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Schon wieder streckt er mir die hohle Hand entgegen ...
(na ja denke ich mir, zahlt ja die Redaktion!). Auf seine
Anweisung hin, beschreibe ich nun jeden Traum innerhalb
der letzten Wochen, an den ich mich erinnern kann. Der
Wahrsager ­ Igor Blavatski heißt er übrigens ­ sitzt mit
geschlossenen Augen und gefalteten Händen da und
nimmt jedes einzelne Detail in sich auf. Eine Vorhersage
könne er aber erst nach weiteren Informationen machen.
Seine Hand streckt sich mir entgegen. Nach
entsprechender Zahlung nimmt er meine. Ich versuche
mich zu entspannen, während er beginnt, mit einem Finger
die Linien auf meiner Haut nachzuziehen, um
Informationen über mein Temperamnet, die Lebensdauer
und meine romantischen Neigungen zu sammeln. Muss ich
sagen, dass der nun nötige Einsatz der Kristallkugel noch
sehr viel mehr kostet als alles andere? Er blickt gebannt in
die Kugel, die zu leuchten beginnt. Darin wirbelt ein
Mahlstrom aus spirituellen Energien, hat er mir zuvor
erklärt, damit ich nicht erschrecke. Während er Ebbe und
Flut der Energie studiert, offenbaren sich ihm immer mehr
Details über die Zukunft. Oder auch nicht?
Wir leeren den letzten Schluck Tee, und er versucht, in den
Teeblättern am Tassenboden Muster zu erkennen, die
natürlich nur ein Experte wie er entschlüsseln kann. Nach
einem tiefen Seufzer gibt er mir folgenden Rat mit auf den
Weg: "... also denk immer, daran, dich von Pinguinen
fernzuhalten. Dann wird es dir gut ergehen!"
Und schwupps stehe ich völlig verblüfft vor der Tür, die er
hinter mir fest verriegelt. Na sowas! Igor hat ja nun jedes
Vorurteil über die Schwindler, Diebe und Betrüger bestätigt,
die angeblich hier zu Hause sind.
Ich weiß nicht, ob ich weinen oder lachen soll. Der Spaß
hat alles in allem 164 Simoleons gekostet! Etwas teuer
dafür, dass es hier überhaupt keine Pinguine gibt!
Aber man hat mir ja noch eine andere Adresse empfohlen.
ich wende mich um zum Wagen der Fortunata Roma ­
einer Frau, die absolut dem Klischee der Zigeunerin zu
entsprechen scheint, wie mir auf den ersten Blick auffällt.
Aber sie hat ein freundliches, Vertrauen erweckendes
Wesen und wohnt in einer äußerst gemütlichen Stube.
8/2014 NNN­Magazin 31