10/11 - Evangelische Kirchen in Erfurt

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AKTION DES HERZENS 32 Ein Werk braucht starke Hilfe Petra Hegt / Christian Garbe Über 10.000 Menschen, wie Ursula und Klaus mit ihren Kindern Sindy und Denise, haben in der vergangenen Saison des Restaurant des Herzens Heimat und Geborgenheit in der Stadtmission Erfurt gefunden. Stets war der Tisch reichlich gedeckt. Bei Tanz und anderen Kulturprogrammen für Groß und Klein fanden sie Entspannung und Anregung für den Alltag. Und immer wieder wurden von den Menschen die vielseitigen Leistungen des sozialen Netzwerks der Stadtmission, wie Kleiderkammer, Möbelwerkstatt, Haus Zuflucht oder ambulante Beratungsdienste in Anspruch genommen. Nun werden sie bald wieder vor unserer Tür stehen: Eine bunt gemischte Gruppe, Männer im in die Jahre gekommenen Anzug neben modisch gekleideten Frauen. Typen mit gepflegtem Äußeren warten neben anderen, denen das Gefühl für Körperpflege abhanden gekommen ist. Jeder bringt seine eigene Geschichte mit. Unübersehbar für die zahlreichen Touristen Erfurts sehe ich sie auf der Allerheiligenstraße stehen und in ihren Augen lese ich die Frage: „Habt ihr auch an uns gedacht, wenn ihr Advent und Weihnachten feiern werdet?“ – Wir haben! … – Auch in diesem Jahr will die Stadtmission Erfurt, deren Auftrag die Begleitung und Förderung sozial benachteiligter Menschen ist, das Restaurant des Herzens vom 29.11.04 bis 30.1.05 wieder öffnen. Dazu brauchen wir Ihre Spende: Zwar erfolgt die Grundfinanzierung der Arbeit der Stadtmission Erfurt über öffentliche Mittel. Es sind jedoch nicht alle Kosten in den Fördermittelanträgen unterzubringen, manche Kosten werden überhaupt nicht anerkannt und andere sehr knapp bemessen. Spenden werden auch zur individuellen Förderung und Hilfe gebraucht, z.B. für Zahlungen von Kautionen zur Überwindung von Obdachlosigkeit, für Übernahme von Eigenanteilen bei ärztlichen Behandlungen. Liebe Leser, die öffentlichen Sparmaßnahmen gefährden die Stadtmission Erfurt. Deshalb möchten wir Sie bitten, die Aktion des Herzens mit einem einmaligen oder regelmäßigen Beitrag zu unterstützen. Vielleicht einen Monat täglich einen Euro? Frau Schumacher ist Mo-Fr 13-16 Uhr in der Allerheiligenstraße 9 wieder Ihre Ansprechpartnerin. Im Übrigen sind Privat- wie auch Firmenspenden steuerlich absetzbar. Vielen Dank! P.S. Oder sollen Ursula und Klaus mit Sindy und Denise umsonst vor unserer Tür warten? Spendenkonto: Sparkasse Mittelthüringen BLZ 820 542 22 Kontonr. 39 830 983 Ökumenisches Friedensgebet Donnerstag 17 Uhr Lorenzkirche Anger/Ecke Pilse

33 JUBILÄUM Vom Kirchenbau auf dem Lande Frank Störzner Die Kirche St. Burchardi in Kleinmölsen wurde vor 400 Jahren fertiggestellt Es war am 15. Februar 1603, einem Dienstag, als sich die wichtigsten Männer Kleinmölsens (Erster und Zweiter Bürgermeister sowie die „Ältesten“, im heutigen Sinne der Gemeindekirchenrat) auf den Weg ins Erfurter Rathaus machten. In der Kanzlei gaben sie zu Protokoll, dass sie „auß höchster unvermeydtlicher notturft unser Gotteshauß und Kirchen bauen unnd bessern müssen unnd dessen länger keinen Umbgang haben können“ (im Sinne von: was länger keinen Aufschub duldet), womit der offenbar sehr schlechte Zustand der Kleinmölsener Kirche umschrieben wird. Weil „aber der Vorradt den wir in unser Gemein haben sich so hoch nicht erstreckett, das wir solchen Bau damitt vorbringen unnd verführen mugenn [mögen]“, man also nicht genug Geld hat, bitten die Vertreter Kleinmölsens den Erfurter Rat um ein Darlehen von 500 Gulden „zu vorhabenden Kirchengebau“. Noch am gleichen Tag trug der städtische Kämmerer den Vorgang in die Kleine Mater, die Stadtrechnung, ein. Er vergaß dabei den Hinweis nicht, dass der Vertrag unter Vermittlung des einflussreichen Erfurter Stadtvogtes und späteren Obervierherrn Herbord Nacke zustande kam. Dafür waren die Kleinmölsener offenbar sehr dankbar: Auf der Bautafel, die anlässlich der Fertigstellung 1604 an der südlichen Chor-Außenwand angebracht wurde, steht er an erster Stelle – erst dann folgt die Aufzählung der örtlichen Vertreter! Am Bau ihrer neuen Dorfkirche wirkte die „gantze gemein“ mit; die Bürgermeister und alle Mitglieder des Kirchenvorstandes verschuldeten sich mit all’ ihrem persönlichen Besitz zum Wohle des Bauwerkes. So entstand bis Ende 1604 jenes Kirchgebäude, das noch heute das Ortsbild Kleinmölsens prägt. Im Dorfkirchenbau hielt man gern länger an tradierten Formen fest, und so trägt das Maßwerk der zweibahnigen Fenster im Chorraum noch ganz gotischen Charakter, während Teile der Innenarchitektur wie der ursprünglich ganz umlaufende hölzerne Zahnfries bereits „modern“ dem Stil der Renaissance entsprechen. Die Kleinmölsener Kirche ist eine tonnengewölbte Saalkirche mit dreiseitigem Chorpolygon an der Ostseite. Der Turm ist ungefähr ein Jahrhundert älter. Sein Untergeschoss mit Tonnengewölbe ist nur durch einen unterirdischen Zugang erreichbar und enthielt die „Gemeindelade“ – eine Truhe, in der die Gemeinde ihre wichtigsten Dokumente und das Siegel aufbewahrte. Seit kurzem ist auch sie wieder restauriert und im Kirchenraum gut sichtbar aufgestellt. Zwischen 1988 und 1997

33 JUBILÄUM<br />

Vom <strong>Kirchen</strong>bau<br />

auf dem Lande<br />

Frank Störzner<br />

Die Kirche St. Burchardi <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>mölsen<br />

wurde vor 400 Jahren fertiggestellt<br />

Es war am 15. Februar 1603, e<strong>in</strong>em<br />

Dienstag, als sich die wichtigsten Männer<br />

Kle<strong>in</strong>mölsens (Erster und Zweiter<br />

Bürgermeister sowie die „Ältesten“, im<br />

heutigen S<strong>in</strong>ne der Geme<strong>in</strong>dekirchenrat)<br />

auf den Weg <strong>in</strong>s <strong>Erfurt</strong>er Rathaus<br />

machten. In der Kanzlei gaben sie zu<br />

Protokoll, dass sie „auß höchster unvermeydtlicher<br />

notturft unser Gotteshauß<br />

und <strong>Kirchen</strong> bauen<br />

unnd bessern müssen unnd<br />

dessen länger ke<strong>in</strong>en Umbgang<br />

haben können“ (im<br />

S<strong>in</strong>ne von: was länger ke<strong>in</strong>en<br />

Aufschub duldet), womit<br />

der offenbar sehr<br />

schlechte Zustand der<br />

Kle<strong>in</strong>mölsener Kirche umschrieben<br />

wird. Weil „aber der Vorradt<br />

den wir <strong>in</strong> unser Geme<strong>in</strong> haben sich<br />

so hoch nicht erstreckett, das wir solchen<br />

Bau damitt vorbr<strong>in</strong>gen unnd verführen<br />

mugenn [mögen]“, man also<br />

nicht genug Geld hat, bitten die Vertreter<br />

Kle<strong>in</strong>mölsens den <strong>Erfurt</strong>er Rat um<br />

e<strong>in</strong> Darlehen von 500 Gulden „zu vorhabenden<br />

<strong>Kirchen</strong>gebau“.<br />

Noch am gleichen Tag trug der städtische<br />

Kämmerer den Vorgang <strong>in</strong> die<br />

Kle<strong>in</strong>e Mater, die Stadtrechnung, e<strong>in</strong>.<br />

Er vergaß dabei den H<strong>in</strong>weis nicht,<br />

dass der Vertrag unter Vermittlung des<br />

e<strong>in</strong>flussreichen <strong>Erfurt</strong>er Stadtvogtes<br />

und späteren Obervierherrn Herbord<br />

Nacke zustande kam. Dafür waren die<br />

Kle<strong>in</strong>mölsener offenbar sehr dankbar:<br />

Auf der Bautafel, die anlässlich der<br />

Fertigstellung 1604 an der südlichen<br />

Chor-Außenwand angebracht wurde,<br />

steht er an erster Stelle – erst dann folgt<br />

die Aufzählung der örtlichen Vertreter!<br />

Am Bau ihrer neuen Dorfkirche wirkte<br />

die „gantze geme<strong>in</strong>“ mit; die Bürgermeister<br />

und alle Mitglieder des <strong>Kirchen</strong>vorstandes<br />

verschuldeten sich mit<br />

all’ ihrem persönlichen Besitz zum<br />

Wohle des Bauwerkes. So entstand bis<br />

Ende 1604 jenes Kirchgebäude, das<br />

noch heute das Ortsbild Kle<strong>in</strong>mölsens<br />

prägt. Im Dorfkirchenbau hielt man<br />

gern länger an tradierten Formen<br />

fest, und so trägt das<br />

Maßwerk der zweibahnigen<br />

Fenster im Chorraum noch<br />

ganz gotischen Charakter,<br />

während Teile der Innenarchitektur<br />

wie der ursprünglich<br />

ganz umlaufende hölzerne<br />

Zahnfries bereits „modern“<br />

dem Stil der Renaissance entsprechen.<br />

Die Kle<strong>in</strong>mölsener Kirche ist<br />

e<strong>in</strong>e tonnengewölbte Saalkirche mit<br />

dreiseitigem Chorpolygon an der Ostseite.<br />

Der Turm ist ungefähr e<strong>in</strong> Jahrhundert<br />

älter. Se<strong>in</strong> Untergeschoss mit<br />

Tonnengewölbe ist nur durch e<strong>in</strong>en<br />

unterirdischen Zugang erreichbar und<br />

enthielt die „Geme<strong>in</strong>delade“ – e<strong>in</strong>e<br />

Truhe, <strong>in</strong> der die Geme<strong>in</strong>de ihre wichtigsten<br />

Dokumente und das Siegel aufbewahrte.<br />

Seit kurzem ist auch sie wieder restauriert<br />

und im <strong>Kirchen</strong>raum gut sichtbar<br />

aufgestellt. Zwischen 1988 und 1997

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