Fibie und Freunde 1/2014
Fibie und Freunde - Deutschlands großes Elternmagazin des Kindergartens. In über 8.000 Kindergärten bundesweit erhältlich. Mit vielen interessanten Themen für Eltern von Kindern im Alter von 3 - 6 Jahren.
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Mamas Bauch gekommen sind. Das ist ein<br />
guter Zeitpunkt, um es ihnen zu erklären. Sie<br />
verarbeiten es eventuell erst langsam, nach<br />
<strong>und</strong> nach, ihrem Alter <strong>und</strong> ihrer Entwicklung<br />
angemessen. „Aus dem Nichts heraus<br />
kommt dann plötzlich der Satz: Du bist ja<br />
gar nicht meine Mama! Und damit muss man<br />
sensibel umgehen“, weiß Elisabeth Bäumer.<br />
Auch ist es hilfreich, eine passende Begrifflichkeit<br />
zu finden: „Es sollte darauf geachtet<br />
werden, nicht von richtiger Mutter zu sprechen,<br />
denn das impliziert für die Kinder, dass<br />
die Adoptivmutter eine falsche Mutter ist. Besser<br />
ist es, etwa von erster <strong>und</strong> zweiter Mutter<br />
zu sprechen. Oder von Bauchmama <strong>und</strong><br />
Mama“, so Christa Steinhauer.<br />
Wenn Adoptivkinder beginnen, sich für ihre<br />
Herkunft zu interessieren, kommen sie oft in<br />
einen Loyalitätskonflikt. Elisabeth Bäumer:<br />
„Alle adoptierten Kinder sind innerlich mit<br />
ihren leiblichen Eltern verb<strong>und</strong>en, das muss<br />
man respektieren. Diese haben immer einen<br />
Platz in ihrem Herzen. Man darf aber auch<br />
nichts verheimlichen <strong>und</strong> sollte ihnen altersgemäß<br />
von ihrer Herkunft erzählen, auch von<br />
den Krisen, die zur Weggabe geführt haben.“<br />
Denn die Erfahrung der langjährigen<br />
Jugendamtsmitarbeiterin Christa Steinhauer<br />
zeigt: Nur 20 bis 30 % sind Erziehung <strong>und</strong><br />
Einflüsse durch die Umwelt, r<strong>und</strong> 70 bis<br />
80 % bekommen die Kinder durch ihre Gene<br />
<strong>und</strong> ihre Herkunft mit. Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist<br />
der Herkunftsnachweis auch so entscheidend:<br />
Ein Kind, das durch eine Vergewaltigung<br />
gezeugt oder von einer Prostituierten<br />
geboren wurde, kann z.B. ein sexualisiertes<br />
Verhalten zeigen. Adoptiveltern sollten diesen<br />
Zusammenhang kennen, um ein adäquates<br />
Erziehungsverhalten zu finden. In der<br />
Tat können einige Probleme in Adoptivfamilien<br />
ursprünglich mit der Weggabe des<br />
Kindes zu tun haben, was sich zum Beispiel<br />
in Trennungssituationen zeigt – wie etwa im<br />
Kindergarten: Auch für Erzieherinnen ist es<br />
deshalb in diesem Moment wichtig, zu wissen,<br />
dass ein Adoptivkind möglicherweise<br />
größere Schwierigkeiten damit hat, sich von<br />
der Mama zu lösen <strong>und</strong> in der Gruppe zu<br />
integrieren. Entwicklungsverläufe von Adoptivkindern<br />
zeigen manchmal Brüche, die von<br />
Adoptiveltern <strong>und</strong> Erzieherinnen mitgetragen<br />
<strong>und</strong> begleitet werden müssen. Doch darf man<br />
die Adoption nicht gr<strong>und</strong>sätzlich als Ursa-<br />
Foto: Aristo Pharma<br />
che für alle Konflikte vorschieben. Und was<br />
geschieht mit einem Kind, das erst in der<br />
Pubertät davon erfährt, dass es nicht bei seinen<br />
leiblichen Eltern, sondern bei Adoptiveltern<br />
aufwächst? „Es wird vermutlich sein<br />
ganzes Leben in Frage stellen. Für den Teenager<br />
bricht eine Welt zusammen, er fühlt sich<br />
betrogen, denn die erste Wahrheit im Leben<br />
eines jeden Kindes ist: Das sind meine Eltern.<br />
Es wird sich nun fragen: Wenn das gelogen<br />
war, was ist dann überhaupt wahr?<br />
Wer bin ich eigentlich? Eine große Verunsicherung<br />
tritt ein“, sind sich Christa Steinhauer<br />
<strong>und</strong> Elisabeth Bäumer sicher. Adoptiveltern<br />
Infokasten:<br />
Wenn Kinder<br />
erkältet sind<br />
Hat der Husten unsere Kleinen erwischt,<br />
sind rezeptfreie pflanzliche Erkältungsmittel<br />
aus der Apotheke hoch im Kurs:<br />
Z. B. verfügt der für Kinder ab einem<br />
Jahr zugelassene, wohlschmeckende<br />
Eucabal ® -Hustensaft über einen hohen<br />
Anteil Thymian <strong>und</strong> Spitzwegerich, die<br />
bekannt sind für ihre antibakterielle <strong>und</strong><br />
hustenreizlindernde Wirkung. Zusätzlich<br />
bessert der milde Eucabal ® -Balsam S<br />
schon ab dem 6. Monat typische Beschwerden<br />
von Atemwegserkrankungen.<br />
Liebevoll auf dem Rücken verteilt, gelangen<br />
die Eukalyptus- <strong>und</strong> Kiefernnadelöle<br />
über das Einatmen zu den Bronchien<br />
<strong>und</strong> helfen dort, zähflüssigen Schleim<br />
zu lösen.<br />
müssen also stets bereit sein, an sich zu arbeiten.<br />
Es entstehen viele Fragestellungen<br />
<strong>und</strong> herkunftsbedingte Auffälligkeiten. Niemals<br />
sollten Sätze fallen wie: „Du bist wie<br />
deine Mutter!“ Denn eines ist ganz klar: Auch<br />
leibliche Kinder machen Probleme. Bei adoptierten<br />
gibt es jedoch mitunter Besonderheiten,<br />
die man verstehen muss. Deshalb<br />
sollte auch das Umfeld sensibilisiert sein <strong>und</strong><br />
immer schauen, was der Hintergr<strong>und</strong> des<br />
Verhaltens <strong>und</strong> von eventuellen Auseinandersetzungen<br />
ist. Eine Adoption ist kein Stigma<br />
<strong>und</strong> jeder sollte ganz natürlich damit umgehen<br />
lernen.<br />
Der Altersunterschied bei einer Adoption darf in der Regel nicht größer als 40 Jahre sein. Das heißt,<br />
ein Ehepaar mit 40 <strong>und</strong> 43 Jahren kann keinen Säugling, jedoch ein Kind ab 3 Jahren adoptieren.<br />
Die untere Altersgrenze eines Bewerberpaares bei einer Adoption beträgt 25 Jahre des einen <strong>und</strong><br />
21 Jahre des anderen Partners zum Kind.<br />
Auch Singles <strong>und</strong> eine/r von beiden Partnern eines gleichgeschlechtlichen Paares können<br />
ein Kind adoptieren. Die Chancen sind jedoch vergleichsweise schlechter.<br />
Wer ein Kind adoptieren möchte, muss in der Regel an einer Informationsveranstaltung sowie an<br />
einem Bewerberseminar teilnehmen. Da manche Paare jedoch falsche Vorstellungen davon haben,<br />
was eine Adoption alles mit sich bringt, springen viele hier bereits ab. Danach ist unter anderem ein<br />
mehrseitiger Fragebogen sowie ein persönlicher Lebensbericht auszufüllen. Häufig vergeht ein Jahr,<br />
bis diese Unterlagen dann beim Jugendamt eingehen. Es dauert einige Zeit, bis sich die Idee von<br />
„Wir können kein eigenes Kind bekommen, also adoptieren wir eines“ hin zu „Wir nehmen ein Kind<br />
an <strong>und</strong> setzen uns auch mit seiner Herkunft auseinander“ entwickelt.<br />
Wenn es dann so weit ist <strong>und</strong> ein Neugeborenes bzw. Kleinkind seinen Adoptiveltern übergeben<br />
wird, vergehen von dieser Adoptionsvermittlung bis zur Adoptionsfreigabe mindestens 8 Wochen.<br />
Da der Gang zum Notar für die leiblichen Eltern ein enormer Kraftakt ist <strong>und</strong> einige Zeit dauern<br />
kann (mitunter auch einige Jahre), bedeutet es für die Adoptiveltern Ungewissheit. Denn bis dahin<br />
handelt es sich um ein Pflegekind, das die leibliche Mutter eine Zeit lang auch zurückfordern kann.<br />
Bei älteren Kindern (aus zerrütteten Familienverhältnissen) ist es gr<strong>und</strong>sätzlich eher eine Pflegesituation,<br />
die sich in eine Adoption entwickeln kann – immer zum Wohle des Kindes.<br />
Auch nach einer Adoption findet eine Begleitung durch die Adoptionsvermittlungsstelle des Jugend<br />
amtes statt. So wird – auf Wunsch – auch der Kontakt zwischen leiblichen <strong>und</strong> Adoptiveltern gehalten.<br />
<strong>Fibie</strong> & Fre<strong>und</strong>e 1/<strong>2014</strong> – 13