DSZ 12-2014
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<strong>12</strong> • DorfStadtZeitung <strong>12</strong>/<strong>2014</strong> • 11.<strong>12</strong>.<strong>2014</strong><br />
»Ein liebenswertes<br />
Blankeneser Ekel«<br />
2015 wird Horst-Janssen-Jahr | Wolf Achim Wiegand<br />
Er war charakterlich unerträglich,<br />
von der Arbeit besessen<br />
und schwer launisch.<br />
Alkohol griff er sich<br />
genauso unbeherrscht, wie<br />
Frauen. Manche verachteten<br />
ihn, andere dekorierten ihn<br />
mit Auszeichnungen.<br />
Die Rede ist von Horst Janssen<br />
(1929 – 1995), dem weltberühmten<br />
Zeichner. Er war zugleich<br />
Grafiker, Radierer, Lithograf,<br />
BLANKENESE<br />
Holzschnittkünstler, Autor, Plakatkünstler<br />
und noch viel mehr.<br />
Zu Blankenese passte er wie die<br />
Faust auf’s Auge – und bleibt<br />
gerade deshalb in Erinnerung.<br />
Gleich mehrere Veranstaltungen<br />
kreisen in den kommenden<br />
Monaten um seine Werke: morbide<br />
Pflanzen, Totenschädel,<br />
Krüppelweiden und nackte<br />
Damen – dargestellt bis in feinste<br />
Details.<br />
Es mangelt nicht an Histörchen<br />
über den in Hamburg geborenen,<br />
aber als unehelicher Sohn<br />
in Oldenburg aufgewachsenen<br />
Janssen. Noch heute sorgen<br />
etwa seine Eskapaden im feinen<br />
Restaurant „Dal Fabbro“ für<br />
Gesprächsstoff. Dort, in der<br />
Blankeneser Bahnhofstraße 10,<br />
ließ es sich Janssen ausgiebig<br />
schmecken – aber wie: „Meist<br />
besoffen, Hemd und Anzug<br />
bekleckert, und gerne auch mal<br />
barfuß“, erinnert sich Journalist<br />
Svante Domizlaff.<br />
Wenn Janssen die Zeche nicht<br />
Das Haus des Wahl-Blankenesers im Treppenviertel<br />
Foto: Wiegand<br />
I m<br />
begleichen konnte (oder wollte),<br />
dann bekritzelte er Bierdeckel<br />
und Papierservietten;<br />
der Verkaufswert reichte für die<br />
Rechnung. Freilich: nicht jeder<br />
erkannte den Marktwert solcher<br />
Freihand-Kritzeleien. Als Janssen<br />
mal spontan ein gelbes Postauto<br />
mit Filzstift verzierte (und<br />
ordnungsgemäß signierte),<br />
brachte die Leitung der damaligen<br />
Behörde das kunstvoll verfeinerte<br />
Auto umgehend in die<br />
Waschanlage.<br />
„Janssen hatte vor niemandem<br />
Respekt, aber zugleich hatte er<br />
ein großes Herz für Notleidende“,<br />
weiß Thomas Sello,<br />
pensionierter Leiter der Abteilung<br />
Museumspädagogik in der<br />
Hamburger Kunsthalle. Als<br />
Treppenviertelbewohner kannte<br />
er das „liebenswerte Ekel“ persönlich<br />
und hat gerade ein<br />
Buch über Janssen und die<br />
Blankeneser veröffentlicht („Die<br />
Lust des Augenblicks“, Verlag<br />
St. Gertrude).<br />
„So, wie sein Werk die Leidenschaft<br />
für das pralle Leben mit<br />
der morbiden Bitterkeit des Todes<br />
vereint, war auch der<br />
Mensch zweigesichtig“, erzählt<br />
Sello der DorfStadt-Zeitung.<br />
„So legte er sich mitfühlend in<br />
das Bett todkranker Freunde, um<br />
am nächsten Tag wieder alle<br />
Welt aufbrausend und respektlos<br />
vor den Kopf zu stoßen.“<br />
Kein Wunder, dass der Arbeitswütige<br />
ständig aneckte. Darunter<br />
auch beim Finanzamt, das<br />
jahrelang keinen Pfennig von<br />
dem wohlhabenden Janssen<br />
sah. Er hatte ja nicht einmal ein<br />
Konto für’s Geld, nur eine<br />
Zigarrenkiste. Als eine saftige<br />
Nachzahlung kam, schuf<br />
Janssen eine Grafikserie mit<br />
dem Titel „Das ist nur für die<br />
Halsabschneider vom Finanzamt“.<br />
Zu den Profiteuren Janssens<br />
gehörten Blankeneser Taxifahrer.<br />
Ein Tausender als Trinkgeld<br />
fürs Abholen von Champagner?<br />
„Das war schon mal drin“,<br />
G e s p r ä c h<br />
Janssen-Kenner Thomas Sello sichtet Zeichnungen für die Ausstellung im Gemeindehaus in der<br />
Blankeneser Kirche am Markt, die noch bis zum 9. Januar geöffnet ist.<br />
Foto: Schmidt<br />
erinnert sich Weinhändler<br />
Bernd Rudolph, der die Flaschen<br />
auf Janssen Anruf hin<br />
lieferte. Ein anderes Mal drückte<br />
der Vielgeehrte einem Droschkenlenker<br />
das Preisgeld einer<br />
Staatsauszeichnung in die<br />
Hand und ließ sich solange um<br />
die Alster kutschieren, bis der<br />
Betrag aufgebraucht war.<br />
Mit seinen Auftritten wirbelte<br />
Janssen die nach außen heile<br />
Blankeneser Bürgerwelt durcheinander.<br />
Er war „der anstrengendste<br />
Narr, den es je gab“,<br />
urteilt Biograph Stefan Blessin.<br />
Noch zu Lebzeiten Janssens<br />
Hier feiern Christen Weihnachtsgottesdienste in den Elbvororten <strong>2014</strong>:<br />
berichtete Der SPIEGEL, man<br />
werde von dem verstrubbelten<br />
Kerl „beschenkt und beschimpft,<br />
zum Trunk genötigt, mit Brachialgewalt<br />
zugerichtet und,<br />
sofern weiblich, außerdem noch<br />
umworben, begattet und geheiratet“.<br />
Leben tat der rastlose Künstler<br />
in dem idyllischen ehemaligen<br />
Kutscherhaus am Mühlenberger<br />
Weg 22. In der Nachbarschaft:<br />
gutbürgerliche Banker, Reeder<br />
und Kaufleute. Das Haus am<br />
Baurs Park war ab 1968 sowohl<br />
Arbeitsstätte und Refugium.<br />
Die meisten Arbeiten entstanden<br />
hier: 20.000 Zeichnungen<br />
und Aquarelle sowie gut 3.000<br />
Radierungen und 40 Bücher.<br />
Die Arbeitswut war exzessiv,<br />
manche sagen: notorisch selbstzerstörerisch.<br />
Echte Freunde hatte Janssen<br />
nur wenige. Mit ihnen gab er<br />
sich Saufgelagen hin. Hinzu<br />
kamen viele Nassauer, die sich<br />
eine Krume von dem unberechenbar<br />
spendablen Zeichner<br />
erhofften. Überliefert ist, dass<br />
Janssen sagte, die Leute liebten<br />
seine „etwas angekrüppelten<br />
Gnome, die geilen Sybillchen<br />
und die aufgesperrten Katzengesichter;<br />
die verfertige ich in<br />
einer halben Stunde.“<br />
Die Schaffenszeit schien vorüber<br />
zu sein, als Janssen im Mai<br />
1990 durch den maroden Holzbalkon<br />
seines Hauses krachte<br />
und mit doppeltem Beckenbruch<br />
ins Krankenhaus kam.<br />
Schlimmer als die Knochenmalaise<br />
war, dass sich der<br />
Malwütige beim Sturz beide<br />
Augäpfel durch umgekippte<br />
Schwefelsäure verätzte. Folge:<br />
ein Jahr Blindheit. Die Flüssigkeit<br />
braucht man u.a. für<br />
Lichtdrucke.<br />
Horst Janssen starb am 31.<br />
August 1995 zuhause an einem<br />
Schlaganfall. Begraben wurde<br />
er auf eigenen Wunsch in seinem<br />
Geburtsort Oldenburg.<br />
Dort war er Ehrenbürger.<br />
Die Eskapaden des wohl schrillsten<br />
Einwohners von Blankenese<br />
sind nun Teil der Stadtteilgeschichte<br />
rund um den<br />
Süllberg. Sein Œuvre ist weltweit<br />
verstreut. Einige Kleinode<br />
behütet die Janssen-Bibliothek<br />
unter Kunsthändlerin Angelika<br />
Gerlach im Goßlerhaus. Dort<br />
erinnern 2015 mehrere Veranstaltungen<br />
an Horst Janssen,<br />
den Unvergessenen.<br />
janssen-bibliothek.de<br />
(mit Zeitzeugen-Videos)<br />
horst-janssen-freunde.de<br />
horst-janssen-museum.de<br />
BLANKENESE:<br />
Blankeneser Kirche am Markt,<br />
Mühlenberger Weg 66:<br />
24.<strong>12</strong>.: 14 Uhr Kindergottesdienst mit<br />
Krippenspiel, Pastor Plank, Orgel: Stefan<br />
Scharff; 15.30 Uhr Christvesper, Pastor<br />
Poehls, Orgel: Stefan Scharff; 17 Uhr<br />
Christvesper, Pastor Warnke, Orgel: Eberhard<br />
Hasenfratz; 18.30 Uhr Christvesper, Pastor<br />
Plank, Orgel: Eberhard Hasenfratz; 23 Uhr<br />
Christmette, Propst Horst Gorski<br />
25.<strong>12</strong>.: 10 Uhr Weihnachtsgottesdienst,<br />
Pastor Poehls, Orgel: Stefan Scharff<br />
26.<strong>12</strong>.: 10 Uhr Gottesdienst am 2. Weihnachtstag,<br />
Pastor Warnke, Orgel: Eberhard<br />
Hasenfratz<br />
Kath. Maria Grün, Schenefelder Landstr. 3<br />
24.<strong>12</strong>.: 15 Uhr Krippenfeier; 17 Uhr<br />
Feierliches Amt zum heiligen Abend;<br />
22.30 Uhr Christmette<br />
25.<strong>12</strong>.: 11 Uhr Hochamt; 18 Uhr Abendmesse<br />
26.<strong>12</strong>.: 11 Uhr Hochamt<br />
Christengemeinschaft,<br />
Schenefelder Landstraße 34–38:<br />
24.<strong>12</strong>.: 15.30 Uhr Krippenspiel; 24 Uhr<br />
Weihnachtsweihehandlung<br />
25.<strong>12</strong>.: 7.30 Uhr Weihnachtsweihehandlung;<br />
10 Uhr Weihnachtsweihehandlung<br />
26.<strong>12</strong>.: 10 Uhr Weihnachtsweihehandlung<br />
GROSS FLOTTBEK:<br />
Ev.-Luth. Groß Flottbeker Kirche, Bei der<br />
Flottbeker Kirche 2<br />
24.<strong>12</strong>.: 11 Uhr Heiligabend Gottesdienst,<br />
Pastorin Lohse und Team; 14 Uhr Heiligabend<br />
Gottesdienst, Diakonin Katja Lützenkirchen und<br />
Nicole Brunzel; 15.30 Uhr Heiligabend<br />
Gottesdienst, Pastorin Lohse, KMD Astrid Grille<br />
mit dem Kinderchor; 17.30 Uhr Heiligabend<br />
Gottesdienst, Pastor Lobe; 23 Uhr Mitternachtsmette<br />
am Heiligen Abend, Pastor Lobe<br />
25.<strong>12</strong>.: 10 Uhr Gottesdienst am ersten<br />
Weihnachtsfeiertag, Pastor Lobe<br />
Ev.-Luth. Melanchthonkirche Groß Flottbek,<br />
Ebertallee 30<br />
24.<strong>12</strong>.: 13.30 Uhr Krippenspiel, Pastor Jahn, Nele<br />
Gyllensvärd; 15 Uhr Krippenspiel, Pastor Jahn; 17<br />
Uhr Christvesper, Pastor Jahn, Posaunenchor der<br />
Melanchthongemeinde; 23 Uhr Gottesdienst in<br />
der Christnacht, Pastor Thomas Kärst, Hajo<br />
Nörenberg – Flöte, Julia Nörenberg – Oboe<br />
25.<strong>12</strong>.: 17 Uhr „Wort und Musik am 1.<br />
Weihnachtstag“, Pastor Jahn, Es singen „Der<br />
Kleine Chor“ und der Kinderchor sowie Ute<br />
Weitkämper, Steffen Wolf und Tilmann Praeckel.<br />
Es spielt das Orchester aus Freundinnen und<br />
Freunden der Kirchenmusik. Leitung: Burkhard<br />
Nehmiz<br />
26.<strong>12</strong>.: 11 Uhr Krippenspiel, Pastor Jahn<br />
Ev.-Luth. Jugendkirche, Bei der Flottbeker<br />
Mühle 28<br />
24.<strong>12</strong>.: 15.30 Uhr Jugendgottesdienst mit dem<br />
Team der Jugendkirche und der Band<br />
Bodenpersonal (die Band der Jugendkirche)!<br />
Kath. St. Paulus Augustinus, Ebertallee 11<br />
24.<strong>12</strong>.: 16 Uhr Krippenfeier; 17.30 Uhr Feierliches<br />
Amt zum heiligen Abend<br />
25.<strong>12</strong>.: 9.30 Uhr Heilige Messe<br />
26.<strong>12</strong>.: 9.30 Uhr Heilige Messe<br />
ISERBROOK:<br />
Ev.-Luth. Martin-Luther-Kirche,<br />
Schenefelder Landstraße 202<br />
24.<strong>12</strong>.: 15 Uhr Familienchristvesper, Pastorin<br />
Peters und Antonia Karnatz; 17 Uhr Dem<br />
Wunder auf der Spur, Pastorin Richter,<br />
Bläserchor, Leitung: W. Jakob, Orgel: L. Henke<br />
25.<strong>12</strong>.: 10.30 Uhr Herzensangelegenheiten,<br />
Pastorin Peters<br />
Neuapostolische Kirche, Sülldorfer Landstr. 20<br />
25.<strong>12</strong>.: 10 Uhr Weihnachtsgottesdienst<br />
NIENSTEDTEN:<br />
Ev.-Luth. Kirchengemeinde Nienstedten,<br />
Elbchaussee 410<br />
24.<strong>12</strong>.: 11 Uhr Krippenspiel, Pastorin Fiehland v.<br />
d. Vegt, Diakon K. Bärmann, Frühkonfirmanden;<br />
14.30 Uhr Krippenspiel, Pastorin Fiehland v. d.<br />
Vegt mit Kinderchor Nienstedten; 16 Uhr Christvesper,<br />
Pastorin Lindemann mit Weihnachtschor;<br />
17.30 Uhr Christvesper, Pastorin Fiehland v.d.<br />
Vegt; 23 Uhr Christmette, Pastor Präckel<br />
25.<strong>12</strong>.: 10 Uhr Festgottesdienst, Pastorin<br />
Lindemann<br />
26.<strong>12</strong>.: 10 Uhr Gottesdienst, Pastorin Fiehland<br />
v.d. Vegt, Weihnachtschor und Streichorchester<br />
OSDORF:<br />
Ev.-Luth. St. Simeon Alt-Osdorf,<br />
Dörpfeldstraße 58<br />
24.<strong>12</strong>.: 11 Uhr Gottesdienst, Diakon Uwe Loose;<br />
14 Uhr Gottesdienst, Pastor Ahlers; 15.30 Uhr<br />
Gottesdienst, Pastor Ahlers; 17.30 Uhr<br />
Gottesdienst, Pastorin Zoske; 23 Uhr<br />
Gottesdienst, Pastor Ahlers<br />
25.<strong>12</strong>.: 11 Uhr Gottesdienst, Pastorin Zoske<br />
26.<strong>12</strong>.: 18 Uhr Gottesdienst, Pastor Ahlers, Mit<br />
Flöten- und Gitarrenmusik<br />
OTHMARSCHEN:<br />
Ev.-Luth. Christuskirche, Roosens Weg 28<br />
24.<strong>12</strong>.: 13.30 Uhr Krippenspiel zum Mitmachen,<br />
Pastor Hofmann; 15 Uhr Christvesper mit<br />
Kindern, Pastor Hofmann, Kinderchor; 16.30 Uhr<br />
Christvesper, Pastor Hofmann, Bach-Kantorei;<br />
18 Uhr Christvesper, Pastor i.E. Michael P.<br />
Münscher; 23 Uhr Christmette mit Abendmahl,<br />
Pastorin Davis, Bach-Kantorei<br />
25.<strong>12</strong>.: 18 Uhr Gottesdienst, Pastorin Davis,<br />
Gospelchor „Open Hands“<br />
26.<strong>12</strong>.: 10.30 Uhr Singegottesdienst, Pastor i.E.<br />
Michael P. Münscher<br />
RISSEN:<br />
Ev.-Luth. Johanneskirche, Raalandsweg 5<br />
24.<strong>12</strong>.: 11 Uhr Familiengottesdienst, Pastorin<br />
Harbordt; 14.30 Uhr Familiengottesdienst,<br />
Pastorin Harbordt; 16 Uhr Christvesper, Pastor<br />
Knuth; 17.30 Uhr Christvesper, Pastor Kühnelt;<br />
19 Uhr Christvesper, Pastor Knuth; 23 Uhr<br />
Christmette, Pastorin Harbordt<br />
25.<strong>12</strong>.: 9.30 Uhr Gottesdienst, Pastor Knuth<br />
26.<strong>12</strong>.: 11 Uhr Gottesdienst, Pastorin Harbordt<br />
SüLLDORF:<br />
Ev.-Luth. St. Michaelskirche, Sülldorfer<br />
Kirchenweg 191<br />
24.<strong>12</strong>.: 15 Uhr Familienchristvesper, Pastorin<br />
Richter, Frauke Grunwaldt und Krippenspielkinder;<br />
16.30 Uhr Christvesper, Pastorin Peters,<br />
Kantorei unter Leitung von Maria Jürgensen;<br />
18 Uhr Christvesper, Pastorin Peters, Harald<br />
Maihold und Andreas Gries<br />
26.<strong>12</strong>.: 10.30 Uhr Licht in der Finsternis, Pastor<br />
Norbert Richter