11.12.2014 Aufrufe

NAGELFLUH Winter 2014/2015 - Das Naturpark-Magazin

Lesen Sie hier die kostenlose Online-Ausgabe von NAGELFLUH - der offiziellen Zeitschrift des Naturparks Nagelfluhkette e.V. Themen der Winterausgabe sind unter anderem: Spuren im Schnee: Wer schlich dort auf leisen Pforten, Tatzen oder Hufen durch den Wald?, Eine fast gezähmte Wilde: Die Iller - Zerstörer oder Lebensspender? Das fünfte Naturparkjuwel stellt sich vor, Leben in der Biosphäre: Warum der Naturpark Nagelfluhkette in Vorarlberg jetzt auch Biospährenpark heißt, Klassenzimmer Alpen: Grundschüler aus Fischen untersuchen Wiesen im Wandel der Jahreszeiten, Leben im Naturpark: Interview mit Biologin und Zoologin Mag. Ruth Swoboda, Rothirsch in Bedrängnis: Wildbiologischer Vortrag über den König des Waldes Außerdem in der Winterausgabe: Großer Sonderteil zum neuen Oberallgäuer Besucherlenkungsprogramm "DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM. Weitere Informationen zum Magazin erhalten Sie bei Sven Abend von der EDITION ALLGÄU, Tel. +49 (0)8379 728616, E-Mail: sven.abend@heimat-allgaeu.info oder direkt unter www.nagelfluh-magazin.de

Lesen Sie hier die kostenlose Online-Ausgabe von NAGELFLUH - der offiziellen Zeitschrift des Naturparks Nagelfluhkette e.V.

Themen der Winterausgabe sind unter anderem: Spuren im Schnee: Wer schlich dort auf leisen Pforten, Tatzen oder Hufen durch den Wald?, Eine fast gezähmte Wilde: Die Iller - Zerstörer oder Lebensspender? Das fünfte Naturparkjuwel stellt sich vor, Leben in der Biosphäre: Warum der Naturpark Nagelfluhkette in Vorarlberg jetzt auch Biospährenpark heißt, Klassenzimmer Alpen: Grundschüler aus Fischen untersuchen Wiesen im Wandel der Jahreszeiten, Leben im Naturpark: Interview mit Biologin und Zoologin Mag. Ruth Swoboda, Rothirsch in Bedrängnis: Wildbiologischer Vortrag über den König des Waldes

Außerdem in der Winterausgabe: Großer Sonderteil zum neuen Oberallgäuer Besucherlenkungsprogramm "DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.

Weitere Informationen zum Magazin erhalten Sie bei Sven Abend von der EDITION ALLGÄU, Tel. +49 (0)8379 728616, E-Mail: sven.abend@heimat-allgaeu.info oder direkt unter www.nagelfluh-magazin.de

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<strong>NAGELFLUH</strong><br />

<strong>Winter</strong> <strong>2014</strong><br />

<strong>Das</strong> <strong>Naturpark</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

SONDERTEIL:<br />

DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.<br />

Neue Besucherlenkungskampagne im Oberallgäu<br />

SPUREN IM SCHNEE<br />

Wer schlich dort auf leisen Pfoten, Tatzen<br />

oder Hufen durch den Wald?<br />

LEBEN IN DER BIOSPHÄRE<br />

Warum der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette in<br />

Vorarlberg jetzt auch Biosphärenpark heißt<br />

EINE FAST GEZÄHMTE WILDE<br />

Die Iller: Zerstörer oder Lebensspender?<br />

<strong>Das</strong> fünfte <strong>Naturpark</strong>juwel stellt sich vor<br />

KLASSENZIMMER ALPEN<br />

Grundschüler aus Fischen untersuchen<br />

Wiesen im Wandel der Jahreszeiten


Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

Wieder ist ein spannendes <strong>Naturpark</strong>-<br />

Jahr vergangen, ein Neues beginnt. Wir<br />

haben <strong>2014</strong> viel Faszinierendes über unsere<br />

Heimat gelernt und erkennen mehr und mehr,<br />

welch wertvolle Natur- und Kulturlandscha<br />

direkt vor unserer Haustüre entstanden ist. Erneut<br />

duren wir auch dabei sein, wenn sich<br />

Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen<br />

dafür einsetzten, dass dies so bleibt. Sie sind bereit,<br />

mit viel persönlichem Engagement die<br />

Weichen für eine enkeltaugliche Entwicklung<br />

– auch Nachhaltigkeit genannt – zu stellen.<br />

In unserem noch jungen <strong>Naturpark</strong> haben<br />

wir <strong>2014</strong> drei wichtige Meilensteine erreicht.<br />

Wir sind nun offiziell im Land Vorarlberg verordnet,<br />

wir konnten gemeinsam mit vielen<br />

Partnern unsere Initiative zur Besucherlenkung<br />

starten und wir haben alle Vorbereitungen<br />

getroffen, damit <strong>2015</strong> die erste <strong>Naturpark</strong>schule<br />

in der Nagelfluhkette starten kann.<br />

Die Verordnung in Vorarlberg sorgt dafür,<br />

dass wir nun auch im österreichischen Teil<br />

rechtlich als Großschutzgebiet im Naturschutzgesetz<br />

verankert sind. Was sich zunächst eher<br />

langweilig anhört, hat in der Praxis große Vorteile,<br />

weil wir nun für unsere Ideen und Vorhaben<br />

bessere Fördermöglichkeiten haben und<br />

auch im Vorderwälder Teil die <strong>Naturpark</strong>entwicklung<br />

besser anschieben können.<br />

Mit dem Start der Besucherlenkungs- und<br />

Sensibilisierungskampagne »Dein Freiraum –<br />

Mein Lebensraum. Verantwortungsvoll in der<br />

Natur unterwegs« versuchen wir mit der Tatsache<br />

umzugehen, dass immer mehr Menschen<br />

ihre Freizeit in der Natur verbringen. Was ohne<br />

Wenn und Aber eine sehr schöne Entwicklung<br />

ist, führt an einigen Stellen dazu, dass seltene,<br />

störempfindliche Tiere gestört und sogar in<br />

ihrer Existenz gefährdet werden. Wir schlagen<br />

mit unserer Kampagne einen Weg ein, der auf<br />

Information und freiwillige Selbstbeschränkung<br />

setzt und sind mit unseren vielen Partnern<br />

überzeugt, dass dies der richtige Weg ist.<br />

Machen Sie mit, auf dass wir alle damit Erfolg<br />

haben.<br />

Besonders freut uns, dass wir mit der<br />

Königseggschule in Immenstadt einen Partner<br />

gefunden haben, der mit uns ein Konzept ausgearbeitet<br />

hat um sich künig als <strong>Naturpark</strong>schule<br />

auszurichten. Für die Klassen 1 bis 4<br />

wurden die Lehrpläne mit emen aus dem<br />

<strong>Naturpark</strong> ergänzt, Exkursionsorte ausgearbeitet<br />

und Lehrerfortbildungen vorbereitet. Auch<br />

bei diesem Projekt spielen unsere vielen Part-<br />

ner aus Land- und Forstwirtscha, Naturschutz<br />

oder Regionalentwicklung eine wichtige Rolle.<br />

Gemeinsam sind wir viel stärker und es macht<br />

auch viel mehr Spaß!<br />

Die Planungen, das Konzept auf weitere interessierte<br />

Schulen beiderseits der Grenze auszuweiten,<br />

laufen übrigens bereits.<br />

Ich wünsche Ihnen eine gute <strong>Winter</strong>zeit mit<br />

vielen tollen Erlebnissen in unserem <strong>Naturpark</strong><br />

Nagelfluhkette.<br />

Rolf Eberhardt<br />

Mit einer Größe von<br />

405 km² ist die Nagelfluhkette<br />

im alpen weiten<br />

Vergleich ein Schutz -<br />

gebiet mittlerer Größe.<br />

Während im Bregenzerwald<br />

jeweils die gesamten<br />

Flächen der beteiligten<br />

acht Gemeinden im<br />

<strong>Naturpark</strong> liegen, gehören<br />

von den sieben Allgäuer<br />

Gemeinden in der<br />

Regel die dünn besiedelten<br />

Berggebiete dazu.<br />

Innerhalb der <strong>Naturpark</strong>grenzen<br />

leben etwa<br />

13.000 Menschen, was zu<br />

einer, im dicht besiedelten<br />

Europa, sehr geringen<br />

Siedlungsdichte von<br />

33 Einwohnern je km²<br />

führt. Ein besonderes<br />

Merkmal ist der sorgsame<br />

Umgang der Bewohner<br />

mit ihrer Heimat.<br />

<strong>NAGELFLUH</strong> 3


Foto: verein gwt tourismus_biosphaerenpark<br />

SEITE 28<br />

Themen<br />

dieser Ausgabe:<br />

WILLKOMMEN IM BIOSPHÄRENPARK <strong>NAGELFLUH</strong>KETTE<br />

<strong>Das</strong> Land Vorarlberg setzt den <strong>Naturpark</strong> rechtlich fest 5<br />

LEBEN IM NATURPARK<br />

Interview mit Biologin und Zoologin Mag. Ruth Swoboda 6<br />

DIE ALPEN ALS KLASSENZIMMER<br />

Junge Naturforscher erkunden den Lebensraum Wiese 8<br />

ROTHIRSCH IN BEDRÄNGNIS<br />

Wildbiologischer Vortrag über den König des Waldes 12<br />

EINE (UN)GEZÄHMTE WILDE - DIE ILLER<br />

Die neun Juwelen des <strong>Naturpark</strong>s stellen sich vor – Teil 5 14<br />

EIN KLEINER ENGLÄNDER IN VORARLBERG<br />

Hobby-Forscher entdeckt neue Schmetterlingsart bei Rankweil 20<br />

NEUES AUS DEM NATURPARK<br />

Termine und Berichtenswertes aus der Nagelfluhkette 22<br />

SONDERTEIL:<br />

DEIN FREIRAUM.<br />

MEIN LEBENSRAUM.<br />

SEITE 14<br />

Fotos: Volker Wille; Titelfotos: Hans Besler, Volker Wille<br />

AUF LEISEN PFOTEN IM WILDEN TAL<br />

Panorama: Biosphärenpark Großes Walsertal 28<br />

SPUREN IM SCHNEE<br />

Schneehase Bert hoppelt durch den Schnee, als plötzlich ... 30<br />

Neue Besucher -<br />

lenkungskampagne<br />

im Oberallgäu<br />

Kurzmeldungen 16<br />

Kinderseite 34<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette e.V.<br />

Seestraße 10, D-87509 Immenstadt,<br />

Tel. +49(0)8323/9988750<br />

info@naturpark-nagelfluhkette.eu<br />

www.naturpark-nagelfluh.eu<br />

Verlag und Herstellung:<br />

Verlag HEPHAISTOS,<br />

EDITION ALLGÄU<br />

Lachener Weg 2,<br />

D-87509 Immenstadt-Werdenstein<br />

Tel. +49(0)8379/728016,<br />

Fax +49(0)8379/728018<br />

nagelfluh@heimat-allgaeu.info,<br />

www.nagelfluh-magazin.de<br />

Redaktion: Viola Elgaß (v.i.S.d.P.),<br />

Tel. +49(0)8379/728016,<br />

viola.elgass@heimat-allgaeu.info<br />

Gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung<br />

des Verfassers, nicht aber des Verlages dar.<br />

Anzeigen: Sven Abend,<br />

Tel. +49(0)8379/728616,<br />

sven.abend@heimat-allgaeu.info<br />

gültige Anzeigenpreisliste: 1/<strong>2014</strong><br />

Layout:<br />

Bianca Elgaß, Ramona Klein,<br />

Dominik Ultes<br />

Bankverbindung Verlag:<br />

Deutschland:<br />

Raiffeisenbank Kempten-Oberallgäu eG,<br />

IBAN: DE97733699200007126999,<br />

BIC: GENODEF1SFO<br />

Österreich:<br />

Raiffeisenzentralkasse Innsbruck,<br />

IBAN: AT223600000000643361,<br />

BIC: RZTIAT22<br />

4 <strong>NAGELFLUH</strong>


Foto: Landespressestelle Vorarlberg, Viola Elgaß<br />

Willkommen<br />

im Biosphärenpark<br />

Nagelfluhkette<br />

Seit Herbst trägt der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette einen neuen Titel.<br />

Mit der Veröffentlichung im Landesgesetzblatt hat das Bundesland<br />

Vorarlberg den Biosphärenpark »<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette« rechtlich<br />

festgesetzt. Biosphäre, das heißt so viel wie »Lebensraum«. Welche<br />

Chancen tun sich mit der Verordnung für unseren <strong>Naturpark</strong> auf?<br />

Für die Region liegen in diesem Gütesiegel<br />

einzigartige Perspektiven«, ist Vorarlbergs<br />

Landeshauptmann Markus Wallner überzeugt.<br />

Seit der Gründung des <strong>Naturpark</strong>s im Jahr<br />

2008 seien Schritt für Schritt die erforderlichen<br />

strukturellen Rahmenbedingungen für die Verordnung<br />

geschaffen worden.<br />

Doch weshalb ist so eine Verordnung überhaupt<br />

notwendig? Die Vorarlberger Gemeinden<br />

sind doch von Anfang an Mitglieder im<br />

<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette. »Die Schutzgebietskategorie<br />

‚<strong>Naturpark</strong>‘ existiert in Vorarlberg eigentlich<br />

nicht. Vielmehr hat Vorarlberg als einziges<br />

österreichisches Bundesland die Schutzgebietskategorie<br />

des Biosphärenparks in seinem<br />

Naturschutzgesetz verankert«, begründet Rolf<br />

Eberhardt, Geschäsführer des gesamten <strong>Naturpark</strong>s.<br />

Bei der bisherigen Mitgliedscha und<br />

den umgesetzten Projekten handelte es sich um<br />

eine Art freiwillige Selbstverpflichtung durch die<br />

österreichischen Gemeinden. Der Geschäsführer<br />

freut sich über die positive Entwicklung:<br />

»Jetzt kann es weitergehen.«<br />

Um die folgende Entwicklungsphase einleiten<br />

zu können, wurde von den beteiligten Vorarlberger<br />

Gemeinden in der Verordnung ausgearbeitet,<br />

welche wesentlichen Erhaltungsund<br />

Entwicklungsziele angestrebt werden und<br />

wie sie umgesetzt werden sollen. Diese hat die<br />

Landesregierung geprü und beschlossen.<br />

»Der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette mit den zugehörigen<br />

Gemeinden Lingenau, Krumbach,<br />

Sulzberg, Langenegg, Riefensberg, Hittisau,<br />

Sibratsgfäll und Doren steht ab sofort auf einer<br />

rechtlich soliden Basis«, freut sich Landeshauptmann<br />

Markus Wallner.<br />

Umweltlandesrat Erich Schwärzler bekräftigt:<br />

»Dieses zukunsorientierte Nachbarschasprojekt<br />

ist ein anschauliches Beispiel<br />

dafür, wie Menschen in die Natur einbezogen<br />

und nicht ausgesperrt werden und wie es sich<br />

vereinbaren lässt, die Natur zu nützen und sie<br />

zugleich zu schützen.«<br />

Mit der neuen Vorordnung ist der <strong>Naturpark</strong><br />

Nagelfluhkette auf dem Vorarlberger<br />

Gebiet offiziell geworden, wenngleich wegen<br />

der Vorarlberger Besonderheiten der Name des<br />

Schutzgebiets nicht <strong>Naturpark</strong>, sondern eben<br />

Biosphärenpark lautet. Die Verordnung ist, wie<br />

in Vorarlberg für Schutzgebiete üblich, zeitlich<br />

Landeshauptmann Markus Wallner (links) und<br />

Umweltlandesrat Erich Schwärzler sehen im Bio -<br />

sphärenpark Chancen für die Natur Vorarlbergs<br />

begrenzt, nämlich bis zum 31. Dezember 2024.<br />

Zu diesem Zeitpunkt wird geprü, wie sich der<br />

Park weiterentwickelt hat und welche Ziele als<br />

nächstes umzusetzen sind.<br />

Info: Der genaue Inhalt der Verordnung<br />

56/<strong>2014</strong> vom 2. September <strong>2014</strong> kann auf der<br />

Homepage der Vorarlberger Landesregierung<br />

unter www.vorarlberg.at/pdf/lgbl56.pdf<br />

sowie auf der Homepage des <strong>Naturpark</strong>s<br />

Nagelfluhkette www.nagelfluhkette.info<br />

nachgelesen werden.<br />

<strong>NAGELFLUH</strong> 5


Leben<br />

im <strong>Naturpark</strong><br />

Welche Bedeutung hat der neue »Vorname« Biosphärenpark?<br />

Die Biologin und Zoologin Mag. Ruth Swoboda ist<br />

naturwissenschaliche Direktorin der Naturerlebnisschau<br />

inatura in Dornbirn. Als Geschäsführerin des Vorarlberger<br />

Naturschutzrates vermittelt sie regelmäßig zwischen<br />

Gemeinden, Naturschützern und der Landesregierung.<br />

Zur weiteren Entwicklung des <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette<br />

in Vorarlberg duren wir ihr ein paar Fragen stellen<br />

Seit September ist der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />

ein »Biosphärenpark«. Damit steht<br />

der <strong>Naturpark</strong> in Vorarlberg rechtlich auf<br />

sicherem Fuß. Was passiert als nächstes?<br />

Nun muss die Region beziehungsweise das<br />

Projekt Biosphärenpark Nagelfluhkette mit<br />

Leben gefüllt werden. Denn ohne Projekte ist<br />

und bleibt es nur ein Name.<br />

Sie sind neben Ihrer Tätigkeit als naturwissenschaliche<br />

Direktorin der inatura<br />

auch Geschäsführerin des Naturschutzrates<br />

Vorarlberg, welcher die Vorarlberger Landesregierung<br />

in Angelegenheiten und Entwicklungen<br />

des Naturschutzes berät. Hat der Rat<br />

das Projekt Biosphärenpark Nagelfluhkette<br />

mitverfolgt oder gar mitbetreut?<br />

Der Rat beziehungsweise die inatura in meiner<br />

Person wurden vor allem auf Vermittlungsebene<br />

mit eingebunden. Wir vom Naturschutzrat<br />

sind leidenschaliche Vermittler und als<br />

solche freuen wir uns natürlich sehr über die<br />

Aufwertung einer Region in naturschutzfachlicher<br />

Hinsicht. Überall, wo man Naturwerte<br />

hervorhebt oder wie in diesem Fall sogar in<br />

einem rechtlichen Rahmen verankert, entstehen<br />

Möglichkeiten für Projekte. Es liegt nun an<br />

uns, Naturwissen als Bereicherung zu vermitteln.<br />

Denn nur wenn ich etwas über eine Region<br />

weiß, kann ich etwas darüber erzählen und<br />

in weiterer Folge auch schützen. Der Vorarlberger<br />

Naturschutzrat steht für Schützen durch<br />

Überzeugung.<br />

Welche Bedeutung hat das »Leben im <strong>Naturpark</strong>«<br />

beziehungsweise »Biosphärenpark«<br />

für die Vorarlberger? Was ändert sich?<br />

Auf den ersten Blick wird sich nicht viel ändern.<br />

Wie gesagt: Es wird darauf ankommen,<br />

welche Projekte ins Leben gerufen werden und<br />

wie diese in der Region verankert werden können.<br />

Hier wird es eine entscheidende Rolle<br />

spielen, wie viele Ressourcen man wirklich in<br />

die Hand nimmt. Ich denke hier vor allem an<br />

Nach einer erfolgreichen<br />

Karriere als<br />

Sportlerin – sie war<br />

viele Jahre Mitglied<br />

der österreichischen<br />

Nationalmannschaft<br />

im Damenhandball –<br />

ist die gebürtige<br />

Niederösterreicherin<br />

seit 2008 in der<br />

inatura tätig<br />

personelle Ressourcen. Gerade am Anfang geht<br />

einfach nichts über persönliche Vermittlung.<br />

Aber ich bin hier wirklich guter Dinge. Die<br />

Gemeinden des Vorderen Bregenzerwaldes<br />

setzen bereits jetzt einige wertvolle Akzente.<br />

Was erhoffen Sie sich persönlich von dieser<br />

Entwicklung?<br />

Möglichst viele Menschen zu erreichen und<br />

»anzustecken«. Es ist immer unser großer<br />

Wunsch Naturwissen als Mehrwert zu vermitteln.<br />

Hier kommt kein erhobener Zeigefinger,<br />

sondern die Möglichkeit etwas über seine Heimat<br />

zu erzählen, Naturwerte zu erkennen und<br />

ansprechen zu können. Es wäre großartig,<br />

wenn diese Gedanken von einer Region getragen<br />

würden. In Regionen, wo das funktioniert<br />

kann richtig viel entstehen. Die Krumbacher<br />

Moore sind so ein Beispiel: Gastronomie, Tourismus,<br />

Naturvermittler und natürlich auch der<br />

Naturschutz profitieren hier sehr.<br />

Einer der thematischen Schwerpunkte des<br />

<strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette im Oberallgäu<br />

liegt in der Erstellung von Besucherlenkungsprojekten<br />

und der Sensibilisierung der<br />

Menschen für die Natur. Welchen Zweck sollte<br />

der <strong>Naturpark</strong> in Vorarlberg aus Ihrer<br />

Sicht verfolgen?<br />

Hoffentlich die gleichen Schwerpunkte wie<br />

im Allgäu! Hier sollten die Grenzen ja nicht<br />

vorhanden sein.<br />

Was sind die Gemeinsamkeiten eines Biosphärenparks<br />

und eines <strong>Naturpark</strong>s?<br />

Es geht bei beiden nicht nur um Naturschutz,<br />

wie man vielleicht denken könnte.<br />

6 <strong>NAGELFLUH</strong>


Mit ihrer vierbeinigen Begleitung<br />

Gina ist Ruth Swoboda<br />

viel draußen unterwegs<br />

Was ist…<br />

Fotos: Ruth Swoboda<br />

Beide stehen für Regionalentwicklung, eine<br />

naturverträgliche, nachhaltige Entwicklung in<br />

vielen Bereichen.<br />

Ist eine künige Zusammenarbeit zwischen<br />

dem <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette und der inatura<br />

geplant? Gibt es vielleicht schon konkrete<br />

Ideen?<br />

Unbedingt! Diese gibt es ja jetzt schon. Die<br />

inatura versucht in ihrem Exkursionsprogramm<br />

immer wieder mit unseren lieben Kollegen<br />

vom <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette zusammen<br />

zu arbeiten. <strong>Das</strong> liegt auf der Hand, denn<br />

wir wollen alle möglichst viele Menschen sensibilisieren<br />

und ihnen die Augen für ein »großes<br />

Bild« öffnen. Wir wollen von Kreisläufen,<br />

Kulturlandscha und Besonderheiten erzählen.<br />

Und schon sind wir wieder bei Naturwissen als<br />

Mehrwert und Bereicherung.<br />

Folgen sollen noch das eine oder andere<br />

Weiterbildungs- und Schulungsprogramm, in<br />

denen der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette nie fehlen<br />

wird.<br />

Herzlichen Dank für Ihre Zeit, Frau Swoboda.<br />

… Der Naturschutzrat Vorarlberg?<br />

Der Naturschutzrat berät die Vorarlberger<br />

Landesregierung in wichtigen Angelegen -<br />

heiten des Naturschutzes und der Lebensraumentwicklung.<br />

Er empfiehlt neue<br />

Strategien für einen nachhaltigen Umgang<br />

mit dem Lebensraum Vorarlberg, macht<br />

auf negative Entwicklungen aufmerksam<br />

und entwickelt in der Praxis umsetzbare<br />

Lösungsansätze. In der Entwicklung<br />

Biosphärenpark Nagelfluhkette war<br />

der Rat als Vermittler beteiligt.<br />

… Die Erlebnis Naturschau inatura?<br />

Die inatura ist ein naturgeschichtliches<br />

Museum in Dornbirn. Es ist eines der drei<br />

Landesmuseen Vorarlbergs und gilt als<br />

das größte und modernste Naturmuseum<br />

im Bodenseeraum. <strong>Das</strong> Museum beinhaltet<br />

ein Dokumentationszentrum über die<br />

Natur Vorarlbergs sowie eine interaktive<br />

Erlebnisausstellung.<br />

Anzeige<br />

<strong>NAGELFLUH</strong> 7


Nicht nur am Alpsee, auch am Ofterschwanger<br />

Horn wurde eifrig geforscht: Welche Pflanze<br />

wachsen im Tal, welche am Berg? Und wie wirkt<br />

sich die Bewirtschaftung durch den Menschen<br />

auf Flora und Fauna aus?<br />

Die Alpen<br />

als Klassenzimmer<br />

Sich für die Natur einzusetzen, kann man nicht früh genug beginnen:<br />

Seit vergangenem Schuljahr sind in den Alpen junge Forscher unterwegs.<br />

Die 3a der Grundschule Fischen dokumentierte über das gesamte Schuljahr<br />

hinweg die Artenvielfalt auf Berg- und Talwiesen im Wandel der Jahreszeiten.<br />

Auf ihre letzte Expedition dure das <strong>Naturpark</strong>magazin die Schüler begleiten<br />

Schon auf dem Weg zum Forschungsgebiet erfolgt die erste Ent -<br />

deckung am Wegesrand: »Ist die riesig!« Eine ziemlich große Weinbergschnecke<br />

bahnt sich gemütlich ihren Weg durch das hohe Gras.<br />

Tanja König ist gleich zur Stelle. <strong>Das</strong>s sich Schnecken auf einem muskulösen<br />

Kriechfuß fortbewegen, erklärt sie den Schülern. Und dass Weinbergschnecken<br />

unter Naturschutz stehen: »Wenn ihr also in Zukun eine<br />

Schnecke auf dem Gehweg seht – tut ihr einen Gefallen und setzt sie an<br />

den Wegesrand. Auf Wegen werden Schnecken nämlich o unabsichtlich<br />

zertrampelt.«<br />

Die Naturkundlerin ist eine von mehreren Betreuerinnen, die mit Allgäuer<br />

Schülern das Projekt »Klassenzimmer Alpen« durchführt. Es ist<br />

eines von zehn laufenden schwäbischen Biodiversitätsprojekten, die vom<br />

Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit gefördert<br />

und von der Regierung von Schwaben finanziell unterstützt und fachlich<br />

begleitet wird. Projektträger ist der Landesbund für Vogelschutz in Bayern<br />

(LBV), dem auch Tanja König angehört.<br />

Neben der Grundschule Fischen untersuchen seit vergangenem Schuljahr<br />

Drittklässler aus Rettenberg und Bad Hindelang regelmäßig die<br />

Artenvielfalt unserer heimischen Wiesen im Jahresverlauf. »Mit acht<br />

ganztätigen Terminen ist das Projekt recht zeitintensiv. Da es sich dabei<br />

jedoch durchweg um aktive Lernzeit in der Natur handelt, wurde der<br />

Vorschlag, beim Klassenzimmer Alpen mitzumachen, von den Eltern<br />

von Anfang an positiv aufgenommen«, erklärt Anna-Lena Grob. Als Heimat-<br />

und Sachkundelehrerin begleitet sie die Klasse 3a auf die Termine.<br />

Wissensdurst und ökologische Nieten<br />

Mittlerweile haben die Schüler ihr Projektgebiet unweit des Immenstädter<br />

Alpsees erreicht. Die jungen Forscher machen sich sogleich<br />

daran, ihre quadratische Probefläche abzustecken. »Bei den vergangenen<br />

Terminen hatten wir mehrere Flächen, die je von einer Vierergruppe untersucht<br />

wurden«, erklärt König. Innerhalb dieser Bereiche fingen die<br />

8 <strong>NAGELFLUH</strong>


Weichkäfer, Kurzfühlerschrecken,<br />

Zikaden – Tanja König vom LBV<br />

erkennt jedes noch so kleine<br />

Fundtier und gibt ihr Wissen geduldig<br />

an die jungen Forscher weiter<br />

Was ist das für ein Grashüpfer? Mit Lupe untersucht Zoe das eingefangene<br />

Insekt. Anschließend wird der grüne Winzling wieder freigelassen<br />

Fotos: Viola Elgaß, Katharina Beck<br />

Links: Ein kleiner »Sensationsfund« am Ofterschwanger Horn:<br />

Den Bergmolch durften sich die Kinder genauer ansehen. <strong>Das</strong><br />

Amphib blieb angesichts seiner vielen Fans relativ gelassen<br />

Kinder Insekten und andere Kleintiere ein, zeichneten und bestimmten<br />

die dort wachsenden Pflanzen und verglichen ihre Ergebnisse in Forscherprotokollen.<br />

Dabei stellten sie erhebliche Unterschiede zwischen<br />

den Talwiesen bei Immenstadt und den Bergwiesen am Oerschwanger<br />

Horn fest, an dem ebenfalls geforscht wurde.<br />

Heute, beim Schlusstermin, arbeiten alle zusammen an einer großen<br />

Probefläche. Die junge Zoe führt Protokoll. Gemeinsam zählen Tanja<br />

König und die Kinder die blühenden Blumen und bestimmen, wie sie<br />

heißen und ob sie für den Menschen nützlich sind. Rot- und Weißklee,<br />

Hahnenfuß und Augentrost erkennen die Schüler innerhalb von Sekunden.<br />

Auch die »ökologische Niete«, den schmarotzenden Klappertopf,<br />

erkennen die Schüler aus früheren Terminen wieder. Dieser bildet kleine<br />

Saugnäpfe an fremden Wurzeln und »klaut den Nachbarn das Wasser«.<br />

Hin und wieder bringen die Antworten die begleitenden Erwachsenen<br />

zum Staunen. »Wer hätte gedacht, dass es in der 3a so viele junge Naturkundler<br />

gibt?« Anna-Lena Grob ist beeindruckt vom bereits vorhandenen<br />

Wissen ihrer Schüler.<br />

»Interessanterweise kennen die meisten Erwachsenen heutzutage auch<br />

nicht viel mehr Pflanzen oder Tiere und ökologische Zusammenhänge<br />

als die Kinder«, meint Tanja König. Die Diplom-Biologin führt auch<br />

regelmäßig Führungen für Erwachsene durch. »Dabei laufe ich zwar<br />

größere Strecken, spiele weniger Spiele und erkläre manches etwas<br />

vielschichtiger, Kernaussagen sind meist aber dieselben. Meine Ideal -<br />

vorstellung wäre es, die Kinder zu naturkundlich gebildeten Erwachsenen<br />

auszubilden.«<br />

Grashüpferjagd am Alpsee<br />

Nach dem Auswerten der Pflanzen ist der tierische Bestand an der<br />

Reihe. Die ganze Wiese darf heute nach sechs- oder achtbeinigen<br />

Bewohnern abgesucht werden. Vorher darf Mehmet nochmal zeigen, wie<br />

man mit der Becherlupe Insekten aufnimmt, ohne sie zu verletzen.<br />

Schmetterlingsraupen und Ameisen werden grundsätzlich nicht eingefangen.<br />

Sie orientieren sich an einer Duspur und sind überfordert,<br />

wenn sie dieser nicht mehr folgen können. Auch Schnecken und Regenwürmer<br />

werden nicht gezählt. <strong>Das</strong> hat praktischere Gründe: »Damit die<br />

Becherlupen nicht eingesaut werden«, erklärt einer der Buben.<br />

Nach der Einweisung schwärmen die Schüler aus – nur um Minuten<br />

später in regelmäßigen Abständen zu Tanja König zurück zu flitzen und<br />

ihren Fang bestimmen zu lassen. Zoes Bleisti fliegt geradezu über das<br />

Forscherprotokoll: Sechs Weichkäfer, acht Kurzfühlerschrecken, zwei<br />

Schwebfliegen und Zikaden, eine Bremse, sechs männliche und sieben<br />

weibliche Langfühlerschrecken, eine Fleischfliege – das ist nur ein Teil<br />

der »Beute«, die heute gemacht wird. Mit Engelsgeduld weist König auf<br />

außergewöhnlich lange Fühler hin und lobt besonders seltene Funde.<br />

Sie erkennt jeden noch so kleinen Käfer. Zwischen bunten Anoraks und<br />

Becherlupen ist die LBV-Betreuerin fast nicht mehr zu sehen.<br />

Die Begeisterung, mit denen die Schüler auf Insektensuche gehen, ist<br />

richtig ansteckend. Und kein bisschen außergewöhnlich, wie König<br />

betont. »Naturkundliches Interesse steckt grundsätzlich in jedem Kind.<br />

Es wird heutzutage nur durch viel Ablenkung, zum Beispiel durch Fern -<br />

sehen und Spielekonsolen, aber auch durch Lerndruck in den Schulen<br />

überdeckt.« Naturbildung gehöre ihrer Meinung nach zur gesunden<br />

Kindheitsentwicklung dazu, denn Natur sei überall und man brauche<br />

nur offene Augen und Sinne, um sie wahrzunehmen: »Diese besondere<br />

Wahrnehmung macht die Umwelt selbst spannender. Ein ‚langweiliger‘<br />

Familienspaziergang wird so zur Expedition.« Naturbildungsprojekte<br />

sollten daher fest in den Schulunterricht integriert und wieder Teil der<br />

Allgemeinbildung werden, findet König: »Wir brauchen noch mehr<br />

Projekte dieser Art, um jedem Schüler die Chance zu geben, eine naturkundliche<br />

Ausbildung zu bekommen.«<br />

Dem kann Anna-Lena Grob nur zustimmen. Zwischen dem Pauken<br />

im Klassenzimmer und dem Forschen draußen sieht die Lehrerin wesentliche<br />

Unterschiede: »Hier draußen lernen die Kinder vor allem durch<br />

eigenes Tun. Die Natur muss nicht ins Klassenzimmer geholt werden,<br />

sondern die Kinder haben die Möglichkeit am Original zu lernen.« <strong>Das</strong><br />

<strong>NAGELFLUH</strong> 9


Welche Antwort ist richtig? Bei »1, 2 oder 3«<br />

schnitten die jungen Fischinger richtig gut ab.<br />

Im Kasten unten können Sie nachprüfen,<br />

wie oft Sie richtig gelegen hätten<br />

Beim Staffelspiel »Störche und Grau reiher«<br />

mussten die Schüler mit »Schnäbeln« an<br />

den Händen Beute für ihre Gruppe machen –<br />

kein leichtes Unterfangen im <strong>Winter</strong><br />

Die Untersuchungsergebnisse<br />

werden ins Forscherprotokoll<br />

eingetragen und später<br />

gemeinsam ausgewertet<br />

Experimentieren in der freien Natur könne mit allen Sinnen wesentlich<br />

umfangreicher stattfinden. »Ich denke, Interesse und Lernmotivation<br />

seitens der Kinder zu wecken ist beim Forschen draußen einfacher und<br />

viele Lerninhalte stehen schlussendlich auch nachhaltiger zur Verfügung«,<br />

fährt sie fort.<br />

Ob man als Lehrerin selbst wohl noch das ein oder andere dazulernt?<br />

Frau Grob grinst. »Der Entwicklung des ymian-Ameisenbläulings<br />

habe ich genauso gespannt gelauscht wie die Kinder.«<br />

Viel mehr als reines Wissen<br />

Die Schüler selbst sehen den unschlagbaren Vorteil des Projekts dagegen<br />

in den kleinen Abenteuern, die man ganz nebenbei erlebt: »Auf dem<br />

Oerschwanger Horn haben wir einen Wanderfalken gesehen. Zweimal!<br />

Beim Abstieg ist er direkt über unsere Köpfe geflogen.« Für den neunjährigen<br />

Marian aus Fischen war das ohne Frage der ungeschlagene Höhepunkt<br />

der Ausflüge. Hugo aus Bolsterlang entdeckte im Herbst einen Blutegel.<br />

»Sie sehen zwar eklig aus, aber es sind ziemlich nützliche Tiere«,<br />

weiß der Neunjährige. Da hat der Forscherdrang den Ekel überwunden.<br />

Für die junge Zahide waren es die vielen Spiele, die am meisten Spaß<br />

gemacht haben: »<strong>Das</strong> ‚Eulen und Mäuse‘ Spiel hat mir am besten gefallen.«<br />

Dabei werden die Schüler in Eulen und Mäuse eingeteilt und anschließend<br />

»Fakten« vorgelesen. Stimmt die Aussage, wie zum Beispiel<br />

»Im <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette gibt es Steinadler«, fangen die Eulen die<br />

Mäuse. Ist die Behauptung falsch wie »Der Spitzwegerich ist eine sehr<br />

giige Pflanze«, dürfen die Mäuse die Eulen jagen.<br />

Durch Spiele wie dieses werden im »Klassenzimmer Alpen« angenehme<br />

Aspekte wie Spaß und Bewegung in der freien Natur ganz zwanglos<br />

mit dem Lerneffekt verknüp. Noch auf dem Heimweg finden angeregte<br />

»fachkundige« Diskussionen statt: »Spitzwegerich schreibt man doch<br />

nicht mit zwei R! Also, ich hab bis jetzt immer… Tanjaaa?«<br />

So geht es – nach dem Freilassen der gefunden Insekten und einem<br />

weiteren Ratespiel zum Schluss – auf dem Wanderweg lustig und lautstark<br />

zurück zum Bus, der die Schüler vorerst zum letzten Mal wieder<br />

nach Fischen und Bolsterlang bringen wird. Lehrerin Anna-Lena Grob<br />

zieht nach dem heutigen Termin ein Fazit: »<strong>Das</strong> Projekt war für die Kinder<br />

und mich eine spannende Zeit, bei der wir alle viel mehr gelernt<br />

haben als Pflanzen- oder Tierarten zu bestimmen.« »Vieeeeel mehr als<br />

in Mathe!«, flüstert darauin leise eine Schülerin, der lieber anonym<br />

bleiben möchte.<br />

So bleibt zum Schluss nur noch zu behaupten, dass die Fischinger<br />

Schüler aus dem Unterricht in der freien Natur wesentlich mehr mit -<br />

genommen haben als Fakten über unsere heimische Flora und Fauna.<br />

Mehmet fühlt sich nach dem »Klassenzimmer Alpen« schon ganz gut<br />

gerüstet für seinen Traumberuf. »Ich möchte Tierforscher werden!«,<br />

erklärt er. Dann bückt er sich ganz nebenbei, hebt vorsichtig eine Weinbergschnecke<br />

vom Wanderweg auf und setzt sie auf die Wiese.<br />

Viola Elgaß<br />

Hätten Sie’s gewusst?<br />

Folgende Fragen mussten die Schüler auf ihrem<br />

Ausflug spielerisch beantworten. Die Klasse 3a<br />

lag mit ihren Antworten zu neunzig Prozent<br />

richtig. Hätten Sie mit den Schülern mithalten<br />

können?<br />

1. Welche dieser Pflanzen ist geschützt?<br />

a) Arnika<br />

b) Augentrost<br />

c) Klappertopf<br />

2. Welche dieser Pflanzen ist giig?<br />

a) Fieberklee<br />

b) Sumpfgreiskraut<br />

c) Teufelsabbiss<br />

3. Was ist ein Schusternägle?<br />

a) Ein Nagel, den der Schuster verwendet<br />

b) Eine Schrittfolge beim Schuhplatteln<br />

c) Ein Enzian<br />

4. Welche Zapfen findet man niemals auf dem<br />

Boden, weil sie vorher auseinander fallen?<br />

a) Tannenzapfen<br />

b) Fichtenzapfen<br />

c) Kiefernzapfen<br />

5. Warum wird die Raupe des ymian-<br />

Ameisenbläulings nicht von den Ameisen<br />

getötet, wenn sie in deren Bau überwintert?<br />

a) Weil sie ein süßes Sekret absondert<br />

b) Weil sie nicht bemerkt wird<br />

c) Weil sie sich mit kräigen Zangen<br />

zur Wehr setzen kann<br />

6. Wo sitzt bei Insekten die Nase?<br />

a) Im Gesicht<br />

b) In den Antennen<br />

c) In den Mundwerkzeugen<br />

7. Was macht eine Ringelnatter,<br />

wenn sie sich bedroht fühlt?<br />

a) Sie beißt zu<br />

b) Sie wir den Schwanz ab<br />

c) Sie fängt an zu stinken<br />

8. Welches ist das größte<br />

Lebewesen der Erde?<br />

a) Ein Pilz<br />

b) Ein Mammutbaum<br />

c) Ein Blauwal<br />

(Lösungen: 1a, 2b, 3c, 4a, 5a, 6b, 7c, 8a)<br />

10 <strong>NAGELFLUH</strong>


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<strong>NAGELFLUH</strong> 11


Rothirsch<br />

in Bedrängnis<br />

<strong>Das</strong> Rotwild ist immer wieder Streitthema zwischen<br />

Jägern, Naturschützern und Waldbesitzern. Prof. Wolf<br />

Schröder schaffte in seinem Vortrag einen Überblick<br />

über die unterschiedlichen Standpunkte<br />

Der König der Wälder ist in den Allgäuer Bergen<br />

in einem Teufelskreis gefangen. Zuerst verwehrt<br />

man ihm in seine natürlichen <strong>Winter</strong>quartiere zu<br />

ziehen, an den Bodensee oder die Iller flussaufwärts.<br />

In den verbliebenen Sommerquartieren<br />

wird er in relativ hohem Bestand durch den <strong>Winter</strong><br />

gefüttert. Auf Kosten der Jungbäume? Die<br />

Population des Rotwilds ist zu einem erbittert<br />

umkämpen Zankapfel zwischen Waldbesitzern,<br />

Naturschützern und Jägern geworden<br />

In der Vortragreihe <strong>2014</strong> des <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette referierte Prof.<br />

Wolf Schröder, Wildbiologe an der Technischen Universität München,<br />

unter dem Titel »Rothirsch in Bedrängnis« in Bolsterlang über die Biologie<br />

des Rotwildes.<br />

Referent und Wildbiologe Prof. Wolf Schröder und Rolf Eberhardt, Geschäftsführer<br />

des <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette und Moderator der Veranstaltung<br />

12 <strong>NAGELFLUH</strong>


Schröder machte deutlich, dass das Rotwild nicht erst seit kurzem auf<br />

der nördlichen Erd-Halbkugel lebt, sondern bereits zur Eiszeit vor rund<br />

10.000 Jahren eine Rotwildpopulation in unserer Region existiert habe.<br />

Die Eiszeitjäger, die im Kleinwalsertal im Bereich der heutigen Alpe<br />

Schneiderküren lebten, haben bereits Rothirsche gejagt – 4000 Jahre,<br />

bevor Ötzi im Südtiroler Schnalstal unterwegs war.<br />

Rothirsche sind von Natur aus Wanderer. Die uralten Hirschpfade in<br />

die Iller- und Lechauen sind jedoch heute durch Bebauung, Straßen oder<br />

Eisenbahnlinien für sie nicht mehr erreichbar, sodass sie auch im <strong>Winter</strong><br />

mehr oder weniger dazu gezwungen sind, in den bestehenden Wäldern<br />

zu bleiben.<br />

Historisch gesehen regulierte sich der Bestand des Rotwilds durch die<br />

»kleine Eiszeit« im 17. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert wurde das Rotwild<br />

fast ausgerottet: Durch die Auebung des »Jagdregals« im Jahr<br />

1848, das den Jagdvorbehalt der Landesherren und des Adels zugunsten<br />

der Bauern auob. Prinzregent Luitpold musste sein Jagdrevier im Hinterstein<br />

Tal mit Rotwild aus anderen Revieren wieder »auffüllen«.<br />

Der noch 1965 schlechte Bestand hat sich im Laufe der Jahre durch<br />

<strong>Winter</strong>fütterungen prächtig erholt. Wurde das Rotwild früher durch<br />

Wetter und Krankheiten dezimiert, so wird unser größtes freilebendes<br />

Wildtier heute gepflegt und durchgefüttert. Mittlerweile kann man sich<br />

des Eindrucks nicht erwehren, dass es bei der Bestandspflege des Wilds<br />

um eine ausgegliederte »Haustierhaltung« geht. Um einen Prachthirsch<br />

schießen zu können, müssen entsprechende Junghirsche nachgezogen<br />

werden. Um einen gesunden Bestand zu erreichen, müsste der Bestand<br />

durch Jagddruck um etwa 25 Prozent reduziert werden. Andererseits<br />

wird das Rotwild durch die enorm zugenommen Freizeitaktivitäten im<br />

Sommer wie im <strong>Winter</strong> aus seinen Freiräumen gedrängt.<br />

Als möglichen Lösungsansatz verwies der Wildbiologe in die Schweiz:<br />

Fotos: Thomas Niehörster, Gaby Stein/pixelio.de<br />

Oberallgäu<br />

Freifütterung<br />

<strong>Winter</strong>gatter<br />

<strong>Winter</strong>gatter sind abgeschlossene Flächen, in denen Rotwild aus freier Wildbahn<br />

zur Überwinterung in einer Art »Ersatzlebensraum« gehalten wird. Durch die Fütterungen<br />

sollen die Waldvegetation und vor allem empfindliche Jungbäume vor<br />

Verbiss durch die hungrigen Tiere geschützt werden<br />

<strong>Das</strong>s das Ziel, eine ausgewogene Hirschpopulation zu erreichen, anders<br />

angegangen werden kann, zeigt das Beispiel Graubünden, in dem keine<br />

Jagdreviere existieren. Die traditionsreiche Jagd dort erfolgt heute nach<br />

wildbiologischen Grundsätzen. Personen, die in Graubünden eine Jagdprüfung<br />

abgelegt haben, können ein Patent lösen und die Jagd im ganzen<br />

Kanton ausüben. Da das Wild im <strong>Winter</strong> in die Täler ziehen kann, entstehen<br />

weniger Waldschäden. In den vergangenen Jahren sind auch<br />

Großraubtiere wie der Wolf und der Luchs oder zeitweise auch der Bär<br />

wieder dort eingewandert.<br />

omas Niehörster<br />

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<strong>NAGELFLUH</strong> 13


JUWELEN DES NATURPARKS<br />

Eine (un)gezähmte Wilde<br />

Die Iller<br />

Waschtag beim Gänsesäger:<br />

Die großen Entenvögel fühlen<br />

sich in Fließgewässern<br />

pudelwohl<br />

Sie übertritt gerne mal ihre Grenzen und schenkt<br />

zahlreichen seltenen Pflanzen und Tieren einen<br />

Lebensraum: Die Iller entspringt als Zusammenfluss<br />

der drei Quellbäche Stillach, Breitach und<br />

Trettach nördlich von Oberstdorf und fließt an der<br />

östlichen Grenze des <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette<br />

entlang. Ihr »Gegenstück«, die Bregenzer Ach,<br />

zieht einen Teil der westlichen <strong>Naturpark</strong>grenze.<br />

Die zwei Flüsse könnten unterschiedlicher nicht<br />

sein. Doch gerade diese Vielschichtigkeit macht sie<br />

beide zu Juwelen unseres <strong>Naturpark</strong>s<br />

Als Haupteisstrom der Illergletscher setzte sich die Iller in den verschiedenen<br />

Eiszeiten aus Eisströmen zusammen, die sich im<br />

Oberstdorfer Becken vereinigten.<br />

Der Fluss durchschneidet verschiedene geologische Einheiten: durch<br />

die Nördlichen Kalkalpen, Flysch und Helvetikum, fließt sie anschließend<br />

durch das Moränengebiet der Vorlandgletscher durch breite, schottergefüllte<br />

Schmelzwassertäler und mündet nach 147 Kilometern und 355<br />

Höhenmetern bei Ulm in die Donau.<br />

<strong>Das</strong> Illertal wurde bereits früh besiedelt. Um den Boden landwirtschalich<br />

nutzen zu können, wurde der natürliche Flusslauf mit dem<br />

Bau des Illerkanals 1917 in engere Becken zurückgedrängt. Zuvor hatte<br />

der unberechenbare Gebirgsfluss immer wieder Teile des oberen Tals<br />

überschwemmt und Brücken mit sich gerissen.<br />

Ohne die frühe Zähmung der Iller sähe der Talraum heute wohl ähnlich<br />

aus wie das österreichische Lechtal: mit weiten Wasserflächen und<br />

sandig-kiesigen Uferstreifen. Gut zu beobachten ist das an den Abschnitten<br />

der Iller, die durch verschiedene Maßnahmen – auch wegen des<br />

Hochwasserschutzes – renaturiert und mit neuen Retentionsräumen in<br />

einen naturnahen Zustand zurückversetzt wurden. Zahlreiche Gebirgsbäche<br />

und Flüsse fließen der Iller zu, darunter die Weiler- und die Gunzesrieder<br />

Ach, der Grundbach, die Rottach und die Konstanzer Ach.<br />

Bei Fischen begleitet ein breiter Auwaldgürtel, in dem auch der Auwaldsee<br />

liegt, die Iller. Durch den Wechsel von Überflutung und Trockenfallen<br />

sind Auwälder sehr dynamische Lebensräume und natürliche<br />

Überschwemmungs- und Rückhaltegebiete. Sie nehmen Wasser auf wie<br />

ein Schwamm, bremsen die Fließgeschwindigkeit und geben das aufgenommene<br />

Wasser erst verzögert wieder ab.<br />

Mit ihren Auwäldern und Seen bietet die Iller wertvollen Lebensraum<br />

für viele selten gewordene Tier- und Pflanzenarten. Sumpfdotterblumen<br />

und Huflattich ziehen im Frühjahr gelbe Linien entlang der Ufer. <strong>Das</strong><br />

schnell fließende Wasser ist eine ideale Heimat für den Gänsesäger, einen<br />

der größten Entenvögel Europas. Die Bachforelle, typische Leitfischart<br />

der Iller, ist mit ihrem stromlinienförmigen Körper perfekt an die starke<br />

Strömung der Gebirgsbäche des <strong>Naturpark</strong>s angepasst. Die Fische<br />

ernähren sich dort von Bachflohkrebsen und kleineren Artgenossen.<br />

Info: Eine Ausstellung zu den Juwelen des <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette ist<br />

in diesem <strong>Winter</strong> im AlpSeeHaus zu sehen. Ab Frühjahr geht sie wieder<br />

auf Wanderscha. Infos zur Ausstellung und den Naturjuwelen gibt es<br />

beim <strong>Naturpark</strong>zentrum AlpSeeHaus unter Tel. +49 8323 9988717<br />

14 <strong>NAGELFLUH</strong>


Der Huflattich wächst gerne in kleinen<br />

Kolonien entlang der Flußufer.<br />

Links: Ihrem Titel als Naturjuwel<br />

macht die funkelnde Wasserober -<br />

fläche der Iller alle Ehre<br />

»Iller, Lech, Isar und Inn<br />

fließen rechts zur Donau hin.<br />

Altmühl, Naab und Regen<br />

fließen ihr von links entgegen.«<br />

Fotos: Archiv, Volker Wille, Helmut J. Saler/pixelio.de<br />

Viele Oberallgäuer werden sich an den Sommer 2005 erinnern: Damals trat<br />

die Iller an etlichen Stellen über die Ufer und richtete viel Schaden an.<br />

Links die erholte Uferlandschaft im Frühjahr 2007, im Hintergrund der Grünten<br />

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<strong>NAGELFLUH</strong> 15


KURZMELDUNGEN<br />

Kutsche oder Pistenbully?<br />

Foto: J. Waffenschmidt/Imbergbahn & Ski-Arena Steibis<br />

Oberstaufen: Die zwei <strong>Winter</strong>sportgebiete<br />

rund um die Imberg- und die Hündlebahn lassen<br />

auch in diesem <strong>Winter</strong> keine Wünsche<br />

offen. <strong>Winter</strong>wanderer können auf gut präparierten<br />

Wegen die verschneite Bergwelt erkun-<br />

den, Sonnenterassen laden zum Verweilen ein.<br />

Bei einer Pferdekutschenfahrt lässt sich die<br />

Landscha am Imberg auf die gemütliche Art<br />

entdecken. Ein außergewöhnliches Erlebnis ist<br />

eine Fahrt als Copilot in einem der modernsten<br />

Pistenbullies am Imberg, hierzu ist eine vorherige<br />

Anmeldung erforderlich. <strong>Das</strong> Skigebiet<br />

Hündle-alkirchdorf startet am 13. Dezember<br />

(je nach Schneelage) mit kostenlosen<br />

Schnupperkursen in die Saison. Jeden Samstag<br />

ab 27. Dezember lädt die Imbergbahn zum<br />

Abendrodeln ein. Zusätzliche Termine bei<br />

geeigneter Witterung sind der 29. Dezember<br />

und im Jahr <strong>2015</strong> am 2. Januar, 16. und 18. Februar.<br />

Info: Hündlebahn: Tel. +49 8386 2720,<br />

E-Mail: info@huendle.de, www.huendle.de<br />

Imbergbahn: Tel. +49 8386 8112, E-Mail:<br />

info@imbergbahn.de, www.imbergbahn.de<br />

Ohne viel Anstrengung lässt sich<br />

die <strong>Winter</strong>landschaft am Imberg per<br />

Kutschfahrt erkunden. Wer es rasanter<br />

mag, kann sich zu einer Fahrt mit dem<br />

modernen Pistenbully anmelden<br />

<strong>Das</strong> Ländle<br />

in zwölf Bildern<br />

Vorarlberg: Ein Land der Vielfalt und der Gegensätze,<br />

gleichzeitig seit Jahrhunderten ein<br />

einzigartiger Kulturraum im Westen Österreichs.<br />

<strong>Das</strong> Ländle hat viele Gesichter. Zwölf<br />

davon zeigt der neue Wandkalender aus dem<br />

Tyrolia-Verlag mit Fotografien von Toni Anzenberger.<br />

Seine abwechslungsreichen und einfühlsamen<br />

Bilder spüren der fast mediterranen<br />

Atmosphäre eines Sommerabends am Bodensee<br />

ebenso nach wie der stillen winterlichen<br />

Einsamkeit in Vorarlbergs Berglandscha. Szenen<br />

eines unverfälschten Brauchtums finden<br />

ebenso Platz wie Zeugnisse der Moderne. Ein<br />

spannendes Porträt und eine Gelegenheit, Vorarlberg<br />

Monat für Monat neu zu entdecken.<br />

Info: Vorarlberg <strong>2015</strong>, Fotos von Toni<br />

Anzenberger, Wandkalender mit Spirale,<br />

14 Blätter, 13 Fotos, Preis: 12,95 Euro,<br />

ISBN 978-3-7022-3342-6, Tyrolia-Verlag,<br />

Innsbruck-Wien <strong>2014</strong>, erhältlich im<br />

Buchhandel und unter www.tyrolia.at<br />

16 <strong>NAGELFLUH</strong><br />

Unsere Gewinner<br />

Auf unser Gewinnspiel in der vergangenen<br />

Ausgabe des <strong>Naturpark</strong>magazins gingen<br />

zahlreiche Einsendungen in unserer Redaktion<br />

ein. <strong>Das</strong> richtige Lösungswort NATUR-<br />

ERLEBNIS hatten die meisten Leser entschlüsselt.<br />

An dieser Stelle geben wir die<br />

glücklichen Kandidaten bekannt, deren<br />

Namen aus dem Lostopf gezogen wurden:<br />

1. Preis<br />

Carola Hofmeister aus Immenstadt<br />

gewann den Hauptpreis und damit ein abenteuerliches<br />

Familienraing auf der Iller mit<br />

<strong>Naturpark</strong>partner »Spirits of Nature«.<br />

Carola Hofmeister aus Immenstadt zog<br />

den Hauptgewinn: Mit ihrer Familie und<br />

„Spirits of Nature“ kann sie die Wildheit<br />

der Iller aus nächster Nähe erleben<br />

2. Preis<br />

Wolfgang Sauter aus Immenstadt gewann<br />

eine Wunschtour für fünf Personen mit dem<br />

<strong>Naturpark</strong>bus.<br />

3. Preis<br />

Monika Pratzner aus Doren gewann mit<br />

ihrer Familie einen Erlebnistag im AlpSee-<br />

Haus.<br />

Herzlichen Glückwunsch!<br />

Foto: Spirits of Nature


Anzeigen<br />

Kleine Welten im Heimathaus<br />

Sonthofen: Was Kinderherzen höher schlagen ließ und Mädchen und<br />

Buben sich unter dem Weihnachtsbaum wünschten, zeigt die Sonderausstellung<br />

»Puppenwelt und Spielzeugzauber« im Heimathaus Sonthofen<br />

bis zum 8. März <strong>2015</strong>. Puppenstube, Teddybär, Eisenbahn, Baukasten<br />

und vieles mehr – eine breit gefächerte Palette unterschiedlicher Spielzeuge<br />

nimmt den Besucher mit auf eine Reise in die Spielwelt der Vergangenheit.<br />

Info: Heimathaus Sonthofen, Sonnenstr. 1, D-87527 Sonthofen,<br />

Tel. +49 8321 3300, Öffnungszeiten Di bis Do, Sa, So 15 bis 18 Uhr<br />

Foto: Stadt Sonthofen<br />

Die ausgestellten Spielzeuge sind historische Originale<br />

und teilweise begehrte und teure Sammlerstücke<br />

Gestickte Moral und<br />

fadenscheinige Sprüche in Hittisau<br />

Hittisau: Gestickte Wünsche, Lebensweisheiten, Handlungsmaximen und<br />

Sinnsprüche sind bis zum 8. Februar <strong>2015</strong> im Frauenmuseum zu sehen.<br />

Für seine neueste Ausstellung hat das Museum hunderte Spruchtücher<br />

gesammelt. Die (doppel-)moralischen Appelle und Ermahnungen zu<br />

Fleiß, Frömmigkeit und Sparsamkeit sind aufschlussreiche kultur- und<br />

frauenhistorische Dokumente und erzählen von Rollenfestschreibungen,<br />

Wertvorstellungen, Disziplinierungsstrategien und menschlichen Beziehungen<br />

als Wunschbild, Realität oder Bürde. Im Rahmen der Schau bietet<br />

das Frauenmuseum zudem Workshops für Schulklassen an, bei denen<br />

die Kinder selbst »Sprüche klopfen« dürfen.<br />

Info: Frauenmuseum Hittisau, Platz 501,<br />

A-6952 Hittisau, Tel. +43 5513 6209-30,<br />

kontakt@frauenmuseum.at, www.frauenmuseum.at<br />

<strong>NAGELFLUH</strong> 17


KURZMELDUNGEN<br />

Umwelt-fair-trägliches Kinderprogramm<br />

Oberallgäu: <strong>Das</strong> Naturerlebniszentrum Allgäu<br />

hat ein Erlebnisprogramm speziell für Kindergärten<br />

und Schulklassen entwickelt. Dabei<br />

können Kindergartenkinder draußen ihre<br />

eigenen Schneeskulpturen bauen und lernen<br />

dabei spielerisch etwas über die Überlebensstrategien<br />

der Wildtiere in der kalten Jahreszeit.<br />

Beim »G‘scheit essen« erfahren Dritt- und<br />

Viertklässler beim gemeinsam vorbereiteten<br />

Mit Spaß und Spiel etwas über Natur<br />

und Nachhaltigkeit lernen können<br />

Kinder bei verschiedenen, altersgerecht<br />

aufbereiteten Umweltbildungsangeboten<br />

des Naturerlebniszentrums Allgäu<br />

Frühstück etwas über sinnvolle und nachhaltige<br />

Ernährung.<br />

Schüler der fortführenden Schulen führen<br />

Untersuchungen unter dem Mikroskop im<br />

AlpSeeHaus durch oder tauchen tief in ihren<br />

Kleiderschrank ein: Ist hier wirklich alles »umwelt-fair-träglich«<br />

hergestellt? Interessierte<br />

Lehrer können ihre Klassen ab sofort bis Ende<br />

April anmelden.<br />

Info: Anmeldeformulare und Informationen<br />

gibt es beim Bund Naturschutz –<br />

Naturerlebniszentrum Allgäu im AlpSeeHaus,<br />

Seestraße 10, D-87509 Immenstadt,<br />

Tel. +49 8323 9988760, info@nez-allgaeu.de<br />

Rodelspaß für die ganze Familie<br />

Immenstadt: Deutschlands längste Ganzjahres-<br />

Rodelbahn »Alpsee Coaster« bietet mit seiner<br />

rund drei Kilometer langen Bahn sechs bis<br />

zehn Minuten Fahrspaß. Weder Regen noch<br />

Schnee können dank Wetterschutzhaube vom<br />

Rodeln abhalten. Auch die Naturrodelbahnen<br />

mit drei- und viereinhalb Kilometern Länge<br />

sind eine Abfahrt wert. Alle drei Rodelbahnen<br />

sind per Sesselbahn erreichbar. Höhepunkt der<br />

<strong>Winter</strong>saison ist das Nachtrodeln. Es findet<br />

während der <strong>Winter</strong>saison in den Weihnachtsund<br />

Faschingsferien jeden Samstag und Mittwoch<br />

statt.<br />

Info: Alpsee Bergwelt, Ratholz 24,<br />

D-87509 Immenstadt, Tel. +49 8325 252,<br />

Fax +49 8325 927693, E-Mail: info@<br />

alpsee-bergwelt.de, www.alpsee-bergwelt.de<br />

Mit Schlitten durch den Schnee flitzen<br />

kann man auf den Rodelbahnen der<br />

Alpsee Bergwelt – und wenn Frau Holle<br />

ihre Arbeit nicht macht, steigt man auf den<br />

schneeunabhängigen Alpsee Coaster um<br />

Neuer Bildband<br />

über <strong>Naturpark</strong>e<br />

<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette: Mehr als 150.000<br />

Kilometer Rad- und Wanderwege, seltene<br />

Tiere und Pflanzen, kulturelle Höhepunkte und<br />

regionale Köstlichkeiten – all dies und noch<br />

viel mehr bieten über 100 <strong>Naturpark</strong>e in<br />

Deutschland. Diese »Paradiese vor der Haustür«<br />

werden in einem neu erschienenen Bildband<br />

ausführlich vorgestellt – darunter natürlich<br />

auch der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette als einziger<br />

grenzüberschreitender <strong>Naturpark</strong> zwischen<br />

Österreich und Deutschland. Rund 300<br />

Farbbilder, eine große Übersichtskarte, Hinweise<br />

zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten<br />

und Hintergrundtexte zu verschiedenen emen<br />

wie kindlichen Naturerfahrungen oder<br />

tierischen Einwanderern runden das 256 Seiten<br />

starke Buch ab.<br />

Info: Paradiese vor der Haustür –<br />

Deutschlands <strong>Naturpark</strong>e, von Bernd Pieper,<br />

Hardcover, 256 Seiten, 300 farbige Abbildungen,<br />

Preis: 29,99 Euro (D) / 30,90 Euro (A),<br />

ISBN: 978-3-7701-8941-0, DuMont Reise -<br />

verlag, Ostfildern <strong>2014</strong>, im Buchhandel<br />

erhältlich und unter shop.dumontreise.de<br />

Fotos: Alpsee Bergwelt<br />

18 <strong>NAGELFLUH</strong>


DAS MAGAZIN<br />

Verantwortungsvoll<br />

in der Natur unterwegs


GRUSSWORT<br />

LANDRAT<br />

Für ein besseres Miteinander<br />

von Mensch und Natur<br />

Anton Klotz,<br />

Landrat des<br />

Landkreises<br />

Oberallgäu<br />

<strong>Das</strong> Oberallgäu ist eine Landschaft mit hohem Erholungs-<br />

und Freizeitwert. Viele Menschen genießen es,<br />

draußen in der freien Natur unterwegs zu sein und<br />

dort ihren Freizeitbeschäftigungen nachzugehen. Leider<br />

ist dies nicht immer ganz frei von Konflikten.<br />

<strong>Das</strong> in der bayerischen Verfassung garantierte freie<br />

Betretungsrecht der Natur kollidiert mancherorts mit<br />

den Lebensraumansprüchen seltener und störempfindlicher<br />

Tiere und mit den Notwendigkeiten, die<br />

sich aus der Bewirtschaftung unserer Kulturlandschaft<br />

ergeben.<br />

Jeder Einzelne sollte sich deshalb die Frage stellen: Muss<br />

ich wirklich zu jeder Zeit überall sein? Oder ist es möglich,<br />

dass ich mich freiwillig ein wenig einschränke, um<br />

das Überleben dieser seltenen Tierarten zu sichern? Ganz<br />

nach dem alten Motto »Leben und leben lassen« könnte<br />

so eine Allianz entstehen, von der beide Seiten profitieren!<br />

Draußen unterwegs zu sein macht in einer intakten<br />

Natur- und Kulturlandschaft mehr Spaß, als in einer artenarmen,<br />

übernutzten Landschaft. Und um wie viel höher<br />

ist doch das Erlebnis auf einer Bergtour, wenn man<br />

am Himmel einen Steinadler kreisen sieht und die Gämsen<br />

aus sicherer Entfernung beim Äsen am Gegenhang<br />

beobachten kann.<br />

Fotos: H. Besler, M. Senske, S. Bruckmeier, Lehne/Gretler; Karte: M. Gloggnitzer, Allgäu GmbH<br />

DEIN FREIRAUM.<br />

MEIN LEBENSRAUM.<br />

Eine Kampagne für verantwortungsvolles<br />

Verhalten in der Natur<br />

Damit solche Erlebnisse auch in Zukunft möglich sind,<br />

haben wir mit der Initiative »DEIN FREIRAUM. MEIN LE-<br />

BENSRAUM.« nun einen Weg eingeschlagen, der zu einem<br />

besseren Miteinander von Mensch und Natur führen kann<br />

und soll. Erstmals haben sich alle draußen aktiven Gruppen<br />

an einen Tisch gesetzt und sich auf ein gemeinsames<br />

Vorgehen verständigt. In Zukunft sollen Freizeitnutzern<br />

alle nötigen Informationen an die Hand gegeben werden,<br />

damit sie sich in den sensiblen Lebensräumen unserer<br />

Landschaft naturverträglich bewegen können. Dem Prinzip<br />

der Freiwilligkeit folgend, wird dabei an die Verantwortung<br />

jedes Einzelnen appelliert.<br />

Wenn es uns mit dieser Kampagne gelingt, die Menschen<br />

für die Schönheiten unserer Allgäuer Landschaft zu sensibilisieren<br />

und sie für die hier lebenden, seltenen Tiere<br />

und Pflanzen zu begeistern, wäre bereits viel gewonnen.<br />

Verständnis ist aus unserer Sicht der erste Schritt, der<br />

Freizeitnutzern dabei hilft, verantwortungsvoll in der<br />

Natur unterwegs zu sein.<br />

<strong>Winter</strong>sport draußen in der Natur liegt voll im Trend.<br />

Vor allem Individualsportarten, die nicht auf Ski -<br />

pisten und Langlaufloipen beschränkt sind, erfreuen<br />

sich immer größerer Beliebtheit: Skibergsteiger,<br />

<strong>Winter</strong>wanderer, Schneeschuhgeher und Freerider<br />

zieht es in der kalten Jahreszeit hinaus in die Allgäuer<br />

Landschaft. Dort finden sie ihren persönlichen<br />

Freiraum.<br />

»Der Mensch wird immer mehr zu einem flächendeckenden<br />

Teil unserer Natur- und Kulturlandschaft«, sagt dazu<br />

Rolf Eberhardt, Geschäftsführer des <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette:<br />

»Konflikte zwischen Freizeitnutzern und sensiblen<br />

Elementen unserer Kulturlandschaft sind somit<br />

vorprogrammiert, insbesondere in einem biotop- und<br />

artenreichen Naturraum wie dem Allgäu.« Weite Teile<br />

des Allgäus gelten als Schwerpunktgebiete der Artenvielfalt<br />

in Deutschland. Hier haben seltene und störempfindliche<br />

Arten, wie Birk-, Auer- oder Alpenschneehühner,<br />

ihren Lebensraum.<br />

2 DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.


Den Menschen zieht es hinaus in die Natur. Doch nur,<br />

wer über den wertvollen Lebensraum Bescheid weiß,<br />

in dem er sich bewegt, kann Rücksicht nehmen<br />

Die breit angelegte Aufklärungskampagne »DEIN FREI-<br />

RAUM. MEIN LEBENSRAUM. Verantwortungsvoll in der<br />

Natur unterwegs.« soll deshalb die Menschen im Oberallgäu<br />

über die Schönheit und Einzigartigkeit der Naturund<br />

Kulturlandschaft informieren und für die Bedürfnisse<br />

der schützenswerten Tiere und Pflanzen sensibilisieren.<br />

Konkrete Verhaltenstipps und Empfehlungen für naturverträgliche<br />

Ski- und Schneeschuhtouren vor Ort helfen<br />

dabei, die Konflikte zwischen Freizeitnutzern und störanfälligen<br />

Arten auf ein Minimum zu reduzieren. »Der<br />

Wunsch nach persönlichem Freiraum in einem sensiblen<br />

Lebensraum ist möglich, wenn wir verantwortungsvoll<br />

mit dem Naturraum, in dem wir uns bewegen, umgehen«,<br />

erklärt Rolf Eberhardt die Kernbotschaft der Kampagne.<br />

Viele Beteiligte<br />

In der Steuerungsgruppe des Projektes sitzen rund<br />

20 Vertreter aus folgenden Institutionen und Bereichen:<br />

Landratsamt Oberallgäu, Gemeinden, Wildbiologie,<br />

Forstwirtschaft, Grundbesitzer, Land- und<br />

Alpwirtschaft, Jagd, amtlicher Naturschutz, Verbands -<br />

naturschutz, Deutscher Alpenverein, Verband der Allgäuer<br />

Outdooranbieter, Bergschulen, Regionalentwicklung<br />

(LEADER), Tourismus, Bergsport / IG Klettern,<br />

<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette.<br />

Rolf Eberhardt,<br />

Geschäftsführer<br />

des <strong>Naturpark</strong>s<br />

Nagelfluhkette:<br />

»Wir wollen den Menschen<br />

nicht ausschließen,<br />

sondern sehen ihn als<br />

Teil der Landschaft.<br />

Unser Ziel ist ein gutes<br />

Miteinander von Mensch<br />

und Natur«<br />

Die Kampagne »DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.«<br />

ruht dabei auf breiten Schultern. Getragen wird sie vom<br />

<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette, dem Landkreis Oberallgäu, den<br />

Bayerischen Staatsforsten, dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft<br />

und Forsten im Rahmen der Bergwaldoffensive<br />

und der Gemeinde Burgberg. Die Initiative wird durch<br />

das Förderprogramm LEADER in Form eines Gemeinschaftsprojektes<br />

der lokalen Aktionsgruppen Oberallgäu<br />

und Westallgäu-Bayerischer Bodensee gefördert und soll<br />

der Auftakt zu einer langfristig angelegten und auf weitere<br />

Landkreise übertragbare Kampagne sein.<br />

Was die Kampagne »DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENS-<br />

RAUM.« von vielen anderen Initiativen unterscheidet,<br />

ist die Einbeziehung aller relevanten Interessensgruppen<br />

– und zwar von Anfang an. Einer der ersten Schritte war<br />

es, eine Projektsteuerungsgruppe mit Vertretern aller<br />

DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM. 3


In den drei Pilotgebieten<br />

Grünten, Immenstädter Horn und<br />

Balderschwang/ Gunzesried wird<br />

die Kampagne erstmals umgesetzt<br />

Interessensgruppen zu bilden (siehe Kasten auf Seite 3).<br />

Sie trifft sich regelmäßig und stellt so sicher, dass die<br />

Initiative von allen gemeinsam getragen und ein<br />

partnerschaft liches Netzwerk aufgebaut wird.<br />

Hauptziel der Kampagne ist es, den Menschen die nötigen<br />

Informationen an die Hand zu geben, ihre Outdoor-<br />

Aktivitäten in Einklang mit der Natur auszuüben: »Nur<br />

wer über die Zusammenhänge in der Natur- und Kulturlandschaft<br />

Bescheid weiß, kann sich draußen so verhalten,<br />

dass die hohe Wertigkeit der Allgäuer Landschaft<br />

als Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten<br />

bewahrt bleibt«, erklärt Rolf Eberhardt. Und dadurch<br />

auch für die Menschen attraktiv bleibt, die in einer intakten<br />

Natur- und Kulturlandschaft abschalten, durchatmen<br />

und sportlich aktiv sein wollen. »Wir wollen den<br />

Menschen nicht ausschließen, sondern sehen ihn als<br />

Teil der Landschaft«, so der Geschäftsführer des <strong>Naturpark</strong>s<br />

Nagelfluhkette, »unser Ziel ist ein gutes Mit -<br />

einander von Mensch und Natur«.<br />

Zunächst wird die Kampagne »DEIN FREIRAUM. MEIN<br />

LEBENSRAUM.« im Landkreis Oberallgäu in drei Pilot -<br />

gebieten umgesetzt. In Balderschwang/Gunzesried,<br />

Immenstadt (Steigbachtal – Immenstädter Horn) und<br />

Burgberg (Grünten) werden die notwendigen Schritte<br />

für eine erfolgreiche Besucherlenkung und -sensibilisierung<br />

ausprobiert und erarbeitet. Später soll die Kampagne,<br />

die sowohl den <strong>Winter</strong> als auch den Sommer abdeckt,<br />

auf den gesamten Landkreis Oberallgäu<br />

ausgeweitet werden. Auch eine Ausdehnung auf weitere<br />

Landkreise entlang der Bayerischen Alpen ist theoretisch<br />

möglich und wird von den Projektträgern gewünscht.<br />

Die Kampagne »DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.«<br />

setzt wie das Vorarlberger Projekt »Respektiere Deine<br />

Grenzen« im Wesentlichen auf drei Elemente: Erstens auf<br />

die Aufklärung und Markierung mit Informations tafeln<br />

direkt vor Ort. Im Mittelpunkt stehen dabei Verhaltenstipps,<br />

naturverträgliche Tourenvorschläge und Informationen<br />

über schützenswerte Tiere und Pflanzen im jeweiligen<br />

Gebiet. Zweitens auf die allgemeine Aufklärung über<br />

die Zusammenhänge in der Natur- und Kulturlandschaft<br />

sowie über die Störwirkung verschiedener Aktivitäten.<br />

Drittens auf eine breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit,<br />

die möglichst alle Bürger in der Region über verschiedene<br />

Medien erreichen soll. Kommunikation steht bei der Kampagne<br />

also im Vordergrund – wobei die Internetplattform<br />

»www.freiraum-lebensraum.info« als zentrales Medium<br />

zur Information dienen soll.<br />

Der Mensch ist zunehmend in bislang ungestörten Bereichen<br />

unterwegs. Spuren vom Schneehasen rechts unten zeigen, dass<br />

hier Lebensraum und Freiraum aufeinander treffen<br />

4 DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.


DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.<br />

<strong>Das</strong> Logo der Kampagne<br />

Der Slogan »DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.« soll<br />

zum Ausdruck bringen, dass beides nebeneinander und<br />

gleichberechtigt funktionieren kann: Der Wunsch nach<br />

FREIRAUM und der Schutz eines sensiblen LEBENSRAUMS.<br />

Dabei zeigen die Begriffe DEIN und MEIN auf, dass<br />

die Ansprüche von Mensch und Tier in diesen sensiblen<br />

Zonen aufeinander treffen und dass der Mensch die Lebensraumansprüche<br />

der Tiere zu respektieren hat. <strong>Das</strong><br />

wird auch in der Unterzeile »Verantwortungsvoll in der<br />

Natur unterwegs.« noch einmal aufgegriffen. Sie appelliert<br />

an die Verantwortung jedes Einzelnen. Daneben<br />

definiert die Unterzeile den »Raum«, in dem sich die<br />

Freizeitnutzer bewegen, etwa wenn es auf einer Informationstafel<br />

vor Ort heißt: »Verantwortungsvoll am Immenstädter<br />

Horn unterwegs«.<br />

Die Tiersilhouetten wechseln je nach dargestelltem<br />

Lebensraum und stellen eine der dort vorhandenen,<br />

schützenswerten Arten vor. Zum Beispiel eine Wasseramsel<br />

am Bach, ein Auerhuhn im Wald, ein Birkhuhn in<br />

der Krummholzzone oder einen Steinadler im Hoch -<br />

gebirge. Auch die Ansprache DEIN/MEIN beziehungsweise<br />

MEIN/DEIN wechselt je nach Bildmotiv: Ist auf einer<br />

Tafel oder einem Plakat ein Tier abgebildet, lautet der<br />

Slogan »DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.«. Steht<br />

hingegen der Freizeitnutzer im Vordergrund, heißt es<br />

»MEIN FREIRAUM. DEIN LEBENSRAUM.« Dahinter steckt<br />

die Idee, als Mensch zwischendurch spielerisch die Perspektive<br />

zu wechseln und in die Rolle des Tieres zu<br />

schlüpfen. Wer sich in die Bedürfnisse der bedrohten<br />

Tiere hineinversetzen kann, dem wird es leichter fallen,<br />

verantwortungsvoll in der Natur unterwegs zu sein.<br />

Letztlich steht die Wort-Bild-Marke der Kampagne für<br />

folgende Kernbotschaft: Der Wunsch nach persönlichem<br />

Freiraum in einem sensiblen Lebensraum ist möglich,<br />

wenn wir verantwortungsvoll mit dem Naturraum umgehen,<br />

in dem wir uns bewegen, und dabei Rücksicht auf<br />

die dort lebenden Tiere und Pflanzen nehmen.<br />

DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM. 5


TANZENDE ANGEBER IM FRACK –<br />

DAS BIRKHUHN<br />

Kullern, Zischen und eindrucksvolle Schaukämpfe:<br />

Die Birkhuhnbalz im Frühjahr und im Herbst ist ein spannendes<br />

Schauspiel unserer Natur. Doch die lebhaften »Tanzveranstaltungen«<br />

der Raufußhühner sind immer seltener zu hören.<br />

Henning Werth,<br />

LBV-Gebietsbetreuer<br />

Allgäuer Hochalpen<br />

»Ich sehe große Chancen<br />

in der Besucherlenkung.<br />

Hier geht es darum, große<br />

zusammenhängende<br />

Lebensräume für das<br />

Birkhuhn und andere<br />

schützenswerte Tiere zu<br />

erhalten und über den<br />

Schutzbedarf dieser Arten<br />

zu informieren. So kann<br />

ich als Freizeitsportler<br />

meine Grenzen besser<br />

definieren und gezielter<br />

Rücksicht auf die Tiere<br />

nehmen.«<br />

<strong>Das</strong> liegt nicht etwa daran, dass die Birkhähne<br />

balzfaul werden. <strong>Das</strong> Birkwild zählt zu den störempfindlichen<br />

Raufußhühnern (so genannt wegen<br />

der dichten Befiederung an ihren Beinen), deren<br />

Lebensraum mehr und mehr durch den Menschen<br />

bedroht ist. Gerade im entbehrungsreichen <strong>Winter</strong><br />

können Störungen für die Vögel gefährlich werden.<br />

Wo wird noch gekullert?<br />

Bei einer Untersuchung der Birkhuhn-Population im Jahr<br />

2010 ergab sich ein Schätzwert von rund 2000 Tieren –<br />

in ganz Deutschland. 90 Prozent davon leben im Alpenraum.<br />

Der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette ist eines der wenigen<br />

Gebiete, in denen das Birkhuhn noch größere zusammenhängende<br />

Lebensräume findet. Uns obliegt damit<br />

eine besondere Verantwortung für die seltene Art.<br />

Huhn in Höhle<br />

Birk- wie auch Schneehühner überwintern gerne auf von<br />

Osten nach Westen verlaufenden Graten. Auf den locker<br />

beschneiten Nordseiten graben sie sich in Schneehöhlen<br />

ein, in denen sie perfekt gegen die Kälte isoliert sind.<br />

Bis zu 22 Stunden täglich verbringen sie in diesen Höhlen,<br />

um möglichst viel Energie zu sparen. Ihre Hauptaktivität<br />

liegt in den Morgen- und späten Nachmittagsstunden,<br />

denn zu diesen Zeiten ist ihr größter Fressfeind,<br />

der Steinadler, nicht mehr unterwegs. Dieser braucht<br />

Tageslicht für seine Jagd. Ihre Nahrung suchen die Hühner<br />

auf den freigewehten Südseiten, wo Zwergsträucher<br />

durch die Schneedecke ragen. Im Gegensatz zu anderen<br />

Tieren können sich Vögel keine Speckschicht anfressen,<br />

denn so wären sie flugunfähig und im Notfall hilflos.<br />

Für Birkhühner ist es deswegen katastrophal, wenn sie<br />

zum Beispiel durch Schneeschuhgeher oder plötzlich<br />

vorbeibrausende Freerider aus ihren Höhlen aufgescheucht<br />

werden. Denn so verlieren sie Wärme, Schutz<br />

und überlebensnotwendige Energie. Die zusammen -<br />

gestürzte Schneehöhle ist danach unbrauchbar. Gerade<br />

im <strong>Winter</strong> sollten Menschen deswegen den Bereich der<br />

Baumgrenze meiden.<br />

LEBENSRAUM RANDFLÄCHEN<br />

<strong>Das</strong> Birkhuhn bewohnt Übergangsbereiche vom<br />

Wald in offenes Gelände, die sogenannten<br />

»Krummholz zonen« oder »Kampfzonen des Waldes«.<br />

An dieses Gebiet stellt das Birkhuhn vielfältige<br />

Anforderungen, denn im Laufe des Jahres benötigt<br />

es verschiedenste Kleinlebensräume. So muss das<br />

Balzgelände zur besseren Übersicht möglichst offen<br />

und strauchfrei sein. Zum Nisten wiederum bevorzugen<br />

die Hennen Bereiche, wo sie gut getarnt und<br />

mit ihrem Gelege besser geschützt sind: Zwergstrauchheiden<br />

mit Heidelbeerbüschen und Alpenrosen<br />

sind jetzt ideal.<br />

Fotos: S. Bruckmeier<br />

6 DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.


LEBENSRAUM BERGWALD<br />

<strong>Das</strong> Auerhuhn bewohnt strukturreiche und ungestörte<br />

Bergwälder. Es teilt sich seinen Lebensraum<br />

unter anderem mit dem artverwandten Haselhuhn,<br />

dem Reh- und dem Rotwild, wobei letzteres eigentlich<br />

keine Waldart ist – es wurde erst nach und nach<br />

vom Menschen in den Wald zurückgedrängt. Gut erkennbar<br />

ist das am Geweih des Rothirsches: Im<br />

dichten Gebüsch ist es eigentlich hinderlich. Der<br />

Lebensraum Wald war lange Zeit uninteressant für<br />

<strong>Winter</strong>sportler, wird nun jedoch zunehmend von<br />

Schneeschuh- und <strong>Winter</strong>wanderern durchquert.<br />

Fotos: S. Bruckmeier, A. Klumpp<br />

DER GRÖSSTE GOCKEL IM WALD –<br />

DAS AUERHUHN<br />

<strong>Das</strong> Auerhuhn zählt wie das Birk-, das Schnee- und das Haselhuhn zu den<br />

Raufußhühnern und ist ein echtes Schwergewicht: Die Hähne bringen bis zu vier<br />

Kilogramm auf die Waage und sind damit die größten Hühnervögel Europas.<br />

Im Oberallgäu findet man den krächzenden Gockel<br />

nur noch sehr selten. Er bewohnt hauptsächlich alpine<br />

Bergwälder, wenige Brutpaare gibt es außerdem im<br />

Eschacher und Kürnacher Wald. Im Kempter Wald ist<br />

er vor 30 Jahren ausgestorben.<br />

Die enorme Scheu vor dem Menschen, der es früher intensiv<br />

bejagt hat, wird vor allem in der kalten Jahreszeit<br />

zum Problem für das Auerhuhn. Seine Bergwälder wurden<br />

bislang von <strong>Winter</strong>sportlern wie den Skifahrern gemieden.<br />

Den Schneeschuhgeher stören die Bäume nicht,<br />

und so ist er auch oft in Gegenden unterwegs, wo Tiere<br />

bisher ungestört leben konnten.<br />

Ruhe statt Speckmantel<br />

Raufußhühner wie das Auerhuhn können sich keinen<br />

schützenden <strong>Winter</strong>speck anfressen wie zum Beispiel<br />

das Murmeltier. Stattdessen reduzieren sie ihre Aktivitäten<br />

auf ein Minimum. Kurz vor dem Schlafengehen<br />

fressen sie so viele Fichten-, Tannen- und Kiefernnadeln<br />

wie möglich, um genug Energie für die kalte Nacht zu<br />

haben. Ihre Aktivitätsphasen überschneiden sich in etwa<br />

mit denen des Birkhuhns. Werden sie dabei gestört und<br />

müssen fliehen, haben sie kaum noch Kalorien für den<br />

restlichen Tag übrig. Die Initiative »DEIN FREIRAUM.<br />

MEIN LEBENSRAUM.« soll dazu beitragen, dass solche<br />

Konflikte gar nicht erst entstehen. Viele naturliebende<br />

Menschen wissen schlichtweg nicht, wann sie sich im<br />

Wohnzimmer sensibler Arten aufhalten und würden solche<br />

Bereiche freiwillig meiden.<br />

DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM. 7


ARTIST IM WILDEN KLETTERGARTEN –<br />

DIE GÄMSE<br />

Schluchtenspringen, Felsenklettern und Eisrutschen:<br />

Wer das für eine Sammlung alpiner Extremsportarten hält, wird erstaunt sein,<br />

wenn er das erste Mal eine Alpengämse beobachtet.<br />

Konrad Kienle<br />

Bürgermeister<br />

von Balderschwang<br />

»Die Besucherlenkung<br />

sorgt zukünftig für ein<br />

harmonisches Miteinander<br />

von Mensch und Natur.<br />

Es bringt auf lange Sicht<br />

mehr Lebensqualität für<br />

uns und unsere Gäste.«<br />

Scheinbar unbekümmert und leichtfüßig bewegen<br />

sich die kleinen Huftiere im schwierigsten Gelände.<br />

Dabei helfen ihnen ihre weit spreizbaren Hufe, mit<br />

denen sie sich gut an Kanten festkeilen können. Der<br />

typische Gamsbart, der viele Trachtenhüte schmückt,<br />

wird aus dem Widerristhaar vom Gamsbock gewonnen.<br />

In Sagen und Liedern über die Bergwelt spielen die<br />

eleganten Vierbeiner oft eine Rolle. Die Gämse ist<br />

aus unserem Alpenraum gar nicht wegzudenken.<br />

Bergsteiger mit Frühwarnsystem<br />

Gämsen sind neugierige, aber auch scheue Herdentiere.<br />

Im Sommer hält in der Regel ein »Wächter« Ausschau<br />

nach möglichen Gefahren. Nähert sich ein Wanderer (der<br />

die Tiere womöglich noch nicht einmal bemerkt hat),<br />

beobachtet die Gämse ihn eine ganze Weile lang sehr<br />

genau, ehe sie einen pfeifenden Warnlaut abgibt, woraufhin<br />

sich die ganze Herde nach oben in die Felsen<br />

verzieht. Diese Fluchtreaktion verstärkt sich, wenn der<br />

Mensch ein vermeintliches »Raubtier« mit sich führt:<br />

Hunde sind bei Gämsen unbeliebt, denn auch der freundlichste<br />

Bello könnte schließlich eine Gefahr für die Kitze<br />

darstellen.<br />

<strong>Winter</strong>zeit ist Energiesparzeit<br />

Ziehen die Herden im Sommer noch von Weideplatz zu<br />

Weideplatz, bewegen sie sich im <strong>Winter</strong> möglichst wenig.<br />

Sie steigen entweder hinab in den Bergwald oder halten<br />

sich auf besonnten Hängen auf, wo hier und da noch<br />

Fotos: Andreas Keller [arakel]/pixelio.de, Rausch<br />

Gras durchschimmert. <strong>Das</strong> Motto des Tages heißt Fressen,<br />

Fressen, Fressen, um die Körpertemperatur aufrecht und<br />

die Organe am Laufen zu halten.<br />

Werden die Tiere jetzt aufgeschreckt, ist das besonders<br />

fatal, denn eine Flucht durch den tiefen Schnee verbraucht<br />

besonders viele, jetzt lebensnotwendige Kalorien. Jungtiere<br />

können dabei leicht von der Mutter getrennt werden<br />

und müssen in der eisigen Kälte nach ihr suchen.<br />

LEBENSRAUM FELSENBEREICHE<br />

Alpine Rasen und Felshänge: Hier fühlt sich nicht<br />

nur die Gämse, sondern auch das Alpenschneehuhn<br />

und der Schneehase wohl, wobei die Huftiere wohl<br />

die geschicktesten Bergsteiger sind.<br />

8 DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.


DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.<br />

Eine Dachkampagne, die bestehende Initiativen integriert<br />

Die Initiative »DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.«<br />

versteht sich im Oberallgäu als Dachkampagne, welche<br />

die bereits existierenden Kampagnen »Skibergsteigen<br />

umweltfreundlich / Natürlich auf Tour« des<br />

Deutschen Alpenvereins und »Respektiere Deine<br />

Grenzen« des Landes Vorarlberg integriert.<br />

Mit dem Deutschen Alpenverein (DAV) hat die Kampagne<br />

»DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.« einen starken<br />

Partner gewonnen. Der DAV setzt sich seit Jahren im<br />

Rahmen des Projekts »Skibergsteigen umweltfreundlich«<br />

für eine Entschärfung der Konflikte zwischen Skitourengehern<br />

und störungsempfindlichen Wildtieren ein.<br />

Vor allem Raufußhühner wie Birk-, Auer- und Schneehuhn<br />

sowie einige Huftierarten (Rothirsch, Reh, Gämse)<br />

werden im <strong>Winter</strong> – bedingt durch die stark ansteigende<br />

Zahl der Tourengeher – zunehmend in ihren jeweiligen<br />

Lebensräumen gestört. Durch die Ausweisung freiwilliger<br />

Wald-Wild-Schongebiete, die Ausarbeitung naturverträg-<br />

Herbert Erhart,<br />

Abteilung Umweltund<br />

Klimaschutz<br />

der Vorarlberger<br />

Landesregierung<br />

»Um die Natur und<br />

ihre Bewohner zu<br />

schützen, braucht es<br />

wenig Verbote – dafür<br />

aber die Mithilfe von<br />

jedem Einzelnen, guten<br />

Willen und Respekt.«<br />

licher Routenempfehlungen und deren deutlicher Markierung<br />

vor Ort wirkt der Deutsche Alpenverein dieser<br />

Entwicklung entgegen. Ganz bewusst setzt der DAV dabei<br />

auf das Prinzip der Freiwilligkeit.<br />

Mit der neu angelegten Kampagne »NATÜRLICH AUF<br />

TOUR« will der Deutsche Alpenverein ab diesem <strong>Winter</strong><br />

die Ergebnisse des Projekts »Skibergsteigen umweltfreundlich«<br />

noch besser als bisher bekannt machen und<br />

um Akzeptanz werben. Im Oberallgäu ist »Natürlich auf<br />

Tour« ein integraler Bestandteil der Dachkampagne<br />

»DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.«. Besonders hervorzuheben<br />

ist, dass hier neben naturverträglichen Skitouren<br />

auch entsprechende Schneeschuhrouten<br />

ausgewiesen und markiert werden.<br />

Auf der österreichischen Seite des <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette<br />

spielt die Kampagne »Respektiere deine Grenzen«<br />

der Vorarlberger Landesregierung eine wichtige Rolle. Sie<br />

wird jetzt ebenfalls in die Dachkampagne »DEIN FREI-<br />

RAUM. MEIN LEBENSRAUM.« integriert. Dabei wird »RES-<br />

PEKTIERE DEINE GRENZEN« im Oberallgäu überall dort in<br />

Erscheinung treten, wo es um konkrete Verhaltenseinschränkungen<br />

für die Freizeitnutzer geht, etwa am Rand<br />

eines Wald-Wild-Schongebietes, das nicht betreten werden<br />

soll. Neu ist, dass dem Freizeitnutzer vor Ort die Information<br />

an die Hand gegeben wird, warum er ein<br />

bestimmtes Gebiet meiden soll: So wird beispielsweise<br />

kurz erklärt, welche schützenswerte Tierart in einem<br />

Wald-Wild-Schongebiet ihren Lebensraum hat.<br />

Manfred Scheuermann,<br />

Deutscher Alpenverein<br />

Ressort Natur- und<br />

Umweltschutz<br />

»Es geht darum, weit<br />

reichende Möglichkeiten<br />

für Ski- und Schneeschuhtouren<br />

zu erhalten und<br />

gleichzeitig die Natur zu<br />

schützen. Wer mehr über<br />

die Natur weiß, erlebt<br />

noch intensiver.«<br />

Infotafeln vor Ort (Entwurf) geben<br />

Tipps, wie man sich verantwortungsvoll<br />

in der Natur bewegt.<br />

Darüber hinaus stellen sie schützenswerte<br />

Tiere und Pflanzen und<br />

naturverträgliche Routen vor.<br />

DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM. 9


DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.<br />

Verantwortungsvoll in der Natur unterwegs –<br />

Naturverträgliche Ski- und Schneeschuhtouren<br />

Abschalten, durchatmen, sportlich aktiv sein. Gerade<br />

im <strong>Winter</strong> bieten die Berge des <strong>Naturpark</strong>s Skibergsteigern<br />

und Schneeschuhgehern tolle Möglichkeiten,<br />

ihren Sport in einer traumhaften Landschaft auszuüben<br />

und zu genießen. Die kalte <strong>Winter</strong>luft macht<br />

den Kopf frei. Die frisch verschneiten Hänge und Gebirgswälder<br />

wirken auf den ersten Blick unberührt –<br />

und sind doch voller Leben: Spuren von Birkhühnern,<br />

Schneehasen und Gämsen sind ein klares Zeichen<br />

dafür, dass verschiedene Tierarten auch während der<br />

harten <strong>Winter</strong>zeit hier ihren Lebensraum haben. Also<br />

zum Teil genau dort, wo <strong>Winter</strong>sportler ihren persönlichen<br />

Freiraum suchen.<br />

Die Kampagne »DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.«<br />

trägt viele Mosaiksteinchen zusammen, um den Konflikt<br />

zwischen Mensch und Natur im Oberallgäu zu entschärfen.<br />

Ein besonders wichtiges Steinchen ist die Ausweisung<br />

naturverträglicher Routen. Unter der Federführung<br />

des Deutschen Alpenvereins wurden deshalb die Skitouren<br />

im Projektgebiet überprüft. Bei den Besprechungen<br />

saßen Biologen, Förster, Grundbesitzer, Naturschützer,<br />

Outdooranbieter und weitere Experten am runden Tisch.<br />

Freiwillige Wald-Wild-Schongebiete wurden ausgewiesen,<br />

Standorte für Hinweistafeln festgelegt und Routen um<br />

Ruhe- und Nahrungsplätze herum geführt, die für die<br />

Wildtiere im <strong>Winter</strong> überlebensnotwendig sind.<br />

<strong>Das</strong> Ergebnis kann sich sehen lassen: Im <strong>Naturpark</strong> erfüllen<br />

rund 50 Skitouren die Kriterien von »DEIN FREI-<br />

RAUM. MEIN LEBENSRAUM.«. Die naturverträglichen<br />

Routen, die auf Informationstafeln vor Ort und auf der<br />

Internetseite www.freiraum-lebensraum.info kommuniziert<br />

werden, sollen es Skitourengehern in Zukunft leichter<br />

machen, verantwortungsvoll in der Natur unterwegs<br />

zu sein.<br />

werden auch in der Anfang <strong>2015</strong> anstehenden Neuauflage<br />

der Alpenvereinskarte »Allgäuer Voralpen West« eingearbeitet.<br />

<strong>Winter</strong>sportler sollten sich dabei auf jeder<br />

Tour bewusst sein, dass sie sich im ungesicherten alpinen<br />

Gelände auf eigenes Risiko bewegen. Sie sollten deshalb<br />

alpine Gefahren, etwa die Lawinengefahr vor Ort,<br />

immer im Auge behalten. Verantwortungsvoll in der<br />

Natur unterwegs zu sein, heißt auch, auf die eigene Gesundheit<br />

zu achten.<br />

WER SICH IM WINTER AN DIE FOLGENDEN<br />

DREI VERHALTENSREGELN HÄLT, TRÄGT BEREITS<br />

VIEL DAZU BEI, DASS EINEM MITEINANDER VON<br />

MENSCH UND TIER NICHTS IM WEGE STEHT:<br />

• Regel 1: Bleib auf den Wegen<br />

und folge den markierten Routen!<br />

Wer auf den ausgewiesenen Wegen bleibt, ist für<br />

die Wildtiere berechenbar und wird deshalb in der<br />

Regel nicht als Gefahr empfunden.<br />

• Regel 2: Respektiere die Schutzgebiete!<br />

Schutzgebiete sind in unserer Landschaft wichtige<br />

Rückzugsräume für störanfällige Tierarten. Gerade<br />

im <strong>Winter</strong>, wenn unsere Wildtiere bei Kälte und<br />

Nahrungsmangel ein Leben am Limit führen, helfen<br />

ihnen diese Ruheräume, Energie zu sparen und<br />

diese Zeit des Mangels zu überleben.<br />

• Regel 3: Bitte meide möglichst<br />

die Dämmerungsstunden!<br />

Viele Tiere nutzen im <strong>Winter</strong> die Morgen- und<br />

Abenddämmerung zur überlebenswichtigen Nahrungsaufnahme<br />

und reagieren dann besonders<br />

sensibel auf Störungen.<br />

Ganz neu sind die rund 30 naturverträglichen Schnee -<br />

schuhrouten, die in den vergangenen Monaten von zahlreichen<br />

Fachleuten unter Federführung des <strong>Naturpark</strong>s<br />

Nagelfluhkette und des Deutschen Alpenvereins aus -<br />

gearbeitet wurden. Sie geben den Schneeschuhgängern<br />

im Projektgebiet ein Streckennetz an die Hand, das sowohl<br />

auf die Wünsche der Erholungssuchenden als auch<br />

auf die Bedürfnisse der Wildtiere abgestimmt ist.<br />

Die freiwilligen Wald-Wild-Schongebiete und die auf ihre<br />

Naturverträglichkeit geprüften Ski- und Schneeschuhtouren<br />

finden sich nicht nur auf Informationstafeln vor<br />

Ort und auf der Internetseite der Kampagne, sondern<br />

Im Sommer wird die Kampagne fortgeführt<br />

Die Ausarbeitung von Verhaltensempfehlungen und naturverträglichen<br />

Routen im Rahmen des Konzepts »DEIN<br />

FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.« beschränkt sich nicht<br />

nur auf die <strong>Winter</strong>sportarten Skibergsteigen und Schneeschuhgehen.<br />

Ähnliches ist auch für die Sommersportarten<br />

Mountainbiken, Canyoning, Rafting und Klettern<br />

geplant. Allen Freizeitnutzern, die draußen aktiv sind,<br />

sollen Tipps an die Hand gegeben werden, die es ihnen<br />

ermöglichen, verantwortungsvoll in der Natur unterwegs<br />

zu sein. <strong>Das</strong> gilt beispielsweise auch für Pilz- und Beerensammler,<br />

Hundebesitzer oder Wanderer.<br />

10 DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.


Thomas Dempfle,<br />

Geschäftsführer OASE AlpinCenter<br />

»Die Gäste des OASE AlpinCenters in<br />

Oberstdorf lieben auf Tour den Einblick<br />

in die unberührte und naturbelassene<br />

Landschaft der Nagelfluhkette und schätzen<br />

dabei den Ausblick auf nachhaltigen,<br />

umweltfreundlichen Bergsport.<br />

Wir haben die Bedeutung der Kampagne<br />

»DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.«<br />

mit der Ausbildung all unserer 60 Bergund<br />

Wanderführer zu <strong>Naturpark</strong>führern<br />

unterstrichen.«<br />

DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM. 11


Verantwortungsvoll<br />

in der Natur unterwegs<br />

www.freiraum-lebensraum.info


KURZMELDUNGEN<br />

Von Sammlern, Höhlengräbern und Schnarchnasen<br />

Dornbirn: »Überwintern – 31 großartige Strategien«<br />

lautet der Titel der neuen Sonderausstellung<br />

des Naturmuseums inatura. Die Schau<br />

läu bis zum 19. April <strong>2015</strong> und ist als schneeweiße<br />

<strong>Winter</strong>landscha konzipiert, die 31 unterschiedliche<br />

<strong>Winter</strong>geschichten erzählt. Sie<br />

zeigt nicht nur, was oberhalb der Schneedecke<br />

geschieht, sondern wir auch einen Blick unter<br />

das winterliche Weiß. Unzählige Lebewesen<br />

warten nur drauf, von den Besuchern aufgespürt<br />

zu werden.<br />

Nahrungsmangel, Kälte, Schnee und kurze<br />

Tage stellen Fauna und Flora auf eine harte<br />

Probe. Daher haben unsere heimischen Wildtiere<br />

und Pflanzen im Laufe der Evolution eine<br />

Vielzahl an schlauen und faszinierenden Strategien<br />

und Anpassungen entwickelt. Diese helfen<br />

ihnen dabei, die Zeit der Entbehrung<br />

erfolgreich zu überstehen und bilden die<br />

Grundlage für die sehenswerte Ausstellung in<br />

Dornbirn. Die inatura ist täglich von 10 bis 18<br />

Uhr geöffnet.<br />

Info: inatura Erlebnis Naturschau,<br />

Jahngasse 9, A-6850 Dornbirn,<br />

Tel. +43 5572 23235, naturschau@inatura.at,<br />

www.inatura.at<br />

Die einen fressen sich einen dicken Speckmantel<br />

an, die anderen legen sich monatelang schlafen,<br />

manche verstecken Nüsse wie verrückt: Die neue<br />

Sonderschau in der inatura zeigt 31 winterliche<br />

Überlebensstrategien unserer Flora und Fauna<br />

Foto: anschi/pixelio.de<br />

Wer kennt den Dino des Jahres?<br />

Die Geschichte vom Ökosaulus<br />

Der Dino des Jahres ist ein Preis, den der deutsche<br />

Naturschutzbund (Nabu) zu Jahresende<br />

an Menschen des öffentlichen Lebens verleiht,<br />

die sich – sowohl anhand einzelner Leistungen<br />

oder eines ganzen Lebenswerks – in Sachen<br />

Umweltschutz als herausragend rückständig<br />

erwiesen haben. Die 2,6 Kilogramm schwere<br />

Riesenechse aus Zinn ist ein Negativpreis,<br />

quasi ein »Öko-Saulus«, den niemand gerne im<br />

Regal stehen haben möchte. Der Naturschutzbund<br />

will auf diese Weise die Öffentlichkeit für<br />

Umweltfragen sensibilisieren und auf umwelt-<br />

Der Dino des Jahres ist<br />

ein Negativpreis für<br />

umweltschädliches Handeln<br />

schädliches Handeln hinweisen. Prominente<br />

Dino-Preisträger sind unter anderem die ehemalige<br />

Bundeslandwirtschasministerin Ilse<br />

Aigner und die Präsidenten der Tui- und<br />

AIDA-Kreuzfahrtschiffe: Richard Vogel und<br />

Michael amm.<br />

Info: Alle bisher ausgezeichneten Persönlichkeiten<br />

und Hintergründe zum Dino des Jahres<br />

können auf der Homepage des Bund Naturschutzes<br />

unter www.nabu.de/aktionenund -<br />

projekte/dinodesjahres nachgelesen werden<br />

Gejagter Jäger<br />

<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette: Der Landesbund für<br />

Vogelschutz (LBV), Birdlife Österreich und der<br />

Naturschutzbund Deutschland (NABU) haben<br />

den Habicht zum »Vogel des Jahres <strong>2015</strong>« gewählt.<br />

Wie viele andere seiner Verwandten ist<br />

der Habicht immer noch der illegalen Verfolgung<br />

ausgesetzt. Als Signal gegen die Bejagung<br />

wurde gemeinsam mit dem Komitee gegen Vogelmord<br />

eine Meldeaktion gestartet. Aktuell<br />

aufgestellte Fallen, vergiete oder angeschossene<br />

Greifvögel können ab sofort unter der Telefonhotline<br />

+49 30 284984 1555 gemeldet<br />

werden. Unter dieser Nummer bieten Experten<br />

Hilfe beim Erkennen, Dokumentieren und Anzeigen<br />

illegaler Aktivitäten. Darüber hinaus<br />

werden auch zurückliegende Fälle illegaler<br />

Greifvogelverfolgung erfasst, zu melden unter<br />

www.lbv.de/verfolgung.<br />

Foto: NABU/Klemens Karkow<br />

Der 50 bis 60 Zentimeter große Habicht sieht<br />

sich ständig der illegalen Verfolgung ausgesetzt.<br />

Als Warnsignal wurde der kräftige Greifvogel zum<br />

Vogel des Jahres <strong>2015</strong> ernannt<br />

Foto: Wolfgang Lorenz/LBV<br />

<strong>NAGELFLUH</strong> 19


Ein winziger Engländer<br />

in Vorarlberg<br />

Österreichs Schmetterlingsfauna ist um eine bemerkenswerte Art<br />

reicher: Heckfords Zwergminierfalter hat eine Flügelspannweite von<br />

lediglich fünf Millimetern und wurde erst im Jahr 2010 im südeng -<br />

lischen Devon entdeckt. Offensichtlich fühlt sich der Winzling jedoch<br />

auch in Vorarlberg wohl. Ob wir ihn wohl bald auch im <strong>Naturpark</strong><br />

Nagelfluhkette begrüßen dürfen?<br />

Toni Mayr traute seinen Augen kaum, als<br />

er den Minifalter in der Üblen Schlucht<br />

bei Rankweil in Vorarlberg entdeckte. Mittlerweile<br />

wurde der Neufund des Hobby-Insektenforschers<br />

genetisch bewiesen. Er gilt als ausgemachte<br />

Sensation, wurde die Art doch als englischer<br />

Einzelfall gehandelt, dem selbst BBC<br />

und die Times Beiträge widmeten. Die Entdeckung<br />

des Zwergminierfalters in der Region<br />

lässt eine viel weitere Verbreitung erwarten.<br />

Der Falter mit dem wissenschalichen<br />

Namen Ectoedemia heckfordi ist eine von 138<br />

Arten Österreichs aus der Familie der Zwergminierfalter.<br />

Alle Arten sind winzig und im<br />

Extremfall nur drei Millimeter groß. Sie besitzen<br />

als ein charakteristisches Merkmal Augendeckel<br />

und einen mit haarförmigen Schuppen<br />

bedeckten Kopf.<br />

Die Raupen der meisten Arten leben »minierend«<br />

in Blättern, das bedeutet sie fressen<br />

im Blattinneren und erzeugen dort typische<br />

Spuren wie Gänge oder platzartige Flecken. Die<br />

Spezialisierung der Raupen auf eine oder wenige<br />

Pflanzen ist sehr groß, so lebt die Neuentdeckung<br />

ausschließlich an zwei Eichenarten.<br />

Zwergminierfalter finden sich aber an fast allen<br />

Laubhölzern, viel seltener an krautigen Pflanzen.<br />

Wohl wegen ihrer Größe werden Zwergminierfalter<br />

nur selten beobachtet.<br />

Forschungsprojekt<br />

von inatura gefördert<br />

Heckfords Zwergminierfalter wurde in Vorarlberg<br />

an einer Kunstlichtquelle zur Erfassung<br />

von Nachtfaltern registriert. Über die Lebensweise<br />

kann aber nur auf Grund der Daten aus<br />

England spekuliert werden. Dort fliegt der Falter<br />

im Mai und die Raupe entwickelt sich im<br />

August und September. Sie ist leuchtend grün<br />

und erzeugt typische Fraßgänge. Die Verpuppung<br />

erfolgt außerhalb der Blattmine in einem<br />

Kokon am Boden.<br />

Die Entdeckung des Zwergminierfalters in<br />

Vorarlberg wurde über ein vom Naturmuseum<br />

inatura (siehe auch Seite 6) gefördertes Forschungsprojekt<br />

zur internationalen Artenbestimmung<br />

ermöglicht. Im Rahmen der Initiative<br />

»iBOL« (International Barcode of Life) sollen<br />

alle Arten von Tieren, Pflanzen und Pilzen<br />

in einer genetischen Datenbank erfasst werden.<br />

Bestimmung per<br />

»Fingerabdruck«<br />

Umfassende genetische Erhebungen von bisher<br />

1500 Schmetterlingsarten im Ländle sind<br />

für die Museumsleiterin Ruth Swoboda daher<br />

Heckfords Zwergminierfalter –<br />

stark vergrößert. Im Original ist der<br />

winzige Flattermann gerade mal<br />

fünf Millimeter groß. Kein Wunder,<br />

dass er so lange unentdeckt blieb<br />

ein wichtiger Beitrag zur globalen Biodiversitätserforschung.<br />

Der Nutzen länderübergreifender<br />

Datenbanken ist für Projektleiter Peter<br />

Huemer von den Tiroler Landesmuseen offensichtlich.<br />

So konnte erst anhand bereits vorhandener<br />

genetischer Fingerabdrücke aus England<br />

eine sichere Artbestimmung durchgeführt<br />

werden. Dank internationaler Vernetzung wird<br />

somit auch die Zuordnung bisher unbekannter<br />

Tiere und Pflanzen in kürzester Zeit möglich.<br />

Möglicherweise entdeckt der kleine Flattermann<br />

schon bald den <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />

für sich, wie schon sein ebenfalls sehr seltener<br />

Verwandter, der Apollofalter. Rankweil<br />

liegt immerhin nur eine knappe Autostunde<br />

von der <strong>Naturpark</strong>gemeinde Hittisau entfernt.<br />

Wobei man mit einer Flügelspannweite von<br />

fünf Millimetern wohl etwas länger braucht.<br />

<strong>Das</strong> Forschungprojekt, in dessen Rahmen der kleine Falter entdeckt wurde, wird seit Langem vom Naturkundemuseum<br />

inatura in Dornbirn unterstützt und gefördert<br />

Foto: Ales Lastuvka, inatura – Erlebnis Naturschau Dornbirn<br />

20 <strong>NAGELFLUH</strong>


Anzeigen<br />

<strong>NAGELFLUH</strong> 21


NEUES AUS DEM NATURPARK<br />

Neue Wege im <strong>Naturpark</strong><br />

Tafeln, die sich Sehbehinderten selbst erklären, Sitzbänke, die Auskun<br />

über ihre Umgebung geben und Radfahrer, die auf Bahntrassen fahren. Es war<br />

ein gutes Jahr für Wanderer, Radler und junge Entdecker im <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette:<br />

Gleich drei neue Wege führen seit diesem Sommer durch unsere vielfältige Landscha.<br />

Über einen Mangel an Kreativität kann man sich dabei nicht beklagen<br />

»Alpvielfalt« im Gunzesrieder Tal<br />

»Zur Ruhe kommen, betrachten, verstehen« ist<br />

das Motto des emenwegs zur Alpvielfalt im<br />

Gunzesrieder Tal. Gemütlichere Auskun hat<br />

es selten gegeben: Die Infotafeln wurden in<br />

Sitzbänke am Wegesrand integriert. Über neun<br />

Kilometer und 650 Höhenmeter hinweg informiert<br />

der Rundweg zu den steinigen Schätzen<br />

im Haldertobel, warum die Arbeit auf der Alpe<br />

mal intensiv, mal extensiv ist und welche Vögel<br />

am Berghimmel kreisen. Endpunkt ist die Sennerei<br />

Gunzesried.<br />

Info: Tourist-Info Blaichach,<br />

Immenstädter Str. 7, D-87544 Blaichach,<br />

Tel. +49 8321 6076950, tourist-info@<br />

blaichach.info, www.blaichach.de<br />

Ungewöhnliche »Infotafeln« sind für den<br />

Themenweg über Gunzesried erdacht worden:<br />

Sitzbänke machen die Alpvielfalt begreiflich<br />

Ein Wanderweg wird für Blinde hörbar: Waldemar<br />

Ruf vom BBSB, Karola Sieger von der Firma<br />

Gastfreund und Bürgermeister Edgar Rölz (v.l.n.r.)<br />

zeigen, wie die Infotafeln am Fischinger Weg<br />

sich via Smartphone selbst erklären<br />

Achtalweg zwischen Egg und Doren<br />

Weniger anspruchsvoll und radtauglich ist der<br />

Achtalweg: Auf der Trasse des ehemaligen<br />

»Wälderbähnle« führt der zehn Kilometer<br />

lange Rad- und Gehweg mit geringem Gefälle<br />

durch Natur und Landscha und vorbei an den<br />

renovierten Bauten der ehemaligen Bregenzerwälderbahn.<br />

Die Nutzung ist laut Regio Bregenzerwald<br />

grundsätzlich das ganze Jahr über<br />

möglich. Aus Naturschutzgründen erfolgt allerdings<br />

kein <strong>Winter</strong>dienst und forstbedingte<br />

Teilsperren sind möglich.<br />

Info: Regionalentwicklung Bregenzerwald,<br />

Impulszentrum 1135, A-6863 Egg,<br />

Tel. +43 5512 26000, regio@bregenzerwald.at,<br />

www.regiobregenzerwald.at<br />

»Die 12 Fischinger Tore« bei Fischen<br />

Ein neuer Walderlebnisweg widmet sich der<br />

jüngsten <strong>Naturpark</strong>gemeinde und den Besonderheiten<br />

des Auwaldes an der Iller. Auf vier<br />

Kilometern führt der Weg vom Kurpark bis<br />

zum Illerursprung und vermittelt dabei auf<br />

zeitgemäße Weise, wie sich Menschen, Tiere<br />

und Pflanzen den vielfältigen Lebensraum<br />

gemeinsam teilen. Sehbehinderte können sich<br />

mithilfe eines Smartphones die Infotexte vorlesen<br />

lassen. Laut dem Bayerischen Blindenund<br />

Sehbehindertenbund (BBSB) ist das Angebot<br />

auf Wanderwegen im Allgäu bisher einzigartig.<br />

Info: Gästeinformation Fischen<br />

im Kurhaus Fiskina, Am Anger 15, D-87538<br />

Fischen im Allgäu, Tel. +49 8326 36460,<br />

info@hoernerdoerfer.de,<br />

www.hoernerdoerfer.de<br />

Fotos: Sonja Hölzler, Tourismus Hörnerdörfer<br />

22 <strong>NAGELFLUH</strong>


Entdecken und Erleben<br />

im AlpSeePark<br />

Immenstadt: Einigen ist sie vielleicht schon aufgefallen,<br />

mancher hat sie womöglich schon zuhause<br />

liegen: Die handliche Karte »AlpSee-<br />

Park« informiert über die Freizeitmöglichkeiten<br />

rund um den Alpsee. Spielerisch und übersichtlich<br />

auereitet führt er Gäste wie Einheimische<br />

zu den bekannten und unbekannten<br />

Highlights im Park, zum Beispiel zu den Flüs -<br />

terblumen, dem Piratenfloß und natürlich ins<br />

AlpSeeHaus. Auf der Rückseite finden sich die<br />

näheren Beschreibungen der einzelnen Aktivitäten.<br />

Die Karte liegt im AlpSeeHaus aus und<br />

kann kostenlos mitgenommen werden.<br />

Anzeigen<br />

Neue Langlaufschule in Sulzberg eröffnet<br />

Foto: Tourismusbüro Sulzberg<br />

Sulzberg: Als Langlaufzentrum und Aus -<br />

tragungsort von Langlauf-Bewerben hat Sulzberg<br />

eine lange Tradition. Der vor drei Jahren<br />

ins Leben gerufene Nordic Sport Park entwickelte<br />

sich binnen kürzester Zeit zum Lang-<br />

lauf-Mekka im Bregenzerwald. Nun hat die<br />

Gemeinde ihr Angebot weiter verbessert und<br />

Vorarlbergs erste Langlaufschule ins Leben<br />

gerufen. Seit Dezember gibt es die richtigen<br />

Techniktipps für Groß und Klein sowie für<br />

Einsteiger und Profis. Ebenfalls betreut wird<br />

der Bereich Biathlon. »So kann Langlauf/Biathlon<br />

zur Faszination werden – im Einklang mit<br />

Natur, Körper und Geist«, lautet das Motto von<br />

Trainerin Ingrid Fink-Nöckler.<br />

Info: Ingrid Fink-Nöckler, Fischbach 416,<br />

A-6934 Sulzberg, Tel. +43 664 5323102,<br />

innovationnordic@gmx.net<br />

Langlauftechniken für Groß und Klein<br />

unterrichtet Ingrid Fink-Nöckler<br />

<strong>NAGELFLUH</strong> 23


NEUES AUS DEM NATURPARK<br />

TIERKINDER AUF ENTDECKUNGSTOUR<br />

Im Sommer besuchten die Kindergartenkinder aus<br />

Bolsterlang das <strong>Naturpark</strong>zentrum im AlpSeeHaus in<br />

Immenstadt. Als Tierkinder gingen sie auf Expedition,<br />

um den <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette zu erforschen<br />

Erlebnisführungen<br />

im AlpSeeHaus<br />

Foto: <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />

Sie stellten fest, dass ihr <strong>Naturpark</strong> die<br />

Heimat von vielen Tieren ist, die zum Beispiel<br />

im Wald oder auf (Berg)wiesen leben.<br />

Außerdem gibt es in ihrer Heimat ein ganz<br />

besonderes Gestein: Beim Nagelfluh handelt es<br />

sich um ein Konglomerat, das aus vielen einzelnen<br />

Steinen aufgebaut ist. Um dieses kennenzulernen,<br />

dure jeder sich sein eigenes<br />

Nagelfluh-Amulett schleifen. Dabei wurde den<br />

Kindern schnell klar, dass jeder ihrer Steine<br />

einzigartig ist. Nach vielen kräigen Schleif -<br />

bewegungen war es endlich gescha und die<br />

geschliffenen und polierten Steine glänzten in<br />

den schönsten Farben. Mit einem echten<br />

Schmuckstück um den Hals duren die Kinder<br />

dann alle Stationen der Erlebnisausstellung<br />

»Expedition Nagelfluh – Natur mit anderen<br />

Augen sehen« entdecken!<br />

Auf Hasenpfoten den Wald<br />

entdecken, die Bergwiese durch<br />

die Augen eines Schmetterlings<br />

betrachten: Die Bolsterlanger<br />

Kindergartenkinder erkundeten<br />

die Erlebnisausstellung im<br />

AlpSeeHaus auf besondere Weise<br />

»Natur und Mensch –<br />

Ein geheimnisvolles Zusammenspiel«<br />

Was bedeutet eigentlich (Kultur-)Landscha?<br />

Im Forschungslabor führen wir unsere Untersuchungen<br />

durch und versuchen das Geheimnis<br />

unserer Landscha zu lüen!<br />

»Nagelfluh, der Schatz des <strong>Naturpark</strong>s!«<br />

Erfahren Sie mehr über das namensgebende<br />

Gestein des <strong>Naturpark</strong>s. Unter fachkundiger<br />

Anleitung erarbeiten wir echte Nagelfluhamulette!<br />

(Materialkosten: 6 Euro pro Person)<br />

»Grenzenlose Vielfalt: Tiere, Pflanzen<br />

und Lebensräume im <strong>Naturpark</strong>«<br />

Welche Tiere leben hier und wo genau? Mit<br />

Entdeckerweste, Lupe und Notizzettel machen<br />

wir uns auf Spurensuche…<br />

Regelmäßige offene Führungen<br />

Termine unter www.nagelfluhkette.info<br />

NATURLUST STATT SCHULFRUST<br />

Warum sollte Schule nur im Klassenzimmer stattfinden,<br />

wenn es draußen so viel Spannendes zu entdecken gibt?<br />

Die Kinder der Königsegg Grundschule in Immenstadt dürfen<br />

echte <strong>Naturpark</strong>forscher und Experten werden. Im Lehrplan<br />

für den Heimat und Sachunterricht der Klassen 1 bis 4 wird<br />

im kommenden Jahr die <strong>Naturpark</strong>schule verankert sein<br />

Die Lehrinhalte erarbeitete der <strong>Naturpark</strong><br />

Nagelfluhkette gemeinsam mit der<br />

Grundschule Königsegg in Immenstadt: In<br />

vielfältigen Lern- und Erfahrungsorten soll den<br />

Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geboten<br />

werden, den Besonderheiten im <strong>Naturpark</strong><br />

zu begegnen und die heimische Natur vor<br />

der Klassentür zu entdecken. Exkursionen in<br />

verschiedene Lebensräume sollen Interesse für<br />

die Vorgänge in der Natur wecken.<br />

Die Erst- und Zweitklässler werden zum<br />

Beispiel die heimischen Tal- und Bergwiesen<br />

kennenlernen. Sie werden Pflanzen bestimmen,<br />

Tiere beobachten und zusammen mit<br />

Partnerlandwirten ihre eigene Schulwiese bewirtschaen.<br />

Besonders spannend: <strong>Das</strong> gewonnene<br />

Heu darf bei einem Bauernhoesuch an<br />

die Kühe verfüttert werden.<br />

Die Natur vor der Haustüre kennen lernen und ein<br />

Gespür für die Umwelt entwickeln: <strong>Das</strong> sind die Ziele<br />

der ersten Oberallgäuer <strong>Naturpark</strong>schule. Denn im<br />

Idealfall wird aus einem naturbegeisterten Schüler<br />

ein umweltbewusster Erwachsener<br />

Foto: Viola Elgaß<br />

ematische Ausflüge und Projektarbeiten<br />

werden auch kulturelle emen aufgreifen.<br />

Kunst und Handwerk, Geschichtliches, Sagen,<br />

Bräuche oder die Bedeutung der Land- und<br />

Forstwirtscha sollen Verständnis für Aktuelles<br />

und Vergangenes wecken und zu einer<br />

nachhaltigen Lebensweise anregen.<br />

<strong>Das</strong> schon in einigen österreichischen und<br />

deutschen <strong>Naturpark</strong>en angewendete Konzept<br />

wird im Frühjahr <strong>2015</strong> erstmals im <strong>Naturpark</strong><br />

Nagelfluhkette gestartet. Pilotschule ist die Königsegg<br />

Grundschule. Danach soll das Konzept<br />

auf weitere interessierte Schulen übertragen<br />

werden, um mittelfristig ein Netz von <strong>Naturpark</strong>schulen<br />

in der gesamten Nagelfluhkette zu<br />

gewinnen.<br />

Projektpartner sind Institutionen und Vereine,<br />

die sich mit den emen des <strong>Naturpark</strong>s<br />

beschäigen, wie unter anderem das staatliche<br />

Schulamt, das Amt für Ernährung, Landwirtscha<br />

und Forsten, der Bayerische Bauernverband,<br />

der Alpwirtschaliche Verein und verschiedene<br />

Umweltverbände.<br />

24 <strong>NAGELFLUH</strong>


RANGER-TREFFPUNKT IM NATURPARK<br />

Seit Oktober dieses Jahres existiert ein Umweltbildungsstützpunkt<br />

im Oberallgäu. Die Grafenälpe im Ostertal bei Gunzesried,<br />

in der bereits zahlreiche Junior Ranger Ausbildungen stattgefunden<br />

hatten, wurde frisch renoviert von den Bayerischen Staatsforsten<br />

an den <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette übergeben<br />

Zu meiner Kindheit war es normal, dass der<br />

Vater mit seinen Kindern raus in die<br />

Natur ging und sie ihnen erklärte. <strong>Das</strong> ist heute<br />

nicht mehr üblich«, bedauerte Walter Grath bei<br />

der Übergabe. Im Konzept der Junior Ranger<br />

Ausbildung sieht der Vorsitzende des <strong>Naturpark</strong>s<br />

Chancen, das zu ändern: »In Zukun<br />

nehmen die Junior Ranger ihre Eltern mit nach<br />

draußen.« Mit der Grafenälpe hätten die Junior<br />

Ranger eine Anlaufstelle mitten im <strong>Naturpark</strong>,<br />

stimmte die Umweltbildungsbeauragte Sonja<br />

Hölzler zu: »Die Hütte liegt direkt im sensiblen<br />

Lebensraum von Birk- und Auerhühnern.«<br />

Vor der feierlichen Schlüsselübergabe war<br />

die Grafenälpe in monatelanger Sanierungs -<br />

arbeit auf Vordermann gebracht worden.<br />

Neben den Bayerischen Staatsforsten packten<br />

auch Meister der Autofirma Daimler an. Die<br />

Firma Faszinatour hatte die Renovierung mit<br />

dem Autohersteller als Personaltraining durch -<br />

geführt. Eine beispielhae Zusammenarbeit,<br />

wie nicht nur Karl Kleiter von den Staatsforsten<br />

betonte.<br />

Die Mühe hat sich offensichtlich gelohnt:<br />

Bei den vielen »Ohs« und »Cools« mit denen<br />

die Junior Ranger bei der anschließenden<br />

Besichtigung durch ihren neuen Umweltbil-<br />

dungsstützpunkt zogen, konnten<br />

sich einige der direkt Beteiligten ein<br />

stolzes Grinsen nicht verkneifen. Im<br />

Anschluss bezogen ein paar Dutzend<br />

fröhlich lärmende Ranger ihr<br />

neues Quartier.<br />

Bereits am folgenden Tag schwärmten<br />

die jungen Naturschützer wieder aus, um<br />

das nahe gelegene Birkachmoor zu entbuschen.<br />

Mit Handschuh und Heckenschere bewaffnet<br />

wurde den wild wachsenden Fichten dort zu<br />

Leibe gerückt. »Die wachsenden Bäume entziehen<br />

dem Moor zu viel Wasser«, weiß die elährige<br />

Sofie. Julia Wehnert vom Bund Naturschutz<br />

hatte den Kindern im Vorhinein ganz<br />

genau erklärt, weshalb die Moore freigehalten<br />

werden müssen.<br />

»Viele Tiere, die im Moor wohnen, würden<br />

wegziehen, wenn hier ein Wald wächst«, fasste<br />

der kleine Linus die Sache unkompliziert zusammen.<br />

Nur ein paar Stunden dauerte die<br />

Entbuschungsaktion an – das Moor wird noch<br />

eine ganze Weile länger davon profitieren.<br />

Junior Ranger vor der Kamera:<br />

Die elfjährige Sofie erklärte für das Bayerische<br />

Fernsehen, weshalb Moore für uns so wichtig sind<br />

Fotos: Viola Elgaß<br />

Ganz oben: Gar nicht so leicht, die hartnäckigen<br />

Fichten aus dem Erdreich zu ziehen! Dafür macht<br />

man tierische Entdeckungen: Der Admiral (oben)<br />

wollte die Junior Ranger gar nicht mehr verlassen<br />

Anzeige<br />

<strong>NAGELFLUH</strong> 25


NEUES AUS DEM NATURPARK<br />

<strong>Winter</strong>programm im <strong>Naturpark</strong><br />

Die Badesachen sind schon lange weggepackt, dafür werden die<br />

Schneeschuhe herausgeholt: Die <strong>Naturpark</strong>gemeinden haben sich<br />

für ihr <strong>Winter</strong>programm wieder einiges einfallen lassen.<br />

Ob <strong>Winter</strong>wandern in Bolsterlang oder Märchenstunden im<br />

AlpSeeHaus – auch Schneemuffel kommen hier auf ihre Kosten<br />

Natureisbahn im Immenstädter Schlosshof<br />

Bei frostiger Witterung können Kinder und Erwachsene<br />

bis Ende Februar einen besonderen<br />

<strong>Winter</strong>spaß im Schlosshof erleben. Die 10 mal<br />

20 Meter große Natureisbahn ist täglich ab 14<br />

Uhr geöffnet<br />

Schneeschuh-Schnuppertour<br />

über Bolsterlang<br />

Mit <strong>Naturpark</strong>führer Gerhard Speiser über das<br />

schneebedeckte Sonnenplateau rund um Bolsterlang<br />

Termine: Jeden Mittwoch vom<br />

17.12.14 bis 18.3.15, je von 14 bis 16 Uhr<br />

(24.12. von 10 bis 12 Uhr).<br />

Kosten: Erwachsene 12 Euro, Kinder 6 Euro<br />

Wichtig: Anmeldung bis Dienstag,<br />

16 Uhr in der Gästeinformation Bolsterlang<br />

unter Tel. +49 8326 8314<br />

Bolsterlanger Schneeschuhtour mit Fackeln<br />

Unterwegs mit <strong>Naturpark</strong>führer Gerhard Speiser,<br />

Schneeschuhen und Fackel<br />

Termine: Jeden Samstag vom 20.12.14 bis<br />

7.3.15, je 17 bis 19 Uhr (Dezember bis Januar)<br />

oder 18 bis 20 Uhr (Februar bis März)<br />

Kosten: Erwachsene 12 Euro, Kinder 6 Euro<br />

Wichtig: Anmeldung bis Freitag,<br />

16 Uhr in der Gästeinformation Bolsterlang<br />

unter Tel. +49 8326 8314<br />

Lustige Rodelpartie überm Alpsee<br />

Nicht nur ein Spaß für die Kinder: Vier Stunden<br />

Rodeln auf der Natureisbahn<br />

Termine: Montag, 22.12., 29.12., 5.1. und<br />

16.2.15, 14 Uhr am Parkplatz Alpsee-Bergwelt<br />

Kosten: 3 Euro pro Rodel<br />

Wichtig: Anmeldung am Vortag<br />

bis 17 Uhr bei der Tourist-Info Immenstadt<br />

unter Tel. +49 8323 9988717<br />

Schneeschuhtour über Obermaiselstein<br />

Mit <strong>Naturpark</strong>führer Wolfgang Zeller<br />

Termine: jeden Donnerstag vom 25.12.<br />

bis 23.4., 9.30 bis 16 Uhr, Treffpunkt Gäste -<br />

information Obermaiselstein<br />

Kosten: 15 Euro<br />

Wichtiges: Anmeldung am Vortag bis 16<br />

Uhr in der Gästeinformation Obermaiselstein<br />

unter Tel. +49 8326 277<br />

Märchenzeit für Kinder<br />

<strong>Das</strong> AlpSeeHaus wird zum Märchenhaus<br />

Termine: 27.12.14 Märchenhaes zur<br />

Weihnachtszeit, 3.1.15 Sagenhaes zur Rauhnacht,<br />

18.2.15 Beruhigendes zur Fastenzeit,<br />

immer ab 15 Uhr, Eintritt frei<br />

Schneewanderung zur Alpe Gschwenderberg<br />

Durch die verschneite Landscha geht es bergauf<br />

zur Alpe Gschwenderberg, wo wir uns mit<br />

Kässpatzen oder einer zünigen Brotzeit stärken,<br />

bevor wir zurück ins Tal wandern<br />

Termine: Samstags am 27.12.14, 3.1.<br />

und 21.2.15, 11 Uhr am AlpSeeHaus<br />

Wichtig: Anmeldung am Vortag bis 17 Uhr<br />

bei der Tourist-Info Immenstadt unter<br />

Tel. +49 8323 9988717, Teilnahme ab 12 Jahren<br />

Schneeschuhwanderung über Immenstadt<br />

Ganztagestour mit Einlernphase und Routenfestlegung<br />

nach Wetter- und Schneeverhältnissen<br />

Termine: Jeden Mittwoch ab 7.1.15,<br />

Treffpunkt 9 Uhr am AlpSeeHaus<br />

Kosten: 29 Euro<br />

Wichtig: Anmeldung am Vortag bis<br />

17 Uhr bei der Tourist-Info Immenstadt<br />

unter Tel. +49 8323 9988717<br />

Schneeschuhtour um<br />

Obermaiselstein/Grasgehren<br />

Termine: jeden Mittwoch vom 14.1.<br />

bis 25.3.15, von 13.30 bis 16 Uhr,<br />

Treffpunkt Skischulbüro Obermaiselstein<br />

(neben dem Bauernmarkt)<br />

Kosten: 15 Euro<br />

Wichtiges: Anmeldung am Vortag bis 16<br />

Uhr in der Gästeinformation Obermaiselstein<br />

unter Tel. +49 8326 277 oder in der Skischule<br />

unter Tel. +49 8326 1795<br />

Foto: Volker Wille<br />

26 <strong>NAGELFLUH</strong>


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<strong>NAGELFLUH</strong> 27


PANORAMA<br />

Auf leisen Pfoten im wilden Tal<br />

Biosphärenpark Großes Walsertal<br />

Wo Naturjuwele bewahrt und Kulturlandschaen gepflegt werden: Unsere Serie »Panorama« führt<br />

in Schutzgebiete fern der Nagelfluhkette. In dieser Ausgabe besuchen wir den Unesco-Biosphärenpark<br />

Großes Walsertal, in dem Bewohner und Naturschutzakteure für ihr Zuhause an einem Strang ziehen.<br />

Die Mühe lohnt sich: Kürzlich hat sich ein besonderer Bewohner auf Samtpfoten eingeschlichen<br />

Wer sich dem Großen Walsertal mit ein wenig Gespür für die<br />

Besonderheiten des Tals nähert, wird mit der Vielfalt der Natur<br />

belohnt: Fauna und Flora fühlen sich in dieser naturbelassenen Atmosphäre<br />

wohl. Genau genommen ist der Biosphärenpark ein einziges großes<br />

Biotop. Im Gadental beispielsweise, dem größten Naturschutzgebiet<br />

Vorarlbergs, begegnet man auf einer Wegstrecke von nur vier Kilometern<br />

acht völlig verschiedenen Waldtypen.<br />

Die vielfältige Tierwelt ist vor kurzem noch wertvoller geworden: Der<br />

Luchs ist wieder heimisch geworden. Wo, wird aus gutem Grund nicht<br />

preisgegeben. Ähnlich wie Braunbär und Wolf war auch der Luchs über<br />

viele Jahrzehnte starker Verfolgung ausgesetzt und nahezu ausgerottet.<br />

An einem Strang<br />

Im Biosphärenpark Großes Walsertal leben rund 3400 Einwohner.<br />

<strong>Das</strong> sind, überwiegend auf Streusiedlungen verteilt, relativ wenige Men-<br />

schen auf einer Fläche von 19,3 Hektar. Die Bewohner sind stolz auf ihr<br />

wildromantisches Tal und die jahrhundertealten Bräuche.<br />

Die Biosphärenbeauragten, an deren Spitze Ruth Moser (seit November<br />

<strong>2014</strong>: Christine Klenovec) als Biosphärenparkmanagerin, sowie<br />

die Bewohner sind sich einig in dem Ziel, die Region für zukünige Generationen<br />

zu erhalten, weiterzuentwickeln und eine sane touristische<br />

Zukun zu betreiben.<br />

»Der Biosphärenpark hat bei der Bevölkerung eine hohe Akzeptanz.«<br />

Darauf und dass sich auch die Jugend einbringt, ist die Managerin besonders<br />

stolz. Die Walser sind sich der Schätze der Natur bewusst und pflegen<br />

und bewerben dieses »natürliche Kapital« in zahlreichen Veranstaltungen.<br />

Im Spielgarten der Natur<br />

In einer Studie, gefördert von der Österreichischen Akademie der<br />

Wissenschaen, wird der Biosphärenpark in mehrjährigen Zeitabstän-<br />

28<br />

<strong>NAGELFLUH</strong>


den untersucht. Dabei werden die nachhaltigen Entwicklungen der<br />

Region in Bezug auf die Alpwirtscha, der zumeist holzverarbeitenden<br />

Betriebe, den Tourismus sowie die Akzeptanz der Bevölkerung untersucht.<br />

Anhand dieser Daten werden Perspektiven für die Zukun ermittelt.<br />

Dafür, dass es nicht bei der eorie bleibt, sorgen zahlreiche Veranstaltungen,<br />

die vom Biosphärenpark-Management gemeinsam mit engagierten<br />

Bürgern organisiert werden.<br />

Die Vielfalt und der Umfang des Sommer- und <strong>Winter</strong>programms<br />

brauchen sich in keinster Weise hinter weitaus größeren Einrichtungen<br />

zu verstecken. Im Vordergrund der Veranstaltungen steht das Zusammenleben<br />

mit der umgebenden Natur. Angefangen bei der Ökologie der<br />

Wiesen und der seltenen Frauenschuhblüte, führen Wasser-, Blumenund<br />

Kräuterwanderungen durch das Tal. <strong>Das</strong> »Alchemilla«-Kursprogramm<br />

der Kräuterfrauen vermittelt altes Kräuterwissen. Workshops<br />

im Rahmen des Kulturfestivals Walserherbst haben emen wie »Vom<br />

Leinsamen zum Leinenkleid« oder »<strong>Das</strong> Korbbinden aus Gräsern und<br />

Kräutern.« Im <strong>Winter</strong> führen Schneeschuhwanderungen durch die verschneite<br />

Bergwelt.<br />

Die winterliche Bergwelt des Biosphärenparks Großes Walsertal<br />

bietet mit 53 Kilometern <strong>Winter</strong>wanderwegen, vier Schneeschuhrouten,<br />

Langlaufloipen und Rodelbahn Abwechslung im <strong>Winter</strong><br />

Ökoholz mit Herkunftsgarantie<br />

Die nachhaltige Bewirtschaung der Wälder auf den steilen Berghängen<br />

trägt wesentlich zum Erhalt der naturräumlichen Vielfalt der Region<br />

bei. Dem Ziel, dies auch in Zukun so beizubehalten, hat sich die »Bergholz-Initiative«<br />

verschrieben, ein Zusammenschluss von Forst- und<br />

Handwerksbetrieben sowie Gemeinden aus dem Tal. Nachdem es zunehmend<br />

schwieriger wurde, das Holz aus dem steilen Bergtal zu fairen<br />

Preisen zu verkaufen, sahen die Initiatoren ihre einzige Chance in der<br />

Vermarktung eines hochwertigen »Öko-Holzes« mit Herkunsgarantie<br />

aus dem Walsertal. Dabei verstehen die Walser unter ökologischer Waldbewirtschaung<br />

die Entnahme von einzelnen oder nur wenigen Starkholzstämmen.<br />

Die Auswahl der zu schlagenden Stämme erfolgt so, dass<br />

sich der Wald an der Stelle bestmöglich verjüngen kann. Anschließend<br />

wird das Holz verarbeitet und von qualifizierten Handwerkern im Tal<br />

veredelt. Der Rohstoreislauf bleibt in der Region, lange Transportwege<br />

zwischen Erzeuger und Verbraucher werden so vermieden.<br />

Die buntesten Wiesen<br />

Die Weidewirtscha im Großen Walsertal hat eine fast 700 Jahre alte<br />

Tradition, seit die ersten rätoromanischen Bauern ihr Vieh auf die Weiden<br />

oberhalb der Waldgrenze getrieben haben. Die Beweidung ist die<br />

Grundlage für die regional typische Milchwirtscha. Ohne offen gehaltene<br />

Wiesen und die Weidewirtscha würde der Wald das Gebiet zurück<br />

erobern. Durch die traditionelle Heuernte sind die Blumenwiesen im<br />

Großen Walsertal die buntesten und artenreichsten des Landes. Dort<br />

sind rund 60 Arten verschiedener Gräser und Blumen nachgewiesen,<br />

die wiederum einer Vielzahl von Insekten Lebensraum bieten. Von der<br />

Magerwiese, der Heu-, der nassen Streuwiese bis zur Streuobstwiese sind<br />

fast alle Wiesentypen vertreten.<br />

Mit seiner Vielfalt und der Wechselbeziehung von Mensch und Natur<br />

erfüllt der Biosphärenpark Großes Walsertal das ehrgeizige Ziel, schützenswerte<br />

Lebensräume für zukünige Generationen zu erhalten, hervorragend.<br />

omas Niehörster<br />

Info: Biosphärenparkbüro Großes Walsertal, Jagdbergstr. 272, A-6721<br />

üringerberg, Tel. +43 5550 20360, info@grosseswalsertal.at,<br />

www.grosseswalsertal.at, Biosphärenpark-Ausstellung im Haus<br />

Walserstolz: Boden 34, A-6731 Sonntag, Tel. +43 5554 20010,<br />

office@hauswalserstolz.at, www.hauswalserstolz.at<br />

Fotos: Biosphärenpark Großes Walsertal, Harald Schottner/pixelio.de<br />

Der kinderfreundliche Walderlebnispfad in Marul stellt auf zwei<br />

unterschiedlich langen Rundwegen unter anderem eine 300 Jahre alte Ulme,<br />

einen Wasserfall, ein Baumhaus oder eine Biosennerei vor<br />

Ein besonderer Wanderweg im Großen Walsertal ist der »KlangraumStein«,<br />

der sich mit der Natur und ihrer Klanglandschaft auseinandersetzt<br />

Was ist ein Biosphärenpark?<br />

Bei den Biosphärenparks handelt es sich um eine weltweite Verknüpfung<br />

von international so bezeichneten Biosphärenreservaten. Die Reservate<br />

sind Modellregionen für nachhaltiges Leben. In Regionen mit einer<br />

außergewöhnlichen Natur- und Kulturlandscha spielen die Menschen<br />

eine zentrale Rolle beim Schutz und der Entwicklung ihres Lebensraums.<br />

Seit kurzem trägt der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette in Vorarlberg ebenfalls<br />

das Prädikat Biosphärenpark (siehe Seite 5), allerdings ohne Anerkennung<br />

durch die Unesco.<br />

<strong>NAGELFLUH</strong><br />

29


Spuren im Schnee<br />

Wer hätte ihn gefunden?<br />

Durch ihre Fellfarbe sind<br />

Schneehasen im <strong>Winter</strong><br />

nahezu unsichtbar<br />

Fotos: Siegfried Bruckmeier; Horst, Uschi Dreiucker, Dieter Haugk, je /pixelio.de; Nostromo; Volker Wille<br />

Schneehase Bert hoppelt nichts Böses ahnend zu seinem Bau, als ihn unvermittelt ein Steinadler<br />

überrascht. Der Vogel stürzt herab, drückt Bert mit seinen scharfen Krallen in den Schnee und<br />

schleppt den armen Kerl von dannen. Reineke Fuchs – selbst auf der Suche nach einer guten<br />

Mahlzeit – hat Berts Spur bis hier hin verfolgt und beobachtet das Geschehen fassungslos aus<br />

dem Gebüsch heraus, in dem er kauert<br />

Spuren im frisch gefallenen Neuschnee erzählen uns eine Menge. Wer<br />

Fährten beziehungsweise Trittsiegel lesen kann, erfährt von wilden<br />

Verfolgungsjagden, tierischen Begegnungen und emsiger Futtersuche.<br />

Sehr erfahrene Spurenleser erkennen nicht nur, welche Tierart da entlang<br />

gelaufen ist, sondern auch, wie alt es war und ob Männlein oder Weiblein<br />

den Weg kreuzte.<br />

Für Wildbiologen ist besonders interessant, ob das Tier gemächlich<br />

dahin spaziert ist oder ob zum Beispiel ein Wanderer es aufgeschreckt<br />

hat und es die Flucht ergreifen musste. <strong>Das</strong> kann im <strong>Winter</strong> sehr gefährlich<br />

für die Tiere sein, da es beim Fliehen lebensnotwendige Energiereserven<br />

verbraucht. Spuren können also auch verraten, wo besonderer<br />

Handlungsbedarf für Naturschützer besteht.<br />

So hat zum Beispiel der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette für sein Besucherlenkungsprojekt<br />

(siehe Sonderteil in der Hemitte) Informationen gesammelt,<br />

um herauszufinden, wo <strong>Winter</strong>wanderer und Skisportler am<br />

besten die Natur genießen können und gleichzeitig möglichst wenige<br />

Tiere stören.<br />

Fährten, Spuren und Geläufe<br />

Trittsiegel ist nicht gleich Spur. Hat beispielsweise ein Birkhuhn, eine<br />

Alpendohle oder ein anderer gefiederter Zeitgenosse den Weg gekreuzt,<br />

spricht der Experte vom Geläufe. Stammen die Spuren dagegen vom<br />

Schalenwild, zu denen Rothirsch, Reh, Gams und Steinbock zählen,<br />

30 <strong>NAGELFLUH</strong>


Wilde Trittbilder<br />

Fährten des Schalenwilds<br />

Die ziehende Fährte von Rothirsch, Reh und Gams und rechts eine<br />

Fluchtspur. Bei dieser sind die sogenannten Aerklauen zu sehen und<br />

die Schalen spreizen sich. Dadurch versinken die Tiere nicht so tief im<br />

Schnee und kommen besser vorwärts.<br />

8 cm<br />

6 cm<br />

5 cm<br />

Rotwild Rehwild Gams<br />

Fluchtfährte<br />

Spuren des Raubwilds<br />

Wie eine Perlenschnur zieht sich die Spur des Fuchses durch die Landscha<br />

(schnüren). Ganz anders als die genagelte Spur vom Dachs oder<br />

der Paarsprung beim flüchtenden Marder.<br />

5 cm<br />

6 cm<br />

5 cm<br />

Fuchs<br />

Schnur<br />

Fuchs Flucht<br />

Dachs<br />

Marder<br />

Hase und Eichhörnchen<br />

Ob ein Hase hoppelt oder flüchtet, sieht man seiner Trittspur nur<br />

schwer an. Daher nennt man seine Spur immer Hasensprung. Wie das<br />

Eichhörnchen setzt er dabei die Hinter- vor die Vorderpfoten.<br />

9 cm<br />

Schneehase<br />

4 cm<br />

Eichhörnchen<br />

<strong>NAGELFLUH</strong> 31


Verspielt jagen sich die Amseln durch den Schnee. Die hinterlassenen Spuren können später Fährtenlesern eine Geschichte erzählen<br />

heißt es Fährte. <strong>Das</strong>selbe gilt für das Schwarzwild, das Wildschwein.<br />

Alle anderen Tiere, wie Fuchs, Eichhörnchen, Dachs, Feldhase – sowie<br />

unsere Gefährten Hauskatze und Hund – hinterlassen Spuren.<br />

Auch die Art, wie ein Tier sich fortbewegt, kann unterschiedlich heißen.<br />

Trabt ein Fuchs gemächlich auf Nahrungssuche durch den Wald,<br />

»schnürt« er. Die einzelnen Tritte verlaufen dabei genau hintereinander<br />

und sehen aus wie an einer Perlenschnur.<br />

Der Rothirsch trollt sich<br />

Wesentlich mehr Fachbegriffe gibt es beim Schalenwild: Wenn der<br />

Rothirsch anmutig über die Wiese schreitet um die Damenwelt zu beeindrucken,<br />

so nennt man das »ziehen«. Nun entdeckt der Knabe eine<br />

besonders schöne Hirschkuh am Waldrand und verfällt in einen leichten<br />

Trab, um der Herzensdame schnell näher zu kommen. Er »trollt«. Die<br />

beiden beschnuppern sich gerade neugierig, als unvermutet ein Schneeschuhgeher<br />

zwischen den Bäumen auaucht und der Szene ein jähes<br />

Ende setzt. Der unerwünschte Eindringling schreckt die Tiere auf und<br />

die ganze Herde sucht im Galopp das Weite. Die Fährte, die sie hinterlassen<br />

haben, nennt man, und das ist keine große Überraschung,<br />

»Fluchtfährte.« Dabei gilt: Je weiter die einzelnen Hufabdrücke auseinander<br />

liegen, desto schneller flüchtete der Hirsch.<br />

Den mittigen Abstand zwischen den Beinen des Wildes nennt man übrigens<br />

»Schrank«: Je nach Gangart »schränkt« das Tier mehr oder weniger.<br />

Daher spricht man beim Menschen auch vom »Arme verschränken«.<br />

Der Dachs nagelt<br />

Anders verhält es sich bei Meister Lampe. Dieser hat nur zwei »Gänge«<br />

– hoppelnd und flüchtend – die einander als Spur sehr ähnlich sehen.<br />

Beide bezeichnet man als Hasensprung. Dabei »überholen« seine langen<br />

Hinterfüße die Vorderpfoten. <strong>Das</strong> Eichhörnchen macht es genauso,<br />

wobei seine Spur natürlich nicht Hasensprung genannt wird.<br />

Wenn dagegen Marder es eilig haben, wie das winterlich weiße Hermelin,<br />

verfallen sie in den Paarsprung. Dabei setzen sie die Hinterpfoten<br />

in die Tritte der Vorderpfoten, wodurch jeweils ein Spurenpaar entsteht.<br />

Nicht zuletzt hinterlässt der Dachs ein ganz spezielles Trittbild. Die<br />

kräigen Grabekrallen seiner Vorderpranken (sozusagen seine »Fingernägel«)<br />

graben sich tief in den Boden und machen die »genagelte« Spur<br />

unverwechselbar.<br />

Tierische Spurensicherung<br />

Spuren sichern in der freien Natur, das ist gar nicht so einfach. Mit dieser Anleitung können sich Naturdetektive<br />

ihr eigenes wildes Trittsiegel an die Wand hängen.<br />

Dafür braucht ihr: Modelliergips (Alabaster aus dem Baumarkt), eine kleine Schüssel Wasser, dicken Karton in Streifen<br />

geschnitten und eine alte Zahnbürste.<br />

Zunächst befreit ihr den gefundenen Fußabdruck vorsichtig von Dreck oder Tannennadeln.<br />

Die ringförmig zusammen getackerten Kartonstreifen drückt ihr vorsichtig rund um den Abdruck fest in den Schnee.<br />

In der Schüssel rührt ihr nun den Gips an. Anschließend gießt ihr die dünnflüssige Masse sehr vorsichtig auf das Trittsiegel, bis es etwa<br />

zwei Zentimeter bedeckt ist. Am besten gießt man an einem Stöckchen entlang, so bilden sich keine Lublasen.<br />

Jetzt heißt es geduldig sein. Mindestens zwanzig Minuten sollte der Gips antrocknen, dann könnt ihr den Karton ausgraben und euer<br />

Werk mit nach Hause nehmen.<br />

Dort könnt ihr den Karton entfernen, mit der Zahnbürste vorsichtig den Abdruck säubern und die Konturen schärfen. Dazu das Siegel<br />

am besten nochmals ganz leicht mit Wasser besprühen (zum Beispiel mit einer Sprühflasche für Zimmerpflanzen).<br />

Dann lasst ihr den Gips noch einmal ein paar Stunden trocknen. Fertig ist das Trittsiegel!<br />

Lena (11) und ihr kleiner Bruder Linus (5) zeigten beim Abschlussfest der Junior Ranger im AlpSeeHaus, wie so ein tierisches Trittsiegel Schritt für Schritt entsteht:<br />

Beim Gipsgießen muss man vorsichtig sein, und viel Geduld beim Trocknen und Konturenschärfen haben. Lena hat sich für die Fährte eines Wolfs entschieden<br />

32 <strong>NAGELFLUH</strong>


Geläufe des Federwilds<br />

Obwohl das Birkhuhn ein Vogel ist, wird sein Trittsiegel wie beim<br />

Schalenwild manchmal Fährte genannt. Wasservögel (Stockente) hinterlassen<br />

durch ihre Schwimmhäute zwischen den Zehen eine ganz andere<br />

Spur als ihre fliegenden Artgenossen.<br />

5 cm<br />

5 cm 5 cm<br />

Fotos: Dieter Schütz, Thorben Wengert/alle pixelio.de<br />

Birkhuhn Stockente Krähe<br />

Hund oder Fuchs?<br />

Die Spuren von Hund und Fuchs sehen sich zum Verwechseln ähnlich,<br />

aber wenn man genau hinschaut, ergeben sich Unterschiede. Die<br />

Pfote des Fuchses (rechts) ist deutlich langezogener. Die vorderen Ballen<br />

überschneiden sich nicht mit den hinteren Ballen, was die gestrichelte<br />

Linie deutlich macht. Ein Hund (links) »schnürt« nicht.<br />

Die winterliche Futtersuche ist hart für das Reh, und die Nase wird auch ziemlich<br />

kalt, wenn man ständig im Pulverschnee nach genießbarem Gras stöbert. Daher<br />

gilt: Bambi bitte nicht erschrecken. Die bei der Flucht aufgebrauchten Energie -<br />

reserven muss es sich nämlich später mühsam wieder anfuttern<br />

Schneehühner zählen zu den sogenannten Raufußhühnern und haben sogar an<br />

den Füßen Federn. <strong>Das</strong> ist warm und verhindert das Einsinken im Schnee, macht<br />

es aber schwer, ihr Geläufe zu identifizieren. Raufußhühner, zu denen auch das<br />

Birk- und das Auerhuhn zählen, sind sehr selten und besonders schützenswert<br />

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<strong>NAGELFLUH</strong><br />

33


KURZMELDUNGEN<br />

SPIEL & SPASS<br />

Lach mal wieder!<br />

Holzwurmmutter zum Kind:<br />

»Und nun, husch, husch in<br />

dein Brettchen!«<br />

Zwei Murmeltiere sitzen in einer Höhle und<br />

schauen gespannt zu, wie im Herbst das Laub von den Bäumen<br />

fällt. »Eines kann ich dir sagen«, so das eine Murmeli zum<br />

anderen. »Irgendwann lasse ich den <strong>Winter</strong>schlaf ausfallen und<br />

sehe mir den Kerl an, der die Blätter im Frühling jedes<br />

Jahr wieder an die Bäume klebt.«<br />

Herr Müller wurde mit einer Pilzvergiftung ins<br />

Krankenhaus gebracht. Als er wieder ansprechbar ist, sagt der<br />

Arzt zu ihm: »Herr Müller, Sie wissen doch, dass Sie nur Pilze essen<br />

dürfen, die Sie auch kennen!« Dieser antwortet: »<strong>Das</strong> ist ja<br />

das Problem, ich kenne nur den Fliegenpilz!«<br />

Zwei Jäger treffen sich. Erzählt der<br />

eine dem anderen: »Du, ich habe einen<br />

merkwürdigen Hund. Immer, wenn ich daneben<br />

schieße, wirft er sich auf den Boden, streckt die Füße<br />

in die Höhe und lacht.« »Und was macht er, wenn<br />

du triffst?« »<strong>Das</strong> weiß ich nicht, ich habe ihn<br />

erst seit drei Jahren...«<br />

Kommt ein Hahn mit einem Straußenei<br />

auf den Hühnerhof: »Meine Damen, ich will ja<br />

nicht meckern, aber schaut mal, was die<br />

Konkurrenz macht!«<br />

Ach herrje!<br />

Der <strong>Winter</strong> steht vor der Tür und Eichhörnchendame<br />

Trixi hat schon wieder vergessen, wo sie ihre Eichel<br />

versteckt hat. Kannst du Trixi den richtigen Weg durch<br />

den Wald zeigen?<br />

?<br />

Wusstest du…<br />

… dass Eichhörnchen keinen <strong>Winter</strong>schlaf halten und deshalb im Herbst viele kleine Verstecke mit Nüssen und Samen anlegen, um in der kalten Jahreszeit<br />

nicht zu verhungern? Viele Tiere vergraben deshalb gleich so viele Nüsse an unterschiedlichen Stellen, dass sie den Großteil einfach wieder vergessen.<br />

Eichhörnchen sind also indirekt für einen gesunden Wald mitverantwortlich, da im Frühling viele Jungbäume und Pflanzen aus diesen Samen wachsen.<br />

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34 <strong>NAGELFLUH</strong>


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