6-2012
Fachzeitschrift für Industrielle Automation, Mess-, Steuer- und Regeltechnik
Fachzeitschrift für Industrielle Automation, Mess-, Steuer- und Regeltechnik
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Steuern & Regeln<br />
neering GmbH (siehe Kastentext)<br />
aus Erfahrung. Sie haben<br />
schon diverse Migrationen von<br />
S5 auf neue Steuerungslösungen<br />
(Bild 1) realisiert.<br />
Anlagen mit kurzen<br />
Restlaufzeiten<br />
Bei allen Vorteilen einer Migration<br />
gibt es Fälle, in denen diese<br />
einfach nicht sinnvoll ist. Dazu<br />
gehören Anlagen mit absehbar<br />
kurzen Restlaufzeiten. Hier<br />
lassen sich die Kosten für eine<br />
Migration in der Regel nicht<br />
mehr einspielen und auch die<br />
damit einhergehenden Vorteile<br />
nicht nutzen. Dennoch müssen<br />
diese Anlagen für die verbleibende<br />
Betriebsdauer zuverlässig<br />
arbeiten. Auch in diesen<br />
Fällen können die Experten für<br />
Prozessautomatisierung den<br />
Anlagenbetreiber bei Updates<br />
der Anlage, Beschaffung von<br />
Ersatzkomponenten und vielem<br />
mehr unterstützen. Bei anderen<br />
Anlagen, die noch über viele Jahre<br />
arbeiten sollen, spricht aber in<br />
der Regel vieles für eine Migration.<br />
Dazu sollte man sich zuvor<br />
jedoch einige Fragen stellen.<br />
Automatisiert konvertieren oder<br />
doch besser ein Re-Engineering?<br />
Vor Projektstart oder einer<br />
Ausschreibung steht die vielleicht<br />
wichtigste Frage überhaupt:<br />
Wie „viel“ sollte man umsteigen?<br />
Auf der Hardware-Seite<br />
müssen natürlich die abgekündigten<br />
Komponenten getauscht<br />
werden. Hier gilt es unvoreingenommen<br />
zu prüfen, welche<br />
alternative Steuerung für die<br />
heutigen Anforderungen die<br />
ideale Lösung ist. Bei der Software<br />
reicht die Spannbreite aber<br />
vom automatisierten Konvertieren<br />
der alten Software über das<br />
Abbilden alter Funktionen im<br />
neuen System bis hin zu einem<br />
kompletten Re-Engineering. Auf<br />
den ersten Blick erscheint die<br />
automatische Konvertierung die<br />
einfachste und zugleich kostengünstigste<br />
Lösung. Allerdings<br />
bringt sie auch Nachteile. So werden<br />
alle Programmteile konvertiert,<br />
ob diese noch genutzt werden<br />
oder nicht. Das macht die<br />
neue Software sehr unübersichtlich<br />
und erschwert künftig die<br />
Fehlersuche deutlich. Was also<br />
im ersten Schritt als kostengünstige<br />
Lösung erscheint, kann<br />
auf lange Sicht zum Kostentreiber<br />
werden bei der Fehlersuche,<br />
Instandhaltung oder späteren<br />
Softwareanpassungen. Ähnliches<br />
gilt für das reine Abbilden<br />
alter Funktionen, zumal<br />
auch dadurch neue Funktionalität<br />
nicht nutzbar wird, die z.B.<br />
Vorteile in Bezug auf Produktionsgeschwindigkeiten<br />
oder Prozesssicherheit<br />
bringen könnten.<br />
Vor einem Re-Engineering<br />
schrecken dennoch einige zurück<br />
aus Angst vor vermeintlichen<br />
Kosten und dem befürchteten<br />
zeitlichen Aufwand. Die Praxis<br />
zeigt jedoch, dass der Aufwand<br />
oft geringer ausfällt als erwartet<br />
und sich die höheren Kosten<br />
schon recht bald an anderer Stelle<br />
wieder einsparen lassen, unter<br />
anderem durch zuverlässigere<br />
Prozesse, geringere Stillstandszeiten<br />
und erleichterte Instandhaltung.<br />
Auch rechtliche Fragen<br />
spielen in diesem Zusammenhang<br />
eine wichtige Rolle. Oft<br />
entsprechen Anlagen nicht mehr<br />
den gesetzlichen Anforderungen<br />
der heutigen Zeit. Hier kann<br />
man die Migration als Chance<br />
nutzen, eine Anlage auch in diesem<br />
Bereich auf den Stand der<br />
Dinge zu bringen.<br />
Das richtige Vorgehen beim<br />
Re-Engineering<br />
Wer bei der Migration die<br />
Gesamtbetriebskosten einer<br />
Anlage im Auge behält, kommt<br />
in den meisten Fällen also nicht<br />
um ein Re-Engineering herum.<br />
Im Gegensatz zur Neuplanung<br />
einer Anlage können die Anlagenplaner<br />
von einer bekannten<br />
Prozessdynamik profitieren. Für<br />
ein erfolgreiches Re-Engineering<br />
gilt es dazu wichtige Fragen zu<br />
klären wie z.B.:<br />
• Was ist die genaue Aufgabenstellung<br />
der Anlage?<br />
• Welche zukünftigen Anforderungen<br />
zeichnen sich ab?<br />
• Welche Funktionen haben sich<br />
in der Vergangenheit bewährt?<br />
• Welche Funktionen wurden<br />
einmal integriert, aber nie<br />
genutzt, weil sie sich in der Praxis<br />
als unnötig oder unbrauchbar<br />
zeigten?<br />
Da sich eine Anlage samt dem<br />
Produktionsumfeld über die<br />
Bild 3: Ein Umstieg, der sich lohnt. Für Anlagenbetreiber bietet die<br />
Abkündigung der S5 die Chance, künftig Funktionalitäten auf dem<br />
aktuellen Stand der Technik für sich nutzbar zu machen.<br />
(Foto: Rösberg)<br />
in der Prozessautomatisierung<br />
üblichen langen Laufzeiten verändert,<br />
ist wohl die wichtigste<br />
Frage: Wie sehen die heutigen<br />
Erfordernisse aus? Nur wenn<br />
diese und weitere Fragen ergebnisoffen<br />
geprüft werden, lassen<br />
sich die idealen Lösungen finden.<br />
Ein Vorgehen, das auch Rösberg<br />
aufgrund seiner Praxiserfahrung<br />
aus verschiedenen Migrationsprojekten<br />
empfiehlt. In Migrationsprojekten<br />
berät das Unternehmen<br />
Anwender bei der Auswahl<br />
passender Automatisierungssysteme<br />
und kümmert sich um die<br />
Anschaffung. Weiterhin unterstützen<br />
die Automatisierungsexperten<br />
beim Re-Engineering,<br />
sie analysieren die vorhandene<br />
Anlage und helfen bei der Definition<br />
der neuen Leistungsbeschreibung.<br />
Sie entwickeln nach<br />
Rücksprache mit dem Anwender<br />
die passende Umstiegsstrategie<br />
und erstellen nach den zeitgemäßen<br />
Erfordernissen die neue<br />
Software. Nach umfangreichen<br />
Tests der neuen Lösung übernehmen<br />
sie dann selbstverständlich<br />
auch die Migration.<br />
Vertikale oder horizontale<br />
Migration?<br />
Dabei zeigt die Praxis, dass<br />
eine vertikale Migration etliche<br />
Vorteile bringt gegenüber der<br />
horizontalen. Während bei der<br />
PC & Industrie 6/<strong>2012</strong> 25