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11-2013

Fachzeitschrift für Industrielle Automation, Mess-, Steuer- und Regeltechnik

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Editorial<br />

Was ist noch sicher?<br />

Seit dem Bekanntwerden des Skandals um Internet-Überwachung und gezielte<br />

Cyberattacken mit vorherigem Ausspähen durch Geheimdienste ist ein Beben durch<br />

die weltweite IT-Landschaft gegangen. So hat die Enthüllung des NSA-Überwachungsprojektes<br />

„PRISM“, das Geheimdiensten in großem Stil Zugang zu gespeicherten<br />

Daten- und Sprachdiensten, ausgetauschten Dateien, aber auch Aktivitäten in sozialen<br />

Netzwerken – sowohl von Privatpersonen als auch Unternehmen – ermöglicht,<br />

einen bislang ungekannten Aufschrei ausgelöst.<br />

Jörg Neumann,<br />

Sales & Marketing<br />

bei SSV Software Systems GmbH<br />

Stellt man sich im Umfeld der Automatisierung die Frage, ob die Systeme, für die<br />

man verantwortlich ist und für die tägliche Arbeit nutzt, nun noch als genauso sicher<br />

wie vor den Snowden-Enthüllungen anzusehen sind, muss die Antwort eigentlich in<br />

jedem Fall „Nein“ lauten. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, dass führende US-Softwareund<br />

Internetunternehmen gewollt oder ungewollt direkt mit den US-Geheimdiensten<br />

zusammenarbeiten. Die NSA hat in einigen Fällen sogar direkten Zugriff auf die Server<br />

dieser Unternehmen und kann auch verschlüsselte Daten lesen. Durch Microsoft<br />

und Google, die als Cloud Service Provider den ein oder anderen größeren Automatisierungsanbieter<br />

zu ihren Kunden zählen, sind durch diese Abhör- und Überwachungsaktivitäten<br />

hauptsächlich Privatpersonen betroffen. Allerdings nutzen auch<br />

Geschäftskunden in aller Welt die Dienste dieser Anbieter, z.B. für die weltweite Kommunikation<br />

mit Kunden und Partnern per Skype.<br />

Auch die nach Ausbruch des Überwachungsskandals oft empfohlene Datenverschlüsselung<br />

bietet nicht immer eine ausreichende Sicherheit, denn eine typische Ende-zu-<br />

Ende-Verschlüsselung nützt hinsichtlich der zuvor beschriebenen Möglichkeiten nichts,<br />

wenn ein Nachrichtendienst die Server des Cloud-Providers anzapfen oder durch<br />

die Hintertür direkt per Fernzugriffsschnittstelle auf Automatisierungskomponenten<br />

zugreifen kann. Denn dort sind die Daten in der Regel unverschlüsselt gespeichert.<br />

Jeder Verantwortliche in der M2M- und Automatisierungswelt muss sich daher<br />

heute die Frage stellen, ob die eigene Systemlösung eigentlich noch als ausreichend<br />

sicher anzusehen ist. Wenn man parallel zur NSA-Problematik die aktuelle Berichterstattung<br />

über Sicherheitslücken in ca. 200.000 installierten Steuerungen verfolgt<br />

und davon ausgeht, dass dies bislang nur „die Spitze des Eisbergs“ ist, sind Zweifel<br />

an einer ausreichenden und zeitgemäßen Sicherheit der ein oder anderen Anlage<br />

wohl mehr als berechtigt. Aber nicht nur für Unternehmen sondern auch im privaten<br />

Bereich birgt die zunehmende Internetanbindung von Anlagen nicht nur einen Komfortgewinn<br />

sondern ernsthafte Risiken. Spätestens dann – wenn wie jüngst bekannt<br />

geworden – durch eine Sicherheitslücke im Fernwartungszugang die Heizung im heimischen<br />

Keller durch Dritte manipuliert werden kann, bekommt das Thema Sicherheit<br />

eine ganz konkrete Bedeutung.<br />

Ein erster Weg aus dem Dilemma könnte die Wahl eines Cloudservice- oder Lösungs-<br />

Anbieters sein, der sowohl den Firmensitz als auch sein Rechenzentrum in Deutschland<br />

beheimatet. In jedem Fall sollte nicht blind darauf vertraut werden, dass die<br />

Anbindung einer Anlage schon dadurch automatisch sicher ist, weil diese über einen<br />

Webbrowser aus der Ferne erreichbar und der Anbieter seriös ist. Gerade die Art und<br />

Qualität der Anbindung einer Anlage an das Internet bedarf einer ständigen Pflege<br />

und regelmäßiger Neubewertung der möglichen Schwachstellen. Hier sind spezialisierte<br />

Anbieter gefragt, die sich diesem Thema verschrieben haben und Anlagenbauern<br />

sowie Automatisierungskomponenten- und Steuerungsherstellern mit dem entsprechenden<br />

Know-How zur Seite stehen.<br />

Jörg Neumann,<br />

Sales & Marketing bei SSV Software Systems GmbH<br />

PC & Industrie <strong>11</strong>/<strong>2013</strong> 3

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