07.12.2014 Aufrufe

Großes Narrentreffen - Sachsenheim 17./18. Januar 2015

Hirräi, vom 16. bis 18.Januar 2015 feiern wir unser 50jähriges Zunftjubiläum, verbunden mit dem Narrentreffen der Fasnachtslandschaft "Neckar -Alb", innerhalb der Vereinigung schwäbisch - alemannischer Narrenzünfte (www.vsan.de).

Hirräi, vom 16. bis 18.Januar 2015 feiern wir unser 50jähriges Zunftjubiläum, verbunden mit dem Narrentreffen der Fasnachtslandschaft "Neckar -Alb", innerhalb der Vereinigung schwäbisch - alemannischer Narrenzünfte (www.vsan.de).

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Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte<br />

<strong>Großes</strong> <strong>Narrentreffen</strong><br />

50 Jahre<br />

<strong>Sachsenheim</strong><br />

<strong>17.</strong>/<strong>18.</strong> <strong>Januar</strong><br />

Mit über<br />

3500 Narren<br />

www.urzelnzunft.de


Jnhalt<br />

Grußwort Bürgermeister <strong>Sachsenheim</strong><br />

Grußwort Zunftmeister der Urzelnzunft <strong>Sachsenheim</strong><br />

Grußwort Landschaftsvertreter der Fasnetslandschaft Neckar-Alb<br />

Grußwort ehemaliger Landschaftsvertreter der Fasnetslandschaft Neckar-Alb<br />

<strong>Sachsenheim</strong><br />

Urzelnlauf in <strong>Sachsenheim</strong><br />

Programm<br />

Umzugsreihenfolge<br />

Umzugsplan<br />

Umzugsteilnehmer<br />

Sponsoren<br />

4<br />

5<br />

6<br />

8<br />

10<br />

12<br />

22<br />

22<br />

23<br />

24<br />

45<br />

Jmpressum<br />

Herausgeber:<br />

Redaktion:<br />

Texte:<br />

Gestaltung:<br />

Druck:<br />

Urzelnzunft <strong>Sachsenheim</strong> e.V.<br />

Zunftmeister Thomas Lutsch
74343 <strong>Sachsenheim</strong><br />

Kerstin Haible und Wulf Wager<br />

Die Beschreibungen der Narrenzünfte<br />

stammen von Günter Schenk und Wulf Wager<br />

Wager Kommunikation, www.wager.de<br />

Druck Schefenacker, Deizisau<br />

3


Grußwort<br />

Bürgermeister von <strong>Sachsenheim</strong><br />

Narri Narro in <strong>Sachsenheim</strong><br />

Liebe Besucherinnen und Besucher des<br />

Landschaftstreffens Neckar-Alb,<br />

liebe Narren aus nah und fern,<br />

<strong>Sachsenheim</strong> ist eine junge Fastnachtshochburg<br />

und heute kann man mit Fug<br />

und Recht behaupten, dass dieses Brauchtum<br />

hier mittlerweile einen festen Platz<br />

einnimmt.<br />

Seit vielen Jahren kann man sich die Fastnachtszeit<br />

ohne die Aktivitäten der <strong>Sachsenheim</strong>er<br />

Urzeln nicht mehr vorstellen.<br />

Ich nenne sie bewusst <strong>Sachsenheim</strong>er<br />

Urzeln, denn der Brauch des Urzelnlaufs<br />

ist mittlerweile hier so fest verankert und<br />

wurde über Generationen weiter gegeben,<br />

dass er schon als Original gilt. Belegt wurde<br />

dies durch die Aufnahme der Urzelnzunft<br />

1987 in die Vereinigung Schwäbisch -<br />

Alemannischer Narrenzünfte auf die die<br />

Urzeln zu Recht sehr stolz sein können.<br />

Schon seit 1965 betreibt die Urzelnzunft<br />

<strong>Sachsenheim</strong> den Narrenbrauch des Urzelnlaufs.<br />

Hier, in der neuen Heimat <strong>Sachsenheim</strong>,<br />

wurden die Bräuche erhalten,<br />

gepflegt und weiter entwickelt. Und durch<br />

die Einbeziehung aller sechs Stadtteile bis<br />

hin ins Kirbachtal, ist die Tradition zu einer<br />

gesamtstädtischen geworden.<br />

Nach 1995 und 2001 richtet die Urzelnzunft<br />

nun im <strong>Januar</strong> <strong>2015</strong> bereits zum<br />

3. Mal ein großes <strong>Narrentreffen</strong> aus. Wir<br />

sind stolz auf diese überaus aktive und<br />

engagierte Zunft bei uns in der Stadt.<br />

Unser großer Dank gilt allen aktiven Urzeln<br />

im Vordergrund und den vielen Helferinnen<br />

und Helfern im Hintergrund, die sich<br />

für die ganze Bevölkerung und die Pflege<br />

des Brauchtums engagieren.<br />

Wir alle freuen uns auf dieses Landschaftstreffen<br />

Neckar-Alb am <strong>17.</strong> und <strong>18.</strong> <strong>Januar</strong><br />

<strong>2015</strong>! Und wir heißen alle Narren hier bei<br />

uns in <strong>Sachsenheim</strong> herzlich Willkommen!<br />

Herzliche Grüße<br />

Ihr<br />

Horst Fiedler<br />

Bürgermeister<br />

4


Grußwort<br />

Zunftmeister der<br />

Urzelnzunft <strong>Sachsenheim</strong><br />

Die Urzelnzunft <strong>Sachsenheim</strong> wird<br />

50 Jahre.1965 haben 13 Urzeln ihr<br />

aus Agnetheln mitgebrachtes Brauchtum<br />

wiederaufleben lassen. Sie sind durch<br />

die Straßen von Großsachsenheim getobt<br />

und haben verwunderte Bürger in der<br />

fasnetsunerfahrenen Stadt hinterlassen.<br />

Mit den Jahren wurde die Gruppe immer<br />

größer, der Kontakt Urzel zu Bewohner<br />

immer offener und heute hat der Urzel<br />

viele Freunde in <strong>Sachsenheim</strong>. Er ist zu<br />

einem festen Bestandteil der <strong>Sachsenheim</strong>er<br />

Stadtgeschichte geworden und<br />

trägt <strong>Sachsenheim</strong>, eingegliedert in die<br />

Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer<br />

Narrenzünfte, nach außen.<br />

Den Zunftverantwortlichen war es immer<br />

wichtig, dieses Jahrhunderte alte Brauchtum,<br />

das eine lange Reise hinter sich hat,<br />

zu beschützen. Es wurde in Siebenbürgen<br />

im Rahmen der Zunftbräuche gepflegt, ist<br />

nach dem Krieg nach <strong>Sachsenheim</strong> gekommen<br />

und hat dort eine neue Heimat<br />

gefunden.<br />

Die Begeisterung der Teilnehmer aus ganz<br />

Deutschland an den Urzelntagen zeigt,<br />

mit welchem Leben diese Zunft gefüllt ist.<br />

Sehr schön zu sehen ist auch, wie junge<br />

Neulinge von der Mischung aus Tradition,<br />

Zusammengehörigkeit, Schabernack und<br />

gemeinsam gesungenen Liedern eingenommen<br />

werden und dann aus voller<br />

Überzeugung sagen „Ich bin ein Urzel“.<br />

Nach 1995 und 2001 dürfen wir nun in<br />

unserem Jubiläumsjahr das Landschaftstreffen<br />

Neckar-Alb <strong>2015</strong> ausrichten. Das<br />

farbenfrohe Fest am <strong>17.</strong> und <strong>18.</strong> <strong>Januar</strong><br />

<strong>2015</strong> mit hochkarätigen Zünften wird<br />

unser Jubiläum 50 Jahre Urzelnzunft <strong>Sachsenheim</strong><br />

zu einem unvergesslichen Erlebnis<br />

machen.<br />

Ich wünsche allen Narren, Gästen und<br />

Zuschauern ein wunderbar närrisches<br />

Wochenende bei uns in <strong>Sachsenheim</strong>.<br />

Thomas Lutsch<br />

Zunftmeister Urzelnzunft <strong>Sachsenheim</strong><br />

5


Grußwort<br />

Landschaftsvertreter Neckar-Alb seit <strong>2015</strong><br />

Die Urzelnzunft <strong>Sachsenheim</strong> feiert<br />

dieses Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. In<br />

dieser Zeit haben sich die Urzeln der fastnächtlichen<br />

Brauchpflege am nördlichsten<br />

Rand der Vereinigung schwäbisch-alemannischer<br />

Narrenzünfte gewidmet. Inmitten<br />

närrischer Diaspora halten die Urzeln<br />

ihre Tradition hoch, die deutlich älter als<br />

das Bestehen der Zunft ist. Belege dafür<br />

reichen bis in das Jahr 1689 zurück. Die<br />

Geschichte der Urzelnzunft stellt innerhalb<br />

der Fasnetslandschaft Neckar-Alb, aber<br />

auch innerhalb der gesamten Vereinigung,<br />

eine Besonderheit dar. Nach dem zweiten<br />

Weltkrieg haben die Siebenbürger aus Agnetheln<br />

in Rumänien ihren Urzelnbrauch<br />

über 1.530 Kilometer weit in ihre neue<br />

Heimat mitgenommen.<br />

Die Fortführung wurde ab 1965 dann in<br />

die Hände der Urzelnzunft gelegt. Bereits<br />

1995 und 2001 erlebten wir außergewöhnlich<br />

schöne, närrische Tage in <strong>Sachsenheim</strong>.<br />

Heute freuen sich die Zünfte der<br />

Fasnetslandschaft Neckar-Alb wieder bei<br />

ihren Narrenfreunden den Urzeln zu Gast<br />

sein zu dürfen.<br />

sich sicherlich auf vergnügliche Stunden<br />

in <strong>Sachsenheim</strong> freuen. Ich bedanke mich<br />

bei Allen, welche zum Gelingen dieses außergewöhnlichen<br />

Wochenendes und den<br />

Rahmenveranstaltungen beitragen.<br />

Mit drei kräftigen Narri-Narro<br />

René Schatz<br />

Landschaftsvertreter Neckar-Alb<br />

Ich gratuliere der Zunft im Namen der<br />

Landschaft für das mit viel Herzblut geplante<br />

<strong>Narrentreffen</strong> verbunden mit den<br />

besten Wünschen für die Zukunft der<br />

Urzeln. Alle Narren und Besuchern dürfen<br />

6


Grußwort<br />

Ehemaliger Landschaftsvertreter<br />

der Fasnetlandschaft Neckar-Alb<br />

Unsere Narrenfreunde aus <strong>Sachsenheim</strong><br />

sind heuer Ausrichter des großen<br />

<strong>Narrentreffen</strong>s der Fasnetlandschaft<br />

Neckar-Alb, der nördlichsten Region der<br />

Vereinigung schwäbisch-alemannischer<br />

Narrenzünfte. Ein Wagnis und eine große<br />

Herausforderung für die ganze <strong>Sachsenheim</strong>er<br />

Bevölkerung.<br />

In <strong>Sachsenheim</strong> hat sich nach dem 2. Wel t-<br />

krieg das Zentrum der aus Agnetheln vertriebenen<br />

Siebenbürger Sachsen herausgebildet.<br />

Mit Ihren Jahrhunderte alten Fastnachtsbräuchen<br />

und der einmaligen Narrengestalt<br />

der Urzeln haben Sie <strong>Sachsenheim</strong><br />

erst zum traditionellen Narrenort gemacht.<br />

Der Urzelntag in <strong>Sachsenheim</strong> ist das<br />

zentrale Heimatfest dieser Bevölkerungsgruppe.<br />

Die Urzeln und ihre ganzen, von<br />

den Handwerkerzünften her geprägten<br />

Fastnachtsbräuche sind einmalig in unserer<br />

Fastnacht und haben in der Landschaft<br />

und der Vereinigung einen ganz hohen<br />

Stellenwert.<br />

Die Urzelnzunft <strong>Sachsenheim</strong> hat es in<br />

ihrer Geschichte und mit Ihren vielfältigen<br />

Aktivitäten stets verstanden die närrische<br />

Kultur der alten Heimat auch in <strong>Sachsenheim</strong><br />

zu bewahren und immer wieder<br />

hochzuhalten. Diese Zunft darf mit dem<br />

sehr alten, aber immer noch sehr lebendigem<br />

närrischen Brauchtum und dessen<br />

vielgestaltiger Ausdruckskraft daher mit<br />

Fug und Recht als ein Juwel der schwäbisch-alemannischen<br />

Fasnet bezeichnet<br />

werden.<br />

Wir, die Narren aus der Fasnetlandschaft<br />

Neckar-Alb, aus Bad Cannstatt, Haigerloch,<br />

Hechingen, Hirrlingen, Kiebingen,<br />

Obernheim, Rottenburg, Schömberg,<br />

Wehingen, Wellendingen und Wilflingen,<br />

freuen uns auf die Begegnung unter<br />

Narrenfreunden und das Zusammentreffen<br />

mit zahlreichen weiteren Zünften der<br />

Vereinigung schwäbisch-alemannischer<br />

Narrenzünfte.<br />

Die Narren aller Zünfte beim großen<br />

Narrenumzug werden dem Besucher ein<br />

abgerundetes Bild unserer vielfältigen<br />

Fasnet vermitteln. Dieses große närrische<br />

Treffen ist eine gute Gelegenheit sich im<br />

8


närrischen Miteinander zu bewähren und<br />

unsere gemeinsame närrische Idee machtvoll<br />

zu demonstrieren.<br />

Ich gratuliere den <strong>Sachsenheim</strong>er Narrenfreunden<br />

zur gelungenen Vorbereitung<br />

dieses <strong>Narrentreffen</strong>s auch im Namen aller<br />

Vereine der Landschaft auf das Herzlichste,<br />

verbunden mit den besten Wünschen für<br />

eine weiter erfolgreiche Zukunft. Allen<br />

Teilnehmern wünsche ich viel Freude, den<br />

Besuchern und Zuschauern ein nachhaltig<br />

närrisches Erlebnis und den Veranstaltern<br />

den gewünschten Erfolg. Den Verantwort-<br />

lichen dieser Zunft, an ihrer Spitze der<br />

bewährte Zunftmeister Thomas Lutsch,<br />

allen Helfern und der ganzen närrischen<br />

Festgemeinde gilt mein persönlicher, aufrichtiger<br />

Dank, höchste Anerkennung und<br />

Wertschätzung.<br />

Ich grüße Euch alle mit dem herzlich-närrischen<br />

Gruß aller Narren einem dreifach-kräftigen<br />

„Narri - Narro!“<br />

Peter Stiegler<br />

Ehemaliger Landschaftsvertreter<br />

Fasnetslandschaft Neckar-Alb bis 2014<br />

9


<strong>Sachsenheim</strong><br />

Die Stadt <strong>Sachsenheim</strong> - Großsachsenheim,<br />

Kleinsachsenheim, Hohenhaslach,<br />

Ochsenbach, Spielberg und Häfnerhaslach<br />

- 6 Richtige!<br />

<strong>Sachsenheim</strong> liegt zentral zwischen den<br />

großen Zentren Stuttgart, Heilbronn und<br />

Karlsruhe und verfügt über eine sehr gute<br />

Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr,<br />

der durch die Verlängerung<br />

der S-Bahn nach <strong>Sachsenheim</strong> noch weiter<br />

verbessert wird. Es lohnt sich hier zu leben.<br />

<strong>Sachsenheim</strong> steht für eine gesunde Mischung<br />

aus Moderne und Tradition, städtischem<br />

Flair und ländlicher Prägung.<br />

Sie finden hier gute Gastronomie, Ferienwohnungen,<br />

Weinbaubetriebe und<br />

Besenwirtschaften. Naturliebhaber und<br />

Wanderer werden sich sehr wohl fühlen.<br />

Herrliche Wälder, Streuobstwiesen, kleine<br />

Bäche und Seen, reizvolle Weinberge und<br />

hervorragend beschilderte Rad- und Wanderwege<br />

bieten einen hohen Erholungsund<br />

Freizeitwert. Ein großer Teil unseres<br />

Stadtgebietes liegt im Naturpark Stromberg-Heuchelberg.<br />

Ein umfassendes Dienstleistungsangebot,<br />

zahlreiche Einzelhandelsgeschäfte, der<br />

attraktive Gewerbepark Eichwald und eine<br />

aufstrebende Wirtschaft runden das<br />

Angebot ab.<br />

Familienfreundlichkeit wird in <strong>Sachsenheim</strong><br />

groß geschrieben. Das Betreuungsangebot<br />

für die Kleinen ist hervorragend,<br />

außerdem sind in <strong>Sachsenheim</strong> alle Schularten<br />

vertreten.<br />

Im Jugendhaus HOT sind die Jugendlichen<br />

in ihrer Freizeit gut aufgehoben. Das Angebot<br />

für Kinder und Jugendliche ist in<br />

Wasserschloss Großsachsenheim<br />

10


Wasserschloss Großsachsenheim<br />

<strong>Sachsenheim</strong> groß. Menschen mit Interesse<br />

an Kultur kommen im Stadtmuseum,<br />

im Kulturhaus und in der Stadtbibliothek<br />

auf ihre Kosten. Die Sport- und Freizeiteinrichtungen<br />

sind vielfältig. Neben einem<br />

sehr großen Vereinsangebot finden Sie<br />

einen hohen Erholungswert im Schlossfreibad,<br />

dem Hallenbad und der Sauna.<br />

Soziales und kirchliches Engagement sind<br />

in <strong>Sachsenheim</strong> vorbildlich, sowohl im<br />

Jugend- als auch im Seniorenbereich wird<br />

ein breites Spektrum geboten. Gerade<br />

auch die Vereine, aber auch die Schulen,<br />

Kirchen und viele sonstige ehrenamtlich<br />

Gruppen sorgen für zahlreiche Feste, Veranstaltungen<br />

und ein reges Freizeitangebot.<br />

Hieran beteiligen sich auch die vielen<br />

Siebenbürger, die in <strong>Sachsenheim</strong> eine<br />

„neue Heimat“ gefunden haben.<br />

In den 50er hatte die Firma Wohnbau<br />

Wonner ihnen seinerzeit den Weg geebnet,<br />

indem sie vielen Siebenbürgern in<br />

unserer Stadt Arbeit anbot. Die Qualität<br />

der Stadt machte schnell die Runde und<br />

es kamen immer mehr Menschen hierher.<br />

Mittlerweile leben die Siebenbürger bereits<br />

in den nachfolgenden Generationen<br />

hier und sie sind – mit ihren Traditionen<br />

– voll intergiert. Einer der lieb gewonnen<br />

Bräuche ist der Urzelnlauf, der jährlich in<br />

allen sechs Stadtteilen veranstaltet wird.<br />

Wir sind stolz und freuen uns, dass nun<br />

wieder das <strong>Narrentreffen</strong> Neckar-Alb nach<br />

<strong>Sachsenheim</strong> kommt!<br />

11


Urzelnlauf in<br />

<strong>Sachsenheim</strong><br />

Ein Jahrhunderte alter Brauch an neuem Ort<br />

von Karin Puger und Wulf Wager<br />

In der Frühe des Fasnetssamstags<br />

stürmen schwarze und zottelige Gesellen<br />

zum Vergnügen der Zuschauer,<br />

vermummt, laut peitschenknallend<br />

und kuhglockenscheppernd durch die<br />

Dörfer des Kirbachtals. Die Urzeln aus<br />

Agnetheln in Siebenbürgen brachten<br />

das Kunststück fertig, das über Jahrhunderte<br />

hinweg aller Narretei abholde<br />

<strong>Sachsenheim</strong> zur nördlichsten Bastion<br />

der schwäbisch-alemannischen Narrenzünfte<br />

zu machen.<br />

Dabei hatten die Urzeln ursprünglich<br />

nicht ausschließlich mit Fasnet oder Fasching,<br />

oder wie es auf Sächsisch heißt:<br />

Foosnicht oder Fuesendich, zu tun. Ihr<br />

ursprüngliches Zuhause ist Agnetheln, ein<br />

deutschsprachiger Marktflecken im rumänischen<br />

Siebenbürgen. Seit dem<br />

12. Jahrhundert leben dort die Siebenbürger<br />

Sachsen, die ursprünglich von<br />

der Mosel dorthin ausgewandert sind. In<br />

Agnetheln, aber auch im benachbarten<br />

Großschenk und Marpod wurden in den<br />

verschiedenen Handwerkerzünften traditionsgemäß<br />

am „Geschworenenmontag“,<br />

dem ersten Montag nach dem Dreikönigstag,<br />

die neuen Zunftmeister und Gesellenväter<br />

gewählt. Im Anschluss daran brachte<br />

man die Zunftlade, in der die wichtigsten<br />

Unterlagen der jeweiligen Handwerkszunft<br />

(Gesellen- und Meisterbriefe, Verträge etc.)<br />

aufbewahrt wurden, in einer großen „Parade“,<br />

einem Umzug, vom alten zum neuen<br />

Zunftmeister. Aufgabe der Urzeln war<br />

es, die Zunftlade beim „Ladenforttragen“<br />

zu beschützen. Die älteste Erwähnung des<br />

„Mummenschanz der Zünfte“ stammt aus<br />

dem Jahr 1689. Der Brauch des Ladenforttragens<br />

blieb auch nach dem Verbot der<br />

Zünfte 1872 bestehen.<br />

Den Urzeln gelang aus der Not heraus,<br />

was in der Brauchgeschichte Europas einmalig<br />

ist. Eine komplette Transformation<br />

eines Brauches über tausende von Kilometern<br />

hinweg. Nach <strong>Sachsenheim</strong> kam der<br />

Urzelnbrauch durch Agnethler Familien,<br />

die sich nach dem Krieg hier niedergelassen<br />

hatten. Die damals in <strong>Sachsenheim</strong><br />

ansässige Firma Wonner gab ausgewanderten<br />

Siebenbürgern die Möglichkeit in<br />

<strong>Sachsenheim</strong> Arbeit und somit auch ein<br />

neues Zuhause zu finden.<br />

1965 wagten sich die ersten 13 Urzeln auf<br />

die Straße, von der einheimischen Bevöl-<br />

12


Urzel in Agnetheln 1910<br />

13


Die Teilnehmer des ersten Urzellaufes in <strong>Sachsenheim</strong> 1965<br />

kerung noch argwöhnisch beäugt. Wie<br />

schon in Agnetheln üblich, besuchte man<br />

auch den evangelischen Pfarrer und sang<br />

ihm ein Ständchen. Doch auch dieser war<br />

zunächst sehr skeptisch angesichts der<br />

vermummten Gestalten. Erst als sie ihre<br />

Larven (Masken) abnahmen und er sah,<br />

dass es lauter gestandene Männer waren,<br />

war das Eis gebrochen.<br />

Heute ist der Urzelnlauf am Fastnachtssamstag<br />

ein fester Bestandteil des <strong>Sachsenheim</strong>er<br />

Gemeindelebens. Viele in<br />

ganz Deutschland lebende Agnethler und<br />

Nicht-Agnethler kommen zum Urzelnlauf<br />

nach <strong>Sachsenheim</strong>. Wiedersehen mit den<br />

ehemaligen Nachbarn und Verwandten,<br />

aber auch mit Bekannten und Freunden.<br />

Die Urzeln tragen ein Kostüm aus grober<br />

weißer Leinwand, auf das in dichten<br />

Reihen Lappen aus schwarzem Stoff aufgenäht<br />

sind. Die bemalte Maske besteht<br />

aus feinem Maschendraht und ist mit<br />

Pelz verbrämt. Den Hinterkopf verdeckt<br />

ein ebenfalls mit schwarzen Flecken<br />

besetztes Kopftuch, unter dem ein mit<br />

Schleifen geschmückter, langer Hanfzopf<br />

herauslugt. Unverzichtbar sind das große<br />

weiße Taschentuch, das links an der Brust<br />

angeheftet wird, weiße Handschuhe und<br />

schwarzes Schuhwerk. Darüber hinaus<br />

braucht jeder Urzel seine Lärmwerkzeuge:<br />

Kuhglocken, die „Korbatsche“ oder<br />

„Gaußel“ (Peitsche) und Ratschen. Für die<br />

14


Zum 25. Urzelnlauf haben sich die <strong>Sachsenheim</strong>er Narrenfreunde aus der Fasnetslandschaft eingeladen.<br />

– vor allem weiblichen – Zuschauer, die „in<br />

die Peitsche genommen“ wurden, ist die<br />

Quetsche interessant, in die mehrere süße<br />

Krapfen geklemmt werden, die die Urzeln<br />

als Dank für ein Tänzchen verteilen.<br />

Vom Urzelnkostüm könnte auch der Name<br />

„Urzeln“ hergeleitet sein. Zum einen werden<br />

in der sächsischen Mundart Stoffreste<br />

„Urzen“ genannt, zum anderen könnte<br />

das zottelige Gewand an einen Bären<br />

erinnern, rumänisch „ursul“. Ein dritter<br />

Erklärungsversuch setzt bei der Gestalt<br />

der Ursula an, einer mutigen Frau, die der<br />

Legende nach während der Belagerung<br />

Agnethelns die Kirchenburg verließ und<br />

in ihrer schauerlichen Verkleidung die<br />

Angreifer in die Flucht schlug. Mittlerweile<br />

kann man durch das feine Drahtgeflecht<br />

der Masken immer öfter reinstes Schwäbisch<br />

hören, die Urzeln sind im Kirbachtal<br />

heimisch geworden – auch ganz offiziell:<br />

Seit 1987 ist die <strong>Sachsenheim</strong>er Urzelnzunft<br />

Vollmitglied in der Vereinigung<br />

Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte<br />

und gehört zur Fasnetslandschaft Neckar-Alb.<br />

Nachwuchssorgen kennt man hier<br />

nicht, 250 Urzeln treffen sich alljährlich<br />

zum Urzelntag in <strong>Sachsenheim</strong>. In Agnetheln<br />

selbst fand dagegen 1990 die<br />

letzte Urzelnparade statt. Nach der großen<br />

Ausreisewelle 1989/90 leben nur noch<br />

wenige Siebenbürger Sachsen im Ort, und<br />

so ist der Urzelntag in <strong>Sachsenheim</strong> für<br />

15


Schneiderrösschen und<br />

Mummerl 1930<br />

um 1910<br />

Urzeln in München 1902 Interessant ist die<br />

Frau im Urzelrock (2. von rechts)<br />

16


Beim Ladenforttragen<br />

1889 in Agnetheln:<br />

Urzeln (noch mit<br />

Bergamaskerlarve),<br />

Hauptmann, Engelchen,<br />

Schusterzunft mit Krone<br />

und Zunftfahne<br />

Reifenschwinger mit zwei Reifen<br />

Vor der Kirchenburg von Agnetheln<br />

17


viele Agnethler zu einem Heimattreffen<br />

geworden. Bitter für die Agnethler Auswanderer:<br />

In der alten Heimat hat ein<br />

rumänischer Deutschlehrer den Brauch mit<br />

seinen Schülern aufgegriffen und übernommen.<br />

Auch dort gibt es mittlerweile<br />

seit 2006 wieder einen Urzelnlauf – allerdings<br />

ohne Siebenbürger Sachsen. Denn<br />

Das Reifenschwingen ist eine besondere Kunst<br />

von den einstmals über 200 000 Siebenbürger<br />

Sachsen leben gerade mal noch<br />

13 000 in der alten Heimat. 2010 waren<br />

rund 160 rumänische Urzeln am Urzelnlauf<br />

beteiligt, darunter nur etwa ein Dutzend<br />

Agnethler Sachsen. Obwohl die Organisatoren<br />

sich streng an den Brauch halten,<br />

bleibt ein wehmütiger Beigeschmack bei<br />

den Agnethlern. Der aktuelle rumänische<br />

Bürgermeister Agnethelns sieht das als<br />

„Andenken an die Siebenbürger Sachsen“.<br />

Doch zurück zur neuen Heimat des Urzelnbrauches.<br />

Seit der Gemeindereform, in der<br />

die Weindörfer im Kirbachtal, Häfnerhaslach,<br />

Ochsenbach, Spielberg und Hohenhaslach,<br />

mit Kleinsachsenheim und Großsachsenheim<br />

zu <strong>Sachsenheim</strong> verbunden<br />

wurden, starten die Urzeln am Morgen des<br />

Schneiderrösschen und Mummerl beim Tanz<br />

18


Urzeltages in Großsachsenheim und laufen<br />

dann durch alle Gemeinden. In einem der<br />

Stadtteile und in Großsachsenheim wird<br />

statt des einfachen Urzelnlaufs die große<br />

Parade veranstaltet. Peitschenschwingende<br />

Urzeln kündigen den Zug an, gefolgt<br />

von der Blaskapelle und – eingerahmt und<br />

beschützt von einer Gruppe Urzeln – den<br />

Traditionsfiguren: Der Paradehauptmann<br />

und die beiden „Engelchen“, zwei Kinder<br />

in weißem Hemd und schwarzer Hose,<br />

einem schwarzen Dreispitz auf dem Kopf<br />

und goldbestickten Fähnchen in der Hand,<br />

als Vertreter der Schusterzunft, dann Männer<br />

in der alten Agnethler Bürgertracht,<br />

die die kunstvoll holzgeschnitzte Zunftlade<br />

tragen. Dem folgen das Schneiderrösschen<br />

(det Reisken) mit dem Mummerl für die<br />

Schneiderzunft, für die Kürschner der Bär<br />

und sein Treiber sowie Urzeln, die die<br />

prächtige Kürschnerkrone tragen – ein großes<br />

Rad mit vier Füchsen geschmückt, die<br />

jeweils einen Marder im Maul haben. Und<br />

zuletzt kommen die Reifenschwinger aus<br />

der Fassbinder- und Küferzunft. Den Traditionsfiguren<br />

folgt mit Getöse der große<br />

Pulk der Urzeln, die mit den Zuschauern<br />

50 Kilogramm wiegt das Originalfell des Karpatenbäres,<br />

der die Kürschnerzunft vertritt.<br />

am Straßenrand manchen Schabernack<br />

treiben. Alles genau so, wie es schon in<br />

Agnetheln gehandhabt wurde.<br />

Vor der malerischen Kulisse des <strong>Sachsenheim</strong>er<br />

Schlosses werden die Urzeln vom<br />

Bürgermeister begrüßt und die Traditionsfiguren<br />

führen ihre alten Tänze auf. Das<br />

Mummerl lässt das Schneiderrösschen<br />

tanzen, der Treiber den Bären und zum<br />

Schluss beweisen die Reifenschwinger ihre<br />

hohe Kunst. Dann zieht die Parade weiter<br />

zur evangelischen Kirche, wo sie vom<br />

19


Ein Tänzchen mit einem Urzel ist eine Ehre.<br />

20


Pfarrer (manchmal im Urzelnkostüm) und<br />

mit launigen Versen empfangen werden.<br />

Zum Dank wird auch ihm ein Ständchen<br />

gebracht und noch einmal getanzt.<br />

Am Nachmittag sind die Urzeln in kleinen<br />

Gruppen (Parten) unterwegs und machen<br />

Hausbesuche, bei denen es lustig zugeht,<br />

wie der traditionelle Begrüßungsvers des<br />

Partenführers zeigt:<br />

Siebenbürgisch-Sächsisch/Agnethlerisch:<br />

„Mir wäintschen Gläck än diesem Hais.<br />

Mer draiwen mät Schallen uch Gaußel<br />

De Suarchen uch den Arjer ais.<br />

As Lauder uch Wätz kaun e jäider hiren,<br />

Dat mer ech besäcken,<br />

bewaist, dat mer ech ihren.“<br />

Hochdeutsch:<br />

„Wir wünschen Glück in diesem Haus,<br />

wir treiben mit Schellen und Peitsche die<br />

Sorgen und den Ärger aus.<br />

Unsere Lieder und Witze kann jeder hören.<br />

Dass wir euch besuchen beweist,<br />

dass wir euch ehren.“<br />

Der Urzeltag klingt am Abend mit dem<br />

großen öffentlichen Urzelnball aus.<br />

Schon bei einer Beschreibung des<br />

Urzellaufes aus dem Jahr 1882 heißt es:<br />

„De Urzeln platschen den Wängter aus“ –<br />

Die Urzeln knallen den Winter weg.<br />

Urzelnlauf durch <strong>Sachsenheim</strong><br />

21


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23


Programm<br />

Freitag,<br />

9.1.<strong>2015</strong>, 19:00Uhr<br />

Die Wurzeln unserer Fasnacht<br />

Bildervortrag von Wulf Wager<br />

im Kulturhaus, Eintritt frei<br />

Samstag,<br />

<strong>17.</strong>1.<strong>2015</strong>, 16:30 Uhr<br />

Brauchtumsvorführungen<br />

im Schloßhof mit anschließendem<br />

Umzug zum Narrendorf<br />

19:00Uhr<br />

Großer Brauchtumsabend in der<br />

Sporthalle anschließend Livemusik und<br />

Tanz mit den „Amazonas Express“ und<br />

Freinacht im Narrendorf<br />

Sonntag,<br />

<strong>18.</strong>1.<strong>2015</strong>, 09:00 Uhr<br />

Narrengottesdienst<br />

in der ev. Stadtkirche<br />

13:30 Uhr<br />

Großer Narrenumzug<br />

durch <strong>Sachsenheim</strong> mit anschließendem<br />

Ausklang im Narrendorf<br />

Umzugsreihenfolge<br />

1. Urzelnzunft <strong>Sachsenheim</strong><br />

2. Kübelesmarkt Bad Cannstatt<br />

3. Narrenzunft Haigerloch<br />

4. Althistorische Narrenzunft<br />

Narrhalla Hechingen<br />

5. Butzenzunft Hirrlingen<br />

6. Butzenzunft Kiebingen<br />

7. Hexenzunft Obernheim<br />

8. Narrenzunft Rottenburg<br />

9. Narrenzunft Wehingen<br />

10. Narrenzunft Wellendingen<br />

11. Narrenzunft Wilflingen<br />

12. Narrenzunft Vetter Guser Sigmaringen<br />

13. Bockzunft Stetten a.k.M.<br />

14. Narrenzunft Gole 1865 Riedlingen<br />

15. Trommgesellenzunft Munderkingen<br />

16. Katzenzunft Meßkirch<br />

<strong>17.</strong> Plätzlerzunft Altdorf-Weingarten 1348<br />

<strong>18.</strong> Narrenzunft Aulendorf<br />

19. Dorauszunft Saulgau 1355<br />

20. Narrenzunft AHA Weil der Stadt<br />

21. D´ Wefzga Guggenmusik Bietigheim<br />

Legende<br />

4<br />

5<br />

Parkplätze<br />

Parkplatz, wenn<br />

witterungsbedingt möglich<br />

Gaststätte „zum Bierfässle“<br />

Gaststätte „Hirsch“<br />

China Restaurant „Alles Gut“<br />

Schloßhof<br />

Brauchtumsvorführungen<br />

„Gemeindehaus-Café“ (nur Sonntag)<br />

Evang. Stadtkirche<br />

Narrengottesdienst<br />

Oberriexinger Straße Sa/So gesperrt.<br />

Von Hauptstraße bis Ecke-Kreisverkehr Aldi<br />

Bahnhof<br />

6 Kulturhaus Zunftmeisterempfang<br />

7 Massenquartier Narren<br />

8 Barzelt<br />

9 Massenquartier Urzeln<br />

10 Sporthalle Brauchtumsvorführung<br />

11<br />

Weinlaube<br />

Festbüro & Maskendepot<br />

24


Bahnhofstraße<br />

Aufstellung<br />

Hermann-Hesse-Straße<br />

Oberriexinger Straße<br />

Bahnhof<br />

Narrendorf<br />

Obere Straße<br />

Freibad<br />

4. Schloßhof<br />

Hauptstraße<br />

Kirchhofstraße<br />

Friedhof<br />

Kirchhofstraße<br />

Schloßgartenstraße<br />

Goethestraße<br />

L1110<br />

Mühlstraße<br />

Ludwigsburger Straße<br />

Ehrentribüne<br />

Lichtenstern-<br />

Gymnasium<br />

Heinrich-Heine-Straße<br />

Gesperrt<br />

11<br />

10<br />

9<br />

6<br />

7<br />

8<br />

Narrendorf<br />

Sonntag Abfahrt<br />

25


Kübelesmarkt<br />

Bad Cannstatt<br />

„Cannstatt, Kübler, Felbaköpf, Mucker<br />

send doch arme Tröpf!<br />

Narri – Narro – Ahoi!“<br />

Felbenkopf, Mond und Brunnengeist<br />

heißen die Masken der Cannstatter<br />

Kübler. Rund 250 Maskenträger zählt die<br />

Kübler-Zunft heute, deren wichtigste Figur<br />

der in den 1950er-Jahren geschaffene Felbenkopf<br />

ist. Er erinnert an eine Legende,<br />

die in der Zeit der pfälzischen Erbfolgekriege<br />

wurzelt. So soll Ende des <strong>17.</strong> Jahrhunderts<br />

ein Wachhabender die Cannstatter<br />

Bürgerwehr zum Ausrücken veranlasst haben,<br />

nachdem er am anderen Neckarufer<br />

ein paar baumlange Kerle entdeckt haben<br />

wollte. Gefährliche Eindringlinge in seinen<br />

Augen, die sich jedoch, als sich der Nebel<br />

gelichtet hatte, als Korbweiden entpuppten,<br />

als Felben, wie man im Dialekt sagt.<br />

Seitdem tragen die Einheimischen den<br />

Necknamen „Felbaköpf“.<br />

Auf ein anderes Stück Ortsgeschichte verweist<br />

der Mond, eine weitere Narrenfigur.<br />

So wollen in einer lauen Sommernacht<br />

ein paar Zecher auf ihrem Heimweg den<br />

Turm der Dorfkirche lichterloh brennen<br />

gesehen haben. Rasch alarmierten sie die<br />

Feuerwehr, die vom flammenden Inferno<br />

allerdings nichts bemerken konnte. Nur<br />

der Mond schien kräftig durch die bunten<br />

Kirchenfenster. Von da ab hatten die Cannstatter<br />

ihren zweiten Necknamen: „Mondlöscher“.<br />

1992 wurde eine hölzerne Maske<br />

daraus, eine mit zwei Gesichtern gar. Von<br />

vorne zeigt sie einen Vollmond, von der<br />

Seite einen Halbmond. Goldene Sterne<br />

zieren das blaue Leinenkleid des Mondes,<br />

der um die Schulter zwei bis sechs Schellenriemen<br />

trägt, in der Hand eine Narrenwurst,<br />

Pritsche oder Streckschere. Dazu<br />

eine rote Maskenhaube und das sogenannte<br />

Käpple mit den Fuchsschwänzen.<br />

Blickfang in Bad Cannstatt aber ist der<br />

Brunnengeist, eine Einzelfigur, die ein<br />

grünes Narrenkleid mit Schilf- und Fischapplikationen<br />

trägt. Seine eindrucksvolle, im<br />

barocken Stil geschnitzte Holzmaske ist<br />

von einer Perücke aus Hanf umgeben. Fast<br />

majestätisch trägt er seine Marotte, deren<br />

Spitze ein Fisch krönt. Der Brunnengeist<br />

soll an das größte Mineralwasservorkommen<br />

Westeuropas erinnern.<br />

26


Narrenzunft<br />

Haigerloch<br />

„Rutsch – na!“<br />

Zu den historischen Fastnachtsbräuchen,<br />

welche die Haigerlocher Zunft heute<br />

pflegt, gehört vor allem das Bräuteln,<br />

das erstmals 1860 durchgeführt wurde<br />

und bis heute in nahezu unveränderter<br />

Form abgehalten wird – alle vier Jahre<br />

fastnachtsmontags im Schaltjahr. Das<br />

Bräuteln gilt als Initiationsritus, als eine<br />

Art Aufnahmeprüfung in die örtliche<br />

Gemeinschaft. Dabei werden die Bräutelkandidaten,<br />

allesamt Männer, die zuletzt<br />

zugezogen sind, gebaut oder geheiratet<br />

haben, auf einer meterlangen und mit<br />

einem Sitzpolster versehenen Stange dreimal<br />

um den Marktbrunnen getragen und<br />

anschließend durch Eintauchen der linken<br />

Fußspitze ins Wasser in die Gemeinschaft<br />

der Haigerlocher Narren aufgenommen.<br />

Organisiert und durchgeführt wird der<br />

Brauch von der Bräutelgesellschaft, die<br />

aus ledigen jungen Männern besteht.<br />

Schwarze Kniebundhosen tragen sie gewöhnlich,<br />

Hosenträger, ein weißes Hemd<br />

mit roter Schleife sowie ein schwarzes<br />

Käppchen mit rotem Dach. Mit schwarzem<br />

Gehrock und Dreispitz ist der Ratsschreiber<br />

unterwegs, „der Polizei“ in blau-rot-weißer<br />

Uniform, der Clown im rot-weißen<br />

Narrenanzug und mit Spitzhut.<br />

närrischen Figuren in dem hohenzollerischen<br />

Städtchen. So sind die Narren stolz<br />

darauf, mit dem Bischöfle und dem Rottweiler<br />

mit die ältesten, noch vorhandenen<br />

Masken der schwäbisch-alemannischen<br />

Fastnacht zu besitzen. Sie stammen aus<br />

dem <strong>18.</strong> Jahrhundert.<br />

Haigerlochs Traditionsmaske aber ist der<br />

Butz. Es ist ein Sammelbegriff für fast alle<br />

27


Althistorische Narrenzunft<br />

Hechingen<br />

„Narri – Narro!“<br />

An eine lokale Sage erinnern zwei Ende<br />

der 1930er-Jahre geschaffenen, furchterregenden<br />

Maskengestalten, die Hechingen<br />

gern auf auswärtigen <strong>Narrentreffen</strong><br />

vorzeigt. Sie sollen den Betrachter ins<br />

graue Mittelalter versetzen, ins Zeitalter<br />

von Krieg, Hunger und Pest. So erzählt die<br />

Sage von einem Zauberer, der die Pest in<br />

ein Loch verbannt und anschließend mit<br />

einem Pfropfen verschlossen habe. Ein<br />

Bösewicht aber habe diesen entfernt und<br />

so die Pest erneut in die Stadt geholt.<br />

Dieses Pestmännle mit seinen vielen Beulen<br />

im Gesicht zieht heute zu Fastnacht<br />

durch Hechingen. An langen Ketten gehalten<br />

von den schwarzen Pestbutzen, die es<br />

seiner verdienten Strafe zuführen. Kurzen<br />

Prozess macht der Richter in Gestalt<br />

des Roten Butzen mit dem Unheilstifter.<br />

Zum Tod verurteilt stirbt das Pestmännle<br />

schließlich unter seinen Schwerthieben.<br />

Das alles führen die Hechinger gern im<br />

närrischen Spiel vor. Ein gruseliges Späßchen<br />

für Erwachsene, das auch Kinder gespannt<br />

verfolgen. Für sie freilich ist mehr<br />

der Auftritt des Schalksnarren gedacht, bei<br />

dem es weniger schauerlich zugeht. Der<br />

Narr soll an eine, allerdings nicht belegte<br />

Hofnarrentradition auf der Burg Hohenzollern<br />

verweisen. Heute jedenfalls ist er für<br />

Hechingens Narrentreiben ein Glücksfall,<br />

belebt er doch durch Tanz und Spiel die<br />

Straßenfastnacht. Sein ausgelassenes Wesen<br />

sowie sein Hang zu Scherz und Spaß<br />

haben ihn längst zum Publikumsliebling<br />

gemacht.<br />

Zur Weiberfastnacht kommen die Frauen<br />

als „Alte“ in schönen, aufwendigen und<br />

selbst geschneiderten Kostümen und<br />

Masken, die Männer am Rosenmontag<br />

in Lumpenkleidern, ausgerüstet mit viel,<br />

vor allem flüssigem Proviant und Musikinstrumenten.<br />

Ihre Lumpenmusik ist vom<br />

Feinsten und auch weit außerhalb des<br />

Städtchens geschätzt. Der Lumpenmontag<br />

ist das Pendant zum Altweibertag, an dem<br />

die Frauen unterwegs sind, um unter dem<br />

Schutz der Maske in der Männerwelt ihr<br />

Unwesen zu treiben, und zumindest einmal<br />

im Jahr aus der Rolle zu fallen.<br />

28


Butzenzunft<br />

Hirrlingen<br />

„Narri – Narro!“<br />

Butz heißt auch in Hirrlingen die wichtigste<br />

närrische Gestalt. Ein Narr wie<br />

aus dem Bilderbuch, den ein von einem<br />

Lederband gehaltenes Tannenzweiglein<br />

als Kopfputz von all den anderen Butzen in<br />

der schwäbisch-alemannischen Fastnacht<br />

abhebt. Seit dem <strong>18.</strong> Jahrhundert lässt sich<br />

die Traditionsmaske im Städtchen nachweisen.<br />

Früher fertigten die Narren ihre<br />

Larven selbst, heute werden sie von professionellen<br />

Maskenschnitzern hergestellt.<br />

als der Sonne verbunden ist. Schließlich<br />

ist es der Mondstand, der Jahr für Jahr das<br />

närrische Datum neu bestimmt. Aber auch<br />

tagsüber machen die Laternen Sinn, sind<br />

sie so doch ein Stück verkehrter Welt, welche<br />

die Narren traditionsgemäß vorführen.<br />

Um Butz und Bräuche zu erhalten, gründete<br />

sich 1962 die Butzenzunft Hirrlingen.<br />

Sie führte auch die Butzenzuttel ein, das<br />

weibliche Gegenstück zum Butz. Prägen<br />

den mit einer Peitsche ausgestatteten<br />

Butz meist herbe und kantige Züge, gibt<br />

sich die Butzenzuttel, die einen Schellenstab<br />

mit sich trägt, weich und glatt.<br />

Kein Wunder, dass unter dieser Maske vor<br />

allem Frauen und Mädchen stecken.<br />

Dritte im närrischen Bund Hirrlingens sind<br />

die Hexen, die in den 1950er-Jahren auftauchten<br />

– in weißen Kitteln mit Schultertüchern,<br />

karierten Röcken und Schürzen,<br />

Ringelsocken, handgeflochtenen Strohschuhen<br />

und natürlich ihren Hexenbesen.<br />

Manche tragen Laternen mit sich, verweisen<br />

so auf die Welt der Narren, die ideengeschichtlich<br />

betrachtet mehr dem Mond<br />

29


Butzenzunft<br />

Kiebingen<br />

„Narri – Narro!“<br />

Bis ins Jahr 1665, will man in Kiebingen<br />

wissen, lasse sich die Fastnacht hier<br />

zurückverfolgen. Als Beleg dient eine im<br />

Ortsarchiv aufbewahrte Gemeinderechnung.<br />

Wie auch immer: närrisch geben<br />

sich die Kiebinger noch heute gern. Vor<br />

allem als Teufel und Butz, wie die Traditionsmasken<br />

im Neckartal zwischen Tübingen<br />

und Rottenburg heißen.<br />

Nach dem letzten Weltkrieg wurden die<br />

alten, äußerst originellen Fastnachtsgewänder<br />

immer weniger getragen. Im Jahr<br />

1968 entschlossen sich ein paar engagierte<br />

Bürger zur Gründung der Butzenzunft<br />

Kiebingen, um das närrische Brauchtum,<br />

organisiert zu pflegen. Auch der Umgang<br />

der Masken von Haus zu Haus, das sogenannte<br />

„Maschgera“, gehört dazu, eine<br />

Tradition, die in Zeiten des Wohlstandes<br />

immer mehr zu schwinden drohte. Der<br />

abendliche Umgang ist ein närrisches Rollenspiel,<br />

bei dem die unmaskierten Hausbewohner<br />

ihre maskiert erscheinenden<br />

Gäste an Stimme und Verhalten erkennen<br />

müssen ein heiteres Personenraten, das<br />

im Erfolgsfall in einer feucht-fröhlichen<br />

Runde endet.<br />

Wie vielerorts sind auch in Kiebingen<br />

die Rekrutenjahrgänge noch heute die<br />

treibende närrische Kraft. So obliegt den<br />

19- und 20-Jährigen nicht nur alle zwei<br />

Jahre die Realisierung eines Eierlese-<br />

spieles am Ostermontag, sondern auch<br />

die Organisation eines närrischen Umzugs<br />

am Fastnachtsdienstag. Dabei dominieren<br />

zwei Maskengestalten, der Teufel und der<br />

Butz, zwei ideengeschichtlich miteinander<br />

verwandte Typen.<br />

30


Hexenzunft<br />

Obernheim<br />

„O-ho!“<br />

Schon am Ortseingang von Obernheim<br />

zeigt eine fünfteilige Figurengruppe das<br />

ganze Jahr über, wer an den närrischen<br />

Tagen in Obernheim den Ton angibt. Am<br />

„Hexeneck“ regieren Teufel und Hexen,<br />

eine diabolische Gemeinschaft, der sich<br />

viele hundert Obernheimer, organisiert in<br />

der Hexenzunft, verschrieben haben.<br />

Im höllisch schwarzen und flammend roten<br />

Gewand führt der Teufel die närrische<br />

Schar an, eine Einzelgestalt, die längst<br />

über die Grenzen des Dorfes Aufmerksamkeit<br />

gefunden hat. Der Teufel ist der Chef<br />

aller Hexen, ihr dämonisch grinsender<br />

Anführer.<br />

1938 schuf der damals populäre Elzacher<br />

Maskenschnitzer Fritz Disch eine neue<br />

Hexenmaske aus Holz, welche die Textillarven<br />

aus Vorhangstoffen ablöste. Damit<br />

hatte die Obernheimer Hexe ihre endgültige<br />

Gestalt gefunden. Heute sind bei der<br />

Narrenzunft mehr als 800 gestempelte,<br />

handgeschnitzte Masken registriert. Die<br />

Hexen unterschieden sich hauptsächlich<br />

durch ihre Schultertücher aus feinstem<br />

Leinenstoff. Dieses muss nach einem<br />

ungeschriebenen Gesetz jede Hexe mit<br />

Motiven aus der Fasnet oder der Gemeindegeschichte<br />

selbst besticken.<br />

Das Hexen hat in Obernheim lange Tradition.<br />

Das belegt auch die ortsübliche Redewendung<br />

„Ma goht ge Hexa“. Das hieß<br />

früher nichts anderes, als in alten, abgetragenen<br />

Klamotten, die man gewöhnlich<br />

auf dem Speicher oder im Schrank der<br />

Großmutter fand, durch die Nacht zu ziehen.<br />

Dabei verhüllte man das Gesicht mit<br />

einem Stück Vorhangstoff.<br />

31


Narrenzunft<br />

Rottenburg<br />

„Narri – Narro!“<br />

Dutzende von Hofdamen, Edelleute und<br />

Pagen, Fahnenschwenker und Jäger gaben<br />

ihr einst Geleit. Jahr für Jahr erwacht<br />

diese Entourage an Fastnacht in der alten<br />

Bischofsstadt am oberen Neckar zu neuem<br />

Leben, samt Hofnarr. „Halberdrein“ heißen<br />

sie ihn in Rottenburg, der am Abend des<br />

„Schmotzigen Daoschtigs“ feierlich die<br />

eigentliche Fastnacht ausruft.<br />

Schon am Dreikönigstag starten die<br />

Narren in Rottenburg ins närrische<br />

Jahr. Während draußen die Sternsinger<br />

umgehen, lädt die Zunft zum traditionellen<br />

Abstauben der Narrenkleider und zur<br />

Inthronisation der närrischen Schirmherrin.<br />

Gräfin Mechthild heißt sie, zu deren Hofstaat<br />

ihr Sohn, der württembergische Graf<br />

Eberhard im Bart, und ihre Hofmarschallin<br />

Gräfin Barbara gehören.<br />

Mechthild erinnert an das „Fräulein von<br />

Österreich“, eine legendäre Figur aus dem<br />

15. Jahrhundert. In zweiter Ehe mit einem<br />

Habsburger verheiratet und dadurch zur<br />

Erzherzogin befördert, hatte sie in Rottenburg,<br />

wie die Chronik erzählt, „große Höf<br />

und köstliche Vasnachten“ abgehalten.<br />

Rottenburgs Traditionsmasken sind meist<br />

noch keine hundert Jahre alt. So wurde<br />

der Ahland in den 1920er-Jahren nach<br />

dem Vorbild steinerner Schreckmasken am<br />

alten Rottenburger Schloss neu geschaffen,<br />

eine weiß gekleidete Teufelsfigur,<br />

deren Name an die mittelalterliche Bezeichnung<br />

des Teufels erinnern sollte.<br />

Während die Ahlande in Massen auftreten,<br />

sind die Hexen nur eine kleine Gruppe<br />

namentlich bezeichneter Einzelfiguren.<br />

Geschart um einen Oberteufel prägen<br />

sie den sogenannten Hexensabbat. Als<br />

Witzbolde und Possenreißer, denen fast<br />

immer der Schalk im Nacken sitzt, zeigen<br />

sich die Bogges im Clownskostüm. Ihr<br />

geistiges Vorbild ist der „Halberdrein“,<br />

Gräfin Mechthilds Hofnarr, der für Humor<br />

und Mutterwitz bekannt war. Das Pompele<br />

schließlich ist ein gutmütiger Klopfgeist,<br />

der auf heimische Sagen zurückgeht.<br />

32


Narrenzunft<br />

Wehingen<br />

„Narri – Narro!“<br />

Bereits im 13. Jahrhundert, so steht es<br />

in alten Urkunden, hatte die Fasnet<br />

in Wehingen im Zusammenhang mit der<br />

Abgabe von sogenannten Fastnachtshühnern<br />

Erwähnung gefunden. Zu den ältesten,<br />

heute noch erhaltenen närrischen<br />

Zeugnissen zählt ein Narrenkleid, das<br />

an der linken Hosennaht die Jahreszahl<br />

1863 trägt. Diesem Häs, das übrigens mit<br />

Flicken aus dem Stoff vermutlich noch<br />

älterer Narrenkleider ausgebessert wurde,<br />

sind die heutigen Narrenkleider nachempfunden.<br />

Hauptfigur in der Wehinger Fasnet ist der<br />

Narr, der ein mit Ölfarbe bemaltes weißes<br />

Leinenkleid trägt. Hinten ziert es ein<br />

Schreckgesicht, vorne ein Eichhörnchen<br />

und ein Wichtel. Die Ärmel des Kittels<br />

sind mit einer Maske und einem Einhorn<br />

bemalt. Die Hose zeigt auf der Rückseite<br />

einen Bauern und eine Bäuerin mit der<br />

Schlange als Symbol der Versuchung, eine<br />

Anspielung auf Adam und Eva, die als<br />

närrische Urmutter gilt. Auf der Hosenvorderseite<br />

sieht man einen Falkner und<br />

eine Dame mit einem Glück bringenden<br />

Schweinchen. Zum Narrenkleid tragen die<br />

Narren eine Glattlarve, an der ein fünfspitziges<br />

Haubentuch mit Fuchsschwänzen<br />

angebracht ist. Die Spitzen des Haubentuchs<br />

sind mit bunten Wollzotteln verziert.<br />

Und über die Schultern werden mehrere<br />

Lederriemen mit einem schweren Gschell<br />

getragen, dazu ein blau-weißer Stock mit<br />

einem Fuchsschwanz. Ebenfalls in Wehingen<br />

zu Hause ist das Harrasweible, das<br />

der Sage nach einst zwischen dem Ortsteil<br />

Harras und Obernheim seinen Schabernack<br />

getrieben haben soll.<br />

Fehlt noch der Pfuhs, einer Schreckmaske<br />

mit Stoßzähnen. Sein Narrenkleid aus<br />

grobem Sackleinen ist mit Fuchsschwänzen<br />

bedeckt. In der Hand trägt er einen<br />

großen Haselnussstecken, an dem mehrere<br />

getrocknete Schweinsblasen befestigt<br />

sind. Wie wild schlägt er damit um sich,<br />

sodass ihn die beiden Bauern, die ihn am<br />

Seil halten, kaum noch bändigen können.<br />

33


Narrenzunft<br />

Wellendingen<br />

„Narri – Narro!“<br />

Erste Hinweise auf Wellendingens Fastnacht<br />

finden sich in Gemeinderechnungen<br />

aus dem Jahre 1595, als vom Ortspfarrer<br />

am Aschermittwoch eine Weiberzeche<br />

auszurichten war und Wein an Bauern und<br />

Hofgesinde ausgeschenkt wurde.<br />

Blickfang und wohl einzigartig in der<br />

schwäbisch-alemannischen Fastnacht ist<br />

der Storch, der schon 1886 Erwähnung<br />

fand. Diese überlebensgroße Figur wird<br />

von einem kleinen Brautpaar geführt und<br />

von zwei kleinen Störchen rechts und links<br />

begleitet. Der Storch, bekannt als Symbol<br />

der Fruchtbarkeit, schnäbelt während der<br />

Umzüge an jungen, hübschen Frauen.<br />

Noch älter als der Storch ist vermutlich<br />

eine weitere Einzelfigur, der sogenannte<br />

Hexenreiter. Er ist nach der Mode des ausgehenden<br />

<strong>18.</strong> Jahrhunderts gekleidet und<br />

besteht aus einer Hexe, die einen Reiter<br />

auf dem Rücken trägt. Ähnliche Figuren,<br />

die eigentlich zwei in einer sind, finden<br />

sich häufig in der Fastnacht, vor allem im<br />

alpinen Raum. Jung und Alt sind in ihnen<br />

verkörpert, Mann und Frau – das ganze<br />

Leben, wenn man so will.<br />

Hauptfigur in Wellendingen aber ist der<br />

Schellnarr, dessen Häs dem Maskenkostüm<br />

nachgebildet ist, das die örtliche Herrschaft<br />

von Freyberg auf dem Schloss trug.<br />

Zur Ausstattung des Schellnarren gehört<br />

weiter eine freundlich dreinblickende<br />

Holzmaske, die mit Rosshaar gefasst und<br />

einem Mäntelchen umgeben ist, das die<br />

Schultern bedeckt. Krönung seines Häs’ ist<br />

ein wippendes Narrenhütchen samt Federbusch.<br />

Über die Schultern trägt der Schellnarr<br />

hängende, auf Brust und Rücken<br />

sich kreuzende Lederriemen mit großen<br />

Glocken. Am Handgelenk baumelt die mit<br />

Sägemehl gefüllte Narrenwurst, eine besonders<br />

erotische Form des Narrenstabes.<br />

34


Narrenzunft<br />

Wilflingen<br />

„Narri – Narro!“<br />

Nicht einmal tausend Einwohner zählt<br />

das kleine Dorf. Gut die Hälfte davon<br />

schlüpft beim großen Umzug am Rosenmontag<br />

ins Narrenkleid. Rund 320 Schellnarren<br />

und gut 200 Teufel verwandeln<br />

Wilflingen dann in einen Hexenkessel.<br />

Blickfang aber ist jedes Jahr der große<br />

Strohbär, der zu den schönsten seiner Art<br />

in Europa zählt. Für das Animalische in<br />

der Fastnacht stehe er, heißt es in Wellendingen,<br />

aber auch für den Winter, dessen<br />

Herrschaft mit den närrischen Tagen langsam<br />

zu Ende gehe. Am Fasnetsdienstag<br />

geht er um.<br />

Den Ton vor Aschermittwoch geben die<br />

Schellnarren an. Glatt und freundlich ist<br />

ihr Maskengesicht, zweiteilig ihr Fleckenkleid,<br />

das ein farblich passender<br />

Spitzhut ergänzt. Ein Häs, das fast südländische<br />

Erinnerungen weckt. Brauchkenner<br />

glauben deshalb auch, dass eine in einer<br />

Ortsbeschreibung einst erwähnte Familie<br />

de Baratti, dem Namen nach offensichtlich<br />

romanischer Herkunft, im <strong>18.</strong> Jahrhundert<br />

ähnliche Narrenkleider mit nach Wilflingen<br />

gebracht hat. Diese Vermutung<br />

nährt auch der um den Leib gebundene<br />

breite Schellengurt. Während in der Regel<br />

in Südwestdeutschland fast alle Gschelle<br />

über der Schulter getragen werden,<br />

schnallen sich die Narren in Tirol und der<br />

Innerschweiz ihre Glocken häufig um den<br />

Leib. Übrigens bezeichnen die Wilflinger<br />

stolz ihren Schellnarren als eine Figur von<br />

einzigartiger Schönheit, womit sie sicher<br />

richtig liegen.<br />

Durch Zufall, erzählt man sich im Dorf,<br />

seien die Wilflinger auch zu ihrer zweiten<br />

Maskenfigur gelangt, dem Teufel. Er<br />

nämlich sieht den Schellnarren ähnlich,<br />

was man damit erklärt, dass man bei<br />

seiner Schaffung einfach alte Larven des<br />

Schellnarren schwarz überstrichen und mit<br />

Hörnern versehen habe. Im Lumpenkleid<br />

und mit schwarzem Gesicht verkörpert er<br />

jedenfalls alle dunklen Mächte, das Böse,<br />

wenn man so will, dem die hellen Schellnarren<br />

den Kampf angesagt haben.<br />

35


Narrenzunft<br />

„Vetter Guser“ Sigmaringen<br />

„Nauf auf d’Stang!“<br />

Nauf auf d’ Stang“, heißt es an den<br />

Fasnachtstagen in Sigmaringen. Ein<br />

Spruch, der an den wichtigsten Brauch im<br />

Städtchen erinnert, das historische Bräuteln.<br />

Dabei werden ausgesuchte Bürger<br />

auf eine Stange gesetzt und dreimal um<br />

den Stadtbrunnen getragen: unter dem<br />

Beifall der Umstehenden, die wie immer<br />

zusehen, wenn die „Bräutlinge“ ihre Brezel,<br />

Würste, Orangen und andere Süßigkeiten<br />

unter das närrische Volk werfen. Dazu<br />

erklingt die Sigmaringer Nationalhymne<br />

„Freut Euch des Lebens“. Früher landeten<br />

die Bräutlinge hin und wieder im Marktbrunnen,<br />

tauchte man zumindest einen<br />

Fuß ins kalte Wasser. Heute erspart man<br />

den Geehrten – gewöhnlich zwei Dutzend<br />

jung vermählten Ehemännern, goldenen<br />

und silbernen Hochzeitern – diese Tortur.<br />

Traditionsmaske ist die Fledermaus. Sie<br />

stammt aus dem 19. Jahrhundert, als<br />

die Fastnacht noch reine Männersache<br />

war. Erst vor wenigen Jahren wurde nach<br />

historischen Vorbildern die Figur des<br />

Schlossnarro geschaffen. Dahinter verbirgt<br />

sich ein maskierter Narr, der Streckschere,<br />

Pritsche, Schweinsblase, Brezelstange oder<br />

Spiegel als närrische Insignien mit sich<br />

führt. Diese Attribute spielten zum Teil<br />

schon in der närrischen Welt des Spätmittelalters<br />

eine große Rolle.<br />

Die Hauptdarsteller aber sind in Sigmaringen<br />

die Bräutlingsgesellen, die allesamt<br />

ledig und in der Hohenzollernstadt zu<br />

Hause sein müssen.<br />

36


Bockzunft<br />

Stetten am kalten Markt<br />

„Bock Mäh!“<br />

Zentrale Figur der Stettener Fasnet und<br />

der Bockzunft ist der Bockstetter „Bock“.<br />

Diese Maske zählt zu den Tiermasken und<br />

ist den Weißnarren zuzuordnen. Die Bockmaske<br />

ist aus Lindenholz geschnitzt und<br />

mit originalen Widderhörnern versehen.<br />

Die Jacke und die Haube der Maske bestehen<br />

aus Lammfell. Das Beinkleid ist eine<br />

Drillichhose, die mit Szenen der Heuberglandschaft<br />

bemalt ist. Um den Hals trägt<br />

der Bock eine Glocke, mit der er seine<br />

Stimmung kundtun kann. Der Bock ist<br />

übrigens auch im Wappen der ehemaligen<br />

Herren von Stetten zu finden.<br />

unter den Narren verteilt. Die Marktfrauen<br />

backen am Schmotzige Dunnschtig<br />

auf dem Kalten Markt die traditionellen<br />

Fasnetsküchle in heißem Fett, die einen<br />

reißenden Absatz unter den Stettener<br />

Narren finden.<br />

Die Narreneltern heißen Johann Jakob<br />

Scheiffele und Hudl-Ann.<br />

Zur Bockherde gehört auch der unverlarvte<br />

Zunftschäfer dazu. Dieser trägt eine originale<br />

Heuberger Schäfertracht mit Schippe.<br />

Neben den Böcken der Bockzunft ist die<br />

große Gruppe der Marktfrauen, 23 an der<br />

Zahl, zu nennen. Die Bockstetter Marktfrau<br />

ist unverlarvt und stellt mit ihrem Häs die<br />

Stettener Bürgersfrau dar. Ihr Kostüm ist<br />

der Tracht dieser Bürgersfrau - mit weißer<br />

Leinenbluse, schwarzem Samtmieder, darüber<br />

einem Tschopen, einem Wiener-Schal<br />

und einem handbemalten grauen Leinenrock<br />

- nachempfunden. Die Marktfrau trägt<br />

einen geflochtenen Marktkorb mit sich,<br />

in dem sie Süßigkeiten, Fasnetsküchle<br />

und mancherlei andere Dinge hat, die sie<br />

37


Narrenzunft Gole<br />

Riedlingen<br />

„Gole“<br />

Die älteste Erwähnung einer Fasnet in<br />

Riedlingen stammt bereits aus dem<br />

Jahre 1505. Aus dem Jahre 1818 gibt es<br />

erste Belege für die Hauptfigur der Narrenzunft<br />

den „Gole“. Die Herkunft dieses<br />

Begriffes ist bis heute nicht eindeutig geklärt.<br />

Möglicherweise stammt er von dem<br />

Begriff „Jole“ oder „Joler, also „Schreier“<br />

ab. Er könnte aber auch im Bezug zum<br />

biblischen Riesen Goliath stehen. Die Narrenzunft<br />

Gole, wie sie sich in der heutigen<br />

Zeit präsentiert, wurde 1865 gegründet<br />

und zählt heute über 1350 Mitglieder.<br />

Riedlingen ist die Stadt der „Mohrenwäscher“.<br />

Als einst in Riedlingen ein Zirkus<br />

gastierte, war unter anderem auch ein<br />

Schwarzer, ein „Mohr“ also, bei der Truppe.<br />

Die Einwohner der Stadt, die bislang<br />

nie einen Schwarzen gesehen hatten,<br />

waren der Meinung, dass es sich hier um<br />

einen Weißen handeln müsste, der sich<br />

nicht gewaschen habe. Sie schleppten ihn<br />

zum Brunnen am Marktplatz und versuchten<br />

den Mohr weiß zu schrubben. Es nütze<br />

nichts - er blieb schwarz. Seitdem heißen<br />

die Riedlinger „Mohrenwäscher“ und als<br />

Symbol dafür wurde die Figur „Mohr“<br />

geschaffen.<br />

Die Kupfernäs und die Boppele sind weitere<br />

sehr beliebte Figuren der Riedlinger<br />

Fasnet.<br />

38


Trommgesellenzunft<br />

Munderkingen<br />

„Narro Hee“<br />

Historischer Höhepunkt der Munderkinger<br />

Fasnet ist der Brunnensprung. Jene feuchte<br />

Angelegenheit die am Fasnetssonntag<br />

und -dienstag aufgeführt wird. Dabei<br />

springen zwei junge Männer in den eiskalten<br />

Marktbrunnen. Zum Lohn dürfen sie<br />

alle Mädchen küssen.<br />

schwäbisch-alemannische Fasnetslandschaft,<br />

die 1956 auch Munderkingen erreichte.<br />

Im Gegensatz zu anderen Narrenzünften<br />

ist die Anzahl der Rathaushexen<br />

aber auf 12 begrenzt.<br />

Die historische Gruppe umfasst alle Figuren,<br />

die mit dem Ausgraben der Fasnet am<br />

„Glompigen Donnschtig“ und dem Brunnensprung<br />

zu tun haben. Das ist zunächst<br />

der Trommmeister, der Ritter, der Graf, der<br />

Herold und der Fürst, die von der Überlieferung<br />

her die Begründer und Gönner<br />

der Fasnet darstellen. Es sind desweiteren<br />

natürlich die beiden Brunnenspringer, die<br />

sich aus den 8 - 12 Paaren der Trommgesellen<br />

und Trommmaiden rekrutieren.<br />

Zum Brunnensprung gehören weiter der<br />

Obermaischer und vier Maischer, die beim<br />

Brunnensprung das Wasser in Bewegung<br />

setzen müssen. Der Stadtlöwe und der<br />

Fahnenträger ergänzen die Szenerie.<br />

Hauptfigur der Munderkinger Fasnet ist<br />

das Wusele. Das „Wusele“ ist ein längliches<br />

Brötchen aus Weissmehl, etwas kleiner<br />

und auch von etwas anderer Form als<br />

ein gewöhnliches Weckle. Ab etwa 1935<br />

schwappte ausgehend von Offenburg eine<br />

Welle der Hexenneuschaffungen durch die<br />

39


Katzenzunft<br />

Meßkirch<br />

„Hoorig, hoorig isch dia Katz... “<br />

Der Narrenbüttel mit seiner prächtigen<br />

Krause führt den Umug der Katzenzunft<br />

Meßkirch an. Dieselbe Krause trägt auch<br />

die Hauptfigur der Meßkircher Fasnet, die<br />

Katze. Bereits in der Zimmerschen Chronik<br />

des 16. Jahrhunderts wird von sogenannten<br />

„Spaikatzen“ = Spottkatzen berichtet.<br />

Die rund 150 Katzen tragen weite Pluderhosen<br />

mit aufgemalten Katzen und vor<br />

dem Bau ein echtes Katzenfell.<br />

Petter Letzkopf ist eine 1953 eingeführte<br />

Figur, die an den Hofnarren der Grafen<br />

von Zimmern erinnert. Das Hirling-Hansele<br />

entstand um das Jahr 1880. entworfen hat<br />

es eine Kostümverleiherin namens Hirling.<br />

Heute ist es ein beliebtes Kinderhäs.<br />

Die Fledermaus ist wohl das älteste Meßkircher<br />

Narrenhäs. Es ähnelt denen von<br />

Sigmaringen und Haigerloch. Narreneltern<br />

kompletieren den Figurenreigen.<br />

40


Plätzlerzunft<br />

Altdorf-Weingarten<br />

„Breisgau – Ofaloch!“<br />

Die Stadtfarben Rot und Weiß zieren<br />

den Plätzler, Weingartens dominierende<br />

Maskengestalt. Ihm auch ist der<br />

Narrenbrunnen gewidmet, um den sich<br />

die Narren Jahr für Jahr zur traditionellen<br />

Brunnenputzete scharen. Nacheinander<br />

schrubben die Vertreter der heimischen<br />

Maskengruppen dann die Steinfiguren ab.<br />

„Vorhang auf für die Weingartner Fasnet”<br />

heißt das, „Bühne frei” für einen großen<br />

Mummenschanz.<br />

Dominierende Fastnachtsfiguren in Weingarten,<br />

das bis 1865 Altdorf hieß, sind<br />

der rot-weiße, der weiße und der rote<br />

Plätzler. Diese Narren im Flickenkleid,<br />

waren schon unterwegs, als sich 1927 die<br />

Plätzlerzunft mit dem plakativen Zusatz<br />

„Altdorf-Weingarten“ gründete. Zu ihrer<br />

heutigen Gestalt aber fanden die Plätzler<br />

erst in den 1930er-Jahren, als man die<br />

bis dahin getragenen Drahtsiebmasken<br />

durch Holzlarven ersetzte. Diese Drahtsiebmasken<br />

tragen heute nur noch die<br />

Fasnetsbutzarössle, drei Pferdeattrappen,<br />

in denen jeweils ein Plätzler steckt. Zwei<br />

Treiber führen das zweibeinige Rössle an<br />

langen Lederriemen. Als Schimmel, Brauner<br />

und Rappen ist es unterwegs – und<br />

auch ein Kinderrössle gibt es mittlerweile.<br />

Jüngste Fastnachtsfigur ist der Schlössle-<br />

narr, Mitte der 1970er-Jahre entstanden. Er<br />

soll an einen Amtmann aus vorderösterreichischer<br />

Zeit erinnern, der kurz „Schlössle“<br />

genannt wurde. Sein Kostüm ähnelt dem<br />

eines Weißnarren, auch wenn sein mit<br />

dunkelgrünen Rauten und floralen Motiven<br />

besticktes Häs grün ist. Er trägt Gschell,<br />

Körbchen und eine freundliche Holzmaske,<br />

dazu einen Säbel.<br />

Eine andere Figur ist der Lauratalgeist, der<br />

1951 als Verkörperung einer um die Lauraburg<br />

geisternden Spukgestalt geschaffen<br />

wurde, aber erst in den 1970er-Jahren zu<br />

seiner heutigen Gestalt fand. Seitdem ist<br />

ein tränenüberströmtes Bleichgesicht sein<br />

Markenzeichen.<br />

41


Narrenzunft<br />

Aulendorf<br />

„Ha, ha, ha, jo was saischt au“<br />

Die Hauptfigur der Aulendorfer Fasnet ist<br />

die Eckhexe. Der Ursprung dieser Aulendorfer<br />

Originalmaske geht nicht auf die<br />

auch in Aulendorf nachgewiesenen Hexenprozesse<br />

zurück. Der Name hat Bezug auf<br />

die älteste Wohnstraße in Aulendorf, die<br />

Eckstraße. Die “Eckhexe” symbolisiert nicht<br />

die unglücklichen Opfer einer schrecklichen<br />

Justiz, sondern sie hat die Aufgabe,<br />

neben dem Winter auch allen Hass, alles<br />

Störende während der Fasnet (und möglichst<br />

auch darüber hinaus), hinwegzufegen.<br />

Mit tollen Sprüngen und unbändigem<br />

Übermut will sie die Einwohnerschaft<br />

ergötzen. Der Sinn der Aulendorfer “Eckhexe”<br />

kommt auch zum Ausdruck im Text<br />

der Maskenbeschwörung am Mittwoch<br />

vor dem Gumpigen Donnerstag, wenn der<br />

Burggraf die vom Banne befreiten Hexen<br />

auffordert “Fegt wie die Windsbraut durch<br />

die Lüfte,…Fegt weg den kalten Winter,<br />

fegt weg all trüben Sinn …”!<br />

Nach dem Ende des letzten Krieges, als<br />

wieder etwas Lebensfreude aufkam und<br />

Hoffnung auf eine bessere Zukunft keimte<br />

entstanden in Aulendorf die beiden Fasnetsfiguren<br />

“Fetzle” und “Schnörkele”.<br />

Die “Rätsch” ist ein spitzzüngiges Weib,<br />

das jahraus jahrein bekannte und geheime<br />

Begebenheiten sammelt, in ihrem Buch<br />

notiert und an Fasnet austratscht. Eine<br />

großartige Hilfe dabei ist ihr Begleiter, der<br />

“Tschore”.<br />

42


Dorauszunft<br />

Saulgau<br />

„Doraus - det naus<br />

- bei d`r alte Linde<br />

naus ! “<br />

Man schrieb das Jahr 1355, als der heutige<br />

„Dorausbrauch“ zum ersten Mal in der<br />

Chronik der Stadt erwähnt wurde. In ganz<br />

Europa wütete nämlich die Beulen-Pest,<br />

der „schwarze Tod“ genannt. Auch<br />

Saulgau und ganz Oberschwaben wurden<br />

nicht verschont. Da zur Krankheit auch<br />

noch die Hungersnot kam, gingen angesehene<br />

Bürger der Stadt durch die Gassen<br />

und in die Nachbardörfer, um für Bedürftige<br />

und Kranke Brot und Lebensmittel zu<br />

erbetteln. Um nicht erkannt zu werden,<br />

gingen sie mit Sackleinen vermummt und<br />

ließen sich, da sie eine Ansteckung vermeiden<br />

wollten, die Gaben in „Körben an<br />

langen Stangen“ reichen. Darauf bezieht<br />

sich die Figur der Doraus-Schreiers.<br />

Weitere Figuren der Sulgemer Fasnet<br />

sind der elegante Pelzteufel mit seinem<br />

mit zahlreichen Fuchsfellen geziertem<br />

Umhang. Zennen machen bedeutet im<br />

schwäbisch-alemannischen Sprachgebrauch<br />

soviel wie lustige Grimassen<br />

schneiden und das Gesicht zur Fratze<br />

verziehen. Der historische Ursprung des<br />

Zennenmachers liegt im Saulgauer Heimatfest<br />

dem Bächtlefest. Grundgedanke<br />

des Blumennärrle war, das Wiedererwachen<br />

des Frühlings in Form und Ausdruck<br />

der Maske und des Häses darzustellen.<br />

Das Blumennärrle gehört in die klassische<br />

Kategorie der Weißnarren und in die der<br />

Glattlarven. Das Spitzmäule ist als reine<br />

Frauenfigur gedacht, dessen Jacke auf<br />

Taille geschnitten ist. Sie verkörpert die<br />

Jugend, den Frühling und die Sehnsucht,<br />

den nahenden Ausweg aus der kalten,<br />

dunklen Winterszeit, welches den Mund<br />

zum Kuss spitzt, sei es, um dem Winter<br />

mit Handkuss endgültig „Lebe wohl“ zu<br />

sagen, oder um dem nahenden Frühling<br />

einen zarten Kuss entgegenzuschicken.<br />

Die Saulgauer Riedhutzel schließlich ist<br />

eine besondere Ausprägung der in Oberschwaben<br />

weit verbreiteten Fasnachtshexen,<br />

sie ist zahlenmäßig die größte<br />

Narrengruppe. Sie erinnert an die Hexenprozesse<br />

in der Stadt.<br />

43


Narrenzunft<br />

Weil der Stadt<br />

„Aha“<br />

Stets geht der Büttel dem Zug voran und<br />

kündigt den Festzug an. Er trägt einen<br />

schwarzen Anzug mit rotem Brusteinsatz<br />

und einem Gürtel mit großer Schnalle,<br />

ähnlich einer alten Feuerwehr-Uniform. Ein<br />

goldglänzender Helm und eine übergroße<br />

Glocke vervollständigen sein Aussehen.<br />

Der Herold trägt das große holzgeschnitzte<br />

Zunftwappen. Seine Landsknechtuniform<br />

ist ebenfalls in den drei Weil der Städter<br />

Farben gehalten, schwarz-gold-rot. Er<br />

marschiert bei Umzügen und beim Einzug<br />

zu den Fasnetsveranstaltungen direkt<br />

hinter dem Büttel. Diese Frauengruppe der<br />

Spicklingsweiber entstand aus der Idee,<br />

alte Weiler Trachten in die Fasnet einzubeziehen.<br />

Ihren Namen erhielt die Gruppe<br />

durch den Spickling, einem typischen<br />

Weil der Städter Apfel- oder Zwetschgenkuchen,<br />

nach alten Rezepten in runder<br />

Form gebacken, mit in Most getränkten<br />

Brotstreuseln. Zuschauer am Umzugsweg<br />

können sich glücklich schätzen, davon eine<br />

Kostprobezu ergattern. Die Gewänder sind<br />

nach alten Vorlagen gefertigt.<br />

Die Weilemer Zigeuner gelten als eine<br />

der ältesten Gruppen der Narrenzunft<br />

AHA. Fest steht aber, dass bei den Marktplatz-Festspielen<br />

um 1900 die Zigeunergruppe<br />

mitgewirkt hat. Fünfzig Aktive<br />

jeden Alters, eingeteilt in verschiedene<br />

Sippen, bilden die Zigeunerfamilie. Kleidung<br />

und mitgeführte Utensilien identifizieren<br />

sie als Korbflechter, Siebmacher,<br />

Kesselschmied, Pferdehändler, Schausteller,<br />

Tänzer, Wahrsager oder auch Hausierer. Zu<br />

den Zigeunern gehörte ursprünglich ein<br />

Bär. Der machte sich aber als eigenständige<br />

Gruppe der Weilemer Bären selbstständig.<br />

Seit 1957 gibt es auch in Weil der<br />

Stadt Hexen. Die Schlehengeister Knüpfen<br />

an die Tradition der Weißnarren an. Die<br />

Steckentäler beziehen sich auf im Steckental<br />

hausende Waldmenschen. Demzufolge<br />

besteht sein Häs aus 600-800, in Form und<br />

Farbe unterschiedlichen Blättern. Diese<br />

werden von jedem Mitglied in vier waldtypischen<br />

Farben in Handarbeit hergestellt.<br />

Schellenteufel und Schelme vervollständigen<br />

das Weil der Städter Maskenaufgebot.<br />

44


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6585132-1 | Mandant=005 | Ausgabe 1600 | Rubrik 139 | ET=24.11.2014| V=0005<br />

, zuletzt geändert 21.11.2014, 08:28:45 von C.MUELLER, erstellt 20.11.2014, 10:20:27 von C.MUELLER<br />

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