Der Wattenscheider - Heimat- und Bürgerverein Wattenscheid
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Kirchengeschichte des Ruhrgebiets<br />
<strong>Wattenscheid</strong> hat sie vielfältig mitgestaltet<br />
Ein Buchbericht von Prälat Paul Neumann<br />
Am 1. Januar 2008 gedachten die Menschen im<br />
Ruhrgebiet <strong>und</strong> darüber hinaus der Gründung des<br />
Ruhrbistums Essen vor 50 Jahren. Mit einer festlichen<br />
Eucharistiefeier als Pontifikalamt in der<br />
Essener Münsterkiche – dem Bischofsdom des<br />
Ruhr bistums – <strong>und</strong> weiteren Gedenkfeiern im<br />
Laufe des gesamten Jubi läums jahres wurde <strong>und</strong><br />
wird an ein halbes Jahrh<strong>und</strong>ert bedeutsamer <strong>und</strong><br />
prägender Kirchengeschichte im Ruhrgebiet erinnert<br />
<strong>und</strong> auf Zukunft hin wegweisend dargestellt.<br />
Ein eigenes Schreiben von Papst Benedikt<br />
XVI., verlesen durch den Aposto lischen<br />
Nuntius in Deutschland, Erzbischof Dr. Jean-<br />
Claude Périsset, einleitende Begrüßungs worte von<br />
Ruhrbischof Dr. Felix Genn <strong>und</strong> die ermutigende Festpredigt des<br />
Metro politan-Erzbischofs von Köln, Joachim Kardinal Meisner, zu diesem<br />
Ereignis <strong>und</strong> die Teilnahme des Essener Super intendenten Helmut<br />
Keul in der Gemeinschaft der Geist lichkeit gaben <strong>und</strong> geben dem<br />
Bistumsjubiläum eine Bedeutung, die über den eigentlichen Anlass<br />
hinausweist. Rechtzeitig zu diesem Jubiläum ist jetzt ein Buch erschienen,<br />
das Vergangenheit <strong>und</strong> Gegen wart des Ruhrbistums ausführlich<br />
<strong>und</strong> reich bebildert darstellt <strong>und</strong> auch Ausblicke auf die Zukunft gibt:<br />
Wilhelm Damberg <strong>und</strong> Johannes Meier<br />
Das Bistum Essen 1958 - 2008 –<br />
Eine illustrierte Kirchengeschichte der Region von den Anfängen<br />
des Christentums bis zur Gegenwart,<br />
unter Mitarbeit von Verena Schmidt,<br />
Aschendorff-Verlag Münster 2008, 287 Seiten, 24,80 €.<br />
Ausdrücklich heißt es im Titel dieses Buches, dass die ganze »Region« berücksichtigt wird <strong>und</strong><br />
dass dies für das »Christentum von seinen Anfängen bis zur Gegenwart« geschieht. Hier wird<br />
auch die ökumenische Betrachtungsweise des Buches deutlich, was sich in vielen<br />
Einzeldarstellungen in Wort <strong>und</strong> Bild zeigt. Nun ist es sicherlich für den Leser von Bedeutung,<br />
wenn er in dieser universalen <strong>und</strong> auch konfessionsübergreifenden Darstellungs weise lokale<br />
Bezüge findet. Denn gerade die örtliche Geschichte <strong>und</strong> darin auch die Kirchen- <strong>und</strong> Religions -<br />
geschichte machen mit dem eigenen Lebensraum vertraut <strong>und</strong> sind lebendige <strong>Heimat</strong> -<br />
geschichte. Sie wird ja zuerst <strong>und</strong> vielfach aktiv von vielen Einzelnen <strong>und</strong> aktiven<br />
Gemeinschaften, Vereinen <strong>und</strong> unterschiedlichen Gruppierungen mitgestaltet. <strong>Heimat</strong>-,<br />
Bürger- <strong>und</strong> Geschichtsvereine in fast allen Orten unseres Landes <strong>und</strong> darüber hinaus haben<br />
hier ihr stets forderndes <strong>und</strong> fruchtbares Betätigungsfeld.<br />
So finden sich in dem neuesten Buch über das nun 50jährige Bistum Essen für den Watten -<br />
scheider Leser viele Ausführungen <strong>und</strong> Hinweise zur eigenen <strong>Heimat</strong>geschichte.<br />
Im Kapitel 1 »Die Anfänge des Christentums bei Franken <strong>und</strong> Sachsen«, Seite 9, heißt es: »Auf<br />
rechtsrheinischem Gebiet, im Raum von Lippe <strong>und</strong> Ruhr, siedelten die Brukterer <strong>und</strong> Chatten,<br />
die man seit dem 5. <strong>und</strong> 6. Jahrh<strong>und</strong>ert als dem fränkischen Reich zugehörig ansieht … Im 7.<br />
<strong>und</strong> 8. Jahrh<strong>und</strong>ert drangen dann jedoch neue Stämme von Norden <strong>und</strong> Osten in diesen Raum<br />
vor…« Hier finden wir die Hinweise auf die Besiedlung <strong>und</strong> Missionierung des Landes um das<br />
heutige <strong>Wattenscheid</strong>, das ja im »Brukterergau« – Wohngebiet der »Boruktuarier«, der<br />
Nachfahren des germanischen Bruktererstammes, lag <strong>und</strong> von dem anglofränkischen Missionar<br />
Bischof Suitbert (+ 713) zum christlichen Glauben geführt wurde. Man beachte dazu auch die<br />
Legenden der Straßenschilder an der Swidbertstraße. Auf Seite 13 des Buches findet sich eine<br />
Karte, die übersichtlich zeigt, wie man sich die europäischen <strong>und</strong> örtlichen Wege der frühen<br />
christlichen Glaubensboten vorstellen kann. Dazu gehörten neben Sankt Suitbert auch die beiden<br />
Priesterbrüder der »schwarze« <strong>und</strong> der »weiße« Ewald, die im Emscherland bis<br />
(Dortm<strong>und</strong>)-Aplerbeck das Evangelium verkündeten <strong>und</strong> dort erschlagen wurden. Sie werden<br />
bis heute als heilige Martyrer verehrt. Ihr Grabschrein steht in der Kirche Sankt Kuni bert in<br />
Köln. In Dortm<strong>und</strong>-Aplerbeck, in Essen-Altenessen <strong>und</strong> in Duisburg-Laar in der Emscher -<br />
städteregion erinnern Kirchen <strong>und</strong> Straßen an die beiden Missionare. Über die Beschaffen heit<br />
der »Ruhrgegend« zu Beginn der Pfarreigründungen um die erste Jahr tausend wende heißt es auf<br />
Seite 41: »Ortsnamen auf »…rade« <strong>und</strong> »…scheid« wie Sterkrade <strong>und</strong> Watten scheid weisen sich<br />
als ehemaliges Rodungsland aus.«<br />
Auf der folgenden Seite 42 ist ausführlich die »Ausgestaltung des Pfarrnetzes« dargestellt. Es<br />
wird der »Liber Valoris«, ein Abgabenverzeichnis der Pfarreien im Erzstum Köln um 1300,<br />
genannt, Abbildung Seite 45. Insgesamt sind darin schon 850 Pfarreien verzeichnet, 190 allein<br />
in Westfalen. Davon gehören vier zum heutigen Bistum Essen: Duisburg, Essen, <strong>Wattenscheid</strong><br />
<strong>und</strong> Lüdenscheid. Wörtlich heißt es dazu: »Vier von ihnen … waren zu dieser Zeit bereits zu<br />
Hauptpfarreien eines Dekanates aufgerückt, von denen das Erzbistum Köln damals gesamt 25<br />
kannte.« Die Pfarrei <strong>Wattenscheid</strong> war also schon vor über 700 Jahren der namengebende<br />
Kirchenort eines Landdekanates, das bis (Dortm<strong>und</strong>)-Hörde im Osten <strong>und</strong> von Herne bis<br />
Sprockhövel reichte. Nach der Auflösung des Erzbistums Köln durch Kaiser Napoleon (1769<br />
– 1821) um 1801 wurden Pfarrei <strong>und</strong> Dekanat <strong>Wattenscheid</strong> zum Erzbischöflichen<br />
Kommissariat für die einstige Grafschaft Mark mit 36 Pfarreien erhoben.<br />
Ganz in die neuere Zeit weist eir Karte, die auf der Seite 130 die »Entwicklung der Pfarr- <strong>und</strong><br />
Seelsorgebezirke im Bistum Essen seit Beginn des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts« zeigt. Hier wird deutlich<br />
darauf hingewiesen, dass <strong>Wattenscheid</strong> der eigene Mittelpunkt eines Netzes neu Pfarreien ist,<br />
11 sind im Raum <strong>Wattenscheid</strong> <strong>und</strong> Gelsenkirchen zu erkennen. Klar ist auch zu sehen, dass<br />
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