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Kaffee im Herzen - Kaffee Kompetenz Zentrum

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KOLUMNENTITEL<br />

<strong>Kaffee</strong> <strong>im</strong> <strong>Herzen</strong><br />

Was als kleiner Bub mit einer <strong>Kaffee</strong>mühle aus Holz begann, sollte<br />

Edmund Mayr Jahre später in seinem <strong>Kaffee</strong> <strong>Kompetenz</strong> <strong>Zentrum</strong><br />

zur Vollendung bringen. Karl Schilling sprach mit einem, der sich<br />

seit frühester Kindheit der Bohne verschrieben hat.<br />

Wir schreiben das Jahr 1941. Inmitten der Wirren des zweiten<br />

Weltkrieges erblickte Edmund Mayr in Wien das Licht der<br />

Welt. Weil es damals wenig Spielzeug zu kaufen gab, war die<br />

braune <strong>Kaffee</strong>mühle seiner Großmutter eine willkommene Alternative<br />

zu Eisenbahn und Feuerwehrauto. Von der Mühle<br />

ging neben dem Mahlgeräusch auch ein Duft aus, der das Kind<br />

Edmund Mayr faszinierte. Mühle und Duft und natürlich der<br />

Geschmack sollten sein Leben nachhaltig prägen.<br />

In der Regel war das schwarze Gebräu damals ein Mix aus<br />

Surogaten und Feigenkaffee, der an Feiertagen oder zu besonderen<br />

Anlässen mit ein paar Bohnen gestreckt wurde. „<strong>Kaffee</strong><br />

hat mir von Anfang an geschmeckt, kalt wie warm – mit Zucker<br />

und ohne Milch.“ Die Haut der nach dem Kriegsende erhältlichen<br />

Frischmilch, die sich aufgrund des hohen Fettgehalts auf<br />

dem <strong>Kaffee</strong> bildete, schmeckte Klein-Edmund überhaupt nicht.<br />

Das änderte sich erst nach seiner Schulzeit, als Milchaufschäumen<br />

technisch möglich und dadurch auch populär wurde.<br />

Entwicklungsphase<br />

In seiner Jugendzeit begann er einen sechten Sinn zu entwickeln,<br />

der ihn später sein Hobby zum Beruf werden ließ: den<br />

Geschäftssinn. In den 1950er und 1960er Jahren betrieb sein<br />

Onkel in Oberwaltersdorf eine Produktionsstädte für Mehlspeisen<br />

und Schokowaren. „Er war damals einer der wenigen,<br />

der Schokolade gegossen hat.“ Der damals 14jährige Edmund<br />

half ihm, die Figuren händisch zu verpacken und danach zu bemalen.<br />

Dafür belohnte ihn seine Tante mit Säckchen von Süßigkeiten<br />

und einigen der Schokofiguren, die er sich von seinem<br />

Vater gegen Bares auslösen ließ.<br />

Der führte damals in Ebreichsdorf eine Konditorei, die auch<br />

Eis verkaufte. „An den Wochenenden fuhren meine Cousine<br />

und ich mit einem Dreirad, auf dem ein riesiger Eisbehälter<br />

befestigt war, auf Verkaufstour und brachten das Eis an den<br />

Mann.“ Diese Touren führten sie auch in die russische Besatzungszone,<br />

die sie und ihr „Maroschenoe“ freudig empfingen.<br />

„Aus heutiger Sicht nicht ganz ungefährlich. Aber wir waren<br />

halt Kinder, die sich über das Körberlgeld freuten.“<br />

Die Jugend verbrachte Mayr nahezu ausschließlich in Cafés,<br />

wo er Billard und Schach für sich entdeckte. Mit Wohnsitz in<br />

der Mollardgasse waren namhafte Wiener <strong>Kaffee</strong>häuser nicht<br />

weit. Oder aber, er besuchte das neue Espresso seines Vaters in<br />

der Eichkogelsiedlung nahe Baden bei Wien. Dort stand eine<br />

der ersten Espressomaschinen: eine Hebemaschine von Gaggia.<br />

„Die hat mich sofort fasziniert.“ Sicherlich auch deshalb, weil er<br />

in der Zwischenzeit einen technischen Beruf erlernt hatte. Auch<br />

der Vater mochte sie und hielt ihr trotz verlockender Angebote<br />

anderer Maschinenhersteller über Jahre die Treue. Der Sohn sah<br />

es etwas anders, absolvierte 1960 bis 61 seinen Präsenzdienst<br />

und trat danach in die Dienste AMKO, dem Österreichvertrieb<br />

von FAEMA. „Die waren damals weltweit der größte Hersteller<br />

von Espressomaschinen.“<br />

Bildnachweis: Edmund Mayr, Harald Richter<br />

42<br />

02/2008<br />

G ASTWIRT


<strong>Kaffee</strong> - Barista<br />

Beruflicher Aufstieg<br />

An seinem ersten Arbeitstag verlor der damalige Verkaufsleiter<br />

seinen Führerschein und benötigte einen Chauffeur für<br />

seine Kundenbesuche. Da kam Edmund Mayr, der als Techniker<br />

klarerweise noch nicht richtig involviert war, gerade recht.<br />

Er kutschierte fortan seinen Chef durch das Land. „In diesem<br />

Jahr habe ich wahnsinnig viel gelernt, Leute kennengelernt<br />

und obendrein ein tolles Auto fahren“. Einen Opel Kapitän –<br />

2,6 Liter – mit Automatikgetriebe. Und weil er tagtäglich mit<br />

seinem geliebten <strong>Kaffee</strong> zu tun hatte, er die Maschinentechnik<br />

nicht nur kennen, sondern auch verstehen wollte und über das<br />

Quäntchen Pfiffigkeit verfügte, das <strong>im</strong> Geschäftsleben den Unterschied<br />

ausmachte, war er alsbald Verkaufsleiter, um danach<br />

Gesellschafter von AMKO zu werden,<br />

Als Verkaufsleiter tat er es seinem sich in die Pension verabschiedenden<br />

Lehrmeister gleich. „Der hat sich auch als Techniker<br />

zum Verkaufsleiter hochgedient und mir somit alles von<br />

der Pike auf beibringen können.“ Was Edmund Mayr für sich<br />

zusätzlich definierte war, daß Techniker ihre Kleidung grundsätzlich<br />

dem Betrieb ihres Kunden anpassen sollten. „Ich war<br />

<strong>im</strong>mer adrett und dem Typus des Lokales entsprechend gekleidet.“<br />

Dieser Grundsatz gereichte ihm bei seiner Verkaufstätigkeit<br />

durchaus zum Vorteil, die er mit seinem Technikwissen ideal<br />

verbinden konnte. „Diese Dualität ließen unsere damaligen<br />

Firmenstrukturen zu.“ Was ihm seine Kunden mit langjähriger<br />

Markentreue dankten. So konnte er <strong>im</strong> Laufe der Jahre bis zu<br />

100.000 Gastronomen in der <strong>Kaffee</strong>zubereitung schulen und<br />

vereinzelt beginnen, alles über <strong>Kaffee</strong> zu sammeln. Das ließ ihn<br />

<strong>im</strong> laufe der Jahre zu einem der weltweit größten Sammler zum<br />

Thema <strong>Kaffee</strong> werden..<br />

Krönung<br />

Die Zahl der Exponate nahm überhand. Doch wie macht man<br />

etwas wertvoll, das andere eigentlich wegwerfen wollten? Ein<br />

erster Schritt war der Verein für <strong>Kaffee</strong>kultur, den er 1996 gemeinsam<br />

mit Anton Richter und Kurt Falkner ins Leben rief.<br />

„Bereits damals war das Ziel, mein Wissen in ein <strong>Kompetenz</strong><br />

<strong>Zentrum</strong> einzubringen bwz. ein <strong>Kaffee</strong>museum zu gründen.“<br />

Damit begann sein Leidensweg, bei potentiellen Förderern<br />

wegen eines Standortes vorstellig zu werden. Alle gratulierten<br />

ihm zu seiner Idee, wollten jedoch kein Geld locker machen.<br />

Aus der Not machte Mayr eine Tugend und wurde sein eigener<br />

Investor. Die Anzahl der Sammlerstücke wuchs in der Zwischenzeit<br />

unaufhörlich weiter.<br />

Für einen Lichtschweif am Horizont sorgte die Fachgruppe<br />

der Wiener <strong>Kaffee</strong>sieder, der Club der Wiener <strong>Kaffee</strong>hausbesitzer<br />

und das technische Museum, die sich bereit erklärten, einen<br />

Großteil der Exponate zu kaufen. Durch die Fachgruppe und<br />

den Club hat sich die heutige Adresse <strong>im</strong> Wiener Wirtschaftsmuseum<br />

ergeben. Dort betreut er als Kurator deren Exponate<br />

sowie den Großteil seiner eigenen. Ende 2001 beschloß Direktor<br />

Hartweger aufgrund des Erfolges von wenigen Quadratmertern<br />

auf 300 zu erweitern, was den Weg für das 2004 eröffnete<br />

<strong>Kaffee</strong> <strong>Kompetenz</strong> <strong>Zentrum</strong> ebnete. Von der ersten Stunde<br />

an besuchten Fachschüler, Fachlehrer, Gastronomen sowie<br />

private <strong>Kaffee</strong>liebhaber seine Schulungen. Darüber hinaus<br />

wird das Haus gruppenweise von Film- und Fernsehteams gestürmt.<br />

„Aus aller Herren Länder“. Darauf ist Edmund Mayr<br />

stolz. Ebenso auf zahlreichen Ehrungen und die SCAE-Zertifizierung.<br />

Zu Recht.<br />

Sein nächster Streich wird ein Buch sein. Unschwer zu erraten,<br />

wovon es handeln wird...<br />

G ASTWIRT<br />

02/2008<br />

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