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Der Wattenscheider - Heimat- und Bürgerverein Wattenscheid

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<strong>Wattenscheid</strong> nicht vom Kirchort Bochum »abgepfarrt« wurde, wie es in früheren<br />

KartendarsteIlungen gezeigt wird. Hier werden sicherlich auch Zusammenhänge deutlich, die<br />

sich aus einer neueren Diskussion um die Bezeichnung »Urpfarrei« ergeben. Dieser Begriff soll<br />

erst im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert entstanden sein. Auch ist im Verhältnis der kirchlichen Gründung zwischen<br />

Bochum <strong>und</strong> <strong>Wattenscheid</strong> gewiss zu beachten, dass sich die frühe Missionierung <strong>und</strong> die<br />

Aus breitung des Christentums von Westen nach Osten hin vollzog. Kenntnisreich <strong>und</strong> ausführlich<br />

wird im Kapitel 12 des Buches die »Vorgeschichte <strong>und</strong> Begründung des Bistums Essen<br />

1958« beschrieben. Bedeutsam ist hierbei ja besonders, dass schon vor dem Zweiten Weltkrieg<br />

(1939 – 1945) die Errichtung eines Bistums für das rheinisch-westfälische Industriegebiet<br />

geplant <strong>und</strong> dass dies dann nach der großen Katastrophe <strong>und</strong> dem Wiederaufbau <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>ung des Ruhrgebiets gelang <strong>und</strong> nach langen Verhandlungen 1958 endgültig erfolgen<br />

konnte. In diesem Zusammenhang wird mehrfach auf den späteren Papst Pius XII., 1876 –<br />

1958, ein Fre<strong>und</strong> des deutschen Volkes <strong>und</strong> der deutschen Sprache, hingewiesen, der schon als<br />

Apostolischer Nuntius in Preußen <strong>und</strong> beim Deutschen Reich um 1920 die Gründung eines<br />

Bistums an Ruhr <strong>und</strong> Niederrhein angeregt hatte.<br />

Für die endgültige Gründung des Ruhr-Bistums Essen waren dann die Verhandlungen zwischen<br />

den drei »Mutter bistümern« Köln, Münster <strong>und</strong> Paderborn entscheidend. Drei Pläne werden<br />

im Buch wiedergegeben, nach denen entsprechende Städte <strong>und</strong> Kreise für das neue Bistum<br />

vorgesehen waren, Seiten 179 bis 190. Für unsere heimatgeschichtliche Betrachung ist es<br />

bemerkenswert, dass in allen drei Plänen vom Erzbistum Pader born die Stadt Watten scheid mit<br />

Gelsenkirchen <strong>und</strong> einigen anderen Orten zum Bistum Essen gehören sollten, nicht aber die<br />

Stadt Bochum. Erst in langen Nachverhandlungen zwischen dem Päpstlichen Nuntius, dem<br />

Land Nordrhein-Westfalen <strong>und</strong> den drei (Erz)-Bistümern wurde auch die Hinzunahme<br />

Bochums erreicht. Man stelle sich vor, was die Verwirklichung der ersten Bistumsgründungs -<br />

pläne im Zusammen hang mit der kommunalen Zusammenlegung der beiden Städte Bochum<br />

<strong>und</strong> <strong>Wattenscheid</strong> bedeutet hätte!<br />

Einiges mehr aus dem an Text <strong>und</strong> Abbildungen anschaulich ausgestatteten Buch »Das Bistum<br />

Essen« ließe sich noch aufführen, was die Geschichte des Ruhrgebiets <strong>und</strong> besonders<br />

<strong>Wattenscheid</strong>s betrifft. Auch die Behandlung der neuesten Entwicklung mit zum Teil einschneidenden<br />

Veränderungen – Kirchen-, Kindergärten- <strong>und</strong> Gemeindeschließungen! –, die auch<br />

<strong>Wattenscheid</strong> schmerzlich betreffen werden, nimmt im Buch breiten Raum ein. Neben den<br />

unbedingt angebrachten Korrekturen, Richtigstellungen <strong>und</strong> Ergänzungen ist der Wunsch bei<br />

einer möglichen Neuauflage, dass von <strong>Wattenscheid</strong> auch einige erläuternde Abbildungen in die<br />

»Illustrierte Kirchengeschichte« aufgenommen werden. Darstellungen des wohl frühesten<br />

Taufsteins des Ruhrbistums – sicherlich einer der ältesten Deutschlands – in der Propstei kirche<br />

Sankt Gertrud von Brabant <strong>und</strong> der neuen Taufstätte nach frühchristlichen Vorbildern in der<br />

Pfarrkirche Sankt Maria Magdalena in <strong>Wattenscheid</strong>-Höntrop wären sicherlich eine<br />

Bereicherung der Bildauswahl. Ebenfalls gehörte dazu ein Hinweis auf die schon über 50 Jahre<br />

bestehende europäische Friedens-Pfarrpartnerschaft zwischen <strong>Wattenscheid</strong> <strong>und</strong> dem belgischen<br />

Nivelles unter dem Patronat der heiligen Gertrud von Brabant. Das gilt in ähnlicher<br />

Weise für die langährigen <strong>und</strong> vorbildlichen deutsch-französischen Beziehungen zwischen der<br />

Pfarrgemeinde Sankt Elisabeth in Duisburg-Duissern <strong>und</strong> der Sankt Marsus-Pfarrei in Auxerre.<br />

(Vergleiche dazu im Buch auch die Seite 32: Sankt Altfrid <strong>und</strong> seine Beziehungen zu Sankt<br />

Marsus im dortigen ehemaligen Kloster des heiligen Germanus, Sankt Germain.<br />

Da Geschichte aber zunächst <strong>und</strong> zutiefst immer Leben <strong>und</strong> Wirken von Menschen darstellt,<br />

soll hier abschließend eine Persönlichkeit erwähnt werden, die im besprochenen Buch mehrfach<br />

genannt wird, besonders auf den Seiten 2, 4, 152 <strong>und</strong> 164. Es ist der in <strong>Wattenscheid</strong><br />

16<br />

geborene <strong>und</strong> aufgewachsene Architekt <strong>und</strong> Baumeister Josef Franke, 1876 – 1944. Er hat in<br />

seiner <strong>Heimat</strong>stadt <strong>und</strong> im weiteren Ruhrgebiet bei der Errichtung von bis heute erhaltenen<br />

Wohn häusern <strong>und</strong> vor allem Kirchen maßgeblich mitgewirkt (Vergleiche auch: »<strong>Der</strong> Watten -<br />

scheider«, Heft 3, November 1999, Seite 14). Bedeutsam war <strong>und</strong> ist hier, dass Josef Franke die<br />

auch in der volksliturgischen Erneuerung der Pfarreien praktizierten Gedanken zur<br />

»Christozentrischen Kirchenkunst« aufgriff <strong>und</strong> in seiner Architektur beispielhaft verwirklichte.<br />

Auch die Tochter von Josef Franke, Margarete, war als angesehene Künstlerin bei der vielfältigen<br />

Ausgestaltung von Kirchen aktiv tätig, so in der Propsteikirche Sankt Gertrud von Brabant.<br />

Ansehnliche Wohnhäuser nach Josef Frankes Entwürfen sind in der Parkstraße am Watten -<br />

scheider Stadtgarten <strong>und</strong> auch in Günnigfeld zu sehen.<br />

Bedeutende <strong><strong>Wattenscheid</strong>er</strong> Sakral bauten von ihm sind die Pfarrkirchen Heiligstes Herz Jesu in<br />

Sevinghausen, 1908, Heiligstes Herz Mariä in Günnigfeld, 1911 <strong>und</strong> Sankt Johannes der Täufer<br />

in Leithe, 1913. Das ebenfalls von Josef Franke erbaute ansehnliche, architektonisch gelungene<br />

katholische Pfarr haus in Leithe musste wegen erheblicher Bergschäden nach dem 2. Weltkrieg<br />

einem Neubau weichen. Zu den <strong><strong>Wattenscheid</strong>er</strong> Kirchenbauten ist auch zu beachten: Rüdiger<br />

Jordan <strong>und</strong> Ulrich Büchold, Sakrale Baukunst in Bochum, Herausgeberin Christel Darmstadt,<br />

Bochum 2003, Seiten 148 bis 183.<br />

Das wohl bedeutendste »moderne« religiöse Bauwerk von Josef Franke ist die »Heilig Kreuz-<br />

Kirche« in Gelsenkirchen-Ückendorf (vergleiche die Seiten 2, 4 <strong>und</strong> 164). Diese Kirche dient<br />

jetzt auch als Raum für sehenswerte Dauerausstellungen zu religiösen <strong>und</strong> kultur geschichtlichen<br />

Themen. Da der gesamte Gelsenkirchener Stadtteil Ückendorf früher zum großen Kirchspiel<br />

Sankt Gertrud in <strong>Wattenscheid</strong> gehörte, spannt sich mit der abschließenden Erwähnung der<br />

»Heilig Kreuz-Kirche« der Bogen über den weiten Bereich der Kirchengeschichte des<br />

Ruhrgebiets, an der <strong>Wattenscheid</strong> einen bedeutenden Anteil hat.<br />

<strong>Wattenscheid</strong>, Mai 2008<br />

»Alte Bekannte« wieder zu haben:<br />

Restbestände an HBV-Büchern wieder verfügbar<br />

<strong>Der</strong> HBV ist erfreut, von längst ausverkauften HBV-Büchern, die sich nach wie vor großer<br />

Beliebt heit erfreuen, noch einige Restexemplare zum Verkauf anbieten zu können.<br />

Dazu gehören:<br />

»Die Illustrierte Stadtgeschichte«<br />

aus der Feder des HBV-Ehrenvorsitzenden Franz-Werner Bröker, die vor einigen Jahren digitalisiert<br />

wurde <strong>und</strong> dann als Reprint in Schwarz-Weiß-Druck erschienen ist. Das Werk ist auch<br />

heute noch die Standardausgabe für jeden an der <strong><strong>Wattenscheid</strong>er</strong> Stadtgeschichte Inte ressier -<br />

ten <strong>und</strong> wird 15,00 € kosten.<br />

»Kohle <strong>und</strong> Stahl bestimmten ihr Leben«,<br />

das Gemeinschaftswerk von Walter Gantenberg, Dr. Rolf Köhling <strong>und</strong> Wilhelm Spieker<br />

beleuchtet die Geschichte des frühen Bergbaus in Höntrop <strong>und</strong> Eppendorf. Ganz wenige<br />

Exemplare sind noch zu einem Preis von 15,00 € zu haben.<br />

»Glocken der <strong><strong>Wattenscheid</strong>er</strong> Kirchen <strong>und</strong> Kapellen«,<br />

eine Gemeinschaftsarbeit von Kläre Kupitz, Maria Wilmes, Christoph Gerz, André Weinhold,<br />

ist ebenfalls wieder zu haben. Preis 9,00 €.<br />

Alle Bücher sind in den Dienstagssprechst<strong>und</strong>en des Vereins in der Zeit von 16.00 – 17.30 Uhr<br />

in der HBV-Geschäftsstelle, An der Papenburg 30a (Zufahrt über Berliner Straße) zu erwerben.<br />

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