build<strong>in</strong>g<br />

the Revolution: Soviet Art and Architecture 1915-1935,<br />

Royal Academy of Arts, London.<br />

Alex Coles (2012): The Transdiscipl<strong>in</strong>ary Studio, Sternberg<br />

Press, Berl<strong>in</strong>.<br />

Ann Cotten, Daniel Falb, Hendrik Jackson, Steffen Popp<br />

und Monika R<strong>in</strong>ck (2011): Helm aus Phlox. Zur Theorie des<br />

schlechtesten Werkzeugs, Merve, Berl<strong>in</strong>.<br />

Julian Kle<strong>in</strong> (2011): Was ist künstlerische Forschung?, <strong>in</strong>:<br />

Auditive Perspektiven 2/2011.<br />

James Langdon, Peter Nenc<strong>in</strong>i und Gav<strong>in</strong> Wade (2013):<br />

Eastside Projects Users Manual Draft #6. The Eng<strong>in</strong>eer and<br />

The Artist, Eastside Projects, Birm<strong>in</strong>gham.<br />

Maren Lehmann (2011): Theorie <strong>in</strong> Skizzen, Merve, Berl<strong>in</strong>.<br />

Barbara Lesák und Thomas Trabitsch (Hrsg.) (2012):<br />

Fre<strong>der</strong>ick Kiesler. Theatervisionär – Architekt – Künstler,<br />

Brandstätter Verlag, München.<br />

Yana Milev (2011): Emergency Design. Anthropotechniken<br />

des Über/Lebens, Merve, Berl<strong>in</strong>.<br />

Bruno Munari (2012): Design as Art, Pengu<strong>in</strong> Classics,<br />

London.<br />

78 79


IMPRES<br />

SUM<br />

„<strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>PLATFORM</strong>“ ersche<strong>in</strong>t im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Reihe von Publikationen <strong>der</strong> <strong>PLATFORM</strong> über<br />

relevante Themen gegenwärtiger und zukünftiger kultureller<br />

Produktion und kreativer Arbeit im Dezember 2014.<br />

Die Konzeption von <strong>what</strong> <strong>rema<strong>in</strong>s</strong> <strong>gallery</strong> für die PLAT-<br />

FORM im März 2014 ist Ausgangspunkt dieser Publikation,<br />

die Fragen <strong>der</strong> Urheberschaft und neuen Formen künstlerischer<br />

Kollaborationen ebenso nachgeht wie dem Konzept<br />

des Dauerhaften.<br />

Herausgeber<strong>in</strong>:<br />

Elisabeth Hartung<br />

Redaktion:<br />

Felix Gantner, Ulrike Geiger, Sasha<br />

Gora, Elisabeth Hartung<br />

Texte:<br />

Miriam Althammer, Michael Buhrs,<br />

Sasha Gora, Calum Greaney, Elisabeth<br />

Hartung, Oliver Herwig, Christian<br />

Landspersky, René Landspersky,<br />

Florian Mercker<br />

Fotos:<br />

Alescha Birkenholz: S. 14, 15, 16, 27,<br />

28, 29, 36, 38, 40, 41, 44, 58, 70, 78<br />

Bureau Mirko Borsche: S. 23<br />

Vivi D´Angelo: S. 32, 33, 34, 35, 57, 74<br />

Alexan<strong>der</strong> Eisfeld: S. 61, 62, 63, 66<br />

Calum Greaney: S. 10, 18, 54, 65, 69<br />

Wilfried Petzi: S. 8, 12, 20, 46,<br />

Umschlagfoto<br />

Katr<strong>in</strong> Schill<strong>in</strong>g: S. 26 unten<br />

stauss processform, prof. kilian stauss,<br />

münchen, 2013: S. 26 oben<br />

Urheberschaft und Bildrechte s<strong>in</strong>d<br />

durch die <strong>PLATFORM</strong> so weit wie<br />

möglich geklärt. Bei Unklarheiten<br />

kontaktieren Sie bitte<br />

contact@platform-muenchen.de<br />

Zitate von Künstlern <strong>der</strong><br />

<strong>PLATFORM</strong>:<br />

Annegret Bleiste<strong>in</strong>er, Klaus Dietl,<br />

Monika Humm, Johannes Karl, Silke<br />

Markefka, Stephanie Müller, Nikolai<br />

Vogel, Jess Walter, Philipp Weber<br />

Transkription:<br />

Felix Gantner<br />

Übersetzungen:<br />

Frieda Pattenden, Sonja Te<strong>in</strong>e<br />

Schlusskorrektur:<br />

N<strong>in</strong>a Holm<br />

Grafische Gestaltung:<br />

Kollektiv X<br />

(Xuyen Dam, Julia Tschakert,<br />

Elisabeth Wagner)<br />

www.kollektiv-x.de<br />

Druck:<br />

DruckVerlag Kettler GmbH<br />

Auflage:<br />

1.000<br />

ISBN 978–3–9816807–2–0<br />

© <strong>PLATFORM</strong> 2014 sowie die Autor-<br />

Innen und FotografInnen<br />

Kontakt:<br />

<strong>PLATFORM</strong><br />

Kistlerhofstr. 70, 81379 München<br />

contact@platform-muenchen.de;<br />

Tel. 089 3249009-0<br />

www.platform-muenchen.de<br />

Träger:<br />

Münchner Arbeit geme<strong>in</strong>nützige<br />

GmbH<br />

Geschäftsführung: Gerhard<br />

Scherbaum und Johann Stelzer<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> des Aufsichtsrats:<br />

Josef Schmid<br />

Registergericht München, HRB 98967<br />

Geför<strong>der</strong>t durch das<br />

Münchner Beschäftigungsund<br />

Qualifizierungsprogramm<br />

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