NAGELFLUH Winter 2014/2015 - Das Naturpark-Magazin
Lesen Sie hier die kostenlose Online-Ausgabe von NAGELFLUH - der offiziellen Zeitschrift des Naturparks Nagelfluhkette e.V. Themen der Winterausgabe sind unter anderem: Spuren im Schnee: Wer schlich dort auf leisen Pforten, Tatzen oder Hufen durch den Wald?, Eine fast gezähmte Wilde: Die Iller - Zerstörer oder Lebensspender? Das fünfte Naturparkjuwel stellt sich vor, Leben in der Biosphäre: Warum der Naturpark Nagelfluhkette in Vorarlberg jetzt auch Biospährenpark heißt, Klassenzimmer Alpen: Grundschüler aus Fischen untersuchen Wiesen im Wandel der Jahreszeiten, Leben im Naturpark: Interview mit Biologin und Zoologin Mag. Ruth Swoboda, Rothirsch in Bedrängnis: Wildbiologischer Vortrag über den König des Waldes Außerdem in der Winterausgabe: Großer Sonderteil zum neuen Oberallgäuer Besucherlenkungsprogramm "DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM. Weitere Informationen zum Magazin erhalten Sie bei Sven Abend von der EDITION ALLGÄU, Tel. +49 (0)8379 728616, E-Mail: sven.abend@heimat-allgaeu.info oder direkt unter www.nagelfluh-magazin.de
Lesen Sie hier die kostenlose Online-Ausgabe von NAGELFLUH - der offiziellen Zeitschrift des Naturparks Nagelfluhkette e.V.
Themen der Winterausgabe sind unter anderem: Spuren im Schnee: Wer schlich dort auf leisen Pforten, Tatzen oder Hufen durch den Wald?, Eine fast gezähmte Wilde: Die Iller - Zerstörer oder Lebensspender? Das fünfte Naturparkjuwel stellt sich vor, Leben in der Biosphäre: Warum der Naturpark Nagelfluhkette in Vorarlberg jetzt auch Biospährenpark heißt, Klassenzimmer Alpen: Grundschüler aus Fischen untersuchen Wiesen im Wandel der Jahreszeiten, Leben im Naturpark: Interview mit Biologin und Zoologin Mag. Ruth Swoboda, Rothirsch in Bedrängnis: Wildbiologischer Vortrag über den König des Waldes
Außerdem in der Winterausgabe: Großer Sonderteil zum neuen Oberallgäuer Besucherlenkungsprogramm "DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.
Weitere Informationen zum Magazin erhalten Sie bei Sven Abend von der EDITION ALLGÄU, Tel. +49 (0)8379 728616, E-Mail: sven.abend@heimat-allgaeu.info oder direkt unter www.nagelfluh-magazin.de
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<strong>NAGELFLUH</strong><br />
<strong>Winter</strong> <strong>2014</strong><br />
<strong>Das</strong> <strong>Naturpark</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
SONDERTEIL:<br />
DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.<br />
Neue Besucherlenkungskampagne im Oberallgäu<br />
SPUREN IM SCHNEE<br />
Wer schlich dort auf leisen Pfoten, Tatzen<br />
oder Hufen durch den Wald?<br />
LEBEN IN DER BIOSPHÄRE<br />
Warum der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette in<br />
Vorarlberg jetzt auch Biosphärenpark heißt<br />
EINE FAST GEZÄHMTE WILDE<br />
Die Iller: Zerstörer oder Lebensspender?<br />
<strong>Das</strong> fünfte <strong>Naturpark</strong>juwel stellt sich vor<br />
KLASSENZIMMER ALPEN<br />
Grundschüler aus Fischen untersuchen<br />
Wiesen im Wandel der Jahreszeiten
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
Wieder ist ein spannendes <strong>Naturpark</strong>-<br />
Jahr vergangen, ein Neues beginnt. Wir<br />
haben <strong>2014</strong> viel Faszinierendes über unsere<br />
Heimat gelernt und erkennen mehr und mehr,<br />
welch wertvolle Natur- und Kulturlandscha<br />
direkt vor unserer Haustüre entstanden ist. Erneut<br />
duren wir auch dabei sein, wenn sich<br />
Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen<br />
dafür einsetzten, dass dies so bleibt. Sie sind bereit,<br />
mit viel persönlichem Engagement die<br />
Weichen für eine enkeltaugliche Entwicklung<br />
– auch Nachhaltigkeit genannt – zu stellen.<br />
In unserem noch jungen <strong>Naturpark</strong> haben<br />
wir <strong>2014</strong> drei wichtige Meilensteine erreicht.<br />
Wir sind nun offiziell im Land Vorarlberg verordnet,<br />
wir konnten gemeinsam mit vielen<br />
Partnern unsere Initiative zur Besucherlenkung<br />
starten und wir haben alle Vorbereitungen<br />
getroffen, damit <strong>2015</strong> die erste <strong>Naturpark</strong>schule<br />
in der Nagelfluhkette starten kann.<br />
Die Verordnung in Vorarlberg sorgt dafür,<br />
dass wir nun auch im österreichischen Teil<br />
rechtlich als Großschutzgebiet im Naturschutzgesetz<br />
verankert sind. Was sich zunächst eher<br />
langweilig anhört, hat in der Praxis große Vorteile,<br />
weil wir nun für unsere Ideen und Vorhaben<br />
bessere Fördermöglichkeiten haben und<br />
auch im Vorderwälder Teil die <strong>Naturpark</strong>entwicklung<br />
besser anschieben können.<br />
Mit dem Start der Besucherlenkungs- und<br />
Sensibilisierungskampagne »Dein Freiraum –<br />
Mein Lebensraum. Verantwortungsvoll in der<br />
Natur unterwegs« versuchen wir mit der Tatsache<br />
umzugehen, dass immer mehr Menschen<br />
ihre Freizeit in der Natur verbringen. Was ohne<br />
Wenn und Aber eine sehr schöne Entwicklung<br />
ist, führt an einigen Stellen dazu, dass seltene,<br />
störempfindliche Tiere gestört und sogar in<br />
ihrer Existenz gefährdet werden. Wir schlagen<br />
mit unserer Kampagne einen Weg ein, der auf<br />
Information und freiwillige Selbstbeschränkung<br />
setzt und sind mit unseren vielen Partnern<br />
überzeugt, dass dies der richtige Weg ist.<br />
Machen Sie mit, auf dass wir alle damit Erfolg<br />
haben.<br />
Besonders freut uns, dass wir mit der<br />
Königseggschule in Immenstadt einen Partner<br />
gefunden haben, der mit uns ein Konzept ausgearbeitet<br />
hat um sich künig als <strong>Naturpark</strong>schule<br />
auszurichten. Für die Klassen 1 bis 4<br />
wurden die Lehrpläne mit emen aus dem<br />
<strong>Naturpark</strong> ergänzt, Exkursionsorte ausgearbeitet<br />
und Lehrerfortbildungen vorbereitet. Auch<br />
bei diesem Projekt spielen unsere vielen Part-<br />
ner aus Land- und Forstwirtscha, Naturschutz<br />
oder Regionalentwicklung eine wichtige Rolle.<br />
Gemeinsam sind wir viel stärker und es macht<br />
auch viel mehr Spaß!<br />
Die Planungen, das Konzept auf weitere interessierte<br />
Schulen beiderseits der Grenze auszuweiten,<br />
laufen übrigens bereits.<br />
Ich wünsche Ihnen eine gute <strong>Winter</strong>zeit mit<br />
vielen tollen Erlebnissen in unserem <strong>Naturpark</strong><br />
Nagelfluhkette.<br />
Rolf Eberhardt<br />
Mit einer Größe von<br />
405 km² ist die Nagelfluhkette<br />
im alpen weiten<br />
Vergleich ein Schutz -<br />
gebiet mittlerer Größe.<br />
Während im Bregenzerwald<br />
jeweils die gesamten<br />
Flächen der beteiligten<br />
acht Gemeinden im<br />
<strong>Naturpark</strong> liegen, gehören<br />
von den sieben Allgäuer<br />
Gemeinden in der<br />
Regel die dünn besiedelten<br />
Berggebiete dazu.<br />
Innerhalb der <strong>Naturpark</strong>grenzen<br />
leben etwa<br />
13.000 Menschen, was zu<br />
einer, im dicht besiedelten<br />
Europa, sehr geringen<br />
Siedlungsdichte von<br />
33 Einwohnern je km²<br />
führt. Ein besonderes<br />
Merkmal ist der sorgsame<br />
Umgang der Bewohner<br />
mit ihrer Heimat.<br />
<strong>NAGELFLUH</strong> 3
Foto: verein gwt tourismus_biosphaerenpark<br />
SEITE 28<br />
Themen<br />
dieser Ausgabe:<br />
WILLKOMMEN IM BIOSPHÄRENPARK <strong>NAGELFLUH</strong>KETTE<br />
<strong>Das</strong> Land Vorarlberg setzt den <strong>Naturpark</strong> rechtlich fest 5<br />
LEBEN IM NATURPARK<br />
Interview mit Biologin und Zoologin Mag. Ruth Swoboda 6<br />
DIE ALPEN ALS KLASSENZIMMER<br />
Junge Naturforscher erkunden den Lebensraum Wiese 8<br />
ROTHIRSCH IN BEDRÄNGNIS<br />
Wildbiologischer Vortrag über den König des Waldes 12<br />
EINE (UN)GEZÄHMTE WILDE - DIE ILLER<br />
Die neun Juwelen des <strong>Naturpark</strong>s stellen sich vor – Teil 5 14<br />
EIN KLEINER ENGLÄNDER IN VORARLBERG<br />
Hobby-Forscher entdeckt neue Schmetterlingsart bei Rankweil 20<br />
NEUES AUS DEM NATURPARK<br />
Termine und Berichtenswertes aus der Nagelfluhkette 22<br />
SONDERTEIL:<br />
DEIN FREIRAUM.<br />
MEIN LEBENSRAUM.<br />
SEITE 14<br />
Fotos: Volker Wille; Titelfotos: Hans Besler, Volker Wille<br />
AUF LEISEN PFOTEN IM WILDEN TAL<br />
Panorama: Biosphärenpark Großes Walsertal 28<br />
SPUREN IM SCHNEE<br />
Schneehase Bert hoppelt durch den Schnee, als plötzlich ... 30<br />
Neue Besucher -<br />
lenkungskampagne<br />
im Oberallgäu<br />
Kurzmeldungen 16<br />
Kinderseite 34<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette e.V.<br />
Seestraße 10, D-87509 Immenstadt,<br />
Tel. +49(0)8323/9988750<br />
info@naturpark-nagelfluhkette.eu<br />
www.naturpark-nagelfluh.eu<br />
Verlag und Herstellung:<br />
Verlag HEPHAISTOS,<br />
EDITION ALLGÄU<br />
Lachener Weg 2,<br />
D-87509 Immenstadt-Werdenstein<br />
Tel. +49(0)8379/728016,<br />
Fax +49(0)8379/728018<br />
nagelfluh@heimat-allgaeu.info,<br />
www.nagelfluh-magazin.de<br />
Redaktion: Viola Elgaß (v.i.S.d.P.),<br />
Tel. +49(0)8379/728016,<br />
viola.elgass@heimat-allgaeu.info<br />
Gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung<br />
des Verfassers, nicht aber des Verlages dar.<br />
Anzeigen: Sven Abend,<br />
Tel. +49(0)8379/728616,<br />
sven.abend@heimat-allgaeu.info<br />
gültige Anzeigenpreisliste: 1/<strong>2014</strong><br />
Layout:<br />
Bianca Elgaß, Ramona Klein,<br />
Dominik Ultes<br />
Bankverbindung Verlag:<br />
Deutschland:<br />
Raiffeisenbank Kempten-Oberallgäu eG,<br />
IBAN: DE97733699200007126999,<br />
BIC: GENODEF1SFO<br />
Österreich:<br />
Raiffeisenzentralkasse Innsbruck,<br />
IBAN: AT223600000000643361,<br />
BIC: RZTIAT22<br />
4 <strong>NAGELFLUH</strong>
Foto: Landespressestelle Vorarlberg, Viola Elgaß<br />
Willkommen<br />
im Biosphärenpark<br />
Nagelfluhkette<br />
Seit Herbst trägt der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette einen neuen Titel.<br />
Mit der Veröffentlichung im Landesgesetzblatt hat das Bundesland<br />
Vorarlberg den Biosphärenpark »<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette« rechtlich<br />
festgesetzt. Biosphäre, das heißt so viel wie »Lebensraum«. Welche<br />
Chancen tun sich mit der Verordnung für unseren <strong>Naturpark</strong> auf?<br />
Für die Region liegen in diesem Gütesiegel<br />
einzigartige Perspektiven«, ist Vorarlbergs<br />
Landeshauptmann Markus Wallner überzeugt.<br />
Seit der Gründung des <strong>Naturpark</strong>s im Jahr<br />
2008 seien Schritt für Schritt die erforderlichen<br />
strukturellen Rahmenbedingungen für die Verordnung<br />
geschaffen worden.<br />
Doch weshalb ist so eine Verordnung überhaupt<br />
notwendig? Die Vorarlberger Gemeinden<br />
sind doch von Anfang an Mitglieder im<br />
<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette. »Die Schutzgebietskategorie<br />
‚<strong>Naturpark</strong>‘ existiert in Vorarlberg eigentlich<br />
nicht. Vielmehr hat Vorarlberg als einziges<br />
österreichisches Bundesland die Schutzgebietskategorie<br />
des Biosphärenparks in seinem<br />
Naturschutzgesetz verankert«, begründet Rolf<br />
Eberhardt, Geschäsführer des gesamten <strong>Naturpark</strong>s.<br />
Bei der bisherigen Mitgliedscha und<br />
den umgesetzten Projekten handelte es sich um<br />
eine Art freiwillige Selbstverpflichtung durch die<br />
österreichischen Gemeinden. Der Geschäsführer<br />
freut sich über die positive Entwicklung:<br />
»Jetzt kann es weitergehen.«<br />
Um die folgende Entwicklungsphase einleiten<br />
zu können, wurde von den beteiligten Vorarlberger<br />
Gemeinden in der Verordnung ausgearbeitet,<br />
welche wesentlichen Erhaltungsund<br />
Entwicklungsziele angestrebt werden und<br />
wie sie umgesetzt werden sollen. Diese hat die<br />
Landesregierung geprü und beschlossen.<br />
»Der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette mit den zugehörigen<br />
Gemeinden Lingenau, Krumbach,<br />
Sulzberg, Langenegg, Riefensberg, Hittisau,<br />
Sibratsgfäll und Doren steht ab sofort auf einer<br />
rechtlich soliden Basis«, freut sich Landeshauptmann<br />
Markus Wallner.<br />
Umweltlandesrat Erich Schwärzler bekräftigt:<br />
»Dieses zukunsorientierte Nachbarschasprojekt<br />
ist ein anschauliches Beispiel<br />
dafür, wie Menschen in die Natur einbezogen<br />
und nicht ausgesperrt werden und wie es sich<br />
vereinbaren lässt, die Natur zu nützen und sie<br />
zugleich zu schützen.«<br />
Mit der neuen Vorordnung ist der <strong>Naturpark</strong><br />
Nagelfluhkette auf dem Vorarlberger<br />
Gebiet offiziell geworden, wenngleich wegen<br />
der Vorarlberger Besonderheiten der Name des<br />
Schutzgebiets nicht <strong>Naturpark</strong>, sondern eben<br />
Biosphärenpark lautet. Die Verordnung ist, wie<br />
in Vorarlberg für Schutzgebiete üblich, zeitlich<br />
Landeshauptmann Markus Wallner (links) und<br />
Umweltlandesrat Erich Schwärzler sehen im Bio -<br />
sphärenpark Chancen für die Natur Vorarlbergs<br />
begrenzt, nämlich bis zum 31. Dezember 2024.<br />
Zu diesem Zeitpunkt wird geprü, wie sich der<br />
Park weiterentwickelt hat und welche Ziele als<br />
nächstes umzusetzen sind.<br />
Info: Der genaue Inhalt der Verordnung<br />
56/<strong>2014</strong> vom 2. September <strong>2014</strong> kann auf der<br />
Homepage der Vorarlberger Landesregierung<br />
unter www.vorarlberg.at/pdf/lgbl56.pdf<br />
sowie auf der Homepage des <strong>Naturpark</strong>s<br />
Nagelfluhkette www.nagelfluhkette.info<br />
nachgelesen werden.<br />
<strong>NAGELFLUH</strong> 5
Leben<br />
im <strong>Naturpark</strong><br />
Welche Bedeutung hat der neue »Vorname« Biosphärenpark?<br />
Die Biologin und Zoologin Mag. Ruth Swoboda ist<br />
naturwissenschaliche Direktorin der Naturerlebnisschau<br />
inatura in Dornbirn. Als Geschäsführerin des Vorarlberger<br />
Naturschutzrates vermittelt sie regelmäßig zwischen<br />
Gemeinden, Naturschützern und der Landesregierung.<br />
Zur weiteren Entwicklung des <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette<br />
in Vorarlberg duren wir ihr ein paar Fragen stellen<br />
Seit September ist der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />
ein »Biosphärenpark«. Damit steht<br />
der <strong>Naturpark</strong> in Vorarlberg rechtlich auf<br />
sicherem Fuß. Was passiert als nächstes?<br />
Nun muss die Region beziehungsweise das<br />
Projekt Biosphärenpark Nagelfluhkette mit<br />
Leben gefüllt werden. Denn ohne Projekte ist<br />
und bleibt es nur ein Name.<br />
Sie sind neben Ihrer Tätigkeit als naturwissenschaliche<br />
Direktorin der inatura<br />
auch Geschäsführerin des Naturschutzrates<br />
Vorarlberg, welcher die Vorarlberger Landesregierung<br />
in Angelegenheiten und Entwicklungen<br />
des Naturschutzes berät. Hat der Rat<br />
das Projekt Biosphärenpark Nagelfluhkette<br />
mitverfolgt oder gar mitbetreut?<br />
Der Rat beziehungsweise die inatura in meiner<br />
Person wurden vor allem auf Vermittlungsebene<br />
mit eingebunden. Wir vom Naturschutzrat<br />
sind leidenschaliche Vermittler und als<br />
solche freuen wir uns natürlich sehr über die<br />
Aufwertung einer Region in naturschutzfachlicher<br />
Hinsicht. Überall, wo man Naturwerte<br />
hervorhebt oder wie in diesem Fall sogar in<br />
einem rechtlichen Rahmen verankert, entstehen<br />
Möglichkeiten für Projekte. Es liegt nun an<br />
uns, Naturwissen als Bereicherung zu vermitteln.<br />
Denn nur wenn ich etwas über eine Region<br />
weiß, kann ich etwas darüber erzählen und<br />
in weiterer Folge auch schützen. Der Vorarlberger<br />
Naturschutzrat steht für Schützen durch<br />
Überzeugung.<br />
Welche Bedeutung hat das »Leben im <strong>Naturpark</strong>«<br />
beziehungsweise »Biosphärenpark«<br />
für die Vorarlberger? Was ändert sich?<br />
Auf den ersten Blick wird sich nicht viel ändern.<br />
Wie gesagt: Es wird darauf ankommen,<br />
welche Projekte ins Leben gerufen werden und<br />
wie diese in der Region verankert werden können.<br />
Hier wird es eine entscheidende Rolle<br />
spielen, wie viele Ressourcen man wirklich in<br />
die Hand nimmt. Ich denke hier vor allem an<br />
Nach einer erfolgreichen<br />
Karriere als<br />
Sportlerin – sie war<br />
viele Jahre Mitglied<br />
der österreichischen<br />
Nationalmannschaft<br />
im Damenhandball –<br />
ist die gebürtige<br />
Niederösterreicherin<br />
seit 2008 in der<br />
inatura tätig<br />
personelle Ressourcen. Gerade am Anfang geht<br />
einfach nichts über persönliche Vermittlung.<br />
Aber ich bin hier wirklich guter Dinge. Die<br />
Gemeinden des Vorderen Bregenzerwaldes<br />
setzen bereits jetzt einige wertvolle Akzente.<br />
Was erhoffen Sie sich persönlich von dieser<br />
Entwicklung?<br />
Möglichst viele Menschen zu erreichen und<br />
»anzustecken«. Es ist immer unser großer<br />
Wunsch Naturwissen als Mehrwert zu vermitteln.<br />
Hier kommt kein erhobener Zeigefinger,<br />
sondern die Möglichkeit etwas über seine Heimat<br />
zu erzählen, Naturwerte zu erkennen und<br />
ansprechen zu können. Es wäre großartig,<br />
wenn diese Gedanken von einer Region getragen<br />
würden. In Regionen, wo das funktioniert<br />
kann richtig viel entstehen. Die Krumbacher<br />
Moore sind so ein Beispiel: Gastronomie, Tourismus,<br />
Naturvermittler und natürlich auch der<br />
Naturschutz profitieren hier sehr.<br />
Einer der thematischen Schwerpunkte des<br />
<strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette im Oberallgäu<br />
liegt in der Erstellung von Besucherlenkungsprojekten<br />
und der Sensibilisierung der<br />
Menschen für die Natur. Welchen Zweck sollte<br />
der <strong>Naturpark</strong> in Vorarlberg aus Ihrer<br />
Sicht verfolgen?<br />
Hoffentlich die gleichen Schwerpunkte wie<br />
im Allgäu! Hier sollten die Grenzen ja nicht<br />
vorhanden sein.<br />
Was sind die Gemeinsamkeiten eines Biosphärenparks<br />
und eines <strong>Naturpark</strong>s?<br />
Es geht bei beiden nicht nur um Naturschutz,<br />
wie man vielleicht denken könnte.<br />
6 <strong>NAGELFLUH</strong>
Mit ihrer vierbeinigen Begleitung<br />
Gina ist Ruth Swoboda<br />
viel draußen unterwegs<br />
Was ist…<br />
Fotos: Ruth Swoboda<br />
Beide stehen für Regionalentwicklung, eine<br />
naturverträgliche, nachhaltige Entwicklung in<br />
vielen Bereichen.<br />
Ist eine künige Zusammenarbeit zwischen<br />
dem <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette und der inatura<br />
geplant? Gibt es vielleicht schon konkrete<br />
Ideen?<br />
Unbedingt! Diese gibt es ja jetzt schon. Die<br />
inatura versucht in ihrem Exkursionsprogramm<br />
immer wieder mit unseren lieben Kollegen<br />
vom <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette zusammen<br />
zu arbeiten. <strong>Das</strong> liegt auf der Hand, denn<br />
wir wollen alle möglichst viele Menschen sensibilisieren<br />
und ihnen die Augen für ein »großes<br />
Bild« öffnen. Wir wollen von Kreisläufen,<br />
Kulturlandscha und Besonderheiten erzählen.<br />
Und schon sind wir wieder bei Naturwissen als<br />
Mehrwert und Bereicherung.<br />
Folgen sollen noch das eine oder andere<br />
Weiterbildungs- und Schulungsprogramm, in<br />
denen der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette nie fehlen<br />
wird.<br />
Herzlichen Dank für Ihre Zeit, Frau Swoboda.<br />
… Der Naturschutzrat Vorarlberg?<br />
Der Naturschutzrat berät die Vorarlberger<br />
Landesregierung in wichtigen Angelegen -<br />
heiten des Naturschutzes und der Lebensraumentwicklung.<br />
Er empfiehlt neue<br />
Strategien für einen nachhaltigen Umgang<br />
mit dem Lebensraum Vorarlberg, macht<br />
auf negative Entwicklungen aufmerksam<br />
und entwickelt in der Praxis umsetzbare<br />
Lösungsansätze. In der Entwicklung<br />
Biosphärenpark Nagelfluhkette war<br />
der Rat als Vermittler beteiligt.<br />
… Die Erlebnis Naturschau inatura?<br />
Die inatura ist ein naturgeschichtliches<br />
Museum in Dornbirn. Es ist eines der drei<br />
Landesmuseen Vorarlbergs und gilt als<br />
das größte und modernste Naturmuseum<br />
im Bodenseeraum. <strong>Das</strong> Museum beinhaltet<br />
ein Dokumentationszentrum über die<br />
Natur Vorarlbergs sowie eine interaktive<br />
Erlebnisausstellung.<br />
Anzeige<br />
<strong>NAGELFLUH</strong> 7
Nicht nur am Alpsee, auch am Ofterschwanger<br />
Horn wurde eifrig geforscht: Welche Pflanze<br />
wachsen im Tal, welche am Berg? Und wie wirkt<br />
sich die Bewirtschaftung durch den Menschen<br />
auf Flora und Fauna aus?<br />
Die Alpen<br />
als Klassenzimmer<br />
Sich für die Natur einzusetzen, kann man nicht früh genug beginnen:<br />
Seit vergangenem Schuljahr sind in den Alpen junge Forscher unterwegs.<br />
Die 3a der Grundschule Fischen dokumentierte über das gesamte Schuljahr<br />
hinweg die Artenvielfalt auf Berg- und Talwiesen im Wandel der Jahreszeiten.<br />
Auf ihre letzte Expedition dure das <strong>Naturpark</strong>magazin die Schüler begleiten<br />
Schon auf dem Weg zum Forschungsgebiet erfolgt die erste Ent -<br />
deckung am Wegesrand: »Ist die riesig!« Eine ziemlich große Weinbergschnecke<br />
bahnt sich gemütlich ihren Weg durch das hohe Gras.<br />
Tanja König ist gleich zur Stelle. <strong>Das</strong>s sich Schnecken auf einem muskulösen<br />
Kriechfuß fortbewegen, erklärt sie den Schülern. Und dass Weinbergschnecken<br />
unter Naturschutz stehen: »Wenn ihr also in Zukun eine<br />
Schnecke auf dem Gehweg seht – tut ihr einen Gefallen und setzt sie an<br />
den Wegesrand. Auf Wegen werden Schnecken nämlich o unabsichtlich<br />
zertrampelt.«<br />
Die Naturkundlerin ist eine von mehreren Betreuerinnen, die mit Allgäuer<br />
Schülern das Projekt »Klassenzimmer Alpen« durchführt. Es ist<br />
eines von zehn laufenden schwäbischen Biodiversitätsprojekten, die vom<br />
Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit gefördert<br />
und von der Regierung von Schwaben finanziell unterstützt und fachlich<br />
begleitet wird. Projektträger ist der Landesbund für Vogelschutz in Bayern<br />
(LBV), dem auch Tanja König angehört.<br />
Neben der Grundschule Fischen untersuchen seit vergangenem Schuljahr<br />
Drittklässler aus Rettenberg und Bad Hindelang regelmäßig die<br />
Artenvielfalt unserer heimischen Wiesen im Jahresverlauf. »Mit acht<br />
ganztätigen Terminen ist das Projekt recht zeitintensiv. Da es sich dabei<br />
jedoch durchweg um aktive Lernzeit in der Natur handelt, wurde der<br />
Vorschlag, beim Klassenzimmer Alpen mitzumachen, von den Eltern<br />
von Anfang an positiv aufgenommen«, erklärt Anna-Lena Grob. Als Heimat-<br />
und Sachkundelehrerin begleitet sie die Klasse 3a auf die Termine.<br />
Wissensdurst und ökologische Nieten<br />
Mittlerweile haben die Schüler ihr Projektgebiet unweit des Immenstädter<br />
Alpsees erreicht. Die jungen Forscher machen sich sogleich<br />
daran, ihre quadratische Probefläche abzustecken. »Bei den vergangenen<br />
Terminen hatten wir mehrere Flächen, die je von einer Vierergruppe untersucht<br />
wurden«, erklärt König. Innerhalb dieser Bereiche fingen die<br />
8 <strong>NAGELFLUH</strong>
Weichkäfer, Kurzfühlerschrecken,<br />
Zikaden – Tanja König vom LBV<br />
erkennt jedes noch so kleine<br />
Fundtier und gibt ihr Wissen geduldig<br />
an die jungen Forscher weiter<br />
Was ist das für ein Grashüpfer? Mit Lupe untersucht Zoe das eingefangene<br />
Insekt. Anschließend wird der grüne Winzling wieder freigelassen<br />
Fotos: Viola Elgaß, Katharina Beck<br />
Links: Ein kleiner »Sensationsfund« am Ofterschwanger Horn:<br />
Den Bergmolch durften sich die Kinder genauer ansehen. <strong>Das</strong><br />
Amphib blieb angesichts seiner vielen Fans relativ gelassen<br />
Kinder Insekten und andere Kleintiere ein, zeichneten und bestimmten<br />
die dort wachsenden Pflanzen und verglichen ihre Ergebnisse in Forscherprotokollen.<br />
Dabei stellten sie erhebliche Unterschiede zwischen<br />
den Talwiesen bei Immenstadt und den Bergwiesen am Oerschwanger<br />
Horn fest, an dem ebenfalls geforscht wurde.<br />
Heute, beim Schlusstermin, arbeiten alle zusammen an einer großen<br />
Probefläche. Die junge Zoe führt Protokoll. Gemeinsam zählen Tanja<br />
König und die Kinder die blühenden Blumen und bestimmen, wie sie<br />
heißen und ob sie für den Menschen nützlich sind. Rot- und Weißklee,<br />
Hahnenfuß und Augentrost erkennen die Schüler innerhalb von Sekunden.<br />
Auch die »ökologische Niete«, den schmarotzenden Klappertopf,<br />
erkennen die Schüler aus früheren Terminen wieder. Dieser bildet kleine<br />
Saugnäpfe an fremden Wurzeln und »klaut den Nachbarn das Wasser«.<br />
Hin und wieder bringen die Antworten die begleitenden Erwachsenen<br />
zum Staunen. »Wer hätte gedacht, dass es in der 3a so viele junge Naturkundler<br />
gibt?« Anna-Lena Grob ist beeindruckt vom bereits vorhandenen<br />
Wissen ihrer Schüler.<br />
»Interessanterweise kennen die meisten Erwachsenen heutzutage auch<br />
nicht viel mehr Pflanzen oder Tiere und ökologische Zusammenhänge<br />
als die Kinder«, meint Tanja König. Die Diplom-Biologin führt auch<br />
regelmäßig Führungen für Erwachsene durch. »Dabei laufe ich zwar<br />
größere Strecken, spiele weniger Spiele und erkläre manches etwas<br />
vielschichtiger, Kernaussagen sind meist aber dieselben. Meine Ideal -<br />
vorstellung wäre es, die Kinder zu naturkundlich gebildeten Erwachsenen<br />
auszubilden.«<br />
Grashüpferjagd am Alpsee<br />
Nach dem Auswerten der Pflanzen ist der tierische Bestand an der<br />
Reihe. Die ganze Wiese darf heute nach sechs- oder achtbeinigen<br />
Bewohnern abgesucht werden. Vorher darf Mehmet nochmal zeigen, wie<br />
man mit der Becherlupe Insekten aufnimmt, ohne sie zu verletzen.<br />
Schmetterlingsraupen und Ameisen werden grundsätzlich nicht eingefangen.<br />
Sie orientieren sich an einer Duspur und sind überfordert,<br />
wenn sie dieser nicht mehr folgen können. Auch Schnecken und Regenwürmer<br />
werden nicht gezählt. <strong>Das</strong> hat praktischere Gründe: »Damit die<br />
Becherlupen nicht eingesaut werden«, erklärt einer der Buben.<br />
Nach der Einweisung schwärmen die Schüler aus – nur um Minuten<br />
später in regelmäßigen Abständen zu Tanja König zurück zu flitzen und<br />
ihren Fang bestimmen zu lassen. Zoes Bleisti fliegt geradezu über das<br />
Forscherprotokoll: Sechs Weichkäfer, acht Kurzfühlerschrecken, zwei<br />
Schwebfliegen und Zikaden, eine Bremse, sechs männliche und sieben<br />
weibliche Langfühlerschrecken, eine Fleischfliege – das ist nur ein Teil<br />
der »Beute«, die heute gemacht wird. Mit Engelsgeduld weist König auf<br />
außergewöhnlich lange Fühler hin und lobt besonders seltene Funde.<br />
Sie erkennt jeden noch so kleinen Käfer. Zwischen bunten Anoraks und<br />
Becherlupen ist die LBV-Betreuerin fast nicht mehr zu sehen.<br />
Die Begeisterung, mit denen die Schüler auf Insektensuche gehen, ist<br />
richtig ansteckend. Und kein bisschen außergewöhnlich, wie König<br />
betont. »Naturkundliches Interesse steckt grundsätzlich in jedem Kind.<br />
Es wird heutzutage nur durch viel Ablenkung, zum Beispiel durch Fern -<br />
sehen und Spielekonsolen, aber auch durch Lerndruck in den Schulen<br />
überdeckt.« Naturbildung gehöre ihrer Meinung nach zur gesunden<br />
Kindheitsentwicklung dazu, denn Natur sei überall und man brauche<br />
nur offene Augen und Sinne, um sie wahrzunehmen: »Diese besondere<br />
Wahrnehmung macht die Umwelt selbst spannender. Ein ‚langweiliger‘<br />
Familienspaziergang wird so zur Expedition.« Naturbildungsprojekte<br />
sollten daher fest in den Schulunterricht integriert und wieder Teil der<br />
Allgemeinbildung werden, findet König: »Wir brauchen noch mehr<br />
Projekte dieser Art, um jedem Schüler die Chance zu geben, eine naturkundliche<br />
Ausbildung zu bekommen.«<br />
Dem kann Anna-Lena Grob nur zustimmen. Zwischen dem Pauken<br />
im Klassenzimmer und dem Forschen draußen sieht die Lehrerin wesentliche<br />
Unterschiede: »Hier draußen lernen die Kinder vor allem durch<br />
eigenes Tun. Die Natur muss nicht ins Klassenzimmer geholt werden,<br />
sondern die Kinder haben die Möglichkeit am Original zu lernen.« <strong>Das</strong><br />
<strong>NAGELFLUH</strong> 9
Welche Antwort ist richtig? Bei »1, 2 oder 3«<br />
schnitten die jungen Fischinger richtig gut ab.<br />
Im Kasten unten können Sie nachprüfen,<br />
wie oft Sie richtig gelegen hätten<br />
Beim Staffelspiel »Störche und Grau reiher«<br />
mussten die Schüler mit »Schnäbeln« an<br />
den Händen Beute für ihre Gruppe machen –<br />
kein leichtes Unterfangen im <strong>Winter</strong><br />
Die Untersuchungsergebnisse<br />
werden ins Forscherprotokoll<br />
eingetragen und später<br />
gemeinsam ausgewertet<br />
Experimentieren in der freien Natur könne mit allen Sinnen wesentlich<br />
umfangreicher stattfinden. »Ich denke, Interesse und Lernmotivation<br />
seitens der Kinder zu wecken ist beim Forschen draußen einfacher und<br />
viele Lerninhalte stehen schlussendlich auch nachhaltiger zur Verfügung«,<br />
fährt sie fort.<br />
Ob man als Lehrerin selbst wohl noch das ein oder andere dazulernt?<br />
Frau Grob grinst. »Der Entwicklung des ymian-Ameisenbläulings<br />
habe ich genauso gespannt gelauscht wie die Kinder.«<br />
Viel mehr als reines Wissen<br />
Die Schüler selbst sehen den unschlagbaren Vorteil des Projekts dagegen<br />
in den kleinen Abenteuern, die man ganz nebenbei erlebt: »Auf dem<br />
Oerschwanger Horn haben wir einen Wanderfalken gesehen. Zweimal!<br />
Beim Abstieg ist er direkt über unsere Köpfe geflogen.« Für den neunjährigen<br />
Marian aus Fischen war das ohne Frage der ungeschlagene Höhepunkt<br />
der Ausflüge. Hugo aus Bolsterlang entdeckte im Herbst einen Blutegel.<br />
»Sie sehen zwar eklig aus, aber es sind ziemlich nützliche Tiere«,<br />
weiß der Neunjährige. Da hat der Forscherdrang den Ekel überwunden.<br />
Für die junge Zahide waren es die vielen Spiele, die am meisten Spaß<br />
gemacht haben: »<strong>Das</strong> ‚Eulen und Mäuse‘ Spiel hat mir am besten gefallen.«<br />
Dabei werden die Schüler in Eulen und Mäuse eingeteilt und anschließend<br />
»Fakten« vorgelesen. Stimmt die Aussage, wie zum Beispiel<br />
»Im <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette gibt es Steinadler«, fangen die Eulen die<br />
Mäuse. Ist die Behauptung falsch wie »Der Spitzwegerich ist eine sehr<br />
giige Pflanze«, dürfen die Mäuse die Eulen jagen.<br />
Durch Spiele wie dieses werden im »Klassenzimmer Alpen« angenehme<br />
Aspekte wie Spaß und Bewegung in der freien Natur ganz zwanglos<br />
mit dem Lerneffekt verknüp. Noch auf dem Heimweg finden angeregte<br />
»fachkundige« Diskussionen statt: »Spitzwegerich schreibt man doch<br />
nicht mit zwei R! Also, ich hab bis jetzt immer… Tanjaaa?«<br />
So geht es – nach dem Freilassen der gefunden Insekten und einem<br />
weiteren Ratespiel zum Schluss – auf dem Wanderweg lustig und lautstark<br />
zurück zum Bus, der die Schüler vorerst zum letzten Mal wieder<br />
nach Fischen und Bolsterlang bringen wird. Lehrerin Anna-Lena Grob<br />
zieht nach dem heutigen Termin ein Fazit: »<strong>Das</strong> Projekt war für die Kinder<br />
und mich eine spannende Zeit, bei der wir alle viel mehr gelernt<br />
haben als Pflanzen- oder Tierarten zu bestimmen.« »Vieeeeel mehr als<br />
in Mathe!«, flüstert darauin leise eine Schülerin, der lieber anonym<br />
bleiben möchte.<br />
So bleibt zum Schluss nur noch zu behaupten, dass die Fischinger<br />
Schüler aus dem Unterricht in der freien Natur wesentlich mehr mit -<br />
genommen haben als Fakten über unsere heimische Flora und Fauna.<br />
Mehmet fühlt sich nach dem »Klassenzimmer Alpen« schon ganz gut<br />
gerüstet für seinen Traumberuf. »Ich möchte Tierforscher werden!«,<br />
erklärt er. Dann bückt er sich ganz nebenbei, hebt vorsichtig eine Weinbergschnecke<br />
vom Wanderweg auf und setzt sie auf die Wiese.<br />
Viola Elgaß<br />
Hätten Sie’s gewusst?<br />
Folgende Fragen mussten die Schüler auf ihrem<br />
Ausflug spielerisch beantworten. Die Klasse 3a<br />
lag mit ihren Antworten zu neunzig Prozent<br />
richtig. Hätten Sie mit den Schülern mithalten<br />
können?<br />
1. Welche dieser Pflanzen ist geschützt?<br />
a) Arnika<br />
b) Augentrost<br />
c) Klappertopf<br />
2. Welche dieser Pflanzen ist giig?<br />
a) Fieberklee<br />
b) Sumpfgreiskraut<br />
c) Teufelsabbiss<br />
3. Was ist ein Schusternägle?<br />
a) Ein Nagel, den der Schuster verwendet<br />
b) Eine Schrittfolge beim Schuhplatteln<br />
c) Ein Enzian<br />
4. Welche Zapfen findet man niemals auf dem<br />
Boden, weil sie vorher auseinander fallen?<br />
a) Tannenzapfen<br />
b) Fichtenzapfen<br />
c) Kiefernzapfen<br />
5. Warum wird die Raupe des ymian-<br />
Ameisenbläulings nicht von den Ameisen<br />
getötet, wenn sie in deren Bau überwintert?<br />
a) Weil sie ein süßes Sekret absondert<br />
b) Weil sie nicht bemerkt wird<br />
c) Weil sie sich mit kräigen Zangen<br />
zur Wehr setzen kann<br />
6. Wo sitzt bei Insekten die Nase?<br />
a) Im Gesicht<br />
b) In den Antennen<br />
c) In den Mundwerkzeugen<br />
7. Was macht eine Ringelnatter,<br />
wenn sie sich bedroht fühlt?<br />
a) Sie beißt zu<br />
b) Sie wir den Schwanz ab<br />
c) Sie fängt an zu stinken<br />
8. Welches ist das größte<br />
Lebewesen der Erde?<br />
a) Ein Pilz<br />
b) Ein Mammutbaum<br />
c) Ein Blauwal<br />
(Lösungen: 1a, 2b, 3c, 4a, 5a, 6b, 7c, 8a)<br />
10 <strong>NAGELFLUH</strong>
Anzeigen<br />
<strong>NAGELFLUH</strong> 11
Rothirsch<br />
in Bedrängnis<br />
<strong>Das</strong> Rotwild ist immer wieder Streitthema zwischen<br />
Jägern, Naturschützern und Waldbesitzern. Prof. Wolf<br />
Schröder schaffte in seinem Vortrag einen Überblick<br />
über die unterschiedlichen Standpunkte<br />
Der König der Wälder ist in den Allgäuer Bergen<br />
in einem Teufelskreis gefangen. Zuerst verwehrt<br />
man ihm in seine natürlichen <strong>Winter</strong>quartiere zu<br />
ziehen, an den Bodensee oder die Iller flussaufwärts.<br />
In den verbliebenen Sommerquartieren<br />
wird er in relativ hohem Bestand durch den <strong>Winter</strong><br />
gefüttert. Auf Kosten der Jungbäume? Die<br />
Population des Rotwilds ist zu einem erbittert<br />
umkämpen Zankapfel zwischen Waldbesitzern,<br />
Naturschützern und Jägern geworden<br />
In der Vortragreihe <strong>2014</strong> des <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette referierte Prof.<br />
Wolf Schröder, Wildbiologe an der Technischen Universität München,<br />
unter dem Titel »Rothirsch in Bedrängnis« in Bolsterlang über die Biologie<br />
des Rotwildes.<br />
Referent und Wildbiologe Prof. Wolf Schröder und Rolf Eberhardt, Geschäftsführer<br />
des <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette und Moderator der Veranstaltung<br />
12 <strong>NAGELFLUH</strong>
Schröder machte deutlich, dass das Rotwild nicht erst seit kurzem auf<br />
der nördlichen Erd-Halbkugel lebt, sondern bereits zur Eiszeit vor rund<br />
10.000 Jahren eine Rotwildpopulation in unserer Region existiert habe.<br />
Die Eiszeitjäger, die im Kleinwalsertal im Bereich der heutigen Alpe<br />
Schneiderküren lebten, haben bereits Rothirsche gejagt – 4000 Jahre,<br />
bevor Ötzi im Südtiroler Schnalstal unterwegs war.<br />
Rothirsche sind von Natur aus Wanderer. Die uralten Hirschpfade in<br />
die Iller- und Lechauen sind jedoch heute durch Bebauung, Straßen oder<br />
Eisenbahnlinien für sie nicht mehr erreichbar, sodass sie auch im <strong>Winter</strong><br />
mehr oder weniger dazu gezwungen sind, in den bestehenden Wäldern<br />
zu bleiben.<br />
Historisch gesehen regulierte sich der Bestand des Rotwilds durch die<br />
»kleine Eiszeit« im 17. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert wurde das Rotwild<br />
fast ausgerottet: Durch die Auebung des »Jagdregals« im Jahr<br />
1848, das den Jagdvorbehalt der Landesherren und des Adels zugunsten<br />
der Bauern auob. Prinzregent Luitpold musste sein Jagdrevier im Hinterstein<br />
Tal mit Rotwild aus anderen Revieren wieder »auffüllen«.<br />
Der noch 1965 schlechte Bestand hat sich im Laufe der Jahre durch<br />
<strong>Winter</strong>fütterungen prächtig erholt. Wurde das Rotwild früher durch<br />
Wetter und Krankheiten dezimiert, so wird unser größtes freilebendes<br />
Wildtier heute gepflegt und durchgefüttert. Mittlerweile kann man sich<br />
des Eindrucks nicht erwehren, dass es bei der Bestandspflege des Wilds<br />
um eine ausgegliederte »Haustierhaltung« geht. Um einen Prachthirsch<br />
schießen zu können, müssen entsprechende Junghirsche nachgezogen<br />
werden. Um einen gesunden Bestand zu erreichen, müsste der Bestand<br />
durch Jagddruck um etwa 25 Prozent reduziert werden. Andererseits<br />
wird das Rotwild durch die enorm zugenommen Freizeitaktivitäten im<br />
Sommer wie im <strong>Winter</strong> aus seinen Freiräumen gedrängt.<br />
Als möglichen Lösungsansatz verwies der Wildbiologe in die Schweiz:<br />
Fotos: Thomas Niehörster, Gaby Stein/pixelio.de<br />
Oberallgäu<br />
Freifütterung<br />
<strong>Winter</strong>gatter<br />
<strong>Winter</strong>gatter sind abgeschlossene Flächen, in denen Rotwild aus freier Wildbahn<br />
zur Überwinterung in einer Art »Ersatzlebensraum« gehalten wird. Durch die Fütterungen<br />
sollen die Waldvegetation und vor allem empfindliche Jungbäume vor<br />
Verbiss durch die hungrigen Tiere geschützt werden<br />
<strong>Das</strong>s das Ziel, eine ausgewogene Hirschpopulation zu erreichen, anders<br />
angegangen werden kann, zeigt das Beispiel Graubünden, in dem keine<br />
Jagdreviere existieren. Die traditionsreiche Jagd dort erfolgt heute nach<br />
wildbiologischen Grundsätzen. Personen, die in Graubünden eine Jagdprüfung<br />
abgelegt haben, können ein Patent lösen und die Jagd im ganzen<br />
Kanton ausüben. Da das Wild im <strong>Winter</strong> in die Täler ziehen kann, entstehen<br />
weniger Waldschäden. In den vergangenen Jahren sind auch<br />
Großraubtiere wie der Wolf und der Luchs oder zeitweise auch der Bär<br />
wieder dort eingewandert.<br />
omas Niehörster<br />
Anzeige<br />
<strong>NAGELFLUH</strong> 13
JUWELEN DES NATURPARKS<br />
Eine (un)gezähmte Wilde<br />
Die Iller<br />
Waschtag beim Gänsesäger:<br />
Die großen Entenvögel fühlen<br />
sich in Fließgewässern<br />
pudelwohl<br />
Sie übertritt gerne mal ihre Grenzen und schenkt<br />
zahlreichen seltenen Pflanzen und Tieren einen<br />
Lebensraum: Die Iller entspringt als Zusammenfluss<br />
der drei Quellbäche Stillach, Breitach und<br />
Trettach nördlich von Oberstdorf und fließt an der<br />
östlichen Grenze des <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette<br />
entlang. Ihr »Gegenstück«, die Bregenzer Ach,<br />
zieht einen Teil der westlichen <strong>Naturpark</strong>grenze.<br />
Die zwei Flüsse könnten unterschiedlicher nicht<br />
sein. Doch gerade diese Vielschichtigkeit macht sie<br />
beide zu Juwelen unseres <strong>Naturpark</strong>s<br />
Als Haupteisstrom der Illergletscher setzte sich die Iller in den verschiedenen<br />
Eiszeiten aus Eisströmen zusammen, die sich im<br />
Oberstdorfer Becken vereinigten.<br />
Der Fluss durchschneidet verschiedene geologische Einheiten: durch<br />
die Nördlichen Kalkalpen, Flysch und Helvetikum, fließt sie anschließend<br />
durch das Moränengebiet der Vorlandgletscher durch breite, schottergefüllte<br />
Schmelzwassertäler und mündet nach 147 Kilometern und 355<br />
Höhenmetern bei Ulm in die Donau.<br />
<strong>Das</strong> Illertal wurde bereits früh besiedelt. Um den Boden landwirtschalich<br />
nutzen zu können, wurde der natürliche Flusslauf mit dem<br />
Bau des Illerkanals 1917 in engere Becken zurückgedrängt. Zuvor hatte<br />
der unberechenbare Gebirgsfluss immer wieder Teile des oberen Tals<br />
überschwemmt und Brücken mit sich gerissen.<br />
Ohne die frühe Zähmung der Iller sähe der Talraum heute wohl ähnlich<br />
aus wie das österreichische Lechtal: mit weiten Wasserflächen und<br />
sandig-kiesigen Uferstreifen. Gut zu beobachten ist das an den Abschnitten<br />
der Iller, die durch verschiedene Maßnahmen – auch wegen des<br />
Hochwasserschutzes – renaturiert und mit neuen Retentionsräumen in<br />
einen naturnahen Zustand zurückversetzt wurden. Zahlreiche Gebirgsbäche<br />
und Flüsse fließen der Iller zu, darunter die Weiler- und die Gunzesrieder<br />
Ach, der Grundbach, die Rottach und die Konstanzer Ach.<br />
Bei Fischen begleitet ein breiter Auwaldgürtel, in dem auch der Auwaldsee<br />
liegt, die Iller. Durch den Wechsel von Überflutung und Trockenfallen<br />
sind Auwälder sehr dynamische Lebensräume und natürliche<br />
Überschwemmungs- und Rückhaltegebiete. Sie nehmen Wasser auf wie<br />
ein Schwamm, bremsen die Fließgeschwindigkeit und geben das aufgenommene<br />
Wasser erst verzögert wieder ab.<br />
Mit ihren Auwäldern und Seen bietet die Iller wertvollen Lebensraum<br />
für viele selten gewordene Tier- und Pflanzenarten. Sumpfdotterblumen<br />
und Huflattich ziehen im Frühjahr gelbe Linien entlang der Ufer. <strong>Das</strong><br />
schnell fließende Wasser ist eine ideale Heimat für den Gänsesäger, einen<br />
der größten Entenvögel Europas. Die Bachforelle, typische Leitfischart<br />
der Iller, ist mit ihrem stromlinienförmigen Körper perfekt an die starke<br />
Strömung der Gebirgsbäche des <strong>Naturpark</strong>s angepasst. Die Fische<br />
ernähren sich dort von Bachflohkrebsen und kleineren Artgenossen.<br />
Info: Eine Ausstellung zu den Juwelen des <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette ist<br />
in diesem <strong>Winter</strong> im AlpSeeHaus zu sehen. Ab Frühjahr geht sie wieder<br />
auf Wanderscha. Infos zur Ausstellung und den Naturjuwelen gibt es<br />
beim <strong>Naturpark</strong>zentrum AlpSeeHaus unter Tel. +49 8323 9988717<br />
14 <strong>NAGELFLUH</strong>
Der Huflattich wächst gerne in kleinen<br />
Kolonien entlang der Flußufer.<br />
Links: Ihrem Titel als Naturjuwel<br />
macht die funkelnde Wasserober -<br />
fläche der Iller alle Ehre<br />
»Iller, Lech, Isar und Inn<br />
fließen rechts zur Donau hin.<br />
Altmühl, Naab und Regen<br />
fließen ihr von links entgegen.«<br />
Fotos: Archiv, Volker Wille, Helmut J. Saler/pixelio.de<br />
Viele Oberallgäuer werden sich an den Sommer 2005 erinnern: Damals trat<br />
die Iller an etlichen Stellen über die Ufer und richtete viel Schaden an.<br />
Links die erholte Uferlandschaft im Frühjahr 2007, im Hintergrund der Grünten<br />
Anzeige<br />
<strong>NAGELFLUH</strong> 15
KURZMELDUNGEN<br />
Kutsche oder Pistenbully?<br />
Foto: J. Waffenschmidt/Imbergbahn & Ski-Arena Steibis<br />
Oberstaufen: Die zwei <strong>Winter</strong>sportgebiete<br />
rund um die Imberg- und die Hündlebahn lassen<br />
auch in diesem <strong>Winter</strong> keine Wünsche<br />
offen. <strong>Winter</strong>wanderer können auf gut präparierten<br />
Wegen die verschneite Bergwelt erkun-<br />
den, Sonnenterassen laden zum Verweilen ein.<br />
Bei einer Pferdekutschenfahrt lässt sich die<br />
Landscha am Imberg auf die gemütliche Art<br />
entdecken. Ein außergewöhnliches Erlebnis ist<br />
eine Fahrt als Copilot in einem der modernsten<br />
Pistenbullies am Imberg, hierzu ist eine vorherige<br />
Anmeldung erforderlich. <strong>Das</strong> Skigebiet<br />
Hündle-alkirchdorf startet am 13. Dezember<br />
(je nach Schneelage) mit kostenlosen<br />
Schnupperkursen in die Saison. Jeden Samstag<br />
ab 27. Dezember lädt die Imbergbahn zum<br />
Abendrodeln ein. Zusätzliche Termine bei<br />
geeigneter Witterung sind der 29. Dezember<br />
und im Jahr <strong>2015</strong> am 2. Januar, 16. und 18. Februar.<br />
Info: Hündlebahn: Tel. +49 8386 2720,<br />
E-Mail: info@huendle.de, www.huendle.de<br />
Imbergbahn: Tel. +49 8386 8112, E-Mail:<br />
info@imbergbahn.de, www.imbergbahn.de<br />
Ohne viel Anstrengung lässt sich<br />
die <strong>Winter</strong>landschaft am Imberg per<br />
Kutschfahrt erkunden. Wer es rasanter<br />
mag, kann sich zu einer Fahrt mit dem<br />
modernen Pistenbully anmelden<br />
<strong>Das</strong> Ländle<br />
in zwölf Bildern<br />
Vorarlberg: Ein Land der Vielfalt und der Gegensätze,<br />
gleichzeitig seit Jahrhunderten ein<br />
einzigartiger Kulturraum im Westen Österreichs.<br />
<strong>Das</strong> Ländle hat viele Gesichter. Zwölf<br />
davon zeigt der neue Wandkalender aus dem<br />
Tyrolia-Verlag mit Fotografien von Toni Anzenberger.<br />
Seine abwechslungsreichen und einfühlsamen<br />
Bilder spüren der fast mediterranen<br />
Atmosphäre eines Sommerabends am Bodensee<br />
ebenso nach wie der stillen winterlichen<br />
Einsamkeit in Vorarlbergs Berglandscha. Szenen<br />
eines unverfälschten Brauchtums finden<br />
ebenso Platz wie Zeugnisse der Moderne. Ein<br />
spannendes Porträt und eine Gelegenheit, Vorarlberg<br />
Monat für Monat neu zu entdecken.<br />
Info: Vorarlberg <strong>2015</strong>, Fotos von Toni<br />
Anzenberger, Wandkalender mit Spirale,<br />
14 Blätter, 13 Fotos, Preis: 12,95 Euro,<br />
ISBN 978-3-7022-3342-6, Tyrolia-Verlag,<br />
Innsbruck-Wien <strong>2014</strong>, erhältlich im<br />
Buchhandel und unter www.tyrolia.at<br />
16 <strong>NAGELFLUH</strong><br />
Unsere Gewinner<br />
Auf unser Gewinnspiel in der vergangenen<br />
Ausgabe des <strong>Naturpark</strong>magazins gingen<br />
zahlreiche Einsendungen in unserer Redaktion<br />
ein. <strong>Das</strong> richtige Lösungswort NATUR-<br />
ERLEBNIS hatten die meisten Leser entschlüsselt.<br />
An dieser Stelle geben wir die<br />
glücklichen Kandidaten bekannt, deren<br />
Namen aus dem Lostopf gezogen wurden:<br />
1. Preis<br />
Carola Hofmeister aus Immenstadt<br />
gewann den Hauptpreis und damit ein abenteuerliches<br />
Familienraing auf der Iller mit<br />
<strong>Naturpark</strong>partner »Spirits of Nature«.<br />
Carola Hofmeister aus Immenstadt zog<br />
den Hauptgewinn: Mit ihrer Familie und<br />
„Spirits of Nature“ kann sie die Wildheit<br />
der Iller aus nächster Nähe erleben<br />
2. Preis<br />
Wolfgang Sauter aus Immenstadt gewann<br />
eine Wunschtour für fünf Personen mit dem<br />
<strong>Naturpark</strong>bus.<br />
3. Preis<br />
Monika Pratzner aus Doren gewann mit<br />
ihrer Familie einen Erlebnistag im AlpSee-<br />
Haus.<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
Foto: Spirits of Nature
Anzeigen<br />
Kleine Welten im Heimathaus<br />
Sonthofen: Was Kinderherzen höher schlagen ließ und Mädchen und<br />
Buben sich unter dem Weihnachtsbaum wünschten, zeigt die Sonderausstellung<br />
»Puppenwelt und Spielzeugzauber« im Heimathaus Sonthofen<br />
bis zum 8. März <strong>2015</strong>. Puppenstube, Teddybär, Eisenbahn, Baukasten<br />
und vieles mehr – eine breit gefächerte Palette unterschiedlicher Spielzeuge<br />
nimmt den Besucher mit auf eine Reise in die Spielwelt der Vergangenheit.<br />
Info: Heimathaus Sonthofen, Sonnenstr. 1, D-87527 Sonthofen,<br />
Tel. +49 8321 3300, Öffnungszeiten Di bis Do, Sa, So 15 bis 18 Uhr<br />
Foto: Stadt Sonthofen<br />
Die ausgestellten Spielzeuge sind historische Originale<br />
und teilweise begehrte und teure Sammlerstücke<br />
Gestickte Moral und<br />
fadenscheinige Sprüche in Hittisau<br />
Hittisau: Gestickte Wünsche, Lebensweisheiten, Handlungsmaximen und<br />
Sinnsprüche sind bis zum 8. Februar <strong>2015</strong> im Frauenmuseum zu sehen.<br />
Für seine neueste Ausstellung hat das Museum hunderte Spruchtücher<br />
gesammelt. Die (doppel-)moralischen Appelle und Ermahnungen zu<br />
Fleiß, Frömmigkeit und Sparsamkeit sind aufschlussreiche kultur- und<br />
frauenhistorische Dokumente und erzählen von Rollenfestschreibungen,<br />
Wertvorstellungen, Disziplinierungsstrategien und menschlichen Beziehungen<br />
als Wunschbild, Realität oder Bürde. Im Rahmen der Schau bietet<br />
das Frauenmuseum zudem Workshops für Schulklassen an, bei denen<br />
die Kinder selbst »Sprüche klopfen« dürfen.<br />
Info: Frauenmuseum Hittisau, Platz 501,<br />
A-6952 Hittisau, Tel. +43 5513 6209-30,<br />
kontakt@frauenmuseum.at, www.frauenmuseum.at<br />
<strong>NAGELFLUH</strong> 17
KURZMELDUNGEN<br />
Umwelt-fair-trägliches Kinderprogramm<br />
Oberallgäu: <strong>Das</strong> Naturerlebniszentrum Allgäu<br />
hat ein Erlebnisprogramm speziell für Kindergärten<br />
und Schulklassen entwickelt. Dabei<br />
können Kindergartenkinder draußen ihre<br />
eigenen Schneeskulpturen bauen und lernen<br />
dabei spielerisch etwas über die Überlebensstrategien<br />
der Wildtiere in der kalten Jahreszeit.<br />
Beim »G‘scheit essen« erfahren Dritt- und<br />
Viertklässler beim gemeinsam vorbereiteten<br />
Mit Spaß und Spiel etwas über Natur<br />
und Nachhaltigkeit lernen können<br />
Kinder bei verschiedenen, altersgerecht<br />
aufbereiteten Umweltbildungsangeboten<br />
des Naturerlebniszentrums Allgäu<br />
Frühstück etwas über sinnvolle und nachhaltige<br />
Ernährung.<br />
Schüler der fortführenden Schulen führen<br />
Untersuchungen unter dem Mikroskop im<br />
AlpSeeHaus durch oder tauchen tief in ihren<br />
Kleiderschrank ein: Ist hier wirklich alles »umwelt-fair-träglich«<br />
hergestellt? Interessierte<br />
Lehrer können ihre Klassen ab sofort bis Ende<br />
April anmelden.<br />
Info: Anmeldeformulare und Informationen<br />
gibt es beim Bund Naturschutz –<br />
Naturerlebniszentrum Allgäu im AlpSeeHaus,<br />
Seestraße 10, D-87509 Immenstadt,<br />
Tel. +49 8323 9988760, info@nez-allgaeu.de<br />
Rodelspaß für die ganze Familie<br />
Immenstadt: Deutschlands längste Ganzjahres-<br />
Rodelbahn »Alpsee Coaster« bietet mit seiner<br />
rund drei Kilometer langen Bahn sechs bis<br />
zehn Minuten Fahrspaß. Weder Regen noch<br />
Schnee können dank Wetterschutzhaube vom<br />
Rodeln abhalten. Auch die Naturrodelbahnen<br />
mit drei- und viereinhalb Kilometern Länge<br />
sind eine Abfahrt wert. Alle drei Rodelbahnen<br />
sind per Sesselbahn erreichbar. Höhepunkt der<br />
<strong>Winter</strong>saison ist das Nachtrodeln. Es findet<br />
während der <strong>Winter</strong>saison in den Weihnachtsund<br />
Faschingsferien jeden Samstag und Mittwoch<br />
statt.<br />
Info: Alpsee Bergwelt, Ratholz 24,<br />
D-87509 Immenstadt, Tel. +49 8325 252,<br />
Fax +49 8325 927693, E-Mail: info@<br />
alpsee-bergwelt.de, www.alpsee-bergwelt.de<br />
Mit Schlitten durch den Schnee flitzen<br />
kann man auf den Rodelbahnen der<br />
Alpsee Bergwelt – und wenn Frau Holle<br />
ihre Arbeit nicht macht, steigt man auf den<br />
schneeunabhängigen Alpsee Coaster um<br />
Neuer Bildband<br />
über <strong>Naturpark</strong>e<br />
<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette: Mehr als 150.000<br />
Kilometer Rad- und Wanderwege, seltene<br />
Tiere und Pflanzen, kulturelle Höhepunkte und<br />
regionale Köstlichkeiten – all dies und noch<br />
viel mehr bieten über 100 <strong>Naturpark</strong>e in<br />
Deutschland. Diese »Paradiese vor der Haustür«<br />
werden in einem neu erschienenen Bildband<br />
ausführlich vorgestellt – darunter natürlich<br />
auch der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette als einziger<br />
grenzüberschreitender <strong>Naturpark</strong> zwischen<br />
Österreich und Deutschland. Rund 300<br />
Farbbilder, eine große Übersichtskarte, Hinweise<br />
zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten<br />
und Hintergrundtexte zu verschiedenen emen<br />
wie kindlichen Naturerfahrungen oder<br />
tierischen Einwanderern runden das 256 Seiten<br />
starke Buch ab.<br />
Info: Paradiese vor der Haustür –<br />
Deutschlands <strong>Naturpark</strong>e, von Bernd Pieper,<br />
Hardcover, 256 Seiten, 300 farbige Abbildungen,<br />
Preis: 29,99 Euro (D) / 30,90 Euro (A),<br />
ISBN: 978-3-7701-8941-0, DuMont Reise -<br />
verlag, Ostfildern <strong>2014</strong>, im Buchhandel<br />
erhältlich und unter shop.dumontreise.de<br />
Fotos: Alpsee Bergwelt<br />
18 <strong>NAGELFLUH</strong>
DAS MAGAZIN<br />
Verantwortungsvoll<br />
in der Natur unterwegs
GRUSSWORT<br />
LANDRAT<br />
Für ein besseres Miteinander<br />
von Mensch und Natur<br />
Anton Klotz,<br />
Landrat des<br />
Landkreises<br />
Oberallgäu<br />
<strong>Das</strong> Oberallgäu ist eine Landschaft mit hohem Erholungs-<br />
und Freizeitwert. Viele Menschen genießen es,<br />
draußen in der freien Natur unterwegs zu sein und<br />
dort ihren Freizeitbeschäftigungen nachzugehen. Leider<br />
ist dies nicht immer ganz frei von Konflikten.<br />
<strong>Das</strong> in der bayerischen Verfassung garantierte freie<br />
Betretungsrecht der Natur kollidiert mancherorts mit<br />
den Lebensraumansprüchen seltener und störempfindlicher<br />
Tiere und mit den Notwendigkeiten, die<br />
sich aus der Bewirtschaftung unserer Kulturlandschaft<br />
ergeben.<br />
Jeder Einzelne sollte sich deshalb die Frage stellen: Muss<br />
ich wirklich zu jeder Zeit überall sein? Oder ist es möglich,<br />
dass ich mich freiwillig ein wenig einschränke, um<br />
das Überleben dieser seltenen Tierarten zu sichern? Ganz<br />
nach dem alten Motto »Leben und leben lassen« könnte<br />
so eine Allianz entstehen, von der beide Seiten profitieren!<br />
Draußen unterwegs zu sein macht in einer intakten<br />
Natur- und Kulturlandschaft mehr Spaß, als in einer artenarmen,<br />
übernutzten Landschaft. Und um wie viel höher<br />
ist doch das Erlebnis auf einer Bergtour, wenn man<br />
am Himmel einen Steinadler kreisen sieht und die Gämsen<br />
aus sicherer Entfernung beim Äsen am Gegenhang<br />
beobachten kann.<br />
Fotos: H. Besler, M. Senske, S. Bruckmeier, Lehne/Gretler; Karte: M. Gloggnitzer, Allgäu GmbH<br />
DEIN FREIRAUM.<br />
MEIN LEBENSRAUM.<br />
Eine Kampagne für verantwortungsvolles<br />
Verhalten in der Natur<br />
Damit solche Erlebnisse auch in Zukunft möglich sind,<br />
haben wir mit der Initiative »DEIN FREIRAUM. MEIN LE-<br />
BENSRAUM.« nun einen Weg eingeschlagen, der zu einem<br />
besseren Miteinander von Mensch und Natur führen kann<br />
und soll. Erstmals haben sich alle draußen aktiven Gruppen<br />
an einen Tisch gesetzt und sich auf ein gemeinsames<br />
Vorgehen verständigt. In Zukunft sollen Freizeitnutzern<br />
alle nötigen Informationen an die Hand gegeben werden,<br />
damit sie sich in den sensiblen Lebensräumen unserer<br />
Landschaft naturverträglich bewegen können. Dem Prinzip<br />
der Freiwilligkeit folgend, wird dabei an die Verantwortung<br />
jedes Einzelnen appelliert.<br />
Wenn es uns mit dieser Kampagne gelingt, die Menschen<br />
für die Schönheiten unserer Allgäuer Landschaft zu sensibilisieren<br />
und sie für die hier lebenden, seltenen Tiere<br />
und Pflanzen zu begeistern, wäre bereits viel gewonnen.<br />
Verständnis ist aus unserer Sicht der erste Schritt, der<br />
Freizeitnutzern dabei hilft, verantwortungsvoll in der<br />
Natur unterwegs zu sein.<br />
<strong>Winter</strong>sport draußen in der Natur liegt voll im Trend.<br />
Vor allem Individualsportarten, die nicht auf Ski -<br />
pisten und Langlaufloipen beschränkt sind, erfreuen<br />
sich immer größerer Beliebtheit: Skibergsteiger,<br />
<strong>Winter</strong>wanderer, Schneeschuhgeher und Freerider<br />
zieht es in der kalten Jahreszeit hinaus in die Allgäuer<br />
Landschaft. Dort finden sie ihren persönlichen<br />
Freiraum.<br />
»Der Mensch wird immer mehr zu einem flächendeckenden<br />
Teil unserer Natur- und Kulturlandschaft«, sagt dazu<br />
Rolf Eberhardt, Geschäftsführer des <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette:<br />
»Konflikte zwischen Freizeitnutzern und sensiblen<br />
Elementen unserer Kulturlandschaft sind somit<br />
vorprogrammiert, insbesondere in einem biotop- und<br />
artenreichen Naturraum wie dem Allgäu.« Weite Teile<br />
des Allgäus gelten als Schwerpunktgebiete der Artenvielfalt<br />
in Deutschland. Hier haben seltene und störempfindliche<br />
Arten, wie Birk-, Auer- oder Alpenschneehühner,<br />
ihren Lebensraum.<br />
2 DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.
Den Menschen zieht es hinaus in die Natur. Doch nur,<br />
wer über den wertvollen Lebensraum Bescheid weiß,<br />
in dem er sich bewegt, kann Rücksicht nehmen<br />
Die breit angelegte Aufklärungskampagne »DEIN FREI-<br />
RAUM. MEIN LEBENSRAUM. Verantwortungsvoll in der<br />
Natur unterwegs.« soll deshalb die Menschen im Oberallgäu<br />
über die Schönheit und Einzigartigkeit der Naturund<br />
Kulturlandschaft informieren und für die Bedürfnisse<br />
der schützenswerten Tiere und Pflanzen sensibilisieren.<br />
Konkrete Verhaltenstipps und Empfehlungen für naturverträgliche<br />
Ski- und Schneeschuhtouren vor Ort helfen<br />
dabei, die Konflikte zwischen Freizeitnutzern und störanfälligen<br />
Arten auf ein Minimum zu reduzieren. »Der<br />
Wunsch nach persönlichem Freiraum in einem sensiblen<br />
Lebensraum ist möglich, wenn wir verantwortungsvoll<br />
mit dem Naturraum, in dem wir uns bewegen, umgehen«,<br />
erklärt Rolf Eberhardt die Kernbotschaft der Kampagne.<br />
Viele Beteiligte<br />
In der Steuerungsgruppe des Projektes sitzen rund<br />
20 Vertreter aus folgenden Institutionen und Bereichen:<br />
Landratsamt Oberallgäu, Gemeinden, Wildbiologie,<br />
Forstwirtschaft, Grundbesitzer, Land- und<br />
Alpwirtschaft, Jagd, amtlicher Naturschutz, Verbands -<br />
naturschutz, Deutscher Alpenverein, Verband der Allgäuer<br />
Outdooranbieter, Bergschulen, Regionalentwicklung<br />
(LEADER), Tourismus, Bergsport / IG Klettern,<br />
<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette.<br />
Rolf Eberhardt,<br />
Geschäftsführer<br />
des <strong>Naturpark</strong>s<br />
Nagelfluhkette:<br />
»Wir wollen den Menschen<br />
nicht ausschließen,<br />
sondern sehen ihn als<br />
Teil der Landschaft.<br />
Unser Ziel ist ein gutes<br />
Miteinander von Mensch<br />
und Natur«<br />
Die Kampagne »DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.«<br />
ruht dabei auf breiten Schultern. Getragen wird sie vom<br />
<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette, dem Landkreis Oberallgäu, den<br />
Bayerischen Staatsforsten, dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft<br />
und Forsten im Rahmen der Bergwaldoffensive<br />
und der Gemeinde Burgberg. Die Initiative wird durch<br />
das Förderprogramm LEADER in Form eines Gemeinschaftsprojektes<br />
der lokalen Aktionsgruppen Oberallgäu<br />
und Westallgäu-Bayerischer Bodensee gefördert und soll<br />
der Auftakt zu einer langfristig angelegten und auf weitere<br />
Landkreise übertragbare Kampagne sein.<br />
Was die Kampagne »DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENS-<br />
RAUM.« von vielen anderen Initiativen unterscheidet,<br />
ist die Einbeziehung aller relevanten Interessensgruppen<br />
– und zwar von Anfang an. Einer der ersten Schritte war<br />
es, eine Projektsteuerungsgruppe mit Vertretern aller<br />
DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM. 3
In den drei Pilotgebieten<br />
Grünten, Immenstädter Horn und<br />
Balderschwang/ Gunzesried wird<br />
die Kampagne erstmals umgesetzt<br />
Interessensgruppen zu bilden (siehe Kasten auf Seite 3).<br />
Sie trifft sich regelmäßig und stellt so sicher, dass die<br />
Initiative von allen gemeinsam getragen und ein<br />
partnerschaft liches Netzwerk aufgebaut wird.<br />
Hauptziel der Kampagne ist es, den Menschen die nötigen<br />
Informationen an die Hand zu geben, ihre Outdoor-<br />
Aktivitäten in Einklang mit der Natur auszuüben: »Nur<br />
wer über die Zusammenhänge in der Natur- und Kulturlandschaft<br />
Bescheid weiß, kann sich draußen so verhalten,<br />
dass die hohe Wertigkeit der Allgäuer Landschaft<br />
als Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten<br />
bewahrt bleibt«, erklärt Rolf Eberhardt. Und dadurch<br />
auch für die Menschen attraktiv bleibt, die in einer intakten<br />
Natur- und Kulturlandschaft abschalten, durchatmen<br />
und sportlich aktiv sein wollen. »Wir wollen den<br />
Menschen nicht ausschließen, sondern sehen ihn als<br />
Teil der Landschaft«, so der Geschäftsführer des <strong>Naturpark</strong>s<br />
Nagelfluhkette, »unser Ziel ist ein gutes Mit -<br />
einander von Mensch und Natur«.<br />
Zunächst wird die Kampagne »DEIN FREIRAUM. MEIN<br />
LEBENSRAUM.« im Landkreis Oberallgäu in drei Pilot -<br />
gebieten umgesetzt. In Balderschwang/Gunzesried,<br />
Immenstadt (Steigbachtal – Immenstädter Horn) und<br />
Burgberg (Grünten) werden die notwendigen Schritte<br />
für eine erfolgreiche Besucherlenkung und -sensibilisierung<br />
ausprobiert und erarbeitet. Später soll die Kampagne,<br />
die sowohl den <strong>Winter</strong> als auch den Sommer abdeckt,<br />
auf den gesamten Landkreis Oberallgäu<br />
ausgeweitet werden. Auch eine Ausdehnung auf weitere<br />
Landkreise entlang der Bayerischen Alpen ist theoretisch<br />
möglich und wird von den Projektträgern gewünscht.<br />
Die Kampagne »DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.«<br />
setzt wie das Vorarlberger Projekt »Respektiere Deine<br />
Grenzen« im Wesentlichen auf drei Elemente: Erstens auf<br />
die Aufklärung und Markierung mit Informations tafeln<br />
direkt vor Ort. Im Mittelpunkt stehen dabei Verhaltenstipps,<br />
naturverträgliche Tourenvorschläge und Informationen<br />
über schützenswerte Tiere und Pflanzen im jeweiligen<br />
Gebiet. Zweitens auf die allgemeine Aufklärung über<br />
die Zusammenhänge in der Natur- und Kulturlandschaft<br />
sowie über die Störwirkung verschiedener Aktivitäten.<br />
Drittens auf eine breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit,<br />
die möglichst alle Bürger in der Region über verschiedene<br />
Medien erreichen soll. Kommunikation steht bei der Kampagne<br />
also im Vordergrund – wobei die Internetplattform<br />
»www.freiraum-lebensraum.info« als zentrales Medium<br />
zur Information dienen soll.<br />
Der Mensch ist zunehmend in bislang ungestörten Bereichen<br />
unterwegs. Spuren vom Schneehasen rechts unten zeigen, dass<br />
hier Lebensraum und Freiraum aufeinander treffen<br />
4 DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.
DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.<br />
<strong>Das</strong> Logo der Kampagne<br />
Der Slogan »DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.« soll<br />
zum Ausdruck bringen, dass beides nebeneinander und<br />
gleichberechtigt funktionieren kann: Der Wunsch nach<br />
FREIRAUM und der Schutz eines sensiblen LEBENSRAUMS.<br />
Dabei zeigen die Begriffe DEIN und MEIN auf, dass<br />
die Ansprüche von Mensch und Tier in diesen sensiblen<br />
Zonen aufeinander treffen und dass der Mensch die Lebensraumansprüche<br />
der Tiere zu respektieren hat. <strong>Das</strong><br />
wird auch in der Unterzeile »Verantwortungsvoll in der<br />
Natur unterwegs.« noch einmal aufgegriffen. Sie appelliert<br />
an die Verantwortung jedes Einzelnen. Daneben<br />
definiert die Unterzeile den »Raum«, in dem sich die<br />
Freizeitnutzer bewegen, etwa wenn es auf einer Informationstafel<br />
vor Ort heißt: »Verantwortungsvoll am Immenstädter<br />
Horn unterwegs«.<br />
Die Tiersilhouetten wechseln je nach dargestelltem<br />
Lebensraum und stellen eine der dort vorhandenen,<br />
schützenswerten Arten vor. Zum Beispiel eine Wasseramsel<br />
am Bach, ein Auerhuhn im Wald, ein Birkhuhn in<br />
der Krummholzzone oder einen Steinadler im Hoch -<br />
gebirge. Auch die Ansprache DEIN/MEIN beziehungsweise<br />
MEIN/DEIN wechselt je nach Bildmotiv: Ist auf einer<br />
Tafel oder einem Plakat ein Tier abgebildet, lautet der<br />
Slogan »DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.«. Steht<br />
hingegen der Freizeitnutzer im Vordergrund, heißt es<br />
»MEIN FREIRAUM. DEIN LEBENSRAUM.« Dahinter steckt<br />
die Idee, als Mensch zwischendurch spielerisch die Perspektive<br />
zu wechseln und in die Rolle des Tieres zu<br />
schlüpfen. Wer sich in die Bedürfnisse der bedrohten<br />
Tiere hineinversetzen kann, dem wird es leichter fallen,<br />
verantwortungsvoll in der Natur unterwegs zu sein.<br />
Letztlich steht die Wort-Bild-Marke der Kampagne für<br />
folgende Kernbotschaft: Der Wunsch nach persönlichem<br />
Freiraum in einem sensiblen Lebensraum ist möglich,<br />
wenn wir verantwortungsvoll mit dem Naturraum umgehen,<br />
in dem wir uns bewegen, und dabei Rücksicht auf<br />
die dort lebenden Tiere und Pflanzen nehmen.<br />
DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM. 5
TANZENDE ANGEBER IM FRACK –<br />
DAS BIRKHUHN<br />
Kullern, Zischen und eindrucksvolle Schaukämpfe:<br />
Die Birkhuhnbalz im Frühjahr und im Herbst ist ein spannendes<br />
Schauspiel unserer Natur. Doch die lebhaften »Tanzveranstaltungen«<br />
der Raufußhühner sind immer seltener zu hören.<br />
Henning Werth,<br />
LBV-Gebietsbetreuer<br />
Allgäuer Hochalpen<br />
»Ich sehe große Chancen<br />
in der Besucherlenkung.<br />
Hier geht es darum, große<br />
zusammenhängende<br />
Lebensräume für das<br />
Birkhuhn und andere<br />
schützenswerte Tiere zu<br />
erhalten und über den<br />
Schutzbedarf dieser Arten<br />
zu informieren. So kann<br />
ich als Freizeitsportler<br />
meine Grenzen besser<br />
definieren und gezielter<br />
Rücksicht auf die Tiere<br />
nehmen.«<br />
<strong>Das</strong> liegt nicht etwa daran, dass die Birkhähne<br />
balzfaul werden. <strong>Das</strong> Birkwild zählt zu den störempfindlichen<br />
Raufußhühnern (so genannt wegen<br />
der dichten Befiederung an ihren Beinen), deren<br />
Lebensraum mehr und mehr durch den Menschen<br />
bedroht ist. Gerade im entbehrungsreichen <strong>Winter</strong><br />
können Störungen für die Vögel gefährlich werden.<br />
Wo wird noch gekullert?<br />
Bei einer Untersuchung der Birkhuhn-Population im Jahr<br />
2010 ergab sich ein Schätzwert von rund 2000 Tieren –<br />
in ganz Deutschland. 90 Prozent davon leben im Alpenraum.<br />
Der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette ist eines der wenigen<br />
Gebiete, in denen das Birkhuhn noch größere zusammenhängende<br />
Lebensräume findet. Uns obliegt damit<br />
eine besondere Verantwortung für die seltene Art.<br />
Huhn in Höhle<br />
Birk- wie auch Schneehühner überwintern gerne auf von<br />
Osten nach Westen verlaufenden Graten. Auf den locker<br />
beschneiten Nordseiten graben sie sich in Schneehöhlen<br />
ein, in denen sie perfekt gegen die Kälte isoliert sind.<br />
Bis zu 22 Stunden täglich verbringen sie in diesen Höhlen,<br />
um möglichst viel Energie zu sparen. Ihre Hauptaktivität<br />
liegt in den Morgen- und späten Nachmittagsstunden,<br />
denn zu diesen Zeiten ist ihr größter Fressfeind,<br />
der Steinadler, nicht mehr unterwegs. Dieser braucht<br />
Tageslicht für seine Jagd. Ihre Nahrung suchen die Hühner<br />
auf den freigewehten Südseiten, wo Zwergsträucher<br />
durch die Schneedecke ragen. Im Gegensatz zu anderen<br />
Tieren können sich Vögel keine Speckschicht anfressen,<br />
denn so wären sie flugunfähig und im Notfall hilflos.<br />
Für Birkhühner ist es deswegen katastrophal, wenn sie<br />
zum Beispiel durch Schneeschuhgeher oder plötzlich<br />
vorbeibrausende Freerider aus ihren Höhlen aufgescheucht<br />
werden. Denn so verlieren sie Wärme, Schutz<br />
und überlebensnotwendige Energie. Die zusammen -<br />
gestürzte Schneehöhle ist danach unbrauchbar. Gerade<br />
im <strong>Winter</strong> sollten Menschen deswegen den Bereich der<br />
Baumgrenze meiden.<br />
LEBENSRAUM RANDFLÄCHEN<br />
<strong>Das</strong> Birkhuhn bewohnt Übergangsbereiche vom<br />
Wald in offenes Gelände, die sogenannten<br />
»Krummholz zonen« oder »Kampfzonen des Waldes«.<br />
An dieses Gebiet stellt das Birkhuhn vielfältige<br />
Anforderungen, denn im Laufe des Jahres benötigt<br />
es verschiedenste Kleinlebensräume. So muss das<br />
Balzgelände zur besseren Übersicht möglichst offen<br />
und strauchfrei sein. Zum Nisten wiederum bevorzugen<br />
die Hennen Bereiche, wo sie gut getarnt und<br />
mit ihrem Gelege besser geschützt sind: Zwergstrauchheiden<br />
mit Heidelbeerbüschen und Alpenrosen<br />
sind jetzt ideal.<br />
Fotos: S. Bruckmeier<br />
6 DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.
LEBENSRAUM BERGWALD<br />
<strong>Das</strong> Auerhuhn bewohnt strukturreiche und ungestörte<br />
Bergwälder. Es teilt sich seinen Lebensraum<br />
unter anderem mit dem artverwandten Haselhuhn,<br />
dem Reh- und dem Rotwild, wobei letzteres eigentlich<br />
keine Waldart ist – es wurde erst nach und nach<br />
vom Menschen in den Wald zurückgedrängt. Gut erkennbar<br />
ist das am Geweih des Rothirsches: Im<br />
dichten Gebüsch ist es eigentlich hinderlich. Der<br />
Lebensraum Wald war lange Zeit uninteressant für<br />
<strong>Winter</strong>sportler, wird nun jedoch zunehmend von<br />
Schneeschuh- und <strong>Winter</strong>wanderern durchquert.<br />
Fotos: S. Bruckmeier, A. Klumpp<br />
DER GRÖSSTE GOCKEL IM WALD –<br />
DAS AUERHUHN<br />
<strong>Das</strong> Auerhuhn zählt wie das Birk-, das Schnee- und das Haselhuhn zu den<br />
Raufußhühnern und ist ein echtes Schwergewicht: Die Hähne bringen bis zu vier<br />
Kilogramm auf die Waage und sind damit die größten Hühnervögel Europas.<br />
Im Oberallgäu findet man den krächzenden Gockel<br />
nur noch sehr selten. Er bewohnt hauptsächlich alpine<br />
Bergwälder, wenige Brutpaare gibt es außerdem im<br />
Eschacher und Kürnacher Wald. Im Kempter Wald ist<br />
er vor 30 Jahren ausgestorben.<br />
Die enorme Scheu vor dem Menschen, der es früher intensiv<br />
bejagt hat, wird vor allem in der kalten Jahreszeit<br />
zum Problem für das Auerhuhn. Seine Bergwälder wurden<br />
bislang von <strong>Winter</strong>sportlern wie den Skifahrern gemieden.<br />
Den Schneeschuhgeher stören die Bäume nicht,<br />
und so ist er auch oft in Gegenden unterwegs, wo Tiere<br />
bisher ungestört leben konnten.<br />
Ruhe statt Speckmantel<br />
Raufußhühner wie das Auerhuhn können sich keinen<br />
schützenden <strong>Winter</strong>speck anfressen wie zum Beispiel<br />
das Murmeltier. Stattdessen reduzieren sie ihre Aktivitäten<br />
auf ein Minimum. Kurz vor dem Schlafengehen<br />
fressen sie so viele Fichten-, Tannen- und Kiefernnadeln<br />
wie möglich, um genug Energie für die kalte Nacht zu<br />
haben. Ihre Aktivitätsphasen überschneiden sich in etwa<br />
mit denen des Birkhuhns. Werden sie dabei gestört und<br />
müssen fliehen, haben sie kaum noch Kalorien für den<br />
restlichen Tag übrig. Die Initiative »DEIN FREIRAUM.<br />
MEIN LEBENSRAUM.« soll dazu beitragen, dass solche<br />
Konflikte gar nicht erst entstehen. Viele naturliebende<br />
Menschen wissen schlichtweg nicht, wann sie sich im<br />
Wohnzimmer sensibler Arten aufhalten und würden solche<br />
Bereiche freiwillig meiden.<br />
DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM. 7
ARTIST IM WILDEN KLETTERGARTEN –<br />
DIE GÄMSE<br />
Schluchtenspringen, Felsenklettern und Eisrutschen:<br />
Wer das für eine Sammlung alpiner Extremsportarten hält, wird erstaunt sein,<br />
wenn er das erste Mal eine Alpengämse beobachtet.<br />
Konrad Kienle<br />
Bürgermeister<br />
von Balderschwang<br />
»Die Besucherlenkung<br />
sorgt zukünftig für ein<br />
harmonisches Miteinander<br />
von Mensch und Natur.<br />
Es bringt auf lange Sicht<br />
mehr Lebensqualität für<br />
uns und unsere Gäste.«<br />
Scheinbar unbekümmert und leichtfüßig bewegen<br />
sich die kleinen Huftiere im schwierigsten Gelände.<br />
Dabei helfen ihnen ihre weit spreizbaren Hufe, mit<br />
denen sie sich gut an Kanten festkeilen können. Der<br />
typische Gamsbart, der viele Trachtenhüte schmückt,<br />
wird aus dem Widerristhaar vom Gamsbock gewonnen.<br />
In Sagen und Liedern über die Bergwelt spielen die<br />
eleganten Vierbeiner oft eine Rolle. Die Gämse ist<br />
aus unserem Alpenraum gar nicht wegzudenken.<br />
Bergsteiger mit Frühwarnsystem<br />
Gämsen sind neugierige, aber auch scheue Herdentiere.<br />
Im Sommer hält in der Regel ein »Wächter« Ausschau<br />
nach möglichen Gefahren. Nähert sich ein Wanderer (der<br />
die Tiere womöglich noch nicht einmal bemerkt hat),<br />
beobachtet die Gämse ihn eine ganze Weile lang sehr<br />
genau, ehe sie einen pfeifenden Warnlaut abgibt, woraufhin<br />
sich die ganze Herde nach oben in die Felsen<br />
verzieht. Diese Fluchtreaktion verstärkt sich, wenn der<br />
Mensch ein vermeintliches »Raubtier« mit sich führt:<br />
Hunde sind bei Gämsen unbeliebt, denn auch der freundlichste<br />
Bello könnte schließlich eine Gefahr für die Kitze<br />
darstellen.<br />
<strong>Winter</strong>zeit ist Energiesparzeit<br />
Ziehen die Herden im Sommer noch von Weideplatz zu<br />
Weideplatz, bewegen sie sich im <strong>Winter</strong> möglichst wenig.<br />
Sie steigen entweder hinab in den Bergwald oder halten<br />
sich auf besonnten Hängen auf, wo hier und da noch<br />
Fotos: Andreas Keller [arakel]/pixelio.de, Rausch<br />
Gras durchschimmert. <strong>Das</strong> Motto des Tages heißt Fressen,<br />
Fressen, Fressen, um die Körpertemperatur aufrecht und<br />
die Organe am Laufen zu halten.<br />
Werden die Tiere jetzt aufgeschreckt, ist das besonders<br />
fatal, denn eine Flucht durch den tiefen Schnee verbraucht<br />
besonders viele, jetzt lebensnotwendige Kalorien. Jungtiere<br />
können dabei leicht von der Mutter getrennt werden<br />
und müssen in der eisigen Kälte nach ihr suchen.<br />
LEBENSRAUM FELSENBEREICHE<br />
Alpine Rasen und Felshänge: Hier fühlt sich nicht<br />
nur die Gämse, sondern auch das Alpenschneehuhn<br />
und der Schneehase wohl, wobei die Huftiere wohl<br />
die geschicktesten Bergsteiger sind.<br />
8 DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.
DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.<br />
Eine Dachkampagne, die bestehende Initiativen integriert<br />
Die Initiative »DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.«<br />
versteht sich im Oberallgäu als Dachkampagne, welche<br />
die bereits existierenden Kampagnen »Skibergsteigen<br />
umweltfreundlich / Natürlich auf Tour« des<br />
Deutschen Alpenvereins und »Respektiere Deine<br />
Grenzen« des Landes Vorarlberg integriert.<br />
Mit dem Deutschen Alpenverein (DAV) hat die Kampagne<br />
»DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.« einen starken<br />
Partner gewonnen. Der DAV setzt sich seit Jahren im<br />
Rahmen des Projekts »Skibergsteigen umweltfreundlich«<br />
für eine Entschärfung der Konflikte zwischen Skitourengehern<br />
und störungsempfindlichen Wildtieren ein.<br />
Vor allem Raufußhühner wie Birk-, Auer- und Schneehuhn<br />
sowie einige Huftierarten (Rothirsch, Reh, Gämse)<br />
werden im <strong>Winter</strong> – bedingt durch die stark ansteigende<br />
Zahl der Tourengeher – zunehmend in ihren jeweiligen<br />
Lebensräumen gestört. Durch die Ausweisung freiwilliger<br />
Wald-Wild-Schongebiete, die Ausarbeitung naturverträg-<br />
Herbert Erhart,<br />
Abteilung Umweltund<br />
Klimaschutz<br />
der Vorarlberger<br />
Landesregierung<br />
»Um die Natur und<br />
ihre Bewohner zu<br />
schützen, braucht es<br />
wenig Verbote – dafür<br />
aber die Mithilfe von<br />
jedem Einzelnen, guten<br />
Willen und Respekt.«<br />
licher Routenempfehlungen und deren deutlicher Markierung<br />
vor Ort wirkt der Deutsche Alpenverein dieser<br />
Entwicklung entgegen. Ganz bewusst setzt der DAV dabei<br />
auf das Prinzip der Freiwilligkeit.<br />
Mit der neu angelegten Kampagne »NATÜRLICH AUF<br />
TOUR« will der Deutsche Alpenverein ab diesem <strong>Winter</strong><br />
die Ergebnisse des Projekts »Skibergsteigen umweltfreundlich«<br />
noch besser als bisher bekannt machen und<br />
um Akzeptanz werben. Im Oberallgäu ist »Natürlich auf<br />
Tour« ein integraler Bestandteil der Dachkampagne<br />
»DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.«. Besonders hervorzuheben<br />
ist, dass hier neben naturverträglichen Skitouren<br />
auch entsprechende Schneeschuhrouten<br />
ausgewiesen und markiert werden.<br />
Auf der österreichischen Seite des <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette<br />
spielt die Kampagne »Respektiere deine Grenzen«<br />
der Vorarlberger Landesregierung eine wichtige Rolle. Sie<br />
wird jetzt ebenfalls in die Dachkampagne »DEIN FREI-<br />
RAUM. MEIN LEBENSRAUM.« integriert. Dabei wird »RES-<br />
PEKTIERE DEINE GRENZEN« im Oberallgäu überall dort in<br />
Erscheinung treten, wo es um konkrete Verhaltenseinschränkungen<br />
für die Freizeitnutzer geht, etwa am Rand<br />
eines Wald-Wild-Schongebietes, das nicht betreten werden<br />
soll. Neu ist, dass dem Freizeitnutzer vor Ort die Information<br />
an die Hand gegeben wird, warum er ein<br />
bestimmtes Gebiet meiden soll: So wird beispielsweise<br />
kurz erklärt, welche schützenswerte Tierart in einem<br />
Wald-Wild-Schongebiet ihren Lebensraum hat.<br />
Manfred Scheuermann,<br />
Deutscher Alpenverein<br />
Ressort Natur- und<br />
Umweltschutz<br />
»Es geht darum, weit<br />
reichende Möglichkeiten<br />
für Ski- und Schneeschuhtouren<br />
zu erhalten und<br />
gleichzeitig die Natur zu<br />
schützen. Wer mehr über<br />
die Natur weiß, erlebt<br />
noch intensiver.«<br />
Infotafeln vor Ort (Entwurf) geben<br />
Tipps, wie man sich verantwortungsvoll<br />
in der Natur bewegt.<br />
Darüber hinaus stellen sie schützenswerte<br />
Tiere und Pflanzen und<br />
naturverträgliche Routen vor.<br />
DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM. 9
DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.<br />
Verantwortungsvoll in der Natur unterwegs –<br />
Naturverträgliche Ski- und Schneeschuhtouren<br />
Abschalten, durchatmen, sportlich aktiv sein. Gerade<br />
im <strong>Winter</strong> bieten die Berge des <strong>Naturpark</strong>s Skibergsteigern<br />
und Schneeschuhgehern tolle Möglichkeiten,<br />
ihren Sport in einer traumhaften Landschaft auszuüben<br />
und zu genießen. Die kalte <strong>Winter</strong>luft macht<br />
den Kopf frei. Die frisch verschneiten Hänge und Gebirgswälder<br />
wirken auf den ersten Blick unberührt –<br />
und sind doch voller Leben: Spuren von Birkhühnern,<br />
Schneehasen und Gämsen sind ein klares Zeichen<br />
dafür, dass verschiedene Tierarten auch während der<br />
harten <strong>Winter</strong>zeit hier ihren Lebensraum haben. Also<br />
zum Teil genau dort, wo <strong>Winter</strong>sportler ihren persönlichen<br />
Freiraum suchen.<br />
Die Kampagne »DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.«<br />
trägt viele Mosaiksteinchen zusammen, um den Konflikt<br />
zwischen Mensch und Natur im Oberallgäu zu entschärfen.<br />
Ein besonders wichtiges Steinchen ist die Ausweisung<br />
naturverträglicher Routen. Unter der Federführung<br />
des Deutschen Alpenvereins wurden deshalb die Skitouren<br />
im Projektgebiet überprüft. Bei den Besprechungen<br />
saßen Biologen, Förster, Grundbesitzer, Naturschützer,<br />
Outdooranbieter und weitere Experten am runden Tisch.<br />
Freiwillige Wald-Wild-Schongebiete wurden ausgewiesen,<br />
Standorte für Hinweistafeln festgelegt und Routen um<br />
Ruhe- und Nahrungsplätze herum geführt, die für die<br />
Wildtiere im <strong>Winter</strong> überlebensnotwendig sind.<br />
<strong>Das</strong> Ergebnis kann sich sehen lassen: Im <strong>Naturpark</strong> erfüllen<br />
rund 50 Skitouren die Kriterien von »DEIN FREI-<br />
RAUM. MEIN LEBENSRAUM.«. Die naturverträglichen<br />
Routen, die auf Informationstafeln vor Ort und auf der<br />
Internetseite www.freiraum-lebensraum.info kommuniziert<br />
werden, sollen es Skitourengehern in Zukunft leichter<br />
machen, verantwortungsvoll in der Natur unterwegs<br />
zu sein.<br />
werden auch in der Anfang <strong>2015</strong> anstehenden Neuauflage<br />
der Alpenvereinskarte »Allgäuer Voralpen West« eingearbeitet.<br />
<strong>Winter</strong>sportler sollten sich dabei auf jeder<br />
Tour bewusst sein, dass sie sich im ungesicherten alpinen<br />
Gelände auf eigenes Risiko bewegen. Sie sollten deshalb<br />
alpine Gefahren, etwa die Lawinengefahr vor Ort,<br />
immer im Auge behalten. Verantwortungsvoll in der<br />
Natur unterwegs zu sein, heißt auch, auf die eigene Gesundheit<br />
zu achten.<br />
WER SICH IM WINTER AN DIE FOLGENDEN<br />
DREI VERHALTENSREGELN HÄLT, TRÄGT BEREITS<br />
VIEL DAZU BEI, DASS EINEM MITEINANDER VON<br />
MENSCH UND TIER NICHTS IM WEGE STEHT:<br />
• Regel 1: Bleib auf den Wegen<br />
und folge den markierten Routen!<br />
Wer auf den ausgewiesenen Wegen bleibt, ist für<br />
die Wildtiere berechenbar und wird deshalb in der<br />
Regel nicht als Gefahr empfunden.<br />
• Regel 2: Respektiere die Schutzgebiete!<br />
Schutzgebiete sind in unserer Landschaft wichtige<br />
Rückzugsräume für störanfällige Tierarten. Gerade<br />
im <strong>Winter</strong>, wenn unsere Wildtiere bei Kälte und<br />
Nahrungsmangel ein Leben am Limit führen, helfen<br />
ihnen diese Ruheräume, Energie zu sparen und<br />
diese Zeit des Mangels zu überleben.<br />
• Regel 3: Bitte meide möglichst<br />
die Dämmerungsstunden!<br />
Viele Tiere nutzen im <strong>Winter</strong> die Morgen- und<br />
Abenddämmerung zur überlebenswichtigen Nahrungsaufnahme<br />
und reagieren dann besonders<br />
sensibel auf Störungen.<br />
Ganz neu sind die rund 30 naturverträglichen Schnee -<br />
schuhrouten, die in den vergangenen Monaten von zahlreichen<br />
Fachleuten unter Federführung des <strong>Naturpark</strong>s<br />
Nagelfluhkette und des Deutschen Alpenvereins aus -<br />
gearbeitet wurden. Sie geben den Schneeschuhgängern<br />
im Projektgebiet ein Streckennetz an die Hand, das sowohl<br />
auf die Wünsche der Erholungssuchenden als auch<br />
auf die Bedürfnisse der Wildtiere abgestimmt ist.<br />
Die freiwilligen Wald-Wild-Schongebiete und die auf ihre<br />
Naturverträglichkeit geprüften Ski- und Schneeschuhtouren<br />
finden sich nicht nur auf Informationstafeln vor<br />
Ort und auf der Internetseite der Kampagne, sondern<br />
Im Sommer wird die Kampagne fortgeführt<br />
Die Ausarbeitung von Verhaltensempfehlungen und naturverträglichen<br />
Routen im Rahmen des Konzepts »DEIN<br />
FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.« beschränkt sich nicht<br />
nur auf die <strong>Winter</strong>sportarten Skibergsteigen und Schneeschuhgehen.<br />
Ähnliches ist auch für die Sommersportarten<br />
Mountainbiken, Canyoning, Rafting und Klettern<br />
geplant. Allen Freizeitnutzern, die draußen aktiv sind,<br />
sollen Tipps an die Hand gegeben werden, die es ihnen<br />
ermöglichen, verantwortungsvoll in der Natur unterwegs<br />
zu sein. <strong>Das</strong> gilt beispielsweise auch für Pilz- und Beerensammler,<br />
Hundebesitzer oder Wanderer.<br />
10 DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.
Thomas Dempfle,<br />
Geschäftsführer OASE AlpinCenter<br />
»Die Gäste des OASE AlpinCenters in<br />
Oberstdorf lieben auf Tour den Einblick<br />
in die unberührte und naturbelassene<br />
Landschaft der Nagelfluhkette und schätzen<br />
dabei den Ausblick auf nachhaltigen,<br />
umweltfreundlichen Bergsport.<br />
Wir haben die Bedeutung der Kampagne<br />
»DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM.«<br />
mit der Ausbildung all unserer 60 Bergund<br />
Wanderführer zu <strong>Naturpark</strong>führern<br />
unterstrichen.«<br />
DEIN FREIRAUM. MEIN LEBENSRAUM. 11
Verantwortungsvoll<br />
in der Natur unterwegs<br />
www.freiraum-lebensraum.info
KURZMELDUNGEN<br />
Von Sammlern, Höhlengräbern und Schnarchnasen<br />
Dornbirn: »Überwintern – 31 großartige Strategien«<br />
lautet der Titel der neuen Sonderausstellung<br />
des Naturmuseums inatura. Die Schau<br />
läu bis zum 19. April <strong>2015</strong> und ist als schneeweiße<br />
<strong>Winter</strong>landscha konzipiert, die 31 unterschiedliche<br />
<strong>Winter</strong>geschichten erzählt. Sie<br />
zeigt nicht nur, was oberhalb der Schneedecke<br />
geschieht, sondern wir auch einen Blick unter<br />
das winterliche Weiß. Unzählige Lebewesen<br />
warten nur drauf, von den Besuchern aufgespürt<br />
zu werden.<br />
Nahrungsmangel, Kälte, Schnee und kurze<br />
Tage stellen Fauna und Flora auf eine harte<br />
Probe. Daher haben unsere heimischen Wildtiere<br />
und Pflanzen im Laufe der Evolution eine<br />
Vielzahl an schlauen und faszinierenden Strategien<br />
und Anpassungen entwickelt. Diese helfen<br />
ihnen dabei, die Zeit der Entbehrung<br />
erfolgreich zu überstehen und bilden die<br />
Grundlage für die sehenswerte Ausstellung in<br />
Dornbirn. Die inatura ist täglich von 10 bis 18<br />
Uhr geöffnet.<br />
Info: inatura Erlebnis Naturschau,<br />
Jahngasse 9, A-6850 Dornbirn,<br />
Tel. +43 5572 23235, naturschau@inatura.at,<br />
www.inatura.at<br />
Die einen fressen sich einen dicken Speckmantel<br />
an, die anderen legen sich monatelang schlafen,<br />
manche verstecken Nüsse wie verrückt: Die neue<br />
Sonderschau in der inatura zeigt 31 winterliche<br />
Überlebensstrategien unserer Flora und Fauna<br />
Foto: anschi/pixelio.de<br />
Wer kennt den Dino des Jahres?<br />
Die Geschichte vom Ökosaulus<br />
Der Dino des Jahres ist ein Preis, den der deutsche<br />
Naturschutzbund (Nabu) zu Jahresende<br />
an Menschen des öffentlichen Lebens verleiht,<br />
die sich – sowohl anhand einzelner Leistungen<br />
oder eines ganzen Lebenswerks – in Sachen<br />
Umweltschutz als herausragend rückständig<br />
erwiesen haben. Die 2,6 Kilogramm schwere<br />
Riesenechse aus Zinn ist ein Negativpreis,<br />
quasi ein »Öko-Saulus«, den niemand gerne im<br />
Regal stehen haben möchte. Der Naturschutzbund<br />
will auf diese Weise die Öffentlichkeit für<br />
Umweltfragen sensibilisieren und auf umwelt-<br />
Der Dino des Jahres ist<br />
ein Negativpreis für<br />
umweltschädliches Handeln<br />
schädliches Handeln hinweisen. Prominente<br />
Dino-Preisträger sind unter anderem die ehemalige<br />
Bundeslandwirtschasministerin Ilse<br />
Aigner und die Präsidenten der Tui- und<br />
AIDA-Kreuzfahrtschiffe: Richard Vogel und<br />
Michael amm.<br />
Info: Alle bisher ausgezeichneten Persönlichkeiten<br />
und Hintergründe zum Dino des Jahres<br />
können auf der Homepage des Bund Naturschutzes<br />
unter www.nabu.de/aktionenund -<br />
projekte/dinodesjahres nachgelesen werden<br />
Gejagter Jäger<br />
<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette: Der Landesbund für<br />
Vogelschutz (LBV), Birdlife Österreich und der<br />
Naturschutzbund Deutschland (NABU) haben<br />
den Habicht zum »Vogel des Jahres <strong>2015</strong>« gewählt.<br />
Wie viele andere seiner Verwandten ist<br />
der Habicht immer noch der illegalen Verfolgung<br />
ausgesetzt. Als Signal gegen die Bejagung<br />
wurde gemeinsam mit dem Komitee gegen Vogelmord<br />
eine Meldeaktion gestartet. Aktuell<br />
aufgestellte Fallen, vergiete oder angeschossene<br />
Greifvögel können ab sofort unter der Telefonhotline<br />
+49 30 284984 1555 gemeldet<br />
werden. Unter dieser Nummer bieten Experten<br />
Hilfe beim Erkennen, Dokumentieren und Anzeigen<br />
illegaler Aktivitäten. Darüber hinaus<br />
werden auch zurückliegende Fälle illegaler<br />
Greifvogelverfolgung erfasst, zu melden unter<br />
www.lbv.de/verfolgung.<br />
Foto: NABU/Klemens Karkow<br />
Der 50 bis 60 Zentimeter große Habicht sieht<br />
sich ständig der illegalen Verfolgung ausgesetzt.<br />
Als Warnsignal wurde der kräftige Greifvogel zum<br />
Vogel des Jahres <strong>2015</strong> ernannt<br />
Foto: Wolfgang Lorenz/LBV<br />
<strong>NAGELFLUH</strong> 19
Ein winziger Engländer<br />
in Vorarlberg<br />
Österreichs Schmetterlingsfauna ist um eine bemerkenswerte Art<br />
reicher: Heckfords Zwergminierfalter hat eine Flügelspannweite von<br />
lediglich fünf Millimetern und wurde erst im Jahr 2010 im südeng -<br />
lischen Devon entdeckt. Offensichtlich fühlt sich der Winzling jedoch<br />
auch in Vorarlberg wohl. Ob wir ihn wohl bald auch im <strong>Naturpark</strong><br />
Nagelfluhkette begrüßen dürfen?<br />
Toni Mayr traute seinen Augen kaum, als<br />
er den Minifalter in der Üblen Schlucht<br />
bei Rankweil in Vorarlberg entdeckte. Mittlerweile<br />
wurde der Neufund des Hobby-Insektenforschers<br />
genetisch bewiesen. Er gilt als ausgemachte<br />
Sensation, wurde die Art doch als englischer<br />
Einzelfall gehandelt, dem selbst BBC<br />
und die Times Beiträge widmeten. Die Entdeckung<br />
des Zwergminierfalters in der Region<br />
lässt eine viel weitere Verbreitung erwarten.<br />
Der Falter mit dem wissenschalichen<br />
Namen Ectoedemia heckfordi ist eine von 138<br />
Arten Österreichs aus der Familie der Zwergminierfalter.<br />
Alle Arten sind winzig und im<br />
Extremfall nur drei Millimeter groß. Sie besitzen<br />
als ein charakteristisches Merkmal Augendeckel<br />
und einen mit haarförmigen Schuppen<br />
bedeckten Kopf.<br />
Die Raupen der meisten Arten leben »minierend«<br />
in Blättern, das bedeutet sie fressen<br />
im Blattinneren und erzeugen dort typische<br />
Spuren wie Gänge oder platzartige Flecken. Die<br />
Spezialisierung der Raupen auf eine oder wenige<br />
Pflanzen ist sehr groß, so lebt die Neuentdeckung<br />
ausschließlich an zwei Eichenarten.<br />
Zwergminierfalter finden sich aber an fast allen<br />
Laubhölzern, viel seltener an krautigen Pflanzen.<br />
Wohl wegen ihrer Größe werden Zwergminierfalter<br />
nur selten beobachtet.<br />
Forschungsprojekt<br />
von inatura gefördert<br />
Heckfords Zwergminierfalter wurde in Vorarlberg<br />
an einer Kunstlichtquelle zur Erfassung<br />
von Nachtfaltern registriert. Über die Lebensweise<br />
kann aber nur auf Grund der Daten aus<br />
England spekuliert werden. Dort fliegt der Falter<br />
im Mai und die Raupe entwickelt sich im<br />
August und September. Sie ist leuchtend grün<br />
und erzeugt typische Fraßgänge. Die Verpuppung<br />
erfolgt außerhalb der Blattmine in einem<br />
Kokon am Boden.<br />
Die Entdeckung des Zwergminierfalters in<br />
Vorarlberg wurde über ein vom Naturmuseum<br />
inatura (siehe auch Seite 6) gefördertes Forschungsprojekt<br />
zur internationalen Artenbestimmung<br />
ermöglicht. Im Rahmen der Initiative<br />
»iBOL« (International Barcode of Life) sollen<br />
alle Arten von Tieren, Pflanzen und Pilzen<br />
in einer genetischen Datenbank erfasst werden.<br />
Bestimmung per<br />
»Fingerabdruck«<br />
Umfassende genetische Erhebungen von bisher<br />
1500 Schmetterlingsarten im Ländle sind<br />
für die Museumsleiterin Ruth Swoboda daher<br />
Heckfords Zwergminierfalter –<br />
stark vergrößert. Im Original ist der<br />
winzige Flattermann gerade mal<br />
fünf Millimeter groß. Kein Wunder,<br />
dass er so lange unentdeckt blieb<br />
ein wichtiger Beitrag zur globalen Biodiversitätserforschung.<br />
Der Nutzen länderübergreifender<br />
Datenbanken ist für Projektleiter Peter<br />
Huemer von den Tiroler Landesmuseen offensichtlich.<br />
So konnte erst anhand bereits vorhandener<br />
genetischer Fingerabdrücke aus England<br />
eine sichere Artbestimmung durchgeführt<br />
werden. Dank internationaler Vernetzung wird<br />
somit auch die Zuordnung bisher unbekannter<br />
Tiere und Pflanzen in kürzester Zeit möglich.<br />
Möglicherweise entdeckt der kleine Flattermann<br />
schon bald den <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />
für sich, wie schon sein ebenfalls sehr seltener<br />
Verwandter, der Apollofalter. Rankweil<br />
liegt immerhin nur eine knappe Autostunde<br />
von der <strong>Naturpark</strong>gemeinde Hittisau entfernt.<br />
Wobei man mit einer Flügelspannweite von<br />
fünf Millimetern wohl etwas länger braucht.<br />
<strong>Das</strong> Forschungprojekt, in dessen Rahmen der kleine Falter entdeckt wurde, wird seit Langem vom Naturkundemuseum<br />
inatura in Dornbirn unterstützt und gefördert<br />
Foto: Ales Lastuvka, inatura – Erlebnis Naturschau Dornbirn<br />
20 <strong>NAGELFLUH</strong>
Anzeigen<br />
<strong>NAGELFLUH</strong> 21
NEUES AUS DEM NATURPARK<br />
Neue Wege im <strong>Naturpark</strong><br />
Tafeln, die sich Sehbehinderten selbst erklären, Sitzbänke, die Auskun<br />
über ihre Umgebung geben und Radfahrer, die auf Bahntrassen fahren. Es war<br />
ein gutes Jahr für Wanderer, Radler und junge Entdecker im <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette:<br />
Gleich drei neue Wege führen seit diesem Sommer durch unsere vielfältige Landscha.<br />
Über einen Mangel an Kreativität kann man sich dabei nicht beklagen<br />
»Alpvielfalt« im Gunzesrieder Tal<br />
»Zur Ruhe kommen, betrachten, verstehen« ist<br />
das Motto des emenwegs zur Alpvielfalt im<br />
Gunzesrieder Tal. Gemütlichere Auskun hat<br />
es selten gegeben: Die Infotafeln wurden in<br />
Sitzbänke am Wegesrand integriert. Über neun<br />
Kilometer und 650 Höhenmeter hinweg informiert<br />
der Rundweg zu den steinigen Schätzen<br />
im Haldertobel, warum die Arbeit auf der Alpe<br />
mal intensiv, mal extensiv ist und welche Vögel<br />
am Berghimmel kreisen. Endpunkt ist die Sennerei<br />
Gunzesried.<br />
Info: Tourist-Info Blaichach,<br />
Immenstädter Str. 7, D-87544 Blaichach,<br />
Tel. +49 8321 6076950, tourist-info@<br />
blaichach.info, www.blaichach.de<br />
Ungewöhnliche »Infotafeln« sind für den<br />
Themenweg über Gunzesried erdacht worden:<br />
Sitzbänke machen die Alpvielfalt begreiflich<br />
Ein Wanderweg wird für Blinde hörbar: Waldemar<br />
Ruf vom BBSB, Karola Sieger von der Firma<br />
Gastfreund und Bürgermeister Edgar Rölz (v.l.n.r.)<br />
zeigen, wie die Infotafeln am Fischinger Weg<br />
sich via Smartphone selbst erklären<br />
Achtalweg zwischen Egg und Doren<br />
Weniger anspruchsvoll und radtauglich ist der<br />
Achtalweg: Auf der Trasse des ehemaligen<br />
»Wälderbähnle« führt der zehn Kilometer<br />
lange Rad- und Gehweg mit geringem Gefälle<br />
durch Natur und Landscha und vorbei an den<br />
renovierten Bauten der ehemaligen Bregenzerwälderbahn.<br />
Die Nutzung ist laut Regio Bregenzerwald<br />
grundsätzlich das ganze Jahr über<br />
möglich. Aus Naturschutzgründen erfolgt allerdings<br />
kein <strong>Winter</strong>dienst und forstbedingte<br />
Teilsperren sind möglich.<br />
Info: Regionalentwicklung Bregenzerwald,<br />
Impulszentrum 1135, A-6863 Egg,<br />
Tel. +43 5512 26000, regio@bregenzerwald.at,<br />
www.regiobregenzerwald.at<br />
»Die 12 Fischinger Tore« bei Fischen<br />
Ein neuer Walderlebnisweg widmet sich der<br />
jüngsten <strong>Naturpark</strong>gemeinde und den Besonderheiten<br />
des Auwaldes an der Iller. Auf vier<br />
Kilometern führt der Weg vom Kurpark bis<br />
zum Illerursprung und vermittelt dabei auf<br />
zeitgemäße Weise, wie sich Menschen, Tiere<br />
und Pflanzen den vielfältigen Lebensraum<br />
gemeinsam teilen. Sehbehinderte können sich<br />
mithilfe eines Smartphones die Infotexte vorlesen<br />
lassen. Laut dem Bayerischen Blindenund<br />
Sehbehindertenbund (BBSB) ist das Angebot<br />
auf Wanderwegen im Allgäu bisher einzigartig.<br />
Info: Gästeinformation Fischen<br />
im Kurhaus Fiskina, Am Anger 15, D-87538<br />
Fischen im Allgäu, Tel. +49 8326 36460,<br />
info@hoernerdoerfer.de,<br />
www.hoernerdoerfer.de<br />
Fotos: Sonja Hölzler, Tourismus Hörnerdörfer<br />
22 <strong>NAGELFLUH</strong>
Entdecken und Erleben<br />
im AlpSeePark<br />
Immenstadt: Einigen ist sie vielleicht schon aufgefallen,<br />
mancher hat sie womöglich schon zuhause<br />
liegen: Die handliche Karte »AlpSee-<br />
Park« informiert über die Freizeitmöglichkeiten<br />
rund um den Alpsee. Spielerisch und übersichtlich<br />
auereitet führt er Gäste wie Einheimische<br />
zu den bekannten und unbekannten<br />
Highlights im Park, zum Beispiel zu den Flüs -<br />
terblumen, dem Piratenfloß und natürlich ins<br />
AlpSeeHaus. Auf der Rückseite finden sich die<br />
näheren Beschreibungen der einzelnen Aktivitäten.<br />
Die Karte liegt im AlpSeeHaus aus und<br />
kann kostenlos mitgenommen werden.<br />
Anzeigen<br />
Neue Langlaufschule in Sulzberg eröffnet<br />
Foto: Tourismusbüro Sulzberg<br />
Sulzberg: Als Langlaufzentrum und Aus -<br />
tragungsort von Langlauf-Bewerben hat Sulzberg<br />
eine lange Tradition. Der vor drei Jahren<br />
ins Leben gerufene Nordic Sport Park entwickelte<br />
sich binnen kürzester Zeit zum Lang-<br />
lauf-Mekka im Bregenzerwald. Nun hat die<br />
Gemeinde ihr Angebot weiter verbessert und<br />
Vorarlbergs erste Langlaufschule ins Leben<br />
gerufen. Seit Dezember gibt es die richtigen<br />
Techniktipps für Groß und Klein sowie für<br />
Einsteiger und Profis. Ebenfalls betreut wird<br />
der Bereich Biathlon. »So kann Langlauf/Biathlon<br />
zur Faszination werden – im Einklang mit<br />
Natur, Körper und Geist«, lautet das Motto von<br />
Trainerin Ingrid Fink-Nöckler.<br />
Info: Ingrid Fink-Nöckler, Fischbach 416,<br />
A-6934 Sulzberg, Tel. +43 664 5323102,<br />
innovationnordic@gmx.net<br />
Langlauftechniken für Groß und Klein<br />
unterrichtet Ingrid Fink-Nöckler<br />
<strong>NAGELFLUH</strong> 23
NEUES AUS DEM NATURPARK<br />
TIERKINDER AUF ENTDECKUNGSTOUR<br />
Im Sommer besuchten die Kindergartenkinder aus<br />
Bolsterlang das <strong>Naturpark</strong>zentrum im AlpSeeHaus in<br />
Immenstadt. Als Tierkinder gingen sie auf Expedition,<br />
um den <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette zu erforschen<br />
Erlebnisführungen<br />
im AlpSeeHaus<br />
Foto: <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />
Sie stellten fest, dass ihr <strong>Naturpark</strong> die<br />
Heimat von vielen Tieren ist, die zum Beispiel<br />
im Wald oder auf (Berg)wiesen leben.<br />
Außerdem gibt es in ihrer Heimat ein ganz<br />
besonderes Gestein: Beim Nagelfluh handelt es<br />
sich um ein Konglomerat, das aus vielen einzelnen<br />
Steinen aufgebaut ist. Um dieses kennenzulernen,<br />
dure jeder sich sein eigenes<br />
Nagelfluh-Amulett schleifen. Dabei wurde den<br />
Kindern schnell klar, dass jeder ihrer Steine<br />
einzigartig ist. Nach vielen kräigen Schleif -<br />
bewegungen war es endlich gescha und die<br />
geschliffenen und polierten Steine glänzten in<br />
den schönsten Farben. Mit einem echten<br />
Schmuckstück um den Hals duren die Kinder<br />
dann alle Stationen der Erlebnisausstellung<br />
»Expedition Nagelfluh – Natur mit anderen<br />
Augen sehen« entdecken!<br />
Auf Hasenpfoten den Wald<br />
entdecken, die Bergwiese durch<br />
die Augen eines Schmetterlings<br />
betrachten: Die Bolsterlanger<br />
Kindergartenkinder erkundeten<br />
die Erlebnisausstellung im<br />
AlpSeeHaus auf besondere Weise<br />
»Natur und Mensch –<br />
Ein geheimnisvolles Zusammenspiel«<br />
Was bedeutet eigentlich (Kultur-)Landscha?<br />
Im Forschungslabor führen wir unsere Untersuchungen<br />
durch und versuchen das Geheimnis<br />
unserer Landscha zu lüen!<br />
»Nagelfluh, der Schatz des <strong>Naturpark</strong>s!«<br />
Erfahren Sie mehr über das namensgebende<br />
Gestein des <strong>Naturpark</strong>s. Unter fachkundiger<br />
Anleitung erarbeiten wir echte Nagelfluhamulette!<br />
(Materialkosten: 6 Euro pro Person)<br />
»Grenzenlose Vielfalt: Tiere, Pflanzen<br />
und Lebensräume im <strong>Naturpark</strong>«<br />
Welche Tiere leben hier und wo genau? Mit<br />
Entdeckerweste, Lupe und Notizzettel machen<br />
wir uns auf Spurensuche…<br />
Regelmäßige offene Führungen<br />
Termine unter www.nagelfluhkette.info<br />
NATURLUST STATT SCHULFRUST<br />
Warum sollte Schule nur im Klassenzimmer stattfinden,<br />
wenn es draußen so viel Spannendes zu entdecken gibt?<br />
Die Kinder der Königsegg Grundschule in Immenstadt dürfen<br />
echte <strong>Naturpark</strong>forscher und Experten werden. Im Lehrplan<br />
für den Heimat und Sachunterricht der Klassen 1 bis 4 wird<br />
im kommenden Jahr die <strong>Naturpark</strong>schule verankert sein<br />
Die Lehrinhalte erarbeitete der <strong>Naturpark</strong><br />
Nagelfluhkette gemeinsam mit der<br />
Grundschule Königsegg in Immenstadt: In<br />
vielfältigen Lern- und Erfahrungsorten soll den<br />
Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geboten<br />
werden, den Besonderheiten im <strong>Naturpark</strong><br />
zu begegnen und die heimische Natur vor<br />
der Klassentür zu entdecken. Exkursionen in<br />
verschiedene Lebensräume sollen Interesse für<br />
die Vorgänge in der Natur wecken.<br />
Die Erst- und Zweitklässler werden zum<br />
Beispiel die heimischen Tal- und Bergwiesen<br />
kennenlernen. Sie werden Pflanzen bestimmen,<br />
Tiere beobachten und zusammen mit<br />
Partnerlandwirten ihre eigene Schulwiese bewirtschaen.<br />
Besonders spannend: <strong>Das</strong> gewonnene<br />
Heu darf bei einem Bauernhoesuch an<br />
die Kühe verfüttert werden.<br />
Die Natur vor der Haustüre kennen lernen und ein<br />
Gespür für die Umwelt entwickeln: <strong>Das</strong> sind die Ziele<br />
der ersten Oberallgäuer <strong>Naturpark</strong>schule. Denn im<br />
Idealfall wird aus einem naturbegeisterten Schüler<br />
ein umweltbewusster Erwachsener<br />
Foto: Viola Elgaß<br />
ematische Ausflüge und Projektarbeiten<br />
werden auch kulturelle emen aufgreifen.<br />
Kunst und Handwerk, Geschichtliches, Sagen,<br />
Bräuche oder die Bedeutung der Land- und<br />
Forstwirtscha sollen Verständnis für Aktuelles<br />
und Vergangenes wecken und zu einer<br />
nachhaltigen Lebensweise anregen.<br />
<strong>Das</strong> schon in einigen österreichischen und<br />
deutschen <strong>Naturpark</strong>en angewendete Konzept<br />
wird im Frühjahr <strong>2015</strong> erstmals im <strong>Naturpark</strong><br />
Nagelfluhkette gestartet. Pilotschule ist die Königsegg<br />
Grundschule. Danach soll das Konzept<br />
auf weitere interessierte Schulen übertragen<br />
werden, um mittelfristig ein Netz von <strong>Naturpark</strong>schulen<br />
in der gesamten Nagelfluhkette zu<br />
gewinnen.<br />
Projektpartner sind Institutionen und Vereine,<br />
die sich mit den emen des <strong>Naturpark</strong>s<br />
beschäigen, wie unter anderem das staatliche<br />
Schulamt, das Amt für Ernährung, Landwirtscha<br />
und Forsten, der Bayerische Bauernverband,<br />
der Alpwirtschaliche Verein und verschiedene<br />
Umweltverbände.<br />
24 <strong>NAGELFLUH</strong>
RANGER-TREFFPUNKT IM NATURPARK<br />
Seit Oktober dieses Jahres existiert ein Umweltbildungsstützpunkt<br />
im Oberallgäu. Die Grafenälpe im Ostertal bei Gunzesried,<br />
in der bereits zahlreiche Junior Ranger Ausbildungen stattgefunden<br />
hatten, wurde frisch renoviert von den Bayerischen Staatsforsten<br />
an den <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette übergeben<br />
Zu meiner Kindheit war es normal, dass der<br />
Vater mit seinen Kindern raus in die<br />
Natur ging und sie ihnen erklärte. <strong>Das</strong> ist heute<br />
nicht mehr üblich«, bedauerte Walter Grath bei<br />
der Übergabe. Im Konzept der Junior Ranger<br />
Ausbildung sieht der Vorsitzende des <strong>Naturpark</strong>s<br />
Chancen, das zu ändern: »In Zukun<br />
nehmen die Junior Ranger ihre Eltern mit nach<br />
draußen.« Mit der Grafenälpe hätten die Junior<br />
Ranger eine Anlaufstelle mitten im <strong>Naturpark</strong>,<br />
stimmte die Umweltbildungsbeauragte Sonja<br />
Hölzler zu: »Die Hütte liegt direkt im sensiblen<br />
Lebensraum von Birk- und Auerhühnern.«<br />
Vor der feierlichen Schlüsselübergabe war<br />
die Grafenälpe in monatelanger Sanierungs -<br />
arbeit auf Vordermann gebracht worden.<br />
Neben den Bayerischen Staatsforsten packten<br />
auch Meister der Autofirma Daimler an. Die<br />
Firma Faszinatour hatte die Renovierung mit<br />
dem Autohersteller als Personaltraining durch -<br />
geführt. Eine beispielhae Zusammenarbeit,<br />
wie nicht nur Karl Kleiter von den Staatsforsten<br />
betonte.<br />
Die Mühe hat sich offensichtlich gelohnt:<br />
Bei den vielen »Ohs« und »Cools« mit denen<br />
die Junior Ranger bei der anschließenden<br />
Besichtigung durch ihren neuen Umweltbil-<br />
dungsstützpunkt zogen, konnten<br />
sich einige der direkt Beteiligten ein<br />
stolzes Grinsen nicht verkneifen. Im<br />
Anschluss bezogen ein paar Dutzend<br />
fröhlich lärmende Ranger ihr<br />
neues Quartier.<br />
Bereits am folgenden Tag schwärmten<br />
die jungen Naturschützer wieder aus, um<br />
das nahe gelegene Birkachmoor zu entbuschen.<br />
Mit Handschuh und Heckenschere bewaffnet<br />
wurde den wild wachsenden Fichten dort zu<br />
Leibe gerückt. »Die wachsenden Bäume entziehen<br />
dem Moor zu viel Wasser«, weiß die elährige<br />
Sofie. Julia Wehnert vom Bund Naturschutz<br />
hatte den Kindern im Vorhinein ganz<br />
genau erklärt, weshalb die Moore freigehalten<br />
werden müssen.<br />
»Viele Tiere, die im Moor wohnen, würden<br />
wegziehen, wenn hier ein Wald wächst«, fasste<br />
der kleine Linus die Sache unkompliziert zusammen.<br />
Nur ein paar Stunden dauerte die<br />
Entbuschungsaktion an – das Moor wird noch<br />
eine ganze Weile länger davon profitieren.<br />
Junior Ranger vor der Kamera:<br />
Die elfjährige Sofie erklärte für das Bayerische<br />
Fernsehen, weshalb Moore für uns so wichtig sind<br />
Fotos: Viola Elgaß<br />
Ganz oben: Gar nicht so leicht, die hartnäckigen<br />
Fichten aus dem Erdreich zu ziehen! Dafür macht<br />
man tierische Entdeckungen: Der Admiral (oben)<br />
wollte die Junior Ranger gar nicht mehr verlassen<br />
Anzeige<br />
<strong>NAGELFLUH</strong> 25
NEUES AUS DEM NATURPARK<br />
<strong>Winter</strong>programm im <strong>Naturpark</strong><br />
Die Badesachen sind schon lange weggepackt, dafür werden die<br />
Schneeschuhe herausgeholt: Die <strong>Naturpark</strong>gemeinden haben sich<br />
für ihr <strong>Winter</strong>programm wieder einiges einfallen lassen.<br />
Ob <strong>Winter</strong>wandern in Bolsterlang oder Märchenstunden im<br />
AlpSeeHaus – auch Schneemuffel kommen hier auf ihre Kosten<br />
Natureisbahn im Immenstädter Schlosshof<br />
Bei frostiger Witterung können Kinder und Erwachsene<br />
bis Ende Februar einen besonderen<br />
<strong>Winter</strong>spaß im Schlosshof erleben. Die 10 mal<br />
20 Meter große Natureisbahn ist täglich ab 14<br />
Uhr geöffnet<br />
Schneeschuh-Schnuppertour<br />
über Bolsterlang<br />
Mit <strong>Naturpark</strong>führer Gerhard Speiser über das<br />
schneebedeckte Sonnenplateau rund um Bolsterlang<br />
Termine: Jeden Mittwoch vom<br />
17.12.14 bis 18.3.15, je von 14 bis 16 Uhr<br />
(24.12. von 10 bis 12 Uhr).<br />
Kosten: Erwachsene 12 Euro, Kinder 6 Euro<br />
Wichtig: Anmeldung bis Dienstag,<br />
16 Uhr in der Gästeinformation Bolsterlang<br />
unter Tel. +49 8326 8314<br />
Bolsterlanger Schneeschuhtour mit Fackeln<br />
Unterwegs mit <strong>Naturpark</strong>führer Gerhard Speiser,<br />
Schneeschuhen und Fackel<br />
Termine: Jeden Samstag vom 20.12.14 bis<br />
7.3.15, je 17 bis 19 Uhr (Dezember bis Januar)<br />
oder 18 bis 20 Uhr (Februar bis März)<br />
Kosten: Erwachsene 12 Euro, Kinder 6 Euro<br />
Wichtig: Anmeldung bis Freitag,<br />
16 Uhr in der Gästeinformation Bolsterlang<br />
unter Tel. +49 8326 8314<br />
Lustige Rodelpartie überm Alpsee<br />
Nicht nur ein Spaß für die Kinder: Vier Stunden<br />
Rodeln auf der Natureisbahn<br />
Termine: Montag, 22.12., 29.12., 5.1. und<br />
16.2.15, 14 Uhr am Parkplatz Alpsee-Bergwelt<br />
Kosten: 3 Euro pro Rodel<br />
Wichtig: Anmeldung am Vortag<br />
bis 17 Uhr bei der Tourist-Info Immenstadt<br />
unter Tel. +49 8323 9988717<br />
Schneeschuhtour über Obermaiselstein<br />
Mit <strong>Naturpark</strong>führer Wolfgang Zeller<br />
Termine: jeden Donnerstag vom 25.12.<br />
bis 23.4., 9.30 bis 16 Uhr, Treffpunkt Gäste -<br />
information Obermaiselstein<br />
Kosten: 15 Euro<br />
Wichtiges: Anmeldung am Vortag bis 16<br />
Uhr in der Gästeinformation Obermaiselstein<br />
unter Tel. +49 8326 277<br />
Märchenzeit für Kinder<br />
<strong>Das</strong> AlpSeeHaus wird zum Märchenhaus<br />
Termine: 27.12.14 Märchenhaes zur<br />
Weihnachtszeit, 3.1.15 Sagenhaes zur Rauhnacht,<br />
18.2.15 Beruhigendes zur Fastenzeit,<br />
immer ab 15 Uhr, Eintritt frei<br />
Schneewanderung zur Alpe Gschwenderberg<br />
Durch die verschneite Landscha geht es bergauf<br />
zur Alpe Gschwenderberg, wo wir uns mit<br />
Kässpatzen oder einer zünigen Brotzeit stärken,<br />
bevor wir zurück ins Tal wandern<br />
Termine: Samstags am 27.12.14, 3.1.<br />
und 21.2.15, 11 Uhr am AlpSeeHaus<br />
Wichtig: Anmeldung am Vortag bis 17 Uhr<br />
bei der Tourist-Info Immenstadt unter<br />
Tel. +49 8323 9988717, Teilnahme ab 12 Jahren<br />
Schneeschuhwanderung über Immenstadt<br />
Ganztagestour mit Einlernphase und Routenfestlegung<br />
nach Wetter- und Schneeverhältnissen<br />
Termine: Jeden Mittwoch ab 7.1.15,<br />
Treffpunkt 9 Uhr am AlpSeeHaus<br />
Kosten: 29 Euro<br />
Wichtig: Anmeldung am Vortag bis<br />
17 Uhr bei der Tourist-Info Immenstadt<br />
unter Tel. +49 8323 9988717<br />
Schneeschuhtour um<br />
Obermaiselstein/Grasgehren<br />
Termine: jeden Mittwoch vom 14.1.<br />
bis 25.3.15, von 13.30 bis 16 Uhr,<br />
Treffpunkt Skischulbüro Obermaiselstein<br />
(neben dem Bauernmarkt)<br />
Kosten: 15 Euro<br />
Wichtiges: Anmeldung am Vortag bis 16<br />
Uhr in der Gästeinformation Obermaiselstein<br />
unter Tel. +49 8326 277 oder in der Skischule<br />
unter Tel. +49 8326 1795<br />
Foto: Volker Wille<br />
26 <strong>NAGELFLUH</strong>
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<strong>NAGELFLUH</strong> 27
PANORAMA<br />
Auf leisen Pfoten im wilden Tal<br />
Biosphärenpark Großes Walsertal<br />
Wo Naturjuwele bewahrt und Kulturlandschaen gepflegt werden: Unsere Serie »Panorama« führt<br />
in Schutzgebiete fern der Nagelfluhkette. In dieser Ausgabe besuchen wir den Unesco-Biosphärenpark<br />
Großes Walsertal, in dem Bewohner und Naturschutzakteure für ihr Zuhause an einem Strang ziehen.<br />
Die Mühe lohnt sich: Kürzlich hat sich ein besonderer Bewohner auf Samtpfoten eingeschlichen<br />
Wer sich dem Großen Walsertal mit ein wenig Gespür für die<br />
Besonderheiten des Tals nähert, wird mit der Vielfalt der Natur<br />
belohnt: Fauna und Flora fühlen sich in dieser naturbelassenen Atmosphäre<br />
wohl. Genau genommen ist der Biosphärenpark ein einziges großes<br />
Biotop. Im Gadental beispielsweise, dem größten Naturschutzgebiet<br />
Vorarlbergs, begegnet man auf einer Wegstrecke von nur vier Kilometern<br />
acht völlig verschiedenen Waldtypen.<br />
Die vielfältige Tierwelt ist vor kurzem noch wertvoller geworden: Der<br />
Luchs ist wieder heimisch geworden. Wo, wird aus gutem Grund nicht<br />
preisgegeben. Ähnlich wie Braunbär und Wolf war auch der Luchs über<br />
viele Jahrzehnte starker Verfolgung ausgesetzt und nahezu ausgerottet.<br />
An einem Strang<br />
Im Biosphärenpark Großes Walsertal leben rund 3400 Einwohner.<br />
<strong>Das</strong> sind, überwiegend auf Streusiedlungen verteilt, relativ wenige Men-<br />
schen auf einer Fläche von 19,3 Hektar. Die Bewohner sind stolz auf ihr<br />
wildromantisches Tal und die jahrhundertealten Bräuche.<br />
Die Biosphärenbeauragten, an deren Spitze Ruth Moser (seit November<br />
<strong>2014</strong>: Christine Klenovec) als Biosphärenparkmanagerin, sowie<br />
die Bewohner sind sich einig in dem Ziel, die Region für zukünige Generationen<br />
zu erhalten, weiterzuentwickeln und eine sane touristische<br />
Zukun zu betreiben.<br />
»Der Biosphärenpark hat bei der Bevölkerung eine hohe Akzeptanz.«<br />
Darauf und dass sich auch die Jugend einbringt, ist die Managerin besonders<br />
stolz. Die Walser sind sich der Schätze der Natur bewusst und pflegen<br />
und bewerben dieses »natürliche Kapital« in zahlreichen Veranstaltungen.<br />
Im Spielgarten der Natur<br />
In einer Studie, gefördert von der Österreichischen Akademie der<br />
Wissenschaen, wird der Biosphärenpark in mehrjährigen Zeitabstän-<br />
28<br />
<strong>NAGELFLUH</strong>
den untersucht. Dabei werden die nachhaltigen Entwicklungen der<br />
Region in Bezug auf die Alpwirtscha, der zumeist holzverarbeitenden<br />
Betriebe, den Tourismus sowie die Akzeptanz der Bevölkerung untersucht.<br />
Anhand dieser Daten werden Perspektiven für die Zukun ermittelt.<br />
Dafür, dass es nicht bei der eorie bleibt, sorgen zahlreiche Veranstaltungen,<br />
die vom Biosphärenpark-Management gemeinsam mit engagierten<br />
Bürgern organisiert werden.<br />
Die Vielfalt und der Umfang des Sommer- und <strong>Winter</strong>programms<br />
brauchen sich in keinster Weise hinter weitaus größeren Einrichtungen<br />
zu verstecken. Im Vordergrund der Veranstaltungen steht das Zusammenleben<br />
mit der umgebenden Natur. Angefangen bei der Ökologie der<br />
Wiesen und der seltenen Frauenschuhblüte, führen Wasser-, Blumenund<br />
Kräuterwanderungen durch das Tal. <strong>Das</strong> »Alchemilla«-Kursprogramm<br />
der Kräuterfrauen vermittelt altes Kräuterwissen. Workshops<br />
im Rahmen des Kulturfestivals Walserherbst haben emen wie »Vom<br />
Leinsamen zum Leinenkleid« oder »<strong>Das</strong> Korbbinden aus Gräsern und<br />
Kräutern.« Im <strong>Winter</strong> führen Schneeschuhwanderungen durch die verschneite<br />
Bergwelt.<br />
Die winterliche Bergwelt des Biosphärenparks Großes Walsertal<br />
bietet mit 53 Kilometern <strong>Winter</strong>wanderwegen, vier Schneeschuhrouten,<br />
Langlaufloipen und Rodelbahn Abwechslung im <strong>Winter</strong><br />
Ökoholz mit Herkunftsgarantie<br />
Die nachhaltige Bewirtschaung der Wälder auf den steilen Berghängen<br />
trägt wesentlich zum Erhalt der naturräumlichen Vielfalt der Region<br />
bei. Dem Ziel, dies auch in Zukun so beizubehalten, hat sich die »Bergholz-Initiative«<br />
verschrieben, ein Zusammenschluss von Forst- und<br />
Handwerksbetrieben sowie Gemeinden aus dem Tal. Nachdem es zunehmend<br />
schwieriger wurde, das Holz aus dem steilen Bergtal zu fairen<br />
Preisen zu verkaufen, sahen die Initiatoren ihre einzige Chance in der<br />
Vermarktung eines hochwertigen »Öko-Holzes« mit Herkunsgarantie<br />
aus dem Walsertal. Dabei verstehen die Walser unter ökologischer Waldbewirtschaung<br />
die Entnahme von einzelnen oder nur wenigen Starkholzstämmen.<br />
Die Auswahl der zu schlagenden Stämme erfolgt so, dass<br />
sich der Wald an der Stelle bestmöglich verjüngen kann. Anschließend<br />
wird das Holz verarbeitet und von qualifizierten Handwerkern im Tal<br />
veredelt. Der Rohstoreislauf bleibt in der Region, lange Transportwege<br />
zwischen Erzeuger und Verbraucher werden so vermieden.<br />
Die buntesten Wiesen<br />
Die Weidewirtscha im Großen Walsertal hat eine fast 700 Jahre alte<br />
Tradition, seit die ersten rätoromanischen Bauern ihr Vieh auf die Weiden<br />
oberhalb der Waldgrenze getrieben haben. Die Beweidung ist die<br />
Grundlage für die regional typische Milchwirtscha. Ohne offen gehaltene<br />
Wiesen und die Weidewirtscha würde der Wald das Gebiet zurück<br />
erobern. Durch die traditionelle Heuernte sind die Blumenwiesen im<br />
Großen Walsertal die buntesten und artenreichsten des Landes. Dort<br />
sind rund 60 Arten verschiedener Gräser und Blumen nachgewiesen,<br />
die wiederum einer Vielzahl von Insekten Lebensraum bieten. Von der<br />
Magerwiese, der Heu-, der nassen Streuwiese bis zur Streuobstwiese sind<br />
fast alle Wiesentypen vertreten.<br />
Mit seiner Vielfalt und der Wechselbeziehung von Mensch und Natur<br />
erfüllt der Biosphärenpark Großes Walsertal das ehrgeizige Ziel, schützenswerte<br />
Lebensräume für zukünige Generationen zu erhalten, hervorragend.<br />
omas Niehörster<br />
Info: Biosphärenparkbüro Großes Walsertal, Jagdbergstr. 272, A-6721<br />
üringerberg, Tel. +43 5550 20360, info@grosseswalsertal.at,<br />
www.grosseswalsertal.at, Biosphärenpark-Ausstellung im Haus<br />
Walserstolz: Boden 34, A-6731 Sonntag, Tel. +43 5554 20010,<br />
office@hauswalserstolz.at, www.hauswalserstolz.at<br />
Fotos: Biosphärenpark Großes Walsertal, Harald Schottner/pixelio.de<br />
Der kinderfreundliche Walderlebnispfad in Marul stellt auf zwei<br />
unterschiedlich langen Rundwegen unter anderem eine 300 Jahre alte Ulme,<br />
einen Wasserfall, ein Baumhaus oder eine Biosennerei vor<br />
Ein besonderer Wanderweg im Großen Walsertal ist der »KlangraumStein«,<br />
der sich mit der Natur und ihrer Klanglandschaft auseinandersetzt<br />
Was ist ein Biosphärenpark?<br />
Bei den Biosphärenparks handelt es sich um eine weltweite Verknüpfung<br />
von international so bezeichneten Biosphärenreservaten. Die Reservate<br />
sind Modellregionen für nachhaltiges Leben. In Regionen mit einer<br />
außergewöhnlichen Natur- und Kulturlandscha spielen die Menschen<br />
eine zentrale Rolle beim Schutz und der Entwicklung ihres Lebensraums.<br />
Seit kurzem trägt der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette in Vorarlberg ebenfalls<br />
das Prädikat Biosphärenpark (siehe Seite 5), allerdings ohne Anerkennung<br />
durch die Unesco.<br />
<strong>NAGELFLUH</strong><br />
29
Spuren im Schnee<br />
Wer hätte ihn gefunden?<br />
Durch ihre Fellfarbe sind<br />
Schneehasen im <strong>Winter</strong><br />
nahezu unsichtbar<br />
Fotos: Siegfried Bruckmeier; Horst, Uschi Dreiucker, Dieter Haugk, je /pixelio.de; Nostromo; Volker Wille<br />
Schneehase Bert hoppelt nichts Böses ahnend zu seinem Bau, als ihn unvermittelt ein Steinadler<br />
überrascht. Der Vogel stürzt herab, drückt Bert mit seinen scharfen Krallen in den Schnee und<br />
schleppt den armen Kerl von dannen. Reineke Fuchs – selbst auf der Suche nach einer guten<br />
Mahlzeit – hat Berts Spur bis hier hin verfolgt und beobachtet das Geschehen fassungslos aus<br />
dem Gebüsch heraus, in dem er kauert<br />
Spuren im frisch gefallenen Neuschnee erzählen uns eine Menge. Wer<br />
Fährten beziehungsweise Trittsiegel lesen kann, erfährt von wilden<br />
Verfolgungsjagden, tierischen Begegnungen und emsiger Futtersuche.<br />
Sehr erfahrene Spurenleser erkennen nicht nur, welche Tierart da entlang<br />
gelaufen ist, sondern auch, wie alt es war und ob Männlein oder Weiblein<br />
den Weg kreuzte.<br />
Für Wildbiologen ist besonders interessant, ob das Tier gemächlich<br />
dahin spaziert ist oder ob zum Beispiel ein Wanderer es aufgeschreckt<br />
hat und es die Flucht ergreifen musste. <strong>Das</strong> kann im <strong>Winter</strong> sehr gefährlich<br />
für die Tiere sein, da es beim Fliehen lebensnotwendige Energiereserven<br />
verbraucht. Spuren können also auch verraten, wo besonderer<br />
Handlungsbedarf für Naturschützer besteht.<br />
So hat zum Beispiel der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette für sein Besucherlenkungsprojekt<br />
(siehe Sonderteil in der Hemitte) Informationen gesammelt,<br />
um herauszufinden, wo <strong>Winter</strong>wanderer und Skisportler am<br />
besten die Natur genießen können und gleichzeitig möglichst wenige<br />
Tiere stören.<br />
Fährten, Spuren und Geläufe<br />
Trittsiegel ist nicht gleich Spur. Hat beispielsweise ein Birkhuhn, eine<br />
Alpendohle oder ein anderer gefiederter Zeitgenosse den Weg gekreuzt,<br />
spricht der Experte vom Geläufe. Stammen die Spuren dagegen vom<br />
Schalenwild, zu denen Rothirsch, Reh, Gams und Steinbock zählen,<br />
30 <strong>NAGELFLUH</strong>
Wilde Trittbilder<br />
Fährten des Schalenwilds<br />
Die ziehende Fährte von Rothirsch, Reh und Gams und rechts eine<br />
Fluchtspur. Bei dieser sind die sogenannten Aerklauen zu sehen und<br />
die Schalen spreizen sich. Dadurch versinken die Tiere nicht so tief im<br />
Schnee und kommen besser vorwärts.<br />
8 cm<br />
6 cm<br />
5 cm<br />
Rotwild Rehwild Gams<br />
Fluchtfährte<br />
Spuren des Raubwilds<br />
Wie eine Perlenschnur zieht sich die Spur des Fuchses durch die Landscha<br />
(schnüren). Ganz anders als die genagelte Spur vom Dachs oder<br />
der Paarsprung beim flüchtenden Marder.<br />
5 cm<br />
6 cm<br />
5 cm<br />
Fuchs<br />
Schnur<br />
Fuchs Flucht<br />
Dachs<br />
Marder<br />
Hase und Eichhörnchen<br />
Ob ein Hase hoppelt oder flüchtet, sieht man seiner Trittspur nur<br />
schwer an. Daher nennt man seine Spur immer Hasensprung. Wie das<br />
Eichhörnchen setzt er dabei die Hinter- vor die Vorderpfoten.<br />
9 cm<br />
Schneehase<br />
4 cm<br />
Eichhörnchen<br />
<strong>NAGELFLUH</strong> 31
Verspielt jagen sich die Amseln durch den Schnee. Die hinterlassenen Spuren können später Fährtenlesern eine Geschichte erzählen<br />
heißt es Fährte. <strong>Das</strong>selbe gilt für das Schwarzwild, das Wildschwein.<br />
Alle anderen Tiere, wie Fuchs, Eichhörnchen, Dachs, Feldhase – sowie<br />
unsere Gefährten Hauskatze und Hund – hinterlassen Spuren.<br />
Auch die Art, wie ein Tier sich fortbewegt, kann unterschiedlich heißen.<br />
Trabt ein Fuchs gemächlich auf Nahrungssuche durch den Wald,<br />
»schnürt« er. Die einzelnen Tritte verlaufen dabei genau hintereinander<br />
und sehen aus wie an einer Perlenschnur.<br />
Der Rothirsch trollt sich<br />
Wesentlich mehr Fachbegriffe gibt es beim Schalenwild: Wenn der<br />
Rothirsch anmutig über die Wiese schreitet um die Damenwelt zu beeindrucken,<br />
so nennt man das »ziehen«. Nun entdeckt der Knabe eine<br />
besonders schöne Hirschkuh am Waldrand und verfällt in einen leichten<br />
Trab, um der Herzensdame schnell näher zu kommen. Er »trollt«. Die<br />
beiden beschnuppern sich gerade neugierig, als unvermutet ein Schneeschuhgeher<br />
zwischen den Bäumen auaucht und der Szene ein jähes<br />
Ende setzt. Der unerwünschte Eindringling schreckt die Tiere auf und<br />
die ganze Herde sucht im Galopp das Weite. Die Fährte, die sie hinterlassen<br />
haben, nennt man, und das ist keine große Überraschung,<br />
»Fluchtfährte.« Dabei gilt: Je weiter die einzelnen Hufabdrücke auseinander<br />
liegen, desto schneller flüchtete der Hirsch.<br />
Den mittigen Abstand zwischen den Beinen des Wildes nennt man übrigens<br />
»Schrank«: Je nach Gangart »schränkt« das Tier mehr oder weniger.<br />
Daher spricht man beim Menschen auch vom »Arme verschränken«.<br />
Der Dachs nagelt<br />
Anders verhält es sich bei Meister Lampe. Dieser hat nur zwei »Gänge«<br />
– hoppelnd und flüchtend – die einander als Spur sehr ähnlich sehen.<br />
Beide bezeichnet man als Hasensprung. Dabei »überholen« seine langen<br />
Hinterfüße die Vorderpfoten. <strong>Das</strong> Eichhörnchen macht es genauso,<br />
wobei seine Spur natürlich nicht Hasensprung genannt wird.<br />
Wenn dagegen Marder es eilig haben, wie das winterlich weiße Hermelin,<br />
verfallen sie in den Paarsprung. Dabei setzen sie die Hinterpfoten<br />
in die Tritte der Vorderpfoten, wodurch jeweils ein Spurenpaar entsteht.<br />
Nicht zuletzt hinterlässt der Dachs ein ganz spezielles Trittbild. Die<br />
kräigen Grabekrallen seiner Vorderpranken (sozusagen seine »Fingernägel«)<br />
graben sich tief in den Boden und machen die »genagelte« Spur<br />
unverwechselbar.<br />
Tierische Spurensicherung<br />
Spuren sichern in der freien Natur, das ist gar nicht so einfach. Mit dieser Anleitung können sich Naturdetektive<br />
ihr eigenes wildes Trittsiegel an die Wand hängen.<br />
Dafür braucht ihr: Modelliergips (Alabaster aus dem Baumarkt), eine kleine Schüssel Wasser, dicken Karton in Streifen<br />
geschnitten und eine alte Zahnbürste.<br />
Zunächst befreit ihr den gefundenen Fußabdruck vorsichtig von Dreck oder Tannennadeln.<br />
Die ringförmig zusammen getackerten Kartonstreifen drückt ihr vorsichtig rund um den Abdruck fest in den Schnee.<br />
In der Schüssel rührt ihr nun den Gips an. Anschließend gießt ihr die dünnflüssige Masse sehr vorsichtig auf das Trittsiegel, bis es etwa<br />
zwei Zentimeter bedeckt ist. Am besten gießt man an einem Stöckchen entlang, so bilden sich keine Lublasen.<br />
Jetzt heißt es geduldig sein. Mindestens zwanzig Minuten sollte der Gips antrocknen, dann könnt ihr den Karton ausgraben und euer<br />
Werk mit nach Hause nehmen.<br />
Dort könnt ihr den Karton entfernen, mit der Zahnbürste vorsichtig den Abdruck säubern und die Konturen schärfen. Dazu das Siegel<br />
am besten nochmals ganz leicht mit Wasser besprühen (zum Beispiel mit einer Sprühflasche für Zimmerpflanzen).<br />
Dann lasst ihr den Gips noch einmal ein paar Stunden trocknen. Fertig ist das Trittsiegel!<br />
Lena (11) und ihr kleiner Bruder Linus (5) zeigten beim Abschlussfest der Junior Ranger im AlpSeeHaus, wie so ein tierisches Trittsiegel Schritt für Schritt entsteht:<br />
Beim Gipsgießen muss man vorsichtig sein, und viel Geduld beim Trocknen und Konturenschärfen haben. Lena hat sich für die Fährte eines Wolfs entschieden<br />
32 <strong>NAGELFLUH</strong>
Geläufe des Federwilds<br />
Obwohl das Birkhuhn ein Vogel ist, wird sein Trittsiegel wie beim<br />
Schalenwild manchmal Fährte genannt. Wasservögel (Stockente) hinterlassen<br />
durch ihre Schwimmhäute zwischen den Zehen eine ganz andere<br />
Spur als ihre fliegenden Artgenossen.<br />
5 cm<br />
5 cm 5 cm<br />
Fotos: Dieter Schütz, Thorben Wengert/alle pixelio.de<br />
Birkhuhn Stockente Krähe<br />
Hund oder Fuchs?<br />
Die Spuren von Hund und Fuchs sehen sich zum Verwechseln ähnlich,<br />
aber wenn man genau hinschaut, ergeben sich Unterschiede. Die<br />
Pfote des Fuchses (rechts) ist deutlich langezogener. Die vorderen Ballen<br />
überschneiden sich nicht mit den hinteren Ballen, was die gestrichelte<br />
Linie deutlich macht. Ein Hund (links) »schnürt« nicht.<br />
Die winterliche Futtersuche ist hart für das Reh, und die Nase wird auch ziemlich<br />
kalt, wenn man ständig im Pulverschnee nach genießbarem Gras stöbert. Daher<br />
gilt: Bambi bitte nicht erschrecken. Die bei der Flucht aufgebrauchten Energie -<br />
reserven muss es sich nämlich später mühsam wieder anfuttern<br />
Schneehühner zählen zu den sogenannten Raufußhühnern und haben sogar an<br />
den Füßen Federn. <strong>Das</strong> ist warm und verhindert das Einsinken im Schnee, macht<br />
es aber schwer, ihr Geläufe zu identifizieren. Raufußhühner, zu denen auch das<br />
Birk- und das Auerhuhn zählen, sind sehr selten und besonders schützenswert<br />
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<strong>NAGELFLUH</strong><br />
33
KURZMELDUNGEN<br />
SPIEL & SPASS<br />
Lach mal wieder!<br />
Holzwurmmutter zum Kind:<br />
»Und nun, husch, husch in<br />
dein Brettchen!«<br />
Zwei Murmeltiere sitzen in einer Höhle und<br />
schauen gespannt zu, wie im Herbst das Laub von den Bäumen<br />
fällt. »Eines kann ich dir sagen«, so das eine Murmeli zum<br />
anderen. »Irgendwann lasse ich den <strong>Winter</strong>schlaf ausfallen und<br />
sehe mir den Kerl an, der die Blätter im Frühling jedes<br />
Jahr wieder an die Bäume klebt.«<br />
Herr Müller wurde mit einer Pilzvergiftung ins<br />
Krankenhaus gebracht. Als er wieder ansprechbar ist, sagt der<br />
Arzt zu ihm: »Herr Müller, Sie wissen doch, dass Sie nur Pilze essen<br />
dürfen, die Sie auch kennen!« Dieser antwortet: »<strong>Das</strong> ist ja<br />
das Problem, ich kenne nur den Fliegenpilz!«<br />
Zwei Jäger treffen sich. Erzählt der<br />
eine dem anderen: »Du, ich habe einen<br />
merkwürdigen Hund. Immer, wenn ich daneben<br />
schieße, wirft er sich auf den Boden, streckt die Füße<br />
in die Höhe und lacht.« »Und was macht er, wenn<br />
du triffst?« »<strong>Das</strong> weiß ich nicht, ich habe ihn<br />
erst seit drei Jahren...«<br />
Kommt ein Hahn mit einem Straußenei<br />
auf den Hühnerhof: »Meine Damen, ich will ja<br />
nicht meckern, aber schaut mal, was die<br />
Konkurrenz macht!«<br />
Ach herrje!<br />
Der <strong>Winter</strong> steht vor der Tür und Eichhörnchendame<br />
Trixi hat schon wieder vergessen, wo sie ihre Eichel<br />
versteckt hat. Kannst du Trixi den richtigen Weg durch<br />
den Wald zeigen?<br />
?<br />
Wusstest du…<br />
… dass Eichhörnchen keinen <strong>Winter</strong>schlaf halten und deshalb im Herbst viele kleine Verstecke mit Nüssen und Samen anlegen, um in der kalten Jahreszeit<br />
nicht zu verhungern? Viele Tiere vergraben deshalb gleich so viele Nüsse an unterschiedlichen Stellen, dass sie den Großteil einfach wieder vergessen.<br />
Eichhörnchen sind also indirekt für einen gesunden Wald mitverantwortlich, da im Frühling viele Jungbäume und Pflanzen aus diesen Samen wachsen.<br />
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34 <strong>NAGELFLUH</strong>
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