Bionik: Technik nach dem Vorbild der Natur - Junge Wissenschaft
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Jugend forscht<br />
49<br />
Young Researcher<br />
Abb. 4.: Selbst hergestelltes Hologramm (links) einer Modellfigur (rechts)<br />
5.1 Amplituden- und Phasenhologramme<br />
Durch das chemische Entwickeln <strong>der</strong> belichteten<br />
Filme wird das aufgenommene<br />
Interferenzmuster als schwarzes Silbergitter<br />
sichtbar. Solche Schwarzweißhologramme<br />
bezeichnet man als Amplituden-Hologramme.<br />
Sie absorbieren<br />
an den geschwärzten Stellen das Licht<br />
und haben eine vergleichsweise geringe<br />
Beugungseffizienz, weshalb sie nur ein<br />
schwaches Bild rekonstruieren.<br />
Gebleichte Hologramme heißen Phasenhologramme,<br />
weil sie die Phasen <strong>der</strong><br />
Lichtwellen beeinflussen. Sie haben diese<br />
Eigenschaft, da Licht in den meisten<br />
Materialien, so auch im Holografiefilm<br />
seine Geschwindigkeit verän<strong>der</strong>t. Nur<br />
im Vakuum und annähernd in Luft gilt<br />
die Lichtgeschwindigkeit. Der Film ist<br />
nun durch die chemische Behandlung<br />
an den ursprünglich unbelichteten Stellen<br />
dicker als an den belichteten Stellen.<br />
Das Licht benötigt dort mehr Zeit, um<br />
den Film zu durchdringen und ist auf <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en Seite des Films im Vergleich zu<br />
Lichtwellen, die dünnere Stellen passiert<br />
haben, phasenverschoben. Gleichzeitig<br />
ist die optische Dichte <strong>der</strong> dickeren<br />
Stellen auf Grund von unentwickelten<br />
Kristallen höher, was diesen Effekt verstärkt.<br />
Die verschobenen und gebeugten<br />
Wellen interferieren miteinan<strong>der</strong> und<br />
bilden den gleichen, jedoch wesentlich<br />
lichtstärkeren Effekt wie ein Amplitudenhologramm.<br />
5.2 Spezieller Entwickler und Farbverschiebung<br />
Bei den meisten Entwicklern gleicht die<br />
Rekonstruktionswellenlänge lei<strong>der</strong> nicht<br />
<strong>der</strong> Aufnahmewellenlänge. Vor allem<br />
für dicke Masterhologramme ist dies jedoch<br />
essentiell. Es wurde daher alternativ<br />
mit einem Entwicklerrezept gearbeitet,<br />
welches die Emulsion beim Entwicklungsprozess<br />
nicht schrumpfen lässt und<br />
dadurch keine Farbverän<strong>der</strong>ung hervorruft<br />
[1].<br />
Man kann die Farbe des Hologramms<br />
auch <strong>nach</strong>träglich durch „colourshifting“<br />
beeinflussen. Hier wurde eine Methode<br />
ausprobiert, die ich für die einfachste<br />
und flexibelste halte. Mit <strong>dem</strong> Zuckerersatz<br />
D-Sorbitol, auch Sorbit genannt,<br />
kann man die Rekonstruktionsfarbe reversibel<br />
und stufenlos in Richtung Rot<br />
verschieben. Saugt sich <strong>der</strong> Film in <strong>der</strong><br />
Sorbitlösung voll, so setzen sich Sorbitmoleküle<br />
in die Gelatine.<br />
Die eingelagerten Moleküle führen <strong>nach</strong><br />
<strong>dem</strong> Trockenen zu einer dickeren Gelatineschicht<br />
und somit zu größeren Gitterabständen.<br />
Das Verfahren ist reversibel,<br />
weil man Sorbit mit Wasser wie<strong>der</strong><br />
aus <strong>dem</strong> Film spülen kann. Die Farbverschiebung<br />
hängt linear von <strong>der</strong> Sorbitolkonzentration<br />
ab.<br />
6 Eigene Versuche<br />
Bevor ich eigene Versuche im Labor<br />
erfolgreich durchführen konnte, musste<br />
ich lernen mit <strong>dem</strong> professionellen<br />
Equipment umzugehen.<br />
Dies war mir nur möglich, weil mir die<br />
Technische Universität Berlin großzügig<br />
ein Labor zu Verfügung stellte, in <strong>dem</strong><br />
ich über viele Wochen in Ruhe probieren<br />
konnte. Als ich schließlich Komponenten<br />
gezielt auswählen, zusammenbauen<br />
und justieren konnte, musste ich die existierenden<br />
theoretischen Aufnahmeverfahren<br />
verbessern, um mit meinen Mitteln<br />
<strong>der</strong>en Umsetzung zu ermöglichen<br />
und darüber hinaus die Qualität <strong>der</strong> Ergebnisse<br />
zu steigern.<br />
Im Rahmen dieser Arbeit wurden sehr<br />
verschiedenartige Hologramme aufgenommen.<br />
Ich baute unter an<strong>der</strong>em viele<br />
Anordnungen zur Aufnahme darstel-